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Mein Weg da raus
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Mal schauen
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l-m-s2 · 3 years ago
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Mein Sternenkind Noel
Am 27. Juli 2018 wurde ich vormittags in der Prenatal Klinik in Düsseldorf vorstellig. Nach mehreren Monaten intensiver Untersuchungen, stundenlangen Ultraschalls, einer Fruchtwasserpunktion und der Sitzung des Ethikrates, wurde unsere Sohn Noel im 7. Schwangerschaftsmonat per Injektion in die Nabelschnur getötet.
Wenige Wochen zuvor erfuhren wir, dass Noel an dem VACTERL-Syndrom leidet. In seinem Fall, konnten die Ärzte im Ultraschall keine Blase und Speiseröhre sehen, seine Unterarme waren nur halb entwickelt, seine Genitalien waren nicht vorhanden und er hatte eine Gaumenspalte. Daher beschlossen wir gemeinsam mit den Ärzten und nach mehreren psychologischen Beratungsgesprächen, dass wir ihm ein solches Leben, für den Unwahrscheinlichen Fall dass er Überleben würde, nicht zumuten könnten. Wir entschieden uns für einen Fetozid im 7. Monat.
Da ein fast ausgewachsener Fötus nicht mehr per Ausschabung (mögliche Methode eines Schwangerschaftsabbruchs bis zum 3. Monat) sondern per Geburt seinen Weg gehen muss, lag ich anschließen 6 Tage im Krankenhaus. Ich bin noch heute dankbar dafür, dass das Krankenhaus mir ein eigenes Privatpatienten Zimmer zur Verfügung stellte obwohl ich keiner bin und auch mein Partner bei mir bleiben konnte.
Die 6 Tage mit meinem toten Sohn im Bauch, wartend darauf, dass endlich die Medikamente wirken und die Wegen einsetzen, waren die reinste Hölle. Mich zu dieser Zeit anzugucken, geschweige denn meinen Bauch zu berühren war mir kaum möglich. Jeder Tag zog sich einfach unfassbar in die Länge und ich wollte einfach nur das alles vorbei geht.
Emotional dachte ich, zu diesem Zeitpunkt noch, damit ganz gut klar zu kommen. Ich hatte psychologische Gespräche im Vorfeld und war mir all dessen was passieren wird bewusst. Jedoch änderte der Morgen des 02. Juli 2018 einfach alles.
Gegen 6 Uhr am Morgen setzten die Wehen langsam ein, ich bekam Schmerzmittel und wartete auf die Wirkung, während die Schmerzen aber immer schlimmer anstatt besser wurden und die Pausen immer kürzer öffnete sich auch mein Muttermund. Es dauerte keine Stunde bis ich im Kreissaal auf der liege saß und der Anesthesist mir eine PDA legte. Doch bevor die Wirkung einsetzten konnte, ging es los. Es dauerte keine 20min und Noel war geboren. Die Geburt war zu meiner Erleichterung sehr schnell und ohne Komplikationen. Danach wurde er gesäubert und in eine Decke gewickelt.
Dann legte mir die Hebamme Noel in meine Arme. Noch heute, 4 Jahre später, schiessen mir die Tränen in die Augen, wenn ich an diesen Moment zurückdenke.
Am Nachmittag verließen wir das Krankenhaus und versuchten einen Weg zurück ins Leben zu finden…
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