Tumgik
#Wohnblock
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gedankenfragmente · 2 months
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Dampf aus dem Kessel lassen
Es dampft.
Ein Kessel Namens Kopf.
Nicht meiner.
Doch der Nachbar unter mir scheint frustriert.
Im Wohnblock gegenüber läuft zu laut die Musik.
Mein Nachbar schickt erste Flüche nach drüben.
Sein Kopf beginnt zu pfeifen.
Der Mensch von gegenüber erwidert das gesprochene Wort.
Es entflammt ein Konzert mit kochenden Tiraden.
Das Schaudern lockt andere Gäste an.
Türen und Fenster werden geöffnet.
Die Straße zwischen den Wohnblöcken wird jetzt die Bühne.
Wüst die Beschuldigungen.
Es ist leichter zu schimpfen, als normal miteinander zu reden.
Ich frage mich was das soll.
Bringt es doch unsere Gesellschaft nicht weiter.
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biologyfiction · 7 months
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gutachter · 7 months
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Stadt Wemding verhindert Wohnblock in Baugebiet: Folgt jetzt ein Kompromiss?
Wemding: „…Investoren wollen in Wemding ein Mehrfamilienhaus bauen und ziehen deshalb auch vor Gericht. Jetzt handelt der Stadtrat. Wie geht es weiter? Eine Firma möchte mitten in einem Baugebiet in Wemding einen Wohnblock bauen. Seit 2022 liegen die Pläne auf dem Tisch. Es regte sich Widerstand in der Nachbarschaft. Stadt und Landratsamt lehnten das Vorhaben ab. Die Vertreter des Unternehmens…
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benkaden · 9 months
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Ansichtskarte
Stalinstadt Planschbecken im Wohnblock "Karl-Marx-Straße" mit Durchblick zur HO-Gaststätte "Aktivist"
Karl-Marx-Stadt: Verlag Erhard Neubert (F III/6/75 A 162/58 A 2719)
1958
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fabiansteinhauer · 1 month
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Wissenschaft vom Regen
Ceci n'est pas Patti Lateranensi. Aber immerhin ist das Patti Smith [mum is punk] und Patti Smith ist mehr oder weniger heimlich eine Heldin aller Polarforscher, weil sie selber Polarforscherin ist, tapfer und mit lyrischen Mitteln.
Ich gehe davon aus, dass nicht nur austauschbar ist, was das Recht sein soll. Ich gehe auch davon aus, dass alles dasjenige, was als Recht erscheint, dank technischer Manöver erscheint, die mit einem Austausch, einem Wechsel, einer Übersetzung oder einer Versetzung einhergehen. Das Manöver stellt etwas, unter anderem so, als sei es Recht - und unter dem Dogma großer Trennung filtert es dabei etwas so, als sei es Recht und nur Recht und nicht mehr etwas anderes als Recht. Was als Recht gestellt wird, das ist in dem Sinne eine Verstellung, Kontrafaktur oder eine Fiktion. Etwas wird im Vorgang gekreuzt, das ist wie ein Verschlingen. Im Bildrecht lässt sich das besonders deutlich beschreiben: Man verwendet Bilder, allein schon der Streitgegenstand ist ein Bild, der Prozeß ist theatralisch und volle Bilder, das Gesetzbuch hat ein Schriftbild - und am Ende sind die Bilder so verwendet, als ob das moderne Recht bildfrei wäre. Die Verwendung der Bilder ist wörtlich zu nehmen, man wendet sie ins Unbildliche. Hier wird eine Grenze des Recht gekreuzt, weil gleichzeitig das Recht darüber definiert wird Text zu sein, man aber dennoch an und mit Bildern arbeitet. Gekreuzt wird in einem weiteren Sinne: Die Bilder werden durchgekreuzt, cancelliert um einen Begriff von Vismann zu verwenden. Gekreuzt wird auch so, wie es Spencer-Brown in seinem Formenkalkül nahelegt, denn man operiert mit der (Rechts)Form, wechselt dabei in der Unterscheidung die Seite der Form. An Bildern kann man das beschreiben, es gilt aber für alles das, an dem Recht exerziert. also wahrgenommen oder ausgübt wird und das dennoch kein Teil des Rechts sein soll, sei es Fleisch, Religion, Wohnblock, Algorithmus, Pilz, Verkehrunfall, Derivat, eine Transaktion, ein Geschäft oder eine Jeans aus Pakistan, die in Duisburg auf dem Müll landet und auf ihrem kurzen weg durch die Welt eine Reihe von Rechten aneinandergeraten lässt.
Man kann die kulturtechnische Operation analytisch zergliedern, in ihr eine Trennung, eine Assoziation und den erwähnten Tausch beobachten. Diese analytische Zergliederung ist kunstvoll, damit auch künstlich, auch wenn man kaum sagen kann, dass alle drei Operationen in Wirklichkeit eine Operation seien (schon weil die technischen Elemente in ihrer rekursiven Anlage keine kleinsten Elemente sind und sie immer aus einer Zusammensetzung dessen bestehen, was sie selber sein soll). Schon am Begriff des Rechts kann man die kulturtechnische Konditionen beobachten, wenn man diesen Begriff auf eine Referenz festlegt. Schon das ist eine Verwechslung und sie läuft ein bisschen so, als würde ein Schiedsgericht ein falsche Teekesselchen aussondieren, um ein richtiges Teekesselchen präsentieren zu können. Man halbiert einen Begriff, wenn man sagt, von welchem Begriff er abstammt und von welchem er nicht abstammt, präsentiert diese Hälfte dann aber als Ganzes.
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unfug-bilder · 6 months
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Der legt sich, wenn überhaupt, vor nen Wohnblock, nicht vor ein Einfamilienhaus
(C) Mario Lars
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east--wind · 7 months
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( Canyon City )
"Aufgepasst, Kadett. Sonst stürzen Sie am Ende noch."
Austris hatte Edevane nicht kommen hören, aber das änderte nichts an seiner Ruhe im Angesicht der Klippe, die sich vor ihm erstreckte. Es war nur ein halber Schritt, der ihn vom sicheren Tod trennte. Mehrere hundert Meter klaffte der Abgrund vor ihm in die Tiefe, aber die war es gar nicht, der Austris seine Aufmerksamkeit geschenkt hatte. Sondern den steinernen Wächtern. Wie sie am Ende des Canyons alles an Höhe überragten und seit Urzeiten steinern ihren Blick auf Canyon City richteten.
Austris wandte sich um und verschränkte die Arme auf dem Rücken. Der Wind peitschte ihm die Haare ins Gesicht und zerrte an seinem Trainingsanzug. Ein gepolsterter Einteiler, dessen beige Farbe am Ende irgendwie doch nur farblos wirkte. Vor allem inmitten des rötlichen Gesteins.
Edevane, der inzwischen bemerkt haben musste, dass er seinen Schüler aus den Gedanken gerissen hatte, zeigte den Anflug eines Lächelns auf seinen Lippen. Eine flüchtige und seltene Erscheinung in diesem Gesicht.
"Atme tief."
"Flieg hoch!" Austris salutierte vor seinem Ausbilder, indem er bei den Worten die Faust auf die linke Brust legte und eine Spannung in seinem Körper aufbrachte, dass er nun, ähnlich wie einem Fels, dem Wind mit aller Stärke trotzte.
"Mitkommen, Kadett."
Es brauchte nur eine zackige Handbewegung, damit Austris sofort folgte. Trotzdem konnte er dem Drang nicht widerstehen, sich noch einmal nach dem Canyon umzusehen. Dort, wo Skybax irgendwo hoch zu Luft sein Unwesen trieb.
"Mir ist zu Ohren gekommen, dass es ein Problem mit Eurem saurischen Lebenspartner gibt." Edevane schnitt das Thema an, als könne er Austris' Gedanken lesen. Gegen das Getöse des Windes sprach er heute noch lauter an, als es für ihn ohnehin üblich war.
"Es gibt kein Problem, Sir."
"Also habt Ihr bereits eine Nacht in seinem Nest verbracht?"
Austris schwieg. Eine Antwort, die mehr sagte, als tausend Worte. In seiner Kehle kratzte es, als er daran dachte. Näher als vielleicht zehn Meter war er nie an Skybax herangekommen. Der Albino ließ ihn einfach nicht zu sich. Irrte sich Austris in seiner Wahl?
Edevane blieb stehen und wandte sich an seinen Kadetten, um ihn mit scharfem Blick davon zu überzeugen, wie ernst und dringlich die Sache war.
"Euch bleibt nicht mehr viel Zeit. Wenn er am Prüfungstag nicht erscheint und ihr euren ersten Ritt nicht absolviert, dann ist Eure Zeit in Canyon City vorbei."
Austris presste die Kiefer aufeinander. Natürlich wusste er das. Jeden Tag saß ihm diese Frist im Nacken. Manche Nacht fand er kaum Schlaf deswegen. Er hatte schon so viel versucht, doch nichts überzeugte den Flugsaurier.
Edevane setzte seinen Weg fort, Austris folgte ihm auf dem Fuß. Es brauchte keinen weiteren Befehl, um zu verstehen, dass es von ihm verlangt wurde. Abseits des Grübelns über seine missliche Lage, interessierte es Austris doch sehr, wohin ihn Edevane eigentlich führen wollte. Doch er fragte nicht weiter nach. Seine Gedanken kreisten um Skybax und das, was er Austris mit seiner Verweigerung antat. Wenn sie am besagten Tag nicht ihren ersten Ritt antraten, dann hatte das einzig und allein Folgen für ihn. Nicht für den Saurier. Für ihn änderte sich nichts, während Austris alles verlor, was er hatte.
Sie erreichten die ersten Wohnblocks von Canyon City. Behausungen, die in den roten Fels gehauen waren, manche nur einen schmalen Pfad vom Abgrund entfernt. Schwindelfrei zu sein, das war eine der wichtigsten Eigenschaften, die man hier besitzen konnte. Sie war überlebenswichtig.
Mit dem Abstieg nach Canyon City, legte sich der Wind ein wenig. Auf dem Pfad zum Trainingslager wurde es beengter, aber die meisten, die ihnen entgegen kamen, wichen ehrfürchtig zurück und grüßten. Wobei das alles nur Edevane galt. Austris war nur im Schlepptau. Ein Anhängsel. Und genauso nutzlos fühlte er sich im Moment auch.
Sie betraten eine rund geformte Halle. Der Wind ebbte ganz ab und plötzlich war es still. Auch in Austris' Kopf. Nur war er sich im Moment nicht klar darüber, ob das gut oder schlecht war.
Auch jetzt machte Edevane nicht Halt. Er lief unbeirrt weiter, direkt auf eine Glasvitrine zu, die in den Fels eingearbeitet worden war. Insgesamt gab es ihm ganzen Saal mindestens zehn davon und sie waren in symmetrischen Abständen zueinander eingelassen. Hinter jeder Glasscheibe prangte ein Sattel.
"Wissen Sie, wem dieser gehörte?"
Austris zuckte mit den Achseln. Inzwischen war er so schlecht gelaunt, dass er sich ziemlich sicher war, dass er es nicht mehr verstecken konnte. Edevane nickte mit dem Kopf zur Virtrine. Austris gehorchte und las den Namen, der an einem goldenen Schild unter dem Sattel zu lesen war.
"Der Sattel meines Vaters." Ganz um eine monotone Tonlage bemüht, fiel Austris nichts besseres dazu ein. Nicht das Thema. Dazu war er nun wirklich nicht in Stimmung. Obwohl, wann war man schon bereit dazu, über den Sturz in den Tod zu sprechen? Noch dazu, wenn es der eigene Vater war.
"Er war ein großartiger Pilot."
"Ja. Hab ich gehört." Austris konnte Edevane nur einen kurzen Blick aus den Augenwinkeln zuwerfen, so gefesselt war er vom Anblick des Sattels. Es war unbeschreiblich, diesen vor sich zu sehen. Fast schon grotesk. Ein Gegenstand, der seinen Vater überlebt hatte, obwohl er mal so eng mit ihm und seinem Leben verknüpft gewesen war. Einfach surreal. Nicht greifbar. Wieso war das Ding noch da, sein Vater aber nicht?
"Ich bin sicher, dass in Ihnen das gleiche Talent steckt. Selbst wenn Sie auch nur halb so talentiert sind, wie er es war, würde das aus Ihnen einen sehr guten Piloten machen. Also kümmern Sie sich endlich um das Problem mit Ihrem saurischen Lebenspartner. Dieser Sattel wartet seit Jahren auf seine neue Bestimmung und er bekommt sie nicht, wenn Sie glauben, Löcher in den Canyon zu starren, wäre die Lösung." Wieder diese eindringliche Blick. "Ihr Vater wäre stolz darauf."
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trauma-report · 2 years
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Jetzt kann es sich nur noch um Stunden handeln, bis sie erfroren sind.
Der Blick des Agenten war kalt, als er seinen Blick ins Tal warf, in welchem die beiden Amerikaner verzweifelt versuchten, um ihr Überleben zu kämpfen. Und am anderen Ende der Welt, mitten in der Arktis war das alles andere als ein leichtes Unterfangen. Doch es waren ihre eigenen Taten, die sie hierher geführt hatten. Die Bedrohung, die von ihnen ausgegangen war, war zur Gefahr für alle geworden. Ganz Russland hätte durch die Machenschaften dieser beiden Terroristen ein jähes Ende finden können, denn sie hatten nicht nur eine enge, einschmeichlerische und gefährliche Verbindung zum weißen Haus, sondern waren nun auch in den Besitz von Codes zum Abschuss von Atomraketen gekommen.  Ivan Radov hatte bei diesem Einsatz nicht nur einen Job zu erledigen, er musste die ganze Welt beschützen und dafür würde er alles geben. 
“Jetzt kann es sich nur noch um Stunden handeln, bis sie erfroren sind.” sprach Svetlana hinter ihm, die selbst in dem gefütterten Winterparka eine gute Figur machte. Agent Radov musste zugeben, dass er von Anfang an ein Auge auf sie geworfen hatte, doch das durfte ihn jetzt nicht ablenken. Sie hatte überraschend gute Arbeit geleistet, war ihm zur Seite gestanden… und noch so viel mehr. “Oder um Minuten, bis wir sie erledigt haben.” entgegnete er und schritt voran, während die dramatische Musik im Hintergrund anschwoll, verdeutlichte, wie wichtig und entscheidend die folgenden Minuten des Films sein würden, der durch Jascha’s klapprigen Video-Recorder lief.  Das Bild hätte besser sein können, doch mehr als ein alter Röhrenfernseher, den irgendjemand mal zum Mitnehmen vor seiner Tür hatte stehen lassen, war eben nicht drinnen gewesen. Als er ihn vor etwa einem Jahr in den Straßen Moskaus vor dem Wohnblock, in dem er mit seinen Eltern lebte, gefunden hatte, war ihm das schon wie ein unwahrscheinlicher Jackpot vorgekommen. Denn mit seinen 16 Jahren war es ihm noch nicht möglich, sonderlich große Ausgaben zu machen. Zwar arbeitete er neben der Schule an drei Tagen die Woche in einem Getränkemarkt, um sich etwas dazu zu verdienen, doch das sparte er für eine Spielekonsole, die er sich jetzt definitiv noch nicht leisten konnte.  Ihnen ging es besser, seitdem sie Kasachstan verlassen hatten. Damals war er 8 Jahre alt gewesen. Jung, traumatisiert, verschüchtert. Obwohl er zweisprachig aufgewachsen war, hatte er im ersten Jahr mit niemandem Russisch gesprochen. So, als hätte jemand sein Hirn in dem fremden Land umgekrempelt und auf kasachisch gestellt. Er schien niemanden so recht zu verstehen und umgekehrt hatten auch die anderen Kinder nicht wirklich etwas mit ihm anfangen können. Zumindest das hatte sich im Jugendalter zunehmend gelegt. Vom Außenseiter war er zum Klassenclown mutiert, auch wenn ihm seine üblichen flotten Sprüche in gerade diesem Moment im Hals stecken blieben.  Wenn man es genau nahm, dann war er vermutlich wesentlich aufgeregter als Agent Radov in der Röhre vor ihm, der bald beinahe sein Sidechick verlieren würde, das in der folgenden Szene zielgerichtet hinter ihm durch den Schnee stapfte, während ein inszenierter Schneesturm immer weiter anschwoll.  Jascha hatte den Film “bez greja - Agenten ohne Sünde” bestimmt schon an die hundert Mal gesehen, für die Gleichaltrige neben ihm war es allerdings das erste Mal, sodass sie recht fasziniert am Bildschirm klebte. 
Sita und er gingen in die gleiche Klasse. Die Brünette mit der perfekten Stupsnase, die bereits jetzt so aussah, als könnte man sie auf die Laufstege der Welt loslassen, war wohl irrsinnigerweise keines der beliebteren Mädchen in ihrer Jahrgangsstufe. Das lag wohl daran, dass sie nicht ständig und mit allen Mitteln versuchte im Vordergrund zu stehen. Mal abgesehen davon, schien sie wenig davon zu halten, sich ihr Gesicht schon in so jungen Jahren mit Makeup zu zukleistern. Sie wirkte natürlich, aufgeschlossen, freundlich, wenn auch ein wenig zurückhaltend, fast schon schüchtern. Der Grund, warum sie von den anderen Mädchen in der Klasse wie eine Aussätzige behandelt wurde, lag wohl darin, dass sie es nicht nötig hatte, sich an sämtliche Kerle rauszuschmeißen, die zwei Stufen über ihnen waren. Die Angebote kamen von ganz alleine, auch wenn Sita davon eher überfordert wirkte, als sie wirklich anzunehmen. Und Jascha? Der war in diesem Alter, in dem die Hormone übersprudelten und einen dazu brachten, sich teilweise recht dusselig zu benehmen, um die Aufmerksamkeit des anderen Geschlechts zu erhaschen und er war ziemlich berühmt-berüchtigt, dumme Aktionen zu starten, die ihn schon fast von der Schule hatten fliegen lassen.  Umso mehr hatte es ihn überrascht, dass sie tatsächlich zugestimmt hatte, mit ihm einen Filmmarathon zu machen. Alle vier Teile Agenten ohne Sünde. Mittlerweile waren sie bei Teil 2 angekommen und das eigens errichtete Lager aus Kissen und Decken vor seinem Bett, um dem Fernseher näher zu sein, wurde zunehmend bequemer.  Ihr näher zu kommen war nicht sonderlich leicht gewesen. Erst waren es nur Gruppenarbeiten in einigen Fächern gewesen, durch die er wirklich aufmerksam auf sie geworden war und wie gut sie in fast wie jedem Schulfach zu sein schien. Hübsch und klug, die Mischung fand man mit 16 Jahren nicht häufig. Seine miserablen Noten in Englisch hatten ihn schließlich zu wesentlich drastischeren Maßnahmen gezwungen, die ihm gleichzeitig neue Chancen eröffnet hatten. Sita hatte ihm Nachhilfe gegeben, war mit ihm Vokabeln und Grammatik erst in den Pausen durchgegangen, bis sie sich auch außerschulisch mal bei ihr, mal bei ihm getroffen und sich etwas besser kennengelernt hatten. 
Jetzt war Jascha heiß. Er hatte Mühe, dem Geschehen auf dem Röhrenbildschirm zu folgen und wandte der Brünetten neben sich immer mal wieder einen Blick zu, der hoffentlich unbemerkt bleiben würde. Denn er fand sie echt gut. So richtig gut. Und wenn ihm bewusst wurde, wie nahe sie sich gerade waren, kribbelte alles in ihm. Es verunsicherte ihn, was ihre Anwesenheit in ihm auslöste, weil er sich gleichsam so unfassbar unwissend fühlte. Er hatte noch nie einen Abend auf so eine Weise mit einem Mädchen verbracht, geschweige denn mal eins geküsst oder überhaupt je so für eines empfunden. Bislang waren sie ihm alle so unglaublich hohl und stumpfsinnig vorgekommen. So, als würden sie sich im Leben nur auf ihr Aussehen konzentrieren und wie andere über sie dachten.  Doch Sita war nicht so. Sie wirkte nicht so oberflächlich. Im Gegenteil, sie schien eher interessiert daran zu sein, etwas über die anderen Leute zu erfahren, auch wenn es ihr schwer zu fallen schien, aus eigener Kraft auf sie zuzugehen. Doch den Part hatte er ihr in diesem Fall abgenommen. Er war gerne in ihrer Nähe, auch wenn er nicht wusste, ob das auf Gegenseitigkeit beruhte. Er räusperte sich, als der Kloß in seiner trockenen Kehle sich immer weiter auszubreiten und ihm die Kehle zu zuschnüren drohte. Als er sie eingeladen hatte, um Zeit mit ihr zu verbringen, hatte da schon ein gewisser Hintergedanke in seine Planung mit rein gespielt. Er hatte sogar, bevor sie gekommen war, die alte bescheuerte Weihnachtsbeleuchtung, bei der schon so einige Lämpchen ihren Lebenswillen verloren hatten, aus dem Keller gekramt und umständlich um die Pfosten seines Bettes herum gewickelt, um zumindest einigermaßen für eine gemütliche Atmosphäre in seinem Jugendzimmer zu sorgen. Jetzt, wo die Sonne im winterhaften Moskau untergegangen war, wirkte sie tatsächlich besonders gut und er war fast schon ein bisschen stolz auf sein kleines Kunstwerk. Doch selbst die Lichterkette half ihm kein Stück dabei weiter, ihm die Aufregung zu nehmen. Vielmehr spitzte sie sich mit jeder weiteren Minute, die verging immer weiter zu. Er fürchtete, etwas zu tun und dann abgewiesen zu werden. Gleichzeitig wollte er jedoch auch nicht, dass sie diese Filme sahen und Sita einfach wieder ging, ohne dass etwas passiert war. Für eine Weile hoffte er sogar darauf, dass sie tun würde, was er sich bislang noch nicht getraut hatte, doch auch sie rührte sich keinen Zentimeter. 
“Alles gut?” fragte sie ihn mit ihrer sanften, ruhigen Stimme, nachdem er sich geräuspert hatte und sah kurz zu ihm auf, was sein Herz kurzzeitig zum Stillstand brachte, ehe es nur umso schneller anfing zu schlagen. Was, wenn sie das bemerkte? Was, wenn sie hörte, wie sehr es in seiner Brust schlug?  “Jop. Alles cool.” antwortete er nur und befand, dass es nun an der Zeit war, sich zusammen zu reißen und einfach den ersten Schritt zu tun. “Ist aber ganz schön kalt geworden. Heizung funktioniert mal wieder nicht richtig.” Eigentlich funktionierte seine Heizung ziemlich gut. Ganz anders als damals in Atyrau, wo seine Mutter ihn regelmäßig in Decken eingemummelt aufs Sofa gesetzt und ihm einen heißen Tee nach dem anderen gebracht hatte, um ihn warm zu halten. Doch bei dem Wohnblock hier in Moskau wäre es wohl auch nicht unrealistisch gewesen, wenn irgendetwas in der Wohnung nicht richtig funktionierte. Er griff über sie nach einer Decke, spürte, wie ihm Hitze in den Kopf stieg, als sie sich dabei ganz kurz sehr viel näher waren, ehe er sich wieder zurücklehnte und die Decke über sie beide ausbreitete.  Sita zögerte einen kurzen Moment, dann rückte sie plötzlich etwas näher an ihn heran, sodass sich zumindest ihre Beine berührten. Erneut tat sein Herz einen Satz, er atmete so flach wie es nur ging tief durch, dann streckte er sich noch auffällig unauffälliger und legte seinen linken Arm schließlich hinter ihr auf der Kante seines Bettes ab. Sie warf ihm einen kurzen Seitenblick zu, brauchte erneut einen kurzen Moment, dann lehnte sie sich zurück und schließlich gegen seine Schulter, sodass er seinen Arm gänzlich um sie legen konnte. 
Innerlich jubelte er. Die vorherige unsichere Aufregung verwandelte sich zunehmend in eine sichere Vorfreude. Da lag ein verdammt hübsches Mädchen in seinem Arm und das machte ihn so glücklich, dass er für einen Moment lang fast schon diese Emotionen aus sich brechen ließ. Doch es gelang ihm mit Mühe, Not und sehr viel Selbstbeherrschung, cool zu bleiben. Jetzt wie ein kleines Mädchen auszurasten, hätte den Moment definitiv ruiniert und seinen hart erarbeiteten Ruf als lässiger Unruhestifter an der Schule noch dazu.  Sie wandte den Kopf, sah schüchtern zu ihm auf, ehe er den Blick erwiderte. Vielleicht ein wenig zu lang, denn sie musste automatisch lächeln. Ertappt biss sie sich auf die Unterlippe und blickte wieder zum Fernseher, doch ihr Lächeln hatte sich eindeutig in seinen Kopf gebrannt. Es hatte ihm gegolten. Das musste doch das Zeichen sein, dass sie ihn auch mochte, oder? “Blyaat…”, kam es ihm langgezogen in den Sinn, während seine Nervosität einen neuen Höhepunkt erreichte, sodass er einfach wollte, dass er diesen Berg überwand. Er wollte nicht mehr länger abwarten und ihr zeigen, dass er sie ein bisschen mehr mochte, als eine bloße Freundin, die ihm dabei half, sein miserables Englisch zu verbessern oder der er seine Lieblingsfilmreihe etwas näher bringen wollte. Er wünschte sich, dass sie sah, dass sie etwas Besonderes war. Anders als die anderen Mädchen in ihrem Alter.  Und so riss er sich nach einigen Minuten des simplen Kuschelns schließlich am Riemen, legte vorsichtig - so als sei sie eine Porzellanpuppe, deren Gesicht bei der kleinsten falschen Berührung zerspringen könnte - seine Hand an ihre Wange, drehte ihren Kopf in seine Richtung und legte seine Lippen auf ihre. 
Im ersten Moment fürchtete er schon, er hätte etwas falsch gemacht. Immerhin hatte er keine Ahnung davon, was er da eigentlich trieb. Es war das erste Mal für ihn, dass er jemandem überhaupt so nah war. Doch als er spürte, wie sich ihr Körper neben seinem entspannte und sie den Kuss erwiderte, fühlte es sich verdammt gut an. Er roch ihr unaufdringliches Parfum, schmeckte einen leichten Hauch von Minze während des Kusses und spürte ihre weichen, vollen Lippen an seinen. Gefühle von Glück durchströmten ihn und er wünschte sich, dass er diesen Moment für immer festhalten könnte.  Dennoch lösten sie sich nach einem Moment voneinander, blieben sich aber dennoch nah. Nun konnte er sein glückliches Grinsen nicht verstecken, als ihn Erleichterung durchfuhr wie ein warmes, wohliges Gefühl.  “Das hätte ich nicht von dir erwartet.” sagte sie leise. Auch ihre Lippen zierten nun ein Lächeln, als sie ihm in die Augen sah, die er wiederum nicht von ihr abwenden konnte. Spitzbübisch grinsend zuckte er mit den Schultern.  “Echt nicht? Vielleicht hätte ich dir vorhin noch ein paar mal öfter sagen sollen, dass du heute echt hübsch aussiehst… Also… auch sonst immer. Sowieso. Aber heute bist du irgendwie noch-...” Er konnte seinen Satz nicht beenden, da war es mit einem Mal sie, die wieder Lippenkontakt suchte, was er instinktiv intensivierte, indem sich seine rechte Hand in ihrem Haar vergrub. Das Kribbeln, das ihn vorhin noch bei jeder kleinsten Berührung heimgesucht hatte, war nun wieder allzu präsent und schien jede Zelle seines Körpers zu beeinflussen. Selbst seine Atmung beschleunigte sich, ohne dass er diese wirklich kontrollieren konnte. Er verlor sich in diesen Gefühlen, die er mit Sita teilte. So sehr, dass die Agenten ohne Sünde irrelevant geworden waren und lediglich als schwammiges Rauschen im Hintergrund nützlich waren. Für ihn hätte es wohl ewig so weitergehen können, doch als plötzlich die Tür zu seinem Zimmer geöffnet wurde und gleißendes Licht aus dem Flu den Raum durchflutete, stellte sich vorerst ein jähes Ende ein, das die beiden Jugendlichen augenblicklich voneinander Abstand nehmen ließ.  “Jascha, mein Lieber. Ich hab euch ein paar Kekse ge-... Oh!” hörte er nur die Stimme seiner Mutter, die er nur Bruchteile von Sekunden später ertappt und erschrocken ansah. Ebenso wie sie, die relativ schnell zu merken schien, was hier los war. “Mama!” kam auch gleich der etwas unwirsche Ausruf ihres Sohnes, der sich in seiner Privatsphäre gleich enorm gestört fühlte. “Kannst du nicht anklopfen?!” “Izvinitje, bin schon weg. Bin schon weg!” kam von ihr die prompte Antwort, doch sie verließ den Raum nicht, ohne den Grund, weswegen sie überhaupt erst so reingeplatzt war, in Form von frischen, noch dampfenden Keksen auf seinem Schreibtisch abstellte.  Noch während sie das Zimmer wieder verließ, hörte Jascha seinen Vater aus dem Wohnzimmer lachen und so etwas wie “Hab dir doch gesagt, du solltest die beiden in Ruhe lassen. Jascha ist kein Kind mehr.” sagen, bevor sich die Tür wieder schloss und das Licht erneut einen angenehmeren, wärmeren Ton annahm. 
Er wollte im Boden versinken. Es war alles so perfekt für ihn gelaufen, einen besseren ersten Kuss hätte man sich nicht wünschen können. Und dann war da etwas, das sich Eltern schimpfte.  Von Peinlichkeit überrumpelt schlug Jascha die Hände über dem Kopf zusammen und fluchte. Sita neben ihm schlug die Decke zur Seite und erhob sich, sodass er sich sofort ziemlich sicher war, dass er es hiermit offiziell verkackt hatte.  “Man, tut mir voll leid…” entschuldigte er sich sofort zerknirscht und kleinlaut, wünschte sich, er könnte die Zeit zurückspulen, um seinen ersten Kuss um ein paar Minuten nach hinten zu verschieben, damit seine Mutter nicht einfach zwischendrin reinplatzte. Doch jetzt war es schon geschehen und er konnte nichts mehr daran ändern.  Doch die brünette Schönheit überraschte ihn erneut, indem sie - statt einfach zu gehen - mit der Plätzchendose wiederkam und sich erneut neben ihn unter die Decke kuschelte. Sie kicherte. 
“Was denn? Die sehen doch voll gut aus.” sagte sie und zog einen Keks aus der Dose, den sie ihm unter die Nase hielt. Vertrauter, weihnachtlicher Duft erfüllte sofort die Stelle, an der sie saßen und sein Schreck verblasste allmählich, als er merkte, dass ihm das Ganze offensichtlich peinlicher war als ihr. Es schien ihr sogar gar nichts auszumachen. Es kam keine unangenehme, peinliche Stille auf. Es war alles gut.  Jetzt war er es, der erleichtert auflachte, ehe er das Plätzchen entgegen nahm und seinen Blick wieder zum Bildschirm richtete.  “Jetzt haben wir die wichtigste Stelle im Film verpasst.” sagte er. “Können ja zurückspulen.”  Grinsend sah er zu ihr hinab, legte erneut seinen Arm um sie, da er von dem Gefühl, sie so nah bei sich zu wissen, einfach nicht genug kriegen konnte. “Mal schauen, wie oft wir das heute noch tun müssen…” 
Jascha war glücklich. 
Zumindest für zwei Monate, in der er als der Typ mit Freundin durch die Schule stolzieren konnte und mehrere Abende die Woche mit Sita verbrachte. Doch dann verschwand dieses anfängliche Hochgefühl allmählich. Immer öfter kamen Gespräche auf, die ihn zurück in seine Kindheit führten. Zurück zu Erinnerungen, über die er nicht sprechen wollte. Und je öfter er versuchte, von diesen Themen abzulenken, desto stiller wurde es um sie beide. Bereits jetzt hegte er einen Berufswunsch, den sie nicht nachvollziehen konnte. Ein Streitpunkt, der immer öfter aufkam. 
Wenn ich 18 bin, geh ich zur Armee. Ich werde mal Soldat. 
Sie verstand nicht, warum er das so unbedingt wollte. Sie konnte nicht nachvollziehen, warum man sich freiwillig Gewalt und Krieg aussetzen wollte. Immer wieder sprach sie davon, dass die Realität anders war, als es in Filmen dargestellt wurde und dass er sich doch lieber auf die Schule konzentrieren sollte, um einen guten Abschluss zu bekommen. Sie klang schon wie seine Mutter… Das ging ihm auf die Nerven. Das hielt er nicht aus. Denn er wusste bereits, wie die Realität aussah und wollte genau deswegen etwas tun. Nur sagen konnte er Sita das nicht.
Er machte Schluss mit der offiziellen Begründung, dass er eine andere besser fand. Insgeheim jedoch wollte er nicht, dass jemand in seinem Leben herum wühlte oder hinterfragte, was er erreichen wollte. Das war ihm zu intim, zu persönlich, zu tief. Es sollte wohl einfach nicht sein mit Sita und ihm. Es sollte wohl allgemein nicht so sein mit langfristigen Beziehungen und das würde sich sein restliches Leben genau so hinziehen. 
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Late submission for this week’s topic Architecture. 
(I skipped last week because I just wasn’t feeling up to it and am happy that I managed to make myself do this week even though I had a few better ideas than this one but I did not want to cycle to the city. Last week’s topic would have been Low Angle and I actually had an idea for it but I would have had to go outside for that so meh.)
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cyanidetooth · 1 year
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Flucht Nach Vorn! Flux! Poison Dwarfs! Trash! Der Böse Bub Eugen! Unknownmix! Alu! Die Unbekannten! Sprung Aus Den Wolken! Alexander von Borsig! Kulturelle Einfluss! Einstürzende Neubauten! Krank Xerox! Wohnblock D! Mißbildungen! Die Haut! Geming! Didaktische Einheit! Notorische Reflexe! Frieder Butzmann!
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biologyfiction · 2 years
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gutachter · 1 year
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Mehrfamilienhaus schafft neuen Wohnraum in Thannhausen
Thannhausen: „…Thannhausen wächst stetig, weshalb Wohnraum in der Mindelstadt sehr gefragt ist. Den Druck auf dem Wohnungsmarkt kurzfristig etwas herausnehmen könnte ein Neubauprojekt, das im Buchenweg auf zwei unbebauten Grundstücken realisiert werden soll. Es wurde in der jüngsten Bauausschusssitzung vorgestellt und beraten. 18 neue Wohnungen sollen zwei Mehrfamilienhäuser beherbergen, die als…
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herzlak · 1 year
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Thanks for tagging me @dysfunctional-deity <3
Rules: Post the first lines of your last 10 fics posted to AO3. (Sort by date posted.) If you have fewer than 10 fics posted, post what you have.
1. Stacheln und Gänsehaut
Jans Blick folgte Rosa, bis schließlich er selbst ihr ebenfalls folgte.
2. Schlüssel und Schloss
Der Weg vom Wohnblock zurück zum Parkplatz kam ihr endlos vor und insgeheim verfluchte sie Jan ein klein wenig dafür, dass er so weit weg geparkt hatte.
3. Du hast mich
"Es ist nicht Ihre Schuld, dass Martina tot ist - also lassen Sie mich in Ruhe!"
4. Fremdkuscheln is' nich
Die Badezimmertür knarzte ordentlich, als Rosa sie hinter sich zuzog.
5. Gemeinsam kochen...
"Gemeinsam kochen macht glücklich, wusstest du das?"
6. Allein
Wenn Jan die Augen schloss, konnte er noch immer die Schüsse hören.
7. Would you hold me baby, like it's OK?
"Und du? Wo warst du?"
8. Frühlingswetter
Farblos schimmernde Regentropfen hatten sich auf der Windschutzscheibe von Rosas Opel gesammelt.
9. Schwer wie Blei
Schwer wie Blei fielen dicke Regentropfen auf die Frontscheibe des BMWs und verwandelten sich in schnell fließende Rinnsale, sobald sie das Glas berührten.
10. Feindlich-gefiederte Invasion
Es hätte ein ganz normaler Donnerstagvormittag werden können, wäre nicht um 11:42 Uhr ein grauer Federball durch's Fenster geflogen und gegen den Wandschrank geknallt.
Tagging anyone who wants to do this :)
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fabiansteinhauer · 2 years
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Mein Viertel
1.
Rund um die Metrostation Приморская, links und rechts vom Kanal der Smolenka, das heißt auf der Insel, die auch den Василеостровский район bildet, das ist mein Viertel. Das, was an meinem Herzen russisch ist, ist hier groß geworden, fastforward. Hier bin ich am orthodoxen Ostern 1993 nach einer zweitägigen Zugfahrt aufgeschlagen, bald ist Jubiläum. Aus Scheu, angesprochen zu werden, habe ich in den ersten Wochen noch Kopfhörer aufgesetzt, von Kassette die sechste Symphonie von Tschaikowsky und die Sonaten von Skriabin und irgendwelche Klavierstücke von Rachmaninov gehört. Größenrealistische Wohnkomplexe mit Ansätzen zum Größenwahn sollen auch erstmal übertönt werden. Das waren die letzten Wochen meines gelben, wasserdichten Sony-Walkman, Baujahr 1984 mit gummiüberzogenen Knöpfen, der immerhin neun Jahre gut funktioniert hatte. Der hat mir zum Abschied diesen Stadtteil mit jener Musik verschmolzen, tolles Abschiedsgeschenk.
Ende der Walkmanära, d.h. endgültig Schluss mit den Achtzigern. Gleichzeitig betrieb jemand in dem Wohnblock, in dem ich auf der achten Etage wohnte (Block 1, Aufgang 1, mit Blick aus dem Schlaf- und Arbeitszimmer auf den Kanal und die Kreuzung neben der Metro) einen Piratensender mit seinem C-64 und einem Videorekorder. Die mussten noch weiterarbeiten. Der sendete ab und zu Star Wars, Mad Max, Hitcher - der Highwaykiller, Gremlins, Terminator, Alien: nur beste Auswahl, wie um die Achtziger zumindest videotechnisch doch nicht enden zu lassen.
Dann wieder sah man eine Stunde lang oder mehr nur den blauen Startbildschirm seines C 64 auf diesem Kanal: Hellblau auf dunkelblauem Grund: **** Commodore 64 Basic V 2 ****
64 K Ram System 38911 Basic Bytes Free
Ready.
In meiner Kindheit schaute ich heimlich Testbildschirm, äußerlich so, wie ein Kaninchen die Schlange anstarren soll, innerlich zufrieden, begeistert, wartend. So schaute ich auch jetzt manchmal dem C 64 beim Blausein und dem Cursor beim Blinken zu. Manchmal tippte der Betreiber dort aber auch etwas. Wolodja, Haus 23, Block 2, Aufgang 5, Wohnung 234 verkauft 30 Flaschen nicht-raffiniertes Sonnenblumenöl. Nicht raffiniert, dafür aber trübe. Dazu noch Charakter, also Sonnenblumenöl wie mit Jahrgang und Terroir. Feine Sachen wurden über den Kanal vertrieben, Autoreifen auch. Kleine Anzeigen, live getippt , live gelöscht und heute nicht mehr wahr. Die Großmutter von Olga, mit der ich in einer WG lebte, sagte, wenn es wieder soweit war: er tippt mal wieder was. Lief weder sein Kanal noch die öffentlichen russischen Sender dann lief MTV, aber da lief in dem Jahr nur Pet Shop Boys und das war zum Nichtaushalten.
2.
Habe ich Piratensender gesagt? Hegel schreibt 1802 in einer Kritik an der Reichsverfassung und der Staatsrechtslehre: Deutschland ist kein Staat mehr. Dieser Satz wird einer der zahlreichen berühmten Eingangssätze, die im Kontext deutscher Staatsrechtslehre scheinbar auch ein Biotop gefunden haben.
Die Sowjetunion war für immer, bis sie nicht mehr war (Yurchak). Wenn Deutschland 1802 schon kein Staat mehr war, dann ist schwer zu sagen, was Russland 1993 gewesen sein soll. Unter anderem die Unterscheidung zwischen Piratensendern und öffentlichen Sendern erscheint dann auch entweder leicht gewagt, etwas abwegig oder aber wie man so etwas eben so sagt, so eine Art How are you? in L.A.
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Andrew Vachss Tritt auf einen Spalt Erzählung
— 1 — Als wir alle zusammen noch Kinder waren, war Bobby der Mutigste. Er war der erste, der von einem Ende der Wohnblocks zum anderen über die Dächer lief. Ich weiß noch, wie wir ihm folgten, wir alle in einer Reihe. Der letzte Sprung war der schlimmste — der Wind blies stark und es gab keinen Platz, um lange Anlauf nehmen zu können. Bobby zündete sich eine Zigarette an und nahm einen Zug. Dann warf er die Packung auf die andere Seite. Er nahm einen weiteren Zug und schnippte die Zigarette über die Seite des Gebäudes. "Ich werde eine rauchen, wo immer ich lande", sagte er zu uns. "Das ist zu weit, Bobby", sagte Rodney. "Das ist mir egal", lachte Bobby. Man konnte sehen, dass es ihm egal war. Er überflog die Lücke zwischen den Dächern, als wäre es nichts, schwebte über sie hinweg. Alle jubelten ihm zu. Niemand folgte ihm. Hätte ich damals gewusst, wie man solche Sachen ausdrückt, hätte ich gesagt, dass ich ihn liebe. — 2 — Ich und Bobby waren damals zehn. Wir waren fast am selben Tag geboren worden. Bobby war manchmal bei mir zu Hause. Manchmal erzählte er sogar anderen Kindern, wir wären Brüder. Er war sehr mutig, aber er war auch grausam und gehässig. Einmal hat er eine Katze vom Dach geworfen. Er hat auch gerne Feuer gelegt. Sogar als wir noch ganz kleine Kinder waren, war er so. Wissen Sie, was Kinder so spielen ... ihren Aberglauben? Tritt auf einen Spalt, mach deine Mutter kalt? Bobby sah Joey eines Tages auf dem Bürgersteig hüpfen und nannte ihn deswegen ein Mädchen. Joey wurde wütend, aber er wollte sich nicht mit Bobby prügeln. Niemand wollte das. Er erklärte Bobby, dass er nicht wie ein Mädchen hüpfte, sondern nur seine Mutter beschützen wollte. Bobby sagte, es wäre okay. Er sagte sogar, es täte ihm leid, Joey ein Mädchen genannt zu haben. — 3 — Meine Mutter machte mir am nächsten Morgen einen Kakao, wie sie es immer tat, wenn es kalt war. "Ich habe deinen Kumpel Bobby heute früh gesehen, Jason, als ich aufgestanden bin. Er war am Üben." "Was hat er geübt, Mom?" "Ich weiß nicht genau ... es sah für mich aus wie Himmel und Hölle." Bobby hatte mir gegenüber nichts von Üben gesagt. Ich wusste, dass er nicht Himmel und Hölle spielen würde ... das machen nur Mädchen. Ich konnte in dieser Nacht nicht schlafen. Ich weiß, dass Mom immer sehr früh aufstand. Manchmal war es draußen noch nicht mal hell. Sie musste alles im Haus erledigt haben, bevor sie zur Arbeit ging. Am nächsten Morgen war ich sogar noch vor Mom auf. Ich schaute aus dem Fenster, aber wir waren zu hoch oben, um viel zu sehen. Ich zog meinen Mantel an und ging die Treppe runter. Bobby war schon da, genau wie Mom gesagt hatte. Er lief auf dem Bürgersteig hin und her, aber er lief komisch, als ob er betrunken wäre. "Was machst du da, Bobby?" fragte ich ihn und trat hinaus. Sein Gesicht wurde ganz rot. Einen Moment lang dachte ich, er würde auf mich losgehen. "Es ist ein Geheimnis, Jason." Ich ging zu ihm hinüber. "Sag es mir, Bobby. Du weißt, ich würde es nie verraten. Du bist mein Kumpel." "Du würdest es verraten", sagte er. Ich habe nichts gesagt — ich bin einfach weggegangen. Der Wind war kalt — er ließ meine Augen tränen. Ich hörte, wie er hinter mir her lief, aber ich drehte mich nicht einmal um. Ich spürte seine Hand auf meiner Schulter. "Es tut mir leid, Jace." "Ich habe nie was verraten, Bobby. Gar nichts. Nicht mal das mit der Katze..." "Halt die Klappe. Ich weiß, ich weiß. Ich habe doch gesagt, dass es mir Leid tut. Hör auf zu weinen." "Ich weine nicht!" "Tust du doch!" Ich schlug ihm ins Gesicht und dann ging er auf mich los. Eine Zeit lang ging es gut, aber er war stärker und schließlich brachte er mich zu Boden. "Gibst du auf?" Er hielt mir seine Faust direkt über mein Gesicht. "Nein!" Aber der Schlag kam nicht. Er ging von mir runter. Nach einer Weile stand ich auf. "Es war ein Unentschieden", sagte Bobby. "Unentschieden. Okay?" "Okay", sagte ich. "Willst du mit raufkommen und einen Kakao trinken?" — 4 — Oben sah meine Mutter sich meine Kleider an und fragte mich, was passiert sei. Bobby erzählte ihr, dass ein paar andere Kinder auf uns losgegangen wären und wir mit ihnen gekämpft hätten. "Ich mag es nicht, wenn du dich prügelst, Jason", sagte Mom. "Aber es ist gut, dass du und Bobby füreinander einsteht." Sie wusch mir das Gesicht und schmierte orangefarbenes Zeug auf die Schnitte. Bobbys Gesicht wusch sie auch. Er versuchte nicht, sie davon abzuhalten. Nachdem Mom zur Arbeit gegangen war, aßen wir noch ein paar Kekse und dann gingen wir in mein Zimmer, damit ich meine Schulsachen anziehen konnte. "Jason..." "Was?" "Weißt du, was ich heute Morgen gemacht habe?" "Das musst du nicht..." "Ich will, dass du es weißt. Ich will, dass jemand es weiß. Du bist mein Kumpel, wie du gesagt hast. Weißt du, was ich da draußen gemacht habe? Ich habe versucht, auf jeden einzelnen verdammten Spalt im Bürgersteig zu treten." Das war das Gemeinste, was ich je jemanden sagen gehört habe. — 5 — Später habe ich meine Mutter gefragt. Sie sagte mir, es wäre nur ein dummer Aberglaube — es hätte nichts zu bedeuten. "Bobby könnte auf jeden Bürgersteig der Stadt treten," sagte sie zu mir, "und es würde seine Mutter nicht umbringen. Es ist nur ein Sprichwort, keine Wahrheit." Ich und Mom lebten allein zusammen. Mein Vater war getötet worden. Im Krieg. Der dumme Krieg, wie meine Mutter ihn immer nannte. Bobby hat den anderen Kindern immer erzählt, dass sein Vater auch im Krieg gefallen wäre. Direkt neben meinem. Aber mir sagte er, dass er nicht wüsste, wer sein Vater wäre. Seine Mutter ließ immer Männer bei sich wohnen. Einen nach dem anderen. Ich habe Mom einmal gefragt, warum sie keine Freunde hatte wie Bobbys Mutter. Mom sagte, eines Tages vielleicht. Im Moment hätte sie keine Zeit für so was. — 6 — Bobby fing zur selben Zeit an, Schwule zu hassen, als ich herausfand, dass ich einer bin. Es gab einen Ort in der Nähe der Wohnblöcke, direkt am Fluss. Wir nannten ihn den Pier, aber dort kamen keine Boote mehr an. Die Schwulen trafen sich da unten. Es gab dort ein paar Gebäude, die jetzt leer stehen. Manchmal machten sie es sogar im Freien. Wenn man sich ganz leise anschlich, konnte man sie sehen. Bobby und ich sahen eines Abends zu. "Ich hasse sie", flüsterte er. Wie das Zischen einer Schlange. Ich sagte, ich auch, aber ich spürte etwas in mir und wusste, dass ich es nicht tat. Nicht konnte. Ich hatte Angst, aber ich wusste, eines Tages würde ich es ausprobieren. — 7 — Es war kurz nach unseren vierzehnten Geburtstagen, als Bobby eines Abends zu mir rüberkam. Er sagte, er hätte etwas wirklich Gutes für uns zu tun. Im Keller kamen wir alle zusammen. Sieben von uns. Bobby verteilte das Zeug, das wir da unten gelagert hatten: Fahrradketten, Reifeneisen, ein paar abgesägte Baseballschläger. Wir dachten, die Uptown Tigers kämen wieder runter, aber Bobby sagte, nein, das wäre es nicht. Wir würden die Schwuchteln aus unserem Revier vertreiben. Wir würden sie bis ins Village prügeln, wo sie hingehörten. Wir marschierten rüber zum Pier wie eine Armee. Sie rannten weg, als sie uns sahen, aber für ein paar von ihnen war es zu spät. Wir haben sie ordentlich vermöbelt. — 8 — Joey hat uns verpetzt. Er wollte es nicht, aber er redete mit seinem Mädchen. Die Polizei kam in den Block und nahm uns alle mit. Meine Mutter brachte mich allein auf die Wache und fragte mich, ob es wahr wäre. Ich habe versucht, sie zu belügen, aber es hat nichts genützt. Sie hat mich nicht geschlagen oder so. Sie setzte sich hin und zündete sich eine Zigarette an. Ihre Hände zitterten. "Ich schäme mich so für dich", sagte sie. Danach kümmerte mich nicht, was noch passierte. — 9 — Wir kamen alle vor Gericht. Mein Anwalt hatte lange Haare. Bobby sagte, er wäre eine Schwuchtel. Alle sagten, dass sie dort waren, am Pier, aber nichts getan hätten. Außer Bobby. Er sagte, er hätte die Schwuchteln selber verprügelt. Alle beide. Er sagte zum Richter, sie würden nicht in seine Nachbarschaft gehören. Sie würden ihn krank machen. Wir bekamen alle Bewährung, außer Bobby. Ihn schickten sie weg, in den Norden. Ich bin einmal mit dem Bus hochgefahren, um ihn zu besuchen. Er war froh, mich zu sehen, aber er sagte, ich solle nicht mehr kommen. "Es sieht nicht gut aus, Jason", sagte er. "Dass dich ein Mann besucht, verstehst du?" Ich verstand es nicht, aber ich sagte zu ihm, ich würde tun, was er wollte. — 10 — Es dauerte fast zwei Jahre, ehe er zurückkam. Er war derselbe, schätze ich, nur stiller. Bobby kam nicht mehr in die Schule zurück. Ich machte endlich meinen Abschluss. Mom wollte, dass ich aufs College ging, also schrieb ich mich an der City ein. Aber es gefiel mir dort nicht besonders. Bobby ging dafür ins Gefängnis, dass er einen Mann niedergestochen hatte. Eine Woche später hatte ich mein Coming Out. Ich sagte es Mom als erster. Sie reagierte so, wie ich wusste, dass sie reagieren würde. Sie gab mir einen Kuss. Mein Geliebter war draußen, wartete unten. Er sagte, er wolle mitgehen. Für den Fall, dass Mom es nicht so aufnehmen würde, wie ich es mir erhoffte. Aber Mom sagte, ich solle ihn heraufholen. Wir unterhielten uns miteinander. — 11 — Ich stolperte irgendwie durch's College, bestand meine Kurse, aber nichts von dem, was meine Freunde machen wollten, war etwas für mich. Ich merkte, dass sich die Dinge einfach nicht richtig anfühlten. Ich ging mit Dave die Christopher Street hinauf, als ich Bobby das nächste Mal sah. Er war größer, mit einem riesigen Oberkörper und trug ein rotes T-Shirt. Er hatte überall auf den Armen Tattoos. Bobby ging direkt auf uns zu und nahm alle Luft weg, wie er es immer tat. Er sah aus, als wäre er zum Sprung bereit. "Wir sehen uns später", sagte ich zu Dave, damit er uns in Ruhe lassen würde. Dave ist klein, etwas zierlich gebaut, aber er hat ein Herz wie ein Pitbull. Er schaute Bobby direkt in die Augen. "Vielleicht sollte ich besser bleiben", sagte er. "Ist schon okay", sagte ich zu ihm. Schließlich drehte er sich um und ging weg. Er sah wütend aus. Ich konnte nicht sagen, auf wen. "Bist du das jetzt?" fragte Bobby und streckte eine Hand aus, um den Ohrring in meinem rechten Ohr zu berühren. "Ja." "Warum, Jason?" "Es liegt in den Genen, Bobby. So wurde ich geboren." "Bullshit! Ich habe Typen gesehen, die als Heteros reinkamen und als Schwuchteln rauskamen. Die können dich da drin ganz schnell zur Frau machen." "Das ist nicht dasselbe." "Klar. Das hätte ich nie von dir gedacht, Jason. Wir sind zusammen aufgewachsen." "Ich bin derselbe Mann, Bobby." "Du bist überhaupt kein Mann, Penner. Check lieber noch mal deine Ausrüstung." Ich versuchte, es ihm zu erklären, aber Bobby hörte nicht zu. Schließlich legte er mir eine Hand auf die Brust und drückte mich ein wenig zurück. "Erinnerst du dich an den Streit, den wir hatten?", fragte er. "Ja." "Glaubst du immer noch, dass du damit durchkommst?" "Nein, aber..." "Aber was, Weichei?" "Aber ich würde es trotzdem versuchen." Er machte eine Bewegung mit den Lippen wie bei einem Kuss, aber das Geräusch war ein Knurren. Dann war er weg. — 12 — Dave war im Café und wartete. "Nun, was wollte Mr. Macho?" "Ein alter Freund ..." "Und jetzt ist er ein Stricher, verstehe." "Er ist kein Stricher, Dave." "Was dann?" Ich wusste es nicht. — 13 — Es war Dave, der mich davon überzeugte, zur Polizei zu gehen. Ich glaubte nicht, dass es in der Stadt schwule Polizisten gibt, bis er mich auf einer Party einem vorstellte. Der Mann hatte sich auch geoutet. Ganz offen. "Sie werden dich testen", sagte er. "Und manche sind totale Freaks. Außerhalb des Dienstes Schwulenschläger. Aber drinnen wirst du Brüder haben, das verspreche ich dir." Der schriftliche Test war einfach. Der körperliche Kram war auch nicht so doll. Und es gab gar nicht so viel Ärger auf der Arbeit. Zwei Schlägereien, eine davon ziemlich ernst ... aber ich gebe mir immer Mühe und ich gebe nie auf. Sobald sie das sahen, war alles in Ordnung. — 14 — Eines Abends in Brooklyn fuhr ich einen Funkwagen zusammen mit einem großen, fetten Iren namens Peters. Alle nannten ihn Sarge. Er war schon ewig im Dienst — er war zu sehr Schläger und nicht genug Arschkriecher, um aus der Uniform in Zivilkleidung zu schlüpfen — was mein Ehrgeiz war, aber ich sprach mit niemandem darüber. Wir stiegen vier Stockwerke hinauf, um einem Anruf wegen eines häuslichen Streits Folge zu leisten — das Schlimmste, sagte Peters. Er hatte Recht. Die Frau war halb tot geprügelt worden, aber sie wollte keine Anzeige erstatten. Es gab nichts, was wir tun konnten. "Erinnert mich an zu Hause", sagte Peters auf dem Weg die Treppe runter. "Haben sich Deine Leute je so geprügelt?" "Mein Vater wurde im Krieg getötet", erzählte ich ihm. "Manche würden sich glücklich schätzen", sagte er und zündete sich eine seiner Stummelzigarren an. Ich kam nur drei Blocks weit, bevor er mir sagte, ich solle am Bordstein anhalten. An der Ecke war eine Kneipe, die nach Ladenschluss geöffnet hatte. "Ich brauche einen Drink", sagte er. "Vielleicht sollten wir warten, bis wir aus diesem Viertel raus sind ..." "Ach, sei doch nicht so ein verdammtes Weichei - wenn die Affen Lärm machen, werfe ich ihnen eine Banane zu." "Sarge, du weißt, was das Wachkommando gesagt hat, dass wir uns aus den Clubs raushalten sollen. Komm schon, wir werden..." "Lass den Motor laufen, Kleiner", sagte er und stieg aus. Ich saß da und wartete. Ich rauchte eine Zigarette fast bis zum Ende, als ich den Schuss hörte. Ich stürmte durch die Vordertür. Sarge lag am Boden, mit dem Gesicht nach unten, Blut auf dem Rücken seiner Uniform. Ich stürzte mich direkt über seinen Körper hinweg auf drei von ihnen. Einer hatte eine Machete - ich schoss ihm in die Brust. Etwas riss an meinem linken Arm. Sie kamen weiter vor. Ich wich zurück, bis ich direkt an Sarges Körper war und feuerte auf die hintere Wand, wo sie sich hinter Tischen versteckten. Jemand schoss zurück. Mir gingen die Kugeln aus. Ich zog gerade meinen Schlagstock, als ich spürte, wie sich Sarge neben mir bewegte. Er stützte sich auf die Ellbogen, zerrte seine Pistole heraus. Ich entriss sie ihm und schoss weiter, während Sarge 10-13er in sein Walkie-Talkie bellte. Als die Polizisten vom Revier zur Tür hereinkamen, hatte ich nur noch eine Kugel in Sarges Pistole. — 15 — Ich wachte im Krankenhaus auf, ein roter Schleier umgab mich. Nach einer Weile wurde er rosa, und ich konnte die Schläuche sehen, die in mich liefen. Ich wusste, dass ich überleben würde. Sarge saß neben dem Bett, weiße Verbände um seinen Kopf gewickelt. Er hatte eine "kleine Schädelfraktur", sagte er zu mir, und er brauchte einige Stiche quer über die Brust. Er hielt zwei Metallklumpen hoch. "Die haben sie rausgenommen, mein Junge. Aus dir. Einen aus dem Arm, einen aus dem Oberschenkel. Hättest du nicht deine Weste getragen wie ein braver kleiner Soldat, lägst du in dieser Minute in der Fleischschublade." Ich sagte nichts — mir steckte ein Plastikding im Mund. — 16 — Andere Polizisten kamen herein. Einige Leute schickten Blumen. Der Bürgermeister kam lange genug vorbei, um sich fotografieren zu lassen. Sie verlegten mich in ein großes, privates Zimmer mit einem Fenster und bald ging es mir besser. Eines Tages kam Dave rein. Das Zimmer war voller Leute. Er lehnte sich über das Bett und küsste mich auf den Mund. Einer der Polizisten machte ein kicherndes Geräusch. Dave wurde rot. "Wenn du was zu sagen hast, sag's lieber draußen. Sag es mir, wenn du denkst, du bist hart genug." Es war Sarge, der seinen dicken Finger in die Brust des Polizisten bohrte, der den Lärm gemacht hatte. Ich hatte nicht mal gewusst, dass er da war. Von da an war ich Detective. Ich fühlte mich nicht besonders wie ein Detective — ich konnte jetzt nettere Klamotten tragen, das war's dann schon. Aber Mom war bei der Zeremonie, bei der ich meine goldene Marke bekam, sehr stolz. Dave auch. — 17 — Sie fanden die erste Leiche am Boden eines Aufzugsschachts, nackt. Der Gerichtsmediziner konnte nicht sagen, ob es der Sturz war, der ihn getötet hatte, oder die Schläge. Bei der nächsten Leiche gab es keinen Zweifel — seine Kehle war durchgeschnitten. Als die Zahl der Leichen auf fünf anstieg, setzte der Bürgermeister eine Sondereinheit ein. Aber sie starben weiter. Schwule Männer, allesamt. Da rief mich der Commissioner an. Ich arbeitete undercover in den Bars, aber das half nicht. Die Leute erkannten mich — es kommt nicht jeden Tag vor, dass einer von uns wegen einer Schießerei mit Kriminellen sein Bild in der Zeitung hat. Niemand versuchte auch nur, mich aufzureißen. — 18 — Ich besprach es mit Dave. Der Mörder hatte nicht die Bars bearbeitet — er hatte die Opfer einzeln aufgerissen und getan, was er getan hat. Es gab keine Briefe an die Zeitungen, keine Telefonanrufe. Wir richteten eine Hotline für Hinweise ein und erhielten eine Menge Spuren ... aber sie führten zu nichts. Mom wohnt immer noch in der gleichen Wohnung. Mit der Mietpreisbindung und allem würde es sich nicht lohnen umzuziehen. Außerdem kennt sie alle Nachbarn — sie fühlt sich dort sicher. Ich gehe jeden Donnerstagabend rüber, ohne Ausnahme. Manchmal kommt Dave mit. Ich war dort, als das Telefon klingelte. Als Mom sagte, "Es ist für dich, Jason", wusste ich, wer es war. Vielleicht hatte ich es die ganze Zeit gewusst. "Was ist los?", fragte er, als wäre ich es, der ihn angerufen hätte. "Du weißt schon", sagte ich zu ihm. "Ich bin müde", sagte Bobby. "Ich bin wirklich müde." "Willst du dich stellen?" "Nein. Ich will mich nicht stellen. Ich will, dass es vorbei ist." "Sag mir einfach, wo du bist." "Willst du ehrlich spielen, Jason? "Nur du und ich?" "Nur du und ich, Bobby", versprach ich ihm. "Also am Pier. Morgen um Mitternacht." "Da, wo es angefangen hat." "Da hat es nicht angefangen", sagte er. Dann war das Telefon tot. — 19 — Zuerst wollte Dave nicht, dass ich gehe. Als er sah, dass das nicht klappte, wollte er mitgehen. Ich ließ ihn nicht. Bei der Arbeit sagte ich zu niemandem etwas. Ein paar Minuten vor Mitternacht betrat ich den Pier. Er war jetzt leer, verlassen. Der Mörder hatte jeden verscheucht ... Niemand war am cruisen — sie blieben in den Clubs. Im Schutz der Menge. Einer der Pfähle war mit einem weißen Hakenkreuz besprüht, darüber groß die Zahl 9. Neun Leichen bis jetzt. Wer auch immer der Killer war, die Skinheads liebten ihn. Ich ging auf das hintere Gebäude zu, das ganz allein am Rande des Piers stand. Es war so still, dass ich das Wasser unter meinen Füßen plätschern hören konnte. Die Bretter knarrten, der Zwischenraum war groß genug, um durchzufallen. Tritt auf einen Spalt ... — 20 — Die Tür war einen Spalt weit geöffnet. Ich konnte drinnen ein Licht flackern sehen. Eine Kerze, wie sich herausstellte. Eine brennende weiße Stumpenkerze auf einem Tisch. Daneben stand ein brauner Schuhkarton. "Bleib einfach einen Moment da stehen, Jason." Bobbys Stimme. Ich hielt meine Hände an den Seiten und wartete. "Ich wollte nur sehen, ob du wirklich allein gekommen bist", sagte er und trat aus dem Schatten. "Wie ich es versprochen habe." "Hast du das Haus umstellen lassen?" "Nein." Er zündete sich eine Zigarette an, reichte mir die Packung. Ich zündete mir auch eine an. "Großer Held. Ich habe in den Zeitungen über dich gelesen, als ich im Norden war. Meinst du, du könntest es jetzt mit mir aufnehmen?" "Nein, Bobby. Nicht damals und nicht heute." "Ich habe dir ein Geschenk gekauft, Jason. Schau in die Schachtel." Ich nahm den Deckel ab. Ein paar Uhren, ein Siegelring, ein ID-Armband, ein Ehering, ein paar Papiere. Ich hielt sie hoch und las ... ein Führerschein. Eine Sozialversicherungskarte. Etwas, das aussah wie ein kleines, verschrumpeltes Stück Wurst. "Was ist das für ein Zeug?" "Trophäen. Eine von jeder der Tunten, die ich ausgeschaltet habe. Das kleine Ding, das du hochhältst, das ist ein Finger — die elende Schwuchtel hatte nichts bei sich, als ich sie umgelegt habe." "Jesus, Bobby." "Die sollten dich nach dieser Sache zum Boss machen, richtig?" "Ich weiß es nicht." Er zog an seiner Zigarette. Die Spitze glühte. Sein Gesicht war ganz Linien und Winkel, ein in Fleischtönen gemalter Schädel. "Warum hast du es getan, Jason?" "Was getan?" "Schwul werden. Warum bist du so geworden wie sie?" "Bobby, es war keine Wahl ... es ist einfach so passiert." Er stand still wie ein Stein. Ich spürte, dass er mich beobachtete, aber ich konnte seine Augen nicht sehen. "Hast du jemals Jungs gefickt, Jason?" "Was?" "Jungs. Kleine Jungs. Hast du das jemals gemacht?" Kotze kochte in meinen Mund hoch bei dem Gedanken — es war das Hässlichste, was ich je einen Menschen hatte sagen hören. "Bist du verrückt, Bobby? Wo kommt das her?" "Das ist, was du tust, richtig? Das ist es, was passiert." "Bobby..." "Als ich ein Junge war. Ein kleiner Junge, ganz klein, einer der Freunde meiner verdammten Hurenmutter, er hat es mit mir gemacht. Es tat weh. Wie Feuer in mir. Ich blutete. Ich sagte es meiner Mutter, als sie nach Hause kam. Weißt Du, was ich bekommen habe, Jason? Einen Klaps auf den Mund. Von meiner Mutter. Sie wusste es. Als ich noch an Gott glaubte, betete ich für ihren Tod. Mir ist das nicht passiert, weißt du. Ich wurde nicht schwul. Ich bin ein Mann. Frag jeden nach meinem Ruf. Ob im Knast oder in der Gasse, das ist egal. Bobby Trainor, das ist ein Mann." "Das warst du schon immer, Bobby." "Ja. Tja, jetzt bin ich fertig. Jedenfalls fast fertig." Er ging einen kleinen Kreis, die Hände an den Seiten. Und dann sah ich die Waffe. Eine silberne Automatik. Er hielt sie hoch, so dass ich sie im Kerzenlicht sehen konnte. "Ich war immer eifersüchtig auf dich, Jason", sagte er. "Ich? Warum?" "Ich wünschte, ich hätte deine Mutter gehabt." "Bobby ..." "Halt die Klappe. Wir sind jetzt fertig. So sieht's aus. Lass es uns herausfinden. Du und ich. Du hast doch eine Waffe dabei, oder?" "Ja." "Nimm sie raus. Langsam." Ich nahm meinen Revolver aus dem Halfter und richtete ihn auf den Boden, so wie er den seinen. "Ich zähle jetzt bis drei, Jason. Genau wie im Film. Wenn ich bei drei bin, nehme ich sie hoch und drücke ab. Wenn ich dich töte, nehme ich meinen Schuhkarton und gehe hier raus. Hast du einen Ring, Jason? Etwas, das ich mitnehmen kann. Vielleicht nehme ich deine Dienstmarke mit. Deine hübsche Polizeimarke." "Bobby ..." "Ich spiele nicht, Jason. Du weißt, ich spiele nie. Wenn du mich zuerst kriegst, gehört alles dir. Wenn nicht... Nun, eine weitere tote Tunte wird die Dinge nicht ändern." "Es gibt noch etwas —" "Eins!" "Bobby, sei kein ..." "Zwei!" Ich hielt die Waffe fester in der Hand. "Drei!" Mein erster Schuss traf ihn in den Unterbauch. Er ging in die Knie, hob die Pistole hoch und ich feuerte nochmal, zweimal. Er fiel zu Boden, die Waffe rollte ihm aus der Hand. Ich ließ mich neben ihn fallen, tastete mit der Hand nach dem Puls an seinem Hals. "Du bist ein richtiger Mann, Jace", sagte er. Und dann starb er. Ich wartete auf die Sirenen, hielt Bobbys kalte Hand. — 21 — Sehr viel später stand Dave neben mir auf unserem Balkon und wir blickten auf die Stadt hinaus. "Gut, dass du deine Weste anhattest", sagte mein Geliebter zu mir. Ich sagte nichts zu ihm, hielt nur seine Hand. Ich dachte an Bobby. An unseren letzten Streit. An das, was er gesagt hat. Darüber, wie ich seine Waffe vom Boden aufhob. Diese tödliche silberne Automatik ... mit eingerasteter Sicherung. * © 1992 Andrew Vachss. Alle Rechte vorbehalten. Diese Geschichte erschien zuerst in "Born Bad" [Böse geboren] von Andrew Vachss. https://www.vachss.com/av_books/short_stories/step_crack.html
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