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#iconic turn
fabiansteinhauer · 8 months
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Wozu iconic turn?
1.
Immer dann, wenn etwas anfängt, fängt auch das Recht an. Immer dann, wenn etwas anturnt, d.h. für Aufregung und um Aufregung sich sorgt, dann fängt auch das Recht an.
Das deutsche Wort Aufregung ist ganz glücklich gewählt, weil es für eine Regung, die diagonal zu verlaufen scheint und dabei eine Unterscheidung zwischen niederen und höheren Bereichen vorauszusetzen scheint, passend gewählt ist. Aufregung verbinden wir ganz wörtlich mit einem auf, zu dem es in anderer Richtung auch ein ab geben müsste.
Der Anfang des Rechts kann zwar, wie es in jüngeren Theorie heißt, symmetrisch oder asymmetrisch beschrieben werden. In beiden Fällen scheint er aber mit einem plastischen Gefälle, einem diagonalen Wissen und Stratifikation zu tun haben. Dazu später mehr, nur soviel: der Anfang hat mit Differenz zu tun, die sich im Konflikt äußert, einem Konflikt, der zwar nicht getilgt, gelöscht oder aufgelöst werden kann, aber ausgetragen werden kann, in dem sich etwas gegen etwas anders behauptet und insofern eine Über- und Unterordnung reproduziert wird. Die Rekursion erfolgt nicht flach, nicht auf einer Ebene, nicht auf einer Schicht.
2.
Das Recht ist eine Regung, die auf Aufregung reagiert. Sagen wir so: Recht soll Regung limitieren und kanalisieren, anders gesagt: Recht ist dasjenige,
was regieren soll. Wenn etwas regieren soll, dann soll das Recht sein. Man kann das Recht nicht nur so definieren, aber so auch, als das, was Regung, Regierung einen Kanal, eine Form, ein Medium, ein Verfahren oder ein Limit geben soll. Man muss das nicht nur auf die Form der Regierung beziehen, die mit älteren öffentlich-rechtlichen Vorstellungen verknüpft ist. Regierung kann auch Selbstregierung sein und Disziplin sein. Diese beiden Begriffe werden oft mit Foucault assoziiert und es wird dann manchmal gesagt, man meine sie in Foucault Sinne, ich wäre da vorsichtig, weil sich Foucault dazu viel gedacht hat und der Sinn des ganzen nicht so einfach zu bewältigen ist, in dem man ihm den Namen einer Person gibt. Recht kann als also Selbstregierung und Disziplin in einem Sinne sein, mit dem Foucault gehadert hat, den Foucault gerade nicht im Sinn hatte, aber vielleicht nur, weil er ihm gar nicht in den Sinn kam. Recht kann Regierung in einem Sinne von Orientierung und Einrichtung von Wahrnehmbarkeiten und Handlungsmöglichkeiten sein, im Sinne von Verfahren und Modellbildungen oder Vorbildungen, die dann Koordinationen, Abstimmungen mitbestimmen sollen. Sprachlich sind die Begriffe Recht, Regung, Reich, Regierung, Regime und Rechnung verwandt - andere haben also auch schon an die Beziehung gedacht. Ich will damit kein etymologisches Argument eninführen, nicht behaupten, dass man an der Entwicklung von Wörtern erkenne, was etwas urpsrünglich oder eigentlich sei, denn Wörter sind normativ, sie sind Referenzen, die über Trennungen operieren, über Trennungen assoziieren und deren Verbindlichkeit über rigide Trennung, unverbundene Form verläuft. Die Verwandtschaft von Worten weist in dem Sinne nicht auf tiefere Verbindungen hin, täte sie das, würde sie auch auf tiefere Trennungen hinweisen. Aber wie gesagt: das ist ist eine Regung, Regierung, Reich oder Regime. Es ist auch ein Bildregime (Cornelia Vismann), regiert also Bilder, regiert mit und durch Bilder. Dass Juristen von der Macht der Bilder reden und dann oft die Macht des Rechts eher unter den Tisch fallen, das Recht schwach und seine Grenzen in Auflösung erscheinen lassen oder dass die häufig von der Macht der Bilder reden und in bald folgenden Sätzen Foucault vorwerfen, machtfixiert zu sein, oder das Recht nur als Macht zu beschreiben oder zu schnell mit Macht zu fusionieren, das ist entweder schwach durchdacht oder stark durchschaubar. Das ist so ähnlich wie ein Argument, dass man auch oft trifft: Zu dem Bild gäbe es, wie zum Begriff der Kultur, wahnsinnig viele Definitionen, darum seien sie unklar oder unscharf. Ich wette, dass es mehr Definitionen zum Recht und zu Rechten gibt. Viele Definitionen sorgen für Vielfalt, für die Entfaltung von Widersprüchen, für viele Linien, Grenzen und Unterscheidungen, sie verwischen keine Grenzen und sorgen nicht für Unklarheit oder Unschärfe - das machen dann allenfalls die Leser, die nicht weiter darüber nachdenken wollen oder alles in einen Topf werfen und verrühren wollen.
Wir definieren den iconic turn insofern als einen Grundzug der Rechtswissenschaft. Seitdem es Rechtswissenschaft gibt es iconic turn. Zugespitzt ausgedrückt: das eine gibt es nur wegen des anderen. Keine Rechtswissenschaft, ohne Bilder zu bestreiten. Keine Bilder zu bestreiten ohne Rechtswissenschaft. Versteht man den iconic turn als Zeitenwende (was möglich ist) dann schlagen wir vor, ihn als Zeitenwende zu verstehen, die kein einmaliges historisches Ereignis ist, sondern sich im Alltag zwar dauernd aber unbeständig wiederholt. Die Zeit wendet sich nämlich laufend, anhaltend und durchgehend, dauert ändert sich, was Geschichte, was Vergangenheit Gegenwart und Zukunft sein soll. Es ist nicht so, dass Zeit normalerweise unbewegt und ruhig ist und dann in einzelnen Momenten plötzlich anfängt, sich zu wenden, zu regen und unruhig zu werden. Zeit, wie die Geschichte des Rechts und der Bilder, so unterstellen wir, ist prinzipiell unbeständig, meteorologisch und polar, sie besteht in und aus Wendungen, ist selber eine wendige und windige Angelegenheit (vgl. Steinhauer, Warburgs Formeln, Soziale Systeme 1/2024). Dass es Phantasien über Tausendjährigkeit und Ewigkeit, Dauer und Bestand gibt, das bestreiten wir nicht, gehen aber davon aus, dass es diese Phantasien durch und dank Kulturtechniken gibt, die selbst unbedingt juridisch und imaginär sind und bedingt Rechte und Bilder in Anspruch nehmen.
Immer dann, wenn etwas anfängt, indem es zum Bild wird und zum Bild wird, indem es als Bild bestritten wird, dann fängt auch das Recht an. Immer dann, wenn das Recht anfängt, dann wird auch ein Bild bestritten, schon weil das Recht nicht nur Begriff ist und der Begriff nicht bloß eine mündliche Sprechtechnik oder eine Griffoperation ist, die nur mit der Hand durchgeführt wird. Das Recht ist auch Idee und bewegt sich insofern zwischen dem, was griechisch eidos und eidolon, römisch wiederum idea genannt wird.
Der iconic turn ist aus rechtswissenschaftlicher Sicht insofern der Begriff für eine Regung oder Bewegung, mit der etwas zum Bild werden soll und mit der gleichzeitig etwas zu Recht werden soll. Das ist eine Regung oder Bewegung, die bestritten wird. Wir assoziieren den Begriff des iconic turn mit der Geschichte und Theorie des Bilderstreites. Insofern widersprechen wir teilweise den Lesarten, die der Begriff (der von Mitchell stammt) in der deutschen Rechtswissenschaft erfahren hat. Klaus Röhl etwa hat den Begriff iconic turn mit "visuelle Zeitenwende" übersetzt und versteht das als ein historisches Ereignis, das sich irgendwann zwischen 1950und 2024 datierbar ereignet haben soll. Das ist in seiner Lesart ein einzelnes Ereignis, mit dem Bilder in das Recht und seine Wissenschaft eingedrungen oder Einzug gehalten haben sollen.
Vorher sollen Bilder im Recht nicht oder selten vorgekommen sein und vorher soll es keine rechtswissenschaftliche Literatur gegeben haben, die auch bildwissenschaftlich zu verstehen gewesen wäre. Weder die Literatur zur tabula picta, noch die zu den Urheberrechten und Persönlichkeitsrechten, zum ius imaginum oder zur notitia dignitatum sollen nach Röhl Rechtswissenschaft oder Bildwissenschaft gewesen sein.
Warum? Sagt er leider nicht. Röhl wiederholt ein Motiv, das unter anderem in der Rechtsprechung zum Standard gehört und auch Teil berühmter deutscher Gerichtsentscheidungen, nämlich einer Entscheidung aus den sechziger Jahren ("Vor unserer Tür") einer von 1899 ("Bismarck") ist. Dieses Motiv erzählt von dem Fällen, an denen Bilderjweils jüngst in das Recht eingedrungen sein sollen. Wiederholt wird die Vorstellung ins Spiel gebracht, dass Bilder vorher und in früheren, ursprünglicheren oder älteren Zeiten nicht im Recht gewesen sein und dann plötzlich ins Recht eingedrungen sein wären - was dann entweder lizenziert oder (l)imitiert, verhindert oder erlaubt werden müsste.
Seltsamerweise stört die Wiederholung des Motivs nicht die Plausibilität. Juristen können diese Geschichte über das Eindringen der Bilder wiederholen, sie tun es auch. Immer wieder sollen Bilder jüngst vermehrt vorkommen. In der Gegenwart wird das oft mit dem Begriff der Postmoderne assoziiert, die dauert jetzt aber auch schon bald 60 Jahre an, so dass alle heute lebenden Juristen eigentlich schon in eine Welt hineingeboren sind, in der schon viele Bilder das Recht fluteten. Trotzdem haben sie den Eindruck, es würde jetzt immer mehr. Sie glauben daran, das hat meines Erachtens die Konsistenz einer Kindheitserinnerung, etwa daran, dass es in der Kindheit mehr Schnee, mehr Sonne, längere Abende und tiefere Nächte gab. Das Gedächtnis ist stolz oder kurz. Die Erinnerung an asketische, bildarme Zeiten ist eine stolze und kurze Erinnerung, die bestimmte Juristen pflegen, nämlich solche, die im Bilderstreit Partei ergreifen. Ich ergreife auch Partei, aber mit einer Erinnerung an viele Bilder, die immer schon mit Recht assoziiert wurden.
Die These von der visuellen Zeitenwende ist, wir widersprechen Röhl, keine soziologische These, die auf empirischen Daten beruht. Es ist an Zeichen, Objekten und Medien nicht stabil und beständig messbar und zählbar, ob sie ein Bild sind oder nicht und ob sie im Recht vorkommen oder außerhalb des Rechts. Es gibt keine Daten zur Anzahl von Bilder, die im Recht vorkommen sollen und die außerhalb vorkommen sollen. Die Behauptung, dass Bilder im Recht selten seien, aber Bilder über das Recht häufig vorkämen, taucht in der Literatur (bei Klaus Röhl) zwar auf, aber nicht auf empirischer Grundlage. Grundlage ist die normative Bestimmung, was ein Bild sein soll und was kein Bild sein soll und was im Recht vorkommen soll und was außerhalb des Rechts vorkommen soll. So soll zum Beispiel Schriftbild kein Bild sein und nicht visuell sein. Gesichter und Körper, Gesten und Gebärden, Architekturen (Foren, Fassaden und Innenräume) und Augenscheinobjekte, Zeugen, Szenen: das alles soll kein Bild und kein Gegenstand einer Bildwissenschaft sein. Pläne, etwa Baupläne, sollen kein Bild sein. Tabellen und Graphiken sollen kein Bild sein. Tafeln sollen keine Bilder sein. Dem widersprechen wir.
Die Grenze zwischen Empirie und Normativität wollen wir streng behaupten, auch wenn wir voraussetzen, dass diese Grenze wiederum technisch bestimmt wird, also sich ohne Kulturtechnik nicht halten kann.
Die Geschichte des Bilderstreites ist insofern so alt wie die Idee von der Bilderflut. Seit mindestens 2500 Jahren fluten Bilder also ins Recht, dringen ins Recht ein und sollen seltsamerweise trotzdem nie rein kommen und nie reingekommen sein. Seltsam zu sein kann in dem Fall eine Umschreibung von Dogmatik sein. Im Grunde genommen geht es den Bildern wie den Menschen, zum Beispiel einem Juristen: immer qualifiziert er sich für die Teilnahme an der Rechtswissenschaft und verschmilzt trotzdem nie mit ihr. Es geht den Bildern wie der Gesellschaft. Die bleibt auch immer vom Recht unterschieden.
II.
Wir definieren das Bild nicht nur als Grenzobjekt, sondern auch als minores Objekt. Ein minores Objekt ist ein niederes, kleines Objekt, das Recht herausfordert. Es ist ein Objekt, das (sich) regt und darum regiert werden soll. Seine Regung soll limitiert werden. Kein minores Objekt ohne Stratifikation und Skalierung, d.h. kein minores Objekt ohne die Unterscheidung zwischen Subjekt und Objekt, zwischen Aktion, Reaktion und Passion, zwischen oben und unten, klein und groß, niedrig und hoch.
Ein minores Objekt kann ein Letter sein, nämlich dann, wenn es lässt und gelassen ist, also unter anderem dann, wenn ihm etwas fehlen oder mangeln soll und es darum begehren oder missen lässt. Das minore Objekt kann ein Objekt sein, an dem etwas losgehen oder lose gehen/ werden soll. Die Regung, die mit dem Bild das Recht herausfordert, kann insofern als eine Regung des Los-Gehens, des Lose-Gehens, der Lockerung (des Kontrollverlustes) oder des Verlustes erscheinen.
III.
Den Anfang von Warburgs Bildwissenschaft definieren wir über seine Dissertation von 1892, deren Gegenstand Sandro Botticelli, Bilder von ihm und deren Bezüge zum logos, d.h. sowohl zu Texten und Sprache als auch zur Rationalität wTen. Zwei dieser Bilder lassen mehrfach etwas anfangen, u.a. die Venus, den Frûhling und eine besondere Phase der Beziehung zwischen Bildern und Rechts, die man mit dem Begriff Renaissance verbindet.
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nunc2020 · 2 years
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La bible, le palimpseste de la modernité occidentale.
Wir wollen Bildern glauben, weil wir eigentlich niemals aufgehört haben, an Bilder zu glauben, welche ursprünglich als religiöse Bedeutungsträger und Kultobjekte ihren Platz im Leben hatten. Et pour mon domaine, le droit, selon Monseigneur Charles de l État de son Urgence sind die prägnanten Begriffe der modernen Staatslehre säkularisierte theologische Begriffe.
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soundwavefucker69 · 9 months
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bastille has done more for the queer community by just making all of their love songs about "you" instead of specifying a gender than taylor swift has in all of her discography. thanks for coming to my ted talk.
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roguefiction · 15 days
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You'd have to stop the world just to stop the feeling
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beif0ngs · 9 months
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walk walk fashion baby 🚶🏻‍♂️ 
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teayoungg · 9 months
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1 year ago, today, disney and pixar released the animated video of 1 true love by 4*town exclusively on disney+.
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the music video got a public release the following day.
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deep-space-lines · 2 months
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SWORDSMACHINE I LOVE YOU SWORDSMACHINE
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omaano · 1 year
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A wild Ahsoka appears. Pocket Mando remains very confused about anything and everything Jedi magic.
Ahsoka Not a Jedi "I cannot take Grogu as my Padawan. But maybe I can help you find someone who will teach him how to control his powers. He will like you too, I imagine."
The rest of the Mandalorian Star Wars meets Hades AU project is here
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mieczyslawn · 5 months
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⠀⠀ ⠀⠀ ★ . . . disney movies
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perditty · 2 months
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Dany on her way to visit the Pureborn of Quarth
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cheekylittlepupp · 10 months
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I can be better than him.
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chocmoon-latte · 6 months
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The amount of posts/fanart/memes I've already seen surrounding Cooper and Hancock only proves to me that Hancock NEEDS to make a cameo in a later season. Somehow. I need them to get in a knife fight. I need them to get up in each other's faces and kiss intimidate each other.
Cooper's look was originally supposed to have black eyes and have scars identical to the Fallout 4 design, but the idea was ultimately scrapped. Boy oh boy, who else has black eyes and- HANCOCK. Hancock does. HE looks like that. This was clearly a sign from the universe.
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nunc2020 · 2 years
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Recherche zum Projekt 6 bis 7
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14dayswithyou · 8 months
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Angel should live tweet every single date with Ren in group chat with Leon, Jae, and Teo. (aka da discord bots all getting summoned at once)
✦゜ANSWERED: You know... I think you're onto something 🤔 (Also I took this a bit too literally and made Angel actually live tweet Day 2's date sdgdsg)
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mizukissies · 8 months
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yo yttd joesara icons? sick
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beif0ngs · 1 year
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Buggy the Clown || Anime vs. Live Action comparison shots 
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