Text
Niemand schleicht über unsere Köpfe, führt ein neues Leben, so wie du. Aber was keine Decke für dich ist, ist für Niemand auch kein Boden, es ist Verbindungsstelle. Wände sind lediglich permeable Grenzen ein und des selben Organismus, Gedanken diffundieren durch Beton und billigen Teppich - Ihr seid monolithisch. Eure Verbindung reicht nicht nur vom Erdgeschoss in den Keller, auch über andere Betten und durch neue Herzen habt ihr Bestand. Du hast mir einen Platz angeboten hier unten bei dir. Aber da ist kein freier Stuhl und ich stehe unpassend im engen Raum. Immer wieder stolpere ich über euren Faden und stoß mich an Überbleibseln, werde ungewollt Zeuge von Restintimät und bleibenden Ritualen. Immer wieder frag ich mich, was bist du und was ist Niemand. Ich kann Niemanden erkennen, in der Art wie du Zigaretten drehst, wenn du einkaufen gehst, in deiner Spotify Playlist. Überall hortest du Emotionen, Erinnerungen und Geschichten ohne Punkt, du stellst dein Leben mit Menschen voll. Selbst unter deiner Haut bekomme ich Klaustrophobie. Deine Existenzen tragen Frauennamen. Und ich musste entdecken, dass meine nur eine Aufspaltung ist, evolutionär gesehen verwandt mit Niemand. Es ist unklar, ob ich besser angepasst bin an dich, vielleicht bin ich nur eine neue Art durch Mutation und ich weiß auch nicht, ob mir deine verfügbaren Ressourcen genügen. Koexistenz ist nicht möglich, wenn man den selben Lebensraum beansprucht. Alain Badiou sagt, Liebe sei eine Wahrheitskonstruktion, ein Leben das nicht mehr ausgehend vom Gesichtspunkt des Einen, sondern der Zwei geführt wird. Er nennt das die Bühne der Zwei. Du hast dir schon ein Leben konstruiert, eine Tragödie mit parallelen Handlungssträngen, auf deiner Bühne bin ich mal Statist, mal nur Zuschauer, mal gestehst du mir die Hauptrolle zu. Aber meistens, während ich an den Klippen deiner Geschichte hänge, warte ich auf mehr Gesprächsanteil im nächsten Akt. Wie viele Protagonisten verträgt dein geteiltes Leben? Als ich das erste mal Wir sagte, hast du dich über die sprachliche Verschmelzung unser beider Individuen mockiert. Fandest es lustig, dass ich mich dem Pathos einer Zweiheit hingebe. Dachte ich. Aber du verstehst dich schon als Wir, von dem ich kein Teil bin. Ich weiß, du versuchst Grenzen zu ziehen, selbst Dualität zu sein, aber der Schnitt teilt dich und wir, du und ich, enden als einziger Kompromiss. Du beherrscht die Grammatik der Liebe nicht. Du denkst, du kannst die Vergangenheit aufrechterhalten, dein Herz schlägt gegen den Uhrzeigersinn. Während ich ständig auf das Perfekt in der Zukunft hoffe, schreibst du deine Vergangenheit noch immer im Präsens. Wofür lebst du? Wofür blutest du? Herzschlag und Puls können keine Dissonanz sein. Ich weiß, dass Liebe maßlos und unteilbar, ein Ganzes in jeder Quantität ist, dass sich zwei Lieben nicht ausschließen. Zwei Leben aber schon, und ich kann dich nicht gänzlich lieben, wenn du nur Bruchstück bist. Ich habs versucht, glaub mir. Aber Niemand ist kein Geist, keine ferne Erinnerung, keine Anekdote von damals. Ihr bleibt Realität und die Fussspuren ins Erdgeschoss immer frisch. In anderer Menschen Schatten kann man sich nicht sonnen und Niemand ist eben doch Jemand, mit dem du immer noch alles teilst.
21 notes
·
View notes
Text
bloß eine Aneinanderreihung an Worten bloß eine Aneinanderreihung an Geschehnissen und das bisschen Hoffnung zwischen Blicken und Zeilen
5 notes
·
View notes
Text
Stell dir vor, man hört einfach mal auf sich ständig alles vorzustellen und lebt in der Realität. Traurig.
5 notes
·
View notes
Text
Oh baby, call me Sisyphus I’ve found myself another burden Again With your good bye we’ve come full circle Again Eternal return
Next time the rock I’m pushing up the mountain Will not have your deep blue eyes and your crooked smile I will call it by another name And the path will be plastered by other memories But there’s no way to escape my inexorable fate I’m condemned to that meaningless task Always ending the same dreadful way Same same but different
Camus said one must imagine Sisyphus happy So Im trying to smile While seeing you rolling down the steep path I pushed you up While tasting the bittersweet iron on my tongue While feeling my muscles ache and the painful blisters on my feet While disappointment is filling up my obstinate heart
Could I only curse a god or a higher power Yet there’s only myself to blame, my stubborn heart Self imposed pain by the empty promises of irrational hope Because torture was not pushing you up this mountain Knowing you would roll down again But expecting you not to
6 notes
·
View notes
Text
Die verbrannte Erde unter deinen Schuhsohlen erzählt von ehemaligen Kriegsschauplätzen. Aber keinen hast du zur Mahn- oder Gedenkstätte ernannt, weil zählt, was inmitten der Trümmer stehen bleibt und du sisyphusartig ein Zuhause darauf erbaut hast.
2 notes
·
View notes
Text
I love you. In a platonic way. Meaning, if I were trapped in cave with shadows of you on the wall, you as my horizon, my only existing reality, I wouldn’t want to leave. I’d even tighten my handcuffs.
3 notes
·
View notes
Text
“Schlaf da erst mal eine Nacht drüber”- sagt man so. Ich fragte mich immer schon, was denn 6 oder vielleicht sogar 8 Stunden Unbewusstsein ändern sollten. Das Grau der Nacht durchscheint das Chaos nicht mit brillanter Klarheit, absurde Traumsequenzen offenbaren nicht die versteckte Wahrheit, Schlaflosigkeit treibt die Rationalität nur in den Wahnsinn und in der nächtlichen Stille sind die Dämonen unter dem Bett und im Kopf sowieso am lautesten. Die Ruhe des Geistes ist nur eine Schonfrist um Entscheidungen hinauszuzögern und zu verdrängen, das unruhige Wälzen in den Laken nur Selbstkasteiung. Ich glaube, wenn man sagt, “schlaf da erst mal drüber”, meint man eigentlich “wach da erst mal mit auf”. Denn die ersten Sonnenstrahlen geben das preis, was das Dunkel der Nacht zu vertuschen versuchte. All die Befürchtungen, die die Nacht nicht verträgt, sind die ersten Gedanken des Morgens. All die Worte, die man zusammen mit Alkohol oder Schlaftabletten runtergeschluckt hat, schmecken morgens so bitter wie der erste Kaffee. Es ist nicht die Nacht, die Klarheit verschafft, sondern der Morgen, der alles in Frage stellt und die nächtlichen Gedanken neu beleuchtet. So wie dieser Morgen, dieser miese Verräter.
Im Morgenlicht erscheint das Bett als Tatort, zerwühlte Decken als Indizien eines Kampfs und die Matratze zeigt unbarmherzig die Umrisse von Opfer und Täter. Die roten Flecken, die im schwachen Licht aussahen wie lippenstiftgezeichnete Küsse gleichen nun eher Blutspritzern. Blicke, die im Dunkeln als Verlangen gedeutet wurden, wandeln sich retrospektiv betrachtet in Mordlust. Der Morgen beleuchtet unsere Zweisamkeit neu. Der wolkenlose Himmel, an dem die Sonne langsam hochklettert, bietet Raum für Interpretationen, Projektionsfläche für die Sequenzen, die weder Alkohol noch der kurze Schlaf verwischen konnten: Deine Fingerspitzen, die entlang meiner Wirbelsäule tasten. So radikal sanft, bei jeder Berührung knackst mein Genick bedrohlich. Dein heißer Atem umstreichelt meinen Hals. Hungrige Lippen erforschen meine Anatomie, die Stelle suchend, an der deine scharfen Zähne meine Kehle blutig liebkosen können. Unsere Gesichter so distanzlos nebenüberineinander, nichtmal Luft passt in die erstickende Nähe. Keuchende Küsse und kämpfende Zungen, die sich um das bisschen Sauerstoff zwischen uns streiten. Ein tiefer Atemzug und für drei Sekunden nimmst du mir das Leben, verschluckst den Hauch meiner Existenz. Du auf mir, mich völlig umschießend. Nur eine feste Umarmung und deine wilde Zärtlichkeit bricht mir alle Knochen. Deine großen sehnigen Hände auf meiner Brust. So nah am Herzen, als würden sie meine Seele ertasten. Ein entschlossener Griff und du hälst mich leblos zwischen deinen Fingern. Deine Küsse entlang meines Körpers. So intensiv, du zeichnest eine Spur blauer Flecken mit deiner Lust. Dein rauer Bart zwischen meinen Beinen. Darüber durchschlägt das Leuchten deiner Augen die Dunkelheit und flutet meinen Körper. Dein undurchdringlicher Blick fesselt mich ans Kopfende des Bettes. Blutige Kratzer, bebendes Fleisch, offene Münder, verzerrte Gesichter, krallende Finger.
Nein, der Schlaf ändert nichts; er beruhigt und verschleiert. Die nüchterne Betrachtung des Morgens tut es. Und wie du so neben mir stehst, rauchend am Fenster im gnadenlos brennenden Morgenlicht und nicht mal der bittere Kaffee dich und den Eisengeschmack von meiner Zunge spülen kann, weiß ich plötzlich nicht mehr, ob ich letzte Nacht geliebt oder geschlachtet wurde.
#kurzgeschichte#deutscher text#gefühlsbdsm#der morgen ist ein mieser verräter#deutscher tumblr#prosa
10 notes
·
View notes
Text
Du kamst mit dem Herbstanfang.
Wir sind uns schon vorher begegnet. Wir hatten nicht gesucht, was jeder insgeheim zu finden hofft, aber trafen uns doch. Eines Sommerabends stolpertest du mir angetrunken in die Arme und fielst mir auf die Lippen, hinterließt wenig Eindruck und deine Telefonnummer. Du hättest namenlose Ziffern und Erinnerungsfetzen im Morgengrauen bleiben können - mir torkelten so viele in die offenen Arme, blieben bloße Augenblicke und Kopfschmerzen nach zu langen Nächten, in denen keiner Versprach, was der Spätsommer sowieso nicht hält - hätte ich nicht eines anderen Abends meine Motorik gegen Bier eingetauscht und Halt in deinen Armen gesucht. So schwankten wir beide in mein Bett. Ich stiess mir das Herz an der Bettkante und füllte die Gedächtnislücken mit deinem Namen, du verwechseltest Augenblicke mit Chancen und hauchtest mir am nächsten Morgen ein versprochenes Vielleicht auf die Lippen.
Der Herbst kam und du hattest die Finger nicht gekreuzt. Wir begegneten uns wieder. Anders. Mit offenen Armen, die nicht mehr loslassen wollten. Mit festem Stand, aber weichen Knien und warmen Händen, die kalten Tee umklammerten.
//
Die Nächte werden länger und tiefer, aber reichen nicht mehr aus und so füllen wir auch die Tage miteinander und strecken die Zeit mit unendlichen Blicken. Wo zuerst nur offene Beine, übermütige Berührungen und Zähne waren, die sich unbedacht ins Fleisch bohrten, sind jetzt neugierige Zungen, vorsichtig tastende Fingerspitzen und Worte, die manchmal noch im Hals stecken bleiben. Denn der Herbst bleibt nun mal wechselhaft, erwartungsvolle Vorhersagen sind zu vermeiden. Niemand weiß, ob die Wärme der Hitzegewitter zwischen uns bis zum Winter anhält. Zweifel, ob glühende Wangen oder blaugefrorene Lippen bleiben werden. Angst, sich auf dem Glatteis das Genick zu brechen.
Aber noch bleiben wir standhaft und begegnen uns immer wieder. In der einvernehmlichen Stille, in der man tief Atem aus dem anderen holt und den selben Moment umarmt. Zwischen den Blicken, die immer länger und tiefer werden und sich zu einem verständigen Lächeln formen, nach dem man sich Zeit lassen kann, weil für den Moment Gewissheit zwischen den Mundwinkeln steckt. In Nächten, in denen man einfach bleibt, in denen es keine Fragen gibt. Nach dem Sex, wenn man sich guten Tag sagt, sich unter die Haut geht und den anderen dort willkommen heißt. In dem Geist des anderen, dieser neue Raum, durch den man verwundert schreitet, sich an den Eigenheiten stößt und die Bilder an den Wänden bestaunt, bis sich ein heimisches Gefühl einstellt und man eigene Spuren hinterlässt, die neuen Raum schaffen und zugleich füllen. Zwischen aufgeregten Worten und begierigen Fragen, die sanft und langsam enthüllen, interessiert zupfen, komplexe Knoten lösen und tief bohren, bis man auch den liebenswerten Monstern und fürchterlichen Wundern begegnet.
So machen wir den Herbst zum Frühling. Unter dem beginnenden Frost und dem gefallenen Laub sprießt irgendwas. Manchmal ist da dieses Gefühl, 3 Kalenderblätter auf einmal abreissen zu wollen, endlich Früchte zu ernten und die Vorfreude auf einen Sommer mit dir. Aber eigentlich ist es so viel schöner uns beim wachsen zu beobachten und zu sehen, wie sich das frische Grün hinter unseren Ohren in ein flammendes Rot verwandelt, wie wir mit unseren Begegnungen Strecke machen und Raum gewinnen. Raum, sich zu finden. Raum, zu kommen und zu bleiben. Raum, zu sein. Raum, zu werden. Raum, der keinen Platz für Zweifel mehr lässt.
8 notes
·
View notes
Text
Wir stecken uns in Schubladen pressen uns in Definitionen um uns irgendwie zu erklären um greifbar zu sein doch nichts wird uns gerecht und wir fügen uns den viel zu kleinen Worten bleiben trotzdem immer unausgesprochen und vergehen zwischen den Zeilen
11 notes
·
View notes
Text
Laue Sommernächte verleiten einen zu den absurdesten Gedanken. Wenn man so erwartungslos vor die Türe tritt und direkt in die schwitzige Umarmung der rosa Abenddämmerung stolpert, der Geruch von zu schnell getrunkenem Bier und vergessenem Grillfleisch die ersten Küsse einer Sommerromanze verraten, die Luft schwül und schwer von all den Möglichkeiten ist, die sich ab und an kaum merklich zwischen zwei lächelnden Mündern in elektrisierenden Blitzen entladen und man dieses Spektakel im vorbeigehen selbstzufrieden und fast beiläufig betrachtet - ja, da kann man schon auf komische Gedanken kommen. Dann denkt man sich, man müsste mal wieder fühlen. So richtig viel von diesen richtig großen Gefühlen. Eins von denen, das allgegenwärtig aber nie greifbar ist, außer vielleicht heute, in dieser magischen Sommernacht. Dieses Gefühl, das so klischeebehaftet und dessen Name so ausgelutscht ist, dass man darüber eigentlich nur noch müde schmunzeln kann. Aber in der rosa sonnenstichartigen Vorstellung, da würde einem das Gefühl in Kombination mit der gebräunten Haut doch ganz gut stehen und das bisschen Schmerz, das da stumm in den Augen glitzern würde, wäre ja auch nur ein interessantes Accessoire wie eine Sonnenbrille. Dieses Gefühl, das den Brustkorb zertrümmert, die Mundwinkel bis zum Krampf nach oben zieht, die Zufriedenheit mit kritischen Fragen und Selbstzweifeln durchbohrt, und das zu einem Zombie macht, der selbst nach fünf sauberen Kopf- und Brustschüssen noch mit offenen Armen auf dich zu torkelt, das wäre doch schön, dieses Gefühl - denkt man sich. Während man sich dieses rosarote Gemetzel so ausmalt, ganz gedankenverloren auf die Klingel drückt und dann plötzlich dieser Dreitagebart mit den bierflaschengrünen Augen und dem kaum wahrnehmbaren Lächeln in der Tür steht, lösen sich all diese naiven Gedanken auf und formen sich zu einem riesigen, verheißungsvollen FUCK. Und dann hofft man, dass das Blutrot der Abenddämmerung, die höllische Hitze, die bedrohlichen zwischenmenschlichen Miniaturgewitter und der Gestank von verbranntem Fleisch doch bloß Vorboten der hoffentlich bald eintretenden Apokalypse sind, und nicht bloß die Wundern einer verdammten Sommernacht.
2 notes
·
View notes