#wozu schreibt der mensch in schichten von schichten?
Explore tagged Tumblr posts
fabiansteinhauer · 2 months ago
Text
römisch
1.
Der homo rhetoricus kursiert in 'der Deutschland' und 'die Brasilien', im Recht und in der Rhetorik, in der Wissenschaft und in der Praxis, in der Geschichte und Theorie kursiert.
Im Juni betrachten wir sein Kursieren als Kursieren in/ über die Kreuzungen, die im englischen Intersections genannt werden. Mein Beitrag betrachtet, das sagt man so und dann erwarten die Leser dass man sagt, was er denn betrachtet. Das ist einfach und völlig eindeutig zu sagen: Der Beitrag betrachtet die Geschichte und Theorie juridischer Kulturtechnik, durch die/ dank der der homo rhetoricus in/ über Kreuzungen kursiert und so auch in Deutschland und Brasilien, Recht und Rhetorik, Wissenschaft und Praxis, Geschichte und Theorie kursiert.
Das ist einfach zu sagen, aber bleiben wir nochmal beim Anfang des Satzes, nämlich der Bemerkung, dass der Beitrag betrachtet. Das ist eine Tautologie und noch was. Das fällt etwas auf sich zurück, rekursiv. Diese Passage ist sehr kurz, sagt nur, dass der Beitrag betrachtet und noch gar nicht, was er betrachtet. Und schon fällt etwas auf sich zurück. Was anderes soll er denn tun, der Beitrag, also zu betrachten? Tragen und Trachten sind insoweit doch Wiederholungen, wenn auch Differenz darin mitläuft. Bei, be: auch das sind Wiederholungen, auch wenn Differenz mitläuft. Zu sagen, dass der Beitrag betrachtet, das sagt man aber so und es hat Gründe, deren Zählung zuviel Zeit schlucken würde, dann käme ich nicht dazu, am Workshop teilzunehmen.
Einfach gesagt, nur die wichtigsten Gründe: Das hat was mit Grammatik, Logik und Phänomenologie zu tun, damit, dass man von der Situation ausgeht, in der ein Subjekt etwas macht und dem Objekt etwas getan oder gemacht wird. Ich akzpetiere das herzlich gerne und damit auch launisch wütend, zur jeder Zeit und in jeder historischen Weise, wie sich das dann so äußert und niederschlägt. Mit den Gründen haben ich mir jetzt leicht gemacht, gut so, das Leben und die Wissenschaft sollen leicht sein. Mit einem Haken machen ich es mir dann aber auch leicht. Man sagt, dass die Leute eine Sprache sprechen. Oft fragen dann die Leute gar nicht nach, welche das denn sei, selbst wenn das nicht abstrakt, sondern konkret gesagt wird. Flusser fala alemão, das sagen die Leute leichten Herzens und wütender Laune. Flusser spricht Deutsch und sie schreiben das Objekt dann sogar groß, das tut man so.
Fabian kocht deutsch. Na toll, dann schreiben die Leute das mal wieder klein. Ist ja mal wieder typisch! Und das, wo ich doch so groß bin! Immer wollen sie mich beleidigen, niemand sieht, wer ich wirklich bin. Richterin Britz zur Hilfe! Niemand hat die Absicht meine Majestät zu beleidigen und ich meine, das wäre ich. Wollen die mit der Bauptung, dass ich deutsch koche, sagen, dass ich immer soviel Tippfehler mache und die deutsche Sprache verhunze, zerkoche, fermentiere, reifen, gären und schimmel lasse, anbrate und anbrennen lasse, oder wie oder was? Ich koche Deutsch, merkt euch das mal, ihr angefocht'nen Seelen! Ich schreibe deutsch, nehmet an des Glaubens Flügel!
2.
Passionen beiseite geht nicht, aber Passion mal nicht so hochkochen lassen, das geht eventuell. Der Haken des Umstandes, dass der Beitrag betrachtet, soll klein gemacht werden. Es gibt eine Welt, da sprechen Wesen keine Sprache. Da sprechen sie, aber es ist keine Sprache. Oder sie sprechen das Sprechen, dann ist die Technik rekursiv und kocht nicht so besonders hoch. Kinder sind solche Wesen, Tiere auch. Nach Deleuze und Guattari ist sogar Kafka so ein Wesen. Darum sagen die beiden, dass die kleine Litertatur von einem Hund geschrieben wird, der eine Kuhle buddelt. Das ist im Chinesischen ein Ausdruck für Rechtsprechung (paraphrasiert) und bei Luhmann ein Ausdruck für das Schreiben (paraphrasiert), der sagt Kerben dazu, wie in Curb your enthusiasm (Passionen kühlen/ nur in Kuhlen passen lassen, nicht hochkochen lassen).
Kinder sprechen. Im Alter zwischen 2 und 5 gleiten sie vom Deutschen ins Russische, wechseln sauber vom Deutschen ins Russische, ohne zu wissen oder erklären zu können, ob sie eine Sprache sprechen oder ob es zwei sind oder ob die Sprache entzwei ist. Ich habe es mitbekommen, so ist mein Sohn aufgewachsen. Man schmeisst sie ins Wasser und sie schimmen, ein Wunder, dessen Geschwindigkeit schwindelerregend ist. DIe ersten 24 Monate stottern manche etwas, ab da haben in der Regel alle kapiert, worum es geht, behalten das Wissen praktisch und solange irritationsfrei, bis ihnen der Surealismus und der Lettrismus, DADA und die PHANTOM Avantgarde sowie der Situationismus ausgetrieben wird, weil sie in die Schule müssen. Bis sie 12 Jahre alt sind, bleibt ihre Zunge so wendig, dass sie mehr als eine Sprache mütterlich nutzen. Leute, die wollen, dass ihr Gott tanzt und die darum gerne Baseler Archäologie lesen, sind auch Leute, die physiologisch davon sprechen, dass die Hirnhälften aber langsam auseinanderdriten würden und dann etwas an der Zunge verkümmere, ihre Wendigkeit. Wer weiß.
Wenn Kinder sprechen, sprechen sie nicht nur. Sie sind wie die Rhetoren, die reden, aber nicht nur reden. Sie sind wie die Säuglinge, von deren Tun der Vatican seinen Namen haben soll, wenn man die attischen Nächte ernt nimmt. Sie sprechen, aber es ist nicht eine Sprache, die sie sprechen. Wenn es etwas ist, was sie sprechen, dann ist es das Sprechen, ein Sprechen. Ein Element schleicht sich ein, wenn man diesem Objekt einen Artikel zuordnet und das Objekt groß schreibt. Das ist mit dem it in itAlien vergleichbar. Zu diesem it sagen Deleuze und Guattari, dass es kein Artikel, weder einen bestimmten noch einen unbestimmten Artikle verdient habe. Es schneit, nicht das Es schneit. Es regnet, nicht das Es regnet. Nicht so schlimm, wir wissen, was gemeint ist. Mit dem Sprechen passiert etwas, sobald gesprochen wird, dass eine Sprache gesprochen wird. Man fügt das Element einer Hochsprache ein, indem man das Sprechen hypostasiert und sogar nationalisiert. Homo rhetoricus macht das, als Subjekt und Objekt, muss es aber nicht tun. Und selbst wenn, nicht so schlimm. Man hypostasiert halt was. Als Rechtfertigung könnte man immer sagen: vitam instituere/ debent. Das Leben gehört (wir haben Juni!) angerichtet, zu Speis' und Trank. Stimmt nicht ganz, das was man sagt, aber geschenkt, das Leben ist doch super gerade, was will man mehr. Völlig richtig.
2.
Die Geschichte und Theorie juridischer Kulturtechnik betrachtet rekursiv, via detour und kooperativ. Betrachtet sie Kreuzungen (Kontrafakturen oder Simulation/ Dissimulation) historisch, theoretisch, juridisch, kulturtechnisch und...kreuzend. Der Begriff Kreuzung spielt u.a bei Luhmann eine Rolle, dort bezieht er sich auf ein Formenkalkül. In der Situation, in der die Kreuzung durch Brasilien/ Deutschland, Recht/ Rhetorik, Wissenschaft/ Praxis und Geschichte/ Theorie kreuzt, nimmt die Komplexität ein Maß an, in dem jeder Eintritt ein Austritt ist. Das soll die Hypostasierung nicht abschaffen, weder den Eintritt noch den Austritt. Das passiert ja so, Kreuzungen nehmen eine Komplexität an, dass sie absichtlos los sind, ohne sogar ihre Absicht zu verlieren. Ihre Absichtslosigkeit ist kein Verlust, auch wenn Leute dann sagen, die Welt hätte ihre Eindeutigkeit verloren oder ihr Sinn sei fragmeniert. Das sagt man so, wenn man ein Sprache spricht und trotzdem die Sprachen wechseln kann.
Die Geschichte und Theorie juridischer Kulturtechnik, das ist für mich der Titel einer Wissenschaft, die ich erfinden oder re-artikulieren muss, um den Fragen nachzugehen, die sich mir aufdrängen. Ich hypostasiere ja auch. Vier Kollegen haben zu Frage des Verhältnisses zwischen Rekursion und Kreuzung Vorschläge gemacht, die mir für dieses Thema Vorraussetzungen sind. In historischer Reihenfolge sind das (1.) Aby Warburg, (2 a/b.)Marcelo Neves/ Cornelia Vismann und (3.) Thomas Vesting. Die Zeit ist immer diesselbe, ich spreche im Hinblich auf Chronologie nur von einer Reihung, die leicht verständlich ist, man zählt in Sonnenjahren und Mondphasen, nur das Verhältnis zwischen Neves und Vismann ist kompliziert.
Zuerst macht Aby Warburg denn Vorschlag, vom Schwingen und Pendeln zu sprechen, wenn es um das Distanzschaffen geht, dass juridische Kulturtechnik leistet. Er schlägt weiter vor, dieses Schwingen und Pendeln nicht allein hermeneutisch zu entfalten, sondern auch physikalisch, geographisch, meteorologisch, historiographisch, statistisch oder soziographisch und psychographisch zu entfalten (sehr komplex!, zu wenig Zeit bis auf weiteres). Wäre die Skizze nicht ohnehin graphisch, könnte man von Skizzographie sprechen, aber wo ich es jetzt geschrieben haben, fällt mir ein: rekursiv operieren wir ohnehin, warum also nicht skizzographisch?
Neves schlägt vor, von Zentrum und Peripherie zu sprechen, von Kreis und Kreisen.
Vismann schlägt vor, von Groß und klein zu sprechen.
Thomas Vesting schlägt vor, von Oszillation und Vernetzung zu sprechen.
Dazu schlage ich als fünftes Rad am Wagen und rekursiv wie die Passage 'Der Beitrag betrachtet' vor, diese vier Unterscheidungen in die Geschichte und Theorie der Rhetorik zu übersetzen, auf rhetorische Technik zu beziehen, die zwischen maior (hoch/ sublim) und minor (tief/ subtil), Adresssierung/ Polarisierung, juristisch/ juridisch sowie zwischen Luxus und Askese unterscheidet. Ach, und die Kopplungen, ihr Loses und Striktes, ihr Strukturelles und ihr Blitz, die Adressierung/ Orientierung/ Lokalisierung der Gitterstäbe und der Kassiber, das bleibt auch auch noch zu präzisieren. Ich fokussiere derweil, zur Wiederholung: (1.) maior/ minor; (2.) Adressierung/ Polarisierung; (3.) juristisch/ juridisch, (4.) Luxus/ Askese. Wozu hat der Mensch schließlich zwei Augen und wozu schreibt er in Schichten von Schichten?
Fazit: Wir haben ein Forschungsprogramm, das den Terminkalender um 2000 (Akten oder Regel und Fiktion) angefangen zu füllen und in dem bis ins 2037 kein Platz mehr ist, um noch ein zweites Forschungsprogramm zu entwickeln. Also: Dauer, 37 Jahre. Kosten: Gigantisch, Titel: geschichte und Theorie juridischer Kulturtechnik, rein vorsorglich, falls es doch nicht systematisch zugeht in der Welt und sie nicht dekonstruiert werden muss, weil das ihr Alltag ist, die Kinder sprechen und die Hunde buddeln doch prima.
Darum tendiere ich in Bezug auf die Unterscheidung zwischen Luxus und Askese in Richtung Luxus, mit deutlichem bis transgressivem Zug, aber wem sag ich das, it's an ausgeplappertes Geheimnis. Die Zeitschrift Tumult gilt heute als AfD-Blättchen, was soll ich dazu sagen?
0 notes