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Dieses ganze Rummachen brachte Liliana ganz schön in’s Schwitzen und irgendwann wollte sie nur noch ihre Haare kämmen und Miles rauswerfen. “Miles, warte mal...” kommandierte Liliana und lauschte auf die Haustür, die in’s Schloss fiel. Das waren Silas und Kian, die zurück waren!!! Wie lange haben wir hier rumgemacht? Egal... Schnell stand sie auf, band sich die Haare zu zwei strengen Zöpfen zusammen, strich ihre Kleider glatt und checkte ihr Makeup im Spiegel. Komplett verwischt, aber noch tragbar, lautete ihr Urteil. Dann drehte sie sich wieder zu Miles. “Wow, das war ganz schön heiß, vielleicht k��nnen wir das ja bald mal wiederholen...” lächelte sie ihn verführerisch an und zog ihn zu sich und gleichzeitig Richtung Tür. Sie musste Miles jetzt nur rausschleusen, ohne, dass die Jungs oder vielmehr Silas ihn sah. 

Wieso machte sie sich eigentlich so verrückt, hielt Liliana inne. Das war nur Silas. Ihr Quasi-Cousin!!! Kein Grund also so zu übertreiben. Sie nahm Miles bei der Hand und zog ihn in den Flur. An der Tür umarmte sie ihn und verabschiedete ihn, ohne noch groß auf die Jungs zu achten. Dann ging sie zurück in’s Zimmer und atmete ein paar Mal ein und aus, als es an der Tür klopfte. Silas steckte seinen Kopf herein. “Liliana, ich bräuchte mal deinen fachmännischen Rat, kann ich reinkommen?” In zwei Schritten war Liliana bei ihm und öffnete einladend die Tür. “Komm’ rein, wo brennt’s denn?” Silas holte sein Handy raus und zeigte ihr zwei verschiedene Blätter. “Also welches ist denn jetzt ein Lindenblatt? Kian und ich sind äußerst verwirrt, weil die Kanten so ähnlich sind.” Liliana lächelte, jetzt war sie voll in ihrem Element. “Also das kannst du ganz leicht daran unterscheiden, dass der Rand eines Lindenblatts ganz zackig und auf keinen Fall rund ist. Außerdem riecht ein Lindenblatt immer erdig mit einer leichten Honignote.” Silas lachte schallend los. “Du stellst dich jetzt aber nicht wirklich in den Wald und riechst an Blättern?” Liliana grinste. “Doch natürlich! Du musst nur mal dran schnuppern, da erkennst du wirklich total viele Unterschiede. Und das wiederum verrät dir echt einiges über den Baum selbst.” Silas hing förmlich an ihren Lippen. Er bewunderte wie leidenschaftlich Liliana sich für die Natur interessierte. Dabei war sie sonst so ein Modepüppchen, das am liebsten teure Marken trug und sich stylte und schminkte. Das Mädchen, das ihm gerade gegenüber saß, sah ganz anders aus. Eine unauffällige Frisur, kaum geschminkt und in ihrem Lounge-Outfit. “Danke Liliana, das war ‘ne super Erklärung, ich glaube Kians Herbarium ist jetzt fertig.” Er stand auf und bewegte sich zur Tür. “Sehr gerne” lächelte Liliana “und danke dir, dass du ihm hilfst!” Silas erwiderte das Lächeln und verließ den Raum, drehte sich dann aber nochmal kurz um. “Und hey, dein Outfit heute steht dir echt gut!”  

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Liliana war niedergeschlagen. Sie hatte völlig falsche Signale gesendet und brauchte jetzt dringend einen kleinen Selbstbewusstseinspush. “Hab’ sturmfrei, Lust vorbeizukommen?” 

Keine 10 Minuten später stand Miles schon vor ihrer Tür. “Hast du dich hierher teleportiert oder wie schnell hast du das jetzt geschafft?” witzelte Liliana halb im Spaß, halb Ernst. Miles zuckte lässig mit den Schultern, “Tja, extreme Situationen erfordern extreme Maßnahmen.” Er kam auf sie zu, legte seinen Arm um ihre Hüfte, zog sie an sich und küsste sie auf den Mund. Gott, die Lippen sind seit gestern wohl noch weicher geworden... “Wo sind denn alle hin? Ich hatte ja schon gehofft du würdest mir deine Eltern vorstellen.” lächelte er sie keusch an. Liliana starrte ihn an. War das gerade sein Ernst? “Ähhh, ich dachte damit lassen wir uns ein bisschen Zeit, ja?” sagte sie und zwinkerte. “Komm’ mal mit, dafür stell’ ich dich meinem Zimmer vor.” Miles lachte. “Na gut, das klingt nach einem fairen Kompromiss.”

Keine Stunde später lagen die beiden schon wild knutschend im Bett und erkundeten sich gegenseitig. Mannomann, dachte Liliana wie berauscht. Miles wusste echt, was er tat... Und trotzdem war er nicht der typische Playboy, wie die meisten Jungs aus ihrer Schule. Er war sexy, konnte so gut küssen, war intelligent. Und doch war er so ein Lappen. Liliana seufzte leise, was Miles wohl als Aufforderung betrachtete, noch mehr an ihren Ohrläppchen zu knabbern. Ew, wer dachte eigentlich, dass es sexy war dem anderen in’s Ohr zu sabbern? Sie war schon halb taub auf dem rechten Ohr vor lauter Sabber.

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Liliana war von ihrem gestrigen Date noch so erschöpft gewesen, dass sie erst mal ausschlafen musste und als sie sich um 10 langsam aus dem Bett rollte, erschrak sie. Fuck, ich muss in 15 Minuten bei den Pfadfindern sein!!! Schnell schlüpfte sie in ihre Uniform, goss sich einen Kaffee ein und stolperte auch schon aus der Tür. “Also Leute, heute ist unsere organisatorische Sitzung in der wir besprechen, was wir die nächsten Wochen so geplant haben...” Liliana verdrehte die Augen und schloss sie dann. Wow, dafür war sie aufgestanden und hatte sich so gestresst? Na ja... schon mehr Zeit zum Tagträumen von Miles und dem Kuss gestern. Der Abend war nicht perfekt und Miles war nicht perfekt, aber wer war schon perfekt, nicht wahr? Sie lächelte besonnen, Miles hatte wirklich unglaubliche Lippen und sie würde so gern wissen, was die noch so können...

Nach unfassbaren 4 Stunden von langweiligem organisatorischem Kram war Liliana e n d l i c h frei und konnte nach Hause. Miles hatte ihr geschrieben: “Hey cutie, gr8 n8! kann’s kaum erwarten dich wieder zu sehen!” Wie kryptisch... verziert hatte er alles noch mit dementsprechenden Hunde-, Auberginen- und Wasseremojis. Ugh, wie charmant unperfekt. Während Liliana noch auf ihr Handy starrte, hörte sie im Flur eine ihr gut bekannte Stimme. Verdammt noch mal, das war Silas! Ihr Herz begann zu rasen, ohne dass sie es schnell genug beruhigen konnte. Verdammt noch mal, das ging jetzt schon seit Tagen so, wann immer sie Silas in der Schule sah. Warum konnte das nicht aufhören, wenn sie jedes Mal so erschrecken würde, sobald sie ihn irgendwo traf, würde sie bereits in wenigen Wochen von einem Herzinfarkt zur Strecke gebracht worden sein. Na ja, das hätte sich dann wenigstens gelohnt, grinste sie. Okay, fokussier’ dich Liliana, erst mal müssen wir dich aus dieser nerdigen Uniform rausbekommen. Flink warf sie sich ein Shirt über und sprang in ihre Lieblingsjeans, fuhr sich nochmal durch die Haare und schritt selbstsicher in den Flur. 

“Hach, Silas, was machst du denn hier?” kokettierte sie gespielt überrascht. Silas legte den Kopf schief. “Ich besuch’ Kian. Ich wollte ihm bei seinem Herbarium helfen, das er bis nächste Woche fertig haben muss. Ich musste das bei Frau Ramovic auch schon machen...” Liliana lächelte verständnisvoll “Mensch, das ist aber lieb von dir, Silas!” Wow, Liliana, wie wär’s mit noch mehr tiefsinnigen Kommentaren, dachte sie zu sich selbst. “Hey, wenn du magst, kannst du uns gern helfen. Du bist ja schließlich die Outdoor-Expertin schlechthin.” Liliana blickte verdutzt drein. Outdoor-Expertin? Silas lachte “Weil du doch Pfadfinderin bist...” fügte er erklärend hinzu. Liliana lachte unsicher, konnte ihre Dämlichkeit aber nicht mehr vertuschen, verdammt! “Ach so, ummm, also weißt du, wir machen da auch viel drinnen. Beobachten das Verhalten von Tieren, analysieren Karten und so weiter.” Was laberte sie da denn? Natürlich waren sie die ganze Zeit draußen. Silas nickte und zuckte mit den Schultern “Ach so, na dann machen wir das mit dem Herbarium vielleicht besser alleine”. Toll, jetzt dachte er, dass sie keine Lust hatte mit ihnen zu kommen.

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Es war 7 am Samstagmorgen und Tino und Ariel saßen sich am Frühstückstisch gegenüber, während die Kinder noch tief und fest schliefen. Liliana war am Abend zuvor mit einem Freund aus gewesen, was Ariel nur mit einer hochgezogenen Augenbraue kommentierte und Kian erholte sich noch von seiner Schulwoche. 

“Oh Tino... Wir müssen was ändern. Ich habe das Gefühl, dass uns Kian langsam entgleitet. Die schlechten Noten und sein Verhalten in der Schule! Die Lehrer müssen unsere Nummer mittlerweile in der Schnellrufwahl eingespeichert haben!” Tino lachte kurz und blickte dann sofort wieder ernst drein. Eine tiefe Sorgenfalte bildete sich zwischen seinen dichten Augenbrauen und er legte den Kopf schief. “Das Schlimmste ist, dass es ganz allein mein Fehler ist. Ich war viel zu sehr mit der Arbeit beschäftigt,” sagte er betrübt. Ariel nahm seine Hand. “Na ja, ich muss gerade reden. Meine Kunstexzesse müssen aufhören und ich muss mich wieder mehr um die Kinder kümmern. Wie wär’s denn, wenn wir strikte Familienzeit einführen? Zum Beispiel abends zusammen essen, am Sonntag Ausflüge machen und Sachen unternehmen, so was eben...” Valentino nickte langsam “Ich glaube das ist ein guter Anfang, aber ich fürchte das wird aus Kian keinen Musterschüler machen... Mach’ dir keine Sorgen darum, ich fang’ an jeden Tag mit ihm die Hausaufgaben zu machen, damit er wenigstens das hat und dann sehen wir mal weiter.” Die beiden sahen sich lange an und tranken gedankenversunken ihren Kaffee. “Falls es nötig ist, schränke ich meine Arbeitszeit ein und kürze meine Stunden.” Ariel schluckte schwer. Ouf, das wusste sie wirklich zu schätzen. Tino war immer ein richtiger Mann-Mann gewesen und obwohl er sie immer unterstütze, hätte sie nie von ihm gefordert, dass er mehr zu Hause ist oder die traditionelle Mutterrolle einnimmt. Sie war begeistert und küsste ihn auf die Wange. “Du bist der Beste, Tino!”

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Liliana hatte Miles Nachricht gekonnt ignoriert und offensichtlich war er es nicht gewohnt, dass Mädchen ihn ignorierten, denn sobald er Lilianas blonden Schopf im Schüler-Wirrwarr im Schulflur sah, beschleunigte er rasch seinen Gang und grinste sie schief an. “Schon was vor heute Abend?” Liliana neigte den Kopf und zog eine Augenbraue hoch. So leicht würde sie es ihm nicht machen. “Danke, Miles, mir geht’s auch gut. Und mein Wellensittich? Ja, dem geht’s äußerst gut. Na ja... bis auf die Kopfschmerzen natürlich.” Miles lachte sie mit funkelnden Augen an. Gott, dieser Junge sah wirklich gut aus. “Also, Lust auf ein kleines Tête-à-tête?” “Ich überleg’s mir,” sagte Liliana und gesellte sich zu ihren Freundinnen, ohne Miles noch eines Blickes zu würdigen. Aber natürlich sagte sie ihm zu. Wie könnte sie auch nicht? Miles war der beliebteste Junge der Schüler, aber er war weit mehr als nur beliebt. Er war auch in der Wissenschafts-AG, weil er sich wahnsinnig für Astronomie interessierte, was wiederum Liliana ziemlich interessant fand. 

Was wir zu diesem Zeitpunkt noch nicht über Liliana wussten, war, dass sie eine unglaubliche Fashionista war, die in ihrer Freizeit nicht die Sterne begafft, so wie Miles, sondern lieber Vogue oder Elle las und sich genau anstrich, was sie sich als nächsten kaufen würde. Sie arbeitete in ihrer Freizeit in einem Café und Ariel hatte sich mittlerweile einen Namen in Kunstkreisen gemacht und verdiente ziemlich gut. Also konnte Liliana sich auch mal eine neue Moschino-Tasche oder eben diesen knallgelben Kate Spade Jumpsuit leisten. Den Rest vom Outfit hielt Liliana unauffällig, sie wollte schließlich nicht zu interessiert wirken, nach Miles unmöglichem Verhalten von letztens.

“Also, Casanova, wohin führst du mich heute?” fragte Liliana Miles keck, sobald sie in seinem Auto - ein schwarzer Mustang, denn Miles Eltern waren vermögend (was im Übrigen seinen fürchterlichen Frat-Boy-Style erklärte...) - saß. “Das siehst du dann” zwinkerte Miles verschwörerisch, woraufhin Liliana die Augen verdrehte und lachte. “Aus welchem Teenie-Film hast du das denn aufgegabelt?” Aber die frechen Antworten blieben ihr im Hals stecken, als Liliana sah, dass Miles sie in’s Mile-High-Club - was für ein passender Name... - die hippste Lounge der ganzen Stadt, in die man normalerweise nicht so leicht kam. Vor allem nicht, wenn man gerade mal 18 war. Liliana tat auf cool und unbeeindruckt und folgte Miles zu ihrer Sitzecke. “Lass’ uns tanzen,” sagte Miles und zog sie zu sich, während das neueste Yeezy-Album lief. “You’re such a fucking ho, i love it” sang Miles mit und Liliana verdrehte die Augen dieses Mal wirklich genervt. Was für ein Loser.  Allerdings hing sie ihm keine 10 Minuten später am Hals und knutschte ihn wild ab. Miles hatte die Hände um ihre Hüfte und strich ihr über den Rücken. Mhhh, das fühlte sich echt gut an. “Puh, ich bin geschafft,” sagte Liliana und zog ihn zurück in ihre Sitzecke. Das ließ Miles sich nicht zwei mal sagen und fläzte sich neben sie. Er schaute ihr in die Augen und strich ihr eine blonde Strähne aus dem Gesicht. “Weißt du, wann ich dich zum ersten Mal unbedingt kennen lernen wollte?” Liliana schwieg. “Wir hatten Sport und du standest bei deinen Freundinnen, hast mich ignoriert wie immer,” fügte er lachend hinzu und Liliana grinste zurück, oops... “auf jeden Fall konnte ich es nicht verhindern, aber ich musste immer wieder zu dir schauen, weil du die ganze Zeit gewitzelt hast und als der Lehrer dann die Musik angemacht hat für’s Laufen, hast du einfach angefangen zu tanzen und mitzusingen und alle haben dich angestarrt.” Liliana musste lachen, ja, das klang ganz nach ihr. Dieser doofe Sportunterricht war aber auch echt zum Einschlafen gewesen. “Da wusste ich, dass du ganz anders bist, als alle.” Liliana lachte in sich hinein, wie schön, dass sie Miles gefiel, aber was für eine abgedroschene Story war das bitte? Er beugte sich zu ihr und küsste sie auf die Lippen. 

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Nach Miles vorschnellem Verschwinden auf ihrem letzten Treffen war Liliana enttäuscht, verwirrt und vor allem äußerst interessiert nach Hause gegangen. Wenn Miles Spielchen spielen wollte, oh ja, dann war er an die Richtige geraten, denn sie würde mitspielen. Also ging sie nach Hause, schaltete ihr Handy aus und machte den PC an. “Eine neue Nachricht von Silas” stand da in fettgedruckter, schwarzer Schrift. Ihr Herz machte einen Satz und fing an zu galoppieren. Verdammt noch mal, es war doch nur Silas, ihr beinahe-Cousin, der zudem noch zwei Jahre jünger war, als sie... Sie seufzte laut und klickte auf die Nachricht. “Wie cool ist das denn, dass Ariel ihre eigene Vernissage nächste Woche hat? Ich freu’ mich schon drauf!!!” Wow, er schrieb nur was zu ihrer Mutter. Was hatte sie sich auch gedacht? Na ja...

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Silas war im siebten Himmel als Arianna und Ryan mit dem kleinen Knirps Porter nach Hause kamen. Er hatte jetzt schon wuschlige, hellblonde Haare (tatsächlich versteckte Ryan unter seiner lilanen Mähne wunderschöne, blonde Haare) und war äußerst kommunikativ. Ständig gurrte er und blickte jedem interessiert in die Augen. “Mama, ich will Porter mein Supermanhaus zeigen!” rief Silas und hüpfte auf und ab. Arianna grinste “Na, dann wollen wir doch mal sehen, was sich da machen lässt...”

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Es war Nachmittag und Kian war gerade dabei seine Hausaufgaben zu machen, als seine Eltern endlich nach Hause kamen. Liliana hatte ihm erklärt, dass Tante Ari endlich ihr Baby bekommen würde, aber wieso Liliana ihm deshalb angebrannte Eier zum Frühstück gemacht hatte, verstand Kian nicht. “Mama, eeeendlich seid ihr wieder da!!!” rief Kian und fiel ihr in die Arme. Ariel küsste ihn auf den Kopf und setzte sich an den Esstisch. Ouf, das war einer der anstrengendsten Tage ihres Lebens gewesen. Kian legte den Kopf schief “Du bist müde,” stellte er fest. “Ja, mein Kleiner, das bin ich wirklich... Du hast einen Cousin, er heißt Porter.” Arianna und Ariel hatten so auf ein Mädchen gehofft, aber jetzt, wo Porter da war, hatten sie keine Sekunde lang mehr über ein Mädchen nachgedacht. “Es ist gekommen, wie es kommen sollte,” hatte Arianna erschöpft zu ihr gesagt. “War’s schön in der Schule, mein Schatz?” “Aaaaaach na jaaa, du weißt ja, wie es ist...” Ariel seufzte. Oh ja, das wusste sie allerdings. Die letzten Wochen hatte sie die Hälfte ihrer Freizeit in der Schule mit den Lehrern verbracht, die ihr von Kians “unduldbarem” Verhalten erzählten. “Ihr Sohn macht keine Hausaufgaben und wenn er sie macht, dann macht er sie schlampig und zu den anderen Kindern ist er respektlos. Übrigens auch zu uns Lehrern.” Blah, blah, blah. Was sollte sie denn tun? Tino arbeitete tagsüber beim Verein und trainierte abends und sie malte, um die Familie durchzufüttern. Na ja, vermutlich war sie einer der Gründe, warum Kians Verhalten sich so verschlechtert hatte. Er war ein engelsgleiches Kleinkind gewesen, aber die letzten Jahre über war Ariel immer exzentrischer gewesen. Je länger sie darüber nachdachte, desto schuldiger fühlte sie sich... Liliana war schon groß gewesen, sie hatte es nicht so beeinflusst, dass ihre Mama sich manchmal tagelang in ihr Atelier eingeschlossen hatte und dort gezeichnet und gemalt hatte wie im Wahn.

Wieder küsste Ariel Kian auf den Kopf und rückte näher mit dem Stuhl zu ihm. “Zeig’ mal, mein Kleiner, was steht denn heute an?” “Also unser Biolehrer will, dass wir ein Herbarium machen.” “Ein w a s?” blickte Ariel ihn mit zwei Fragezeichen in den Augen an. “Das ist ein Album in dem man Blätter presst und dann den lateinischen Namen des Baumes drunterschreibt.” Ariel verdrehte die Augen, die Lehrer ließen sich auch immer abstruseres Zeug einfallen...

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 Tino und Ryan trafen sich immer wieder in ihrer neuesten Lieblingsbar, dem Seven Sins und spielten dort am liebsten Tischkicker. “Ich sag’ dir eines, Ryan, wenn ich Ariel nochmal über Ariannas Bauch reden höre, werde ich noch wahnsinnig. Langsam ist es bald so weit, ne?” Ryan musste lachen, “War ja irgendwie klar, dass Ariel die nächsten 9 Monate völlig aus dem Häuschen sein wird... Arianna ist jetzt in der 34. Woche, es ist echt bald so weit! Wie war das bei euch eigentlich? Hat sich Liliana auf Kian gefreut?” Tino musste überlegen, ihm kam es beinahe vor wie ein anderes Leben. “Hmm... Ich glaube ihr war das relativ egal. Als er dann älter war, spielten die beiden zwar echt gern miteinander, aber anfangs hat sie sich echt wenig drum geschert. Prinzessin Liliana eben,” grinste er Ryan an und Ryan lachte zurück. Hoffentlich hörte Liliana nie, wie die beiden Männer sie hinter ihrem Rücken nannten. 

“Warte mal, Tino, mein Telefon vibriert wie verrückt...” Tino nickte und beobachtete Ryan, der anscheinend mit Arianna redete. “Okay, okay, ich komm’ sofort,” sagte er und legte auf. “Tino, kannst du mich in’s Krankenhaus bringen? Ariel und Arianna warten dort auf uns. Arianna ist in den Wehen.”

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Nach der Party kam Kian am folgenden Montag sofort nach der Schule vorbei. Silas und er hatten während der Party stundenlang in der Kälte mit dem Puppenhaus gespielt und Arianna musste ihnen die Supermänner quasi aus ihren halb erfrorenen Händchen zerren, um sie in’s Warme zu bekommen. Dieses Mal schauten sie einen Film zusammen - natürlich Batman - und fachsimpelten über die Kostüme und Batmans Taten, die sie dann später im Puppenhaus nachspielen wollen würden.

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Doch Kian und Silas waren nicht die einzigen, die sich von der Party wegschlichen. Auch Arianna packte Liliana einfach bei der Hand und zog sie in den Fitnessraum. “Also, jetzt schieß’ mal los, Kleines! Was ist seit unserem letzten Gespräch passiert?” Liliana lächelte sie an. Genau das war einer der viele Gründe, warum sie Arianna so abgöttisch liebte. “Also es hat sich tatsächlich einiges getan. Ich habe ziemlich viele Typen kennen gelernt die letzten Wochen, darunter auch ein ganz besonderer, der mir ziemlich gefällt und mit dem ich jetzt schon länger schreibe. Er ist aus meiner Schule. Bis jetzt hat er mich noch nicht gefragt, ob wir uns mal treffen sollen, aber mal sehen...” Arianna sah sie verwundert an. “Liliana, Kleines, Liebes... So geht das doch nicht! Ist doch piepegal, wer wen wann fragt, frag’ doch einfach du! Schreib’ ihm ‘Hey, Zuckerpüppchen, konnte mich bei deinen Lippen letztens im Biounterricht gar nicht mehr konzentrieren und dachte ich teste mal in echt aus, wie weich die sind’ Siehst du??? Ist doch kinderleicht! Und übrigens, einer reicht nicht, wir brauchen mehr Auswahl... Ach und bring’ das nächste mal Bilder mit, Tante Arianna muss das selbst beurteilen können.” Liliana lachte. Arianna war echt von einem ganz anderen Stern.

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“Hey, Kian, wie schön, dass du auch mit deinen Eltern mitgekommen bist...” druckste Silas rum. Er hüpfte von einem Bein auf’s Andere. Kian und er kannten sich noch nicht so gut, obwohl sie auf jeder Familienfeier zusammen saßen, aber irgendwie hatten die beiden noch keinen richtigen Draht zueinander gefunden. Kian lächelte ihn aufmunternd an. “Also weißt du was, Kian? Ich habe zu Weihnachten was echt Cooles bekommen. Aber es ist ein riesiges Geheimnis, also darfst du es echt niemandem erzählen!” Kian sah ihn jetzt neugierig an. “Aha? Jetzt bin ich aber gespannt, Silas...” Silas führte ihn mit hinter’s aus, wo ein rosa Puppenhaus stand. Kian machte große Augen. “Auch wenn es wie ein Mädchenpuppenhaus aussieht, ist es das nicht. Es ist ein Haus voller Supermänner! Hier hast du Batman, Superman, Green Lantern,...” An dem Punkt hatte er Kian schon lange zu sich herunter gezogen und sich dazu entschieden Kian großzügigerweise Batman in die Hand zu drücken. 

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Arianna und Ryan wollten aus ihrer zweiten Schwangerschaft eine riesige Überraschung machen, also verrieten sie die ersten Monate niemandem irgendetwas - nicht einmal Ariel. Immer wieder wollte Arianna nichts lieber tun, als einfach rauszuplatzen und Ariel alles zu sagen, aber sie wollte den Moment der Verkündung voll und ganz auskosten können, denn Ariel würde es Tino sagen und so weiter... 

Die beiden planten also eine riiiiesige Parties mit all’ ihren Freunden und ließen die Baby-Bombe dann platzen, während alle den gegrillten Käse verspeisten. Ariel verschluckte sich erst einmal und Tino musste beinahe das Heimlich-Manöver retten, damit Ariel sich wieder beruhigte. “DU BIST WIEDER SCHWANGER??? Oh yes, yes, YES ARIANNA!” kreischte Ariel dann. Seit Kians Geburt laberte Ariel Arianna die ganze Zeit damit voll noch ein Kind zu bekommen - und zwar möglichst bald - damit die Kinder miteinander spielen könnten, aber das ließ Arianna vorerst völlig unbeeindruckt. Arianna nahm Ryans Hand und sah Ariel mit lächelnden Augen an. “Hoffentlich wird es ein Mädchen.” Ariel nickte leicht, die beiden wussten genau, warum Arianna unbedingt ein Mädchen wollte. Liliana - Silas, Kian - das Mädchen. Zwar wäre es umgekehrt besser gewesen, aber die beiden hofften, dass die Kinder genau so tolle Freunde werden würden, wie Arianna und Ariel.

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Liliana hatte sich für knallenge Jeans, die ihren definierten Po zur Geltung brachten und eine lockere Jacke entschieden. Sexy, aber casual, interessiert, aber nicht so interessiert, als dass sie sich extra in Schale geworfen hätte, das war der Look, den sie anstrebte.

Sie hatte mit Tim verabredet ihn in seiner Wohnung zu besuchen, die er sich mit 2 Mädels teilte mit denen er studierte. Melissa und Amelie. Liliana hatte alles doppelt und dreifach gecheckt, um sicherzugehen, dass es sich nicht um einen Psychopathen handelt, der sie betäubt und hinter einen Müllcontainer zog. Als sie um die Ecke bog, sah sie ihn schon am Zaun lehnen. Hmm.. er sah irgendwie gleich aus wie auf seinen Bilder und doch anders. Vor allem, wenn er sie jetzt anlächelte und auf sie zuging, kam er ihr doch fremd vor. Dieses Internet war doch verrückt, grinste sie in sich hinein, sie klang schon wie eine Omi... Okay, Liliana, ganz ruhig, das wird toll. Und er ist doch ganz süß, nicht wahr? “Hi, Liliana, ich bin timmyfitnessboy24″ unterbrach er ihre Gedanken mit einem charmanten Lächeln. Liliana lachte “Lieber Tim, über den Namen müssen wir uns vielleicht nochmal unterhalten...” Doch keine 5 Minuten später, hatte Tim schon keine Augen mehr für Liliana, sondern für eine Frau in knallengem - ja sogar noch knallenger, als ihre knallengen Jeans! -, rotem Kleid, die an den beiden vorbei lief. Ugh, was für ein Trottel. “Mhh, könnten wir vielleicht rein? Mir wird dann doch langsam kalt..” sagte sie angesäuert und blickte zu der Frau, die lasziv vorbeilief und die Show wohl auch noch in vollen Zügen genoss. Ebenso wie Tim. 

Sobald sie drinnen war, ließ sie sich ohne jegliche Scham auf den Küchenstuhl plumpsen und holte ihr Englischbuch raus, das sie für Notfälle immer dabei hatte. Sie würde jetzt ihre Hausaufgaben machen. Tim starrte sie entgeistert an. “Sag’ mal, machst du gerade deine Hausaufgaben?” Liliana lächelte eisig. “Ja, offensichtlich gibt’s hier ja sonst nichts Interessanteres und irgendwo muss ich sie ja machen...” Nach 10 Minuten in denen Tim scheinbar nicht die Klappe halten konnte und immer weiter schwatzte, wurde ihr aber auch das zu viel und sie machte sich auf den Weg. “Also dann timmyloserboy69, mach’s gut...” flötete sie und machte sich in noch lasziverem Schritt, als die Frau im roten Kleid davon.

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Sobald Silas am nächsten Tag von der Schule kam, setzte er sich daran seine hoch traumatischen Erlebnisse der letzten Nacht aufzuarbeiten. Immer wieder versuchte er das Wesen unter seinem Bett richtig zu porträtieren, aber irgendwie gelang es ihm einfach nicht. Mehrmals verwarf er seine Entwürfe und fing ganz neu an. Doch irgendwann hielt er es in den Händen, sein Monster. 

“Schau’ Mama, das war das Monster von letzter Nacht,” hielt er Arianna das Bild unter die Nase. Arianna lächelte belustigt und auch ziemlich beeindruckt. “Sag’ mal Silas, wow! Das hast du ganz schön toll gemalt, da bekomme ich ja richtige Angst...” Silas lächelte verlegen und sah auf den Boden. “Danke Mama, ich saß da auch 3 Stunden dran!” Arianna war noch beeindruckter. Silas interessierte sich nicht gerade für Schule oder Hausaufgaben und sie musste ihn immer wieder überwachen, sodass er seine Aufgaben auch machte und hier setzte er sich freiwillig drei Stunden lang hin? “Weißt du was, mein Künstler? Wir gehen jetzt in’s Schreibwarengeschäft und holen dir richtige Stifte zum Malen!”

Liliana war unterdessen lang nicht so entspannt. Sie machte sich halb verrückt wegen ihrem Date - na ja, ob es ein Date war, haben sie nie so recht geklärt, war ja auch egal, denn jetzt war sie eh schon auf dem Weg.

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Während die Nacht bis zum Donnerstag äußerst unruhig verlief - sie konnte es kaum erwarten diesen Tim zu treffen... -, schlief auch Silas mehr als unruhig. Unter seinem Bett war, oh Gott, er schafft es kaum es laut auszusprechen, ein Monster! Und zwar ein waschechtes. Ganz gemein hatte es seinen Fuß einfach gepackt, während er gerade am Einschlafen war und Silas konnte nicht anders, als laut zu kreischen und zu seinen Eltern zu rennen.

“Silas, was ist denn los? Hast du einen Geist gesehen oder wieso bist du so bleich?” Silas krächzte heiser “Neee, aber ein Monster, Papa.. du musst es vertreiben...”

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Auch Liliana liebte das Kickboxen... und das Sprinten und die Leichtathletik und Joggen und Tanzen und einfach alles, bei dem sie ihren Körper bewegen konnte. Sie war immer so voller Energie, dass sie es kaum schaffte mal einen Tag nicht zu trainieren. Ariel beobachtete das mit Skepsis, während Valentino im siebten Himmel war und am liebsten jeden Tag ein Partnerworkout mit ihr machen würde. 

Vor einigen Wochen hatte Liliana eine neue Website entdeckt - natürlich über instagram! - und da chattete sie nun nach dem Training am liebsten mit anderen. “Ich krieg’ das mit meiner Hook noch nicht so ganz hin,” schrieb sie nun einen neuen Forenbeitrag und -tzing- kam sofort eine Antwort. Der User nannte sich Timmyfitnessboy24 und war überraschenderweise 24! Liliana verdrehte die Augen. Was für ein bescheuerter Nickname... Da stand sie mit kickboxingqueen schon besser... gut, vielleicht war ihrer auch genau so bescheuert! Timmyfitnessboy24 schrieb also einige Tipps und Liliana las sie ganz eifrig, übersprang dann aber die Hälfte und widmete sich umso eifriger seinem Profil. Er hatte einen Link zu seinem instagram angegeben und Liliana durchsuchte gleich noch das um dann zu grinsen und ihm schnell zu folgen. Wow, der sah echt nicht schlecht aus... Stahlharte Bauchmuskeln, wuschelige, braune Haare und ein ganz süßes Gesicht. Tim, hmm... Tim folgte ihr sofort zurück und schrieb ihr keck “Also falls du mal Hilfe bei den Hooks brauchst, kann ich dir auch gern persönlich Unterricht geben... ;)” igitt, ein Zwinkeremoji, Liliana quietschte und lachte dann. Schnell antwortete sie “Wie wär’s mit übermorgen um 15 Uhr? :)” Ouf, könnte das der Weg zu ihrem ersten Kuss sein? Sie hoffte es inständig! Langsam war es ihr fast schon peinlich, dass sie mit 18 immer noch ungeküsst war, das geht mal gar nicht! Sie hatte viel zu viel Zeit mit Ashton verschwendet und musste sich jetzt beeilen alles Verpasste nachzuholen.