Tumgik
#der junge hatte ca. 15 jahre lang keine gelegenheit das alles mit der person zu verarbeiten
somniapluviae-blog · 7 years
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Robert Harris, Imperium (Heyne-TB): S. 36 - 55
Auf diesen Seiten schildert Tiro/Harris den weiteren Verlauf des 1. November -- und der hat es in sich: Den Vormittag (bis S. 42) verteidigt Cicero einen Teenager der nobilitas vor einem Strafgericht (zur Erinnerung: Das sind die etwa 30 Familien Roms - und ausschließlich diese Familien!!!! - , die unter ihren Vorfahren Männer hatten, die es bis zum Konsul gebracht hatten - man kann die nobilitas auch als “Amtsadel” bezeichnen). Den Nachmittag wird der Leser zum ersten Mal Zeuge des Verlaufs einer Senatssitzung.
Für alle Oberschüler, die im 1. Sem. Q1 “Römische Gesellschafts- und Sozialstrukturen” hatten und im laufenden 2. Sem. Q2  “Von der Republik zum Prinzipat” (also einen historischen Schwerpunkt) haben, sind alle diese Stellen Gold wert, denn sie sind historisch akurat aufgearbeitet. Die Schüler, die gerade Philosophie haben (Q4), kamen leider bisher nur auf S. 15 auf ihre Kosten.
Was hat Harris alles dort eingebracht?
S. 37/38: Tullia - Cicero liebte seine Tochter wirklich abgöttisch (in Briefen nennt er sie oft “Tulliola” = Tullialein, kleine Tullia)
S. 37/38 und 42: Cicero als Patron auf der Straße, von seiner Klientela begleitet - sehr plastisch!!!!
S. 38/39: Ein wenig zu Roms Topographie: Der vornehme Esquilinhügel und das Armenviertel Subura. Die Basilica Aemilia am Forum als Ort eines Strafprozesses.
S. 38/39: Das Forum als Zentrum der Rechtsprechung in Rom. Die Prätoren (dazu später mehr) als Vorsitzende der 6 oder 7 Gerichtshöfe. Ein eindrucksvoller Auftritt des Prätors Hortensius mit seinen sechs Liktoren (Konsuln hatten stets 12 Liktoren um sich).
S. 39 - 42: Cicero als Verteidiger in einem Strafprozess. Hier arbeitet Harris dramaturgisch meisterhaft: Er lässt Cicero den meiner Meinung nach fiktiven 15-jährigen Gaius Popillius Laenas erfolgreich verteidigen, der (den EIndruck erhält der Leser) Vatermord begangen hatte. Harris nimmt sich hier die Freiheit, eine Person zu erfinden, die es so nicht gab, und diesen Gaius Popillius Laenas als Spross einer alten stadtrömischen Familie, der gens Popillia oder der Popillii darzustellen, die es wirklich gab, und die im 4. und im 2. Jh. insgesamt 7 Konsuln nachweisen konnten. Der Aufsteiger Cicero verteidigt also einen (nicht in der historischen Realität nachweisbaren) Angehörigen der nobilitas (= der ca. 30 römischen Familien, die Konsuln nachweisen konnten): Gaius Popillius Laenas ist auch der Name eines Mannes, der wirklich existierte und in den Jahren 172 und 158 v. Chr. Konsul gewesen war. Jetzt der Clou, den ich vermute: Der Mann, der den historischen Cicero im Jahre 43 v. Chr. ermorden sollte, hieß Gaius Popilius Laenas, und er war Militärtribun im Dienste des Marcus Antonius. Dieser historisch echte Popilius (man achte auf das eine -l- im Gegensatz zu dem doppelten -ll- im nomen gentile der Popillii!!!) wird jetzt von Harris vermutlich mit dem fiktiven 15-jährigen Gaius Popillius Laenas zu einer Person verschmolzen. Wenn es im dritten Buch (”Dictator”) so kommt, dann ist es dramaturgisch gekonnt: An dem Tag, an dem Cicero erste Schritte unternimmt, “hauptsächlich”  Verres anzuklagen und “nebenbei” einem mordlustigen Teenager vor der Verurteilung und Hinrichtung zu bewahren, weiß er noch nicht, dass er gerade seinen späteren Mörder das Leben gerettet hat. Wie schwer wiegen dann schon jetzt die von Harris/Cicero locker hingeworfenen Sätze auf S. 40:  “Er bestand immer darauf, dass es nicht Sache des Anwalts sei, sich den Kopf über Schuld und Unschuld eines Mandanten zu zerbrechen: Das sei Sache des Gerichts. Seine Pflicht sei es lediglich, sein Bestes zu tun.”
Warum Cicero hier einen Mörder verteidigt, wird aber auch deutlich: Somit verpflichtet der brilliante Anwalt sich der Unterstützung einer der vornehmen Familien Roms (auf S. 40 hat sich bei Popilii Laeni m-E. ein Rechtschreibfehler eingeschlichen) bei seinem Vorhaben, politisch weiter aufzusteigen. Denn ohne die Hilfe mehrerer gentes der nobilitas konnte sich kein Mann aus der Provinz je die Hoffnung machen, Ädil, Prätor und am Ende gar Konsul zu werden.
S. 42-43: Die römischen Senatoren und ihre Rangabstufungen. Fast alles, was Tiro/Harris hier berichtet, ist korrekt: Seit Sulla saßen im Senat 600 Senatoren. Alle waren ein Jahr Quästor gewesen und hatten somit Anspruch auf Sitz und Rederecht und Stimmrecht im Senat. Mehr als die Hälfte dieser Männer würde es aber auch nie weiter bringen: Wenn man von einer Lebensdauer von durchschnittlich 60 Jahren ausgeht (viele starben früher), hatten diese Männer etwa 30 Jahre die Gelegenheit, die Prätur zu erreichen (8 Prätoren pro Jahr = ca. 240 von den 600 Männern schafften es, diese Karrieresprosse zu erklimmen). Mehr als die Hälfte der Senatoren blieben ihr Leben lang pedarii (S. 42), aber Harris wusste um die wichtige wirtschaftliche Bedeutung dieser Senatoren (S. 43), auf die die nobiles (= die Männer der Konsularfamilen) nicht verzichten konnten.
Prätor war man frühestens mit 41 Jahren. Das bedeutet, dass man noch ca. 20 Jahre Gelegenheit hatte, Konsul zu werden, aber das schafften nur 40 Männer im römischen Senat (ehemalige Konsuln heißen Konsulare). Diese 40 Männer bildeten die Aristokratie innerhalb der Aristokratie - die nobilitas.
Und die 30-40 römischen Familien, die es im Laufe der etwa 400 Jahre bis zu Cicero geschafft hatten, Konsuln und Konsulare im Senat zu etablieren, wachten eifersüchtig darauf, dass kein anderer von der Volksversammlung in dieses Amt gewählt wurde (zu Ciceros Zeiten sind ca. 25 -27 Familien und deren Angehörige zu der nobilitas gehörig). Schaffte es dennoch ein Mann wie Cicero, dank der Untertützung einiger Aristokratenfamilien, bis zum Konsul aufzusteigen, so wurde er homo novus genannt. (= “neuer Mensch” = “Aufsteiger” oder auch mit negativer Konnotation “Emporkömmling”). 
Was Harris auf S. 43 schreibt, dass bereits pedarii aus der Provinz homines novi seien, ist falsch. Allein Männer, die ohne konsularische Vorfahren waren und es dennoch geschafft hatten, Konsul zu werden, waren homines novi und es gab im 2. und 1. Jh. v.Chr. nur eine Handvoll Männer, die dies schafften (vor allem Cicero, Marius, Cato der Ältere).
S. 44-55: Das Rederecht und die Sitzordnung im Senat ist wieder historisch korrekt wiedergegeben: Erster waren bei einer Debatte immer die Konsulare, dann die Konsuln, dann die Prätorier (ehemalige Prätoren) dann die Prätoren und erst dann die pedarii (die als “Hinterbänkler” des Senats selten das Wort ergriffen). Der ranghöhere Senator durfte den rangniedrigeren Senator stets unterbrechen, die Redezeit des Einzelnen war nur durch den Sonnenuntergang begrenzt.
S. 45/46: Die großen historischen Gestalten dieser Zeit (71 v.Chr.) werden erwähnt: der junge Pompeius, der stinkreiche Crassus und das militärische und organisatorische Genie Lucullus.
S,47-55: Man erhält auch einen zutreffenden Eindruck, von dem damilgen Standesdünkel und der Korruptheit vieler Angehöriger der nobilitas, wie z.B. den Angehörigen der Familie der Meteller, die mit Hortensius eng verbunden sind.
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Dienstag, 17.1.
Eindrücke, Wissenswertes, Besonderes:  Hokianga Harbour ist einer der größten Naturhäfen Neuseelands, er reicht 30 - 40 km ins Landesinnere hinein. An seinen Ufrn gab es früher viele Sägemühlen, die die Stämme der Kauri Bäume verarbeiteten. Das Holz wurde von heeir aus verschifft.  Der Kauri Baum ist ein mächtiges Gehölz, das die Nordinsel bedeckte. Es wurde so viel abgeholzt, dass er vom Aussteerben bedroht ist und unter Naturschutz steht. Nur mit extra Genehmigung für besondere Anlässe dasf er noch gefällt werden. Im Waipoua Kauri Forest gibt es noch einen hohen Bestand dieser gewaltigen Gewächse. Sie sind anscheinend sehr empfindlich und anfällig gegen Keime. Deshalb muss man vor Besuch des Nationalparks die Schuhe säubern und desinfizieren. Auf den Bäumen wachsen Unmengen an Epiphyten = Schmarotzerpflanzen“, das schaut schon toll aus.  Weil die Nordinsel fast abgeholzt wurde, gibt es viele Weideflächen, aber auch trostlos aussehende Hänge, auf denen verdorrte Äste liegen. Vielerorts wurde mit schnellwachsenden Bäumen aufgeforstet.  Mein Freund Manfred, Sprachwissenschafter in Innsbruck, hat mir was Interessantes geschrieben: Die Sprache dr Maori war beim Aussteeben begriffen, nur mehr 60 000 Menschen haben sie voll aktiv gesprochen, doch durch die Anstrengungen der Neuseeländischen Regierung sind sie wieder im Steigen begriffen.  Auf den Weiden habe ich viele Rinderherden gesehen, meistens schwarz oder schwarz gefleckt. Aufgefallen ist mir, dass viele kleinwüchsige Rassen gehalten werden. Schafherden gibt es auch, aber weniger als erwartet und zu meinem Neuseelandklischee passend.  Gestern und heute ist mir besondes aufgefallen, wie viele Tiere hier überfahren werden, obwohl doch relativ wenig Vekehr herrscht. Entweder sind die Viecher blöder oder es gibt einfach Unmengen mehr davon. Sie schauen aus wie Eichhörnchen und Katzen, sind abe Wildtiere.  Bis jetzt habe ich nur saubere öffentliche Toiletten vorgefunden, egql ob an Hotspots oder in dr Pampa. Ich weis nicht, warum das hier so viel besser funktioniert als bei uns.  Beim Wandern ist mir auf- uns eingefallen: Franz nimmt besonder über die Kamera wahr, er beurteilt Eindrücke, ob sie sich als Fotomotiv eignen. Ich übertrage im Kopf in Worte, was ich aufnehme. So ist ein Blog oder ein Tagebuch eine gute Gelegenheit, diese Worte festzuhalten, damit das Erlebte Revue passieren zu lassen und zu vertiefen. Die Technik hilft mir dabei, neurdings trage ich im Handy in Stichworten ein, was ich nicht vergessen und erzählen will, Tagesverlauf: Heute ging es Franz etwas besser, weshalb er die erste Zeit fuhr. Auch wahrscheinlich , weil ich ihm oft zu schnell und zu weil links fahre. Wir mussten den ganzen Hokianga Harbour umrunden, sicher 50 km. Auf einem Schottrweg nahmen wir einen Autostoppeer mit, einen70-jährigen Neuseelaänder, der ins nächste Gasthaus wollte. Seit einem schweren Motorradunfall vor 10 Jahren haben ihm seine Kinder das Fahrzeug abgenommen, aber jeder in der Gegend kennt ihn und nimmt ihn mit. Wir haben sonst auch viel von ihm erfahren, auch wenn ich nur die Hälfte verstanden habe. Zahnlückige alte Männer verstehe ich schon auf deutsch schwer.😗 Zweimal kamen wir an das Ufer des Hokainga Harbours, obwohl wir ihn so lange umrundeten. Einmal auf dem Weg, einmal fuhren wir extra zu der kleinen Ortschft Rawene, von der auch eine Fähre auf die andere Seite führt. Ich wollte einen im Führer beschriebenen Walk machen, den Waiotemarama Bush Walk.wir fanden letztendlich auch hin, Franz blieb aber im Auto, weil er noch sehr geschwächt ist. Auf einem lauschigen Weg durch den Wald kam ich in 15 Minuten zu einem kleinen Wasserfall, stapfte ins Becken darunter und ließ mich von einem jungen Mann fotografieren. Wären nicht ihrer drei dort gewesen, hätte ich mich im Evakostüm grn erfrischt, aber das wollte ich ihnen doch nicht antun 😉. Weiter ging es teils ganz ordentlich bergauf, ein bisschen glitschig, an der Oberseite des Wasserfalls kam ich auch vorbei. Bald hörte ich hinter mir einen Buben durch den Wald schreien, bis es mir zu blöd wurde und ich ihn scharf bat, still zu sein, mit Erfolg. Ein Zehnjähriger, der keine Lust auf den Walk hatte, wie mir seine Mutte später entschuldigend erklärte. Da kann ich aber auch nichts dafür, und meist ist eine fremde Person erfolgreicer als die Mutter. Ich drehte nach 40 Minuten um, um Franz nicht allzulange warten zu lassen und eilte schnellstmöglich zurück durch den herrlichen Wald mit seinen riesigen Farnen und vielfältigen Gehölzen. Weiter ging es nach Süden in den Waipoua Kauri Forest, wo der größte Kaurbqum steht, der ca 2 500 Jahre alte „Tane Mahua“ = „ Gott des Waldes“. Wir mussten zuerst die Schuhe reinigen und desinfizieren und gelangren dann über einen Holzsteg zum Baum. Man darf die Wurzeln nicht betreten, dazu sind sie zu empfindlich, der Baum würde absterben. Aber er bietet einen gewaltigen Anblick . Nur 1 km weiter folgte ich einem Walk, zuerst zu den „4 Schwestern“, da stehen 4 Kaoribäume eng beieinander, danach noch 15 Minuten zum zweitgößten Exemplar, dem „Vater des Waldes“, auch er äußerst beeindruckend. Diesmal hatte ich mir unnötigrweise die Bergschuhe angezogen, der ganze Weg verlief eben auf Kies oder Holzstegen dahin. Franz wollte zuerst beim Auto bleiben, ging dann aber doch zu den „ vier Schwestern“, was ihn sehr ermüdete. Nach einer lkleinen Jause machten wir uns quf den Weg nach Auckland. Unterwegs besorgten wir noch Fisch in Dargaville, von wo aus wir eine Weile durch eine komplett ebeneeineSenke fuhren, das erste Mal, ansonsten war es immer staek hügelig durch die Vulkankegel. Wir waren 11 Stunden untrwegs, bis wir unsere Bleibe erreichten. Diesmal hatte ich mit der Buchung gehörig daneben geschlagen. Wir landeten in einem Privathaus, niemand war da (ich hatte angegeben, dass wir am späten Abend kommen würden), nur Gekläff von mehreren Hunden schallte uns entgegen. Franz weigerte sich hier zu bleiben. Wir gaben ins Navi „Übernachtung“ ein, landeten aber in einem Wohnviertel. Hilfreiche Neuseeländr suchten uns ein Motel in der Umgebung heraus. Dort erfuhren wir, dass es ausgebucht war, konnten aber um 5$ einen Internetzugang kaufen. Alles, was ich aufrief, wqr ausgebucht, sodass wir letztendlixh doch in die gebuchte Unterkunft zurückkehrten. Dort empfingen uns nicht nur drei keifende Hunde, sondeern auch eine freundliche junge asiatischstämmige Neuseeländerin. Wir hatten ein kleines Zimmer in ihrem Haus, gemeinsame Bad- Klo- und Küchenbenutzung, die Hunde sperrte sie hinaus. Franz beruhigte sich etwas, ich kochte Reis und Fisch, was wir mit einem guten neuseeländischen Wein ergänzten. Letzendlich halbwegw gut gegangen, aber das Vertrauen meines Gatten in meine Buchungen hat starken Schaden gelitten.
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