keinfilter

[keinfilter]

whatisevenhappening N+6=END

oh, ein Ende? Ist er endlich zu Sinnen gekommen? Mitnichten. Aber die Frage ist nicht mehr die richtige. Es gibt noch immer viele Fragen, man, ich könnte fragen "whyisthishappening?" oder "whatamidoing?" oder gar "howdumbcanonebe?" was wohl dem allgemeinen Sentiment am ehesten entsprechen dürfte. Mal sehen, wie ich hier weiter mache.

[keinfilter]

whatisevenhappening N+5

Noch mindestens 2 Wochen, bis ihr euch wiedersehen könnt. Hätte man dich vor ein paar Tagen gefragt, hättest du wohl gesagt, dass ihr euch auf ein Date mit Cocktails verabredet habt, möglicherweise Zeitnah nach deiner Rückkehr, um die weiteren Modalitäten einer potentiellen Affäre zu besprechen. Sie denkt, dass du nicht darüber sprechen kannst, ohne die Cocktails. Du weißt, dass du dich nicht darauf einlassen kannst, wenn du nicht deinen Verstand mit diversen alkoholischen Getränken betäubst. Was in gewisser Hinsicht paradox ist. Denn wieso kannst du dich ernsthaft zu so einem Treffen verabreden, es sogar vorschlagen, aber musst dir erst den Mut antrinken, um es konkret werden zu lassen.

"Weil du so immer noch eine Wahl hast, weil du dich immer noch dagegen entscheiden könntest, du schiebst es einfach auf.", flüstert eine Stimme.

[keinfilter]

“This is another paradox, that many of the most important impressions and thoughts in a person's life are ones that flash through your head so fast that fast isn't even the right word, they seem totally different from or outside of the regular sequential clock time we all live by, and they have so little relation to the sort of linear, one-word-after-another word English we all communicate with each other with that it could easily take a whole lifetime just to spell out the contents of one split-second's flash of thoughts and connections, etc. -- and yet we all seem to go around trying to use English (or whatever language our native country happens to use, it goes without saying) to try to convey to other people what we're thinking and to find out what they're thinking, when in fact deep down everybody knows it's a charade and they're just going through the motions. What goes on inside is just too fast and huge and all interconnected for words to do more than barely sketch the outlines of at most one tiny part of it at any given instant.” - David Foster Wallace

[keinfilter]

whatisevenhappening X komma 5

Natürlich ist die Story mit dem besagten Sturmfrei-Samstag noch nicht vorbei. Als wäre es nicht schon schlimm genug gewesen. Samstag, es muss gegen 22 Uhr gewesen sein, schreibt sie dir. Sie wäre jetzt mit einer Freundin in der nächsten größeren Stadt und ob du noch dazu kommen würdest.

Du denkst dir, "klar kein Thema, erzähl einfach deiner Frau, dass du nach 3 Jahren mehr oder minder vollständiger Feierabstinenz spontan um die Uhrzeit und ganz ohne das Zutun von Alkohol (mit wäre es wahrscheinlich glaubwürdiger gewesen) ne Stunde mit dem Bus in die nächste Stadt fährst, weil deine Arbeitskollegen (das wäre wenigstens keine vollständige Lüge) unterwegs sind."

Du checkst trotzdem die Busverbindungen. Überlegst, kommst zu dem Schluss, dass das keine gute Idee wäre und ärgerst dich. Du sagst ihr ab.

Du dachtest, die Sache mit Samstag ist gelaufen. Sie dachte, du bist auf jeden Fall am Start, weil du den ganzen Tag mit ihr geschrieben hast. Du ärgerst dich. Sie geht mit ihrer Freundin feiern.

[keinfilter]

whatisevenhappening X

Bei einem eurer letzten heimlichen treffen zu Mittag - waren das eigentlich Dates? - fragst du sie, was sie am Wochenende so geplant hat. Vermutlich um irgendwie die Konversation am leben zu halten und vor allem weil du weißt, dass sie etwas zu erzählen haben wird.

Sie erzählt, sie freue sich sehr, da sie seit längerem mal wieder Sturmfrei habe und ihr Mann nicht zuhause sei. Sie hätte noch nichts konkretes für Samstag geplant, würde aber am liebsten die ganze Nacht durchtanzen gehen. Es fühlt sich ein wenig an, als würde sie mit einem gigantischen Zaunpfahl nach dir schlagen und du beginnst mit dir selbst zu ringen.

Du weißt, was es bedeuten würde, würdest du die Frage stellen. Unabhängig davon, was in dieser Nacht passieren würde oder könnte, allein die Frage zu stellen, wäre der erste Betrug, den du bei vollem Verstand und Bewusstsein und ohne irgendwelche schwachen Entschuldigungen wie bspw. den Einfluss von Alkohol, auf dein Konto verbuchen müsstest. Du ringst mit dir, atmest schwer aus und sie bemerkt es. Entscheide dich.

"Sollen wir Samstag etwas zusammen machen?"

Unklar, ob es an deinem Zögern lag oder ob sie selbst nicht sicher war. Vielleicht wart ihr beide euch nicht sicher, was ihr eigentlich vor habt. Es blieb bei dieser Frage. Keine Entscheidung, keine Verabredung wurde zwischen euch getroffen. Trotzdem hattest du eine Entscheidung getroffen, ein negativer Eintrag in roten Zeichen in deiner Bilanz, der sich nicht einfach so wieder ausgleichen oder wegwischen lassen würde.

[keinfilter]

reflections on a cloudy mirror I

"Wenn ich fein, reif oder vernünftig wäre, dann wäre das vermutlich alles gar nicht passiert. Ich glaube, das ist auch ein großer Bestandteil von dem, was sie für mich attraktiv macht. Unsere ganze 'Beziehung' basiert auf Unvernunft.. was halt in gewisser Hinsicht dem ganzen eine besondere Intensität für mich gibt.. aber wenn wir ehrlich sind, keine Zukunft haben kann."

[keinfilter]

remember remember

Das einzige, was mir von ihr blieb, war das Meer, dass ich in ihren Augen gesehen hatte. Damals kam es über mich, schlug seine gewaltigen Wellen über meinen ohnehin schon geschundenen Körper zusammen und presste mit aller Gewalt jegliche Luft, jeglichen Lebenswillen, alle Lebenslust aus meinen Lungen, aus meinen Gliedern, aus jedem einzelnem meiner roten Blutkörperchen. Es brachte mich nicht um, nein, aber ich trieb sehr lange regungslos, wie ein stück totes Holz, an der Oberfläche dieses Meeres, nachdem sie gegangen war, nachdem das Meer das sie über mir hereinbrechen ließ und alles um die Dinge die mir etwas bedeuteten so still geworden war. Wie lang mich dieses Meer gefangen gehalten hatte.

Ich lernte diesen Ort, diesen Zustand der Unfähigkeit mich nur im geringsten selbst davon zu befreien, zu hassen wie keine zweite Sache auf dieser Welt und wenn es etwas gab, was ich in diesen Jahren für mich selbst entschied oder erkannte, dann war es die Einstellung, dass Stillstand der Tod ist. Dass das nicht enden wollende Wälzen von Fragen, auf die ich keine Antworten finden würde, das Leben mit dem Blick auf die Dinge, die hinter mir liegen, meine eigene Zukunft ausschließt.

Manche Ereignisse die uns widerfahren, mögen die Macht haben uns in der Luft zu zerreißen, uns in unsere Einzelteile, in Moleküle und Atome zu zerlegen. Manchmal bedarf es unsäglicher Anstrengung und Geduld, uns selbst wieder Leben einzuhauchen, so wie ich es damals als eine nicht enden wollende Tortur empfand, als qualvollen Vorgang, in dem ich für jede einzelne der Zellen meines Körpers dazu überreden musste, den Sinn des Lebens nicht als verloren zu sehen. Dieser Wiederaufbau mag schmerzhaft sein aber er gibt uns, meiner Ansicht nach, auch die Chance, uns selbst neu zu erschaffen, alte Gewohnheiten - so wie es für mich zum Beispiel der Irrglaube war, dass die Welt keine Wunder für mich bereit halten würde neben der Liebe eines anderen Menschen - abzulegen und uns neu zu orientieren, eine neue Perspektive für uns selbst zu finden. Ich will nicht sagen, dass Trauer etwas schlechtes ist. Trauer ist eigentlich ein Prozess, der uns dabei helfen soll, Dinge zu verarbeiten, zu überwinden, aber es ist etwas schlechtes sich selbst in seiner eigenen Trauer vollständig zu verlieren, zu vergessen, dass es auch wieder ein Morgen geben muss.

Ich habe gelernt, dass Morgen das ist, was man daraus macht.

[keinfilter]

whatisevenhappening IX

Bei euren heimlichen Dates zur Mittagszeit erzählt sie dir einiges von sich. Dass es aktuell nicht so gut in ihrer Ehe läuft, dass sie gefühlt jeden Tag etwas unternimmt, und wenn sie nichts unternimmt sich entweder ehrenamtlich engagiert, Bauchtanz im Verein und auf Veranstaltungen macht, Taekwondo oder sonst irgendwas tut. Das erklärt zumindest, wo sie ihre schier unendliche Energie hernimmt. Sie hat einen Faible für Kunst.

Sie schüchtert dich damit ganz schön ein. Du fühlst dich wie der langweiligste Mensch auf der ganzen Welt im Vergleich mit ihr und du fragst dich, ob es vielleicht nicht ganz gut war, dass du sie nicht zum Tanzen hast überreden können. Gleichzeitig findest du sie dafür schlicht bewundernswert. Du wärst so gern mehr wie sie, mit mehr Energie, mehr Leben.

Damals, vor vielen Jahren, hattest du solche Menschen wie sie verurteilt. Du dachtest, diese Menschen würden vor etwas davon rennen, sich selbst nicht zur Ruhe kommen lassen, immer weiter vor etwas flüchten, dass sie einholen würde, wenn sie nur einen Moment still stehen. Vielleicht trifft das auf sie auch zu, wer weiß.

[keinfilter]

whatisevenhappening VIII

Wenn möglich, trefft ihr euch heimlich zum Mittag. Anfangs ist es ein wenig hakelig, den Kollegen zu erklären, dass man nicht mit ihnen Essen wird, ganz ohne einen Grund zu nennen. Aber irgendwie scheinen sie es zu akzeptieren und nicht weiter zu fragen.

Du zeigst ihr deinen Lieblingsladen. Eine düstere Kneipe, von einem Italiener geführt, möglicherweise die beste Pizza in der ganzen großen Stadt zu einem Preis, den man anderswo für ein einzelnes Stück bezahlen muss. Dazu kommt, dass es nie voll ist, eigentlich seid ihr meist eher allein, wenn ihr dort seid. Ein echter Geheimtipp, könnte man sagen.

[keinfilter]

whatisevenhappening VII

Du versuchst also im Büro in Ihrer Nähe zu sein, so gut es geht ohne dass es zu auffällig wird. Glücklicherweise ist es nicht sonderlich schwer. Jeder darf sitzen wo er mag und ihr Team ist das mit Abstand bescheuertste im Haus, also genau dein Ding. Du taufst sie also die Entertainment Ecke und proklamierst dich dort zukünftig öfter aufzuhalten. Du genießt sozialen Interaktionen, man könnte sagen, sie hat dich aus deinem Corona Winterschlaf geholt und dafür wirst du ihr sehr dankbar sein.

[keinfilter]

taktieren

Wie gern hast du mich? Findest du mich attraktiv? Was bin ich für dich? Was möchtest du von mir? Was ist das mit uns? Sind wir Freunde? Sind wir mehr? Wie soll das weiter gehen? Was kann ich dir sagen? Was sollte ich lieber lassen? Was ziehen deine Antworten nach sich? Was, wenn du mir die gleichen Fragen stellst? Weiß ich was ich will? Was ist, wenn nicht? Was, wenn ich keine deiner Antworten hören will?

[keinfilter]

whatisevnhppng III komma 5

"Wie ist deine Frau so, ist sie eher wie ich oder wie sie?"

Wir stehen am Bahngleis und warten auf den Zug von ihr und ihrer Freundin. Ihre Freundin war mit einem Kollegen vorgegangen, während du mit ihr in deinem Arm versuchtest, sie mit deiner Unvernunft anzustecken. Du fragst, was das eigentlich für eine Frage seien solle, aber deine Frau wohl eher wie ihre Freundin sei. Sie zielte auf Äußerlichkeiten ab, aber die Wahrheit ist, dass deine Frau in jeglicher Hinsicht nahezu eine totale Inverse von ihr (nicht der Freundin) ist. Und dann ist da noch etwas, etwas das dir erst auffällt, als du diese Zeilen schreibst: Damals, vor 20 oder mehr Jahren, als du dich auf einem eurer unzähligen gemeinsamen Heimwegen nach der Schule zum ersten Mal in deine heutige Frau verliebtest, war sie genau so. Niemand bleibt 20 Jahre auf der Stelle und du willst ihr auch nichts vorwerfen, es wirft allerdings eine Frage auf: Hast du nach all den Jahren, als ihr euch wieder traft, gedacht die Frau die du Heiratest war noch immer das Mädchen, dass du damals kennen und lieben lerntest?

Fragen, die Schiffe versenken können.

[keinfilter]

whatisevenhappening VI

Nach diesem Abend brichst du mit deiner Home-Office-Only policy. Sie sitzt jeden Mittwoch und Donnerstag in einem der Büros, in das du dich auch setzen kannst ohne zu viel Aufsehen zu erregen. Irgendwer oder irgendwas ist dir gnädig, denn der Platz, der ihrem gegenüber liegt ist frei. Deine Aufmerksamkeit wandert über den oberen Rand deines Bildschirms, verfängt sich in den Blicken ihrer dunklen, braunen Augen.

[keinfilter]

what is even happening N - remastered

Und dann, unter den weiß leuchtenden herunterzählenden Stunden, Minuten und Sekunden, in der immer mehr verschwimmenden Masse von Gesichtern, begleitet von elektronischer Musik, schiebt sie ihren Körper im Kreis der tanzenden Kollegen aus dem Büro vor dich. Auf alle, dich eingeschlossen, muss es gewirkt haben, als würde sie mit einer Freundin aus ihrem nun fast ehemaligen Team tanzen. So wirkte es wohl, bis sich ihre Hand suchend hinter sich bewegte, deine Hand fand, ergriff und sie zu ihren Lenden führte, bis sie deine Hand an sich und damit ihren Körper gegen dich drückte. Bis zu jenem Endlosen Moment, der dich an den Rand deines Verstandes bringt. Durch den Stoff deiner Jeans und ihres Kleids kannst du die Details ihres weichen Körpers spüren, zwei Berge und ein Tal, die sich in deinen Schoß drücken, rhythmisch zur Musik bewegen und an dir reiben. Eine Woge von Fragen und Ausrufen bäumt sich in dir auf. What is even happening?

[keinfilter]

what is even happening N

Uns dann, unter den weiß leuchtenden herunterzählenden Stunden, Minuten und Sekunden, in der immer mehr verschwimmenden Masse von Gesichtern, schiebt sie sich vor dich. So, als würde sie mit einer Kollegin tanzen mit dem Rücken zu dir, kommt näher, greift hinter sich, sucht deine Hand und legt sie auf ihre Lenden, drückt sie fester an sich und drückt ihren Po in deinen Schoß. Durch den Stoff deiner Jeans und ihres Kleids kannst du die Details ihres weichen Körper spüren. Ein Endloser Moment beginnt. Eine Woge von Fragen und Ausrufen bäumt sich in dir auf. What is even happening?

[keinfilter]

what is even happening N-1

Cocktails, zum dritten. Dieses Mal mit deutlich geringerem Zeitversatz. Vielleicht gehe ich später noch drauf ein. Im Anschluss, zwei Stunden feiern. Unter der Woche mit den Kollegen, am nächsten Morgen sind wir im Büro verabredet. Die zwei Stunden zählen sekundengenau in digitalen Lettern über der Tanzflächen hinunter. Die Minuten fliegen, ähnlich den tequila shots. Ein euphorischer Moment jagt den nächsten. Du hast schon lange nicht mehr so viel gelacht und gefühlt.

[keinfilter]

what is even happening N+4

"ich wäre bestimmt nicht gegangen, wenn wir in einem Team gewesen wären."

Unergründlich.