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Ich laufe durch die Straßen Maheshwars. Das rhythmische Klackern der Webstühle klingt in meinen Ohren. Zaghaft, um nicht zu stören, blicke ich in die Stuben der bunten Häuser. Die riesigen, aus Holz gefertigten Gestelle stehen dicht an dicht. Die Frauen und Männer blicken kurz auf von ihrer Arbeit. Ein freudiges Lächeln huscht über ihre Gesichter in meine Richung. Mit gefalteten Händen grüße ich: “Namaste” kommt es wie gewohnt aus meinen Mund; etwas kräftiger jedoch als sonst, um das Surren der Webstühle zu übertönen. Ich halte inne, beobachte das Treiben. In Windeseile saust das mit Garn bestückte Schiffchen von rechts nach links und wieder zurück: links – rechts -links – rechts – links. Immer quer durch die waagerechten Fäden. Hin und her, für die Augen kaum fassbar. Die flinken Hände und Füße der Weber wissen genau, was sie tun. Schnell und doch präziese bahnen sie sich sprichwörtlich ihren Weg bis zum fertigen Saree. Je nach Ausführung und Verzierung dauert es zwischen einem und fünf Tagen, bis das sechs Meter lange und einen Meter breite Kleidungsstück fertig ist, das noch heute von der Mehrheit der indischen Frauen getragenen wird.
Gerade jetzt zur Jahreswende strömen indische Familien scharenweise nach Maheshwar. Der kleine Ort am Narmada Fluss ist nicht nur für die Handweberei landesweit bekannt. Maheshwar ist vor allem auch Wallfahrtsort vieler Hindus, die hier Lord Shiva in einem der zahlreichen Tempel ihre Ehre erweisen. Einmal hier ergreifen viele die Gelegenheit eines reinigenden Bades im Narmada, der neben dem Ganges einer der sieben heiligen Flüsse Indiens ist. (Als ich Ende November in Rishikesh Station machte, nahm auch ich ein Bad im heiligen Fluss Ganges. Aus Neugierde. Und weil ich es einem Freund versprochen hatte. Quasi stellvertretend für ihn. Jedenfalls befreit nach hinduistischem Glauben ein Bad in einem der heiligen Flüsse von allen Sünden – etwa so wie der einstige Ablasshandel der katholischen Kirche. Nur dass es hier ganz ohne Geld funktioniert. Während ich nach wenigen Sekunden vor Kälte bibbernd wieder an Land war, vollziehen viele Hindus mitunter minutenlang dauernde Rituale. Mit einem kleinen Messinggefäß etwa gießen sie sich das heilige Wasser dreimal über ihren Kopf, während sie in Richtung der Sonne stehen und beten.)
Shiva und seine treue Begleiterin: die Kuh.
Baden.
Nach dem Bad.
Im Namen Shivas: Kuh mit blauen Hörnern.
Fotozeit
Als allein reisende Frau mit heller Hautfarbe ist man in Indien irgendwie immer eine Attraktion und entsprechend selten alleine. Ungewollt. Denn obwohl ich mich mit Kurta und weiter Hose so gut wie irgend möglich ins Allgemeinbild einzugliedern versuche, falle ich eben doch auf. Drei-, viermal täglich, oft jedoch häufiger, werde ich nach einem Selfie gefragt. In einigen Fällen kann ich kaum schnell genug reagieren und der Arm der mir völlig unbekannten Person ist bereits um meine Schulter geschwungen. Freundlich bestimmt versuche ich dann mit einigen Worten Hindi, die ich entlang des Weges aufgeschnappt habe, zu erklären, dass ich das nicht möchte. Etwas verwirrt gucken sie mich dann an: “Madam, please!” Mein Gesicht hunderte Male irgendwo im Internet zu wissen bereitet mir irgendwie Unbehagen. Ich bleibe standhaft. (Das hindert die Menschen hier aber nicht daran, mich um ein Portrait von sich selbst zu bitten. Stolz posieren sie dann vor meiner Kamera und begutachten staunend das Ergebnis.)
Portrait I – Freundschaft.
Portrait II – der T-Shirt Junge.
Die Sache mit den Selfies ist auch hier im kleinen, beschaulichen Maheshwar nicht anders. Nicht viele westliche Touristen verirren sich hierher. Und noch weniger bleiben gleich für einige Tage, so wie ich. Für mich jedoch schien es der perfekte Ort, um ins neue Jahr zu starten, inne zu halten und ein paar Tage auszuspannen. Die vorhergehenden Wochen waren indisch turbulent und geprägt von vielen Stunden im Zug (Inklusive dazugehörigem Warten auf den Zug – gerne auch ein paar Stunden. Und ich rede hier nicht von ein oder zwei Stunden. Drei sind Standard, vier oder fünf nicht selten. Doch auch acht, neun, zehn Stunden Verspätung kommen regelmäßig vor.) und jeder Menge neuer Eindrücke.
Ich wollte eine kleine Pause einlegen, abseits der üblichen Touristenroute. Was ich fand, hätte ich mir vorher im Traum nicht ausmalen können: In meinem Gästehaus gehörte ich schon nach zwei Tagen quasi zur Familie. So eine Silvesternacht, in der man gemeinsam ums Lagerfeuer sitzt und auf das neue Jahr wartet (ganz ohne Alkohol und sogar ohne Feuerwerk oder sonstiges Tam Tam), schweißt irgendwie zusammen. Seither werden mir täglich neue Dinge zum probieren gegeben (Süßigkeiten, Dahl Batti, Aloo Paratha, …), Bindis zwischen die Augenbrauen geklebt oder Ausflüge zu den umliegenden Sehenswürdigkeiten unternommen. Zum Abendbrot gehe ich meistens zu einem kleinen Restaurant, das eigentlich eher ein Kiosk ist. Hinter dem Verkaufsbereich lebt die Familie zu fünft und mit drei Generationen in einem Zimmer. Mutter und Vater schlafen in der Küche. Die zwei erwachsenen Kinder teilen sich in der Nacht zusammen mit der Oma das Wohn- und Esszimmer. Über beide Ohren strahlend empfängt mich Abend für Abend die gesamte Familie: “Come, come. Sit, sit.” Oma redet dann immer Hindi mit mir – der Hüfte und dem Rücken gehe es nicht mehr so gut. Aber sonst ist alles ‘achha’, also in Ordnung. Ihr Haar ist bereits etwas schütter und grau, die Augen jedoch wach und ihre Stimme laut und kräftig. Gelegentlich übersetzen Taniya und ihr Bruder für mich. Doch meistens geht es auch so. Ich helfe beim Kochen, lerne ein paar Kniffe der indischen Küche und werde zum Überbrücken des Hungers erst einmal mit Süßigkeiten versorgt. Unter zwei Stunden bin ich selten zurück in meinem Gästehaus, wo es dann noch mehr Süßigkeiten gibt (Inder lieben den Zucker und ihre Süßigkeiten!)
Kochunterricht.
Neue Familie.
Selfie-Wahnsinn.
Mandu.
Ausflug zu den Wasserfällen.
Zurück im Gästehaus lodert dann wieder das gewohnte Lagerfeuer (In der Nacht wird es hier in der Mitte des Landes, genauer in Madhya Pradesh, erstaunlich kalt). Die gesamte Familie sammelt sich dann im Innenhof. Gespannt lausche ich ihren Unterhaltungen. Auch wenn ich nichts verstehe, ist es schön, diesem Austausch beizuwohnen. Hier in meinem Gästehaus wohnen ebenfalls mehrere Generationen, sogar mehrere Familien zusammen in einem kleinen Haus. (In Indien bleiben die Söhne auch heute noch nach der Heirat bei ihren Eltern, um ihre eigene Familie zu gründen. Im Fall der Besitzer meines Gästehauses waren es zwei Söhne. Also wohnen die beiden Brüder, ihre Frauen und Kinder zusammen unter einem Dach. Weiterer Besuch aus der Verwandtschaft, dem engeren Freundeskreis, der ganz selbstverständlich auch zur Familie gehört, und die Angestellten leben alle auf engstem Raum. Und doch scheinen alle mehr als glücklich und zufrieden. Niemand spricht hier von Platzmangel.)
“Madam, Madam. Picture, please!” Ich laufe durch die Straßen Maheshwars. Das rhythmische Klackern der Webstühle klingt in meinen Ohren. Zaghaft, um nicht zu stören, blicke ich in die Stuben der bunten Häuser.
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Die Luft ist dünn. Für jeden Schritt nach vorne würde ich am liebsten wieder zwei zurück machen. Der Weg von Thorung Pedi, einer kleinen Ansammlung von Hotels und Gästehäusern, zum Thorung La Pass ist gerade einmal fünf, vielleicht sechs Kilometer lang. Und doch brauche ich für diesen kurzen Abschnitt meiner mehr als zweihundertfünfzig Kilometer langen Tour vier Stunden. Immer wieder bleibe ich stehen. Der Saueratoffgehalt der Luft liegt hier oben, jenseits der fünftausend Meter, bei mageren fünfzig Prozent. Ich frage mich, warum ich das alles mache. Dann bleibe ich wieder stehen, atme tief in meine Lungen und blicke mich um: Groß und mächtig ragen die Berge links und rechts von mir in die Höhe. Sechs-, siebentausend Meter sind es vom Fuß bis zur Spitze. Die Schneebehangenen Gipfel reflektieren die strahlend helle Sonne. Meine Augen brennen. Wie betäubt von der Anmut und Schönheit trottete ich langsam weiter. Dann endlich sehe ich am Horizont ein paar farbige Tupfer: die für Nepal so typischen Gebetsflaggen. Jetzt sind es nur noch wenige Meter, bis ich am höchsten Punkt meiner Reise angekomme – dem Thorung La Pass auf 5416 Metern Höhe.
Die Route.
Angekommen.
Weg in die Höhe
Bevor es soweit war, lagen schier endlose Kilometer vor mir. Meine Ausgangshöhe in Ngadi, dem Startpunkt meiner Wanderung: 930 Meter über Null. Zu wandernde Kilometer: 250, vielleicht ein paar mehr. Ich lief durch tropisch-grüne und fruchtbare Landschaften und streifte karge Kiefernwälder. Ich stoppte in kleinen Dörfern, probierte regionale Spezialitäten wie das Tsampa Porridge, aß Unmengen an Dal Bhat (Linsensuppe, Reis und Gemüse) und fiel jeden Abend vor Erschöpfung spätestens um neun ins Bett. Ich arbeitete mich hoch: Aus den 930 Metern wurden schnell 1400, dann 2000, 2500 und 3000. Schon nach fünf Tagen Wanderung hatte ich die magischen dreitausendfünfhundert – 3500 – Meter erreicht. Die Luft wurde jetzt merklich dünner und die Landschaft rauer. Die dicht bewachsenen grünen Wäldern vom Anfang verwandelten sich in kleine, dornige Büsche auf Knöchelhöhe. Auf meinem Teller fanden sich immer seltener Obst und Gemüse, dafür umso mehr Getreide. Die großen Berge mit sechs-, sieben- und achttausend Metern Höhe säumten fortan täglich meinen Weg.
Höhenunterschiede.
Dorfleben.
Erster Ausblick.
Maniwall.
Tal.
. Stupa
Gompa.
Der erste 7937 Meter Berg.
Upper Pisang.
In Khangsar, gut neunzig, vielleicht hundert Kilometer von meinem Startpunkt Ngadi entfernt, entschied ich mich nach zwei Tagen Pause (Zum einen musste sich mein Körper an die Höhe und den damit verbundenen geringen Saueratoffgehalt der Luft gewöhnen. Zum anderen hatte es geregnet und die Berge versteckten sich hinter schweren Wolken.) für einen Abstecher zum Tilicho Lake – dem am höchsten gelegenen See seiner Größe der Welt. Die Wanderung führte mich vorbei an Mondlandschaften, durch Gebiete mit Erdrutschgefahr und zeigte mir einmal mehr, wie wichtig das weit verästelte Netzwerk an Fußwegen für die Menschen in den Bergregionen Nepals ist. Autos oder Busse sind noch immer eine Ausnahme und gerade in der Monsunzeit komm der Verkehr durch Erdrutsche zum Erliegen. Auf dem Rücken, lediglich gesichtert durch einen Riemen um den Kopf, tragen die Porter deshalb alle möglichen Güter und Handelsware täglich von A nach B. Am beeindruckendsten war dabei ein Mann, kaum größer oder kräftiger als ich, der ganze acht Matratzen durch das erwähnte Erdrutschgebiet buckelte. Ihn sicher und wohlbehalten im Tilicho Lake Base Camp (4200m) ankommen zu sehen, war die für mich größte Freude des Tages.
Brake.
Maniwall.
Khangsar.
Typische GästehausKüche.
In der Höhle.
Yak.
ACHT Matratzen!
Erdrutschgefahr.
Gruppenbild.
Azurblaues Wasser in luftigen Höhen
Es ist dunkel und kalt und doch sind mit mir bereits zwanzig, vielleicht auch dreißig andere Wanderer auf dem Weg zum Tilicho Lake. Zaghaft färbt sich der Himmel von schwarz zu dunkelblau. Die Sterne machen Platz für die Sonne, die langsam aber sicher die vom Schnee bedeckten Kuppen der Berge anstrahlt. Es dämmert. Ich bleibe stehen, beobachte das Schauspiel. Gekonnt ignoriere ich bei der überwältigenden Schönheit meine Kopfschmerzen. Oben angekommen, sind es noch einmal dreißig Minuten entlang einer Ebene bis zum See. Die letzten Meter schaffst du auch noch – denke ich. Etwas entkräftet aber glücklich erreiche ich Tilicho Lake – 4920 Meter über dem Meeresspiegel und so blau wie das Wasser in der Südsee. Soweit oben war ich davor noch nie. Allzu lange habe ich leider nichts davon. Stechende Kopfschmerzen und Übelkeit (erste ernstzunehmende Anzeichen der Höhenkrankheit) zwingen mich schon nach wenigen Minuten und ein paar Schnappschüssen fürs Fotoalbum zum Umdrehen. Zum Glück treffe ich hier auf Lottie, Sarah, Mat und Ed – einer Gruppe (Mit)Wanderer, mit denen ich seit ein paar Tagen die Abend in den Gästehäusern verbringe. Sie und ihre Guides kümmern sich rührend, helfen mir zurück ins ‘Tal’ und sorgen dafür, dass ich nicht in Panik ausbreche. Was folgt ist der wohl schlimmste Kater meines Lebens, ohne dabei seit Monaten auch nur einen Tropfen Alkohol angerührt zu haben. Am Abend geht es mir schließlich besser. Die Kopfschmerzen verschwinden und der Appetit kehrt zurück. Später höre ich auch von anderen, denen es ganz ähnlich wie mir ging.
Sonnenaufgang.
Der Weg nah oben.
Tilicho Lake – auf 4920 Metern einer der am höchsten gelegenen Seen der Welt.
Schnappschuss fürs Fotoalbum.
Blick vom Gästehaus.
Panorama.
Etwas verunsichert ob der bevorstehenden Passüberquerung und erneuten Höhen von über 5000 Metern ziehe ich weiter in Richtung Thorung La. Ich genieße die Landschaft, freue mich über jeden Vogel (riesige Adler sind keine Seltenheit), jede Ziege und sonstiges Leben, das dieser unwirklichen Umgebung zu trotzen scheint. Bäume wachsen hier oben nicht mehr, selbst Büsche und Gras sehe ich nur noch selten. Hoch oben auf dem Pass gleicht die Landschaft eher der auf dem Mond: Geröll, Sand und Felsen dominieren das Bild. Und zu meinem Glück: ein strahlend blauer Himmel.
Upper Khangsar.
Feldarbeit in luftigen Höhen.
Yak Karkha.
Erdrutschgefahr die Zweite.
Entspannung vor dem großen Tag – Thorung Pedi.
Der Hinweis kam etwas zu spät 😉
Sonnenaufgang auf 4900 Metern.
High Camp.
Prayerflags auf dem Thorung La Pass – 5416 Meter über Null.
Noch ein See ganz weit oben.
Unwirkliche Mondlandschaften.
Zurück im Tal
Auf der anderen Seite des Passes sieht es landschaftlich gesehen nicht anders aus. Trotz der tieferen Lagen (ich bin zurück auf 3800 Meter) gibt es nur wenig Grün. Die Umgebung erscheint lebensfeindlich; Sand, Staub, viel Sonne und Wind begleiten mich für die nächsten fünzig, sechzig Kilometer. Ein Umstand, der sich auch in der Architektur widerspiegelt: Die Häuser haben ausschließlich flache Dächer, sind weiß angestrichen und stehen dicht an dicht, damit der Wind möglichst wenig Angriffsfläche hat. Der Kali Gandaki, ein Nebenfluss des Narayani (einer der vier großen Flüsse Nepals), sorgt für die nötige Bewässerung der Böden, auf denen hauptsächlich Apfel- und Pfirsichbäume wachsen.
Bazaar in Muktinath.
Webstuhl zum Herstellen der berühmten Schals aus Muktinath.
Muktinath ist ein wichtiger Wallfahrtsort für Hindus und Buddhisten.
Hindu Familien pilgern zu hunderten in die Tempelstadt, um Lord Shiva zu huldigen.
Blick auf Kagbeni und den Kali Gandaki Fluss.
Spätestens ab 12 Uhr Mittags entsteht im Tal des Kali Gandaki ein Sturm in Orkanstärke, der das Wandern unmöglich macht.
Abendstimmung.
Marpha.
Auf meinem Weg in Richtung Süden, immer entlang des Flusses, werde ich Zeugin einer weiteren Superlative: Zwischen Larjung und Kalopani, einem gut zehn Kilometer langen Abschnitt auf meiner Wanderung, befinde ich mich plötzlich und ohne es anfangs zu ahnen im tiefsten Tal der Welt. Während rechts von mir Dhaulagiri und links von mir die Annapurna in die Höhe ragen (beide Berge sind weit über 8000 Meter hoch), befinde ich mich gerade einmal auf ‘mickrigen’ 2550 Metern – ein Unterschied von mehr als 5600 Metern. Beide Gipfel sind nur vierunddreißig Kilometer voneinander entfernt und an jenem Tag im Oktober wunderbar deutlich zu sehen.
Tukuche.
Bauersfrau.
Annapurna Range.
Im tiefsten Tal der Welt
Ich bleibe im Tal, erlebe wie das satte Grün wieder Einzug in mein Wandererdasein hält. Nach zwei Wochen im Hochgebirge befinde ich mich inmitten dichter Wälder. Auf der Speisekarte stehen endlich wieder alle möglichen Sorten an Obst und Gemüse und die Nächte sind warm und angenehm. Ich laufe in Richtung Süden, erlebe erneut, wie sich nicht nur die Landschaft sondern auch die Menschen und ihre Ethnien verändern. Die Straße (Holperpiste beschreibt es eigentlich besser), die auf dieser Seite des Passes einen noch viel stärkeren Einfluss auf das Leben der Menschen zu haben scheint, macht das Wandern unangenehm. Bei dem Versuch, sie zu umgehen, lande ich in einem Art Dschungel: Das Gras ist dreimal so hoch wie ich und der Regen von der Nacht zuvor ist ein Paradies für Blutegel. Entkräftet und ein wenig ratlos kehre ich nach zehn Kilometern zurück auf die Straße. An Weiterlaufen ist nicht zu denken – meine Füße sind zu nass und die Bisse der Blutegel wollen einfach nicht aufhören, zu bluten. In der Ferne höre ich einen Bus. Wie durch ein Wunder passe ich gerade noch rein. Dicht an dicht sitzen wir aneinande; es ruckelt, nicht nur ein bisschen. Der Geldeinsammler lehnt während der Fahrt aus der Tür. Ich habe Angst, er könnte jeden Moment hinausfallen. “No problem. Everything okay” jubelt er mir entgegen, wenn der Bus mal wieder in Schieflage die Schlaglöcher durchfährt. Meine Beine zittern ein wenig vor Angst, als wir endlich in Tatopani ankommen. Mit mir im Bus saßen noch ein paar andere Wanderer aus dem Westen. Wir machen gemeinsame Sache, suchen uns ein Hotel und lassen den Abend in Tatopanis Hot Pools ausklingen.
Nebel im Tal.
Auch der Hinweis kam leider etwas zu spät.
Wenn sich eine Kuh in deinen Weg stellt.
Flagge Nepals.
Busfahrt.
1600 Meter bergauf
Am nächsten Morgen breche ich zu meiner letzten Etappe auf: vom Poon Hill aus soll man den besten Blick auf die gesamte Annapurna Range haben. Einziger Hakem: 1700 Meter Höhenunterschied zwischen mir und Ghorepanie, dem Ort für die Super-Aussicht. Ich laufe los und komme gut voran. Nach nur zweieinhalb Stunden habe ich die Hälfte der Strecke und knapp 800 Höhenmeter geschafft. Hoch motiviert laufe ich nach einer kurzen Teepause weiter. Es fängt an, zu regnen. Meine sind plötzlich scheer und müde. Nach über sechs Stunden bergauf bin ich endlich am Ziel. Ich esse mein gewohntes Dal Bhat und falle noch früher als sonst in mein Bett – am nächsten Morgen klingelt der Wecker um vier Uhr.
Es ist stockdunkel, als ich mich auf den Weg zum Poon Hill mache. Der Himmel ist klar und der Sternenhimmel unbeschreiblich shön. Als eine der ersten komme ich oben an. Ich kaufe mir einen Tee (geschäftstüchtig sind Nepalis zweifelsohne, früh um fünf) und setze mich auf eine der Bänke. Langsam füllt sich der Hügel auf 3200 Metern Höhe. Bei Anbruch der Dämmerung sind so viele Menschen hier, dass ich meine Entscheidung beinahe bereue – die Ruhe und Stille auf der sonstigen Wanderung war mir um einiges lieber. Dann zeigen sich die ersten Berge im Sonnenlicht. Ein magischer Moment, eine neue Perspektive. Ich vergesse die Menschen um mich herum und genieße die letzten Auckenblicke, in denen ich den höchsten Bergen der Welt so nahe bin.
Sonnenaufgang.
Bergzauber.
Menschenmengen.
5416 Meter. Die Luft ist dünn. Für jeden Schritt nach vorne würde ich am liebsten wieder zwei zurück machen.
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Zwei Monate. Zwei Monate für ein Land, das neun mal grösser ist als Deutschland. Zwei Monate für ein Land, das von Nord nach Süd wahrscheinlich genauso viele (wenn nicht mehr) kulturelle Unterschiede zu bieten hat, wie ganz Europa. Bereits bei meiner Ankunft in Bangalore war mir klar: diese zwei Monate reichen im Leben nicht aus.
Zwei Tage Zeit hatte ich in der Millionen Metropole Bangalore (Die Stadt mit 8,5 Millionen Einwohnern ist das IT-Zentrum Indiens. Gleichzeitig finden sich in den Seitenstraßen fernab des Stadtzentrums traditionelle Lebensstrukturen mit fliegenden Händlern, Streetfood und zahlreichen kleinen Tempeln, die alle möglichen Gottheiten huldigen.), um einen ersten Eindruck von Land und Leuten zu gewinnen. Eines fiel gleich auf: Kühe sind in Indien wirklich heilig. Egal wie breit die Straße. Egal wie dicht der Verkehr. Egal wie eilig die Angelegenheit. Kühe haben Vorfahrt. Gemühtlich käuend stehen oder liegen sie am Straßenrand, beobachten den Verkehr. Autos, Fußgänger, Radfahrer, Rikschas – alles passiert irgendwie um die Kühe herum.
Nach meinem ersten Tag Indien hatte ich Kopfschmerzen. Es war laut. Es war bunt. Es war chaotisch. Und doch fühlte ich mich von Anfang an wie Zuhause, als wäre ich nie zuvor an einem anderen Ort gewesen.
Auf den Spuren der alten Inder: Yoga in Mysore
Mit dem Bus fuhr ich nach der kurzen Eingewöhnung in Bangalore in Richtung Mysore – eine der Yogahauptstädte im Süden des Landes. Mysore ist bekannt für seine Öle und Parfüme, Sandelholz, Räucherstäbchen und (Ashtanga)Yoga (ashtanga heißt soviel wie acht und bezieht sich auf den Pfad, den Patanjali, einer der geistigen Väter des Yoga, in seinen Schriften beschreibt).
Etwa eine Stunde süd-westlich von Mysore, umgeben von Farmland und kleinen Dörfern war ich schließlich am Ziel meiner ersten Reiseetappe in Indien: Für den kommenden Monat wollte ich im AyurYogaEco Ashram die Grundlagen im Hatha Yoga lernen (Hatha Yoga ist die jahrhunderte alte ‘Grundlage’ aller Yogaarten. Es besteht aus Atemübungen, Asanas und Entspannung/Meditation). Schon lange begleitet mich Yoga durch mein Leben – mal mehr und mal weniger.
Ashramalltag
Das Leben im Ashram (im weitesten Sinne ist ein Ashram ein klosterähnliches Mditationszentrum) ist strukturiert. Die Tage laufen nach einem immer wieder kehrenden Muster. Und doch ist keiner von ihnen wie der vorhergehende. In den täglichen Yogastunden (jeweils zwei Stunden am Morgen und späten Nachmittag) zeigten Vinod und Sanjay ihr Können – mit Feingefühl und Erfahrung schickten sie jeden Einzelnen von uns auf eine Reise zum inneren Selbst. Sie zeigten uns, was Yoga bewirken kann, wenn wir es zulassen.
Fühlten sich die ersten zwei Wochen noch an wie Monate, vergingen die verbliebenen vierzehn Tage wie im Flug. Und ehe ich mich versah, hatte ich eine wahre Achterbahn der Gefühle hinter mir, zwei volle Yogastunden a 90 Minuten unterrichtet und eine Menge neuer Freunde gewonnen.
Mysore
Mit Nathalie und Nicolas, mit denen ich geimeinsam den letzten Monat im Ashram verbracht hatte, erkundete ich für zwei Tage Mysore. Die Gerüche der Räucherstäbchen und Öle auf dem alten Markt war unbeschreiblich. Das geordnete Chaos in den engen Gassen ließ uns Raum und Zeit vergessen. Am Abend kehrten wir unweit von unserem Hostel in einem kleinen Restaurant mit gerade einmal 20 Sitzplätzen ein (20 auch nur dann, wenn alle eng zusammenrückten). Serviert wurden Masala Dosa – ein mit pürierten Erbsen gefüllter Pancake – und Kokos-Chutney. Alles für je 20 Rupien. Jeder von uns aß drei.
Während Nathalie und Nicolas weiter zogen, konnte ich mich noch nicht vom Zauber Mysores lösen – der alte Markt, die Menschen und das gute Essen waren zu gut, um sie so schnell gegen etwas Neues einzutauschen. Und so ließ ich mich noch ein bisschen treiben, ließ die vergangenen Wochen im Ashram auf mich wirken.
Kerala
Nach einer aufregenden und holprigen Busfahrt (Indiens Straßen und Busfahrer sind nichts für zarte Gemüter) kam ich in Fort Kochi an, einer Fischer- und Handelsstadt im Bundesstaat Kerala. Einst siedelten hier die Portugiesen und prägten mit ihrer Architektur und Kultur das Erscheinungsbild der Gegend. Noch heute finden sich hier neben den traditionellen Hindu Tempeln zahlreiche Kirchen und katholische Gemeinden.
Im Vergleich zu Bangalore und Mysore ist das Leben in Fort Kochi sehr viel langsamer und ruhiger, und traditioneller. Frauen in Saris und Männer in Lungi (eine Art Sarong, der fest um die Hüfte gewickelt wird) gehören hier ganz selbstverständlich zum Straßenbild wie die eingangs erwähnte Kuh. So verbrachte ich meine Tage mit Yoga (gibt es in Indien sprichwörtlich an jeder Ecke), gutem Essen und entlang der Handelsstraße, die damals wie heute für den Export von Gewürzen bekannt ist.
Meine Reise führte mich schließlich weiter Richtung Süden. In Marari Beach verbrachte ich einige wunderbare Tage in einem Homestay mit einer zauberhaften Familie, in Alleppy erkundete ich die Backwaters und in Varkala schaute ich Delphinen beim Spielen und Fischen im Ozean zu.
Ashram die Zweite
Fasziniert vom Ashramleben entschied ich mich kurzerhand, erneut einige Tage mit der Yoga-Familie zu verbringen. In Neyar Damm fand ich das Sivananda Ashram, das ganz ähnlich wie auch mein erstes Ashram funktioniert und lehrt. Es gefiel mir. Zeit mit Gleichgesinnten zu verbringen und meine Kenntnisse zu erweitern, erschien mir interessanter, als im Eiltempo die Sehenswürdigkeiten (Süd)Indiens abzuklappern. Und so wurden aus einigen Tagen zwei Wochen. Zwei Wochen, in denen ich erneut viel über das Zusammenleben und Miteinander mit anderen Menschen lernte. Zwei Wochen, in denen ich neue Perspektiven über das Leben kennenlernen durfte. Zwei Wochen, in denen ich wunderbare Freundschaften schloss.
Om shanti, shanti, shanti. Zwei Monate. Zwei Monate für ein Land, das neun mal grösser ist als Deutschland. Zwei Monate für ein Land, das von Nord nach Süd wahrscheinlich genauso viele (wenn nicht mehr) kulturelle Unterschiede zu bieten hat, wie ganz Europa.
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Es ist viel passiert – zu viel vielleicht für einen einzigen Eintrag. In den letzten acht Monaten (Ist es wirklich schon so lange her seit meinem letzten Eintrag?) nahm ich Abschied von Hamilton Island, besuchte Tasmanien und einen Teil der Ostküste Australiens, machte Yoga und Freiwilligenarbeit in Thailand, mehr Yoga in Indien und leb(t)e in Ländern mit halb- und viertelstündiger Zeitverschiebung.
AUSTRALIEN
Meine verbleibenden Monate auf Hamilton Island vergingen wie im Flug und ehe ich mich versah, war es bereits an der Zeit, Abschied zu nehmen. Don und Lynne brachten mich standesgemäß im Golf Buggy zum Flughafen und wünschten mir “safe travels”.
Die drei Mädchen von der Eisdiele.
Passage Peak.
Insel Schwester.
Hanna, Siggy, Stephie.
Bobby.
Mein erster Stop hieß Hobart, die Hauptstadt Tasmaniens. Am nächsten Tag würde ich hier Arnim treffen – meinen ersten und bisher einzigen Besuch aus der Heimat. Ein bekanntes Gesicht in der fremden Umgebung zu sehen, war zunächst ungewohnt. Die Geschichten von Zuhause, das Berlinern und Anekdoten von unseren Reisen auf die Insel sorgten schnell für die alte, neue Verbundenheit. In den kommenden zweieinhalb Wochen würde außerdem eine Menge auf uns warten: Mit dem Mietauto (eher ein ziemlich abgeranster Transporter, der in einen Camper umfunktioniert wurde) erkundeten wir bei Nieselregen die Ostküste Tasmaniens, zu Fuß wanderten wir sechs Tage in den Bergen. Zum Abschluß gab es ein wenig Kultur in Hobart. Arnim machte sich auf den Weg nach Melbourne, ich blieb auf der Insel. In Launceston, vier Busstunden nördlich von Hobart, traf ich noch ein vertraute Seele wieder: Kara (im Juli letzten Jahres verbrachten wir gemeinsam Zeit in Tonga) und ihr Papa nahmen mich für ein paar Tage als drittes Familienmitglied bei sich auf. Wir lachten viel, aßen gut, erzählten uns Geschichten.
DAS Auto.
Arnim et moi.
Bay of Fire.
Mt Ossa.
Blick von Mt Ossa.
Camper Glück.
Wochenmarkt in Hobart.
Mit dem Flugzeug ging es von Launceston weiter Richtung Melbourne. In St Kilda verbrachte ich die Nacht, bevor ich mich am nächsten Tag mit dem Mietauto auf den Weg zur Great Ocean Road machte. In einer Woche legte ich etwas mehr als 1000 Kilometer zurück, bekam einen kleinen Eindruck von den Weiten Australiens (obwohl die Gegend um Melbourne verhältnismäßig dicht besiedelt ist, war da manchmal einfach nichts), sah Koalas in der Wildnis gemütlich an Eucalyptus knabbern, beobachtete Surfer entlang der Strecke und ging in den Grampians wandern. Zurück in der Stadt war ich überwältigt von der Größe und dem gleichzeitigen Kleinstadtcharakter Melbournes. Ich fühlte mich an Berlin erinnert. Jedenfalls ein bisschen.
Great Ocean Road.
Surfer.
London Arche.
Vogelflüsterin.
Koalaliebe.
The Grampians.
St Kilda.
Lebensende.
Meine letzte Station in Australien hieß Sydney. Ganz klassisch bestaunte ich das Opera House, besuchte den berühmten Bondi Beach (für mich eher enttäuschend und wahrlich überbewertet), wanderte entlang pittoresker Landschaften von Spit Bridge bis nach Manly Beach (in puncto Szenerie und Ambiente 100mal besser als Bondi) und schlenderte gemütlich über die Harbour Bridge. Für eine Woche zog es mich anschließend noch einmal in die Berge – in den Blue Mountains westlich von Sydney verbrachte ich meine diesjährigen Ostertage.
Opera House.
Harbour Bridge.
Nighttime.
Bondi Beach.
Manly Beach.
Wildlife.
THAILAND
Nach einem glücklicherweise nur kurzem Zwischenstop in Phuket (so viele Touristen gab es nicht einmal auf Hamilton Island, dem für mich bis dahin Inbegriff von Tourismus schlechthin) ging es über Land und Wasser zu meinem nächsten Inselabenteuer: Auf Ko Phangan würde ich für einen Monat auf einer Art Yoga-Farm als Mädchen für Alles arbeiten. Im Gegenzug konnte ich an jedem angebotenem Kurs teilnehmen.
Während meiner Zeit in Samma Karuna lernte ich nicht nur eine Vielzahl wunderbarer Menschen mit den unglaublichsten (Lebens)Geschichten kennen. Ich lernte außerdem das Fahren mit einem Scooter, eine Menge über mich selbst, über meine bisherige Yoga Praxis, über Vertrauen und das wunderbare Gefühl, in der Ferne aufgehoben zu sein, egal wie der Seelen- und Gemütszustand gerade aussehen mag. Ich weinte und ich lachte. Ich fiel und ich stand wieder auf. Und ich fand heraus: Meine Schokokuchensucht ist größer, als bislang angenommen.
Obst und Gemüse.
Strandleben.
Inselrundfahrt.
INDIEN
Indien! Über Indien gibt es so viel zu erzählen! Ein ausführlicher Bericht folgt in Kürze.
Westwärts. Es ist viel passiert - zu viel vielleicht für einen einzigen Eintrag. In den letzten acht Monaten (Ist es wirklich schon so lange her seit meinem letzten Eintrag?) nahm ich Abschied von Hamilton Island, besuchte Tasmanien und einen Teil der Ostküste Australiens, machte Yoga und Freiwilligenarbeit in Thailand, mehr Yoga in Indien und leb(t)e in Ländern mit halb- und viertelstündiger Zeitverschiebung.
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Und dann war es plötzlich Weihnachten; das nunmehr zweite weit weg von Zuhause, unter Palmen und am Strand. Zwar gab es in diesem Jahr einen Adventskalender, allerlei Leckerein aus der Heimat (Danke Mutti) und einen Weihnachtsbaum, doch wollte sich wegen der tropischen Temperaturen auch in diesem Jahr keine richtige Weihnachtsstimmung einstellen. Das obligatorische Plätzchenbacken, der Glühwein auf dem Weihnachtsmarkt und die hübsch geschmückten Straßen fehlten. Und trotzdem war es familiär und schön: Am heiligen Abend, der hier ja eher eine untergeordnete Rolle spielt, gab es am Strand ein paar Weihnachtslieder, ein kleines Feuerwerk und Santa auf einem Strandbuggy. Wer auch immer unter dem Kostüm gesteckt hat, er tat mir leid – bei annähernd 30 Grad bahnte sich der Weihnachtsmann seinen Weg von seinem “Schlitten” vor zur Buehne, umzingelt von hunderten von Kindern.
Siggy, Joe, Astrid and Me.
Weihnachtsbaum im Parlour-Haus.
Weihnachtsbaum Nummer zwei – funkelt sogar im Dunkeln.
Weihnachten = Sommer = Baumbluete.
Anschließend bereitete ich mit Astrid, meiner Freundin aus Chile, ein kleines Weihnachtsessen vor: gefüllte Zucchini, Reis und ein bisschen Eis zum Nachtisch. Den Abend ließen wir dann beinahe schon traditionell in einer Bar ausklingen. Den 25. – den eigentlichen Weihnachtstag, auf den alle australischen Kinder hinfiebern – verbrachte ich gemeinsam mit ein paar Freunden am Strand: schlafend, faulenzend und mit jeder Menge Sonne. Zu meiner großen Überraschung gab es sogar eine kleine – wobei, eigentlich doch recht große – Aufmerksamkeit von unserem Chef: In einer Box, ausgeschmückt mit Weihnachtspapier, wartete auf jede von uns Eiscrememädchen ein Gutschein für eine Massage im Insel-Spa, Unmengen an Süßigkeiten und eine Flasche Wein.
Mein persönliches Weihnachtsgeschenk an mich hatte ich schon ein paar Tage vor Weihnachten eingelöst: ein Ausflug zum Whitehaven Beach und eine Schnorcheltour zum Reef. Beide Ausflüge für sich waren ein Traum. Whitehaven verdient seinen Namen mehr als zu recht: Der Sand glitzert in der Sonne, das Wasser strahlt in allen erdenklichen Blautoenen und die kleinen Riffhaie ziehen friedlich ihre Bahnen entlang der vielen Beine der Touristen. Beim Schnorcheln ein paar Tage später bot sich ein ähnliches, wenngleich auch völlig anderes Bild: Mit dem Boot ging es zunächst zur Butterfly Bay, wo wir gut eineinhalb Stunden Zeit zum Schnorcheln haben würden. Dank der Sonne (noch am Tag davor hatte es geregnet und der Himmel war wolkenbehangen) funkelte das Wasser und ließ durch die Taucherbrille einen atemberaubenden Blick in die Unterwasserwelt zu. Große und kleine, dicke und dünne Fische umkreisten uns und schienen sich geradezu über die Gesellschaft zu freuen. Die blauen Fische mit den gelben Flossen liebten die Aufmerksamkeit am meisten. Sie tauchten immer wieder vor meiner Linse auf – die anderen Fische zeigten sich dagegen eher kamerascheu.
Mein Boot.
Hill Inelt – Whitehaven Beach.
Selfie-Versuch I.
Unter Wasser.
Selfie-Versuch II.
Bootsfahrt.
Hamilton Island vom Wasser.
Die letzte Woche des Jahres verging wie im Flug: Ich arbeitete beinahe jeden Tag und vertrieb mir meine freie Zeit mit Yoga, Lesen und gelegentlichen Besuchen am Strand. Am 28. fuhr ich mit der Fähre nach Airlie Beach – ein kleiner, recht verschlafener Badeort auf dem Festland. Gelegentliche Ausflüge hierher sind für die meisten Insulaner (so auch für mich) eine willkommene Abwechslung, um nicht völlig dem Inselkoller zu erliegen und Vorräte aufzustocken (Der kleine General Store auf Hamilton Island bietet zwar alles, was man zum Leben braucht, doch die Preise sind der Wahnsinn. Im Durchschnitt sind die Produkte um 80% teurer als im Supermarkt auf dem Festland. So kosten Bananen beispielsweise statt der üblichen $2 auf dem Festland hier meistens $4, Toilettenpapier gibt es kaum unter $6 – für gerade einmal 4 Rollen). Jedenfalls fand ich Airlie auch ein paar Wunderkerzen für die Neujahrsnacht, die bei mir wie in den meisten Jahren völlig ungeplant war. Klar war nur, dass ich mit Siggy und Astrid feiern würde – irgendwie, irgendwo, irgendwann.
Siggy und Ich.
Neujahrsrunde.
Ups – das Jahr verging ja so schnell.
Wunderkerze.
Inselleben. Und dann war es plötzlich Weihnachten; das nunmehr zweite weit weg von Zuhause, unter Palmen und am Strand.
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Ich bin angekommen, in Australien und auf Hamilton Island. Seit mehr als zwei Monaten lebe und arbeite ich auf der groessten bewohnten Insel der Whitsunday's - mitten im Great Barrier Reef. Mir geht es gut hier - Down Under. Hier geht's zur Geschichte:
www.schiffsmaedchen.de/cockatoo-calling/
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Etwas laenger als 14 Monate ist es her, dass ich die geliebte Heimat, Freunde und Familie verlassen habe, um auf Reisen zu gehen. Geplant war eigentlich nur das Jahr in Neuseeland. Doch Plaene sind bekanntlich gemacht, um geaendert zu werden. Und Australien liegt ja irgendwie auch auf dem Rueckweg ... Hier geht's zur Geschichte:
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Neuigkeiten aus Tonga: Ich suchte Entspannung und fand jede Menge Abenteuer. Zu Fuss, mit dem Katamaran und per Flugzeug erkundete ich das einzige Koenigreich im Suedpazifik. Dabei traf ich auf unglaublich liebe und ausgeglichene Menschen.
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In den letzten Wochen bin ich viel Auto gefahren - von Süden nach Norden habe ich mir die Südinsel Neuseelands angeschaut. Christchurch ist dabei die letzte Station auf meiner Reise. Als nächstes geht es noch einmal in die Südsee: In Tonga lasse ich für vier Wochen die Seele baumeln. www.schiffsmaedchen.de
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Ein neuer Beitrag über meine Zeit in South- und Fiordland. Dieses Mal sogar mit echten Schiffsabenteuern :)
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Seit zwei Monaten arbeite und wohne ich inzwischen in Roxburgh. Viel passiert ist in der Zwischenzeit nicht. Deshalb habe ich dieses Mal einen ganz “normalen” Arbeitstag festgehalten.
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Ihr Lieben: Der neue Eintrag ist da - der erste auf der eigenen Homepage. Segelt mal rum!
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Upgrade: Das Schiffsmädchen segelt weiter und hat endlich eine eigene Homepage. Hier findet ihr ab sofort alle Abenteuer, Seemannsgarn und Landgänge. Und mit dem Fernrohr halte ich weiterhin fest, was mir vor die Linse kommt.
In den nächsten Tagen bekommt das Schiff auch noch den passenden Anstrich und einen Satz neue Segel. Bis dahin: Ahoi und immer eine Handvoll Wasser unterm Kiel!
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Die Schokoldenseite des Reisens.
Eigentlich ist es hier unten auf der Südinsel nicht so viel anders als oben auf der Nordinsel. Und doch fühlt es sich ein bisschen so an, als würde ich nun ein ganz neues Land bereisen.
Nach meiner verspäteten Ankunft in Picton (Das Be- und Entladen der Fähre hat insgesamt länger gedauert als geplant. Vielleicht auch deshalb, weil alle, die so wie ich auch mit ihrem Auto über Deck parkten, ihre Gefährten erst einmal von tonnenweise Salzwasser befreien mussten.) machte ich mich direkt auf den Weg Richtung Malborough Sounds und Queen Charlotte Drive, einer ziemlich kurvigen, engen Straße, die durch ihre wunderbare Aussicht auf die Sounds besticht. Endlich auf dem Campingplatz angekommen, gab’s nach der langen Reise zum Abendbrot Fish & Chips, Glowworms und die erste Dusche nach Tagen. Am nächsten Morgen durchforstet ich das Internet: Irgendwo musste es doch Arbeit geben, auch wenn es erstmal nur für Unterkunft sein würde. In Nelson wurde ich fündig. Schnell klärte ich am Telefon die wichtigsten Details, schon zwei Tage später konnte ich im Tasman Bay Backpackers meine Stelle als Putzhilfe antreten.




In Nelson angekommen, nahm mich Hostel Manager Uli herzlich in Empfang, zeigte mir meine neue Bleibe für die kommenden Wochen und erklärte mir kurz, was mich am nächsten Tag erwarten würde. Und, dass ich auf keinen Fall den Schoko-Pudding am Abend verpassen dürfe - es ist wirklich schwer, dieser Köstlichkeit zu widerstehen, wenn sie Abend für Abend Punkt acht Uhr ofenfrisch mit einer Kugel Vanilleeis serviert wird. Den Rest des Tages nutze ich, um die Stadt zu erkunden, einzukaufen und Naomi aus Reglan wiederzusehen.

Als Neuankömmling darf man machen, was alle anderen nicht mögen: Bad putzen. Zum Glück bekam ich für den ersten Tag Hilfe, ansonsten hätte ich auch noch Staubsaugen müssen. Nach gut 2 ½ Stunden Arbeit gehörte der verbleibende Tag mir - insgesamt also kein so shlechter Deal.
Die meiste Zeit hier in Nelson verbrachte ich putzend und Betten machend im Hostel, lesend am Strand, in den Parks der Stadt oder dösen in der Hängematte im Hostel. Der Mittwoch und Samstag gehörten dem Markttreiben - frische Produkte aus der Region, ein Bradwurststand aus Deutschland und allerlei Handgefertigtes boten eine nette Abwechslung zum Supermarktalltag. Außerdem konnte ich so endlich wieder gute Dinge kochen: Gnocchi, Möhrenrisotto, selbstgemachte Fladenbrote.





An meinem ersten Wochenende fand im Founder’s Park unweit vom Hostel das “Evolve Festival” statt: Eine angenehme Mischung aus Hippie Kultur, Musik, Folklore, Workshops gepaart mit ein bisschen Esoterik. Beim Yoga Nidra Workshop ließ es sich trotz der 30°C im Schatten wunderbar entspannen. Die Musik und Showeinlagen boten zwischendurch gute Unterhaltung. Am Abend lernte ich beim Chai (ein Getränk aus Schwarze, Milch, Zucker und einer speziellen Gewürzmishung) zwei nette Jungs von der Golden Bay kennen. Gemeinsam schauten wir uns “Deya Dova” aus Australien an, deren Musik ziemlich mitreißend war.





Während es unter Woche in Nelson nicht allzuviel Aufregendes zu erleben gibt und ich dem Alltagsleben frönen konte, bot sich an meinem zweiten Wochenende in der Stadt wieder die Möglichkeit, aktiv zu werden. Für das Buskers Festival wurde ein Teil der Innenstadt für den Autoverkehr gesperrt, sodass Jung und Alt ungestört die Straßenkünstler bestaunen konnten.



Am Samstagabend erkundete ich mit Leuten, die ich im Hostel kennengelernt hatte, nach längerer Pause das Nachleben Neuseelands. Der Morgen danach und das Putzen der Bäder war allerdings weniger spaßig als die Zeit in den Bars … Um der kleinen Mietzekatze, die sich auch nach der Arbeit noch nicht vollständig verabschiedet hatte, möglichst wenig Angriffsfläche zu bieten, fuhren wir am Nachmittag zum Strand - schlafend tauschte ich Katze gegen Sonnenbrand.


Montagmorgen Punkt acht Uhr hieß es Abfahrt: Meinen freien Tag wollte ich gemeinsam mit Megan, Agnete und Kathrine im Abel Tasman National Park verbringen. Dort angekommen, entschieden wir uns spontan, für 40$ das Wasser Taxi zur Bark Bay zu nehmen, um dann gut 24 Kilometer zum Startpunkt/Auto zurück zulaufen. Vom Wasser aus sahen wir kleine Baby Robben, Stachelrochen und Strände, die genauso gut in der Karibik liegen könnten. Der Weg führte vorbei an Buchten und durch Schatten spendenden Wald. Nach einem Drittel Weg stoppten wir in Torrent Bay für eine Mitagspause. Anschließend waren Jen und Dave aus Christchurch so nett, uns einen Lift in ihrem Segelbot zu geben - durch die Flut wäre das low tide crossing zur Anchorage Bay nur noch mit Wasser bis zum Hals möglich gewesen. Und auf die zusätzlichen sechs Kilometer Alternativroute über Land hatte irgendwie keine von uns Lust. Kurz vor dem Ziel legten wir noch einmal eine kurze Badepause in der Solwet Bay ein, um nach knapp sieben Stunden Wanderung erschöpft aber glücklich am Auto anzukommen.










Am Dienstag zieht es mich schließlich weiter - ganz in den Süden nach Roxburgh. Eine Freundin will wieder reisen und suchte für sich eine Nachfolgerin für die Arbeit in einem Café. 600 Seelen leben in der kleinen Stadt in Central Otago und ich werde bald eine von ihnen sein. Glücklicherweise sind meine Schokovorräte dank des Päckchen von Zuhause wieder aufgefüllt - die knapp zehn Stunden Fahrt dürften damit wie im Flug vergehen.

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Hauptstadtleben ohne Stress.
Dass ich scheinbar ein großer Fan von Sprichwörtern bin und sie entsprechend häufig und mit Begeisterung benutze, ist mir erst vor kurzem so richtig klar geworden. Als ich zum Beispiel “don’t be a frog”, also “sei kein Frosch”, in den Raum warf, als es darum ging, am Abend Wellington unsicher zu machen. Apolo brach in schallendes Gelächter aus und fragte, ob ich das jetzt extra gesagt hätte, weil auch Alex aus Frankreich anwesend sei - ihr wisst schon: die Sache mit den Froschschenkeln und so. Manchmal funktioniert die wortwörtliche Übersetzung dann doch nicht so ganz.
Abgesehen von den kleineren Missverständnissen waren die knapp 14 Tage in der Hauptstadt sehr angenehm. Auf dem Weg von Whanganui gen Süden nahm ich meinen ersten Hitchhiker mit - Chris kommt aus der Nähe von Christchurch und verbrachte die Feiertage bei Freunden auf der Nordinsel - so ein bisschen Unterhaltung beim Fahren ist gar nicht mal so übel.
Mit gerade einmal 200.000 Einwohnern ist Wellington doch recht überschaubar und alle Sehenswürdigkeiten sind bequem per Fuß zu erreichen. Mit seiner Tallage erinnert mich Welly(wood) (Jede Menge Herr der Ringe Zeug wurde hier gedreht. Fans pilgern deshalb in Strömen in die Stadt, um Baum #123 und andere Skurilitäten zu suchen; mir ist das noch immer ein Rätsel.) stark an Jena. Außerdem läuft man sich hier ähnlich häufig zufällig in die Arme wie in meiner ehemaligen Studistadt. So wurde die Zeit um Silvester zu einer riesengroßen Wiedersehensparty: Beinahe alle, denen ich auf meiner Reise bisher begegnet bin, waren in der Stadt. Einen Unterschied zu Jena gibt es dann aber doch: Stadtstrand und Hafen fehlen demThüringer Paradies schon ein bisschen.



Am Hafen stieg auch die große Silvesterparty. Nunja - groß für Neuseeländische Verhältnisse. Kaum hatten wir einer älteren Dame geholfen, ihre verlorene Tochter wiederzufinden, ging das Feuerwerk auch schon los. Ein bisschen Musik, ein - zwei Raketen und einen Schluck aus der Weinflasche, die vorsorglich in eine Papiertüte gesteckt wurde (das Trinken von Alkohol an öffentlichen Plätzen ist in Neuseeland streng verboten) später und der Großteil der Menschen machte sich schon wieder auf den Heimweg. Keine zehn Minuten hatte es gedauert. Zum Glück war die Familie neben uns so nett, uns zwei Wunderkerzen abzugeben. Die anschließende Party in der Stadt war dann ganz gut und sogar recht lang.



Die folgenden Tage verbrachte ich mit “typischem” Stadtleben: Am Neujahrstag faulenzten wir mit Eis und Bier am Strand, den Samstag verbrachten wir aufgrund von Regen ganz familienlike im Museum, Sonntag ging es mit dem Cable Car zum Botanischen Garten. Durch die Stadt schlendern, Leute beobachten, in Cafés und Bars sitzen und Kunstsammlungen und Parlament besuchen durfte natürlich nicht fehlen.




Für ein bisschen Abwechslung sorgte der Ausflug mit Stuart zur Somes Island. Gut 20 Minuten mit der Fähre entfernt liegt die Insel im Hafenbecken von Wellington. Einst wurde sie als Karantähnestation für Mensch und Tier genutzt. Heute ist sie beliebtes Ausflugsziel für Großstädter und ein Paradies für einheimische Tiere und Pflanzen. Und ja, es ist windig in und um Wellington!



Am Samstag ging es nach erneutem Sonnenbad am Stadtstrand (das Wasser ist für die Lage mitten in der Stadt, die zudem einen recht großen Hafen betreibt, erstaunlich klar und kein bisschen unangenehm) zum Freiluftkonzert in den Botanischen Garten. Eine Seemannskombo mit Harmonica und passendem Outfit spielte neben traditionellen auch moderne Lieder - sofern ich das jedenfalls beurteilen kann. Zumindest wirkte die Musik weniger angestaubt als bei uns zu Lande.


Am nächsten Tag hieß es dann Abschied nehmen - die Natur fehlte mir schon irgendwie. In der Nähe des Cape Palliser schlug ich bei Nieselregen und Wind mein Lager für die Nacht auf. Um so überraschter war ich, als am nächsten Morgen die Sonne schien und nicht ein einziges Wölkchen am Himmel zu sehen war. Zu meiner noch größeren Verwunderung traf ich am Nachmittag direkt am Cape auf Apolo und Fernanda: Hatten wir nicht vor gut 24 Stunden Lebewohl gesagt!? Seinen Tag ohne Arbeit wollte mein mexikanischer Freund in der Natur verbringen, sodass wir spontan Leuchtturm und Seelöwen-Kolonie gemeinsam erkunden konnten. Am Abend gab’s ein Lagerfeuer direkt am Strand, einen wahnsinnig schönen Sonnenuntergang, der in der Ferne einen ersten Blick auf die Südinsel erlaubte, und ein bisschen Philosophieren über die letzten sechs Monate und darüber, ob sich Sprichwörter nun in andere Sprachen übersetzen lassen oder nicht.









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Kiwi as.
Was soll ich sagen: An Weihnachten mit Sonne, 30°C und Strand könnte ich mich mehr als gewöhnen. Doch der Reihe nach.
Nachdem ich mich dazu entschlossen hatte die so herzliche Einladung von Kerrie und Marcia anzunehmen, hatte ich in New Plymouth Zeit, die verbracht werden wollte. Mt Taranaki (mit 2518m Neuseelands höchster Vulkan; und der gefährlichste: über 60 Menschen starben hier bereits) sieht von unten betrachtet ziemlich ‘einfach’ aus. Gemeinsam mit Johanna, die ich auf dem Campingplatz kennengelernt hatte, ging es bei Nebel zum Berg, der zur Verwunderung von uns beiden dann doch ziemlich unnebelig war. Die ersten Meter waren angenehm: ein bisschen bergauf, doch nicht zu viel. Die Freude hielt jedoch nicht lange - beinahe im 90° Winkel ging es bei sengender Hitze steil bergauf. Dagegen war das Tongariro Alpine Crossing ein Kinderspiel. Die Aussicht kurz vor dem Gipfel (Schnee und Eis erlauben es nur mit Profiausrüstung, Taranaki komplett zu erkunden) entschädigte dann für alle Mühe.




Als hätte es das Universum nicht anders gewollt, erhielt ich die freudige Nachricht, dass Apolo und Ricardo die Feiertage ebenfalls in New Plymouth verbringen werden. Zufällig checkten wir auch im selben Hostel ein, das mit Weihnachtsbaum, Sofaecke und zwei Hunden glatt mein Zuhause hätte sein können. Als sich uns Stuart nach drei Tagen Wanderung um den Berg ebenfalls anschloss, waren alle Zweifel endgültig verflogen. Gemeinsam ging es am Abend zum Festival of Lights, bei dem der Park mit viel Liebe zum Detail in Szene gesetzt wird.



Bei Nieselregen machten wir es uns am Nachmittag des Heiligen Abends mit Eis und Film auf dem Sofa gemütlich. Am Abend gab es dann zu später Stunde (in Latein- und Südamerika wird normalerweise nicht vor Mitternacht gegessen) ein großes Festessen mit Kartoffelsalat, Bohnen, Lasagne, Wein und vielem mehr. Das Israelische Pärchen beschloss, fortan auch Weihnachten zu feiern und Stuart, der traditionell eigentlich am 25. feiert, fand das Aufgebot auch nicht schlecht - es lebe die Internationalität!




Am nächsten Morgen hieß es Abschied nehmen. Kerrie und Marcia warteten in ihrem kleinen Haus am Stadtrand bereits auf mich. Gemeinsam mit den zwei Hunden und jeder Menge Essen ging es mit dem Auto gut eine Stunde nordwärts. In der Nähe von Tongaporutu besitzt die Familie ein Stück Land direkt am Meer - mit Plumsklo und ohne fließend Wasser, wurde ich vorgewarnt. Herzlich nahm mich der Rest der Familie auf - Sangria und Snacks warteten bereits. Und gehen durfte ich irgendwie auch nicht mehr: “Am Sonntag gibt’s Hangi - dazu musst du unbedingt bleiben.” So verbrachte ich die nächsten Tage essend und trinkend abwechselnd oben am Haus oder unten am Strand. Bewegung gab es ähnlich wie Zuhause in Deutschland an den Tagen nur wenig, dafür aber Tanzeinlagen der Kinder, Sonne, 30°C, blauen Himmel und am Lagerfeuer geröstete Marshmallows - Kiwi as eben.







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Stadt. Land. Fluß.
Sich nach einer recht langen Schreibpause wieder zu motivieren, etwas zu Papier oder besser auf den Bildschirm zu bringen, ist gar nicht so einfach. Vorallem dann, wenn in der Zwischenzeit recht viel passiert ist, und man nicht so recht weiß, wo und wie man eigentlich anfangen soll.
Kapitel 1: Brauereikunst.
Nach der Zeit allein am East Cape war ich ganz froh, in Gisborne bei strahlend blauem Himmel im Backpackers mit einem kühlen Bier von einer Gruppe Menschen empfangen zu werden. Die Kontaktaufnahme ging schnell: Victor hatte Geburtstag, auf der Dachterrasse ließ es sich gut sitzen und mit meinen 29 war ich zur Abwechslung mal nicht die Älteste. In den nächsten Tagen folgten kostenlose Ciderverkostung, Bierverkostung, Samstagsmarkt mit allerlei Regionalem und Mini-Bluesfestival. Am Sonntag ging es dann mit Victor und seinem Surfbrett Richtung Napier. Auf halber Strecke machten wir Rast: Die Mahia Peninsula lud mit ihren nahezu weißen und wilden Stränden an einem Sonntag nur so zum Faulenzen ein. Am Abend ging’s zu Victors letzten WWOOFING-Stelle, wo uns Hausherr Bob mit allerlei Köstlichkeiten und selbstgebrautem Bier versorgte.






Kapitel 2: Sommer am Strand.
In Napier, einer der am besten erhaltenen Art déco Städten weltweit, entdeckte ich zum ersten Mal das kulturelle Neuseeland: Architektur, Kunst, Lifestyle. Auch wenn der Strand nicht der schönste des Landes ist (Steine so weit das Auge reicht), lädt er trotzdem zum Spazierengehen und Meeresluftschnuppern ein. Zufällig traf ich hier auf Leute, die ich bereits in Gisborne kennengelernt hatte. Gemeinsam ging es mit Oliver und Alex zum Cape Kidnapper, an dem zahlreiche Tölpel den neuseeländischen Sommer genießen und ihre Brut großziehen. Der Walk (9km oneway) war der bis dahin längste und auch anstrengendste: 30 Grad bei strahelndem Sonnenschein, kein Schatten und immer am Strand entlang. Zur Belohnung gab’s am Abend eine Pizza bei PizzaHut - für fünf Dollar mehr als günstig.






Kapitel 3: Es regnet, es regnet, die Erde wird nass.
Nach dem Stadt- kommt das Landleben. Bei bestem Sommerwetter machte ich mich auf den Weg, um den Urewera National Park zu erkunden. Als die ersten Wölkchen am Himmel auftauchten, freute ich mich noch: ein bisschen Schatten und Abkühlung tun nach der Wärme gut. Als der Regen dann immer stärker wurde und auch nicht mehr aufhören wollte, ärgerte ich mich schon ein wenig. But that’s life. So machte ich es mir nach einer recht anstrengenden Fahrt am Lake Waikaremona in meinem Auto gemütlich. Am nächsten Morgen unternahm ich (nun wieder bei Sonnenschein) eine fünfstündige Wanderung zum Lake Waikareiti, der mit kristallklarem Wasser etwa 600 Meter über dem Meeresspiegel geradezu majestätischen die Landschaft dominiert.


Kapitel 4: Wer hat vergessen, die nicht gefundenen Ostereier einzusammeln?
Der Weg Richtung Norden führte über eine schier nicht enden wollende Schotterpiste: Geröllmassen säumten den Weg, schneller als 40 km/h ging es selten voran. In der Nähe von Rotorua erkundete ich den Rainbow Mountain, bestaunte blubbernde Mud Pools und übernachtete auf einem Campingplatz mit natürlichen Warmwasserquellen: Manchmal ist das Camperdasein nicht das schlechteste. In Rotorua traf ich Apolo wieder, der inzwischen mit Landsmann Ricardo unterwegs ist. Zu dritt machten wir uns über den Geruch der Stadt lustig (durch die vielen geothermalen Aktivitäten riecht es in Rotorua gelegentlich stark nach Schwefel, was man ganz gut mit dem Geruch nach faulen Eiern vergleichen kann), spazierten durch den Redwoodforest, erkundeten Blue und Green Lake, tranken Wasser aus den Humarana Springs und schlugen uns beim Night Market der Stadt die Bäuche voll.








Kapitel 5: Wie auf dem Festival, nur anders.
Im Cerosene Creek konnte ich mich nach ein paar Tagen ohne Dusche (ja, das Freecampen fordert den ein oder anderen Kompromiss) im warmen Flusswasser entspannen, bevor es am nächsten Tag Richtung Taupo ging. An den Huka Falls amüsierte ich mich köstlich über ein asiatisches Pärchen, bei dem er Fotos von ihr machen musste, während sie Selfies von sich machte. Der Campground unweit vom Stadtzentrum erinnerte mich eher an ein Festival, nur dass die Musik fehlte. Der dauerhaft ansässige Gras-Dealer unterhielt alle mit seinen Geschichten über seine Vergangenheit als Millionär und Supersportler, junge deutsche Backpacker hielten uns mit ihrer Dolby Surround Anlage vom Schlafen ab und schwarze Schwäne fühlten sich von den Horden an Menschen bei der Brut gestört. Zufällig traf ich hier auf Stuart, der mich in Napier beim Billiardspielen hatte alt aussehen lassen. Zwei Tage später saß ich mit ihm, Dominic und Connor (kannte ich lustigerweise bereits aus Gisborne) in einem Kanu, um 145 km flußabwärts von Taumarunui nach Pipiriki zu paddeln.


Kapitel 6: Eine Bootsfahrt, die ist lustig.
An und für sich ist der Whanganui River alles andere als ein reißende Fluß: Vorbei an Feldern, durch Schluchten und Regenwald bahnt er sich 290 Kilometer seinen Weg vom Mount Taranaki bis zur Tasman Sea. Dennoch schaffte es Connor gleich zweimal, im Wasser zu landen: Die erste Stromschnellen kickte ihn aus dem Boot, während ich mehr oder weniger hilflos in selbigem an einem Stein festhing. Einen Tag später wurde der Abstand zwischen Kanu und Ufer offenbar zu groß, sodass er in Slapstickmanier im Fluß verschwand. Auf dem Weg hielten wir an der Bridge to Nowhere (unternehmt bei Regen niemals eine Wanderung barfuß durch Schlamm und über Stock und Stein - ich spreche aus Erfahrung), bestaunten bei Nacht die Hässlichkeit von Opossum und aßen Unmengen an Süßigkeiten.







Kapitel 7: Mondlandschaften.
Ein Tag Pause musste reichen, um sich waghalsig in ein neues Abenteuer zu stürzen. Gemeinsam mit Stuart stellte ich mich dem Tongariro Alpine Crossing. 19,4 Kilometer (den Walk zum Gipfel des Mount Ngauruhoe - Schicksalsberg bei der Herr der Ringe - mal nicht mit eingerechnet) führt der Track vorbei an Mondlandschaften, Kraterseen und mit ein bisschen Glück auch vorbei an Schneelandschaften. Der Abstieg von Mount Doom war nicht nur wegen des extrem rutschigen Untergrunds spektakulär: Ein britischer Wanderer hatte sich am Fuß verletzt und musste mit dem Hubschrauber gerettet werden. Nach gut zehn Stunden kam ich ziemlich erschöpft aber völlig überwältigt von der Landschaft am Auto an. Nicht ohne Grund ist der Walk einer der beliebtesten des Landes - an extrem geschäftigen Tagen tummeln sich bis zu 1000 Wanderlustige in den luftigen Höhen.








Kapitel 8: Stille Nacht, heilige Nacht.
Über den Forgotten World Highway (Neuseelands ältester Highway) ging es nach New Plymouth. 155 Kilometer ohne Tankstelle, eine eigenständige Republik (Whangamomona) und noch grünere Hügel, als ich sie zuvor gesehen hatte, ließen die Fahrt zu einem kleinen Abenteuer werden. In New Plymouth gönnte ich meinem Auto nach einem halben Jahr die erste Wäsche, TÜV und eine kleine Reparatur des Auspuffs. Mir selbst schenkte ich einen Besuch in der Kunstsammlung, eine Wanderung durch den Park und ein bisschen Gypsy-Flair auf einem kleinen Hippie-Festival. Als ich mir am Abend den Sonnenuntergang über dem Meer angucken wollte, riss mich weihnachtliches Glockenspiel geradezu aus der melancholischen Stimmung. In einer Straße unweit von dem Parkplatz, auf dem ich die Nacht verbringen wollte, blinkten und glitzerten alle Häuser in jeder nur vorstellbaren Farbe. Menschen fuhren in ihren Autos Schleife, um sich das Schauspiel anzusehen. Als Weihnachtsmänner verkleidete Sänger trällerten fleißig ein Weihnachtslied nach dem anderen. Lange dauerte es nicht, bis ich mit einem Getränk ausgestattet und für den Weihnachtstag zum Frühstück mit einer Kiwi-Familie eingeladen wurde. Der Plan, die Feiertage in Whanganui zu verbringen, muss glaube ich noch einmal geändert werden.








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