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Brno
Wer die tschechische Grenze so unmittelbar vor der Nase hat, sollte diese Gelegenheit auch nutzen. An diesem Wochenende geht es für uns nach Brno, die zweitgrößte Stadt der Tschechei. Stattlicher Begleiter unseres Wochenendtrips ist André. Er arbeitet zusammen mit Mieke im Hort und ist mit uns auf einer Wellenlänge, was die Freizeitgestaltung angeht.
Brno ist ein gemühtliches Städtchen. Das gebuchte 3-Mann Zimmer entpuppt sich kurzerhand als 2-Mann Zimmer. Gut für uns, wir bekommen eine Matratze reingelegt und ein drittel unseres Hostelpreises zurück. Das wird natürlich direkt in Bier und Burger investiert. Das Bier ist hier ähnlich günstig wie in Bratislava. Wir steigen in einem gut besuchten Schuppen ab und speisen festlich. Danach verschlägt es uns in eine Mittelalterkneipe. Das Bier ist auch hier gut, aber der Birnenschnaps schmeckt scheußlich und dreht mir fast den Magen um.
Sightseeing gibt es am nächsten Tag. Markus und Ruth, zwei Kollegen aus der Schule, schließen sich uns an. Zusammen besichtigen wir die Festung Spielberg. Ein fürstliches Anwesen mit einem prächtigen Verließ und Folterkammer. Die Dame an der Rezeption rattert in zwei Minuten mehr Fakten herunter als meine Geschichtslehrer in meiner gesamten Schulzeit zusammen (ich übertreibe, aber es waren wirklich viele Informationen!).
Mittags sind wir noch auf dem Markt, essen Baumkuchen und lassen uns von der Sonne kitzeln. In einem Tesco kaufen wir noch Cider ein und dann düsen wir zurück in unser Basecamp - Bratislava du unterschätzte Perle Europas!








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Biela Noc
Einige Wochen sind wir nun schon in Bratislava, lange genug, um ein paar gute Kneipen, Cafés und Restaurants zu kennen. Selbst im Burger King waren wir schon - man will sich ja nicht lumpen lassen.
Erstmalig werden wir an diesem Wochenende Zeuge eines Kulturevents in der Stadt - und was für eines! Unter dem Motto "Biala Noc" (weiße Nacht) leuchtet Bratislava in Zeiten der Energiekrise neu auf. An verschiedenen Punkten der Innenstadt sind Lichtinstallationen angebracht und strahlen um die Wette. Highlight für mich ist ein Laserprojektor mit Nebelmaschine in der Rohbau-Etage eines ehemaligen Fabrikgebäudes. In Kombination mit der schweren, schwebenden Musik und dem heimischen Bier ist eine einzigartige Atmosphäre geschaffen. Zwei Nächte in Folge zieht es uns in die Innenstadt. Dann ist das Spektakel vorbei.







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Einrollen
20.08.22
Die Nacht beschert uns angenehme 21 Grad. Unser Körper kommt nicht einmal auf die Idee zu frieren und so starten wir gut ausgeschlafen in den Tag. Wir werden zu früher Stunde direkt im Garten abgefangen und auf einen Kaffee mit Marmeladenbrot eingeladen. Wir nehmen dankend an und plaudern noch einmal ein wenig mit dem Ehepaar, bis wir schließlich aus der Einfahrt rollen. Die letzten Kilometer wollen genommen werden. Die ruhige Straße nutzen wir und starten noch einmal eine Folge der drei ???. Während diese an ihrem kniffligen Fall arbeiten, arbeiten wir an den letzten Höhenmetern der Tour. Knapp 300m geht es auf einsamen Waldstraßen nach oben. Zum Glück bietet der Morgen wieder viel Schatten. Die Abfahrt ist herrlich. Bald schon treffen wir auf das Ortsschild von Kosice. Beziehungsweise auf viele Ortsschilder hintereinander. Wir unerfahrenen Touris wissen gar nicht, vor welchem wir jetzt genau posieren sollen.

In Kosice checken wir in unserem gebuchten Hostel ein. Dieses ist spartanisch eingerichtet, bietet aber alles, was wir brauchen. Dann geht es auf Entdeckertour. Wir werden Zeuge von gleich 4 Hochzeiten (eine Kapelle + Kirche steht im Stadtzentrum). Mieke bewertet die Brautkleider. Ich bewerte das Auftreten der Fotografen. In einer Mall kauft sich Mieke eine Packung Ibuprofen. Die Tabletten sehen aber aus wie LSD. Naja, bei den nächsten Kopfschmerzen wird sich herausstellen, in welche Richtung die Dinger wirken.

Mittags steigen wir in einem Café ab, das in einem Bücherladen beheimatet ist. Die Bedienung ist angenehm verpeilt und legt gute Musik auf. Der Kosice Vibe kommt langsam bei uns an. Ganz allgemein ist die Stadt genau unser Ding. Riesige Fußgängerzonen, alte Gebäude, so gut wie keine Touris und entspannte Menschen sind eine hervorragende Mischung. Abends gehen wir chinesisch Essen und stoßen auf Miekes hervorragende Bachelorarbeit an. Noch später am Abend steigen wir in der 'Tabacka Kulturfabrik' ab, geniale Location mit Live-Musik und geräumigem Innenhof. Hier trifft sich vor allem die Studentenszene, aber auch ein paar Familien mit Kindern sitzen zusammen. Wilde Mischung.

Wir sind froh, dass auch diese Tour ohne größere Zwischenfälle geglückt ist. Unser Bild, das wir von der Slowakei hatten, ist um ein gutes Stück reicher geworden. Morgen geht es mit dem Zug zurück in die Hauptstadt. Danke fürs Verfolgen des Fahrradblogs und erneut herzlichen Dank für die Rückmeldungen während unserer Reise.




Tageserkenntnisse:
1. Auf Fahrradtouren redet Mieke verhältnismäßig oft über ihre Oberschenkel.
2. Wenn du in einer Stadt vergeblich nach Postkarten suchst, weißt du, dass Touristen rar gesät sind.
3. Lieber drei Ortsschilder als kein Ortsschild.
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Der Wespenberg
19.08.22
Unser Zelt ist an diesem Morgen auch ohne Regen klatschnass. Der angrenzende Bach hat wohl für ordentlich Tau gesorgt. Wir hängen die Planen über den Zaun und mampfen erst einmal unser Müsli. Kurz vor unserem Aufbruch lugt sogar noch unserer Gastgeberin aus dem Haus. Uns freut das sehr. Es ist immer ein komisches Gefühl, wenn man sich morgens einfach so vom Grundstück schleicht, ohne 'Tschüss' gesagt zu haben. Auf diese Weise können wir uns noch einmal ordentlich bedanken und die Hände schütteln. Das war wirklich eine spitzen Unterkunft. Vielleicht schreiben wir noch eine Google Bewertung.

Streckentechnisch steht unser Morgen unter einem schönen Vorzeichen - es geht bergab! Wir brettern einen Fluss entlang und freuen uns über die geschenkten Kilometer. Bei der Kekspause um 10 bemerken wir: Der Tag wird heiß. Wir halten es schon zu dieser Uhrzeit nur im Schatten aus. Unangenehm.
Bei Kilometer 40 beginnen wir wieder mit dem Aufstieg eines etwas längeren Abschnitts. Wir haben Glück, denn die meiste Zeit fahren wir im Schatten. Das ist bei Temperaturen über 30 Grad auch bitter notwendig. Während der Auffahrt kommen wir durch kleine Dörfer, an stehenden Schleppliften und schönen Kirchen vorbei. Ganz oben machen wir Pause und breiten das Zelt zum Trocknen aus. Eigentlich ein perfekter Platz auf einer weitläufigen Wiese im Schatten. Eigentlich. Kurz nach unserer Ankunft bemerken wir, dass der Boden summt. Hunderte Wespen (Erdwespen?) fliegen knapp über dem Boden und beschnuppern alles, was wir vor ihren Nasen ausbreiten. Nach wenigen Minuten haben wir genug. Wir verdrücken schnell unser Mittagessen und ergreifen die mutige Flucht. Was folgt, ist eine zuckersüße Abfahrt mit saftigen Kurven und einer herrlichen Aussicht. Wir genießen jeden Kilometer.

In Medzev, deutsch Metzenseifen, steigen wir in einem Pub ab und trinken Bier und Limo. Für beides zusammen zahlen wir 2,80€. Die Preise in Restaurants und Bars sind unglaublich.
Dann fahren wir an kleinen Orten vorbei in denen Menschen in fast schon slumartigen Häuser- und Blechkomplexen wohnen. Viele Kinder springen zwischen den staubigen Straßen umher. Wir werden gegrüßt und angelächelt. Wir winken fröhlich zurück, während durch unsere Lautsprecher Louis Armstrongs 'What A Wonderful World' schallert. Etwas nachdenklich stimmen uns die Erlebnisse trotzdem. Schwer zu glauben, dass auch solche Slums das Gesicht Europas sind. Diese Bilder kommen mir nicht unmittelbar in den Sinn, wenn ich an Europa denke. Im Kontrast dazu waren wir aber bisher überrascht, wie schön und gemütlich viele Slowaken leben und dass die meisten Straßen richtig gut in Schuss sind. Das haben wir zum Beispiel im Baltikum anders erlebt.
Unsere Unterkunft ist wieder bei einem älteren Ehepaar. Hier in der Slowakei wurden wir überraschend häufig von Senioren aufgenommen. Man könnte mal eine empirische Studie aufsetzen, ob es einen kausalen Zusammenhang zwischen Bikepackern und ihnen freundlich zugewandten Senioren gibt. Wir werden jedenfalls einmal durchs Haus geführt, trinken eigenen Zwetschkenschaps (brennt brutal) und Wein, bekommen Fotobücher gezeigt und den kompletten Stammbaum der Familie. Die Unterhaltung ist durch die sprachliche Barriere holprig, aber doch irgendwie herzlich. Wir haben einen schönen Abend.


Die Nacht verbringen wir zwischen zwei Apfelbäumen. Das sind mir die liebsten Nächte. Vielleicht auch gut, dass es etwas abseits des Hauses ist. Unsere Knoblauchausdünstungen sind beachtlich. Zum Abendessen gab's Spagetti aglio e olio.


Tageserkenntnisse:
1. Eine Wespe nervt. Viele Wespen nerven viel.
2. Wasser aus dem Schlauch schmeckt schlauchig.
3. Eine Kamera sollte immer einfach zu erreichen sein, so erhöht sich die Wahrscheinlichkeit gewaltig, dass viele Bilder gemacht werden.
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Nationalpark der Träume
18.08.22
Unsere Nacht verläuft etwas kühl. Schnapsidee des Urlaubs kommt von mir. "Bei den sommerlichen Temperaturen können wir den Schlafsack zu Hause lassen und ein Leintuch mitnehemen - spart Gewicht." Ich habe die Rechnung nicht mit den luftigen Höhen gemacht, auf denen wir teilweise nächtigen. Da ist es gleich ein paar Grad kälter. Naja, irgendwie geht's dann doch. Mieke schichtet nämlich, bis sich die Balken biegen: T-Shirt, Schlafanzug, Funktionsshirt, Fleece, Regenjacke und mein absolutes Highlight, die ausgebreitete Hängematte drüber. 1A!

Unsere Fahrt heute ist traumhaft. Wir fahren durch den Nationalpark an Flüssen und Nadelwäldern vorbei. Um uns herum summen Bienen. Die Straßen sind größtenteils asphaltiert. Autos begegnen uns aber so gut wie keine. Auf diese Weise erschließen wir ein Tal nach dem anderen und erfreuen uns an der Landschaft.



Nach der ersten Kekspause hören wir eine Folge drei ???, das klappt super mit unserem Doppellautsprechersystem, auf das ich immer noch etwas stolz bin. Im Grunde sind es nur zwei gekoppelte Bluetooth Lautsprecher, die an unseren Lenkern befestigt sind. Trotzdem erfreue ich mich jedes Mal an der Funktion.
Bei Kilometer 40 geht es über einen Pass. Die Straßen nach oben sind sehr unterschiedlich. Teilweise müssen wir schieben. Teilweise fahren wir auf feinstem Asphalt ohne jegliches Auto. So oder so, die Aussicht auf dem höchsten Punkt (knapp 1000m) ist herrlich. Wir halten inne und gedenken der vergossenen Schweißtropfen. Oben gibt's auch die Kaffeepause. Der Kaffee schmeckt doppelt gut, wenn man weiß, dass es gleich ins Tal geht. Vorher müssen wir uns aber noch einmal eincremen. Das zweite Mal an diesem Tag. Für mich der unwürdigste Moment eines Radlertages. Warum? Durch das erstee Mal eincremen erschafft man eine klebrige Oberfläche, auf der der Staub der Straße besonders gut haften bleibt. Beim zweiten Eincremen vermisch man dann die bereits vorhandene Staubschicht mit dem gesammelten Schweiß und der neuen Ladung Sonnencreme. Prost!
Die Abfahrt ist dafür aber wie im Bilderbuch. Aalglatte Straßen, herrliche Natur, kaum Autos. Das Rezept für einen glücklichen Radler. Gegen 17 Uhr kommen wir in einem schön gelegenen Dorf an, welches von den Bergen umschlossen ist. Ein Bach schlängelt sich hindurch und windet sich um die bescheidene Kirche. Wir kommen bei einem sehr netten Ehepaar unter, das uns überfreundlich beherbergt. Wir dürfen duschen, bekommen einen Kaffee und einen hauseigenen Minztee gereicht. Das ist Urlaub. Zu später Stunde gehen wir noch in die Dorfkneipe, trinken ein Bier und planen den nächsten Tag. Auf dem Rückweg zum Zelt begegnen wir mitten im Dorf noch einem Reh mit einem Kitz. Irgendwie ein magischer Ort. Der bisher schönste Tag unserer Tour. Heute hat viel zusammengepasst.

Tageserkenntnisse:
1. Es scheint wohl zum guten Ton zu gehören, als slowakischer LKW Fahrer während der Fahrt zu telefonieren.
2. Ein plätschernder Fluss zu deiner rechten beruhigt das Gemüt.
3. Wolken kühlen am Tag und wärmen in der Nacht - genial!
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Über Berg und Tal
17.08.22
Unsere Einladung zum Kaffee entpuppt sich zu einer Einladung für ein Frühstück. Serviert werden Hörnchen aus Weißbrot, die hier in der Slowakei gefühlt überall zu finden sind. Für Mieke gibt's eine Wurst dazu, ich bekomme Käse - ganz schön deftig der Morgen. Wir haben immer mehr das Gefühl, dass sich der alte Herr über unseren Besuch freut. Zwar ist die Kommunikation spärlich, aber die Art und Weise wie wir miteinander umgehen ist sehr wertschätzend. Schwer in Worte zu packen. Jedenfalls fällt der Abschied nicht ganz leicht. Wir machen noch ein gemeinsames Foto, dann geht's zurück auf den Sattel.

Nachdem die ersten Kilometer wieder auf einer lebhaften Straße bestritten werden, geht es zum Glück bald auf kleinere Nebenstraßen, sodass wir endlich auch die Natur etwas aufsaugen können. Die Hügel um uns herum sind mittlerweile zu Bergen herangewachsen. Ganze Täler bauen sich vor uns auf und warten darauf befahren zu werden.
Mittagspause machen wir an einem See. Die Wiese ist sehr schön zum Liegen. Das Wasser ist jedoch eine einzige Brühe, bei dem man das Gefühl hat selbst zur Alge zu werden, wenn man sich zu lange darin aufhält. Immerhin kühlt es den geschundenen Körper etwas herunter. Die Sonne knallt nämlich wieder gnadenlos auf unserere Köpfe herab. Keine Wolke ist am Himmel. Um den See herum haben die Slowaken ein kitschiges Ferienparadies errichtet. Nicht unser Geschmack, aber es scheint anzukommen. Wir fühlen uns wie in einem zu groß geratenen Centerpark, wie wir so die Straßen entlang rollen.

Bei Kilometer 70 sammeln wir neue Kraft auf dem Lidl Parkplatz. Mieke kauft ein, während ich beobachte, wie Menschen Einkaufswägen entsperren. Zwei erbeutete Kaltgetränke leeren wir in einem Schwung. Dann geht es weiter. Die letzten Kilometer sind absolut malerisch. Wir fahren abseits großer Straßen neben einem Fluss von Dorf zu Dorf und genießen den Schatten durch die tiefstehende Sonne.
Unsere Unterkunft ist bei einer freundlichen Dame in einem kleinen Dorf, das an einen Wald angrenzt. Wir baden im nahegelegenen Fluss und kochen dann Kartoffelbrei mit Baked Beans. Wilde Kombinationen, aber sehr lecker.

Tageserkenntnisse:
1. UV Strahlung nervt.
2. Sonnencreme nervt, aber erzielt durchaus Wirkung.
3. Malerische Straßen sollte es mehr auf dieser Welt geben.
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All inclusive
16.08.22
Da wir viel Brot haben, frühstücken wir heute morgen Marmeladenbrot auf den Bänken des Vereinsheims. Ein guter Start. Gemäß unseres Plans kommen wir früh los. Um halb acht steigen wir auf den bepackten Drahtesel. Wir wollen viele Kilometer machen, bis die Sonne wieder hoch steht.
Wir sausen von Dorf zu Dorf über Straßen, die für unseren Geschmack etwas zu viel befahren sind. Die Slowaken sind aber überwiegend rücksichtsvolle Autofahrer. Nach ca. 50 Kilometern klettern wir einen Pass nach oben. Wir schwitzen Rotz und Wasser. Zum Glück gibt's oben einen Schattenplatz, von welchem aus erst einmal ein ordentliches Kaffeeritual zelebriert wird. Jetzt können wir auch die Landschaft genießen. Eine schöne Aussicht haben wir. Wir blicken auf viel Wald und den ruhig gelegenen Fluss. Der Aufstieg hat sich gelohnt.


Krasses Kontrastprogramm: Die Abfahrt. Was für Mountainbiker eine großartige Abfahrt gewesen wäre, entpuppt sich für uns Bikepacker als echte Herausforderung. Mit ganzer Willenskraft bugsieren wir unsere Räder an den spitzen Steinen und unfreundlichen Absätzen vorbei. Wirklich Spaß macht das nicht, das haben wir uns anders vorgestellt. Immerhin der Aufstieg war asphaltiert.

Was folgt ist jedoch die eigentliche Mutprobe des Tages. Wir kommen auf eine Straße, die auf auf der Karte wie eigentlich jede andere Straße auch ausgesehen hat. Die Realität deckt sich mit dieser Annahme leider nicht. Nur wenige Kilometer von dieser Straße entfernt, ist eine Autobahnauffahrt. Aus diesem Grund rollen hier minütlich dutzende PKW und LKW entlang und das mit einer haarsträubenden Geschwindigkeit. Hauptproblem ist jedoch ein Anderes: Es gibt keinen Standstreifen (von der Großzügigkeit eines Fahrradweges mag ich gar nicht sprechen). Neben uns ist der nackte Fels und die Straße ist eng. Sehr eng. So eng, dass ein LKW von 80 Sachen auf 20 herunterbremsen muss, wenn er uns ohne Gefährdungen des Gegenverkehrs überholen möchte. Mieke und ich schauen uns nervös an. So etwas macht keinen Spaß. Hilft aber nichts. Es gibt weit und breit keine anderen Straßen. Also los. Wir warten die nächste Verkehrslücke ab und stürzen uns in den Wahnsinn. Nach kurzer Zeit dröhnt die Hupe des ersten Trucks. Wir pressen uns an die Leitplanke. Ein wirklich unwürdiger Moment. Wir tun uns selbst leid. Wie zwei kleine Würstchen erheben wir Anspruch am Straßenverkehr teilzunehmen, werden aber nicht wirklich ernst genommen. Sogar ein Polizeiauto hält neben Mieke und quatscht sie auf Slovakisch voll. Leider hat Mieke in den drei Tagen im Land noch kein Slovakisch gelernt. Das merkt die Polizei nach 2 Minuten auch, sodass es ihr zu blöd wird und einfach weiter fährt. Auch gut - ein Problem weniger. Nach gefühlt endlosen 3 Kilometern erreichen wir die erlösende Abbiegung. Mein Puls halbiert sich innerhalb weniger Sekunden. So etwas machen wir nie wieder.
Das Gewitter im Anschluss stört uns im Vergleich zu unserem Horrorerlebnis kaum. Wir freuen uns über die gute Luft, die darauf folgt. Trotzdem müssen wir schmunzeln, was dieser Tag alles so für uns bereithält. Es ist alles dabei - all inclusive.
Abends kommen wir bei einem netten Mann unter. Er ist 88 und wohnt alleine in einem bescheidenen Haus. Wir glauben, dass er sich über unseren Besuch freut, denn er stellt uns eine Kanne Tee ans Zelt und lädt uns auf einen Kaffee zum Frühstück ein. Sogar unsere Kartoffeln dürfen wir in seiner Wohnung kochen. Wir baden außerdem noch am anliegenden Baggersee. Ein echtes Highlight an diesem gefüllten Tag. Das Wasser ist klar uns sehr erfrischend.




Tageserkenntnisse:
1. Ein Standstreifen kann für Fahrradfahrer die Qualität einer Straße enorm steigern.
2. Wasser am Abend hat heilende Kräfte.
3. Es war eine gute Entscheidung das Zelt zu imprägnieren.
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Aufbruch nach dem Aufbruch
15.08.22
Von unserem neuen Heimathafen brechen wir heute auf in Richtung Trencin. Hierfür radeln wir zuerst zum Hauptbahnhof. Wir sind natürlich wieder reichlich spät, weshalb der Einstieg hektisch wird. Zum Glück schaffen es die Räder, Satteltaschen und wir selbst noch rechtzeitig in den Wagon. Die Schaffnerin ist auf Zack und bei guter Laune und hilft uns beim Ausstieg mit unseren Drahteseln. Eine schöne Zugfahrt.
Dann beginnt die Radlerei. Wir starten auf einem schönen Fahrradsträßchen, das sich eifrig entlang der Waag schlängelt (Frage an dieser Stelle, die mir heute beim Radeln kam: Was oder wer bestimmt eigentlich das Geschlecht von Flüssen? Es heißt 'Die Waag' oder 'Die Donau' aber auch 'Der Rhein'. Dubios). Wir kommen gut voran, das liegt auch an der nahezu aalglatten Straße. Bald schon werden wir jedoch bei lebendigem Leib von der Sonne gebruzelt. Mieke ist nicht erfreut, ich winsel leise vor mich hin. Wir haben es ja nicht anders gewollt. Mittagspause gibt's beim Tesco. Wir gönnen uns eiskaltes Radler und lauwarmen Schatten. Das ist genug um die Lebensgeister wieder zu wecken.

Nachmittags kommen wir noch an einer Quelle vorbei, die offenbar mit zahlreichen Mineralien angereichert ist. Das riecht und schmeckt man leider auch - irgendwie seltsam salzig. In unsere Fahrradflaschen kommt die Brühe jedenfalls nicht.
Um halb fünf kommen wir im auserwählten Dorf an. Udica nennt sich dieses und liegt himmlisch gebettet zwischen der Waag und den umliegenden Hügeln. Wir haben beim ersten Haus Glück mit unserer Anfrage. Ein 70 jähriger Opa, ehemaliger Bodybuilder und hervorragend in Form, öffnet uns die Tür. Wir quatschen ihn auf Englisch voll. Er antwortet nicht, weil er kein Englisch versteht. Stattdessen holt er seinen Enkel, gestandener Medizinstudent, der für uns dolmetscht. Ein Platz im Garten wird uns nicht angeboten. Stattdessen fängt der freundliche Opa an zu telefonieren. Wir finden später heraus, dass er 12 Jahre lang Bürgermeister der Stadt war. Wieder einmal alles richtig gemacht. Nach 2-3 Telefonaten zeigt er hinüber auf den Sportplatz. Der Sportwart schließt uns die Kabinen auf, somit haben wir Duschen, Toiletten und nebendran genug Wiesenfläche für unser Zelt - herrlich!


Ehe es aber soweit kommt, werden wir noch auf einen 'Aperitif' eingeladen, wie unser Gastgeber zu sagen pflegt. Der Aperitif entpuppt sich zu zwei Jägermeistershots und einer Flasche Bier. Mieke lehnt gekonnt ab, also muss ich mithalten. Das Gespräch ist aber schön und entspannt, nicht zuletzt hilft auch der Pegel etwas nach. Wir sitzen mit Opa und Enkel in einem Gartenhäuschen und reden über die Slowakei und unsere Tour, die ja noch in den Kinderschuhen steckt. Der Enkel ist bemüht in alle Richtungen zu übersetzen, was ihm gut gelingt. Schön, eine sprachliche Unterstützung zu haben.
Abends gibt's Nudeln und wir schauen den slowakischen Nachwuchsfußballern beim Training zu. Ein würdiger Start! Gute Nacht.
Tageserkenntnisse:
1. Wer den Bürgermeister kennt, kennt das ganze Dorf.
2. Ein Jägermeister nach dem Radeln zeigt durchaus Wirkung.
3. Hunderte Zwetschgenbäume zieren die slowakischen Straßen - das schmeckt!
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Der Beginn einer Reise
13.08.22
Viel gepackt wurde in den letzten Wochen. Kanu fahren, Frankreich Urlaub und dann plötzlich ist es Zeit für die große Reise zu packen - Aufbruch in die Slowakei.
David stapelt mit uns fleißig sein Auto voll. Wir sind zwar spartanisch unterwegs, bräuchten aber eher einen Sprinter. Irgendwann fällt Mieke ein, dass ihr Körper auch noch rein muss. Hilft nichts, die Gitarre kann nicht mit - die wird nachgeliefert im Oktober.

Die Fahrt in die Slowakei verläuft butterweich. David navigiert sein Gefährt elegant über die Autobahnspuren und fast unbemerkt passieren wir zwei Grenzen, bis wir in Bratislava einfahren. Durch unseren Besuch in den Pfingstferien fühlt sich das fast ein wenig vertraut an.
Beim Ankommen in unserer neuen Wohnung klopft mein Herz ganz schön. Immerhin haben wir sie bisher nur als ein paar zusammenhängende Pixel im Internet gesehen. Es fügt sich aber alles zu einem ansehnlichen Bild zusammen. Unsere Vermieter sind super nett, die Wohnung ist schön und die Gegend, in der wir wohnen ruhig und grün. Wir sind erleichtert!

In den nächsten Tagen erkunden wir die Stadt, probieren das lokale Bier, baden in der Donau, richten unsere Bude ein und verabschieden uns von David. Wir sind wirklich dankbar für seine tatkräftige Unterstützung. So etwas ist nicht selbstverständlich.
Am Sonntag packen wir erneut. Wir fühlen uns wie Nomaden. Es geht auf eine Fahrradtour durch die Slowakei. Zeit dieses Land etwas besser kennenzulernen.
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Was will dieser Blog?
Eine gute Frage, die sich nicht so leicht beantworten lässt. Ich weiß es nicht. Nähern wir uns dem Gegenstand vielleicht mit einer Gegenfrage: Was will dieser Blog nicht? Er gibt keine täglichen Updates wie ich am Schreibtisch sitze und mich am Lehrerdasein erfreue oder wie Mieke ihre Vorlesungen absitzt. Vielmehr ist es ein Momenteblog, der hier und da mal etwas von sich hören lässt, ganz unscheinbar, ganz unregelmäßig. Was hier mit Sicherheit Platz findet, ist unsere kleine Fahrradtour quer durch die Slowakei von Trenčín nach Kosice. Alles Weitere bleibt dem Zufall und dem Gang der Dinge überlassen.

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