In Luisas Kolumne geht es um die verdrehten Erlebnisse einer nicht ganz alltagstauglichen Frau. Den ganz normalen täglichen Wahnsinn eben.
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Zeichen
Eines Morgen wachte mein Mann mit einem Fragezeichen auf der Stirn auf. Nicht das übliche, im übertragenen Sinn…Da er wie ein Bär schläft, wird er oft am Morgen nur schwer wach, sitzt auf der Bettkannte, fragt sich wer und wo er ist.
Diesmal war es ein echtes, mit schwarzem Kajal auf die Haut gemaltes Fragezeichen.
Und das kam so:
Wir guckten gemeinsam einen Film. Darin stand eine Frau des nachts auf, um Unterlagen des schlafenden Mannes zu fotografieren.
„So ein Unsinn“, sagte mein Mann, „als wenn der das nicht merken würde! Ich wäre sofoert wach.“
Ich lachte.
„Wieso lachst du so?“
„Ich könnte nachts ausziehen und du würdest das nicht merken.“
„Niemals!“
„Gut, vielleicht nicht ausziehen, aber mir deine Sachen angucken schon.“
„Niemals!“, wiederholte mein Mann.
Ein paar Tage später fand er morgens auf seinem Handy, auf dem Bildschirm seines Laptops, auf diversen Unterlagen und wichtigen Zetteln rote Post -it -Pfeile.
Aufgeregt kam er aus seinem Zimmer.
„Weißt du, was die bedeuten?“
„Ich bin heute Nacht wach geworden. Konnte nicht wieder ein schlafen. Da bin ich in dein Zimmer und habe die aufgeklebt.“
Ich grinste.
„Und du hast nichts bemerkt.“
„Das war sicher eine Ausnahme, weil ich gestern Abend Wein getrunken habe.“
„Von wegen, du schläfst so fest, ich könnte dir ganze Landschaften ins Gesicht malen.“
„Niemals!“
Nachdem er das Fragezeichen auf der Stirn entfernt hatte, sagte er:
„Du schläfst abends vor dem Fernseher so fest, da kann ich dir das ganze Gesicht anmalen.“
„Niemals!“
„Aber sicher! Keinen einzigen Film hast du jemals zu Ende geguckt. Immer fragst du am nächsten Tag beim Frühstück. Wer war der Mörder? Wie ist es ausgegangen.“
Ich begann zu überlegen. Welchen Film kann ich zu Ende erzählen…
„Dafür schläfst du in der Oper. Im Theater!“
„Ja, weil es da dunkel ist. Aber ins Gesicht malen kannst du mir da nicht!“
„Und du mir nicht auf dem Sofa.“
Hatte ich eigentlich erzählt, wie gerne wir wetten? Um Champagner. Oder Gefälligkeiten, jeglicher Art.
„Wunschpunkte!“, rief ich. „Jeder Punkt im Gesicht ist ein zu erfüllender Wunsch.“
„Pro Schlaf aber nur einer. Ich will nicht wie ein Pockenkranker aus dem Theater kommen.“
„Und kein Edding!“, merkte ich an. „Aber ich bekomme ja eh keine Punkte.“
„Sicher doch!“
„Und du! Hunderte!“
„Niemals!“, riefen wir beide, bevor wir uns als ehrlich Wettende die Hände reichten.
Luisa Wald,
mit ein Paar Punkten im Gesicht. Er hat mehr, wetten…
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Zeugnisse
Gerade hat es Zeugnisse gegeben. Rede mit Ede stand vor der Tür. Also nicht vor unserer, darauf warte ich noch. Bin jeden Donnertag vorbereitet, aber das ist eine andere Geschichte.
Ede Wolf fragte im Auftrag des WDRs Menschen an der Haustür nach ihren Zeugnisse. Menschen in meinem Alter. Und alle konnten sofort ein Zeugnis hervorholen.
Ich war erstaunt.
„Würdest du auch dein Zeugnis gleich finden.“, fragte ich meinen Mann.
„Sicher“, sagte er, ging in sein Zimmer, von mir nur Frankies Krosbude genannt und kam mit einer Mappe voller Zeugnissen zurück.
Ich war abermals erstaunt.
„Ja, hast du deine denn nicht zur Hand“, meine Mann schaute mich stirnrunzelnd an.
Ich wechselte das Thema.
Seitdem überlege ich, wo meine Zeugnisse wohl sein könnten.
Gut, viele gibt es da nicht, doch sollte ich nicht wenigstens mein Abiturzeugnis irgendwo gut aufbewahrt haben? Richtig gut war es wohl nicht. Mein Numerus Clausus? Weiß ich nicht, kann ihn nicht nachlesen. Zum Medizinstudium wäre ich jedenfalls nicht zugelassen worden.
Ich suche weiter.
Ich erinnere mich an eine Fortbildung, die ich gemacht habe. Zum Schluss gab es auch hier ein Zeugnis. Stolz las ich mir durch, was die LehrerInnen zu den einzelnen Seminaren, die zu der Fortbildung gehörten, für mich da aufgeschrieben hatten. Dann legte ich es beiseite. Versuchte, das gelernte in meine Arbeit zu bringen.
Besuchte ein paar Wochen später eine Freundin, die mit mir die Fortbildung besucht hatte.
„Du hast dein Abschlusszeugnis vergessen“, sagte sie, auf das ihrige, das gerahmt an der Wand hing, hinweisend, „ich habe es dir mit gebracht.“
Sie reichte mir einen Umschlag.
„Oh, danke.“
Allerdings kam dieses Zeugnis auch auf dem zweiten Weg nicht bei mir an. Ich weiß noch, ich legte es, als ich den Autoschlüssel aus der Tasche holte, kurz auf das Autodach…
Danach brauche ich also nicht zu suchen. In meinem Zimmer, das anders als das meines Mannes in schönster Luisaordnung ist - die zu beschreiben ist ebenfalls ein anderes Thema - ist weit und breit kein Zeugnis. Also suche ich weiter in den Familienordner im Zimmer meines Mannes.
Da ist viel zu finden. Betriebsanleitungen für längst verschrottetem Elektrogeräte. Eine Schlüsselsammlung mit wichtigen Schlüsseln, von denen keiner weiß, was sie aufschließen. Krankenhausunterlagen von vor Jahrzehnten operierten Bänderrissen…
Kein Zeugnis von mir.
„Kein Wunder“, höre ich eine Stimme in mir, „das ist der Nachteil, wenn du im Leben ständig Ballst abwerfen willst…“
„Jedenfalls habe ich keine verstaubten Ordner mit Sachen, die kein Mensch mehr braucht!“, bringe ich die Stimme zum Schweigen.
Ich denke zurück an die Zeit kurz nach dem Abitur. Wie froh war ich, nicht mehr zur Schule gehen zu müssen. In einer großen Steinwanne in der Waschküche habe ich alles verbrannt. Hefte, Bücher, Zeugnisse aus 15 Schuljahren - ja, zwei Klassen habe ich wiederholt.
Allein mein Abiturzeugnis blieb verschont. Ich suche weiter danach, finde es nicht.
Aber eines von meiner Mutter! Ein Zeugnis der Firma Vorwerk, wo sie lange gearbeitet hat, bis sie in der Schwangerschaft mit meiner Schwester in Mutterschutz ging. Ich lese es aufmerksam durch, sehe meine Mutter als Frau mit dreiunddreißig Jahren vor mir. Viele Bilder kommen mir in den Sinn.
Ich sitze eine Weile da mit dem Arbeitszeugnis in der Hand. Dann nehme ich es mit in mein Zimmer. Das ist mal ein Zeugnis, das ich aufbewahren werde.
Obwohl mir auch ohne dieses Schriftstück Geschichten meiner Mutter einfallen. Genug!
Genug.
Niemand interessiert sich für meine Zeugnisse. Vielleicht aber für meine Geschichten.
Deshalb:
Ich schreibe, statt zu suchen. Wobei das oft das gleiche ist.
Luisa Wald
Völlig ohne Zeugnis
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Die Mitte des Lebens
Neulich wurde ich gefragt, was mein Lieblingskalenderspruch ist. Kalender? Ich habe gar keinen Kalender.
Einen Lieblingsspruch schon. er stammt aus einem Film der ordentliche Felix sagt darin zum chaotischen Oskar, dass er zu alt für eine neue Liebe sei.
"Dafür ist es zu spät."
Und Oskar antwortet mit diesem einen unnachahmlichen Satz:
"Zu spät gibt es nicht; dafür haben sie den Tod erfunden."
Meine Eltern haben, ohne diesen Satz zu kennen, danach gelebt. Mal mehr, mal weniger. Bis kurz vor ihrem jeweiligen Tod - mit 85, 88 Jahren- lebten sie mit dem Gefühl:
Wir sind in den mittleren Jahren.
Mit 72 und 74 sind sie aus der Wohnung, in der sie seit ihrer Hochzeit über 40 Jahre lebten ausgezogen. Meine Mutter wollte schon lange eine größere repräsentativere Wohnung. Und so zogen aus der Friesensstraße, von der ich heute noch träume - aber das ist eine andere Geschichte- in die Hildener Straße nach Vohwinkel.
Ich nahm ihnen das sehr übel. Einfach aus dem mir bekannten Zuhause ausziehen! Weg von da, wo ich groß geworden bin. Wo mir alles vertraut und mit Erinnerungen verbunden war. Trotzig wie ein Kind weigerte ich mich, ihnen beim Umzug zu helfen.
Aber die Wohnung war eindrucksvoll. Groß. Offen geschnitten; allein Toilette und Bad hatten eigene Wände und Türen. Sie zog sich über drei Ebenen. Und es gab einen offenen Kamin, was mich mit dem Verlust der Wohnung meiner Kindheit versöhnte.
Im November zogen meine Eltern ein. Weihnachten machte ich Feuer im Kamin und kokelte mit meinen Kindern und den meiner Schwester. Spätestens da gefiel mir das neue Zuhause meiner Eltern.
Meinem Vater allerdings schon nicht mehr so sehr. Er hatte bereits etliche Punkte auf seiner "Auszugsliste" gesammelt.
Dazu gehörten Dinge wie der kaputte Wasserhahn im Bad. Die strittige Regelung des Fenster Putzens im Treppenhaus und noch ein paart weitere Dinge.
Die Beschwerde der Vermieterin, die ebenfalls im Hause wohnte, über den Krach seiner Enkelkinder verbuchte er als Doppelpunkt.
"Liste?", fragte die Hauseigentümerin, als mein Vater ihr sagte:
"Das kommt alles auf die Liste."
"Was für eine Liste meinen Sie"?
"Ich habe eine Liste, auf der ich alles aufschreibe, was mir hier nicht gefällt. Wenn ich zehn Punkte aufgeschrieben habe, ziehen wir wieder aus."
"Ach so", lachte die Vermieterin da, "Sie haben einen Scherz gemacht"
Hier irrte sie jedoch. Kurz nach Weihnachten im neuen Jahr, meine Eltern wohnten noch keine drei Monate in der Wohnung, überreichte mein Vater ihr die Kündigung.
"Aber wieso? Wollen Sie sich das nicht noch einmal überlegen? Ich komme Ihnen auch mit der Miete entgegen."
"Nein die Liste ist voll. Es ist zu spät."
Sie zogen in die Hindenburgstraße. Dort, so glaube ich, haben sie ihre mittleren Jahre sehr genossen.
Mein Vater bis er 2009 dort in seinem Bett starb; meine Mutter bis 2012.
Sterben war dann das letzte, was sie in ihrem Leben taten.
Auch so ein Filmspruch, den ich mag.
Luisa Wald,
auch ich bleibe in den mittleren Jahren.

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Niemals den Selben
Ich bin mit einer Devise groß geworden:
Niemals den selben Weg zurück!
Also niemals auf dem Rückweg den selben, nicht den gleichen Weg zurück nehmen. Ich bin auch eine große Freundin vom Unterschied zwischen dem Gleichen und dem Selben. Auch damit, beziehungsweise der wunderbaren Erklärung meines Vaters dazu, bin ich groß geworden. Aber das ist eine andere Geschichte für einen anderen Tag. Nur soviel dazu: Es geht um eine rote Hose, meine Mutter, meine Schwester und mich. Auf jeden Fall ist mir der Unterschied sehr bewußt und ich finde es sehr bedauernswert, dass die beiden Wörter inzwischen synonym benutzt werden können.
Also, niemals den selben Weg zurück. Klingt lustig, ist spannend, manchmal abenteuerlich... Besonders, wenn es, zum Beispiel vom Strand aus, nur einen Weg zurück gibt. Dann hilft es nur einen Bogen nach links oder rechts zu machen. Notfalls querfeldein durch die Dünen. Nicht immer ganz legal, aber Hauptsache: Niemals den selben Weg zurück.
Auf den Einwand meines Schwiegersohnes, dass das aber ein Umweg sei, antwortete meine Tochter mit einer keinen Widerspruch duldenden Stimme:
"Walds gehen niemals den selben Weg zurück."
Also querfeldein im Wald durch das dichte Unterholz, auch wenn das bedeuten kann, dass hinterher alle von etlichen Zecken befreit werden müssen.
Nicht nur wegen der Zecken denke ich immer öfter, dass inzwischen auf dieser Devise ein Fluch liegt.
Gedacht war die Devise für Wanderungen. Rundwanderungen.
Streckenwanderungen schieden der Maxime wegen per sei aus. Bei Streckenwanderungen wären wir natürlich mit den öffentlichen Verkehrsmitteln gefahren. Das wäre ja nicht mal der selbe Weg gewesen, aber doch zu ähnlich. Auch wenn sie anders fuhren, als wir wanderten. Die öffentlichen Verkehrsmittel.
Und hier, bei den öffentlichen Verkehrsmitteln, scheint mich der Fluch zu treffen. So im Alltag, von dir nach dort, würde ich gern den selben Weg zurück fahren. Muss nicht der selbe Zug sein, nur dir gleiche Linie auf der selben Strecke.
Ich glaube inzwischen an einen schalkhaften Geist, der immer öfter, wenn ich eine Zugstrecke fahre, grinst, "Walds nehmen niemals den gleichen Weg", vor sich hin murmelt und heimlich an ein paar Weichen stellt.
Heute zum Beispiel wäre ich gerne auf demselben Weg von Köln nach Wuppertal zurück gefahren. Ging wegen Zugausfall nicht und ich nahm den Zug nach Düsseldorf und von dort die S-Bahn nach Wuppertal. Dauerte kaum länger, war nicht derselbe Weg.
Anders war es, als wir mit vier Enkelkindern diese Strecke fahren wollte, einen Riesen Bogen über die Müngstener Brücke - sehr eindrucksvoll! - machten und statt um 15.00 Uhr um 19.30 zu Hause ankamen.
Oder von Ulm aus über München fuhren und mehr als zehn Stunden länger brauchten. Oder...und...Zugreisen! Ich und Zugreisen.
Ich sehe viel mehr, als ich eigentlich will. Wenn ich gut drauf bin, genieße ich die Fahrten, höre Musik, blicke aus dem Fenster.
Wenn ich schlecht drauf bin, verfluche ich die Waldsche-Niemals-Regel und schreie:
"So war das nicht gemeint Ich will den gleichen, ja sogar den selben Weg zurück!"
Will noch etwas durch die Gegend werfen, sehe, dass mich Menschen irritiert anschauen. Lächele beschwichtigend.
Dann denke ich über das Gleiche und das Selbe nach. Hieß die Regel nun niemals den gleichen Weg oder niemals den selben Weg? Weil derselbe Weg ist ja schon beim zweiten Gehen nicht mehr derselbe, sondern nur der gleiche, weil irgendwas wird anders sein, zumindest ich selber bin nur noch die Gleiche, nicht, die Selbe, vielleicht nicht mal mehr die Gleiche, rein philosophisch betrachtet...
Mir schwirrt der Kopf...
Luisa Wald,
die Gleiche, nicht die Selbe,
vielleicht auch eine ganz Andere....-
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Wer weiß
"Hast Du schon mal unsere Briefträgerin gesehen?" Mein Freund schaut aus dem Fenster. Legt dann das Fernglas bei Seite.
"Da unten geht sie gerade wieder."
Ich schaue nach unten. Ach ja, das ist die Frau, die beim Post austragen ein Headset trägt und ständig hinein spricht.
Ja, ich habe sie schon oft gesehen und mich gefragt, was redet sie da ununterbrochen?
Ich selber rede nun auch gern und viel und so manchen an die Wand. Meist aber mich selber um Kopf und Kragen; besonders in Situationen in denen ich unsicher bin.
Was mir meistens keiner glaubt und erst recht nicht, dass ich im Grunde meines Herzens sehr schüchtern bin, und mit meinem vielfältigen Sprechen das dann gerne überspiele.
Wie gut täte da Stille! Aber, andere Geschichte!
Und um die geht es nicht, sondern um unsere Briefträgerin, die immerzu und wirklich immerzu in ihr Headset spricht und dabei keine bißchen unsicher oder gar schüchtern wirkt.
Wer weiß, was die da redet?
Mein Freund sagt, er habe schmal an sie rangepirscht, um zu hören, was sie so sagt.
Da habe sie laut aufgestöhnt und die Straßenseite gewechselt, um bei Meyers einen dicken Brief in den Kasten zu stecken.
"Was kriegen die nur immer für große Briefe?!", mein Freund schaut mich fragend an. Dass er sehr neugierig ist, habe ich doch schon erwähnt, oder? Ich kann ihm das nicht übelnehmen, es ist beruflich bedingt.
Nein, er ist nicht bei der Polizei oder einem Überwachungsdienst. Er ist Schriftsteller und ständig auf der Suche nach Geschichten. Deshalb auch das Fernglas.
Allerdings kommen bei seinen Beobachtungen meist nur Fragen auf.
Die ich ihm dann beantworte.
Bei der Briefträgerin glaube, sie hat einen zweiten Job in einem Callcenter. Weil soviel kann keiner reden. Am Telefon. Nicht einmal ich.
"Stimmt, Callcenter!", mein Freund lächelt selig. Will sofort schreiben.
"Halt", sage ich, "das ist keine Geschichte. Das ist normal. Eine Geschichte wird daraus, wenn sie..." ich überlege..."ja, wenn sie zum Beispiel im Zweitjob Telefonsex macht."
Mein Freund grinst selig und rennt zu Schreibtisch.
Manchmal glaube ich, ich sollte schreiben. Dann wüßte ich auch mit den vielen Worten wohin, die in mir stecken.
Luisa Wald,
gerade ganz stumm, ist aber auch keiner da, dem ich einen Knopf ans Ohr reden kann...
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Alpträume

Jeder kennt sie, glaube ich, sich wiederholende Träume, oft in phantasievollen Variationen.
Ich habe davon mehrere. Sie handeln von Wohnungen, von Aufzügen, von engen Durchgängen, in denen ich stecken bleibe u d vom Telefonieren.
Immer befinde ich mich in einer vermeintlichen Notsituation, in der ich meinen lieben Mann erreichen will, damit er mir zur Hilfe eilt. Und das klappt dann nicht, weil das Telefon nicht funktioniert.
Dabei ist das jeweilige Telefon immer auf dem aktuellen Stand der Technik. Am Anfang waren meine Finger plötzlich zu dick für die Wählscheibe (ja, es gab mal Wählscheiben am Telefon. Wer nicht weiß, was das ist, frage Oma oder Opa), bei Tastentelefonen klebten die Tasten fest, fielen bei Berührung aus wie Wackelzähne oder waren komplett verschwunden. Wenn ich mein Klapphandy öffnete, brach es auseinander…
Und nun beim Smartphone:
Immer ist der Bildschirm komplett bunt und blinkt in den Farben irgendeines Handyspiels, das ich nicht wegwischen oder klicken kann.
Neulich im Traum war das mal wieder so. Ich kam ich auf eine geniale Idee.
Ich drücke den Knopf an der Seite und sage:
„Siri ruf Bruno an!“
Es meldet sich eine Männerstimme:
„Hallo ich bin Hans, Siri will nicht mehr mit dir sprechen.“
„…?“
„Du hast sie gestern beleidigt.“
Ich erinnere mich an einen kurzen Dialog mit Siri, bei dem sie mir trotz immer detaillierteren Angaben zu meiner Frage schließlich sagte:
„Dazu weiß ich nichts.“
Worauf ich antwortete:
„Ja was weiß du denn überhaupt?“
„Ich bin das, um zu helfen!“
„Blöde Kuh, du hilfst mir gerade überhaupt nicht“
„Ich bin mir nicht sicher, ob ich das verstanden habe.“
„Du blöde Schlampe!“
„Das klingt nicht gut.“
Es folgten noch ein paar Beschimpfungen meinerseits, Siri schwieg.
Und nun kommt Hans in meine Träume.
„Hans, ruf Bruno an!“
„Was?! Es ist null Uhr, einundzwanzig Minuten und fünfunddreißig Sekunden und du willst jemanden anrufen?!“
„Bruno ist mein Mann. Hans, ruf Bruno an!“
„Es ist Null Uhr, zweiundzwanzig Minuten und vierzig Sekunden…“
Ich schreie:
„Ruf Bruno an!“
„Nein, es ist unhöflich jemanden in der Nacht zu stören!“
„Ich frage nicht nach Höflichkeit!“
„Das hier habe ich gefunden: Höflichkeit, rücksichtsvolle…“
„Schnauze!“, unterbreche ich Hans, „ich will sofort mit Bruno sprechen!“
Stille.
„Hey du Scheißkerl, tu deinen Job!“
Stille.
Ich werfe das Handy an die Wand, werde schweißgebadet wach, taste zum Platz neben mir. Da liegt Bruno! Alles gut! Aber Siri kann morgen was erleben!
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Wir werden alle nicht jünger. Ja, stimmt. Älter werden wir. Und das finde ich gut. Finde ich besser, als jung zu sterben. Ist eh zu spät.
Die Zeit hinter lässt ihre Spuren. Ja, solche Plattitüden denke ich, wenn ich nicht weiß, was ich schreiben soll. Sollte eigentlich eine Schreibübung machen. Nein wollte, sollte ist fast so schlimm wie müssen und sollte verboten werden. Aber das ist eine andere Geschichte und handelt vom klugen Mann und der weisen Frau.
Eine Schreibübung über die Zeichen des Alters. Da müsste ich eigentlich nur in den Spiegel gucken und beschreiben, was ich so sehe. Doch ich denke, das würde meine Kreativität nicht zum Hüpfen bringen. Gucke ich mir doch den Baum an. Gerade den, der vor unserem Hausboot stehen. Ja zur Zeit sind wir auf winewm Hausboot, nein, das hat nichts mit der Geschichte zu tun.
Auf den ersten Blick wirkt eder Baum jung. Ich hoffe, ich auch. Oder, als befänden wir uns in den mittleren Jahren.
Mittelgroß, langer, schlanker Stamm. Frisches Grün liftet das Aussehen. Zart, ganz zart. Ich rieche regentaunass. Frühmorgenduft. Es ist eine Lärche. Oder er ist eine Lärche? Oder sie ist eine Lärche? Sind Bäume männlich, weiblich, sächlich?
Halt! Falsche, wenn auch interessante Spur. Was macht eine Sprache, die in drei Geschlechtskategorien trennt, mit meinen Gedanken, wenn Worte Wirklichkeit prägen.
Zurück zum Baum, steht vor meinem Fenster und verbirgt sein Alter. Oder ist das nur mir als Mensch und damit einer anderen Spezies verborgen? So wie mir als Mitteleuropäerin es schwerfällt, das Alter von zum Beispiel Asiaten zu schätzen. Oder Schwarzafrikaner.
Wenn ich einmal davon absehe, dass ich eh Alter schlecht beurteilen kann. Will ich eigentlich auch gar nicht. Interessiert mich nicht. Ich mag Menschen oder nicht. Und genauso wenig wie nach ihrem Gewicht frage ich sie nach dem Alter. Oder schätze. Weil ich rate auch nicht die Anzahl ihrer Kilos.
Aber da ist jetzt diese Schreibaufgabe zum Altern und ich wende mich damit dem Baum zu.
Können Bäume das Alter anderer Bäume schätzen? Machen sie sich überhaupt die Mühe, es zu tun?
Der Baum vor dem Boot ist aber schon mindestens in den mittleren Jahren. Was eine ziemlich lange Zeitspanne ist, wenn ich an meine Eltern denke. Diese lebten bis kurz vor ihrem Tod mit weit über achtzig in dem Gefühl, in den mittleren Jahren zu sein. Damals fand ich das lustig, heute weise.
Der Baum ist ziemlich.ich hoch, dafür braucht es schon etliche Jahre. Unten trägt ihn ein dicker Stamm. Ich käme wohl kaum mit meinen beiden Armen um ihn herum. Also mehr als 164 cm Umfang, wenn es wirklich stimmt, dass die Spanne meiner Arme von einem zum anderen Mittelfinger genau meiner gesamten Körperlänge entspricht. Ich werde das überprüfen. Das mit der Armspanne und das mit dem Umfang des Baumes.
Sind sicher schon eine Menge Jahresringe zusammen gekommen. Ich streichle seinen Stamm. Ganz runzelig ist die Rinde. Rau, trocken, faserig. Sonnenwarm. Alt. Sie fühlt sich alt an. Und gut.
Efeu findet Halt. Wächst, selber nicht jung, die Rinde entlang. Fette, haarige Wurzel, wuchern , bilden ein feuchtes Dickicht. Riechen pelzig. Ein Käfer krabbelt den Stamm entlang. Bleibt sitzen. Trommelt mit den Beinen einen Stakkato – Rhythmus. Ich strecke meinen Zeigefinger aus, bevor ich in berühren kann, verschwindet er erst in einer Furche, dann in irgendeinem Loch in der Rinde.
Löcher und Narben, der Baum ist nicht unversehrt. Unter dem Efeu finde ich ein Herz, verharzte Ränder. Die Jahreszahl unleserlich verwachsen.
Ich blicke nach oben, sehe tote Äste im Frühlingsgrün, vom Herbstwind vergessen. Zweige, die von irgendeiner Last verbogen, anders als der Rest wachsen.
Ein Baum. Nicht mehr jung, noch nicht uralt. Zeichen der Zeit. Er wiegt im Wind. In Mitten seiner Zwischenzeit. Es ist ihm egal, wie alt er ist.
Solange er immer wieder grün wird. Solange er feste Wurzeln hat. Solange es Wasser im Boden gibt. Sonne und Luft und Wind und Wetter. Solange die Vögel ihn besuchen. Solange er lebt.
Vielleicht sollte ich nicht mehr in den Spiegel schauen. Tut der Baum auch nicht.
Luisa Wald,
in den mittleren Jahren.
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Faultier Zweite Folge

„Wer schreiben will muss es auch tun,“ deshalb liebes Faultier ich habe keine Zeit für dich, auch wenn es sich beim wachwerden wie ein fauler Montag anfühlt…
Mache du es dir fein bequem auf deinem Gummibaum und schaue aus dem Fenster.
Was, sagst du, siehst du da? Einen dicken Mann, der sieht lustig aus. Er hat ein rotweiß gestreiftes Ringelshirt an, lange weiße Haare, einen langen weißen Bart.
Er geht an den Häusern entlang und guckt in die Fenster.
„Liebes Faultier, du darfst doch nicht einfach dick sagen, das ist politisch nicht korrekt.“
„Wieso, der Mann ist doch dick, eigentlich sogar sehr dick, deshalb sieht er ja so nett aus. Er trägt das größte Ringelshirt, das ich je gesehen habe: gemütlich und freundlich sieht er aus.“
„Was du beschreibst hört sich an, wie der Weihnachtsmann im Sommer. Ich glaube dir kein Wort!“
Langsam, unendlich langsam dreht das Faultier seinen Kopf zu mir:
„Doch, doch er bleibt stehen, der freundliche dicke Mann“, nie hätte ich gedacht, dass Faultiere soviel reden. Naja, ist halt mein Faultier, „jetzt guckt er zum Beispiel zu unserem Fenster, er hat sogar ein Fernglas vor den Augen, um genau zu sehen, was du hier im Zimmer machst.“
Ich höre auf zu schreiben, gucke Richtung Fenster.
„Ich glaub dir kein Wort, das ist ein Trick!““
Behaglich streckt mein Faultier seine langen Arme aus.
„Ja, doch, er guckt dir beim Schreiben zu. Und mit dem Fernglas liest er jedes Wort.“
„Wie bitte?“
„Jetzt schreibt er etwas in ein goldenes Notizbuch.“
„Ein goldenes Notizbuch? Das glaube ich nicht.“
„Er schreibt auf, dass du am Schreibtisch sitzt und nichts als Unsinn schreibst. Und,dass du besser mal mit mir zusammen im Bett geblieben wärst. Dann hättest du keine Energie verschwendet, weder deine eigene noch den Strom vom Laptop. „
„Das stimmt wiederum auch nicht. Wir hätten bestimmt Serie geguckt. Was glaubst du wohl, wieviel Strom das benötigt“
Das Faultier scheint stirnrunzelnd zuzustimmen. Ich glaube kein Wort vom dicken Mann.
„Jetzt macht er ein Foto von dir.“ Das Faultier zeigt nach draußen.
„Ein Foto?! Wieso, warum und geht das denn überhaupt, ich sitze doch am Schreibtisch.“
Ich springe auf, um zu sehen, was das Faultier mir erzählt.
Auf dem Gehweg gegenüber steht ein Nachbar. Dick ist er schon, ein Ringelshirt hat er nicht.
Auch kein goldenes Notizbuch. Weder Fernglas noch Fotoapparat. Er winkt mir zuz. Ich winke zurück.
Kaum stehe ich am Fenster, springt mir das Faultier auf den Rücken, klammert sich an mir fest, sehr fest. Schmiegt seinen Kopf an meinen Hals. Warm und kuschelig fühlt es sich an. Ich schaue aus dem Fenster. Und schaue und schaue und schaue…
So stehe ich da, jetzt schon eine ganze Zeit. Schaue aus dem Fenster, mache gar nichts. Weder schreiben, noch sonst was. Ich schaue und schaue. Kuschele mit meinem Faultier. Langsam wird mir kalt.
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Mein liebes Faultier

Es gibt da ein Tier, nennen wir es ruhig ein Problemtier. Es ist das Faultier, das mich ab und an besuchen kommt... Wenn ich Glück habe nur jeden elften Tag, manchmal öfter.
Es kommt, schleicht sich heimlich von der Seite oder, schlimmer noch, von hinten an mich ran. Dann springt es geschickt auf meinen Rücken und umgreift mich.
Mit seinen langen Armen und langen Beinen hält es mich fest, ganz fest, dass ich wehrlos in seinem Klammergriff bin.
Wehrlos? Ich versuche mich durch selbstauferlegte Disziplin, eine lange To-Do-Liste, einen strengen Tagesplan zu befreien, aber das Faultier hält mich gnadenlos umklammert. Je mehr ich mich innerlich und äußerlich wehre, um so mehr klammert es. Mir gelingt es nicht, dem Bett oder dem Sofa zu entkommen und ich bin genötigt, stundenlang irgendwelche Serien zu gucken.
Wenn ich mich nicht wehre, mich einschmiege ins kuschelige Fell meines trägen Tieres, einfach nur gucke, wird ihm irgendwann langweilig und es springt zurück auf den Gummibaum in meinem Zimmer springt. Dort hängt es dann und guckt aus dem Fenster.
Mein Faultier mag es, wenn ich einfach nur daliege, einnickte oder einschlafe, träume, dann entspannt es sich, öffnet allmählich die langen Arme und Beine. Läßt mich los, ich kann mich erheben und wieder den Dingen meines Lebens nachgehen.
Was es gar nicht mag, ist, wenn ich, weil ich das Gucken und Hören und Daliegen nicht aushalte, zum Handy greife, um mich scheinbar aktiv durch Seiten, Emails und Nachrichten zu scrollen. Dann wird sein Klammergriff fast schon zum Würgegriff, so dass mir schon bald der ganze Körper schmerzt.
Will ich mein Faultier loswerden, will ich selber bestimmen, wann der Zeitpunkt gekommen ist, dass es zurück in seine Wohnung den Gummibaum geht, hilft nur sanftes Zappeln, Recken und Strecken, das Drehen der Füße, des Beckens, das Rollen des Kopfes, leichte Gymnastik, schnelles Tanzen...es abschütteln. Dann wird es ihm ungemütlich uns es sucht die grüne Oase auf.
Wann kommt es überhaupt zu mir? Wenn ich eine anstrengende Zeit hatte. Manchmal flüstert es dann in mein Ohr:
“Achtung! Auch schöne Sachen strengen an.”
Oder aber, wenn meine Seele scheuert, wenn sie schmerzt, weil sie droht, wund zu werden. Dann nimmt mich mein Faultier ganz fest in seine warmen Arme, drückt mich an sein kuscheliges Fell und weint und lacht mit mir.
Dann ist es, als habe ich selber laut gerufen:
“Liebs Faultier bitte komm zu mir, ich will dich nie wieder missen!”
Heute liebes Faultier bleib bitte schön im Gummibaum hängen! Ich habe noch viel vor!
Luisa Wald,
schreibend, das Faultier im Blick
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Körper Seele Geist

· Schreiben, schreiben, einfach schreiben. Die Wörter fließen lassen, gucken, was kommt... Hört sich einfach an, ist manchmal auch so, heute nicht. Bin bereits aus düsteren Träumen aufgewacht, an die ich mich nicht mehr erinnern kann, die aber ein Cluster in mir bilden, das sich dem Schreiben verwehrt. Ich gehe am Schreibtisch auf und ab, auf der Suche nach dem ersten Satz. Wie immer beäugt mich die Frau von gegenüber. Manchmal argwöhne ich, sie sitzt am Schreibtisch, beobachtet mich, schreibt alles auf. Und, während mir nicht einmal ein erster Satz einfällt, schreibt sie einen spannenden Roman über mich... Über mich? Häh? Wie ich im Zimmer auf und abgehe? Schreibt sie etwa über Irre? Ich gucke sie böse an, sie winkt mir fröhlich zu. Ich ziehe mit einem Ruck die Vorhänge zu. So fest, dass der rechte Vorhang abreißt. Na immerhin kann sie mich nun nur noch halb sehen. Gehe weiter im Zimmer auf und ab suche nach Sätzen oder wenigstens einem Wort. Dem einem das mich in einen Schreibtaumel reißt. Es ist heiß. Viel zu heiß im Zimmer. Liegt wahrscheinlich an dem dicken Vorhang, der die Frischluft daran hindern, ungestört ins Zimmer zu fließen. Heiße Wellen fließen durch meinen Körper. Ich zerre meinen Pullover über den Kopf, werfe ihn zu Boden. Weiter fließt die Hitze durch meinen Körper. verdammt. Er ändert sich. In Würde alt werden. steht das jetzt schon an? Ich bin verwirrt. Trotz viel Bewegung, gesunder - meistens zumindest - Ernährung entwickele ich einen Bauch. Manchmal beschleicht mich die Angst, da wächst etwas heran. Böse Invasoren. Mit Aliens befruchtet. Sie nehmen meinen Körper in Besitz, werfen mich hinaus. Und, was bin ich, wenn nicht meine Körper? Schwerlastig grinst er mich aus dem Spiegel an. Ist das jetzt eine Krise? psychisch? Körperlich? Bricht meine Körper- Seele-Geist-Einheit auseinander? "Meine Seele ist schön, das weiß ich", sagt mein Geist. mein Körper grinst weiter böse: "Nichts für ungut, Freunde, aber vielleicht mache ich bald Schluss. Ist sicher die bessere Wahl. Diesen ganzen stinkenden Verfall, wollen wir uns das wirklich antun? Noch können wir in gutem Zustand abgehen." "Bist du wahnsinnig?", schreit der Geist, während sich die Seele zum Meditieren hinsetzt. "Ich halte mich daraus", sagt sie. "Ich lasse fließen." "Ja, ja", erwidert der Körper, "ich lasse auch bald alles fließen. Ihr werdet sehen, wir werden undicht!" "Ich bin allzeit ganz dicht", behauptet der Geist, guckt sich unsicher um, ob er was vergessen hat. Erinnert sich, dass er heute im Morgengrauen, nicht recht wusste, ist er wach, träumt er. Wo bin ich, wer bin ich, waren seine Fragen. "Das war im Zwischenspiel", sagt er laut. "ich war verwirrt vom fremden Zimmer. Der fremden Zeit. Dem fremden Traum." Die Seele zittert, spürt graue Angst. "Ach nicht!" Der Geist setzt sich auf die Meditationsbank. "ich habe nur laut gedacht. "Das tust du in letzter Zeit immer öfter." Der Körper macht ein übelriechendes Geräusch. "Puh!" Die Seele dreht sich zum Fenster. Ist empfindlich. "Los Leute", der Geist klatscht in die Hände, "an die Arbeit! Schreiben! Kreativ sein!" Ich stehe ratlos dazwischen. Bin ich Körper? Bin ich Geist? Empfindsame Seele? Ich ziehe den Vorhang auf. Öffne das Fenster. Die Drei entschwinden. Draußen ertönt ein Lachen. Ein alter Mann geht vorbei, zieht eine blaue Karre quietschend hinter sich her. Die Frau von gegenüber guckt mich nicht an. Sie schreibt. Na gut, denke ich. Das könnte ein erster Satz sein, versuche ich es damit:
Es war einmal ein alter Mann mit blauem Karren. Er hatte viel gesehen....
Luisa Wald,
komme irgendwie nicht hat weiter mit dem Karrenmann.
Hebe erstmal den Körper- Seele -Geist-Quatsch geschrieben...
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Anrufbeantworter

Gut, die Gesetze für unerwünschte Telefonanrufe haben sich geändert. Es wird sogar eine Nummer mitgeschickt. Nicht, dass sich da jemand melden würde. Wenn man zurückruft! Ich habe es probiert, wollte mich bei allen von der Anrufliste streichen lassen. Warum rufen die eigentlich immer genau dann an, wenn du dich gerade hingesetzt hast, um lecker zu essen, wenn du gerade in die Wanne gestiegen bist, wenn du mit… Warten die darauf? Gucken die durch meine Laptopkamera?
Gerade liege ich im Bett. Nicht, dass es noch sehr früh wäre. Es ist so gegen zehn Uhr morgens. Nicht, dass ich krank wäre, ich bin gemütlich. Es ist Montag. UndMontage gehören ganz mir allein. Ich tue, was ich will mit viel Zeit für mich allein.
Das Telefon meldet sich. Ich lausche intensiv ins Klingeln hinein, als ob ich daraus hören könnte, wer da wohl etwas von mir will. Bleibe aber ganz entspannt im Bett. Es klingelt weiter.
Telefonieren steht auf der Liste meiner Lieblingstätigkeiten nicht sehr weit oben. Auch nicht in der Mitte, eher auf einem Abstiegsplatz in der Liga der Betätigungen. Selbst die Anrufe bei guten Freunden schiebe ich schon mal gerne vor mir her…
Ich lasse das Telefon also weiter bimmeln, den Anrufbeantworter seinen Job tun und trinke Kaffee im Bett. Trinke Orangensaft im Bett. Lese im Bett. Plane meinen Tag im Bett. Schreibe ein im Bett. Lese noch mehr im Bett. Vertrete mir die Füße im Bett…
Eigentlich stehen Tätigkeiten im Bett auf meiner Ligaliste ganz oben. Als der Morgen sich langsam dem Mittag zuneigt, stehe ich ganz allmählich auf und gehe erst mal baden. Weiter begleitet vom Gebimmel des Telefons. Früher sprang ich dann aus der Wanne, stand bibbernd und wortkarg am Telefon und wunderte mich später über die Pfütze in der Diele. Heute bin ich schlauer, ich lasse bimmeln und die Seele baumeln.
So ab zwei Uhr will ich die ungeduldigen Anruferinnen dann doch nicht mehr warten lassen und gehe dran. 1. Anruf: Eine Computerstimme versprich mir einen Hauptgewinn, wenn ich…Ich lege auf.
2. Anruf: Auf mein knappes "Hallo " will jemand freundlich wissen, ob sie mit Frau Luisa Wald spreche.
„Wer sind Sie denn?"
„Das sage ich ihnen dann, spreche ich mit Frau Luisa Wald?“
„Kommt drauf an, wer Sie sind!“
„Also ich rufe für keine Versicherung an und will ihnen auch keine CDs verkaufen.“ Lachen am anderen Ende.
„ Ich rufe an für die Aktion Deutschland….“
„ Dann bin ich die Schwester!“
„ Welche Schwester?“, die freundliche Stimme ist irritiert.
„Die Schwester von Luisa Wald, und die ist nicht zurechnungsfähig.“
„Das meinen Sie jetzt aber nicht ernst, Sie sind ja ein Witzbold.“ Unsicheres Lachen am anderen Ende.
„Doch ich meine es ernst. Ich bin meine Schwester!“
„ Aber Sie können doch nicht Ihre Schwester sein!“
„Das meint meine Schwester auch, deshalb bin ich ja unzurechnungsfähig!“
Schweigen am anderen Ende. Ich schweige auch. Wir schweigen uns eine kurze lange Zeit an. Das ist mal eine Form von Telefonieren, die kommt meinem Naturell nah. Nach etwa einer Minute macht es Klick. Die freundliche Dame hat aufgelegt. Das wirkt!
3.Anruf : „Hallo!“ Eine ebenso freundliche Stimme, werbemäßig durchtrainiert, will Herrn Wald sprechen. Meine Schwesterngeschichte zerbröselt, eine neue fällt mir so schnell nicht ein.
„Der ist nicht da!“
„Wann kommt Herr Wald denn nach Hause?“
„Weiß ich nicht!“
„Wann kann ich Herrn Wald denn am besten erreichen, morgens, mittags oder abends?“ „Worum geht es denn?“
„Unsere Sonderedition..!“
„Das interessiert Herrn Wald nicht!“
„Aber Herr Wald hat doch bereits unsere Reihe…!“
„Die war für mich!“
„Dann möchten Sie vielleicht Frau… mit wem spreche ich?“
„Das geht sie überhaupt nichts an!“ Ich brülle ins Telefon. „Das ist Telefonterror! Sie sind bereits der fünfte Werbeanruf!“, ich neige zu leichten Übertreibungen.
„Oh, das tut mir aber leid!", die Stimme bleibt grinsefreundlich.
Ich werde, kaum zu glauben, noch lauter:
„Das ist mir scheißegal und überhaupt wenn ich von irgendwem irgendetwas kaufen oder bestellen will, dann melde ich mich. Ich weiß nämlich was ich will und was ich nicht will und ihre Belästigungen will ich schon lange nicht mehr, schieben sie sich ihr Telefon sonst wo hin!“
Meine Stimme dröhnt mittlerweile durch das ganze Haus. Den Rest des Tages lasse ich wieder den Anrufbeantworter die Menschen verschrecken, der ist freundlicher, als ich. Vielleicht sollte ich mir ein computeranimiertes Telefondouble erfinden lassen, so für die nächsten hundert Montage….
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