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#manuela hertel
flammentanz · 4 years
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“Bin schon Gaukler über sechzig Jahr’ Bin Tragöde, bin der Narr, Bin der Bettler, bin der König, Und ich weine mal ein wenig, Doch ich lache wie ein Kind, Wenn die Leute glücklich sind.”
Armin Mueller-Stahl zum 90. Geburtstag
Die sengende Hitze der Sierra hat Pierre Gireau, Kämpfer im Spanischen Bürgerkrieg, nach tagelangen, schrecklichen Entbehrungen gezeichnet. Endlich kann er seinen entsetzlichen Durst an einem Brunnen stillen. Erschöpft und erleichtert lehnt er sich zurück, als hinter ihm auf einem Feld faschistische Soldaten erscheinen.
Zu nächtlicher Stunde verabschiedet sich der antifaschistische Widerstandskämpfer Michael von seine geliebten Magdalena. Die innige Zweisamkeit des Paares ist umso ergreifender, als der Zuschauer ahnt, dass die beiden “Königskinder” niemals wieder zu einander finden werden.
Nach tagelangen barbarischen Foltern in der Finsternis des Bunkers des Konzentrationslagers Buchenwald erblickt der kommunistische Widerstandskämpfer Andrè Höfel zum ersten Mal wieder das Licht des Tages. Er erhebt sein zerschundenes Antlitz dem Himmel zu und schließt die Augen.
Mit schweißnassem Gesicht, zerzaustem Haar, glasigem Blick, manisch vor sich hin murmelnd verfolgt Wolfgang Pagel den Lauf einer Roulettekugel. Verzweifelt, haltlos lachend bricht der ehemalige Fahnenjunker im Berlin der Inflationszeit über seinem Millionengewinn zusammen, der ihm nach einer Razzia nichts mehr nützt.
Der Kundschafter Werner Bredebusch, der sich bei seiner Tätigkeit der Identität des gefallenen Jagdfliegers Achim Detjen bedient, hat eine Geheimdienstmission erfolgreich abgeschlossen. Als er sich am Fußballspiel einiger Jungen beteiligt, landet sein Schuss in der Schaufensterscheibe eines Obsthändlers. Mit treuherzig-schuldbewusstem Blick hebt er den Finger, als sich der erboste Inhaber nach dem Schuldigen erkundigt.
Im Münchner Fasching 1923 betritt der Dichterfürst Thomas Mann ein Kostümfest seiner Kinder Erika und Klaus. “Der Zauberer” lässt den Blick schweifen, beobachtet und erlaubt durch sein hoheitsvolles Gebaren kaum menschliche Nähe, nach der er sich dennoch zugleich sehnt.
Dies sind nur einige unvergessliche Momente der an brillanter Darstellungskunst so reichen künstlerischen Laufbahn von Armin Mueller-Stahl.
Drei zutiefst beeindruckende Karrieren hat der so vielfältig begabte Künstler, der zugleich als Schauspieler, Musiker, Maler und Autor reüssierte, im Laufe von mehreren Jahrzehnten vollbracht: in der DDR, in der Bundesrepublik und Europa sowie in Hollywood - ein Weltstar aus Deutschland.
In der amerikanischen Traumfabrik erwarb sich Armin Mueller-Stahl mit Charakterrollen jenseits gängiger Klischees wie der des jüdischen Familienoberhauptes Sam Krichinsky in "Avalon" oder als der mit der Technik seines Taxis ebenso wie mit den Tücken der englischen Sprache überforderte ehemalige Zirkusclown Helmut Grokenberger in "Night on Earth" höchsten Respekt. In “Music Box” verkörpert er den ungarischen Emigranten Mike Laszlo als liebevollen Familienvater, der sich mit solch verzweifelter Emphase gegen den Vorwurf verwahrt, ein Nazikriegsverbrecher zu sein, dass der Zuschauer den gesamten Film über hofft, es möge der Wahrheit entsprechen. Hätte Armin Mueller-Stahl für seine bewegende Darstellung des despotischen Vaters Peter Helfgott in “Shine - Der Weg ins Licht” einen OSCAR gewonnen, es wäre der erste für einen deutschen Schauspieler seit Emil Jannings im Jahre 1928 gewesen.
Und immer ist da die Macht seines Blickes. Viel gerühmt wurden seine unergründlich blauen Augen. Am Set von “Lola” waren allein sie schon der Grund dafür, dass alle hingerissen waren von jenem ihnen bisher unbekannten Darsteller des durch seine Leidenschaft für eine Dirne korrumpierten Baudezernenten von Bohm. Als Polizeiinspektor Grubach richtet er in “Kafka” einen Blick von erbarmungsloser Kälte auf den physisch derangierten Schriftsteller, um nach dessen ihm genehmer Aussage einen Hauch von Triumph darin erglimmen zu lassen, sogleich darauf offene Selbstzufriedenheit zu demonstrieren und anschließend wieder Gefühlskälte. All dies geschieht in einer einzigen Szene in mehreren Großaufnahmen, so dass man das nuancenreiche Spiel von Armin Mueller-Stahl genießen kann und begreift, wie sehr ihn die Kamera liebt.
Es sei zu diesem besonderen Anlass gestattet, den ihm als kleinem Jungen von seiner Kinderfrau in Ostpreußen liebevoll zugeeigneten Kosenamen noch einmal zu verwenden: wir gratulieren unserem "Minchen” auf das herzlichste zu seinem Geburtstag, senden ihm alle guten Wünsche und danken ihm mit großem Respekt für die wunderbare Kunst, die er uns geschenkt hat. © Text: Manuela Hertel
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