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Du willst in der mecklenburgischen Seenplatte Urlaub machen oder doch lieber in einem hohen Mittelgebirge wie die Vogesen, vielleicht auch Alpenvorland? Gleichzeitig zieht es dich nach Süden in die schroffen kargen Schluchten der Ardèche oder in die lieblichen Weinberge der Toskana? Darüber hinaus möchtest du mal einen wunderschönen Flussradweg abfahren. Kein Problem: In der französischen Jura, die sich mit der Region France-Comte deckt, findest du auf einer Fläche, die etwa der Größe von Schleswig-Holstein entspricht, alle aufgezählten Landschaftsformationen vereint.
Glasklare Bergseen, umgeben von Wasserfällen, weitgehend naturbelassene unberührte Wälder, die mit ihrer Artenvielfalt an eine Film-Kulisse in "Herr der Ringe" erinnern, wechseln mit Auenlandschaften und Gebirgsketten, die bereits Hochgebirgscharakter haben. Auf Wiesen, deren Blumenvielfalt das Herz jedes Naturfreundes höherschlagen lassen – irgendwann hört man auf zu zählen – grasen glückliche Kühe, aus deren schmackhafter Milch der berühmte Comte-Käse gemacht wird. Richtung Süden, in der Höhe von St. Claude, graben sich der Fluss L`Ain und seine Nebenflüsse tief ins weiche Juragestein. Hier fühlt sich der Radwanderer, Angler, Wassersportler und erst recht der Wanderer wie im Ardèche Tal der Cevennen. Gewaltige Felsbastionen ragen hunderte von Höhenmetern fast senkrecht aus den Flusstälern auf, die mit ihren wenig befahrenen kleinen Straßen ein Paradies für Radler sind.
Warum also weiter mehr als 250 Kilometer auf teuren Maut-Autobahnen nach Süden rasen, wenn man auf eine ähnliche Landschaft bereits in der Höhe von Bourg En-Bresse trifft? Schon bei Passieren der sogenannten "Burgundischen Pforte", der Rhein-Rhone-Wasserscheide, kurz hinter Belfort weiß der Reisesende: Das Ziel ist nicht mehr fern. Hinter Montbéliard – bis 1796 eine Württembergische Enklave - grüßen die ersten Juraberge, 600 bis 800 Meter hohe Gebirgszüge, flankiert vom Doubs, der seit Menschen Gedenken die Wasserstraße zwischen Rhein und Rhone bildet und heute vor allem Hausboottouristen und Fernradwanderer anlockt. Die Autobahnen Lyon/Dijon, geschickt in die Landschaft eingebettet, streifen das Juragebirge nur am Rande, so dass diese einmalige und abwechslungsreiche Gebirgslandschaft immer noch unberührt ist und wohl auch noch weiter bleibt. Weitgehend verschont von Windparks, Schnellstraßen, Logistikzentren, großen Gewerbeparks und anderen Landschaftskillern. Während im Bürokratiewahn-Land Deutschland selbst eine kleine Landstraße „Begrenzungspfähle“ haben muss, fehlen diese selbst auf vielbefahrenen Department-Straßen. Die brauchen auf diese Weise weniger Platz, fügen sich besser in die Landschaft ein; auf den durch Markierung gekennzeichneten schmalen Seitenstreifen können sogar noch Radfahrer fahren.
Die Wälder haben im Gegensatz zu Deutschland kaum Waldwege, dafür wenige gut befestigte Forststraßen, die natürlich für Radfahrer ideal sind. Die Franzosen lassen die Natur in Ruhe, während die deutsche Forstindustrie und ihre grünen Bürokraten jeden Quadratmeter Natur irgendwie kontrollieren, zerschneiden und bis auf den letzten Quadratmeter ausbeuten müssen. Bäume, die nicht der Holz-Gier zum Opfer fallen, werden dem Windpark-Wahn geopfert. Klima und Regen dürften im Schwarzwald und in der Jura gleich sein. Trotzdem ist die Jura trotz vereinzelter toter Tannen ein Naturreservat, während Schwarzwald und Taunus ruinierte Holzplanzagen sind. Nicht nur durch den Klimawandel, sondern in erster Linie durch die Umweltpolitik.
Hundeleben in der Hoch-Jura
Ein Schlüsselerlebnis in Sachen „Freiheit und Natur“ erlebten wir auf einer Radtour in der Hohen Jura, als wir in 1250 Meter Höhe auf einer kleinen Landstraße mit unseren zu Montain-Bikes umgebauten KTM-Trekking-Rädern durch ein dünn besiedeltes Hochtal radelten. Zu beiden Seiten weit verstreute von Almwiesen umgebene kleine Einzelgehöfte, die hauptsächlich Viehwirtschaft betrieben. Dahinter, vielleicht vier Kilometer entfernt, erhoben sich eindrucksvoll die höchsten Berge des Jura-Hauptkammes, allen voran der 1720 Meter hohe steil aufragende Cret de la Neige, dessen Ost-Hänge Richtung Genfer See um mehr als tausenddreihundert Meter abfallen. Ein solches Gefälle gibt es erst wieder in den Hochalpen. Am Ende des Tales lag eine Art Auberge. Die Luxusautos mit Schweizer Kennzeichen, die von dem Parkplatz wegfuhren, verrieten, dass man dort wohl ganz gut essen kann, vor allem aber wohl preisgünstiger als in der benachbarten Schweiz. Davor in gebührendem Abstand ein kleiner Rastplatz für Wanderer mit Tisch und Bänken. Wir packten unseren Proviant aus – selbstgebackenes Brot aus Deutschland, dazu Tee aus der Thermoskanne – und machten es und gemütlich.
Irgendwann sahen wir, dass sich aus Richtung Parkplatz ein mittelgroßer Hund näherte. Na, dachten wir. Da werden wohl bald Frauchen und Herrchen folgen. Der Hund kam immer näher, aber von Herrchen und Frauchen weit und breit keine Spur. Keine Leine, kein Trillerpfeifen. Der Hund war allein. Stolz hob er den Kopf, als er mit gleichmäßigen schnellen Beinbewegungen an uns vorbeilief. In seinem Maul ein großer blutverschmierter Beinknochen an dem auch noch Fleischreste klebten. Woher er kam, konnten wir nur vermuten. Wahrscheinlich vom Gasthof, wo er als beliebter „Besucher“ wohl hin und wieder am Küchenfenster vorbeischaut und dann vom Koch einen Knochen geschenkt bekommt, den er dann stolz nach Hause trägt. Wo sein „Zuhause“ war, konnten wir ebenfalls nur vermuten. Wahrscheinlich eines der weit verstreuten Einzelgehöfte. Mindestens ein oder zwei Kilometer entfernt. Irgendwann war der Hund samt seinem Präsent verschwunden. Wohin? Wir haben es nicht erfahren.
Diese Szene hatte beinah etwas Spirituelles. Lautet nicht eines der ewig diskutierten Fragen der Menschheit. Wer weiß woher wir kommen und wohin wir gehen? Diese Begegnung hat uns sehr berührt. Der Hund kam aus einer anderen Welt. Er hatte eine Art Persönlichkeit. War nicht nur Hund. Vor allem seine vollkommene Souveränität hat uns beeindruckt. Mir fiel sofort in Anlehnung an das bekannte Zitat des Sonnenkönigs der Satz: „Le chien c´est moi!“ ein. Auch dieser Hund besaß ein Reich, das Hochtal südwestlich von Lajoux. Wie groß dieses Hundereich ist, werden wir nie erfahren, aber in Hinblick seiner deutschen Artgenossen, die Tag für Tag an der Leine laufen oder sich in einem Garten bewegen, muss dieses Hundereich ein wahres Imperium sein. Wir sind ihm auf der Rückfahrt – immerhin fast 15 Kilometer - nicht mehr begegnet. Möge er noch lange unbeschadet durch das Hochtal streifen. Auf der Hinfahrt merkten wir, dass dies für Hunde auch gefährlich sein kann, als uns mit einem Affenzahn eine Gruppe Oldtimer-Fans in uralten Nachkriegs Relai-Renaults überholte.
Hiermit ist mein Reisebericht beendet. Frankreich gehört seit Jahrzehnten – eigentlich seit Jugendjahren - zu meinen Lieblingsländern. Natürlich muss man in alten Ferienhäusern immer wieder mit Überraschungen rechnen. Bei unserem vorletzten Frankreichurlaub an der Meuse, schlug mitten in der Nacht die Klotür zu und ließ sich nicht mehr öffnen. Diesmal verursachte eine defekte Herdplatte einen Kurzschluss mit totalen Stromausfall, der erst nach telefonischer Rücksprache mit dem 250 Kilometer entfernten Vermieter behoben werden konnte. Ist nicht unser ganzes Leben voller Überraschungen? Wer an deutschem Perfektionismus leidet, sollte besser nicht in Frankreich Urlaub machen. Für die anderen ist dies ein „Leben wie Gott in Frankreich“.
PS: Als ich auf der Suche nach Hundemotiven „Hund mit Knochen auf einer Landstraße“ im Netz suchte. Kam sofort ein KI-Warnhinweis, in einem Deutsch wie man es aus Polizeiberichten kennt. Willkommen in „D“, habe ich mir gedacht.
#Jura#Comte#Südfrankreich#Doubs#Rhein-Rhone#Ferien#freilaufender Hund#unberührte Wälder#zensur#Deutschland#bürokratie#Umweltzerstörung
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Jordaens war ein Visionär. Das ist ja fast schon impressionistisch.

Five studies of cows (1624) by Jacob Jordaens
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Seine Bilder sind von einer besonderen Kraft

Emil Nolde (German, 1867-1956), The Great Gardener, 1940. Oil on canvas, 71 x 56.5 cm
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Dem ist nichts mehr hinzuzufügen
"Derjenige, der das Schweigen gewählt hat, hat zuvor bereits alles gesagt."
–Dostojewski
#diktatur#meinungsfreiheit#doppelte moral#gutmenschen#islamisierung#lebensweisheit#dummheit#zensur#aphorismus#fyodor dostoevsky
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#doppelte moral#meinungsfreiheit#diktatur#zensur#islamisierung#islamismus#Gedicht#Viertes reich#Freiwild#Denunzianten#Spitzel
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Habe einige seiner Werke in Antwerpen gesehen und bewundert.

Study of three women and child (1623) by Jacob Jordaens
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#doppelte moral#meinungsfreiheit#diktatur#zensur#lebensweisheit#Kasperletheater#dummheit#machtspiel#gutmenschen
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#doppelte moral#meinungsfreiheit#diktatur#gutmenschen#zensur#aphorismus#dummheit#lebensweisheit#islamisierung#deutschland
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Es gibt Fragen, die verfolgen einen das ganze Leben lang. Manche Fragen kommen erst auf einen zu, wenn man die 70 überschritten hat und bittere Bilanz zieht. Dass ich mit meinen unbeantworteten Fragen und nicht verarbeiteten traumatischen Kindheitserinnerungen nicht allein dastehe, beweisen viele Artikel, die Frau und Mann der Nachkriegsjahrgänge zum Beispiel in der WELT nachlesen können. Die Tatsache, dass meine Mutter mich mit fünf Jahren einfach für drei Monate während der Schwangerschaft zu Verwandten abgeschoben hat, habe ich lange als „gegeben“ und „normal“ betrachtet. Jetzt wo ich die Enkel meiner Partnerin aufwachsen sehe und ihre Entwicklung aus nächster Nähe beobachte und am Leben der Kleinen teilnehme, sehe ich wie zart und zerbrechlich Kinderseelen sind und erkenne immer mehr, dass das, was mir meine Eltern damals angetan haben, ungeheuerlich war. Zumal diese Verbannung ja kein Einzelfall war, sondern in unzähligen körperlichen Misshandlungen inclusive einer Verschickung in ein Heim seine Fortsetzung fand. Inzwischen erkenne ich immer mehr, dass viele Traumata nur die Spitze eines Eisberges sind, der lange vor meiner Geburt in trübe Fluten eintauchte.
In diesem Jahr, wo Land auf Land ab das „Kriegsende“ vor 80 Jahren gefeiert wird, kommentiert von Hofberichterstattern der gleichgeschalteten Staatsmedien, die oftmals nicht einmal mehr Zeitzeugen kennen gelernt haben, habe ich mir erstmals die sehr persönliche und gleichfalls schmerzhafte Frage gestellt: Warum habe ich keine(n) 80/81 oder 82jährige Schwester oder Bruder?
Schon früh hat mir meine Mutter das Bild ihres im Krieg vermissten und vermutlich in der Ukraine gefallenen „Verlobten“ gezeigt. Ein forscher Wehrmachtsoldat in der Uniform eines unteren Feldwebels, Sohn des besten Freundes meines Großvaters. Er sollte nach den Plänen meines Großvaters den 120 Morgen großen Bauernhof übernehmen. Der eigene jüngere Sohn wäre demnach leer ausgegangen… Ähnlich wie Günter Grass meldete sich dieser übergangene Sohn, also mein Onkel mit 16/17 freiwillig zum Kriegsdienst und landete bei der Waffen-SS. Ich vermute, dass hinter dieser folgenscheren Entscheidung auch familiärer Frust eine Rolle spielte.
Die Frage, die mich heute immer mehr umtreibt, ist sehr einfach: Warum hat meine Mutter, die ja 1941 bereits 21 Jahre alt war, ihren Verlobten nicht geheiratet? Von viele Paaren weiß ich, dass viele angesichts der tödlichen Gefahr des mörderischen Krieges sich das Jawort gaben. Mehr noch: Viele Paare zeugten Kinder. Einige auch ohne Trauschein. In dieser Hinsicht war das 3. Reich entgegen anderen Gepflogenheiten der NS-Diktatur erstaunlich liberal. Wer sich liebte, der ging mit seinem Partner ins Bett und zeugte nicht zuletzt auf Grund mangelnder Verhütungsmittel Kinder. Nach dem Motto: Wenn mein Liebster stirbt, habe ich wenigstens ein bleibendes Andenken von ihm. Der Schriftsteller Peter Handke (Jahrgang 42) ist eines der Kinder, die aus einer solchen „Kriegsliebe“ hervorgingen. Allein in meinem Bekanntenkreis gibt es mindestens vier Personen, die während des Krieges auf kurzem Fronturlaub gezeugt wurden. Zwei von Ihnen, darunter ein Wiesbadener Schriftsteller haben ihren Vater nie wiedergesehen. Ein anderer, Jahrgang 44, hat seinen Vater überhaupt nicht zu Gesicht bekommen. Er wuchs mit den Worten der Mutter auf: „Papa ist im Himmel“. Im Jahr 1944, als der Krieg seine heftigste Phase erreichte, stieg die Zahl der Geburten mit 1.215 000 auf ein Rekordhoch. Ein Jahr davor waren es stattliche 1 125 000. Selbst 1945, als Deutschland bereits in Trümmern lag erblickten noch über eine Million Kinder das Licht der Welt. Zum Vergleich: Im Jahr 2024 betrug die Zahl der Geburten gerade mal 677 000.
Jeder Mensch hat eine pränatale Vorgeschichte. Diese Vorgeschichte beginnt nicht nur im Mutterleib, sie reicht weiter. Sie umfasst auch die Geschichte der Eltern. Obwohl ich kein Anhänger von Siegmund Freud bin, glaube ich, dass die Frage zum Umgang mit Sexualität, aber auch die Fähigkeit einen anderen Menschen zu lieben, hier einen großen Stellenwert hat. Wenn ich hier weiterforsche merke ich, dass ich ein Land mit großer Dunkelheit und Kälte betrete. Eine Kälte, die sich nur allzu deutlich auf meinen frühen Kinderbildern – kurz nach Geburt – abzeichnen. Ein enttäuschter Blick. Kein liebender Blick, wie bei Maria Handke, die ihren Sohn Peter, die Frucht ihrer Liebe, begeistert an sich drückt. Der Satz meines Großvaters, kurz nach meiner Geburt, dass man mich auf einen harten Strohsack legen müsste, zeigt, dass er sich ein anderes Enkelkind gewünscht hat. Das Kind einer mutmaßlich durch ihn arangierten Ehe, die durch das KARMA nicht zustande kam.
Die Wahrheit ist grausam. Sie wird nur dadurch ein wenig erträglich, dass man sie als KARMA sehen muss. Jemand – das KARMA - hat die Pläne anderer durchkreuzt damit ich leben kann. Vielleicht ist das der Grund, warum meine Eltern mir schon sehr früh feindlich gegenüberstanden. Ich war ein Kind aus einer anderen Welt, aber nicht das Kind meiner Eltern und am allerwenigsten das Kind meiner Mutter. Aber warum hat meine Mutter ihr „Wunschkind“ nicht 1943 gezeugt? Vielleicht wäre dieses Wunschkind der „großen Liebe“ zugleich ihr Schutzengel geworden. Vielleicht wäre sie mit diesem Wunschkind rechtzeitig vor den Russen geflohen, die auf dem Bauernhof meiner Großeltern bestialisch gewütet haben…
Wer eine gute Frage stellt, bekommt schon fast eine richtige Antwort. Nur wer alles verdrängt, stochert zeitlebens im Dunkeln.
#doppelte moral#Verdrängung#80Jahre Kriegsende#Maria handke#peter handke#Zeugung von Kriegskindern#2. weltkrieg#Karma#gutmenschen#verlogenheit#Lebenslüge#Kriegstrauma#kindheitstrauma#Russen#Vergewaltigung
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#doppelte moral#meinungsfreiheit#diktatur#gutmenschen#zensur#islamisierung#dummheit#Unterwerfung#Bäume#Orakel#sklave
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in Mann, der gestern noch unter großem Jubel in eine Stadt einzog, dessen deutliche Worte gegen Gewalt, Unrecht, Ausbeutung, Unterdrückung, doppelte Moral, Frömmelei und sogar Kinderschändung die Menschen begeisterte, ist plötzlich allein. Nur wenige sind noch bei ihm, aber auch dessen Freundschaft und Treue gleicht einem Blatt im Wind. Plötzlich schlägt diesem Mann Hass und vor allem Undank entgegen. Das Gift der Intrige entzweit seinen Anhang. Feigheit und Verrat in Verbindung mit Geldgier und Geltungssucht schleicht sich gleich einem heimtückischen Geschwür in die Tafelrunde ein. Jener Wortgewaltige Mann, der oftmals nur Gesten brauchte, um die Menschen zu beeindrucken und für seine Mission mit Mut und Feuereifer stritt, ohne dabei seine Menschlichkeit und sein Mitgefühl zu verlieren, steht hilflos der infamen Bosheit eines einzelnen, dem Wankelmut seiner Freunde und dem infernalischen Hass seiner Feinde gegenüber. In dieser Situation gibt es nur zwei Möglichkeiten: Fliehen oder Standhalten, das heißt im Endeffekt STERBEN.
Die Passionsgeschichte, Höhepunkt im Leben Jesu, verbindet die Tragik griechischer antiker Dramen mit der Weisheit und Tiefe jüdischer Prophetie. Die jüdische Prophetentradition, in die Jesus, wie auch Johannes, als unbequemer Mahner und Reformer, wie kein anderer vor ihm hineinpasst, verbindet sich in der Passionsgeschichte mit dem was Dramatiker wie Sophokles und Aischylos als „Katharsis“ in ihren Theaterstücken herausgearbeitet haben. Die Botschaft der Dramen lautet: Das Leiden hat einen höheren Sinn. Auch wenn am Ende der Tod steht. Das Leiden ist nur der Weg zu einer höheren Erkenntnisstufe. Es bewirkt eine Reinigung. Die griechischen Dramen setzen das fort, was im jüdischen Hiob-Buch unfertig und unbeantwortet bleibt. Der wohlhabende Hiob wird von Gott gequält, verzweifelt an ihm, klagt ihn an, um am Ende wieder gerettet zu werden. Er fungiert wie eine Marionette, die wie bei der griechischen Tragödie durch eine Art „Götterstreit“ (eine Wette zwischen Jawe und dem Teufel) in Gang gesetzt wird. Ödipus und andere griechische Heroen lehnen sich dagegen bewusst gegen die Götter auf, entlarven sie als grausam und erheben sich als Märtyrer gegen ihre Willkür, werden als menschlich handelnde Protagonisten unsterblich.
Der Mensch wird durch sein menschliches Handeln göttlich. Die Götter dagegen durch ihr unmenschliches Handeln zu Dämonen. Sie stehen moralisch gesehen als triebhafte, ichsüchtige, eifersüchtige und rachsüchtige Wesen weit unter den Menschen, die sie aus einer Laune heraus leiden lassen. In der Passion Christi erleidet Gott die Leiden der Menschen, werden die Grenzen zwischen Gott und Mensch aufgehoben. Jesus Christus geht über Hiob und Ödipus hinaus. In der Passion des Gekreuzigten fließen zwei gewaltige Ströme zusammen. Griechische Kultur und Jüdische Religion verbinden sich um fortan als Christentum, vermischt mit anderen Einflüssen, als breiter Strom abendländischer Kultur durch die Zeiträume zu fließen. Bald schon erreichte der Fluss auch die keltischen Gebiete, England, Irland… Dort wird der Kelch Christi zum HEILIGEN GRAL, die Apostel zu Rittern der Tafelrunde des König Arthus. Nach den Gesetzen des Syncretismus vermischt sich dieser Glaube auch mit afrikanischen Kulten und bringt im 18. Jahrhundert die wunderbare Santeria in Kuba und den Voodoo in Haiti hervor, die sich nur wenig von den Mysterienbünden der Antike unterscheiden.
Mit den Evangelien, und ihrer Passionsgeschichte wurde ein Gefäß geschaffen, dass weit über die Kirchenturmspitze hinaus reicht. Das Bild vom leidenden Christus war zu allen Zeiten auch das Bild der leidenden Menschheit. Der Verräter Judas, der Verräter schlechthin. Das Blutgeld, wie oft wurde es bezahlt? Die Häscher, mit ihren höhnischen Gesichtern, die Söldner, die auf Befehl für Geld oder gar aus Lust am Morden alles ausführen, was man ihnen befielt. Gab es sie nicht auch in Dachau, Buchenwald und Auschwitz und heute wieder in Syrien und anderen Ländern der Welt. Der nach Blut dürstende rasende Mob, gibt es ihn nicht eins zu eins in Ägypten, Nigeria und Pakistan? Der feige Richter Pilatus, der ein „Bauernopfer“ bringt und dann „seine Hände in Unschuld wäscht“, gleicht er nicht aufs Haar jenen, die unser Recht zu Gunsten eines radikalen Islamismus immer mehr aushöhlen, freie Meinungsäußerung drakonisch bestrafen und im gleichen Atemzug Bandenkriminalität als Kavaliersdelikt durchgehen lassen. Wer hält noch zu einem, wenn man im Betrieb auf der Abschussliste steht? Kennt nicht jeder von uns auch einen Petrus, der diskret wegschaut, einen nie gekannt hat. Dreimal krähte der Hahn!! Oder „Freunde“ oder gar Mitstreiter, die einen, wenn man sich zu weit vorgewagt hat, und in die Mühlen der Justiz gerät jämmerlich im Stich lassen. So wie es mir erging, als ich in Wiesbaden für eine ermordete Jüdin eine Demo publizistisch unterstützte und anschließend mit Klagen überzogen wurde.
Der Gründonnerstag ist der Gedenktag für alle Idealisten, die jenseits von Lagern ihrem Humanismus treu bleiben. Für sie ist importierte Gewalt, Messer und „Ehrenmorde“ ebenso schlimm, wie der gezielte Terror gegen Zivilisten in einem Krieg, der bei allen Fehlverhalten des angegriffenen Staates durch nichts mehr zu rechtfertigen ist. Auch wenn in der Ukraine keine lupenreine demokratischen Verhältnisse herrschen.
Als ich 2011 die Urfassung dieses Artikels schrieb und in der exilchristlichen Medien-Plattform „Kopten ohne Grenzen“ veröffentlichte, war die Kirche noch so „christlich“, dass sie sich über einen Schmähartikel des bekannten iranischen Dichters Navid Kermani empörte. Heute nimmt es die Kirche in Kauf, dass die Silhouette des Kölner Doms aus dem Logo der Stadt Köln verschwindet. Damals hatte der Vorzeigeiraner geschrieben, dass er sich von der Darstellung des Gekreuzigten angeekelt fühlt und im gleichen Atemzug den Koran mit seinen oft Juden und christenfeindlichen Passagen als „Schönheit“ lobt.
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Walking in Weilburg – Mit gemischten Gefühlen durch eine kafkaeske Stadt
Als Wanderer zwischen den Welten suche ich mir meine Ziele oftmals nicht selbst aus. Ich folge Eingebungen. So auch am Sonntag, den 23. März, als ich den spontanen Entschluss fasste nach Weilburg zu fahren. Ich kennen die Stadt seit vielen Jahrzehnten, aber immer nur als Durchgangsstation für weitere Ziele. Meist geht es dann weiter in den Westerwald, oder sonst wohin. Die Male, wo ich in Weilburg etwas aufsuchte, kann ich buchstäblich an einer Hand abzählen. Zweimal habe ich mit meiner Frau das Rosenhang-Museum besucht. Ein Ort mit einer Lost-Places-Atmosphäre. Die Räume der alten ehemaligen Brauerei, wo heute Bilder von Elvira Bach, Lüpertz und Immendorf hängen sind passend zur Kunst ein wenig gruselig. Unverputzte Mauern, dunkle verschachtelte Räume. Im wahrsten Sinne des Wortes morbider Charm. Garantiert nicht jedermanns Sache. Wir sind jedes Mal die einzigen Besucher, die in kalten Räumen den „Neuen Wilden“ hinterhertrauern.
Immer wenn wir wieder im Auto sitzen und an den Fassaden alter ehemaligen Fabrik-Gebäuden vorbeifahren, einen kurzen Blick in die kleinen engen Felsschluchten werfen, die früher vielleicht mal Eingänge für dahinterliegende zugemauerte Erzschächte waren, denken wir uns, dass die Stadt ihre besten Jahre lange hinter sich hat und streng genommen nur noch ein großes Museum ist. Wie kleine Burgen thronen die dazugehörigen Fabrikanten und Ingenieurs-Villen auf halber Höhe über den Lahn, für die man im 19. Jahrhundert extra ein Schiffstunnel durch den Berg schlug, um den wertvollen Rohstoff mit kleinen Schleppkähnen an den Rhein und dann weiter ins Ruhrgebiet zu schaffen. Einiges wurde wohl schon auf einer Insel bei Bad Ems verhüttet.
Ebenfalls hoch über der Lahn, auf einem Felsplateau liegt das eigentliche Schmuckstück der Stadt, das prächtige Residenzschloss der Fürsten von Nassau, dahinter ducken sich demütig die Häuser der ehemaligen Untertanen. Wer hier eine quirlende kleine Metropole sucht – zum Beispiel sowie in Herborn – wird bitter endtäuscht. Weilburg könnte als Filmkulisse für einen Kafka-Roman herhalten. „Das Schloss“, aber eben nur als Kulisse, denn für ein Machtzentrum ist es einfach zu klein und bedeutungslos. Die letzten Nassauer räumten 1866 das Feld, nachdem ihr Fürst bereits 1816 nach Wiesbaden Biebrich umgezogen war. 1912, zwei Jahre vor dem ersten Weltkrieg wurde an der Ausfallstraße nach Bad-Homburg eine große Kaserne errichtet, in der sich heute eine Technic-Akademie befindet.
Stadtbegehung mit Intuition
Genau hier begann am Sonntag, 23. März meine Stadtbegehung der anderen Art. Gemächlich schlenderte ich durch ein kleines Villenviertel, stattliche Häuser, an denen ich Jahrzehnte lang auf der steilen Ausfallstraße immer nur vorbeigerauscht war. Das Weilburg trotz seines Innenstadtplateaus eigentlich in einem Talkessel liegt habe ich immer als beklemmend empfunden. Die gewaltigen Höhenunterschiede innerhalb der Stadt haben mich wiederum an Pirmasens erinnert. Eine Stadt, an die ich als ehemaliger Redakteur gleichfalls sehr ambivalente Erinnerungen habe. Es passierten vor und während meiner Zeit dort sehr gruselige Dinge. Kinder verschwanden spurlos, Menschen sprangen von der großen Schlucht-Talbrücke in den Tod, ein junger Lehrer beging vor einem Fuchsbau im Wald Suizid mit Schlaftabletten und wurde dann nur noch anhand von Skelettresten identifiziert … Auch Pirmasens war ja mal eine provinzielle Residenzstadt und hat nach Verlust der Schuhindustrie, deren letzte Zuckungen ich noch miterlebte, eigentlich nie wieder an ihre Blütezeit anknüpfen können. Solche Städte sind irgendwie nur noch Erinnerungsorte, und haben in dieser Hinsicht Ähnlichkeiten mit Friedhöfen.
Hinter der alten Kaserne geht es Terrassen artig steil abwärts in ein kleines enges Seitental der Lahn. Dahinter ein dichter Wald mit steilen Hängen. Der Name „Erbstollen“ deutet auf die florierende eiserne Vergangenheit hin. Ein steiler, schmaler Weg, den ich durch Zufall fand, führt vorbei an stillen dicht bewachsenen Gärten. Peter Handke, der in seinen Büchern gerne solche Orte als „Wildnis in der Stadt“ beschreibt hätte seine Freude gehabt. Unten, fast schon an der Lahn, ein paar versprengte Häuser. Wege die nach Nirgendwo führen. Steile Hänge, Felsen, Auwald. Plötzlich eine Straße ohne Gehweg und dahinter die Bahn. Wer in die Innenstadt will, muss durch eine enge dunkle Fußgängerunterführung unter dem steinernen Bahndamm und den Leinpfad nehmen. Die Lahn hat wenig Wasser, was mir als alten Kanufahrer natürlich sofort auffällt und gleichzeitig die Lust nimmt, demnächst mein Boot mal wieder startklar zu machen.
Die fünfte Dimension: Kalvarienberg und Heiliggrab-Kapelle
Nach ein paar hundert Metern, die ich von bewunderten Kommentaren eines älteren Paares begleitet, im ziemlichen Eiltempo zurückgelegt habe, stehe ich vor der Einmündung zweier Tunnels. Das Straßentunnel führt in den nördlichen Teil der Stadt, das Schiffstunnel in die gleiche Richtung Lahnaufwärts. Auch die Bahnstrecke verschwindet im Berg. Links zweigt eine Uferstraße ab, die um die Altstadt führt. Aber es gibt noch einen fünften Weg. Eine Art fünfter Dimension. Man mag mich für einen Spötter halten, aber ich meine es todernst. Dieser Weg führt – über eine steile Felsen-Treppe - direkt zu Gott: Zum Kalvarienberg und zur Heiliggrab-Kapelle. Als ich diesen Hinweis las war ich wie vom Donner getroffen. Allein, dass es solche Orte in einer calvinistischen Residenzstadt gibt – die Schlosskirche hat die Aura einer Bahnhofsvorhalle – hat mich buchstäblich aus den Schuhen gehauen. Um so mehr, dass ich, der knapp 30 Km entfernt wohnt, nie davon gehört habe. Die Felsentreppe, die alte spätgotische Kapelle, die fast griechisch-orthodox anmutet und darüber noch eine überdachte Kreuzigungsgruppe. Dazwischen uralte Gräber. Das alles wirkte dermaßen unwirklich, fantastisch, jeglicher räumlichen Zuordnung enthoben. Gräber in einen Felshang, verwinkelt, überwachsen, geheimnisvoll. Ein heiliger Ort, der zweimal den Bilderstürmern trotze. Das erste Mal nach der Reformation, das zweite Mal, als übereifrige Lokalpolitiker aus dem Juwel einen Stadtpark machen wollten, dann aber von empörten Bürgern gestoppt wurden. Gott sei Dank!
Privatgrab im Villenviertel
Beim Rückweg durch das Villengebiet kam ich an einem stattlichen Anwesen mit großem Park vorbei und wunderte mich, dass sich vor dem Haus ein Wegkreuz befand. Doch wie groß war mein Erstaunen, als ich feststellte: Es war kein Wegkreuz. Es war ein Grab. Ein Privatgrab, außerhalb eines Friedhofes. Einer der Toten war ein im ersten Weltkrieg gefallener Familienangehöriger. Dies alles hat mich sehr nachdenklich gemacht. Nichts war geplant. Mein Spaziergang durch Weilburg habe ich mehr oder weniger dem Zufall und meiner Intuition überlassen…
Wo ist der vermißte kleine Junge?
Zwei Tage nach meiner intuitiven Exkursion verschwand nicht weit von meinem Rundgang entfernt ein kleiner sechsjähriger Junge. Das hat mich innerlich sehr aufgewühlt, zumal ich bei dem Spaziergang dauernd an unseren fast gleichaltrigen Enkel denken musste, und den Entschluss faste mit ihm mal das Bergbaumuseum zu besuchen, dass im Schloss untergebracht ist. Wo ist dieser kleine vermisste Junge, nach dem seit Tagen intensiv gesucht wird? Wie der aufmerksame Leser gemerkt hat, ist die Suche in einer solchen verwinkelten von einer Fluss-schlinge und dichten Wäldern und Tälern umgebenen Stadt keine leichte Aufgabe.
#Weilburg#Museum#Kalvarienberg#Intuition#Stadtrundgang#bergbau#Alter Friedhof#heiliggrab-Kapelle#nassau#Residenzschloss#Suche nach vermisstem Jungen#Erbstollen#Lahn#Schiffstunnel#Franz Kafka#Eingebung#Rosenhang-Museum#Elvira bach#Lüpertz#Immendorff
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Was ich vor zwei Tagen auf einer Radtour gelernt habe: Dass Wetzlar mal die größte Garnisonsstadt in Hessen war. Einen stillgelegten Truppenübungsplatz hat, der heute ein wunderschönes Naturschutzgebiet ist. Goethe im Hofgut Magdalenenhausen gerne ein Glas wein trank. Wetzlar auch eine Burg hat. Es zwischen Wetzlar und Braunfels einen wunderschönen Rad und Wanderweg gibt. Es rund um Wetzlar fast 100 stillgelegte Bergwerke und Stollen gibt. Bei der Ausweisung von Radwegen noch sehr viel Luft nach oben ist.
#Wetzlar#Garnisonsstadt#Truppenübungsplatz#Naturschutzgebiet Weingärten#Magdalenenhausen#Hofgut#Radwege#Radtour#Bergwerke#Erz#goethe#Die leiden des jungen Werther
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#doppelte moral#gutmenschen#Kindesmisshandlungen#kindheitstrauma#körperliche Gewalt#Mittäterin#zentrale Fragen
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