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davidjerusalem · 10 years
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"Es ist an der Zeit..."
In Israel laufen Dinge manchmal etwas anders als man es erwartet. Ich meine nicht etwa die unterschiedliche Kultur oder andere Gepflogenheiten, das habe ich bereits impliziert. Nein ich meine den Konflikt, denkt man ein Durchbruch bei den Friedensverhandlungen ist zum Greifen nahe, die frohe Botschaft einer unbegrenzten Waffenruhe schon als Push-Nachricht auf seinem Handy erwartend, findet man sich im Treppenhaus wieder und zählt die Sekunden bis zur Explosion. So geschehen gestern Abend überraschenderweise in Jerusalem. Viele hatten schon nicht mehr damit gerechnet, das Thema gar abgeschlossen, da die Verhandlungen nicht schlecht aussahen. Dann schoss die Hamas vor Beendigung des vorläufigen Waffenstillstandes, Israel antwortet und alles geht scheinbar von vorn los.
Als ich heute morgen aufwache, trägt mein dauer-vibrierendes Handy die Hauptschuld daran. Die Benachrichtigungs-App "Zewa Adom" zu deutsch Alarmstufe Rot, die anzeigt wo genau in Israel gerade Raketenalarm ist, hat die ganze Nacht durchgeklingelt und das wird sie auch noch den ganzen Tag über. Israel steht unter dem schlimmsten Beschuss seit Wochen.
Es sind die letzten Tage für mich hier im Land und ich möchte euch eigentlich ein paar schöne letzte Eindrucke von diesem Land mitgeben, denn diese machen den Hauptteil dieses Jahres aus. Dennoch möchte ich ein paar Dinge erzählen, aus dieser letzten Episode meines Jahres.
Hier in Jerusalem haben wir vom Krieg wenig mitbekommen, bis auf die, im Vergleich zu Städten wie Ashdod oder Ashkelon, wenigen Raketenangriffe hier lief der Alltag sehr normal weiter. Die Schule ging weiter, genauso das Leben auf der Straße.
Doch manchmal war es dann doch nicht mehr so fern. Zum Beispiel bei der Beerdigung eines gefallenen Soldaten. Mein Mitbewohner Moritz und ich gingen dort hin um Solidarität zu bekunden, um anwesend zu sein, der Familie das Gefühl zu gegeben, dass sie nicht alleine sind mit ihrer Trauer. Was mit genau diesen Phrasen begann entpuppte sich sehr schnell als idealistische Naivität. Es waren sehr viele Menschen auf dem Soldatenfriedhof am Hertzel Berg anwesend, um dem 20-jährigen Liel Gidoni, Soldat der Givati Brigade zu gedenken. Sie kamen wahrscheinlich aus den gleichen Gründen wie wir. Es wurde gesungen, gebetet und verschiedene Menschen hielten Reden, die wir mit unserem Schmalspur-Hebräischkenntnissen doch teilweise verstanden.
Wir verstanden den besten Freund von Liel, der seinen Freund als neugierigen, fröhlichen Menschen beschrieb, der sich mit ihm auf ein Bier traf und dann auch schon mal zwei trank.
Ich schaute während den Reden immer wieder zu Moritz herüber der neben mir in der prallen Sonne stand. Uns beiden wurde immer deutlicher wer hier gestorben war und was er für eine Person war. Es war nicht einfach ein Soldat der im Kampf für sein Land sein Lebe ließ. Liel war so alt wie wir, er tat das selbe in seiner Freizeit wie wir, er war eben ein ganz normaler junger Erwachsener. Nur lebte er in einem Land, in dem Frieden nicht zum Alltag gehört und in dem man deshalb zum Militär gehen muss.
Dann hielt sein Bruder eine Rede. Er fragte seinen verstorbenen Bruder was er jetzt ohne ihn machen soll. Diese Rede klingt immer noch in meinem Kopf und wird wahrscheinlich auch den vielen Anwesenden lange im Gedächtnis bleiben.
Diese Szene der Trauer hervorgerufen durch den Krieg.
Eine Familie die ihren Sohn verliert.
  Wir die Wehrdienstverweigerer im Geiste stehen unseren gleichaltrigen Freunden gegenüber, die schon zwei Kriege mitgemacht und etliche erleben mussten. Man lernt den Wert von Frieden schätzen.
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davidjerusalem · 10 years
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Träne im Auge...-und andere letzte Male
Ich verlasse den Eingang unserer Schule im Bewusstsein das ich sie, am darauffolgenden Tag ein letztes Mal betreten und wenn ich sie dann verlasse, so schnell nicht mehr zurück kehren werde. Wenn ich sagen würde mir hätte die Arbeit Spaß gemacht und ich hätte ein tolles Jahr gehabt, dann lüge ich nicht, dann untertreibe ich maßlos. Ein Jahr voll Sicherheit eines geregelten Alltages, eines festen Jobs und von festen Arbeitszeiten. Ein Jahr geprägt durch Menschen, die unterschiedlicher nicht seien könnten, manche ließen mich an ihrer Familie teilhaben. Ein Jahr voller Geschichten, die jede für sich so verrückt waren, wenn sie mir jemand vorher erzählt hätte, hätte ich nicht ein Wort geglaubt.
All das werde ich zurücklassen.
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Auf dem Bild seht ihr Alon und mich als Schatten, das ist jenes Bild was meine Netzhaut nicht mehr so schnell verlässt, die Symbolträchtigkeit brennt es fest ein. Alon (der linke Schatten) scheint mir zu zuwinken oder mich vom gehen abhalten zu wollen und überhaupt wann wird mein Schatten hier wieder zusehen sein, wann wird sich meine Silhouette auf dem heißen Pflaster des Schulhofes abzeichnen?
Klar ist das ich zurückkehren möchte, aber das wird niemals wieder in einer vergleichbaren Form wie heute sein.
In die Trauer mischt sich auch die Angst und die Neugier, die mir mit einem Neubeginn bevorsteht. Waren doch die Jahre meiner Schulzeit geplant und das meist bis zu fünf Jahre in die Zukunft, verkürzt sich dieser sicher Zeitraum nun auf wenige Wochen. Was passiert dann mit mir, was werde ich dann erleben?
  Dann kommt der letzte Tag, ich verlasse die Schule und mir rollt langsam eine Träne die Wange hinab.
Ich werde noch zwei Wochen in diesem Land verbringen und Urlaub machen, doch dann endet für mich eine wundervolle Zeit. Zu guter Letzt sage ich mir aber, dass dieses Ende den Beginn einer langen Freundschaft beschreibt, mit einer wundervollen Kultur, mit einem spannenden Land und mit den freundlichsten Menschen.
  Ich werde meine Arbeit hier niemals vergessen.
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davidjerusalem · 10 years
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Medienoffensive
Neue Westfälische vom 8.8.14 "Ein Alltag mit Kriegssierenen"-Porträt eines Israel-Freiwilligen von Jens Reichenbach
Trotz Gaza-Konflikt: Frewilligen Dienst in Israel "Wenn nicht jetzt, wann dann?!" heute-Nachrichten von Christopher Drose
Die obenstehenden Links führen euch zu zwei Berichten über meinen Freiwilligen Dienst und die aktuelle Situation inIsrael. Ich finde sie sehr gelungen, besonders der Erste ist lesenswert, wenn man meine Meinung zum Konflikt verstehen möchte.
Beide Artikel sind mir sehr wichtig, da ich durch diese Plattform, meine Perspektive in eine breitere Öffentlichkeit tragen kann. Für mich ist das in der letzten Zeit immer notwendiger geworden, da sich in der deutschen Gesellschaft vermehrt antisemitische Meinungen und Strömungen verbreiten und ich es wichtig finde in dieser Richtung Aufklärung zubetreiben oder zumindest eine Gegendarstellung zuliefern. Wenn ich damit auf regionaler Ebene etwas erreichen kann bin ich zufrieden.
Liebe Grüße
David
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davidjerusalem · 10 years
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Thanks to the 72 hours cease-fire agreement, work today looked like this. / Dank des 72 Stunden Waffenstillstandsabkommen, sah meine Arbeit heute so aus.
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davidjerusalem · 10 years
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Als ich vor über einer Woche meinen Bruder zum Geburtstag überraschte und ihn und meine Eltern für fünf Tage besuchte, war es auch eine willkommene Pause für mich eine Zeit in der Heimat zu sein und mich zu erholen. Da es mal wieder Zeit wird etwas Musik zu Posten, möchte ich euch heute etwas vorstellen, was für genau dieses Gefühl der Erholung und des Zuhauseseins sorgt. Brathering Inc. ist die Band, die mein Bruder mit ein paar guten Freunden gegründet hat und deren Musik mich deshalb auch immer an ihn erinnert. Vom Stil her würde ich sie als recht folkig bezeichnen, es geht auf jeden Fall sehr gut ins Ohr und ist einfach nur super anzuschauen wie viel Spaß sie zusammenhaben. Ruben, du bist das größte für mich und das beste Geschenk was Mama und Papa mir je machen konnten.
Klickt auf die Überschrift um euch das Video anzuschauen.
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davidjerusalem · 10 years
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Sirenen über Jerusalem
Da ist es nun doch das Thema Sicherheit, jenes Thema über das Ich 10 Monate erfolgreich nicht geschrieben habe, kein Wort erwähnt habe.
Über das ich jetzt aber gezwungenermaßen ausführlich berichten sollten, um euch eine Bewertung der jetzigen Sicherheitslage von Außen möglich zu machen.
  Was bedeutet das, Sicherheit in Israel?
Waffen im Alltag sind keine Seltenheit. In der Bahn, im Bus und in der Altstadt, sie gehören zum Stadtbild wie Schläfellocken und Hüte, okay das mag jetzt auch erst mal selten sein in einer europäischen Stadt. Aber es gibt Geschichten von Soldaten die einschliefen und ihr Gewehr gegen des Nachbars Gesicht drückten und einen Abdruck hinterließen. Also Waffen sind präsent und irritieren mich nicht mehr im Alltag.
Allgemein kann man sagen das sich die Unterschiede der Sicherheit zu einem mitteleuropäischen Land in zwei Gruppen unterteilen lassen. Es gibt die erlebbaren Differenzen und nicht erlebbaren, nur durch die Medien zu erfahrenden Unterschiede. Mit erlebbaren ist zum Beispiel beschriebene Situation mit den Waffen gemeint, also alles was ich selber schon einmal mitbekommen habe. Das sind Sicherheitskontrollen, sei es an Malls oder Busbahnhöfen, genauso wie verdächtige Objekte die gefunden werden und um deren Beseitigung sich die Polizei kümmert. Viele, die das Land Israel besuchen und solch ein Vorgehen zum ersten Mal sehen, sind schockiert und fragen ob diese allgemeine Präsenz nicht Angst machen würde. Genau das Gegenteil ist der Fall, es gibt vielen Menschen hier das Gefühl von Sicherheit und es schützt sie ebenfalls vor der Lähmung in der Ausführung des normalen Lebens, die sie während der ersten und zweiten Intifada erlebt haben. Es hilft ihnen einfach ein geregeltes Leben zu führen ohne ständig mit Sorge durch den Tag zu rennen.
Das andere sind die nicht erlebbaren Dinge, wie Raketenangriffe oder Militärbewegungen (Stand 8.7.2014/ Anmerkung: In Israel sind Nachrichten nach fünf Minuten nicht mehr aktuell, wie der Text zeigen wird), von denen wir nichts mitbekommen, weil wir mit der Stadt Jerusalem einen kleinen Standortvorteil, was die Reichweite der Raketen angeht, haben. Über diese Geschehnisse lesen wir jeden Tag im Internet und momentan verschärft. Das hat folgenden Grund:
Nach dem vor knapp drei Wochen drei Jugendliche Israelis, zwei 16, einer 19 in der Nähe von Hebron vermutlich von Mitgliedern der radikal-islamischen Hamas entführt wurden und zwei Wochen später, erschossen unter einem Steinhaufen in der Westbank gefunden worden sind. Hat sich die Stimmung im Land etwas verändert, wochenlang war die Chatofim (Entführung) Thema in den Medien, in der Öffentlichkeit und auch in meiner Schule. Die Angst um die Jungen und eine erneute Welle der Gewalt hat viele beschäftigt. Dann fand man die drei unweit der Stelle an der sie, beim trampen entführt wurden. Wut mischte sich in die Trauer, die einige wenige Radikale Fundamentalisten dazu bewegte arabische Mitbürger aufzuspüren. Ihnen wurde gedroht sie wurden beschimpft und in manchen Fällen auch verletzt. In der gleichen Nacht bzw. am frühen Morgen des nächsten Tages fand man die Leiche eines 16 im Westen Jerusalems in einem Waldstück. Die Hintergründe der Tat sind noch nicht geklärt. Aufseiten der Palästinenser wurde aber schnell der Zusammenhang der Gewalt durch Radikale Juden in der Nacht und dieser Ermordung hergestellt, viele Israelis habe Angst wenn sich diese Meldung als richtig erweisen sollte. Mein Klassenlehrer sagte völlig niedergeschlagen am nächsten Tag dazu folgendes: "Wir können uns doch jetzt nicht alle gegenseitig umbringen, was sind das für Menschen die Müttern ihre Kinder wegnehmen und sie töten?" und weiter "wenn wir Juden wirklich diesen palästinensischen Jungen getötet haben, dann stehe Gott uns bei."
(Das steht mittlerweile fest, die Angeklagten haben gestanden.)
In Ostjerusalem kam es noch bevor bekannt wurde unter welchen Umständen der Jugendliche umkam zu gewaltsamen Auseinandersetzungen, die sich im Verlauf der Woche in viele arabische Städte verbreitet hatte. In Jerusalem wurden Bahnhaltestellen im Osten zerstört, Jugendlich lieferten sich Straßenschlachten mit der Polizei, es gab Verletzte.
 Was nun seit ungefähr Sonntagabend hinzukommt ist der vermehrte Raketenbeschuss aus dem Gazastreifen. Nur zum Verständnis und zur Einordnung, man hört vielleicht im Monat zwei Mal, dass eine Rakete den Weg über die Grenze schaffte. Ab Sonntag waren es in einer Stunde 18 Raketen, und das war noch längst nicht der Zenit. Gestern Abend, nach Mitternacht kam man auf eine Anzahl von 85 Raketen in einer Stunde, deren Reichweite sich nun nicht mehr nur auf Städte wie Sderot oder Ashkelon beschränkte, sondern jetzt auch Ashdot und Beer Sheva. Als Reaktion zog die Israelische Armee 1500 Reservisten gestern und heute weitere 40.000 an der Grenze zu Gaza zusammen.
Wir sind nicht sicher wie wir die Lage hier bewerten sollen, aber eine Bodenoffensive scheint nicht mehr unmöglich zu sein. Während ich das hier schreibe waren in Tel Aviv zweimal die Sirenen zu hören.
  Genau als ich den vorhergehenden Satz beendet habe, höre ich sie, die Sirene. Ich zittere kaum in der Lage diesen Satz zu Ende zu schreiben. Ich bin in unserem Gästehaus und das bedeutet wir müssen die Gäste informieren den Bunker zu betreten. Der Schutzraum ist gleichzeitig die Küche, also kein Ort an dem man sich Unwohl fühlen muss. Wir warten. Dann nach einiger Zeit hören die Sirenen auf, während die letzten Gäste eintrudeln. In der Aufregung hatte ich nicht gemerkt das ich der erste im Bunker war. Im Begriff zu gehen, da keine Sirenen mehr zuhören waren hielt mich mein Kollege auf. Er meinte man müsse noch einige Sekunden abwarten und tatsächlich, nach wenigen Sekunden hörten wir die Explosionen der abgefangenen Raketen. Mein Kollege beruhigt mich er kommt aus dem Süden, für ihn ist es Alltag. Wir verließen den Bunker und das Adrenalin sank wieder, langsam beruhigte ich mich.
  Dieser Text ist in der letzten Woche über mehrere Tage entstanden, mit der Intention, euch die Gewissheit zugeben das es mir gut geht. Und mir geht es auch weiterhin gut.
Die Lage ist unserer Einschätzung nach nicht außer Kontrolle, und die Gefahr absehbar für die Menschen hier, und auch für die Botschaft in Tel Aviv, mit der unsere Organisation im regen Austausch steht.
  Wir bleiben dran.
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davidjerusalem · 10 years
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Und es brennt!
Das erste Mal rieche ich es in der Arbeit in Talpiyot, eine Mischung aus verbranntem Kiefernholz und trockenem Sandboden. Eine Randnotiz in meinem Wahrnehmungshorizont. Sie wird wieder hervorgerufen durch eine Kollegin die zu mir sagt, dass es im Stadtteil Kiryat Yovel und Ein Kerem brennt, der Stadtteil in dem wir wohnen. Der Wald steht in Flammen. Auch wenn es ein Stück zwischen Nutzholz und unserer Behausung ist, war mein Argwohnen geweckt. Nach Feierabend in der Schule, fuhr ich noch Judith besuchen. Auf dem Weg dorthin sah ich die riesige Wolke aufsteigen, gelblich und es roch überall wie auf einer Profigrillparty, bei der teuer-importiertes Kieferholzextrakt verbrannt wird, um dem Fleisch eine exquisite Note zu verpassen. Die Außentemperatur betrug an die 33 Grad und in diesem Fall war ich der fette Braten, für einen Augenblick überlegte ich ein Stück zu probieren, erinnerte mich dann aber an eine Folge der wunderbaren Kochsendung: "Beef Buddies" (ZDFneo), in der die Zartheit des Fleisches gleichgestellt wurde mit der Maserung. Je feiner die Maserung desto mehr ist das Tier gelaufen, in dem Punkt hatte ich einiges nachzuholen. War diese Fantasie ein Anzeichen für einen Sonnenstich oder eine Rauchvergiftung, oder beides?
Ich stieg in den Bus und fuhr nach Gilo zu Judith, Gilo ist ein Stadtteil etwas außerhalb von Jerusalem auf einem Berg. Man hat also einen guten Überblick über die Stadt. Von dort konnte ich die Rauchsäule gut sehen, sie verschluckte die Hälfte von Kiryat Yovel und zog ihren gelben Schleier über die ganze Stadt. Selbst das hässlichste Gebäude Jerusalems war nicht mehr zu sehen, das Hochhaus "Holyland", für dessen Errichtung der damalige Bürgermeister Ehmud Olmert nun höchstwahrscheinlich ins Gefängnis muss, nicht weil es so hässlich ist, obwohl das auch ein Grund hätte seien können (hatte ich erwähnt das, das Gebäude wirklich sehr hässlich ist?). Zitat: "Den schönsten Blick über die Stadt hat man von dem Gebäude,  weil man Es dann nicht mehr sieht." Nein Herr Olmert hatte sich mit diesem Gebäude eine solide finanzielle Grundlage für sein Altwerden geschaffen, ungefähr soviel, dass er sich für die nächsten Jahrzehnte, ein Team aus Sterneköchen halten könnte, die ihm jeden Tag einen 10 Kiloeimer des besten Humus zaubern.
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6 Flugzeuge kreisen um die Wolke, ab und zu stechen sie wie wild gewordene Falken die ihr Nest vor einem Raubtier verteidigen in sie hinein und laden ihre Löschfracht direkt über dem Feuer ab.
Mittlerweile ist der halbe Stadtteil evakuiert, wir haben Glück, sogar der Rauch zieht an uns vorbei. Was bleibt ist die Sorgen um Ein Kerem, mein Lieblingsausflugsziel Nummer 1. Ist der Park in Ordnung und die Restaurants? Was werde ich ohne Ein Kerem am Shabbat machen?  Vielleicht mehr Artikel schreiben oder mich für das Studium bewerben?
Ein Kerem wird es überleben!
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davidjerusalem · 10 years
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Trägt der Papst eine Kippa*?!
Das New-Gate der Jerusalem Altstadt-Mauer, im Torbogen stehen zwei Mönche, sie sehen aus wie zwei gottesfürchtige Türsteher lassen aber jeden durch, der an ihnen vorbei will. Vor dem Tor tippelt ungeduldig ein Ultraorthodoxer Jude auf seinen Zehenspitzen. Er trägt die typische Tracht, langer schwarzer Mantel, schwarzer Hut, Bart und Schläfellocken. Langsam geht er auf die beiden Mönche zu und verwickelt sie in ein Gespräch. Was ich mitbekomme sind nur Gesprächsfetzen, wir stehen etwas abseits, aber er fragt die beiden immer wieder: "Wann kommt er denn endlich?" Die zwei bemäntelten Gottesdiener schauen etwas ratlos. Schließlich versuchen sie ihm klarzumachen, dass sie nicht unbedingt auf Grund ihrer Konfession mehr über den Zeitplan wissen als er.
  Der Papst ist in Jerusalem auf seiner Tour durch das Heilige Land. Er betet für Frieden, er polarisiert vorher und nachher, er hat Fans, wie auch Feinde, die ihn hier erwarten, er wird gesehen und er bleibt unerkannt. Die Zeitungen fragen sich in großen Lettern: "Trägt der Papst eine Kippa?", um damit eine Debatte über die Nähe des Christentums zum Judentum zu eröffnen. Aber was ich am wichtigsten finde, er zeigte Jerusalems Vielfalt an nur einem Tag auf. Was in der Einleitung leicht anklingt beschreibt meiner Meinung nach diesen Tag sehr gut.
Mein Mitbewohner Moritz und ich stehen mit dem Rücken zum New Gate in Blickrichtung liegt das Französische Hospiz, wir wollten ihn sehen!!  Es sollte sich als schwierig herausstellen, da er keinen öffentlichen Auftritt in Jerusalem selbst haben wird. Die Straßen sind dekoriert mit Flaggen, der israelischen sowie der vatikanischen. Weiße Sichtfolien säumen den Weg einiger Hauptverkehrsstraßen um möglichen Scharfschützen eben jene zunehmen. Der Papst hat die höchste Sicherheitsstufe, genau so wie der amerikanische Präsident. Dementsprechend fährt das Land alles auf was nur möglich ist. Wir verließen die Tram mit dem Plan es möglichst Nah an das katholische Kirchenoberhaupt zu schaffen. Wir kamen weit sehr weit, eben bis zum Französischen Hospiz, der Residenz des Papstes für seine Zeit in Jerusalem. Momente nachdem wir ankommen fährt ein laut heulender Autokonvoi, gepanzerter Fahrzeuge in den Hof des Gebäudes ein. "Er ist da!!", raunt sich eine etwas zu deutsch angezogene Familie hinter uns zu. Nun wissen wir also wo wir warten müssen, denn es gibt nur zwei Wege von diesem Gebäude in die Altstadt, wo er seinen nächsten Termin wahrnehmen wird, entweder direkt neben uns durch das kleine Tor der Altstadtmauer oder durch das Jaffa Gate. Drei Helikopter kreisen wie große Hummeln über uns und jede Minute wird der Verkehr für noch ein blitzlicht-dekoriertes Vehikel angehalten. Mobile Sperrzäune wachsen wie Unkraut aus dem Bürgersteig. Kein Weg darf mehr willkürlich sein.
Noch eine Situation die beschreibend ist für diesen Tag in Jerusalem, eine Gruppe arabischer Jugendlicher macht ebenfalls Halt. Sie fragen uns wie wir heißen und wo wir herkommen. Sie packen ihre Englischkenntnisse aus und wir die drei Wörter Arabisch. Am Ende lachen wir aber trotzdem alle zusammen obwohl kaum einer den anderen verstanden hat. Wir starren weiter wie gebannt auf das Haus, an dessen Außenseite eine riesige weiß-gelbe Flagge hängt. Wo wir hinschauen Polizei.
Eine Orthodoxer taucht in unserem Blickfeld auf und ehe wir es uns versehen sind wir mitten in einer Konversation. Da er kein Englisch spricht versuchen wir es auf Hebräisch, nun ja er redet und wir versuchen zu verstehen. Wenn wir ihn angucken wie zwei falsch geparkte Autos, übersetzt er Worte ins Jiddische.
Moritz und ich hätten am selben Tag eigentlich Sprachunterricht gehabt, aber diese Begegnung war Unterricht genug. Wir redeten über Deutschland, seine Familie, warum wir hier sind und über die Shoa.
Dann geht es schnell, heulende Sirenen, acht gepanzerte Fahrzeuge und weg ist der Papst zum nächsten Termin in der Grabeskirche der Jerusalemer Altstadt. Wir eilen durch die kleinen Gassen und werden sehr schnell gestoppt. Rund um die Grabeskirche sind die kleinen Weg gesperrt, wir kommen nicht einmal auf 200 Meter an die Kirche heran, können sie nicht einmal sehen. Mittlerweile kenne wir uns ziemlich gut aus in den versteckten Gassen und so versuchen wir es überall schließlich sogar über die Dächer, nichts klappt. Wäre auch zu schön gewesen wenn zwei deutsche Volontäre die Sicherheitslücke beim Besuch des Papstes gefunden hätten. Eine Belohnung hätte es dafür sicher nicht gegeben. Wir stehen noch auf dem Dach neben der Erlöserkirche als die Glocken der Grabeskirche die Anwesenheit des Papstes ankündigen. Auf jedem Dach um uns herum stehen mindestens drei Polizisten, die Helikopter kreisen weiterhin über unseren Köpfen und zum Schluss setzen die Muezzine der Stadt mit ein.
Nun was trägt der Papst auf dem Kopf und warum schreibe ich das hier?
Zunächst heißt die Kopfbedeckung des Papstes Pileolus, und es gibt sogar einen Wikipedia Artikel dazu. Weiter hat der Besuch des Papstes eine ziemliche Resonanz hervorgerufen und das in einem Staat in dem "Christ sein" halt nicht selbstverständlich ist, seine Anwesenheit hat besonders mir noch einmal deutlich gemacht wie vielschichtig und vielseitig besonders Jerusalem ist. Zwischen Moschee, Synagoge und Kirche steht dann halt ein wartender Orthodoxer, der einen Mönch um Auskunft bittet. Die Jerusalemer Altstadt komprimiert Religion auf wenige Quadratmeter, das fasziniert mich immer wieder.
* Kippa: Die Kopfbedeckung jüdischer Männer
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davidjerusalem · 10 years
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Ein kleiner optischer Nachtrag zum Artikel "Fünfzehn Sekunden". Der Blick aus dem Dorf in den Gazastreifen. Am Horizont sieht man Gaza- City.
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davidjerusalem · 10 years
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בית לחם
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davidjerusalem · 10 years
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Meeting mit meiner lieben WG. :)
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davidjerusalem · 10 years
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Fünfzehn Sekunden
Fünfzehn Sekunden bestimmen das Leben von Roni Keidar, ihrer Familie und dem ganzen Dorf Netiv Haasara, welches 200 Meter Luftlinie von der Grenze zu Gaza liegt. Fünfzehn Sekunden um die Sirenen zu hören, sich der Situation bewusst zu werden und den nächsten Schutzraum zu lokalisieren. Roni Keidar, eine kleine zierlich Frau, erzählt mit ihrer sonoren Stimme und ihrem britischen Akzent eben genau von diesen Sekunden der Raketenangriffe. Sie erzählt uns auch von den Sekunden der Ungewissheit nach dem ins Sicherheit bringen. Vierzig Sekunden soll man zählen um sicher zu sein, dass sie auch wirklich eingeschlagen ist. Was Sie so selbstverständlich erzählt ist für mich unvorstellbar. Roni ist von einer Organisation, die sich für den Dialog zwischen Palästinensern und Israelis einsetzt. Und Sie erzählt weiter: Auf der anderen Seite, also im Gazastreifen werden nach dem Raketenangriff Flugzeuge zu hören sein. Auf dieser Seite sitzt Roni´s Freundin Maha, eine junge Palästinenserin, die beiden kennen sich gut und arbeiten zusammen. Maha weiß nicht ob die Flugzeuge einen Angriff fliegen werden oder nicht, einen Schutzraum hat sie nicht.  Was die beiden verbindet ist die Sorge um einander, sie stehen immer im Kontakt und erkundigen sich um das Wohl des anderen. Ich möchte mit dieser Geschichte keine politische Haltung oder einen Standpunkt im Bezug auf den Konflikt einnehmen, sondern vielmehr die Geschichte zweier Frauen erzählen, die auf verschiedenen Seiten, die Sorge um ihr Leben verbindet und daraus eine Freundschaft entstand.
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davidjerusalem · 10 years
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Klickt auf die Überschrift, dann kommt ihr zu dem Artikel der Süddeuschten Zeitung
Dieser Artikel beschreibt sehr schön, wie janusköpfig die israelische Gesellschaft ist, der Konflikt zwischen der Einhaltung der Gebote und den Vorzügen einer liberalen Weltanschauung, zwischen Bete und Feiern, zwischen Orthodox und Säkular.
Ich erlebe den Shabbat, zwie gespalten, einerseits als Ruhepol, andererseits, als "Freiheitsberaubung", um es mal drastisch zu sagen. Man lernt aber damit umzugehen und mit dem Shabbat zu leben. Meine Shabbat-Bewältigung heißt Ein Kerem und liegt etwas außerhalb von Jerusalem, aber nur rund eine halbe Stunde zu Fuß von unserem Apartment aus. Ein Kerem ist ein kleiner christlich geprägter Ort, mit drei unterschiedlich konfessionellen Kirchen, einem kleinen Bach, der mitten durch ein kleines sehr grünes Tal fließt (meistens ist dieser aber trocken).
Es gibt viele Restaurant und kleine Bars, die am Shabbat jede Menge "Flüchtlinge" aufnehmen. Etwas entspannen und den Menschen bei selbigen zugucken, dass ist mein perfekter Shabbat.
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davidjerusalem · 10 years
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Eilat- Wasser, Wüste und die Eisenkuppel
Der Schulausflug nach Eilat.
6.30 Uhr meine Wecker klingelte wie immer erbarmungslos. Ich stand auf, packte ein paar letzte Sachen in den vollgestopften Rucksack. Mein Blick fiel auf den kleinen Schnitt an meiner rechten Hand, ein Überbleibsel der nächtlichen Packaktion. Um 23.00 am Vortag versuchte ich ebenfalls ein paar letzte Kleidungsstücke zu verstauen, wo durch ich den abgebauten Großraumschrank, der in Einzelteilen an der Wand lehnte, einen Hauch zu sehr anstieß. Was folgte, war eine Möbelstücklawine ungeahnten Ausmaßes. Einen Moment lang dachte ich, ich könne mich dem interieuren Desaster in den Weg stellen, wurde aber von einer 2 Meter hohen und 60 Zentimeter breiten, ehemaligen Schrankseitenwand, eines besseren belehrt, die vor mir fast meinen Schreibtisch halbierte. Beim Beseitigen der Überreste, zog ich mir dann den besagten Schnitt zu.
Ich bereitet mein Lunchpaket vor und ging zum Bus. Angekommen in der Schule musste alles schnell gehen, die Taschen der Schüler waren schon Tage vorher vorbereiten worden, sodass wir sie nur noch in die Busse verstauen mussten. Als alle eingestiegen waren, fuhren wir los. Was noch offensichtlich scheint, war nicht immer der Fall, wie sich zeigen sollte. Noch auf dem Weg, aus Jerusalem heraus wurde mir die Schwere und die psychische Anstrengung, die mir auf dieser Busfahrt bevor stand, bewusst, als die Musikanlage im Bus entdeckt wurde. Ich schrieb deshalb per SMS Logbuch an meinen Mitbewohner Elias.
Elias: „Ich wünsche dir eine schöne Klassenfahrt.“
Ich: „Dankeschön. Es geht schon einmal gut los. Alle regionalen Schlagerstars wurden rekrutiert um uns Mithilfe einer Compact Disk zu foltern, bis uns das Gehirn aus der Nase läuft. Euch auch ne schöne Zeit. :)“
Ich übertreibe nicht, die Israelische Musik, ist einer der emotionalsten und schmalzigen, die ich kenne.
Ich bekam einen Plan in die Hand gedrückt, dem ich erschreckender Weise entnahm, dass wir voraussichtlich erst um 19.30 das Hotel in Eilat erreichen würden. Über zehn Stunden in diesem Bus? Das konnte nicht sein, doch als wir nach gut einer Stunde das erste Mal anhielten, um einen Naturpark in der Nähe von Tel Aviv zu besuchen, wurde mir klar warum. Die Route war so angelegt, das den Jugendlichen nicht langweilig wurde, sodass der restliche Teil der Fahrt erträglich war, auch für die Mitarbeiter. So wurde die Fahrt fortgesetzt und nach einer Stunde Fahrt hielten wir an für eine Stunde. Einmal staunen: „Oh, wie schön“. Etwas essen, nochmal auf Klo und dann ging es weiter. Der einzige Unterschied zu einer Kaffeefahrt war, dass uns auf der Fahrt nichts verkauft wurde. Und noch ein Vorteil, für mich war es auch perfekt so habe ich auf der Strecke sehr viele neue Attraktionen gesehen, an denen ich normalerweise wahrscheinlich nicht vorbei gekommen wäre. Wir mussten manchmal ganz schöne Umwege fahren um jede Stunde an einer Sehenswürdigkeit vorbei zu kommen. Das merkte ich daran:
Ich: „Die Fahrt dauert mit Pausen 10 Stunden. Jetzt fahren wir aber mit unseren Bussen über mehrere Felder und drehen gerade wieder um, da die Fahrer einsehen mussten das die Busse nicht geländegängig sind und querfeldein nicht unbedingt das schnellste Vorankommen ermöglicht“.
Diese kleine Kursänderung der Busfahrer ließ mich nervös auf dem Sitz hin und her rutschen, ersten, weil der Untergrund ein Feld war und wir deswegen ziemlich durch geschaukelt wurden. Und zweitens weil ich, zwischen all den Klogängen der Schüler vergessen hatte, selbst das Örtchen zu besuchen. Ein Fehler der einem nur einmal passiert. Ein Glück das wir jede Stunde eine Pause machten..
Wir haben wirklich viele Orte gesehen, manche waren interessant und wir hielten an, manche sah ich durch das Fenster, die andere nicht wahrnahmen. Die Landschaft änderte sich irgendwann, es wurde immer karger und trockener. Wir hielten abermals, um uns alle gemeinsam auf einer Hängebrücke auf Schwindellosigkeit zu prüfen. Der Weg Richtung Eilat wurde sandiger, an den Seiten türmten sich Sanddünen auf. Dann beleuchteten die letzten Sonnenstrahlen einen Stacheldrahtzaun, ein weit eingezäuntes Gelände und da standen sie, 300 Panzer in Reih und Glied. Ein Anblick dessen Rarität, wie ein Luxus für mich ist. Es ging weiter, bald war es so dunkel, dass man nichts mehr sah, aber dem Bremsen und Schaukeln des Busse war zu entnehmen, dass es in Serpentinen bergab ging. An Schlaf war nicht zu denken, denn der Party-Konvoi fuhr mit gehabter Lautstärke Richtung Süden. Unsere Direktorin meldete sich kurz vor 18.00 Uhr am Mikrofon des Busses, sie kündigte an, dass alle noch geplanten Pausen ausfallen müssten, da wir sonst das Abendbrot verpassen würden.
Elias: "Na angekommen?"
Ich: "Nein noch nicht, und es wird schlimmer ich bin auf dem Weg so krank geworden, das ich nichts mehr höre!! Kein Witz, aber der Verlust meines Hörvermögens ist im Moment gar nicht so schlecht :D"
Es war wirklich so, als ich morgens in den Bus stieg lief meine Nase und es fühlte sich nicht danach an als würde es besser werden. Die Klimaanlagenluft auf der Fahrt begünstigte eine baldige Genesung auch nicht unbedingt.
So kam es, dass meine Nebenhöhlen zu waren und ich kaum etwas hörte.
Ich: "Endlich angekommen nach nur 12 Stunden! :/"
Wir checkten ein im Hotel: "Astral Nirvana" (kein Scherz), und mir wurde die Zimmer Aufteilung erklärt; Jeder Mitarbeiter, die Betonung liegt auf Mitarbeiter, war für drei Schüler zuständig, das war mir auch vorher schon klar. Nun wurde mir aber endgültig gesagt, mit wem ich auf ein Zimmer kam. Zwei waren aus meiner Klasse, einen kannte ich nur vom sehen, dass sollte sich später noch als Problem herausstellen. Bei den Mitarbeiterinnen sah das etwas anders aus, wie ich durch eine Volontärin erfuhr, als ich sie fragte mit wem sie auf einem Zimmer sei. Sie war mit einer Schülerin und zwei weiteren Volontärinnen auf einem Zimmer. Wir gingen zum Abendessen, Buffet vom Feinsten. Es gab alles, drei Sorten Fleisch, Couscous, Salat und natürlich das wichtigste Hummus aus einer gerade zu irrwitzig großen Metallschüssel. Nach dem Essen, es war 21.30 stand die Körperpflege an. Wie lange man dabei letztendlich braucht, hängt von der Selbständigkeit der Schüler ab. Nach anderthalb Stunden war ich fertig, alle waren geduscht und in Pyjamas verfrachtet worden und nachdem auch für mich ein Bett in das Zimmer gestellt worden war, konnte ich endlich schlafen gehen.
Am nächsten Morgen wurde ich unsanft geweckt, ein Kollege hatte beschlossen den Zeitplan zu ändern, aber ohne jemanden davon Bescheid zu sagen. Ich hatte mir vorgenommen zu duschen, dass konnte ich aber dann vergessen, weil ich in Windeseile, meine Jungs aufwecken und zum Anziehen überreden musste. Israel, der einzige Schüler der aus meinem Zimmer nicht bei mir in der Klasse ist, bekam aber erst mal einen kleinen Trotzanfall, worauf hin sich alles ein wenig verzögerte. Bei Frühstück gab es eine ähnlich große Auswahl wie bei Abendbrot und das war auch gut so, denn schließlich sagte der Zeitplan, dass wir den ganzen Tag unterwegs seien würden.
Wir stiegen in die Busse, die erste Station hieß: Delphin-Riff- und zum ersten Mal sahen wir Eilat bei Tag. Die Stadt besteht zu 75% Prozent aus Hotels, 10% sind vom Flughafen belegt, der mitten in der Stadt liegt -wenn dort Flugzeuge laden denkt man, dass sie mit den Rädern auf den Dächern der umstehenden Hotels aufsetzen könnten-, 5% sind Shoppingmalls und nochmal 10% Hafen plus Strand. Alles in allem eine typische Touristenstadt, aber trotzdem ist sie nicht hässlich. Das liegt vor allem an der Umgebung, Eilat ist die südlichste Spitze von Israel, eingeschlossen von Jordanien, Ägypten dem Roten Meer und der Negev Wüste. Links und rechts erheben sich riesige Gebirge und die Stadt liegt in dem Tal dazwischen. Die Natur ist meiner Meinung nach der Grund warum Eilat trotzdem, naja schön möchte ich nicht sagen, aber beeindruckend ist. Eilat scheint diesen harten Lebensumständen zu trotzen.
Das Delfin-Riff war toll, ein im Baumhausstil (nein nicht Bauhaus) gehaltener Aussichtsturm mit Steg ins Wasser, war perfekt für uns, um die Delphine zu beobachten. Vor allem auf dem Steg verbrachten wir viel Zeit, hielten unsere Füße ins noch kalte Wasser des Roten Meeres, an denen bald kleine Fische vorbei schwammen. Das Wasser war so klar, man konnte bis zu fünf Meter in die Tiefe schauen. Unten sahen wir ein Korallenriff, viele Fische in bunten Farben und ab und zu ein paar Delphine, die ihre Runden durch das Riff drehten und immer mal wieder auftauchten, was unsere Schüler in Ekstase versetzte.
Dann ging es weiter, wir fuhren mit dem Bus immer weiter aus Eilat heraus, tiefer und tiefer in die Wüste. Am Straßenrand erschien eine Militärbasis, auf einem Hügel standen drei Anhänger mit jeweils drei Raketen. Wie oben schon beschrieben, schätze ich es als Luxus, etwas der gleichen in Deutschland nicht sehen zu müssen, andererseits gibt es einem auch die Sicherheit hier zu sein, da Eilat immer wieder Ziel von Raketenanschlägen ist. Vor allem in den letzten Wochen hat die Einrichtung der sogenannten "Eisenkuppel" eine traurige Wichtigkeit erreicht, als innerhalb von zwei Tagen bis zu 60 Raketen aus Gaza in den südlichen Teil Israels geschossen wurden. Der größte Beschuss seit 2012.
Die meiste Zeit verbrachten wir an diesem Tag im Bus, um von einem seltenen, wunderschönen Ort zum nächsten zu kommen. Es war so viel, dass ich mich jetzt nur blitzartig daran erinnere. Viel Wüste, karge Landschaft, riesige Felsen die aussehen wie Pilze, Steinsäulen, ausgelatschte Schuhe und durstige Schüler. Diese Landschaft ist einfach beeindruckend, deshalb erwähne ich es noch mal. Diese Tal zwischen den zwei Gebirgen, lässt einen ziemlich klein erscheinen.
Der Tag ging zu Ende wie er angefangen hatte, stressig. Aber zumindest half mir mein Kollege beim Duschen der Schüler, er brauchte nur eine halbe Stunde. So sah es dann aber auch aus, meine Ordnung für die Kleidung konnte ich vergessen. Aber dafür war ich eher fertig. Die Kollegen luden mich ein noch ein wenig draußen zu sitzen und zu quatschen, es gab Kuchen. Auch wenn ich wenig von dem verstand, was gesprochen wurde, war es sehr witzig. Am nächsten Morgen machten wir uns zu einer Bootsfahrt auf. Ein spezielles Boot mit begehbarem Glasboden, was wir betraten als wir über ein Korallenriff fuhren. Die restliche Zeit war eher eine Dupstep, Elektro Party auf dem windigen Deck des Schiffes. Danach klapperten wir noch eine Vogelstation ab, bevor wir uns endgültig auf den Nachhauseweg machten. Diesmal sollte es schneller gehen, als auf dem Hinweg und da war mir auch dran gelegen, mich erwartete nämlich Besuch aus Deutschland. So wurde nicht an jeder Milchkanne gehalten und wir kamen zügig voran. Pinkelpausen wurden nur noch gemacht wenn es nötig war, in einem Fall so nötig, dass wir mitten auf der Straße halten mussten und einen ebenfalls ausgestiegenen Schüler fast am Straßenrand stehen ließen. Auf dem Weg fiehlen mir komisch Schilder ins Auge. Dort wurde in Hebräisch, Arabisch und Englisch auf nahestehende Kamele aufmerksam gemacht. Ich malte mir aus was passieren würde, wenn man in so ein gewaltiges Tier hereinfahren würde, ist glaube ich zu vergleichen mit einem Elchschaden. Es wurde aber noch schräger, auf dem nächsten Schild wurde vor Panzerwechsel auf den nächsten Tagen 10 Kilometern gewarnt. Kaum auszumalen was passieren würde, wenn man einen solchen "Wildunfall" hat. Wir waren schnell unterwegs, die einzige Rast die wir noch machten, war an Ben Gurions Grab. Als wir schließlich Jerusalem erreichten, bekamen alle Mitarbeiter, zum Dank eines Vaters Blumen geschenkt.
Was es noch zu sagen gibt: Auch wenn mein Bericht vielleicht ein wenig negativ klingt, war es eine der besten Erfahrungen, die ich je machen durfte. Trotzdem waren eine Woche Urlaub danach auch nicht schlecht.
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davidjerusalem · 11 years
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"Was? Ihr wollt in den Knast?"
Am Sonntag den 2. März stand Jerusalem still, nichts ging mehr ab 12.30. Grund war die bevorstehende Verabschiedung eines neuen Gesetzes, wonach alle Israelis ausnahmslos, in der Armee dienen müssen. Das ist für die Charedim, die ultraorthodoxen Juden neu. Bei nicht erscheinen zum Wehrdienst, können Haftstrafen folgen. Ein Grund für viele Ultraorthodoxe auf die Straße zu gehen, da sie diesen Dienst ablehnen und das mit dem Studium der Thora begründen. 300.000 waren es und sie blockierten eine der wichtigsten Hauptstraßen, sowie den Zentralen Busbahnhof. Ein Grund für mich,  eine solche Großveranstaltung und eine Masse, aus schwarz gekleideten Anzugträgern, aus der Nähe zu sehen. Wir gingen also Vormittags, unmittelbar vor der Demo zum Treffpunkt, vor der Central Busstation. Die Straße war bereits gesperrt und es liefen viele Orthodoxe auf der vierspurigen Fahrbahn herum. Jugendliche warfen tausende von Flyern in die Luft, die im Wind hin und her geflogen und kleine Säulen bildeten.
Wir stellten uns mitten auf die Straße und bestaunten das Spektakel, von einer Verkehrsinsel aus versuchten wir alles, bildlich festzuhalten. Ein Mann kam auf uns zu und das ist auch letztlich die Szene die sich in dem Video abspielt. Er fragte uns ob wir Hebräisch sprechen würden, er trug dabei eine kleine Thorarolle. Ich verneinte und bat ihn der um eine englische Übersetzung seiner Rede. Er gab uns zu verstehen, dass er nun aber kein Englisch spräche, worauf er uns fragte wo wir denn herkämen. Deutschland sagte wir und schlugen ihm vor, es doch auf Jiddisch zu versuchen, da diese Sprache  ähnlich der Deutschen ist. Zudem klingt es noch super witzig. Es klappte, wir lauschten seinem Vortrag bei dem er immer wieder die Thora wie ein Schild vor sich hielt und Wort gemäß schrie: "Wir werden gemeinsam mit der Thora in das Gefängnis gehen." Die Aussage war bezogen, auf das Wehrdienst-Gesetz und den Konflikt der Orthodoxen mit der Regierung . Das Video zeigt das ganze nochmal auf Hebräisch.
Besonders finde ich in dem Video die Reaktion eines jungen Soldaten, der am Rand steht und zuhört. Leicht ironisch fragt er den Orthodoxen, nach dem dieser aufgehört hatte zu schreien: "Achso, ihr wollt also in den Knast gehen?" Worauf der Hutträger verdutzt antwortet: "Wollen wir, äh nein wollen wir nicht!".
So rasch wie sich die Traube um Tom und mich gebildet hatte, verschwand sie dann auch wieder. Was bleibt ist  das Video und ein prägender Eindruck von einer "Parallelgesellschaft".
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davidjerusalem · 11 years
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LEHITRAOT
von Tom Brinker
Es ist der letzte Tag unserer 2 Wochen in Israel. Diese Zeit war ein geballter Eindruck aus Wiedersehensfreude und so etwas wie Tourismus, was die Zeit hier aber nur tangential beschreiben würde:
Über allem schwebt natürlich immer der Nahostkonflikt, der wohl in Ostjerusalem und dem Gebiet rund um den „Sicherheitszaun“ extrem deutlich wird. Ich würde mir nicht anmaßen wollen etwas wahnsinnig Tiefgründiges darüber schreiben zu können, aber es ist schon merkwürdig, mit welcher Normalität man durch die Checkpoints kommt, um danach dann beispielsweise im toten Meer zu baden.
Im Kontrast dazu, stehen Abende in Jerusalemer Bars und in Tel Aviv betrunken den Busbahnhof zu finden und dabei Bohamian Rhapsody zu singen.
Ich habe mich über den gesamten Zeitraum hier nie wirklich als Ausländer oder Fremder gefühlt. Einerseits kann man sagen, dass Englisch sprechen wesentlich normaler ist als in Deutschland, das gilt aber, soweit ich das beurteilen kann, für fast jedes andere Land auch. Dazu kommt noch eine Erfahrung von Gastfreundschaft die ich aus meiner Zeit in Norwegen und vor allem von der Heimat nicht kannte. Einfach mal so mit einem 4 Sitzer zu fünft durch Bethlehem gefahren zu werden, nachdem man nur 5 Minuten mit dem Fahrer geredet hatte, kann man eigentlich nur der schrecklich unpersönlichen deutschen Stadtrundfahrt im Bus mit Erklärbär/in am Mikrofon gegenüber stellen.
Auch eine persönliche Führung mit Marlene durch ihre Arbeitsstelle Yad Vashem ist nicht unbedingt der Normalfall.
Zum anderen haben wir uns quasi als Teil der WG fühlen dürfen, wenn auch sehr provisorisch. (Ich belasse es besser bei dieser Beschreibung) So blieb das typische im Hotel/Hostel schlafen aus, der routinierte Touristenguide und vor allem die kleinen Frustmomente, sich mal wieder nicht zurecht gefunden zu haben.
Das war wirklich kein typischer Urlaub, was es von Anfang an auch nie werden sollte.
Vor allem aber, nach über einem halben Jahr 2 Menschen wieder zu treffen, die mich nahezu und sehr viel mehr als mein halbes, bald 21 Jähriges Leben begleitet haben ist wirklich unvergesslich. Das liest sich vermutlich wie eine leere Phrase, vor allem bei Bildschirmbeleuchtung, doch vielleicht können sich diejenigen in uns/mich hinein versetzten, die vor kurzem auch Heimkehrer wieder sehen durften.
Die gemeinsame Zeit konnte dem irgendwie nicht richtig gerecht werden, was eigentlich auch gar nicht möglich gewesen wäre. So war jedenfalls mein Eindruck. Dar war immer dieses Gefühl: „Es muss perfekt werden. Wir müssen irgendwie das Optimum aus dieser Zeit heraus kitzeln.“ , Was natürlich nicht geklappt hat. Pleiten, Pech und Pannen gibt es immer wieder und auch die Situation in der sich so eine Kleingruppe doch wieder in Interessenlager aufspaltet.
Letztendlich ist es ja auch der Normalfall und nicht weiter tragisch.
Das sollte als Erfahrung selbst erst einmal ausreichen, aber wir haben es uns nicht einfach gemacht und sind zu dritt nach Israel gekommen um nach 8 bzw. 14 Tagen wieder für ein halbes Jahr „Auf Wiedersehen“ sagen zu müssen. Vor allem das wurmt gerade. Eigentlich waren wir erst jetzt an einem Punkt an dem Freundschaften angefangen haben sich zu aktualisiert, nach dem, wie Richard schon beschrieben hat, eigentlich alles wie damals in Bielefeld war.
Natürlich haben sich Menschen verändert, natürlich konnte man man nicht alles über Skype besprechen.
Es bleibt nur zu sagen, dass die 2 Wochen wieder mal viel zu Kurz waren und viel zu viel bleibt was noch gesagt, getan und gesehen werden müsste, mit viele neuen Bekanntschaften zu wenig und zu kurz gesprochen wurde.
Ich wünsche allen, die ich hier kennen gelernt habe weiterhin ein gute Zeit und sage im Namen vom Bielefelder Besuch: Macht's gut und hoffentlich bis bald mal!
Simon „The Toothfairy“ Drexel schließt sich dem an, bedankt sich an dieser Stelle noch mal bei David und Marlene und bedauert es keine fotografischen Momentaufnahmen beigesteuert zu haben, da er sich einen etwas zu teuren Badespaß erlaubt hat.
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davidjerusalem · 11 years
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Ein schöner Tag in Ein Gedi.
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