alexisloghman
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My Instagram: @alexisloghman. Audio books of my stories on my YouTube. English and German tumblr. With a list of all of my stories, updates to my writing, pictures I took and just overall stuff about creativity and writing.
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alexisloghman · 3 years ago
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Die Nikomaus
Ihr ganzer Körper bebte, als die kleine Laus hustete. Sie versuchte ihre kleinen sechs Beinchen zu bewegen, doch sie waren ganz starr. "Ach Schatz, du bist erkältet", sagte ihre Mutter sanft und wickelte die Beinchen ihrer Tochter in winzige Socken, "Heute kannst du nicht arbeiten." "Aber Mama", krächzte die Laus unter höllischen Halsschmerzen hervor, "grade heute kann ich mir nicht freinehmen. Die Kinder erwarten mich doch." "Läuschen, du hast Fieber. Du wirst heute nicht arbeiten gehen", sagte die Mutter jetzt etwas forscher. "Aber Mama-", die kleine Laus versuchte zu diskutieren, doch ihre Stimme versagte ganz plötzlich und sie musste wieder husten. Tränen stiegen in ihre Augen, als sie an die ganzen Kinder dachte, die am Morgen aufstehen und weinen würden, wenn sie sähen, dass die kleine Laus nicht da gewesen war. Ihr Hals zog sich noch mehr zusammen, sie versuchte sich die Tränen wegzuwischen, doch ihre Beinchen waren immernoch starr, so flossen ihre Tränchen über ihr ganzes Köpfchen und ertränkten sie fast, hätte ihre Mutter sie nicht schnell mit einem Taschentuch weggewischt. "Läuschen, deine Gesundheit muss ihnen doch auch wichtig sein. Wenn du heute gehst, kannst du ihnen nie wieder was bringen. Du bist zu schwach, du schaffst es nie in die Stiefel rein." Die kleine Laus weinte noch mehr und schüttelte ihren Kopf, doch diese Bewegung brach sie schnell ab, als der Schmerz sich anfühlte, als würde man ihr den Kopf abreißen. "Läuschen, wir finden eine andere Lösung, okay?", sagte ihre Mutter sanft und strich ihr sacht mit 2 ihrer 4 Händchen durch das Gesicht. Die kleine Laus nickte nur mit ihren Augen, wobei auch das schmerzte, als plötzlich eine gute Freundin von ihr ins Zimmer platzte. "Oh Himmel, Niko, was ist denn mit dir los?", quiekte ihre Freundin erschrocken, als sie sah, wie die kleine Laus eingewickelt war. "Niko ist krank und noch dazu so traurig, dass sie heute nicht arbeiten kann", mischte sich Läuschens Mutter ein, noch bevor sie antworten konnte, damit sie nicht antworten musste. Die Maus sah nachdenklich an die Wand. Tausend Gedanken rannten durch ihren Kopf. Wie könnte sie Niko helfen das Problem zu lösen? Plötzlich kam ihr die Idee und sie sagte: "Ich kann doch für dich einspringen, Niko!" Niko drehte ihren Kopf etwas und sah die Maus ungläubig an, als wolle sie sagen: "DU?" Die Maus nickte sofort und sagte voller Euphorie: "Natürlich! Dann bin ich halt Nikomaus statt Nikolaus, das ist ein Buchstabe, der wird schon keinem auffallen und die Kinder müssen nicht auf ihre Süßigkeiten verzichten!" Läuschens Mutter klatschte begeistert und kramte schnell Läuschens Süßigkeiten hervor, die heute Nacht verteilt werden sollten. Sofort drückte sie sie der Maus in die Pfote, noch bevor ihre Tochter wiedersprechen konnte. Dann nahm sie roten Stoff und knotete ihn einmal um den Körper der Maus. Fertig war die Nikomaus. Nur ein paar Minuten später krabbelte sie auch schon in ihren ersten Stiefel. Der Gestank nach Füßen ließ sie fast in Ohnmacht fallen, doch sie hatte es versprochen, also legte sie etwas verpackte Schokolade hinein und krabbelte schnell wieder heraus. Und das machte sie die ganze Nacht lang, bis sie schließlich neben ihrem letzten Stiefel einschlief. Am nächsten Morgen öffnete ein kleines Mädchen die Tür. Als sie ihren Stiefel mit den Süßigkeiten sah, machte sie Freudensprünge und trug ihn schnell hinein. Als sie jedoch zurückkam, um nach mehr Süßigkeiten zu suchen, sah sie die kleine Spitzmaus, gekleidet in roten Stoff auf der Treppe liegen und schlafen. Sofort rannte sie zu ihrer Mutter und berichtete ihr: "Mama, mama, es ist gar kein Nikolaus. Es ist eine NikoMAUS!"
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alexisloghman · 3 years ago
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alexisloghman · 3 years ago
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alexisloghman · 3 years ago
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alexisloghman · 3 years ago
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alexisloghman · 3 years ago
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Rooftop (Kapitel 2)
5 Stunden zuvor: Ich zuckte leicht zusammen, als ich spürte, wie sich zwei Arme von hinten um mich schlangen. Wärme drückte sich gegen meinen Rücken. Ich lehnte mich in den weichen, warmen Körper und spürte ein Lächeln seinen Weg zurück auf mein Gesicht formen. Ich weiß nicht, was ich in dem Moment dachte. Ich weiß nicht, an wen ich dachte. Ich weiß ebenso wenig, was ich sagte. Ob ich etwas sagte, aber als ich aufwachte, sah mich meine Freundin besorgt an. Ich konnte Trauer erkennen. Ich legte meinen Kopf schief und sah sie wiederum fragend an. Ich verstand nicht, warum sie mich besorgt ansehen würde. Ich wollte grade meinen Mund öffnen und sie danach fragen, da schüttelte sie ihren Kopf und küsste sanft meine Wange, die Trauer und die Sorge aus ihren Augen verdrängend und ihren besorgten Gesichtsausdruck mit einem halb ernstgemeinten Lächeln überspielend. „Komm, steh auf, wir müssen zur Schule", sagte sie während sie selbst aufstand und in mein Bad ging. Sie schloss die Tür und ließ mich verdutzt auf meinem Bett sitzend zurück. Was war nur los mit ihr? Warum hatte sie mich so angesehen? Warum macht sie sich alleine im Bad fertig, statt mir, wie sonst, eine Dusche mit ihr anzubieten? Sie musste doch sauer auf mich sein. Doch anstatt zu meiner Freundin ins Bad zu gehen, durchsuchte ich meine Klamotten nach meinem Handy und fand es schließlich auf dem Tisch neben unserem Bett. Ich nahm es schnell zur Hand, entsperrte es und scrollte durch meine Kontakte, um schließlich meinen besten Freund anzurufen. Es klingelte. Und klingelte. Und klingelt wieder. Max ging nicht dran. Meine Stirn legte sich verwirrt in Falten. Warum ging er nicht dran? Er war doch um diese Zeit immer schon wach... Ich beendete meinen Anrufversuch und scrollte hoch zu „Dean", doch bevor ich auf „anrufen" klicken konnte, öffnete sich die Tür zum Bad und meine Freundin kam heraus. Seltsamerweise bereits vollkommen angezogen und fertig. Ich schüttelte meinen Kopf. Das ist doch sonst nicht so. „Haben wir heute einen Test? Hast du einen Test?", fragte ich schließlich, noch immer meine Stirn runzelnd. Susanne sah mich nicht an, als sie ihre Schuhe raus suchte und den Kopf auf meine Frage schüttelte. Ich nickte nur, auch wenn ich wusste, dass sie es nicht sehen konnte, und nahm meine Kleidung, bevor ich mich ins Bad verzog. Wenn sie sich alleine fertig machen wollte, würde ich das halt auch tun. Nach einer langen, seltsam leisen Autofahrt gelangten wir schließlich an unserer Schule an. Stumm stieg sie aus ihrem Auto aus und ging zum Kofferraum. Ich packte schnell meine Tasche und sprang heraus, schloss die Tür fester als geplant und ging schnellen Schrittes zu ihr. Sie war einen Tonklumpen aus ihrem Kofferraum am holen und als die gute feste Freundin, die ich sein wollte, hielt ich meine Hände aus und sagte: „Lass mich dir helfen." Doch auf den Blick, den ich auf diesen Vorschlag bekam, war ich nicht vorbereitet gewesen. Er war kalt, wie Eis und stach ich mein Herz, wie Kälte auf nasse Haut. „Würde es dir was ausmachen, nicht mein Auto zu zerstören, wenn du die Tür schließt?", knurrte sie mich an, bevor sie den Klumpen nahm, den Kofferraum schloss und davon marschierte. Ich schüttelte wieder meinen Kopf und rannte schnell hinter ihr her. „Du hast dein Auto nicht abgeschlossen", versuchte ich sanft an sie heran zu kommen, doch sie drehte sich nicht einmal um, als sie wieder knurrte: „Dann nimm es doch und mach es kaputt, wie alles andere auch." Das waren die letzten Worte, die ich von ihr hörte, bevor sie wieder davon marschierte. Direkt zu unserem Kunstraum, zu dem ich sie sonst jeden Morgen hinbrachte, ihr Material für sie tragend. Sie ging davon, ohne auch nur einmal zu mir zurück zu blicken und ließ mich alleine und verdutzt auf dem Parkplatz zurück. Ich musste sehr lange dort gestanden und ins Nichts gestarrt haben, denn das nächste was ich spürte, war Deans Umarmung. Und Dean kam immer erst eine Stunde nach mir zur Schule. „Ich weiß nicht, was sie meinte. Wie hab ich denn was kaputt gemacht?", murmelte ich einige Stunden später, als wir im Korridor vor der Cafeteria standen, auf Max wartend. Dean zuckte mit seinen Schultern, mich traurig ansehend und sagte: „Hast du eine andere angeschaut und sie ist eifersüchtig geworden?" Wieder legte sich meine Stirn in Falten, als ich versuchte mich an die letzten Tage zu erinnern. An alles, was passiert war, kurz bevor sie sich so komisch verhielt. Grade als ich kurz davor war, mich an meinen Traum von letzter Nacht zu erinnern, hörte ich Max hinter mir sprechen und als ich mich umdrehte, war es als fiele ich in ein Tiefes Loch der grausam herrlichen Erinnerung. „Hallo Faye", sagte sie sanft, ein verführerisches Lächeln an ihren Lippen spielen lassend, als ich schließlich meine Erinnerung verdrängen konnte. Ich schüttelte nur langsam und leicht meinen Kopf. Hinter dem fremden Mädchen sah ich Susanne auf mich zulaufen, doch als ihr Blick auf das andere Mädchen fiel, blieb sie stehen. Sie wand ihren Blick auf mich und schüttelte nur traurig ihren Kopf, bevor sie sich umdrehte und aus der Schule stürmte. Wie in Zeitlupe ließ ich meine Tasche fallen und rannte ihr hinterher, versuchte sie noch zu erwischen und sie zu fragen, warum sie mich so behandelte, was ich getan hatte, um sie zu verletzen, um sie im letzten Moment vor meinen Augen von mir wegfahren zu sehen. Wie angewurzelt stand ich in der großen Doppeltür der Schule, sah ihrem blauen Auto hinterher und murmelte ein schwaches: Es tut mir leid. Dean brachte mich nach der Schule nach Hause. Ich ging sofort ins Bett. Ich konnte nicht wach bleiben. Mein Herz war gebrochen und mein Kopf verwirrt. Wer war das fremde Mädchen? Wieso hatte ich von ihr geträumt gehabt? Dachte Susanne ich hätte eine Affäre mit dem Mädchen? Hatte mein Herz eine Affäre mit dem Mädchen? All diese Fragen und nach tausend mehr drehten sich in meinem Kopf, ließen mich mich schwummrig fühlen. Tränen rannen aus meinen Augen bis zu dem Punkt, an dem ich nichts mehr spürte und benommen einschlief. Ich stand an einer Kreuzung. Der linke Weg kam mir bekannt vor. Es war ein vertrauter Weg. Ich wusste, dass er sicher war. Ich wusste, dass ich dort geborgen war. Doch der andere Weg hielt etwas mystisches. Er war verführerisch. Er war aufregend. Er bot mir keine Geborgenheit, er bot mir Abenteuer. Er bot mit Farbe. Er bot mir Staub, in dem ich nicht atmen konnte. Ein Staub den nur der Wind vom linken Weg vertreiben könnte, ohne die Farbe zu zerstören. Ich blinzelte und als ich meine Augen wieder öffnete, sah ich, wie sich das ganze Szenario vor meinen Augen veränderte. Die Wege formten sich zu Menschen. Schatten zweier Seelen. Schwarz und unergründlich. Meine Hand fuhr sofort in Richtung des einen Menschen aus, doch dieser drehte sich weg und meine Hand wurde von der des anderen Menschen ergriffen. Sie zog mich in sich und mit schmerzender Brust sah ich meinem bekannten Schatten nach. Er ging ohne ein Wort davon und blieb nicht einmal stehen, als ich seinen Namen rief: „Max!" Schweißgebadet wachte ich auf. Hecktisch sah ich mich um. „Susanne?", wimmerte ich, den Tränen nah. Doch sie war nicht da. Ich griff zu meinem Handy und rief sie an. Es klingelte. Bei jedem Klingeln das unbeantwortet blieb rannen mir mehr Tränen aus den Augen, meine Brust verschloss sich immer stärker, bis es mir fast unmöglich war, zu atmen. Bis sie mich schließlich wegdrückte und ich geschockt in meinem Bett saß. So geschockt, dass ich nicht merkte, dass sich mein Bett etwas absenkte. Erst als ich eine warme Hand an meinem Arm spürte, die ihn sanft streichelte und schließlich die Arme dieser Person um meinen Körper geschlungen spürte, bemerkte ich, dass ich nicht mehr alleine war. Ich wollte erschrecken. Ich wünsche, ich hätte es getan. Ich wollte mich umdrehen und sehen, wer es war. Ich wünsche, ich hätte nicht an ihrer Berührung spüren können, wer sie war, denn dann hätte es mir nicht das Herz gebrochen zu gehen. Seit jener Nacht mied ich sie. Ich wollte keinen mehr verletzen und Susanne hatte ich schon mehr als genug verletzt, also mied ich das Mädchen, dessen Arme ich gestern Abend noch so gerne um meinen Körper geschlungen gespürt hatte. Sie hatte eine Anziehungskraft eines Magneten auf mich, doch ich wollte das nicht. Ich wollte das nicht fühlen. Lieber wollte ich gehen und Susanne keine Schmerzen mehr zufügen, denn ich liebte sie wirklich. Ich liebte sie aus meinem vollen aufrichtigen Herzen. Sie war der Stern an meinem Himmel, den ich so gerne betrachtet hatte, bevor das neue Mädchen zu uns und in meine Gedanken gestoßen war. Likta war ihr Name. Max hatte heute von ihr geredet und ich war endlich mal nicht zu sehr in meinen Gedanken gewesen, um ihm zuzuhören und so erfuhr ich endlich auch den Namen meines ewigen endlosen Gedankens. „Faye, bitte", sagte sie sanft und hielt meine Hand fest. Wir befanden uns hinter dem Schulgebäude. Sie konnte sich sicher sein, dass uns hier keiner sehen würde, also ging sie auch so weit, wie sie sich traute „Faye, du gehst mir nicht mehr aus dem Kopf. Bitte", versuchte sie es erneut, doch ich schüttelte meinen Kopf, versuchte mich ihrem Griff zu entreißen, doch für ihre Sanftheit war er erstaunlich fesselnd. „Faye, du bist jede Nacht in meinen Träumen, schon seit Max mir damals ein Bild von euch dreien gezeigt hatte", flüsterte sie. Sie war näher an mich herangetreten, stand schon fest gegen meinen Rücken gedrückt. War so nah sie nur konnte, ohne mir die Luft zum Atmen zu nehmen. „Du bist Max Freundin", brachte ich mit Mühe schwach heraus, woraufhin ich sie nur sanft lachen hörte. Oh gott, diese Glocken. Diese fesselnden, herzschlagbeschleunigenden Engelsglocken. Sanft, ach so sanft, schlang sie ihre warmen Arme um meinen Körper und zog mich in sich, umarmte mich, vermittelte mir Gefühle und erweckte in mir Gefühle, die ich nicht wollte, aber die sich so gut anfühlten... Ihre Lippen pressten sich ganz leicht gegen meine rechte Wange, bevor sie ganz leise ihre Worte flüsterte, „Hör auf dein Herz", und dann nach hinten verschwand. In eine Richtung, die ich nicht sehen konnte. Eine Richtung, die ich nicht sehen wollte, denn ich wollte nicht wissen, wohin sie ging. Ich wusste, dass sie zu Max gehörte. Ich wusste, dass ich Susanne liebte. Ich wusste, dass ich, wüsste ich, wohin das hübsche Mädchen ging, ihr sofort folgen und ihre Einladung annehmen würde. Doch das wollte ich nicht. Alles was ich wollte, war aus dieser Stadt zu verschwinden. Das war alles, was ich grade wollte und das war alles, was ich in diesem Moment tat. Ich schmiss mein Handy so weit wie ich konnte ins Gebüsch, nahm meine Tasche vom Boden und rannte mit aller Geschwindigkeit, die ich aufbringen konnte, vom Schulgelände. Immer gradeaus. Immer weiter, tiefer in den Wald, tief in die Dunkelheit, die mein Herz mit jedem Schritt, den ich weiter ging, vereinnahmte.
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alexisloghman · 3 years ago
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Rooftop (Kapitel 1, begonnen 2017)
Wie tausende feine Brillanten glitzerten die Sterne über mir am Himmelszelt. Entspannt schloss ich meine Augen wieder und genoss die Wärme die mich umgab. Genoss den sanften Hauch gegen meine Haut. In der lauwarmen Luft konnte ich den Rauch riechen. Sein Geruch erinnerte mich an den Geschmack des Fleisches, den das Feuer grade brat. Ein Geschmack der dich feinen Rauch in Form von Wolken sehen ließ, wenn er auf deine Geschmacksnerven traf. Ich mochte den Rauch. Er hatte einen mysteriösen Touch an sich. Er ähnelte Nebel, doch er war wärmer und beruhigender. Auch wenn Rauch Feuer bedeutete und Feuer einem den Tod bringen konnte. „Hey, Romeo", hörte ich eine Stimme von unten rufen. Meine Ohren nahmen sie ganz genau auf. Sie war etwas rau. Tief. Sehr maskulin. Ich sah Noten vor meinen Augen aufblitzen, als ich mir seine Stimme genauer durch den Kopf gehen ließ. Tiefe Noten. Oder einfach Noten für ein tiefes Instrument? „Romeo", rief die mir so bekannte Stimme erneut und ich fing an zu grinsen, bevor ich zurückrief, meine Augen noch immer geschlossen haltend: „Wie du auf den Spitznamen gekommen bist, ist mir noch immer ein Rätsel." Auf meinen Kommentar hörte ich Lachen folgen. Dieses Lachen war anders. Es war auch tief, aber viel sanfter. Es hatte den Klang eines Pelzmantels. Ich konnte mir vorstellen, wie meine besten Freunde einander lachend auf die Schulter klopften. Ich brauchte meine Augen nicht öffnen, um zu wissen, dass sie sich wieder abgewandt hatten, um unser Fleisch fertig zu grillen. Heute wäre eigentlich ich dran gewesen, am Feuer zu stehen, wenn es nach Dean ginge. Doch Max wusste, dass ich wieder nur auf dem Dach liegen und in den Himmel starren wollen würde, also hatte er Dean davon überzeugt, „ihr Prinzesschen" träumen zu lassen, da ich sonst am Ende nur unser Fleisch würde verbrennen lassen. Nun, Unrecht hatte er sicher nicht. Die Nacht tat es mir einfach an. Sie hatte so eine faszinierende Wirkung auf mich. Schwere und doch graziöse Schritte holten mich aus meinen Gedanken und ich spürte die Präsenz eines Körpers neben mir. Seine Wärme bereitete mir Wohlbehagen und ich grinste meine linke Hand bereits nach dem Bier ausstreckend, das Dean mir grade hochbrachte. Dieser lachte nur und drückte es mir mit den Worten „Bittesehr Prinzessin" in die Hand. Ich kicherte und setzte mich auf, nun endlich wieder meine Augen öffnend. Ich inspizierte meinen engsten Freund. Seine braunen Haare hingen ihm ein wenig ins Gesicht. Er musste sie mal wieder abschneiden lassen. Seine grünen Augen stachen selbst durch die Haare leuchtend hindurch. Er hatte wirklich schöne Augen. Ich konnte absolut verstehen, warum so viele Mädchen für ihn schwärmten. Seine kräftigen Arme waren nach hinten gebeugt und er legte sich auf seinen Ellenbogen auf, halb neben mir auf dem schrägen Dach liegend. „Irgendwann fallt ihr mal da runter", hörte ich Max von Feuer aus kommentieren, doch ich war zu beschäftigt neue Features an Dean zu finden, um ihm zu antworten. „Was nimmst du nur für Drogen", murmelte Dean, seinen Kopf leicht schüttelnd. Ein kleines Lächeln spielte an seinen Lippen. Jeder, der ihn nicht so gut kannte, wie ich, würde es für ein amüsiertes Lächeln halten, würde denken, sein Kommentar sei ein Witz gewesen. Doch ich kannte ihn besser. Ich wusste, dass das nicht nur ein Witz war. Er äußerte aufrichtige Sorge um mein Wohlergehen. Dean war wie mein Bruder. Er war ein guter Junge. Er war der, den sich jedes Mädchen wünschte. Attraktiv. Aufrichtig. Anders. Er war kein Herzensbrecher. Er war anders, als die meisten Jungs an unserer Schule. Er ließ sich nicht auf Schlägereien ein. Er spielte nicht mit Gefühlen. Aber er ließ sich auch auf niemanden ein. Er hatte es nicht leicht gehabt und denkt man einmal über sein Leben nach, wird es einen wundern, dass er so ein guter Mensch ist. Es steckt eine Menge postive, reine Energie in ihm. Sein Herz ist sehr stark. Seine Seele gut beschützt. Max und ich waren die einzigen Menschen, denen er vertraute. Um so besorgter war er, wenn ich mich so verhielt. Er dachte, ich nähme Drogen. Hatte mich sogar einmal damit konfrontiert und zusammen mit Max Hilfe mein Zimmer auf den Kopf gestellt. Ich streckte meine Hand aus und strich ihm sanft über den Arm. „Keine Sorge", murmelte ich sanft. Er wand seinen Blick auf mich und sah mir in die Augen. Suchte nach einem Zeichen der Unaufrichtigkeit. Doch als er nichts fand, bahnte sich auch sein verzauberndes Lächeln wieder zurück auf seine Lippen und er zog mich in seine Arme. Ich lächelte und kuschelte mich an seinen warmen Oberkörper, nahm einen Schluck von dem Bier, das er mir gebracht hatte und beobachtete Max mit dem Feuer spielen. Wort wörtlich. „Irgendwann verbrennt er sich mal", murmelte ich und nickte in Richtung Max und meiner festen Freundin. Dean lachte und flüsterte zurück: „Dass er aber auch versucht, dir jedes Mädchen streitig zu machen. Und jede lässt ihn abblitzen." Ich stieg in sein Lachen ein und warf meiner Freundin ein Lächeln zu, als diese zu mir aufsah. „Das passiert wohl, wenn man am anderen Ufer fischen will", kommentierte ich laut genug, dass es auch Max hören würde. Susanne lachte über meinen Kommentar und verzog sich mit einem unserer Brötchen zurück auf ihren Platz etwas weiter entfernt vom Feuer, während Max mich nur anschmollte. „Dumm wenn ihr beide auf den gleichen Typ Frau steht", kommentierte Dean in mein Haar woraufhin ich nur grinste und wieder laut genug, damit auch Max es hören würde, mit einem leicht eingebildeten Grinsen auf meinen Lippen sagte: „Dumm nur, wenn ich so viel unwiderstehlicher bin." Susanne kicherte etwas und lächelte mich nickend an. Ich lächelte zurück, bevor ich wieder meine Augen schloss und mich zurück an Dean kuschelte, der mir sanft mit seinen Fingern durch mein Haar fuhr und mich langsam in den Schlaf legte. Ich wachte in meinem Bett auf. In den Armen meiner Freundin. Mit ihrer Katze auf meinen Füßen. Als sie sie das erste Mal mitgebracht hatte, war ich sehr verwirrt gewesen. Warum brachte sie ihre Katze mit zu mir zu Besuch? Doch meine Verwirrung hatte sich schnell der Faszination gelegt, als sich das Fellbündel an meinem Bein rieb und plötzlich schnurrte, als ich sie streichelte. „Deshalb hab ich sie mitgebracht", hatte Susanne schließlich nach einer gefühlten Ewigkeit gesagt. „Meine Katze muss doch meine Freundin mögen", hatte sie mit einem amüsierten Lächeln ergänzt. Eines Nachts war ich aufgewacht und fiel vor Schreck fast aus meinem Bett, als ich das weiche Fell an meinen Füßen spürte. Susanne war durch meine plötzliche Bewegung geweckt worden und hielt mich fester in ihren Armen, damit ich nicht tatsächlich aus dem Bett fallen würde. Sie schien damals nicht verwundert, dass ihre Katze beschlossen hatte Socken zu spielen und auch ich hatte mich irgendwann daran gewöhnt. Immerhin waren meine Füße jetzt nachts nicht mehr kalt. Ich kicherte leise, als sich Flock – das weiße Fellbündel – bewegte und dadurch mit ihrem Fell meinen Fuß kitzelte. Mein Kichern wurde schnell durch ein sanftes, müdes Knurren meiner Freundin gestraft. Das Lächeln auf meinen Lippen wurde größer, als ich die schlafende Schönheit neben mir betrachtete. Ich streckte meine rechte Hand aus und strich ihr sanft einige Haarsträhnen aus dem filigranen Gesicht, die ihr beim Schlafen vor die Augen gefallen waren. Vor ihre wunderschönen blauen Augen. Die Portale zu einer anderen Welt öffneten sich ein wenig, als das Mädchen meine Berührung registrierte und mein Lächeln wurde nur noch größer, ließ mein Gesicht schmerzen. Sie knurrte mich wieder sanft und müde an. Mein Blick fiel auf ihre Lippen und ich murmelte leise einige Worte, oder Geräusche, die ich selbst nicht verstand. Zu faszinierend waren ihre Lippen. Endlich formte sich ein Lächeln auf dieser Seide und als ich endlich der Trance entschwinden und wieder in ihre Augen sehen konnte, wurde ich von einem Meer an Liebe begrüßt und umhüllt. Langsam ergriff sie meinen Nacken und zog mich näher an sich heran. Meine Augen fielen zu und ich konnte ihren Atem bereits auf meinen Lippen spüren. Wartete dass sie endlich die Lücke schließen würde, da vernahm ich, dass ihre Lippen sich bewegten. Nur leider nicht gegen meine. Sie flüsterte etwas und lachte schließlich leise. Das Fauchen ihrer Katze, das daraufhin folgte, riss mich schließlich doch aus meiner Trance und ich sah meine Freundin verdutzt an. Diese lächelte wieder nur und flüsterte: „Ich sagte, ich will schlafen." Enttäuschung breitete sich in mir aus. Ich hatte unbedingt ihre Lippen fühlen wollen. Doch als ich ihr Lächeln vernahm konnte ich ihr nicht böse sein. Sanft küsste sie meine Unterlippe, die ich zum Schmollen nach vorne geschoben hatte und zog mich zurück in ihre Arme, an ihren Brustkorb, in dem ich ihr Herz stark schlagen hören konnte. Und noch bevor ich wusste, was geschah fiel ich in einen tiefen Schlaf. Ich bewegte mich durch den Wald. Ich war erstaunlich sicher in meinem Gang und selbstbewusst in meinem Auftreten, dafür dass ich diesen Wald nicht kannte. Dafür dass es Nacht war und ich alleine zwischen den Bäumen und Büschen. Nur der Mond schien hell am Himmel. Doch seine Sterne waren nicht da. Da hörte ich wie jemand auf einen Ast trat. Ich hätte erschrecken müssen. Ich hätte Angst bekommen müssen, doch stattdessen ging ich auf das Geräusch zu. Auf meinen Lippen formte sich ein Lächeln. Es wurde immer größer, um so näher ich dem Geräusch eines Atems kam. Meine Sicht wurde benebelt. Es war kein Nebel um mich herum. Ich spürte keinen auf meiner Haut. Ich konnte keinen riechen oder schmecken, aber um so näher ich der anderen Person kam, desto weniger konnte ich sehen. Ich bewegte mich auf eine Lichtung zu, doch das Mondlicht, dass so hell auf diese schien, konnte meine Sicht nicht erhellen. Ich ging immer weiter in die Richtung. Etwas rief mich, nicht von meinem Weg abzulassen. Ich hörte eine Stimme in mein Ohr flüstern. Ich spürte einen Atem gegen meine Lippen streichen. Mein Herz stoppte, als ich ihre Stimme hörte. Sie war sanft. Sie war fein wie Staub. Sie war farbiger Staub. Sie war wunderschöner farbiger Staub und ihr Lachen... es war das Klingeln von Engelsglocken. Die Stimme meines Freundes riss mich aus meiner Erinnerung: „Das ist meine Freundin." Ich sah den Stolz in seinen Augen, als er mir ein Mädchen vorstellte. Ein Mädchen deren Aussehen in mir den Gedanken an farbigen Staub weckte. Die Erinnerung an einen Traum, den ich letzte Nacht gehabt hatte. „Hallo Faye", sagte sie sanft, ein verführerisches Lächeln an ihren Lippen spielen lassend.
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alexisloghman · 3 years ago
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Das Horrorhaus (Kapitel 3, Ende)
Er schimmerte. Die Wächter verneigten sich, als sie ihn sahen und er nickte zufrieden, dann riss er einen der Menschen unter seinen Füßen hervor. Dieser schrie, als er die Hand des Marklers an seinem Arm spürte. Ich sah wie sich die Haut von seinem Knochen löste und in Fetzen auf den Boden fiel. Das Blut lief ihm in Strömen den Körper herunter und ließ das rote Meer weiter ansteigen. Sein Knochen wurde sichtbar und began unter dem Griff des Marklers zu verbrennen. Noch bevor ich sehen konnte, wie der Mann seinen Arm verlor, riss mich eine Macht aus der Tür heraus. Ich wurde in einen anderen Raum geschleudert. Die Tür hinter mir viel zu und als ich mich umdrehte, um sie erneut anzusehen, war sie verschwunden. An ihrer Stelle befand sich nur kalte Mauerwand. Ich wand mich wieder nach vorne. Meine Schulter schmerzte von dem ruckartigen Zug, der auf sie ausgeübt worden war. Vor mir erschien ein Bild. Ein Film. Er war in schwarz-weiß. Er flackerte, als sei er von einem Beamer unter leidender Stromversorgung projeziert. Ich sah ein Mädchen. Sie lag in einem Kerker. Ich erkannte ihn, als den, den ich eben kurz zuvor gesehen hatte. Sie war abgemagert, starrte still vor sich ins Leere. Ein Mann trat auf sie zu. Er trat gegen ihre Rippen und schrie sie an. Sie blieb still und sah ihn nicht an. Er ergriff sie an ihren Haaren und zog an ihnen, versuchte sie auf ihre Beine zu ziehen, doch sie gab nicht nach. Sie schrie nicht einmal vor Schmerz. Sie war zu traumatisiert, war zu schockiert, zu verletzt, um irgendetwas zu spüren. Der Film machte einen Sprung. Der Mann hockte nun vor ihr. Er grinste sie an, wobei sich verfaulte Zähne in seinem Mund zeigten. Er lehnte sich zu ihrem Ohr und flüsterte etwas hinein. Ihre Augen weiteten sich voller Angst und Schock. Der Mann lachte und ergriff sie bei ihrer Kehle. Er hob sie hoch und presste sie an eine der Wände. Sie zappelte, versuchte seine Hand von ihrer Kehle los zu reißen, doch er drückte immer fester zu. Ihre Hände ergriffen die Wand, suchten nach einem Halt. Ihre Fingernägel brachten dabei ab. Das Blut tropfte von ihren Fingern und sie schrie vor Schmerzen. Tränen bildeten sich in ihren leeren, fast toten Augen. Dann lies er sie auf einmal fallen und verließ den Raum. Damit stoppte das Bild für einen Moment und lies mir damit einen Moment, um mich selbst zu fragen, ob er sie umgebracht hatte, doch im nächsten Moment sah ich sie wieder in der Ecke kauern. Sie starrte wieder leer vor sich hin, ihrer linken Hand fehlten zwei Finger. Das Blut rann noch immer aus den Stümmeln heraus, doch sie gab keinen Laut mehr von sich. Die Tür wurde aufgeschlagen, doch das interessierte sie nicht. Erst als ein anderes Mädchen, das ihr sehr ähnlich sah, in den Raum geschmissen wurde, regte sich das ältere Mädchen. Sie sah zu ihr, ein Funken von Hoffnung, doch noch mehr Sorge machte sich auf ihrem Gesicht breit. Diese Sorge verbannte die Hoffnung komplett, als sie das Mädchen vor ihr erkannte. Ihr stiegen Tränen in die Augen und sie krabbelte sofort zu ihr, zog sie in ihre Arme und strich sanft mit ihrer rechten Hand über die Haare des jüngeren Mädchens. Das Bild verschwand und an seiner Stelle stand nun ein großes, rotes Wesen. Sein Aussehen ähnelte einem groß gewachsenen Mann, doch statt menschlicher Beine befand sich sein Oberkörper auf den langen, behaarten Beinen eines Ziegenbockes. Seinen Kopf schmückten zwei spitze, schwarz glänzende Hörnchen. Aus seinem Kinn wuchs ein roter recht kurzer Bart. Er strich mit seiner rechten Hand durch diesen als ich aus seinem Mund ein hämisches Lachen vernahm. In seinem tödlich scheinenden Mund befanden sich die Zähne eines weißen Haies: groß, spitz, tödlich und in mehreren Reihen angelegt. Doch all diese unmenschlichkeit war nichts im Vergleich zu dem was ich in den Augen gleichen, runden Gegenständen sah, die sich an der Stelle befanden,an der ein jedes Lebewesen seine Augen trägt. Die Gegenstände waren nach dem Bild eines Auges geschaffen doch sie glänzten zu sehr, um aus lebendigen Zellen bestehen zu können. Auch war ihre Farbe zu unnatürlich. Sie waren in ein funkelndes Lila getaucht. Das Lila des Universums wenn man es von einem fremden Planeten aus betrachtet. Es war durchsetzt von weißen Punkten, den brennenden Sonnen anderer Planetensystemen, die wir hier Sterne nennen. Und doch waren seine Augen nicht vertraut, noch beruhigend. Im Gegenteil, ich bekam Angst,ja erstarrte fast, als ich sie erblickte, denn hinter dem Lila des Universums sah ich das schwarze Rot der Hölle. Das Wesen vor mir grinste fast zu der selben Zeit an der ich dieser Erkenntnis Herr wurde, dann streckte er seine Pranken gleiche Hand, welche von spitzen Krallen veredelt war, zu mir aus und raunte in einem süßen Tonfall: "Meine Schönheit würde dich doch schier gleich zu mir schicken." Als ich ihn dennoch leicht verdutzt ansah, lachte er, ergriff meine Hand in einen festen Druck, lehnte sich zu meinem Ohr vor und raunte mir mit süß-scharfer Honig-Pfeffer-Stimme zu: "Lucifer." Ich spürte, wie die Muskeln meiner Augenlieder anspannten und meine Augen aufrissen. Mein Herz schlug wie verrückt gegen mein Brustbein und alles in mir schrie mich an, zu rennen, doch ich konnte mich nicht rühren. Seine Pranke umklammerte meine Hand, drückte sie wie ein Mensch den Käfer unter seinem Fuß, ja brach sie mir fast, als er spürte, dass ich mich seiner Versuchung entzog. Schließlich entnahm ich ein Lachen seiner Kehle. Es war das Bellen eines Hundes, das Knurren einer Raubkatze. Er schob mich grob von sich und ich prallte gegen eine Wand. Sie stach in meinen Rücken, wie tausend Dornen, und schien mich wieder auf ihn zu zu schieben. Lucifer grinste mich wieder an, seine weißen Zähne funkelten silbern im neu auflodernden Grün der Flammen, die die Wände des Kerkers hinaufleckten. Ich sah noch, wie er seine linke Hand hob, seinen Daumen seinem Mittelfinger näherte. Dann hörte ich das Geräusch eines Schnipsens. Sofort taumelte ich und stieß mit dem Kopf gegen eine glühende Wand, die auf einmal vor mir war. Es fühlte sich an, als käme sie immer näher, drückte meinen Kopf ein, zerquetschte ihn langsam, während man mir die Augen aus ihren Höhlen herauskratzte. Ich schrie vor Schmerzen. Mein Sichtfeld war durchzogen von Kratzern, als trüge ich eine kaputte Brille, bis es schließlich komplett schwarz wurde. "Oder in welcher Form wäre ich dir lieber?", flüsterte eine süße Stimme in mein Ohr. Ich spürte ihren Atem an meiner Wange und meine Knie fast nachgeben. Der Schmerz, den ich kurz zuvor noch am spüren war, war mit einem Schlag weg. Es dauerte wenige Sekunden, dann hörte ich ein sanftes Klatschen und erlangte mein Augenlicht zurück. Ich musterte die Situation, die sich mir bot: Vor stand mir nicht länger der große, kräftige gefallene Erzengel Lucifer, sondern eine recht zierliche junge Frau. Sie konnte nicht größer als 1,60 Meter gewesen sein, ihr Kopf reichte grade so bis zu meiner Schulter. Sie sah mich aus bernsteinfarbenen Augen scheu an. Ihr blondes langes Haar fiel sanft über ihre Schultern. Ihre Hände hatte sie in den Taschen ihrer Jeans versteckt. Ihr Mund war geschlossen, ihre Lippen schienen trocken. In einer Weise erinnerte sie mich an meine verstorbene Exfreundin. Diese war damals in einen Autounfall verwickelt worden. Ein anderes Auto, ein Geisterfahrer, war frontal in ihren kleinen Smart hinein gefahren. Als die Rettungskräfte ankamen fanden sie sie mit aufgeschlagenem Schädel und durchbohrt von Glassplittern auf ihrem Sitz. Ihr blondes langes Haar war getränkt in ihr rotes, dickes Blut. Ich konnte meine Augen nicht von der Frau vor mir abwenden. Ich hatte völlig vergessen, wer vor ihr an dieser Stelle gestanden hatte und ich fragte auch nicht nachdem Grund ihrer Anwesenheit, als sie mich plötzlich anlächelte. Ich sah die spitzen, weißen Zähne hinter ihren Lippen silbern hervorblitzen. Geblendet von diesem Strahlen bemerkte ich nicht, wie ihr blondes Haar auf einmal schwarz wurde, ihre Augen vor roten, höllischen Flammen nur so aufloderten und sie ihre schüchterne Fassade ablegte. Sie nahm ihre Hand aus ihrer Hosentasche und umfasste meine damit, drückte ihre Krallen gleichen Fingernägel in mein Handgelenk. Sie sah mir in die Augen, als sie flüsterte: "Komm mit mir." und ich gehorchte ihr aufs Wort, ohne auch nur einmal über sie oder ihre Worte nachzudenken, als sie mich mit sich durch ein Portal aus Flammen und Säure zog. Hinein in einen grünen Nebel, verdickt vom Schreien verlorener Seelen.
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alexisloghman · 3 years ago
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Das Horrorhaus (Kapitel 2)
"Was passierte mit der Vorbesitzerin?" "Sie zog weg." Als ich ihn verwundert ansah, fügte der Markler schnell noch ein: "Hatte eine neue Arbeitsstelle bekommen." hinzu. Ich nickte nachdenklich. Das Haus stünde nun erst seit 2 Jahren leer, die Vorbesitzerin habe sogar alle ihre Möbel da gelassen, da diese nicht in ihre neue Wohnung passten, sagte mir der Markler zuvor. Es war ein wirklich schönes Haus, ja ich würde es eher eine Villa nennen. Es war weiß angestrichen. Der Anstrich konnte eine Neuerung vertragen, doch er war nicht so schlimm, wie der anderer Häuser, die ich zuvor besucht hatte. Noch dazu war es mit mehreren Hecktar Garten umgeben. Nun, zugegeben, dieser war so verwuchert, dass die Pflanzen selbst mich überragten, doch ich wollte ja nun endlich mein eigenes Haus. Nach meiner Kindheit, die durchzogen war von einer schweren Krankheit, die ich aber schließlich doch endlich überwinden konnte, wollte ich nun auch das Leben eines gesunden Erwachsenen führen, wie ich es einer war. Ich wollte ein Haus. Eine Arbeit hatte ich schon. Ich war Chirurg, wie ich es auch damals schon in meiner Kindheit mehrmals zu sein geträumt hatte. "Ich nehme es", sagte ich schließlich entschlossen. Dies war eine einmalige Gelegenheit. Ein so wundervolles Haus, mit solch einer Lage würde ich nie sonst mehr finden. Diese Chance durfte ich mir nicht entgehen lassen. Der Markler lächelte, als er meine Worte vernahm. Sein Lächeln war kalt, es war ein bloßes Verziehen seiner Mundwinkel, wodurch ich einen kurzen Blick auf seine faulenden Zähne bekam, es bereitete mir Unwohlseien, lies einen kalten Schauer meinen Rücken herablaufen und doch brachte es mich nicht von meinem Vorhaben ab. Ich würde dieses Haus kaufen. Ungepflegte Menschen gab es überall, das musste noch lange nichts zu bedeuten haben. Ich streckte meine Hand aus, wollte auf unseren Deal einschlagen, doch er verweigerte mir die seine. "Angst vor Bakterien", sagte er, als ich ihn verwundert und missbilligend ansah. Ich senkte meinen Arm wieder und strich verlegen und unbewusst meine Hand an meiner Hose ab, bevor ich ihn nach dem Kaufvertrag fragte. Dieser käme per Post, die Schlüssel lägen schon auf dem Briefkasten. Ich könne sie nehmen und schon jetzt im Haus wohnen, auch wenn der Vertrag noch nicht unterzeichnet sei. Ich bekam leichte Zweifel, ob ich ihm trauen könne, ob dies nicht irgendein Spiel war, um mich zu berauben. Er musste die Falten gesehen haben, die sich dadurch auf meiner Stirn bildeten, denn er warf mir ein relativ warmes –immerhin wärmer als das vorherige – Lächeln zu und sagte in versicherndem Ton: "Hier geht alles mit rechten Dingen zu. Greifen Sie nur zu. Dieses Haus ist Ihres und der Vertrag wird ganz sicher in den nächsten Tagen kommen." Ich atmete noch einmal tief durch, schloss meine Augen für einen Moment und fasste schließlich meinen Entschluss: Ich glaubte ihm. Hier ging sicherlich alles mitrechten Dingen zu. Dachte ich. Ich saß in meinem großen Wohnzimmer, betrachtete das Feuer, das hell aus dem Kamin gegenüber meines Sofas loderte und versucht, umgeben von dem Geruch edlen Leders, die Ereignisse der letzten Tage zu verstehen. Der Markler hatte mir das Haus gegeben, doch der Vertrag kam nicht an. Ich dachte, er würde sicher heute kommen, schließlich war unsere Begegnung nun schon vier Tage her, doch als ich diesen Morgen meinen Briefkasten öffnete, war dieser leer. Ich strich mit Zeigefinger und Daumen meiner rechten Hand über mein Kinn und nahm einen großen Schluck von meinem Whiskey. Ich starrte wieder in das Feuer vor mir, als ich das Schreien einer Frau hörte. Ich erschrak und sah auf, doch niemand war dort. Ich runzelte meine Stirn, vermutete es sei nur der Alkohol, der meine Vorstellung anheitere, doch nach wenigen Minuten hörte ich einen weiteren Schrei. Ich sprang auf und ergriff einen der eisernen Stäbe, die neben dem steinernen Kamin in dem großen Wohnzimmer standen. ... Heute hatte ich beim Einräumen meines Schlafzimmers einen beunruhigenden Fund gemacht: Ein Tagebuch. Es gehörte einer Frau namens Xenia. Sie schrieb von seltsamen Erscheinungen und beunruhigenden Geräuschen in einem Haus, das dem diesen sehr ähnelte. Ich fühlte, wie mir der Schweiß den Nacken hinunterlief, als ich die letzte Seite las. Ihr letzter Eintrag endete damit, dass sie im Keller nachforschen wollte, woher die Geräusche kamen. ... Nachdem auch ich die letzten Nächte lang die Schreie und das Kratzen hörte, beschloss ich, diesem auf den Grund zu gehen. Ich ergriff die Eisenstange, die ich seit dem Abend, an dem ich die Schreie das erste mal gehört hatte, immer bei mir trug, und schlich langsam die Treppe herunter. Mein Herz schlug außer Kontrolle, meine Beine wurden weich und ich wünschte mir, einfach davon rennen zu können, doch ich musste wissen, ob es dieser Xenia gut ging. Ich musste wissen, was dort unten war. Musste wissen, warum sie nie wieder einen weiteren Eintrag schieb. Ich ging weiter, immer weiter runter, bis ich an eine Eisentür gelangte. Ich öffnete sie vorsichtig und betrat den langen, schmalen Gang, der sich vor mir bot. Er war erleuchtet durch kalte Neon-Röhren an den Decken. Nachein paar Metern spaltete sich der Weg in zwei Wege. Ich nahm den linken und umgriff das Eisen in meiner Hand noch fester. Dieser Gang war dunkler, als der, den ich zuvor durchquert hatte. Nach weiteren fünf Metern kam ich wieder an eine Kreuzung, diesmal nahm ich den rechten Weg. Ich ging ihn vorsichtig entlang. Plötzlich ertönte hinter mir ein Kratzen. Dann ein Bellen. Ich fing an zu rennen. Schneller. So schnell ich konnte. Das Bellen wurde lauter und ich hörte Tatzen hinter mir auf den Boden aufprallen. Ich starrte nach vorne, in den dunklen, fast schwarzen Gang. Bloß nicht nach hinten sehen. Ich machte größere Schritte, doch auf einmal spürte ich etwas weiches unter meinem rechten Fuß. Ich erschrak und stolperte vor Schreck über das Objekt am Boden. Das Tier hinter mir war verschwunden, so wie auch der Gang. Dort war nur noch eine Wand und mein Gang wurde auf einmal durch grünes Licht erleuchtet. Ich sah auf den Boden vor mir. Mein Herz schlug so stark, dass ich es an meinem Hals spüren konnte. Vor mir auf dem Boden lag der angefressene Leichnahm eine Frau. An die Wand, gegen die ihr Kopf geschlagen worden war, war mit frischem Blut ein Name geschrieben worden: Xenia. Ich riss meine Augen auf. Meine Atmung wurde schneller und ich fing an zu zittern. Es gab einen Schlag. Das Licht fing sofort an zu flackern. An der Wand vor mir standen, ebenfalls in frischem Blut, die Worte: Du bist der Nächste, Marco. Das Licht fiel aus und eine Kraft stieß mich nach vorne. Ich erwartete, mit der Wand zusammen zustoßen, doch sie war weg. Stattdessen landete ich auf dem Boden direkt vor einer weiteren Eisentür. Ganz langsam und zitternd stand ich auf und öffnete die Tür. Erschrocken sah ich auf das Geschehen vor mir. In diesem winzigen Raum befanden sich tausende von Menschen. Zu viele, um auf diese wenigen Quadratmeter passen zu können. Sie knieten auf dem Boden, jammerten, schrien vor Schmerzen.Peitschen schlugen auf sie nieder, geführt von dunklen Wesen, Schatten toter Menschen. Doch, nein, für Menschen waren sie zu unmenschlich. Sie waren mager, wie Skelette, tauerten hoch, wie Riesen, hatten Klauen, wie Tiere. Lang und gebogen, länger als manche Unterarme der gepeinigten Menschen. Ihre Gesichter waren nicht existent. An ihrer Stelle befand sich, was aussah, wie das Portal zu einer anderen Welt. Es war lilaner Nebel, der sich in einem Strudel immer fortwärend nach rechts drehte. Sie waren gekleidet in schwarze leichte Gewänder, die bis zum Boden hingen, was sie nur noch größer erscheinen ließ, während sie über den Menschen schwebten und sie mit ihren brennenden Peitschen, aus, was aussah wie Menschenhaar, schlugen. In den Ecken saßen Kinder.Sie rissen sich unter der strengen Beobachtung der Dämonen, ihre Haare vom Kopf und schrien laut vor Schmerz auf, wofür sie jeder einen Schlag mit der Peitsche erhielten. Das Blut strömte ihnen vom Kopf herab auf den Boden, tränkte alles in ein rotes, kochendes Meer, was jeden der knieenden Menschen aufschreien ließ. Während die Dämonen die schreienden Menschen bestraften, nahmen die Mädchen ihre Haare und webten sie so schnell sie konnten zu langen Stricken zusammen, verdrehten sie und reichten sie mit gesenktem Kopf zu den riesigen Dämonen. Ich spürte, wie sich mein Magen zusammenzog. Das Blut auf dem Boden stieg immer höher und stand den Menschen schon bald bis zum Hals. In den Ecken saßen neue Mädchen, die alten waren verschwunden, in die Masse geworfen, von heulenden, knochigen Hunden zerfleischt. Den Hunden hingen die Fleischfetzen aus ihren Mäulern, das Blut tropfte ihren Hals hinunter, tränkte ihr schwarzes Fell in ein tiefes Rot, bis es schließlich zu giftigem Grün wurde. Um so grüner die Hunde wurden,desto mehr heulten sie. Manche waren fast komplett grün, sie sanken auf den Boden des Blutes hinab und als sie wieder aufstiegen, wurden sie von alten Menschen gefasst und ausgewringt, wie nasse Handtücher. Die Alten schrien vor Schmerz, als das Fell der Hunde ihre Hände verätzte. Nein, nicht das Fell verätzte sie, sondern das, was aus ihnen heraustropfte, als sie sie molken. Es war dampfende, grüne Säure, die auf den Boden tropfte und sich mit dem Blut der Mädchen vermischte. Wächter gingen zu den Alten und rissen sie von den Hunden los. Sie schleuderten sie gegen die Wand und knurrten sie an. Anscheinend hatten sie etwas falsch gemacht. Der ganze Raum fing an zubeben, alle Menschen der großen Masse schrien auf, als die Säure sich gänzlich mit dem Blut vermischte und die Haut jedes einzelnen zerfraß. Ich starrte voller Entsetzen auf den Mann, der plötzlich aus der Wand heraus in, oder besser gesagt auf, die Menge trat. Es war der alte Mann mit den verfaulenden Zähnen, der mir das Haus verkauft hatte.
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alexisloghman · 3 years ago
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Das Horrorhaus (Kapitel 1, v. 2016)
Versteckt in einer dunklen Nische in einem staubigen Schlafzimmer eines Anwesens lag ein Büchlein. Seine Seiten ließen sich von den Zungen des Windes küssen, als seine Worte ihren Weg in der Geister Ohren fanden. Sie erzählten von längst Vergangenem und doch so Präsentem, dass es der Geister graute, wenn sich nur ein einzig Wort in ihre Herzen verirrte. Es waren die Gedanken eines Mädchens gewesen, die sie durch ihre tödliche Tinte in des Buches Haut brannte. Eines Mädchens namens Xenia. Deren Geschichte sich bereits vor vielen Jahren ereignete: Der Tag heute war sehr anstrengend gewesen. Samuel hatte mir geholfen, den Großteil meiner Möbel aus seiner Wohnung in dieses Haus zu schaffen. In dieses große, leere Haus... Ich verstehe noch immer nicht, was mit ihm los war, erst machte er mir einen Antrag und dann schmiss er mich plötzlich raus, als er dann dieses Haus betrat fiel er auf seine Knie und fing an zu weinen.. Ich packte seinen stark behaarten Arm und zog ihn wieder auf seine Beine. Er tauerte meterhoch über mir mit seinen 2,05 m an Körperlänge und schaute wütend auf mich herab, dann entriss er seinen Arm meinem sanften Griff und schmiss einen Karton voll Kleiderhaken um. Schließlich stürmte er wutentbrannt aus dem Haus heraus und ließ mich damit verblüfft und verwirrt alleine zurück. Ich fing also alleine an, mein neues Zuhause einzurichten. Das Haus, es ist ein großes, dunkles Fachwerkhaus, gleicht schon eher einer kleinen Villa, umgeben von mehreren Hecktar verwuchertem Garten, mit, laut Markler, schalldichtem Keller, hatte ich erstaunlich günstig bekommen. Der Besitzer sei vor kurzem verstorben und habe keine Erben gehabt. Für die Stadt seien die Renovierungskosten zu hoch gewesen, deshalb wolle sie es loswerden und dafür könne sie kaum Geld nehmen. 1000€ bar auf die Hand und es sei meins. Es benötige nur etwas Renovierung, die Leitungen seien etwas eingerostet und Internet habe es noch keins, doch das könne ich von einem Fachmann machen lassen und müsse insgesamt weniger zahlen, als wenn ich ein neues kaufen oder gar mein eigenes bauen lassen würde. Die Nachbarn, falls es denn welche gibt, das Grundstück ist so groß, da muss das nächste Haus weit entfernt sein, ließen sich heute nicht blicken, zumindest nicht auf der Straße. Doch all das darf mich nicht groß stören. Ich brauche dieses Haus, denn ich brauche eine neue Unterkunft. Ich brauche eine neue sichere, kleine Niesche. 29.Oktober 2014 Seltsame Dinge gehen hier vor sich. Es ist nun zwei Wochen her, dass ich das letzte Mal einen Eintrag schrieb. Ich war beschäftigt gewesen, ich war weiter "mein Haus" am einräumen gewesen, ich hatte versucht, mich hier zurrecht zu finden, ich war auf der Suche nach einer Arbeit, ich versuchte hier zu schlafen, doch dieses Haus... es hatte so einen seltsamen, beunruhigenden Schimmer über sich liegen, war in Mystik getunkt wie ein Eis in Schokolade. Umhüllend. Allerfassend. Erstickend. Was die seltsamen Dinge sind? Nun, entweder leide ich an Amnesie, hier wohnt unbemerkt noch ein anderer Mensch, oder dieses Haus wird heimgesucht... Am ersten Morgen war alles noch relativ normal, ich stand auf, ging ins Bad und putzte mir meine Zähne. Dabei hob ich meinen Kopf an und schaute in den bereits polierten Spiegel, der direkt über dem Porzelanwaschbecken hängt, ich beobachtete die kreisende Bewegung, die mein Arm mit der Zahnbürste an meinen Zähnen ausführte, ich beobachtete, wie der weiße, reinigende Schaum meine rote Unterlippe hinunterfloss und ins Waschbecken tropfte, da sah ich aus meinen Augenwinkeln durch den Spiegel einen goldenen Schimmer neben meiner kleinen, noch verstaubten Dusche. Zuerst tat ich es als einen Lichtbruch in meinem Spiegel ab, doch nach den heutigen und gestrigen Ereignissen, bin ich mir da nicht mehr so 31.Oktober 2014 Verzeih mein liebes zukünftiges Ich oder fremder Leser, dass ich meinen vorherigen Eintrag nicht beendete. Ich wurde angerufen. Samuel wollte mit mir reden, er fragte, ob er vorbei kommen dürfe. Nun, es liegt mir ja noch viel an ihm, also bejahte ich und eine halbe Stunde später kam er vorbei. Das Warten war schwer für mich, mein Herz raste, ich hatte Angst vor dem, was er mir sagen würde. Er betrat das Haus nur ganz zaghaft, etwas an ihm schien erdrückend auf ihn zu wirken, er traut sich nicht gerne hier hinein und ich kann seine Angst nachvollziehen "Xenia, da ist etwas, das ich dir sagen muss", sagte er in einem sehr nachdenklichen Ton. Seine Stirn lag in Falten und er wagte es nicht, mir in die Augen zu blicken, "ich möchte dir endlich den Grund für mein Verhalten liefern. Du verdienst es, zu wissen, warum ich dich verlassen habe." Ich sah ihn gespannt an und wurde immer nervöser. Ich kann jetzt noch das Herzrasen spüren, das sich zu dem Zeitpunkt in meinem Körper ausbreitete. "Ich habe mich verliebt, Xenia", sagte er schließlich ganz leise. Er starrte immer noch auf den hölzernen Flur unter seinen Füßen. Er hatte sich in seine Angestellte, Helena, verliebt, erklärte er mir. Ich fühle mich elendig. Ich liebe ihn noch immer und er behauptet, er liebe auch mich noch, aber er könne mir nicht 100% geben, deshalb ginge er. Er ging aber nicht... er schmiss mich raus, er brachte mich dazu zugehen und auch als er es mir beichtete ging er nicht. Er erzählte weiter, dass sie nichts davon wisse und dass es ihm Leid täte und dass er auch nichts mit ihr anfangen wolle und noch weitere Dinge, die ich nicht mehr vernehmen konnte. Ich war zu taub vor Schmerz. Wieso passiert das immer mir? Wieso muss immer ich solche Qualen durchleben und nun noch in einem heimgesuchten Haus leben? Nachtrag 23 Uhr : Bevor mich die Dämonen hier meines Lebens berauben, will ich festgehalten haben, was hier vor sich geht. Ich bezweifle nun, dass es mein zukünftiges Ich sein wird, das dies liest, denn ich schätze meine Überlebenschancen nicht groß ein, aber ich hoffe, dass du, der du es grade liest, es aus dem Grunde liest, dass du hier einziehen willst, wo ich nun in deiner Zeit tot bin, und schlau genug bist, von deinem Vorhaben abzulassen, bevor es dir wie mir ergeht. Warum verlasse ich dieses Haus, dieses wahrhaft verfluchte Haus nicht? Nun, ich kann es nicht. Mächte in diesem Haus halten mich davon ab. Am Tag verhindern sie, dass ich gehen will, in der Nacht verhindern sie, dass ich gehen kann. Morgens wache ich auf und erinnere mich nicht an das Unheil, ich verdränge es unbewusst, ich sehe Lichtschimmer und stempel sie als Sonnenstrahlen ab. Nachts will ich gehen, doch die Türen lassen sich nicht öffnen. Ich bin in meinem Zimmer eingesperrt, die Tür schloss sich von selbst und ich kann sie nicht mehr öffnen, also bleibt mir nichts anderes, als in meinem Bett zu sitzen und dir davon zu berichten. Vielleicht leide ich nur an Paranoia und bin Abends schon zu schwach, um diese großen Türen noch zu öffnen? Vielleicht, doch das ist nicht das einzige seltsame, das vor sich geht. Jeden Abend, wenn ich es schaffe, um exakt 20 Uhr nehme ich dieses Tagebuch aus dem kleinen hölzernen, alten Nachtschränkchen rechts neben meinem Bett, um meinen Eintrag zu schreiben doch als ich es heute nehmen wollte und ich versichere dir, ich legte es vorgestern genau an seinen Platz, war es nicht dort. Ich suchte in meinem ganzen Zimmer, im Bad, hinter dem Duschvorhang, unter der Treppe, bis ich es schließlich in der großen Küche auf dem Herd liegen sah. Der Herd war auf niedriger Temperatur angeschaltet und das Büchlein litt schon unter wenigen Brandblasen – dreh das Buch einmal um, dort auf der Rückseite, in der rechten unteren Ecke, kannst du sie noch erkennen. Dies war mit Sicherheit nicht mein Werk, ich liebe meine Bücher, und es war leider nicht der einzige Vorfall, der mir hier Grauen bereitet. Wie bereits geschrieben, war der erste Morgen ereignislos, bis auf den Schimmer im Spiegel, doch am zweiten Morgen fehlte mir plötzlich ein Stuhl von der Tafel in meinem Speisesaal. Am dritten Morgen hatte ich zwei Äpfel weniger in der Küche und fand einen von ihnen hinterher in der Dusche wieder. Am vierten Morgen fehlte mir der Duschkopf und mein Bad war halb überflutet. Dieser Geist, so es doch einer ist, treibt seinen Schabernak mit mir, dachte ich, doch es blieb nicht bei den harmlosen Dingen. Heute Morgen wachte ich mit einem Messer nur Milimeter von meinem Kopf entfernt im Kissen steckend auf. Es war mit Gewalt reingedrückt worden, es hatte das Kissen vollkommen durchdrungen und als ich es rauszog, schienen sich wenige rote Federn in ihm zu befinden, doch als ich ging, um eine Lupe zu holen, um zu erforschen, ob ich es richtig sah, und wieder zurück kam, war das Kissen verschwunden und an seiner Stelle lag ein neues. Mich quält die Angst. Ich will hier weg, doch alle Zettel, die ich mir selbst schreibe, damit ich am Tag gehe, verschwinden. Ich muss weg, doch wie? Nun, weiter zu schreiben wird mir wohl nicht viel helfen. Du kennst nun diese Zustände und ich hoffe für dein eigenes Wohl, dass du schlau genug bist, dieses Haus zu meiden, egal was die Markler dir sagen. Ich werde versuchen zu schlafen und hoffe, den nächsten Morgen noch zu erleben. 1.November 2014 Es ist 2 Uhr morgens, erst vor 2,5 Stunden ging ich schlafen und nun bin ich wieder wach und ich muss dir davon berichten. Ich wachte nicht auf, weil ich ausgeschlafen war, oder weil ein Messer in meinem Kissen steckte. Ich wachte auf, weil es an meiner Wand kratzte. 3.November 2014 Es wird immer schlimmer. Das Kratzen ertönt jede Nacht. Ich habe Angst. Ich habe Todesangst. Ich will hier weg, doch wie? Da! Da klappert es in der Küche, es ist das Geräusch von Metall, das auf den steinernen Boden im Flur fällt. Jetzt ertönen Schritt. Oh Himmel, wie kann ich mich schützen? Doch wenn ich mich nicht schützen kann, muss ich doch zumindest dich schützen! Die Schritte kommen näher, sie sind laut und schwer, sie sind.... weg. 10.November 2014 Es blieb nicht bei den Schritten. Nun ertönen Schreie aus dem Keller. Aus dem schalldichten Keller. Es sind die Schreie von Frauen, jungen Frauen, ja fast noch Mädchen. Es sind Todesschreie, es sind verzweifelte Schreie. Was ging hier vor sich? Wie komme ich hier weg? Muss ich nachsehen? Nachtrag22 Uhr: Die Schreie hören noch immer nicht auf. Ich werde nun gehen und nachsehen.
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alexisloghman · 3 years ago
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Das Leben (mit) einer Bestie (Kapitel 5)
"Bitte versteht es doch, es geht mir gut!" "Missey, du hast versucht dich selbst zu erwürgen." Melodys Blick war schwer voller Trauer, als sie diese Worte aussprechen musste. "Mama, nein. Nein, das habe ich nicht. I... Ich hab doch nur wieder diese Klauen gespürt. Ich wollte sie wegreißen und mich befreien. Bitte glaub mir doch." Ein Schluchzen entwich der jungen Frau. Sie konnte sich vorstellen, wie diese Geschichte für ihre Mutter klingen musste und erst Recht, was die Ärzte verstanden, wenn sie diese Beschreibung abgab. Doch sie wusste nicht, wie sie es anders erklären sollte... Wie sollte sie ihrer Mutter klarmachen, dass es eine Kraft gab, die ihr regelmäßig die Luft abschnitt? Wie erklärte man so etwas, ohne dass man verrückt klang? Suizidgefährdet. Halluziniert. Die Worte hallten in ihrem Kopf wieder. Die Ärzte verstanden sie einfach nicht! Sie wollte sich nicht umbringen. Ganz im Gegenteil! Wenn sie sterben wollte, dann hätte sie die Klauen doch ihre Arbeit machen lassen. Es wäre doch total einfach, wenn auch schmerzhaft, sich einfach von der Macht erwürgen zu lassen und dann einfach tot zu sein. Tot und weg von John und dieser missratenen Familie. "Und Sie können sie wieder reparieren, ja? Benimmt sie sich dann auch endlich wie ein anständiges Kind, hä!?" Johns Worte waren grob, wie immer, und zu Misseys Freude erntete er dafür einen bößen Blick seitens des Arztes. "Na sagen Sie schon! Können Sie's, oder soll ich das Görr lieber zu einem Exorzisten bringen? Irgendjemand muss ihr ja endlich mal Vernunft einbläuen." "Nein nein. Keine Sorge. Bei uns ist sie gut aufgehoben. Wir klären das schon", der Arzt – Dr. Graham – fiel John schnell ins Wort. Er konnte sehen weshalb das Mädchen so litt und er wollte ihr helfen. Das dort, bei so einem Stiefvater, das konnte nicht gut für das Kind sein. "Es gibt ein Internat hier in der Nähe, wo wir sie erstmal unterbringen können. Es ist zwar keine Psychatrie, aber dort wäre sie Tag und Nacht unter Beobachtung und-" "Wie viel kostet es?" Nun fiel John dem Mann eilig ins Wort. Ihm war im Grunde egal, was mit der Göre passierte, solange es ihr nicht besser ging als ihm und es ihn nicht viel Geld kostete. Dr. Graham ahnte bereits, dass das die Beweggründe für diese Frage waren. Er sah kurz zu seiner jungen Patientin. Ihr Körper wirkte schwach, ihre Augen waren traurig. Doch dort war ein Funke, den er lange nicht mehr bei einem Menschen gesehen hatte. Dieser Funke, das Lodern ihres starken, ungebrochenen Willens, bewegte den Mann dazu eine seiner wichtigsten Regeln zu brechen. Doch er war sich sicher: Dieses Mädchen würde es wert sein. "Es kostet Sie gar nichts. Vertrauen Sie mir ihre Tochter einfach an. Ich werde mich gut um sie kümmern."
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alexisloghman · 3 years ago
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Das Leben (mit) einer Bestie (Kapitel 4)
Es vergingen Tage. Missey befand sich in einem Trott, der es ihr selbst schwer machte, überhaupt nur morgens das Bett zu verlassen. Ihr Alltag zog sich noch schlimmer, als der Anfang dieser Geschichte und Missey wusste nichts dagegen zu tun. Sie ging zur Schule, kam nach Hause, stritt sich mit ihrem Stiefvater, verschwand auf ihr Zimmer, knallte die Tür zu, erschrack sich und ging nach den Hausaufgaben frustriert schlafen. Simpel gesagt: Ihr Leben war einfach nur öde und sterbenslangweilig. Wort wörtlich. Missey ging in diesem trostlosen Leben ein, wie ein Zimmerpflanze in einem dunklen Zimmer. Das Einzige, was ihr noch etwas Kraft verlieh, war der Gedanke an diesen hübschen Jungen. Nick... Nick... Der Name schmeckte so wundervoll auf ihrer Zunge. Oh, wie wundervoll wohl seine Lippen schmeckten? Frustriert schüttelte die junge Frau ihren Kopf. "Er hat eine Freundin, versuchs erst gar nicht", raunte sie sich selbst zu. Dieser Gedanke betrübte sie enorm. Sie wollte ihn gerne für sich haben. SO gerne. Aber gegen dieses Mädchen kam sie eh nicht an. Er war sicherlich bereits 18, oder älter und das andere Mädchen wird in seinem Alter gewesen sein. Aber Alter musste nichts bedeuten, das wusste Missey selbst zu gut. Sie selbst war keine normale 16 jährige. Manchmal klang sie zwar, als sei sie noch ein kleines Kind und sie war auch noch sehr leicht reizbar, doch wenn es um ernste Themen ging, war Missey bereits sehr viel reifer, als eine gewöhnliche 16 jährige. Alter ließ sich überbrücken und auch, wenn er älter als 18 sein sollte, könnte das klappen, doch es stellten sich neben dem Alter 2 weitere Probleme: A) Er war wohl in einer Beziehung. Da sollte man nicht hineinfunken. B) Selbst wenn sie hineinfunken wollen würde, hätte sie keine Chance gegen seine Freundin. So viel hübscher, wie sie war. Perfektes Haar, schönes Lächeln und schlau war sie bestimmt auch noch. Die Gesichtszüge der jungen Frau waren fein gewesen, fast edel. Sie hätte gut eine Französin sein können. Ja. Genau so sah die Frau aus. Wie eine reiche Französin. Unerreichbar. Und nicht zu vergessen C): Nick selbst war außerhalb ihrer Liga. So ein attraktiver junger Mann würde sicher, selbst wenn er nicht diese feste Freundin hätte, nichts von ihr wollen. Traurig sah Missey an sich herab. Sie entdeckte bei jedem Blick Makel. Ihre Oberschenkel waren zu dick, ihre Hände zu klein, ihre Schultern zu breit und ihre Haare sahen einfach trist aus. Ihnen fehlte jeglicher Glanz. Wahrscheinlich hatten die ganzen Kämpfe mit John sie einfach zu viel Kraft gekostet. Missey wusste einfach nicht mehr weiter. Ihr Magen zog sich zusammen und sie spürte, wie etwas ihre Kehle zuschnürte, ihr die Luft zum Atmen raubte. Sie kannte dieses Gefühl, diese Angst. Sie wusste nie wovor genau sie Angst hatte, aber das war die Emotion, die sie diesem Empfinden zuordnete. Angst. Pure, lebensaussaugende Angst. Sie keuchte schwer und griff sich selbst an die Kehle. Alles in ihrem Körper schrie danach die Klauen von sich zu reißen, doch dort waren keine Klauen. All dies spielte sich nur in ihrem Kopf ab... und das machte es um ein so Vielfaches bedrohlicher. Ein sanftes Klopfen ertönte an der Holztür. Misseys Panik wurde größer, sie wollte so nicht gesehen werden. Erst Recht nicht von John. Doch egal, wie sehr sie sich bemühte ein "Nein" zu rufen, sie bekam kein Wort heraus. Und so öffnete sich die Tür langsam und offenbarte eine schockierte Anna. Das Mädchen verstand nicht, was genau sich vor ihren Augen abspielte, als sie ihre große Schwester auf dem Boden liegen sah, mit ihren Händen um ihren eigenen Hals geschlungen und schwer keuchend. Anna verstand nicht, was genau sie da sah, aber sie verstand, dass Missey Hilfe brauchte, also rannte sie hinab in die Küche, wo sie ihre Eltern mitten in einem Streit erwischte. "Was ist denn Anna?", John wirkte genervt, doch sein Tonfall gegenüber seiner Tochter war verhältnismäßig gemäßigt. Niemals würde er mit Anna reden, wie er es mit dem Kukuckskind tat. Schließlich war Anna sein Fleisch. Anna war seine Blutlinie und die verdiente Respekt. Das kleine Mädchen schluchzte schwer und sie war nicht leicht zu verstehen, doch nach einigen wenigen Versuchen verstanden auch endlich die Eltern, dass Missey scheinbar in Gefahr schwebte. John ließ diese Info kalt. Was interessierte es ihn, wenn das Görr verletzt wurde, oder sogar starb? Letzteres wäre ihm sogar ganz lieb. Er war es wirklich Leid das Ding durchzufüttern, Geld in ihre Ausbildung zu investieren und dafür nichts zurückzubekommen. Egoistisch, undankbar und verzogen war das Ding. Misseys Mutter hingegen schlug sofort Alarm. Es war nicht das erste Mal, dass es Missey nicht gut ging. Sofort rannte sie die Treppe hoch und riss die Tür auf. Ihr eigenes Herz schlug viel zu schnell und Schweiß brach auf ihrer Stirn aus. Dort auf dem Boden lag ihre Tochter auf dem Boden und versuchte sich selbst zu erwürgen. Wieder... Doch diesmal wusste Melody, wie sie ihrer Tochter helfen konnte. Es war endlich Zeit, dass Missey professionelle Hilfe bekam.
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alexisloghman · 3 years ago
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Das Leben (mit) einer Bestie (Kapitel 3)
Als Missey zuhause angekommen war bereute sie bereits jemals den Zug verlassen zu haben. Zuhause wartetet, wie immer, ihr wütender Stiefvater. Es war fast jeden Tag das Gleiche. Sie ging zur Schule, gab sich Mühe, kam erschöpft nach Hause und wurde dort fast direkt nach dem Betreten des Hauses angemeckert, warum sie nicht eher zuhause war. Schließlich hätte sie, wenn sie früher nach Hause gekommen wäre, bereits den Abwasch machen können. Deshalb war er sich immer sicher - und warf es ihr deshalb auch vor -, dass sie absichtlich spät nach Hause kam. Sie wollte sicherlich einfach nicht im Haushalt helfen. Schließlich verließ sie morgens auch das Haus, ohne allen anderen Frühstück zu machen. Dass sie Nachhilfe hatte, missachtete er dabei vollkommen. Er bezahlte sie zwar, aber das tat er auch nur, weil ihre Mutter es endlich mal geschafft hatte sich gegen ihn aufzulehnen und ihm bewusst zu machen, wie wichtig war. Wobei das Argument, was ihn überzeugt hatte, wohl gewesen war, dass sie so besser und schneller ihren Schulabschluss machen könnte. Er wollte sie einfach nur so schnell wie möglich loswerden. Sie störte seinen Familienfrieden, war ein Kind eines Anderen. Das konnte er überhaupt nicht ausstehen. Missey wusste all dies. Sie bezeichnte ihn auch gerne in ihrem Kopf als eifersüchtiges Raubtier. Von denen wusste sie auch, dass die Männchen die Jungtiere eines anderen totbissen, wenn sie sich mit deren Mutter paaren wollten. Missey hielt das für einen ziemlich guten Vergleich. Sie wollte ihm nur nicht die Stärke eines Raubtieres zusprechen. Das erschien ihr dann doch zu positiv. "Ich hatte Nachhilfe", sagte sie so ruhig sie konnte, doch sie konnte bereits ihr Blut kochen spüren. Dieser Mann trieb sie immer zur Weißglut. Ihren Vater hatte Missey nie kennenlernen können. Ihre Mutter hatte ihr immer erzählt er habe wegziehen müssen kurz nachdem sie von ihm schwanger geworden war, obwohl sie wohl ein Paar gewesen seien. Missey hingegen war sich fast sicher, dass er sie einfach hatte sitzenlassen. Wer MUSSTE denn schon in so einer Situation wegziehen. Erst Recht ohne sein Kind. Ihre Mutter hatte dann John kennengelernt, da war Missey sechs Jahre alt gewesen. Obwohl sie damals noch so jung gewesen war und ihn hätte als Vater akzeptieren können, hatte er sie nie als sein Kind angenommen. Sie kam nunmal einfach dazu, wenn er mit ihrer Mutter zusammen sein wollte. Und diese hatte sie nie wirklich in Schutz genommen. Missey vermutete, dass ihre Mutter einfach froh war einen Mann zu haben, der sie finanziell unterstützte, schließlich war es schwer alleine ein Kind großzuziehen und noch arbeiten gehen zu müssen. Recht schnell war ihre Mutter dann auch von John schwanger geworden. Zweimal. Zuerst bekam sie Misseys kleine Schwester Anna. Ein Jahr später kam der kleine Jack. Missey hatte von Anfang an spüren können, wie viel mehr John Anna und Jack liebte als sie. Besonders Jack war sein ganzer stolz. Missey schob es immer auf das Vater-Sohn-Verhältnis und dass er einfach stolz war einen "Stammhalter" zu haben - einen Baum hatte er wohl auch schon mal gepflanzt -, aber trotzdem tat es ihr anfangs immer weh, dass sie keine Liebe von ihm bekam. Anna bekam ja auch welche. Letztendlich hatte sie sich aber damit abgefunden und ihr Schicksal akzeptiert. Der Mann würde sie niemals als sein Kind anerkennen. "Ich scheiße auf deine Ausreden, Missey!" Seine Stimme erhob sich. Das tat er häufig. Er dachte er bekäme so mehr Autorität, in Wahrheit verlor Missey aber jedesmal etwas mehr Respekt vor ihm, wenn er das tat. Mittlerweile war kaum noch welche übrig. Und das bischen was übrig war musste man eher Angst als Respekt nennen. "Du hattest mir versprochen du würdest auf deine Geschwister aufpassen", knurrte er sie nun an. Er hatte wohl auch verstanden, dass sie nicht auf ihn hörte, wenn er sie anschrie. Sie anzuknurren schien da schon eher einen Nerv zu treffen. "Ich bin ja nun auch hier, oder nicht?", knurrte Missey zurück. Langsam konnte sie seine Gegenwart nicht mehr aushalten. Sie war vollkommen im Recht und das wussten Beide. Sie wussten aber auch, dass es hierbei um mehr ging, als nur darum wer Recht hatte. Es ging um Dominanz und so gut wie Missey wusste, dass John seine nicht aufgeben wollte, wusste dieser, dass sie sich ihm niemals vollkommen unterordnen würde. Eine Stimme in ihr, ja mehr eine Kraft ließ alle ihre Haare zu Berge stehen, wenn er versuchte sie zu unterdrücken. Doch je mehr sie sich sträubte desto mehr verlangte etwas in ihm die Macht zu behalten, oder besser gesagt die über sie überhaupt erst einmal zu erlangen. Ein schier aussichtsloser Kampf. Zum Glück unterbrachen Misseys kleine Schwester das Kräftemessen indem sie herbei rannte und Missey umarmte. "Endlich bist du zuhause!" Besonders Anna freute sich immer ihre große Schwester nach der Schule wiederzusehen. Sie selbst ging erst in die Grundschule und hatte nur wenig Unterricht. Zwar hatte sie ja noch ihren jüngeren Bruder, doch mit ihm zu spielen war nicht das gleiche wie Zeit mit Missey zu verbringen und das vermisste Anna jeden Tag, wenn Missey länger Schule hatte als sie. Das wusste Missey und auch sie liebte ihre kleinen Geschwister doch in diesem Moment war ihr die Nähe zu nah. Sie brauchte Abstand und Ruhe, oder sie würde noch überkochen und aus Versehen jemanden verletzen - außer das Opfer wäre John, dann wäre es wahrscheinlich Absicht. So schob sie ihre kleine, traurige Schwester von sich und ging wortlos die Treppe hinauf zu ihrem Zimmer, deren Tür sie mit einem lauten Knall schloss, vor dem sie sich regelmäßig selbst erschreckte. Daraus lernen tat sie allerdings nie.
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alexisloghman · 3 years ago
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Das Leben (mit) einer Bestie (Kapitel 2)
Man kann sich die Überraschung, ja den Schock des Mädchens vorstellen, als der Zug endgültig in den Bahnhof eingefahren war, sie aussteigen wollte und sich unerwarteterweise im Angesicht einer großen Menschenmenge befand. Von der sie sich auch noch angestarrt fühlte. Alle standen dort und sahen zu ihrer Tür. Keiner der Menschen regte auch nur einen Finger. Genauso wie Missey, die von den ganzen Eindrücken einfach nur überwältigt war. Erst die Augen des jungen Mannes und nun diese große Menschenmenge. Nun war so eine große Menschenmenge auch noch unüblich für ihre Haltestelle. Hier stiegen Menschen ein und aus, ja, aber nie so viele. In der Regel nur um die zehn Leute auf einmal. Missey eingeschlossen. "Hey, jetzt mach doch mal den Weg frei!", raunte sie ein Mann ein. Und plötzlich - so kam es ihr vor - war alles wieder normal. Zwar war die Menge an Menschen noch die gleiche, doch keiner von ihnen starrte ihre Tür an. Sie waren alle damit beschäftigt einzusteigen. Nun gut, doch, ein paar starrten sie an und zwar die Menschen, die gerne in die Tür einsteigen wollten, die sie so unhöflich blockierte. Erst da wurde Missey bewusst, wo sie grade stand und warum der Mann sie so böse ansah und anraunte. Sie lief rot an und lächelte verlegen. "Tut mir leid", murmelte sie, als sie endlich ausstieg und sich an den Menschen vorbei und weg vom Bahnhof drängte. Ja, den Jungen mit den interessanten Augen hätte sie auch fast vergessen hätte sie nicht in dem Moment die hellen, gelben Sonnenstrahlen auf dem Asphalt vor sich gesehen. Dieser reine Gelbton, die Wärme, die in dem Sonnenstrahl lag, erinnerte sie an diese beiden besonderen Augen. Und so drehte sie sich um, sah zum Bahnhof und hoffte noch einen kurzen Blick auf ihn zu erharschen, bevor sie diesen schönen Menschen wohl nie wieder sehen würde. Sie wollte sich vergewissern, dass sie sich diese durchdringenden Augen nicht auch nur eingebildet hatte. Doch als sie sich umdrehte, waren die Menschen noch immer mit dem Zug beschäftigt und es standen noch immer zu viele auf dem Platz, als dass sie den Jungen in dieser Menge hätte ausmachen können. Sie sah nur seine Freundin einsteigen und winken. Und so beschloss sie sich ebenfalls auf den Weg nach hause zu machen und den Jungen zu vergessen. Missey ging auf die Hauptstraße zu. Sie müsste sie nur überqueren, dann einmal in eine kleinere, schmalere Straße einbiegen, die mangels Straßenlaternen nur schlecht ausgeleuchtet war, und letztendlich nur gut huntert Meter laufen, bis sie zuhause wäre. Doch sie zögerte. Sie konnte einen Blick auf ihrem Rücken spüren. "Hey", vernahm sie eine sanfte Stimme hinter sich. Sie wollte sich umdrehen und sehen, von wem sie kam, doch sie traute sich nicht. Sie hatte Angst es könnten nicht die Augen sein, die sie gerne sehen wollte. Gott, Missey hätte sich kneifen können. Sie reagierte total über. Ja, der Junge war attraktiv, aber er war vergeben und er war ein völliger Fremder. Sie fühlte sich wie eine 14jährige, die über irgendeinen Boyband-Sänger schwärmte. Was ein Unsinn. Sie schüttelte den Kopf in der Absicht ihre Gedanken zu vertreiben und drehte sich schließlich um. Was sollte schon dabei sein, wenn es nicht der Junge sein sollte? Doch als sie sich umgedreht hatte und sich tatsächlich im Angesicht des jungen Mannes sah, stockte ihr der Atem. Er war von nahem noch hübscher, als sie im Zug gedacht hatte. Sein Gesicht hatte markante Züge, doch seine Haut sah weich aus. An seinem Kinn zeigten sich leichte Bartstoppeln. Es sah aus, als habe er sich heute morgen rasiert, aber sie seien bereits zu schnell nachgewachsen. "Hallo?" Das Mädchen vernahm eine Hand vor ihren Augen, die auf und ab winkte. Ihre Wangen wurden heiß und rot. "J-Ja?", murmelte sie leicht stotternd, als ihre Augen sich von seinem Kinn lösten und seine Augen fanden. So schöne Augen. "Hi, ich bin Nick." Er streckte seine Hand zu ihr aus und nach kurzem Zögern - Missey war einfach zu überwältigt von diesem Menschen - nahm sie sie an und stellte auch sich selbst vor: "Missey." Diesmal brach ihre Stimme nicht wie beim ersten Mal. Doch ein leichtes Kribbeln schien sie zu durchfahren, als sie seine Hand berührte. Ach was, das musste sie sich eingebildet haben. "Cool." Der Junge hatte ein schönes Lächeln. "Ich suche die nächsten Tankstelle. Könntest du mir sagen, wo die ist?" Sein Lächeln war wirklich verzaubernd. "Hallo?" Er entzog seine Hand ihrer und wedelte damit erneut vor ihren Augen, dabei lachte er leise und nett. Er lachte sie nicht aus, er war nur amüsiert darüber, was für eine Wirkung er auf sie hatte. Missey schüttelte erneut den Kopf und blinzelte etwas zu heftig. Als sie sein Lachen sah, lief sie erneut rot an. Man hätte meinen können diese Farbe sei ihr normaler Hautton, oder sie habe einen Sonnenbrand im Gesicht. "Äh, ähm, ja klar,", sagte sie verlegen, als sie wieder vollends zur Besinnung gekommen war, "ähm.. du gehst hier die Hauptstraße entlang, immer weiter gradeaus, bis du zu einer Ampel kommst. Da musst du rüber und dann nochmal nach rechts. Da sollte eine Tankstelle sein, wenn ich mich nicht irre." Missey war etwas stolz auf sich, dass sie diese langen Sätze hatte sagen können, ohne dass auch nur einmal ihre Stimme versagte, oder sie vor Nervosität stotterte. Der junge Mann lächelte sie an und sagte mit einem sanften Nicken: "Vielen Dank, Missey." Dann verschwand er in die beschriebene Richtung und lies eine verzauberte und verwirrte Missey zurück.
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alexisloghman · 3 years ago
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Das Leben (mit) einer Bestie (Kapitel 1, geschrieben 2013, überarbeitet ab 2019)
Nachhilfe. Mal wieder. Oh, wie sehr sie Latein hasste. Diese ganzen Worte und die schier endlose Grammatik mit ihren gefühlt tausend Ausnahmen bereiteten Missey immer Kopfschmerzen. Doch zu ihrem Glück war die Stunde endlich vorbei und sie wurde in die Freiheit entlassen. Das Mädchen kramte ihren Geldbeutel aus ihrer Schuldtasche und gab Mark, ihrem Nachhilfelehrer, sein Geld. Sieben Euro. Wie jede Woche. Dann gingen sie zusammen zum Bahnhof. Wie jede Woche. Das ging nun schon einige Monate so. Engagiert wurde Mark eigentlich, um Missey in Latein zu helfen. Doch da war ihr nicht mehr groß zu helfen und so kümmerten sie sich auch hin und wieder um Mathematik und Physik. Alles das, was Missey nicht konnt, konnte Mark hingegen sehr gut. Sie waren das perfekte Nachhilfe-Duo. "Ich versteh das mit dem PPP irgendwie nicht", murmelte Missey schließlich niedergeschlagen. "Doch, du kannst das Alles. Du konzentrierst dich nur nich genug. Aber das wird schon." Daraufhin verdrehte Missey die Augen: "Wie soll ich mich nach fünf Stunden Unterricht und zwei Stunden auf dich warten denn noch groß konzentrieren?""Wird schon", wiederholte er nur heiter, während sie zielstrebig auf den Bahnhof zusteuerten. Der Weg von Misseys Schule bis zum Bahnhof war nicht sonderlich weit. Sie brauchten vielleicht zehn Minuten, um ihn schließlich zu erreichen. Eher ein paar Minuten länger, da Missey nicht gerne schnell lief. Auch am Bahnhof mussten sie nicht lange auf den Zug warten. Meistens, so wie heute, stand er bereits auf dem Gleis. Seine Türen waren schon offen und die Beiden konnten direkt einsteigen. Missey bog rechts ab ins Fahrradabteil und setzte sich auf einen der vielen Klappsitze. Wie immer folgte Mark ihr und setzte sich ihr gegenüber hin. Jede Woche das gleiche Spiel. Sie schwiegen sich eine Weile an. Grade war nicht viel zu sagen übrig, schließlich hatten sie sich während der zwei Stunden Nachhilfe bereits ausführlich unterhalten und Witze gemacht. Und trotzdem hatte der junge Mann es währenddessen geschafft das Thema immer wieder zurück auf die Schule zu lenken. Und auch jetzt brachte er das Thema wieder auf: "Denk dran für Donnerstag Lektion 48 zu lernen. Du schreibst einen Test am Freitag, dann kann ich dich vorher noch einmal abfragen." Missey nickte nur. Sie hatte weder Lust auf den Test noch auf das Lernen. Aber es musste sein. Das wusste sie selbst. Außerdem war Mark ein viel zu positiver Mensch als dass sie ihm übel nehmen konnte, dass er sie ständig zum Lernen ermahnte. Immerhin wurde er ja auch dafür von ihren Eltern bezahlt. Dass sie sich freundschaftlich so gut verstanden war Glück. Aber dass diese Freundschaft nicht für die Ewigkeit halten würde war ihr leider auch bewusst. Der Junge war mit seinen zwanzig Jahren gut vier Jahre älter als sie. Sie hatte Glück, dass er nach der Uni noch Zeit hatte sie in ihrer Schule zu treffen, um sie zu unterrichten. Und besonders großes Glück hatte sie, dass er mit dem selben Zug fuhr wie sie, fand sie, denn so konnten sie häufig noch ein paar Witze machen, auch wenn sie nur wenige Stationen mit ihm fahren konnte bis sie den Zug wieder verlassen musste. Ja alles in Allem kann man sagen, dass Missey sehr großes Glück hatte, dass Alles so kam, wie es kam. Nächste Haltestelle Crescent, New Orleans. Ausstieg in Fahrrichtung rechts. Das war ihre Haltestelle. Das Mädchen stand gelangweilt auf, hob ihre Schultasche auf ihre Schulter und schloss ihre Kopfhörer an ihr Handy an. Auch wenn es nach dem Aussteigen nur fünf Minuten waren bis sie zuhause sein sollte, hörte sie in dieser Zeit gerne noch etwas Musik. Es entspannte sie und machte sie glücklich. Sie sah zu Mark, schenkte ihm ein kleines Lächeln während sie einen ihrer Ohrstöpsel in ihr rechtes Ohr steckte und murmelte ein freundliches "Bis Donnerstag". Der blonde Junge nickte lächelnd zurück und stand ebenfalls auf, um sich in einen der Vierer weiter vorne im Zug zu setzen. Denn eigentlich saß er gar nicht so gerne auf den Klappstühlen. Er tat das nur, weil Missey gerne da saß und er sich freute, wenn Menschen um ihn herum glücklich waren. Missey schaltete ihre Musik an und steckte auch den anderen Ohrstöpsel in ihr anderes Ohr während sie die wenigen Schritte zur Tür ging und betrachtete die Umgebung aus dem kleinen Fenster heraus, darauf wartetend dass der Zug endlich in den Bahnhof einfuhr. Neben den ganzen blühenden Pflanzen, die schließlich von Beton abgelöst wurden, fiel ihr plötzlich ein Junge auf eben diesem Bahnsteg auf. Ein sehr gutaussehender Junge. Relativ muskulös, groß, vielleicht 17 oder 18 Jahre alt und brünette. Exakt Misseys Typ. Ein paar Schmetterlinge regten sich in ihrem Bauch bei seinem Anblick. Was ein Mann... Leider mit Freundin im Arm, die er auch noch in genau dem Moment küsste, als er den Zug einfahren sah. Na super. Missey seufzte und wollte grade ihre Augen auf ihr Handy lenken, um nicht zu viele Schmetterlinge sterben fühlen zu müssen, da sah der junge Mann auf und ihr direkt in die Augen. Ein Zufall, doch das Mädchen überlief sofort ein Schauer. Ihr Körper wurde eiskalt. Doch nicht vor Kälte, oder Angst. Es war eine Kälte, wie man sie sich im Sommer herbeisehnt. Gepaart mit einem überreagierenden Herzen. Typisch für ein 16 jähriges Mädchen, würde man denken, doch das hier fühlte sich anders für sie an. Sie kannte das Gefühl belangloser Schwärmereien. Aber das hier. Das war mehr. Schicksal. Missey musste schmunzeln als sie diese Worte dachte. Ja, sie war schon ziemlich durchgeknallt. Natürlich war sowas kein Schicksal. Er war einfach nur ein attraktiver Mann und sie wünschte sich er wolle sie ebenso sehr kennenlernen, wie sie ihn. Natürlich aussichtslos, schließlich hatte er offentlichtlich eine Freundin. Also, reg dich mal ab, Missey, dachte sie und schüttelte ihren Kopf. Doch ein Bild wollte ihr dabei nicht aus dem Kopf gehen: die gelben Augen des Jungen. Gelbe Tore zu der Seele eines ganz anderen, animalischen Wesens.
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alexisloghman · 3 years ago
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Das Haus das Seelen fraß (Kapitel 6)
Die beiden Beamten sahen zu Carters Fenster hinauf. Es war klar, dass sie zu ihm wollten. Das konnte er selbst von seinem Versteck aus sehen. Sein Schicksal war also besiegelt: Er musste sich aus der Stadt schleichen und sich ein neues Leben aufbauen. Ohne zu zögern ging Carter seinen Gang zurück und kletterte so leise er konnte durch das Holz zurück in seinen sicheren, dunklen Gang. Nicht nur war dieser Gang eine gute Abkürzung, sondern auch das perfekte Versteck. Zwar nicht für Carter selbst, denn er musste essen und früher oder später würde man ihn dann doch erwischen, wenn er den Gang verließ, aber für seine kleine Sammlung. Der junge Mann kniete sich nieder und hob einige Steine zur Seite, ganz in der Nähe des Holzes. Eingelassen in eine der Hausmauern um ihn herum, direkt hinter den Steinen, die er zur Seite räumte, befand sich eine Vertiefung, ein Loch in der Mauer, das jedoch nicht bis zur anderen Seite durchdrang. In diesem Loch hatte Carter seine Schatulle versteckt. Genau für Situationen, wie diese. Lächelnd nahm Carter sie heraus und öffnete sie. Der Anblick bereitete ihm eine noch größere Freude, als nur der Gedanke an seine Taten. In seiner Kiste befanden sich neben Micks Zähnen noch einige Haarsträhnen, Fingernägel, oder ganze Finger. Nun konnte er auch Carters Brief hinzu legen. Auch wenn es keine Trophäe war, wie er sie gerne gehabt hätte, es war doch immerhin eine. Und auch, wenn gar nicht er die Tat hatte ausführen können, immerhin musste er nun dafür büßen. Im Gegenzug verdiente er diesen Brief also doch - als Trophäe. Carter schloss die Schatulle und wickelte sie in seine schwarze Jacke ein. Nun musste er gut planen. Wie konnte er die Stadt unbemerkt verlassen? Er wusste es gab hier Tunnel, doch konnte er sich sicher sein, dass dort keine Polizisten waren? Oder zumindest keine mit Schusswaffen? Mit zwei normalen Männern, ohne solche unfairen Mittel, kam er gut zurecht. Er war mitlweile so geübt in dem, was er tat, dass wenige Schläge genügten, um seinen Gegner auszuknocken. Und wenn er die Zeit hatte, benötigte er auch nur wenige Minuten um sich ihrer anzunehmen und ihre Energie zu verinnerlichen. Würgen ging dabei meistens am schnellsten und es war für seine Schnelligkeit doch sehr befriedigend. Carter liebte es das pulsierende Blut unter seinen Fingerspitzen zu spüren. Der Mann schüttelte seinen Kopf. >Konzentration, Carter. Erstmal aus der Stadt verschwinden, dann finden wir in der neuen Stadt sicher ein gutes neues erstes Opfer, um unseren Einzug einzuweihen.< Carter nickte lächelnd. Das klang nach einem guten Plan. Ob Carter eine fremde Stimme hörte, oder das einfach seine eigenen Gedanken waren und er zu sich selbst sprach, war selbst ihm nicht ganz bewusst. Aber es war ihm auch egal. Wen interessierte schon wessen Stimme das war? Sie hatte in der Regel Recht und solange das der Fall war, könnte es die Stimme des Teufels sein, Carter würde ihre Ratschläge begrüßen. Auf Zehenspitzen schlich Carter auf die belebte Gasse zu. Er musste nur unbemerkte aus der Gasse in die Menge geraten, dort seinen Kopf tief halten und sich von der Strömung der Menschen bis zur übernächsten Gasse tragen lassen. Dort befand sich ein Eingang zu den Tunneln, der weit genug von seiner Wohnung entfernt, aber nah genug an seiner aktuellen Position war, damit er nicht geschnappt werden würde. Und so geschah es auch. Carter wartete noch einige Sekunden, dann nutzte er die Gelegenheit eines vorbeilaufenden Paares. Er versteckte sich hinter dem großen Mann und ging mit einer unverdächtigen Selbstverständlichkeit einen Meter hinter dem Paar die große Straße entlang. Hier hatte es jeder eilig und entsprechend schnell war Carter bei der nächsten und schließlich bei der übernächsten Gasse angelangt. Ohne ein weiteres Wort oder eine sonst auffällige Bewegung, verschwand Carter fließend in der grauen Gasse. Keiner hatte wahrgenommen, dass der blonde Mann überhaupt nur dort gewesen war. Diese Gasse war nicht so dunkel, wie seine liebste, aber dunkel genug. Nun musste er nur noch wenige Meter weitergehen, bis er das Ende der Sackgasse erreichte. Am Ende des Ganges befand sich eine Falltür unter einem großen Haufen Mülltüten. Diese Falltür führte in einen der stillgelegten U-Bahn-Tunnel. Sie war einmal für die Mitarbeiter gewesen, damit diese schnell in den gewünschten Streckenabschnitt einsteigen konnten und entsprechend gab es diese Zugänge in jedem der Tunnel. Auch in einem außerhalb der Stadt und genau zu diesem wollte Carter.
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alexisloghman · 3 years ago
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Das Haus das Seelen fraß (Kapitel 5)
Natürlich war Carter nach diesem Vorfall nicht mehr zur Schule gegangen. Zu groß war das Risiko gewesen, dass Micks Schwester ihn an die Polizei verpfiffen, oder dass jemand anderes außer den drei Zeugen mitbekommen hatte, was er getan hatte. Jemand, der seine Drohung nicht gehört hatte, oder der sich vielleicht sogar nicht einschüchtern ließ. Und ohne zu wissen, ob dort noch ein weiterer Zeuge gewesen war, hätte Carter diesen nicht beseitigen können. Das Risiko war einfach zu hoch gewesen. Sein Vater hatte damals sein Verhalten gelobt. Er hatte gesagt, er bewundere, dass sein Sohn bereits so früh für sich einzustehen wusste. Bevor er ihn schließlich in eine andere Stadt geschickt hatte. In dem Wissen, dass sein Sohn nun auch gut ohne seine Hilfe zurecht kommen würde. Und das war Carter. Seit heute war er zwar arbeitslos und seine Obdach würde er wohl ohne Geldeingang auch nicht lange behalten können, doch er war nicht wehrlos, oder gar schwach. Carter war niemals schwach. Und selbst wenn er einmal anfangen sollte zu schwächeln, es bedarf nicht viel um Macht zu erlangen. Das Ansehen seiner ein oder anderen Trophäe war in der Regel bereits genug und sollte es das einmal nicht sein... es gab genügend Obdachlose auf diesen Straßen, genügend schwache Frauen in den dunklen Gassen... Carter wurde immer fündig, wenn er suchte. Er lächelte wieder, als er sich an den Tag erinnerte, an sein erstes Mal. Dieses befriedigende Gefühl vollkommener Macht. Ja, Carter dachte sehr gerne an diesen Tag zurück. Auch wenn immer die Sorge mitschwang, man könne ihm noch auf die Schliche kommen. Jeder seiner folgenden Morde war durchdacht. Der Ort war versteckt, oder das Opfer der Gesellschaft egal. Zu gerne würde Carter einmal einen mächtigen Menschen töten - was musste das für eine Macht sein, die dann durch seine Adern fließen würde... Der Tod eines Königs brachte sicher eine noch größere Befriedigung, als die eines jeden anderen Menschen... - doch das war sehr riskant und aktuell konnte er dieses Risiko noch nicht eingehen. Erst musste er sicher gehen, dass man seinen ersten Mord niemals aufklären würde. Danach war er immer vorsichtig gewesen, hatte nie Aufsehen erregt... bis zum Fall Tom Frank. Toms Reise hatte er nicht gut genug durchdacht. Er hatte nicht in Erwägung gezogen, dass die Gaianer ihn verschonen könnten, dass er fliehen könnte. Seine Stirn legte sich in Falten. Leichte Unruhe breitete sich in seinem Körper aus. Tom hatte einen Brief an ihn geschrieben gehabt und nicht nur sein Chef kannte ihn, sondern auch die Polizei. Es würde sicher nicht lange dauern, bis sie erkennen würden, dass an Toms Version etwas wahres sein könnte. Und dann würden sie sicher auch Carter verdächtigen... Nervosität erfasste den jungen Mann. Er mochte seine Stadt. Sie war nicht seine Heimat, aber sie war sein Zuhause. Er kannte hier jede dunkle Gasse, jeden verschlagenen Winkel und nirgends sonst konnte er so gut nach neuen Opfern ausspähen, wie von seiner Wohnung aus. All das wollte er nicht aufgeben, doch... war er wirklich bereit seine Freiheit zu riskieren? Wenn sie ihn für Tom verurteilen würden, würde sich sicher auch einer der Zeugen von damals melden und wenn man ihn für zwei Morde verurteilen würde... Natürlich, auch in Gefängnissen konnte man töten, aber all der Tod dort würde nicht die Machtlosigkeit aufwiegen können, der er erliegen würde, wenn er seine Zelle nicht würde verlassen können... Verärgert schlug er gegen die kalte Wand. "Verdammter Tom Frank!", knurrte er wieder. "Nur du hast mir das eingebrockt. Du verdammter, törichter alter Mann! Nur wegen dir muss ich nun mein Zuhause verlassen..." Bei den letzten Worten erfüllte Carter fast so etwas wie Trauer. Carter knirrschte mit seinen Zähnen und stapfte frustriert den Rest der Gasse entlang. Durch den letzten Teil musste er sich fast durchquetschen, so eng war der Gang geworden. Er war nicht dafür gedacht gewessen, dass Menschen hier entlang gingen, aber für Carter war es der kürzeste und unbemerkteste Weg nach Hause. Er musste nur von der belebten Straße in diesen Gang verschwinden. Hier gab es keine Laternen und er wand sich einige Male, bis er schließlich zu schmal für einige Leute wurde. Hier ging sonst nie jemand lang. Er hob einen Holzbalken hoch und krabbelte hinaus in einen weiteren Gang. Dieser war bereits etwas heller, doch immernoch unbelebt genug, dass niemand jemals bemerkt hatte, dass er häufig hinter dem Holz hervor kroch. Nun musste er nur noch den Gang durchqueren und dann konnte er bereits, wenn er nach links sah, seine Wohnung erkennen. Doch als er heute dort hin sah, vernahm er genau das Bild vor dem er sich gesorgt hatte: Vor seinem Haus standen zwei Polizisten.
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