Tumgik
dunkelheitundlicht · 6 months
Text
Zielstrebig steuerte Sahéra einen etwas kleineren Kieselweg an, über ihren Köpfen verdichtete sich das Blätterwerk und schirmte einen großen Teil der strahlenden Sonne ab, spendete erholsamen Schatten, gepaart mit einem sanften Windhauch verflog die Wärme des Tages merklich und der kühlende Schatten zog sich über ihre weichen Gesichtszüge, ließ es zu, dass ihre Augen durch die einfallende Sonne etwas zu funkeln begannen, die Farben reflektierten das Licht der Sonne und ließ ihre Augen heller als gewöhnlich erscheinen. Auf einer nahegelegenen Bank, die sich deutlich von den anderen im Garten abhob, ließen sie sich im Schutz eines großen Magnolienbaumes nieder. Der lange Saum ihres Kleides bedeckte den Boden unter ihren Füßen, umspielte ihre langen Beinen in einer tanzten Bewegung als erneut ein kühler Windstoß aufkam. Vereinzelt tanzte kleine Strähnen über ihr Gesicht, doch war ihre Krone noch immer fest aus ihrem Haupt verankert, bewegte sich nicht von der Stelle und umrahmte ihr Gesicht beinah auf künstlerische Art und Weise.
Mit einem kleinen Kopfschütteln, wiegelte sie seine Worte ab, drehte ihren Kopf etwas zur Seite, so dass ihre Augen über sein Seitenprofil wanderten, ehe sie mit einander Blickkontakt aufbauen konnten. Erneut wurde sie durchgezogen von dem Gefühl der Zusammengehörigkeit, als gäbe es etwas unausgesprochenes zwischen ihnen. Doch wie sollte das möglich sein, wenn sie doch vor wenigen Stunden erst aufeinander getroffen waren und im Grunde nichts übereinander wusste, außer dass sie beide einer Königsfamilie entsprangen. Sahéra schob das ungewohnte Gefühl bei Seite, stattdessen schenkte sie Rune ein freundliches Lächeln, ehe sie auf seine vorangegangene Worte antworten konnte. „Ich habe Eure Worte keines Wegs als eine Kränkungen aufgefasst. Mir ist bewusst, dass nicht jeder verstehen kann warum ich keinen Gefallen daran finde, von all diesen Männern umworben zu werden. Jedoch wird mir jeder Mann nur das erzählen, von dem er denkt er könnte mich beeindrucken. Keiner macht sich wirklich die Mühe mich als Person kennenzulernen. Haltet mich gerne für naiv, aber ich denke, wenigstens darauf sollte man sich bei einer möglichen Allianz einlassen können.“ Seine nächste Frage verfinsterte ihre Mine ein wenig, jedoch nicht weil sie unverschämt gewesen wäre, sondern eher weil sie das Gefühl der Trauer in ihr auslöste, Trauer darüber, dass sie vermutlich immer ein Einzelkind bleiben würde. Allein ihre Geburt bezeichneten ihre Eltern, gerne als ein Wunder. Selbst die besten Heiler ihres Reiches hatten nie heraus gefunden warum ihre Mutter nicht mehr als ein Kind gebären konnte. Oft munkelte man, dass es ein unausgesprochener Fluch auf ihr lasten würde. So setzte das Königspaar alles an ihre Tochter, dass sie den nächsten Thronfolger in das Reich bringen würde. Sahéra schluckte schwer, bevor sie merklich die Luft einzog, um wenig später sprechen zu können. „Meine Geburt wird noch heute als Wunder benannt. Meine Eltern hatten schon lange versucht ein Kind zu bekommen, sind jedoch an diesem Versuch immer gescheitert. Bis zu dem Tag an dem ich das Licht der Welt erblickt habe. Seit diesem Tag haben sie gehofft die Fruchtbarkeitsgöttin wäre auf ihrer Seite, aber egal wie sehr sie sich auch ein weiteres Kind wünschten hat man ihnen es immer verwehrt. Mittlerweile haben meine Eltern die Hoffnung verloren und sich dafür entschieden die Erhaltung unserer Familie in meine Hände zu legen.“ Sahéra holte erneut Luft. „Ihr merkt also, dass ich dazu gezwungen bin unsere Blutlinie weiter zuführen und die Wahrscheinlichkeit ein Kind zu bekommen ist so gering, dass sie alles daran setzten mich möglichst bald zu vermählen.“
Die Stimmung schlug zu ihrem Vorteil jedoch wieder um, als die beiden auf das Vorkommen von Füchsen im Umland zu sprechen kamen und beinah hatte sie damit gerechnet, dass er auf einen ganz besonderen Fuchs zu sprechen kam. Schneefüchse trieben sich nie in den Wäldern herum, die das Königreich umschlossen und die Kipfel der Berge, in denen sie heimisch waren, waren viel zu weit entfernt als dass sie sich von diesen hinab begeben würden. War sie wirklich so unvorsichtig gewesen? Hatte sie den Freiheitsdrang zu sehr ausgereizt und sich im schlimmsten Fall sogar verwundbar und Feinde gemacht? „Ein weißer Fuchs, also? Eure Sichtung ist die erste die mir zu Ohren gekommen ist. Seid ihr Euch sicher, dass es wirklich ein Fuchs war. Ein so kleines Wesen würde doch wohl kaum die lange Reise aus den Bergen in die Wälder wagen.“ Sahéra musste vorsichtiger sein, wenn sie das Schloss verließ, würde ein Soldat sie erblicken, dann würden ihre Eltern wohl jeden Winkel nach Schlupflöchern absuchen und diese Gefahr konnte sie einfach nicht eingehen. Es war doch ihre einzige Chance ihrem Käfig zu entfliehen.
An dem Gedanken hängenbleibend warf sie einen Blick auf ihre grazilen Finger, sie hatte sie miteinander verwoben und in ihrem Schoß abgelegt. Sie hatte sich mit den Gedanken bald zu heiraten zwar nicht angefunden, dennoch kam sie nicht umhin sich zu fragen, wie es wohl aussehen würde, wenn ein Ring an ihrem Finger stecken würde und wie sich das Leben anfühlte, wenn man erst einmal einen so wichtigen und elementaren Schritt gegangen war. Sie wusste ja nicht einmal wie es sich überhaupt anfühlte Liebe für jemanden anderes als ihre Eltern zu empfinden und dann sollte sie einen Mann ihr Herz schenken, der nicht ihr Seelengefährte war? Das Gefühl von Neid kroch in ihr hervor, Neid auf das Leben das Rune zu führen schien. Befreit von der Last einen Partner finden zu müssen um den Thron besteigen zu können. Neid darauf, dass er freier schien als sie selbst und vor allem Neid darauf, dass er die freie Wahl besaß, wie er sein Leben gestalten wollte.
Gerade als sie ihn fragen wollte, wie seine Eltern seine Entscheidung, den Thron nicht zu steigen, aufgenommen hatte drang eine vertraute Stimme zu ihr heran. Thaliana! Unkontrolliert verzogen sich ihre Gesichtszüge, verdrehte sie die Augen darüber, dass die Stimme immer näher zu kommen schien und den Moment der Ruhe, den sie tatsächlich zu genießen schien, unterbrach. „Prinzessin?“ Erst als sie ihre Mimik wieder unter Kontrolle hatte wandte sie ihr Gesicht in Runes Richtung, dabei blickte sie ihn aufrichtig entschuldigend entgegen und erhob sich im gleichen Atemzug von der hölzernen Bank unter sich. „Entschuldigt, aber wenn Thaliana noch einmal nach mir rufen muss, muss ich die Beine in die Hand nehmen um mir keine Moralpredigt anhören zu müssen.“ Amüsiert sah sie zu dem dunkelhaarigen Prinzen hinab. „Ihr könnt gerne noch hier verweilen. Ich bin mir sicher, dass sich unsere Wege heute noch öfter kreuzen werden.“ wie zuvor bei seinen Brüdern deutete die von der Sonne geküsste einen Knix an, senkte dabei ihr Haupt ein wenig, bevor sie sich für einen kleinen Moment in die Richtung ihrer heran eilenden Zofe wandte. „Ich bin schon auf dem Weg, Thaliana.“ bevor sie sich jedoch tatsächlich in Bewegung setzte wandte sie sich noch ein vorerst letztes Mal an Rune. „Danke.“ flüsterte sie beinah, ehe sie auf der Stelle kehrt machte um ihrer Zofe entgegen zu gehen, bevor diese ihr eine Predigt halten würde. Sahéra hatte vollkommen die Zeit vergessen, stand doch das Willkommensfest bereits in den Startlöchern und könnte wohl kaum ohne seine Prinzessin beginnen.
0 notes
dunkelheitundlicht · 6 months
Text
Dankend nahm Rune das Angebot an, dass sie sich ein schattigeres Plätzchen suchen konnten. Es war, als würde die Sonne schier seine Haut verbrennen. Manchmal beneidete er seine Mutter, sowie Ryker, dass sie sich ohne Probleme in der Sonne aufhalten, konnten ohne Angst zu haben am Abend rotwangig und verbrannt auszusehen. Er wusste wohl, dass es Tränke gegen solche Verbrennungen und Flecken gab, aber er war töricht genug zu glauben, dass er sie nicht benötigte. In diesem Moment bereute er diese Entscheidung.
Kaum merklich holte er tief Luft, als sie sich schließlich zwischen zwei riesigen Eichen befanden und im Schatten stehen blieben. Es war deutlich kühler, sogar angenehm. Augenblicklich entspannte er sich, während er über die Worte der Prinzessin nachdachte. Rune konnte verstehen, dass sie sich erdrückt fühlte. Wie würde er sich wohl fühlen, wenn seine Eltern ihm stetig über Monate hinweg eine potenzielle Braut nach der anderen vor die Nase setzten? Vermutlich würde auch er sich eingeengt und unter Druck gesetzt fühlen. Nur, dass er es niemals so hoheitsvoll wie die Prinzessin ertragen würde. Vielleicht aus genau diesem Grund zügelte sich seine Mutter. Seit dem Verlust der Elfe, die er vor vielen Jahren geliebt hatte, war er nicht mehr offen gewesen für eine Beziehung, geschweige denn eine Heirat. Manchmal noch konnte er die Traurigkeit in den Augen seiner Mutter aufblitzen sehen, wenn sie ihn betrachtete und dabei war es schon mindestens zweihundert Jahre her.
„Ich wollte Euch mit meinen Worten nicht kränken“ ließ er verlauten, während er sich in einer geschmeidigen Bewegung auf der hölzernen Bank niederließ, die rein optisch gar nicht zu dem Rest des Gartens passte. Alles andere war in Marmor oder Stein gehalten, doch die Bank war abgenutzt und hölzern. Mit einem Blick durch die Gärten stellte er fest, dass sie sich augenscheinlich schon mehrere Windungen von seinen Brüdern entfernt hatten. Seine feinen, gut trainierten Ohren nahmen nicht einmal mehr das Feixen und Geplänkel anderer Elfen wahr, sodass er daraus schloss, dass sie gänzlich ungestört und allein in diesem Teil des Gartens waren. „Ich kann mir vorstellen, dass es sehr belastend sein muss. Wieso ist es von solch einer Dringlichkeit für Eure Eltern, dass Ihr bald vermählt werdet?“ offenes Interesse begegnete dem Blick der Prinzessin, die sich zeitweilen neben ihm niedergelassen hatte.
Wenn er richtig lag, war die Prinzessin jung. Vermutlich zählte sie noch nicht einmal einen Bruchteil der Jahre, die er sich selbst zuschreiben konnte. Es war also noch genug Zeit für ihre Eltern einen weiteren Thronerben auf die Welt zu bringen. Oder war ihnen das Kindesglück vergönnt? Elfen brachten nur selten Kinder auf die Welt. Meistens alle hundert Jahre, wenn sie von der Fruchtbarkeitsgöttin mit Glück und Liebe gesegnet wurden. Dass seine Mutter gleich drei Elfenkinder gebar, grenzte an ein schieres Glück und noch heute betete sie zu der Großen Mutter, um sich bei ihr zu bedanken. Rune glaubte an die Götter, aber nicht daran, dass sie von ihnen in einem solchen Ausmaß gesegnet wurden. Viel mehr glaubte er an die Kompatibilität zweier Elfen, die sich nur selten fanden und noch seltener den Akt des Beischlafs vollführten. Doch auch wenn es so selten vorkam, nahm er selbst den Verhütungstrank, da er es nicht darauf anlegen wollte.
Als sich ihr Gesicht für den Moment nach seiner Frage zu den Füchsen veränderte und beinahe einen panischen Ausdruck annahm, musste er sich ein Schmunzeln verkneifen. Rune hatte also mit seiner Frage ins Schwarze getroffen. Doch er ließ sich nichts anmerken, sondern blickte sie lediglich interessiert von der Seite an, als würde er sich wahrhaftig für die Füchse in ihrem Reich begeistern können. Dabei war ihm klar gewesen, dass sich weiße Füchse lediglich in seinem Reich aufhielten. Dort, wo der Schnee einzog und das ganze Jahr über wie eine weiße Decke über dem Land und der Gebirgskette lag. Anfangs hatte er noch geglaubt, dass ein besonders mutiger Fuchs sich seinen Weg durch das Niemandsland gebahnt hatte, angezogen von den Stimmen der Nymphen, doch als er die verschiedenfarbigen Augen erblickt hatte, war ihm klar, dass es sich bei diesem Tier nicht um ein gewöhnliches handelte.
„Eine Handvoll Füchse sind uns begegnet. Sogar ein weißer, dabei dachte ich, dass diese sich nur auf unserer Seite der Grenze aufhalten. Es muss wohl ein außerordentlich mutiges Exemplar gewesen sein, wenn es sich so weit in Eure Wälder traut.“ Betont gleichgültig knöpfte er die beiden oberen Knöpfe seiner Lederkluft auf, um etwas von der angestauten Hitze herauszulassen. Seine Wangen hatten vermutlich einen zarten Rotton Dank der Sonne angenommen. Wie gerne wäre er geflohen, weit in den Himmel und zurück über die Gebirgskette. Doch er fragte sich auch, wie die Küsten des Sonnenreiches aussahen. Er schmeckte zwar das Salz des Meeres auf den Lippen, doch auf ihrem Weg hierher hatte er das weitläufige Meer nicht erblicken können. Er sehnte sich nach den tosenden Wellen, der Gischt, den kreischenden Möwen und dem Anblick von vollkommener Freiheit und Endlosigkeit. Ob er sich wohl nachts zum Meer stehlen konnte?
Noch immer konnte er das Pulsieren der unbekannten Macht spüren. Die Magie kribbelte förmlich auf seiner Haut, doch war es ratsam die Prinzessin danach zu fragen? Er fragte sich, ob sie wohl mit den Geheimnissen des Sonnenreiches vertraut war oder ob ihre Eltern ihr nicht alles erzählten. Auch bei ihm gab es eine Zeit, in der seine Eltern vor ihm Dinge verheimlichten, bis er schließlich alt genug war, um von ihnen zu erfahren. Ob das bei der Prinzessin ähnlich war? Doch wenn sie den Thron besteigen sollte, musste sie doch von solchen Dingen wissen. Rune entschied sich dazu es vorläufig nicht anzusprechen und für sich zu behalten, dass er die Magie förmlich schmecken konnte. Ein Geschmack von Sonnenstrahlen, Lavendel und Thymian breitete sich auf seiner Zunge aus, als er der unbekannten Magie mit seinen Sinnen folgte. Eine ungewöhnliche Mischung, die sicherlich auf einen uralten Zauber zurückzuführen war.
Rune hüllte sich wieder in Schweigen, während er den Blick nun das erste Mal bewusst über diesen Teil des Gartens schweifen ließ. Hohe Bäume säumten den fortlaufenden Weg, an dessen Ende ein Tor aus Dornenranken in die Höhe schoss. Vermutlich lag hinter diesem Tor eine kleine Oase, in der die königliche Familie gerne saß. Wenn die Sonne nicht gerade seine Haut verbrannte und er im Schutz der Schatten saß oder stand, musste er sich eingestehen, dass der Garten wahrlich prächtig war. Verschiedene Farben betupften die sonst grüne Landschaft. Verschlungene Wege führten in jedwede Himmelsrichtung, während sich an einer Seite hohe Büsche auftaten, die den Hof vor neugierigen Blicken schützen sollte. Er tippte darauf, dass auch diese mit Magie belegt waren oder einer Art Schutzschild, um nicht nur das Königspaar, sondern auch ihre Tochter zu schützen.
0 notes
dunkelheitundlicht · 6 months
Text
Die Option, seinen beiden Brüdern wenigstens für einige Augenblicke entfliehen zu können, schien für sie in den Vordergrund zu treten und machte ihr seine mürrische Gesellschaft etwas schmackhafter und auch wenn sie die Etikette und ihre Erziehung damit brechen würde, in dem sie allein mit einem Mann durch den Garten wanderte, hoffte sie darauf, endlich wieder etwas Luft zum Atmen zu finden und ihre angespannten Muskeln etwas entspannen zu können. Mit dem Wissen, dass man einer Prinzessin keine Bitte abschlug, zielte sie bewusst auf die Zustimmung seiner Brüder ab und so fanden ihre verschieden farbigen Augen zum wiederholten Male einen Platz auf dem Gesicht des Prinzens, der noch immer zu ihnen gewandt, stand.
So sehr sie auch versuchte, die Erleichterung zu verstecken, schlich sie diese doch etwas auf ihre Gesichtszüge, als sie sich von der Bank erheben konnte. Flüchtige Bewegungen ihrer Händen strichen den Stoff ihres Kleides zurecht, doch bevor sie zu Rune aufschließen konnte wandte sie sich noch einmal herum und schenkte ihre Aufmerksamkeit seinen Brüdern. „Während meiner Abwesenheit könntet ihr euch unseren Marktplatz ansehen, ich werde dann zu einem späteren Zeitpunkt hinzu kommen.“ Mit einem Lächeln auf den Lippen deutete Sahéra einen kleinen Knix an und wandte sich kurz darauf in Runes Richtung, um zu ihm aufschließen zu können. Ihre Hände hatte sie hinter ihrem Rücken zusammengeführt und auf dem Stoff des Kleides abgelegt. Schmunzelnd vernahm sie die getuschelten Worte der zurückbleibenden Prinzen, während sie ihren Blick über die prachtvollen Blumen des Gartens wandern ließ.
Unwillkürlich musste sie daran denken, wie sich der Boden des Gartens unter ihren Pfoten anfühlte, wenn sie als Fuchs durch diesen streifte, um zu ihrem Schlupfloch zu gelangen, dass ihr den Weg in die Freiheit bot. Wie es sich anfühlte, wenn sie zwischen den Geäst hindurch schlüpfte und wie herrlich es war, wenn die Duftnuancen der verschiedenen Gewächsen in ihre Nasen drangen und einen Wirbel aus Gerüchen entfachten. Nichts war mit diesem Gefühl vergleichbar, ganz automatisch also breitete sich die Sehnsucht danach aus, in einem unentdeckten Moment ihre Gestalt zu wandeln um all dem Trubel am Hof entfliehen zu können, doch konnte sie ihre Geheimnis nicht in aller Öffentlichkeit preisgeben, sonst wäre es wohl das letzte Mal gewesen, dass sie ungesehen verschwinden konnte.
Die knirschenden Steine unter ihren Füßen war alles was zuhören war, als die beiden ihren Weg tiefer in den bunten Garten fanden. Entspannung breitete sich in ihr aus, ihre angespannten Schultern sanken etwas herab, ihre Gesichtszüge wurden weicher und die Tatsache, den aufgezwungenen Gesprächen entkommen zu können schien ihre helle Aura aufleuchten zu lassen. Ihr farbenfrohes Augendual schwang auf das Seitenprofil von Rune als er die herrschende Stille durchbrach, sie darauf ansprach, dass sie sich unwohl fühlte. „Versteht mich bitte nicht falsch. Ich bin mir sicher, eure Brüder verfügen über wundervolle Qualitäten, aber mit jedem weiteren Anwärter, mit jedem weiteren oberflächlichen Gespräch fühle ich mich mehr und mehr unter Druck gesetzt, es engt mich ein. Ich soll eine Erwartung erfüllen, für die ich vermutlich einfach noch nicht bereit bin.“ Ehrlichkeit lag in ihrer lieblichen Stimme, noch während sie sprach glitt ihr Blick wieder auf auf den Weg vor sich, fingen die Sonnenstrahlen ein, die unaufhaltsam auf sie herunter brannten und ihre Körper stetig weiter aufwärmte.
Sahéra hatte sich längst an das Gefühl der aufkommenden Magie gewöhnt, dass sich um sie herum ausbreitet wann immer sie über die, aus kunstvoll gelegten Marmorsteinen und mit Mosaiksteinen verzierte, Sonne schritt, die sich in mitten den Gartens befand. Genau an diesem Ort hatte man vor Jahrhunderten ein Teil des Artefakt versteckt, fernab von den neugierigen Augen der anderen Reichen und an einem Ort, der durch einen magischen Bann mögliche Eindringlingen fern halten sollte. Tatsächlich hatte sie sich schon oft die Frage gestellt, wer wohl noch in der Lage war, diese Magie so intensiv wie sie zu spüren, wer noch diese Anziehung verspürte die von diesem Artefakt ausging. Ihrer Aufmerksamkeit sei dank konnte sie feststellen, dass sich Rune unwohl zu fühlen schien, etwas hatte sich an ihm verändert, als sie die Sonne aus Marmor passiert hatten. Spürte er etwa, dass etwas darunter verborgen lag oder war es die warme Sonne, die ihm zu schaffen machte? „Wäre es Euch lieber, wenn wir ein schattigeres Plätzchen aufsuchen?“ wollte sie, ehrlich besorgt, von ihm wissen, weshalb sie erneut seinen Blickt suchte, in der Hoffnung darin etwas lesen zu können, was ihr Aufschluss über sein Wohlbefinden geben würde.
Mit Sicherheit hatte ihr Vater schon längst, nach Sahéra schicken lassen und es würde nur eine Frage der Zeit sein, bis die aufgeregte Stimme Thalianas den Moment der Ruhe durchbrechen würde. Zwar war Thaliana ihre engste Zofe und sie war wirklich liebenswert, aber an manchen Tagen konnte man ihr nur augenrollend entgegen treten. Auch wenn Lieblichkeit in ihrer Stimme lag, erlangte sie bei Aufregung immer eine etwas höhere Tonlage und rutschte sogar ab und an in einen quietschenden Unterton ab. Allein der Gedanke daran ließ ein amüsiertes Lächeln auf ihren Lippen erscheinen und so scannte sie ihre Umgebung für einen Moment ab, konnte den dunklen Haarschopf ihrer Zofe jedoch in keiner Ecke des Gartens ausfindig machen. Erleichterung setzte ein und wurde schnell durch ein Gefühl abgelöst, als wäre sie ertappt worden.
Runes Frage nach dem Fuchsaufkommen in den Wäldern ringsum ihr Königreich, brachte sie für einen Moment aus dem Konzept. Nur selten sichtete man einen Fuchs und wenn man einen zu Gesicht bekam, dann waren es jene mit dem rotbraunen Fell und den weißen Pfoten, sie würde also zweifelsohne zwischen den Füchsen des Waldes hervorstechen. Ihr schneeweißes Fell machte es schwer sich vor den Augen der Soldaten zu verstecken und doch war sie bis jetzt immer davon ausgegangen unsichtbar für die neugierigen Blicke zu sein. Hatte sie vielleicht nicht genug achtgegeben und war versehentlich bei seiner Anreise aufgefallen. Etwas musste hinter dieser Frage stecke, denn schließlich hatten sie sich die meiste Zeit angeschwiegen und auf einmal hegte er Interesse für etwas was außerhalb ihres Reiches lag? Sahéra dachte für einen Augenblick angestrengt nach wie sie seine Frage beantworten sollte, ohne zu viel preiszugeben oder gar sich zu verplappern. „Durchaus wird uns ab und an die Sichtung von F��chsen mitgeteilt, aber es dürften nur wenige sein, die durch unsere Wälder streifen. Habt ihr bei euerer Reise hier her einige sichten können?“ Vielleicht konnte sie ihm so einige Informationen über den Grund seiner Frage entlocken, wohlmöglich würde er sogar preisgeben, was er gesehen und erlebt hatte. Sie musste immerhin mit aller Kraft vermeiden, dass man aufdecken würde in welcher Form sie entlang der Mauer zu finden war.
0 notes
dunkelheitundlicht · 6 months
Text
Rune hoffte, dass sie keine weiteren Fragen stellen würde. Schließlich wusste wohl auch sie, dass sie sich auf seine Brüder konzentrieren sollte, statt ihm Aufmerksamkeit zu schenken. Doch wider seine Erwartungen und Hoffnungen bot sie sich an ihm auch die besonderen Ecken des Gartens zu zeigen. Wenn Rune es nicht besser wüsste, wäre er der Meinung, dass die Prinzessin einen Augenblick mit ihm allein suchte. Vermutlich versuchte sie jedoch nur vor seinen Brüdern zu flüchten. Zelos ließ sich nichts anmerken, doch Ryker hob fragend eine Augenbraue in die Stirn und ließ den Blick zwischen ihm und der Prinzessin hin- und herwandern.
„Wenn es Euer Wunsch ist, werde ich ihn gewiss nicht ausschlagen.“ Es ziemte sich nicht einer Prinzessin etwas zu verwehren, ganz gleich welche Intentionen hinter ihren Worten lagen. Auch wenn Rune gehofft hatte etwas Zeit für sich zu haben und aus der prallen Sonne flüchten zu können, brachte nicht einmal er übers Herz sie abzuweisen. Allerdings hieß es nicht, dass er Interesse daran hatte sich mit ihr zu unterhalten. Der Nachtprinz bot ihr keinen Arm an, wie seine Brüder es noch zuvor gemacht hatten, sondern schritt nur zur Seite, um ihr Platz zu machen, sodass sie auf dem Kiesweg nebeneinander tiefer in die nimmersatt grünen Gärten schreiten konnten.
Schweigend richtete er den Blick auf den Weg vor sich. Er konnte die feixenden Blicke seiner Brüder in seinem Rücken spüren. Wie sie tuschelten und sich darüber amüsierten, dass nun er derjenige war, dem die alleinige Aufmerksamkeit der Prinzessin zuteilwurde – und dass, obwohl er sich vor Ankunft noch den Plan zurecht gelegt hatte seine Gemächer nur wenn es nötig war zu verlassen und auch nur, wenn seine Anwesenheit verlangt war. Nicht einmal eine Stunde nach Eintreffen wurden diese Pläne schon zerschlagen. Doch erfuhr seine Mutter, dass Rune der Prinzessin etwas abschlug, wäre er vermutlich noch heute Abend einen Kopf kürzer. Und doch würde er selbst dann noch alle überragen.
Ob er sie wohl auf ihre Fuchsgestalt ansprechen sollte? Nein, er würde sich nur selbst verraten. Allerdings war es ein kleiner Triumph, dass er wohl eines ihrer Geheimnisse wusste, obwohl sie sich heute zum ersten Mal wirklich begegneten. Als sie ihn das erste Mal anblickte, hatte er kein Aufblitzen von Erkennen in ihren Augen sehen können, sodass er daraus schloss, dass sie ihn bisher bei dem Wasserfall nicht entdeckt hatte. Gut für ihn, denn wer wusste schon was sie mit dieser Information anfangen konnte oder wollte, wenn er es darauf anlegte. Allerdings legte es Rune bei seinen Besuchen dort auch immer darauf an mit den Schatten zu verschmelzen, sodass es fast unmöglich war von ihr gesehen worden zu sein.
Es schien, als wäre sie froh seinen Brüdern entkommen zu sein. Ihre Schultern wirkten nicht mehr ganz so verkrampft und auf ihrem Gesicht lag nun ein nachdenklicher Ausdruck. „Euch scheint die Aufmerksamkeit meiner Brüder die Laune zu verderben“ kommentierte er knapp, bevor er sich wieder in Schweigen hüllte. Wie unterhielt man sich mit einer Prinzessin, die in einem gänzlich anderen Land aufgewachsen und zuhause war? Rune hatte kein Interesse daran ihr Fragen zu dem Garten oder ihren Ländereien zu stellen, wenn sie ihm nicht als wichtige Information nutzten.
Bevor er jedoch seine Gedanken fortführen konnte, wurden diese von einem Schwall Magie gekreuzt. Stirnrunzelnd blickte er sich um, um die Quelle der Magie ausfindig zu machen. Es schien, als würde im Herzen des Gartens etwas liegen, dass ihn förmlich anzog. Doch im Beisein der Prinzessin war es unmöglich diesem Quell auf den Grund zu gehen. Rune fühlte sich nicht wohl. Unter der schweren Lederkluft staute sich die Hitze an und mit jedem Schritt, den er ging, wurde es wärmer. Wie hielt man es hier so lange aus im Freien, ohne sich vor der Sonne schützen zu können? Der Anblick der blühenden Gärten war sicherlich ein Besuch wert, doch er käme niemals auf die Idee sich hier freiwillig für mehrere Stunden aufzuhalten. Nicht in seiner Kleidung und nicht ohne Schatten. Im strahlenden Sonnenlicht fühlte er sich schutzlos. Es war schwerer mit den Schatten zu verschmelzen, wenn es beinah keine gab. Also musste er wohl die Quelle der Magie nachts suchen, wenn die Temperaturen abkühlten und der Mond den Himmel erklomm. Ob ihm das Königreich bei Nacht wohl besser gefallen mochte?
Die Gärten waren weitläufiger, als Rune dachte. Hätte er geahnt, dass er so lange mit der Prinzessin allein sein würde, hätte er ihre Bitte womöglich doch ausgeschlagen. Was würden die Angestellten sagen, wenn sie die beiden allein sahen? Es ziemte sich nicht mit einer adeligen Dame allein unterwegs zu sein. Jedenfalls war es an seinem Hof alles andere als sittsam, auch wenn sein Königreich in manchen Dingen durchaus lockerer schien als das Sonnenreich. Meistens verzichtete man dort auf formelle Kleidung. Selbst die adeligen Mitglieder des Hofes kleideten sich so, wie es für sie am gemütlichsten war. Selbst Frauen und Mädchen war es gestattet Hosen statt Kleider oder Röcke zu tragen. Hier hingegen hatte er noch keine weibliche Elfe erblickt, die Hosen trug.
Ihm war nicht entgangen, dass der Sonnenkönig ein Fest für sie abhalten wollte. So wie er es einschätzte würde seine Anwesenheit erforderlich sein, ganz gleich um welche Art von Fest es sich handeln würde. Und so wie er seine Mutter einschätzte, würde sie ihn dazu drängen seine Lederkluft in seinen Gemächern zu lassen und sich dem Anlass entsprechend zu kleiden. Allerdings sehnte er tatsächlich schon den Moment herbei, indem er sich seiner schweren Sachen entledigen konnte. Die Hitze war schier unerträglich und vermutlich würde er heute Abend ein sonnengezeichnetes Gesicht haben, wenn er sich weiterhin hier aufhielt. Doch im Gegensatz zu Ryker würde er nicht braun werden, sondern viel mehr rotbackig wie manche Elfen, die ihnen hier über den Weg liefen.
„Leben hier viele Füchse in euren Wäldern?“ bevor er nachdachte, glitten ihm diese Worte schon über die vollen Lippen, die er kurz darauf zu einem Strich verzog. Es war ein denkbar schlechter Zeitpunkt so etwas anzusprechen, wo sie sich doch die meiste Zeit anschwiegen. Jedoch würde ihre Reaktion auf seine Frage auch zeigen, ob er mit seiner Vermutung Recht behielt oder ob es tatsächlich noch eine andere Elfe mit denselben Augen gab, wie die Prinzessin. Rune wusste nicht wie viele Elfen in ihrem Reich die Gabe der Gestaltwandlung hatten. In seinem Reich waren es nur die, die royales Blut in ihren Adern hatten. Ob das hier so ähnlich war? Oder wurde diese Gabe allen Bewohnern zuteil, ganz gleich welchen sozialen Status sie besaßen?
0 notes
dunkelheitundlicht · 6 months
Text
Die Blicke zwischen der Prinzessin und dem ältesten Prinzen kollidierten und blieben für den Bruchteil einer Sekunde aneinander haften, keiner der beiden wollte zuerst den Blickkontakt brechen, doch konnte sie bereits den mahnenden Blick ihrer Mutter auf ihrer Gestalt spüren und so besannte sie sich darauf zurück, dass es weder der Etikette noch ihrer Erziehung angemessen waren nur einem einzelnen Gast ihre Aufmerksamkeit zu schenken, dennoch ließ sie den Moment nicht vorüber gehen ohne noch einmal den Blickkontakt zu suchen. Man merkte es ihrem Wesen nicht an, aber ihr war nicht ganz wohl dabei beäugt zu werden, fast fühlte sie sich wie ein Schmuckstück, dass man in einer Ausstellung zur Schau stelle um es dann an den Höchstbietenden zu verkaufen.
Sahéra erhob sich in einer eleganten Bewegung von dem, mit Blumen umsäumten, Thron und trat die wenigen Stufen des Podest herab, die kleine Schleppe an ihrem Kleid zog sie dabei über den Marmorboden mit sich, das einstrahlende Licht verfing sich daran und brachte die kleinen Steine und Perlen zum funkeln, als würden kleine Lichter auf ihrem Kleid tanzen. Auf der letzten Stufe des Podest hielt sie in ihrer Bewegung inne, verhinderte so eine Kollision mit einem der Prinzen, der mir einmal in ihre Richtung stolperte und ihr, nachdem er sich etwas besonnen hatte, den Arm zum Geleit anbot. Ein wärmendes Lächeln umschmeichelte ihre vollen Lippen, als sie ihren Arm unter den des Prinzens schob, um so die letzte Stufe des Podestes hinunter zu steigen. Dank ihrer guten Ohren konnte sie hören, wie sich nach wenigen Momenten auch der älteste der Brüder in Bewegung setzte und hinter der Gruppe hinterher durch die große hölzerne Tür trat.
Empfangen von den goldenen Strahlen der Sonne schien sich das Gemüt der Prinzessin zu verändern, die wärmer ihrer Augen trat deutlicher hervor und auch wenn sie es mittlerweile satt hatte zur Schau gestellt zu werden so versuchte sie ihre vorherrschende Stimmung, der Abneigung und Unzufriedenheit nicht aufkommen zu lassen, verschlossen hatte sie diese hinter ihren feinen Zügen und einem Lächeln, dass schon dem ein oder anderen Kandidaten den Kopf verdreht hatte und doch hatte bis jetzt jeder den Heimweg antreten müssen, ohne die Sicherheit ihrer Hand. Es war zwar mittlerweile zur Gewohnheit geworden, dass man tagtäglich um die warb, daran gewöhnen oder gar Freude dabei zu empfinden würde sie wohl nie. Für Sahéra kam eine Heirat nur auf Grund einer Allianz nicht in Frage, selbst dann nicht wenn ihre doch das perfekte Beispiel dafür waren, dass selbst aus einer strategischen Beziehung Liebe wachsen konnte.
Das knirschen der kleinen, runden Steinchen unter ihren Füßen wurden von einigen belanglosen Floskeln der Gruppe übertönt. Wo blieben die tiefgründigen Gespräche nach denen ihr Geist lechzte? In denen man sein Inneres nach außen kehrte, in denen man sich eingestand, dass es so viel mehr gab, als ein Abkommen unter zwei Königreichen. Musste sie wirklich jedes Mal aufs Neue, die gleichen belanglosen Fragen zu ihrer Person und der Lage des Reiches beantworten? Gab es denn niemanden, der sich allein ihretwegen auf die Reise in das Reich der Sonne gemacht hatte?
In Gedanken versunken hatte sie nur beiläufig bemerkt, wie nun auch Ryker ihr seinen Arm anbot und auch wenn sie sich beinah etwas albern dabei vorkam, so schlug sie seine höfliche Geste nicht aus. Da Bild, das aus dieser Situation entstand hatte eher etwas von einer ungewollten Komik, wirkten doch alle drei eher verkrampft und unbeholfen. Keiner von ihnen schien wirklich überzeugt von den Plänen ihrer Eltern zu sein. Wie gerne, würde sie lieber als Fuchs durch die Wälder streifen, die Nymphen und Nixen am Wasserfall beobachten oder den Soldaten, an der Grenze, in einem unbemerkten Augenblick ein Stück Brot klauen. Eine Stimme riss sie aus ihrer Fantasie und so warf sie einen Blick über ihre Schulter nach hinten, ihre funkelnden Augen, die je nach Augenfarbe das Licht anders reflektieren konnten sich erneut mit Runes Augen verbinden. Wie zuvor im Thronsaal brach das Gefühl der Zugehörigkeit über sie herein, ließ ihr inneres Befinden etwas schwangen. „Angst vor Fremden, also? Ich fühle mich beinah gekränkt, dass somit die Möglichkeit besteht ich könnte eurem Bruder Angst machen.“ Ein Spritzer von Witz vermischte sich mit ihren Worten, ihr Blick wieder auf den Weg vor sich gerichtet, der sie geradewegs an einem kleinen Springbrunnen hinein in den großen Rosengarten führte. Das Summen und Brummen der fleißigen Bienen ließ die Worte der Gruppe verstummen, keines der Königskinder schien wirklich zu wissen was man sich erzählen sollte, stattdessen entschied Sahéra sich dazu die Schönheit des Garten regelrecht aufzusaugen.
Oft genug hatte sie sich gefragt wie das Reich hinter der Grenze ausschauen würde, ob es dort wohl auch so strahlende Blumen gab oder ob es stimmte was man sich erzählte, dass es ein trostloser und düsterer Ort war. Was die schwarze Kleidung der Prinzen anging konnte man wohl in diese Richtung schließen, wie also würde einer dieser Männer in ein solch farbenfrohes und strahlendes Reich passen? Wäre er mehr als nur ein dunkler Fleck zwischen all der Farbe. Und wie würde sie zu einem solchen Prinzen passen, gegensätzlicher könnte man wohl nicht sein und doch wusste sie; dass ihre Eltern all ihre Hoffnung in ihre einzige Tochter legten. Möglicherweise hatten sie sogar recht, wenn sie sagten, dass sie an das Glück des Königreichs denken und sich hinten anstellen sollte. Wohlmöglich war die Heirat mit einem Mondprinzen ihre einzige Möglichkeit. Beinah wäre ihre ein schweres Seufzen über die Lippen gekommen, doch wenige Sekunde bevor es ihre Lippen hätte verlassen können, presste sie diese kurzzeitig aufeinander. Sie konnte ihren Zweifeln keine öffentliche Bühne bieten, sie musste an der Etikette und den Gepflogenheiten als Prinzessin treu bleiben.
„Nicht wahr? Jede Blumen in diesem Garten wurde einzeln ausgewählt und liebevoll herangezogen. Er ist das Herzstück unseres Reiches und birgt das ein oder andere Geheimnis. Munkelt man hinter davor gehaltener Hand.“ Förmlich auflebend sprach sie über den prachtvollen Garten, als wäre dies ein Ort an dem sie immer Zuflucht und Trost finden konnten, wenn ihr danach war. Und tatsächlich, dieser Ort war etwas ganz besonderes und das nicht nur für sie, sondern auch für die gesamte Bevölkerung des Reiches. Hatte man bei dessen Anlehnung darauf geachtet, dass er das Artefakt von Lleterra besonders gut schützen würde.
Da die Sonne den höchsten Punkt am Himmel erreicht hatte und mit voller Kraft auf sie herab strahlte entschied man sich dazu, nahe eines kleinen Flusslaufes Platz auf einer kleinen Bank zu nehmen. Der perfekte Moment sich von den beiden Prinzen zu lösen und so ein Stück ihrer Freiheit wieder zu erlangen. Das schweigen schien beinah unerträglich zu sein und so war sie beinah erleichtert darüber als Rune nun zum ersten Mal zu ihr Sprach. Seine Stimme, auch wenn es nur wenige Worte waren die er sprach, erhaschten ohne Umschweife ihre Aufmerksamkeit, etwas an ihm schien anders zu sein. Er hob sich von all den Männern ab die sich bei ihr vorgestellt hatten und doch war es ihr unmöglich zu benennen was es genau war. „Natürlich nicht, so lange Ihr Gast an unserem Hof seid steht es euch frei unser Reich zu entdecken.“ Ihre zweifarbigen Augen blitzen durch ihre dichten Wimpern hervor, ihren Blick hatte sie etwas angehoben um Rune in das Gesicht sehen zu können, er stand schließlich noch und überragte die Prinzessin so um viele Zentimeter. „Wenn deine Brüder mich für ein paar Minuten entbehren können, dann zeige ich dir gerne noch ein paar ganz besondere Ecken des Gartens. Bis jetzt hat sich noch keiner dazu entschieden ihn sich genauer anzusehen.“ Ein Angebot, dass sie aus der herrschenden, unangenehmen Situation befreien könnte und ihr die Möglichkeit eröffnen würde wieder etwas freier zu atmen. Zwar war ihr bewusst, dass Rune für sie als Partner nicht vorgesehen war, so sprach doch wohl nichts dagegen einem Prinzen die schönsten Seiten des Reiches zu zeigen.
0 notes
dunkelheitundlicht · 6 months
Text
Die Reinheit und Sanftmut, die die Prinzessin ausstrahlte, war schon fast zu viel für Rune. Es war, als blendete ihr bloßes Antlitz seinen Blick. Als ihr Blick den seinen streifte, hielt er ihn fest. Rune würde nicht wegschauen, ganz gleich, was die Etikette von ihm verlangte. Dafür waren die zweifarbigen Augen zu faszinierend. Auch seinen Brüdern schien es ähnlich zu gehen. Am Nachthof wurde zwar schon seit Wochen gemunkelt, dass die Prinzessin eine wahre Schönheit war, doch Rune interessierte sich nicht für Gerede hinter vorgehaltener Hand, auch wenn er jedes noch so leise geflüstertes Wort trotz allem vernahm.
Rune schickte den Wind zu Zelos, der ihn einen Schritt nach vorne stolpern ließ. Eine stumme Aufforderung der Prinzessin seinen Arm anzubieten, wie es sich gehörte. Ryker musste ein Lachen unterdrücken, als er sah, wie Zelos für einen Moment die Gesichtszüge entglitten, bevor er sich wieder fing und einen weiteren Schritt auf Sahéra zuschritt. Bereitwillig hakte sie sich bei ihm unter. Ryker schloss sich der kleinen Gruppe an, doch Rune rührte sich nicht von der Stelle. Seine Aufgabe lag darin für die Sicherheit der weiblichen Damen seines Hofes zu garantieren. „Rune, möchtest du sie nicht begleiten?“ eine Aufforderung. Noch bevor er verneinen konnte, traf ihn der Blick seiner Mutter. Tadelnd, beinahe schon enttäuscht.
Also schloss auch er sich seinen Brüdern und Sahéra an, die schon durch die riesigen Holztüren des Saals geschritten waren. Missmutig zog er die Stirn in Falten. Doch vielleicht konnte er diesen Spaziergang auch zu seinen Gunsten nutzen und die schwachbewachten Ecken des Hofes ausfindig machen, falls eine schnelle Flucht von Nöten sein würde. Während Zelos von Sahéra geführt wurde, schloss Ryker zu den beiden auf und bot der Prinzessin ebenfalls seinen Arm an. Es war ein amüsantes, wenn auch ungewohntes Bild, das sich vor ihm auftat: eine strahlende Prinzessin in ihrem goldgelben Kleid zwischen zwei dunkel gekleideten Nachtelfen. Ryker passte vermutlich durch sein braunes Haar und der sonnengeküssten Haut noch am ehesten an den Hof der Sonne. Zelos und er fielen auf, als wären sie geradewegs einem Bilderbuch entsprungen. Einem Bilderbuch der Elfen auf der anderen Seite der Gebirgskette. Einem Bilderbuch über den Schrecken, den ihre Vorfahren über dieses Land gebracht hatten. Dass die Prinzessin so unberührt zwischen ihnen lief und trotz allem das Strahlen und ihr Licht nicht innehielt, beeindruckte ihn insgeheim. Doch wenn sie nicht aufpasste, würden Zelos Schatten ihr Licht bald für sich einnehmen.
Rune folgte dem Gespräch der Drei vor ihm nur mit halbem Ohr, während er sich umsah. „Achtet nicht auf Rune. Er hat Angst vor Fremden“ stichelte Ryker, der einen spitzbübischen Blick über seine Schulter warf und Rune ein Zwinkern schenkte. Rune lediglich drückte den Rücken durch und betrachtete ihn mit kalter, ausdrucksloser Miene, als auch die Prinzessin ihm einen Blick über die Schulter zuwarf. Er würde sich von seinem Bruder nicht aus der Reserve locken lassen. Nicht, wenn Schaulustige ihren Weg kreuzten. Alle Elfen machten einen großen Bogen um sie. Und die, die es doch wagten auf sie zuzukommen knicksten und verbeugten sich vor der Prinzessin, die alles mit einem hoheitsvollen Ausdruck auf ihrem Gesicht über sich ergehen ließ.
Der Nachtprinz fragte sich, wie die Prinzessin es wohl schaffte ungesehen hier rauszukommen. Weit und breit konnte er keine weiteren Tiere erspähen, weswegen er vermutete, dass ein schneeweißer Fuchs hier ebenso sehr auffallen würde, wie er mit seinen nachtschwarzen Haaren. Alle Elfen, die er erblickte, hatten sonnengeküsstes Haar und helle Augen. Sommersprossig, rotwangig und fröhlich. Nicht, dass sein Zuhause ein Ort der Trostlosigkeit war, aber so viel Freude offen zur Schau zu stellen, hinterließ einen bitteren Beigeschmack auf seiner Zunge.
Am liebsten würde er kehrt machen und seine Gemächer aufsuchen, die man ihm großzügigerweise zur Verfügung gestellt hatte. Doch das würde nicht nur gegen die Etikette, sondern auch gegen die Bitte der Sonnenkönigin verstoßen, die sie an ihre Tochter gerichtet hatte. Rune brach und missachtete die Regeln normalerweise, wie es ihm beliebte, doch es galt den Anschein zu wahren. Schließlich erhoffte sich sein Vater eine Allianz mit dem Sonnenreich und nur ein falsches Wort von ihm oder einem seiner Brüder könnte dazu führen, dass man sie hochkant herausschmiss. Zumal man überall im Lande gehört hatte, dass die Prinzessin jedweden Kandidaten bisher ausgeschlagen und in die Wüste geschickt hatte. Lag es daran, dass ihr keiner gut genug war? Nicht reich genug, nicht schön genug? Oder bevorzugte sie sogar das weibliche Geschlecht und war nicht willens diese Neigung offen auszuleben?
Beinahe wäre Rune mit dem Rücken der Prinzessin kollidiert, die abrupt Halt machte und auf den Rosengarten zeigte, der sich vor ihnen auftürmte. Rune gewann wieder Abstand, in dem er einen Schritt nach hinten machte. „Euer Reich ist wunderschön, Prinzessin“ ließ Zelos vernehmen, was Rune lediglich mit einem Augenrollen quittierte. Normalerweise machte sein jüngster Bruder sich nichts daraus Komplimente zu machen, aber auch er wusste wohl, was auf dem Spiel stand.
Die Sonne brannte unaufhörlich auf sie nieder. Und auch wenn es erst Frühling war, so drohte Rune zu ersticken. Am liebsten hätte er die Flügel ausgebreitet und verschwunden. In die Weiten des Himmels, zwischen die Wolken. Doch stattdessen verschränkte er die Arme vor der Brust und ließ seinen Blick schweifen, bis dieser an einer Hecke hängenblieb. Am liebsten hätte er nachgefragt, was sich hinter eben jener Hecke versteckte, doch er zügelte seine Neugierde und beschloss am frühen Abend noch einmal wieder hierher zukehren, um die Gegend auszukundschaften unter dem Vorwand den Garten noch einmal in Ruhe aufzusuchen.
Während sich seine Brüder und die Prinzessin auf einer steinernen Bank niederließen, entschloss sich Rune dazu sich den Garten anzuschauen. „Lasst Euch von mir nicht stören. Ich schaue mich etwas um, wenn es Euch recht ist, Prinzessin?“ wendete er das erste Mal seine Worte an die Prinzessin, die nun aus ihren verschiedenfarbigen Augen zu ihm aufblickte.
0 notes
dunkelheitundlicht · 6 months
Text
Das geschäftige Treiben hatte schon lange Einzug in das Reich gehalten, die Sonne stand bereits hoch am Himmelszelt, als man die letzten Vorbereitungen traf um den Neuankömmlingen einen gebührenden Willkommensgruß entgegen zu bringen. Doch schwang nicht nur in den Gesichtern der Elfen eine Art Abneigung und Furcht mit, auch das Tuscheln hinter vorgehaltener Hand zeugte unweigerlich davon, dass nicht jeder einverstanden damit war den König und die Königin des Schattenkönigreichs die nächsten Wochen zu beherbergen. Der zurückliegende Krieg der beiden Reiche zog sich durch die Generationen und all jene die ihn miterlebt hatten würden es wohl bevorzugen, wenn die Grenzen nicht verwischten und doch fügte sich jeder den Willen des Königspaares und ging bedacht an die anstehend Aufgaben heran.
Die wärmenden Sonnenstrahlen erwärmten, dass weiße Fell eines kleinen Fuches, der seinen schmalen Körper im Schutz des Dickichts niedergelassen hatten und es sich nicht nehmen ließ, dass Treiben vor der Grenze zum Lichtreich zu beobachten, die Soldaten waren in den letzten Tagen besonders aufmerksam, ließen nicht einen Winkel unbeobachtet und doch hatten sie den weißen Fuchs bislang nicht erspäht, im Gegenteil beinah schien er für die Augen der Elfen unsichtbar zu sein. Seine Augen blinzelten der Sonne entgegen, als deren Strahlen ihn an der Nase kitzelte und ihn aus dem Moment der Ruhe hinaus riss. Die Sonne stand schon viel zu hoch am Himmel, bald würden Gäste eintreffen und was würden wohl ihre Eltern denken, wenn sie nicht rechtzeitig Platz nehmen ihrem Vater nehmen würde. Eher widerwillig rappelte sich der kleine Fuchs auf, schüttelte sich einige Blätter und Äste aus dem Fell, ehe er aus seinem Versteck hervor treten und seine altbekannte Route in Richtung des Schlosses antreten konnte. Auf leisen Pfoten schlüpfte er durch einen kleines Loch, gerade groß genug für seinen schmalen Körper, durch die Schlossmauern in den prachtvollen Schlossgarten. Im Schutz eines großen Baumes, der durch den aufkommenden Wind, einige seiner bunten Blüten verlor, wurde aus dem kleinen Fuchs, mit den verschieden farbigen Augen eine schlanke Elfe, ihr goldblondes Haar lag ungebändigt auf ihrem Haupt und auch ihr Kleid zeugte davon, dass sie nicht wie erwartet in ihren Gemächern gewesen war.
Augenrollend trat sie weiter in den Garten hinein, die etwas höhere Stimme ihrer Zofe drang immer wieder zu ihr heran, es blieb kein Zweifel offen, dass sie bereits eine ganze Weile nach der Prinzessin suchen musste, die mal wieder nicht das tat was sich ihre Eltern machten. Außer Atem und nach Luft ringend blieb wenige Augenblicke später eine etwas kleinere Elfe, mit welligen hellbraunen Haar, vor ihr stehen. „Prinzessin! Wir haben überall nach ihnen gesucht. So können sie doch nicht vor das Königspaar und ihre Söhne treten. Kommen Sie! Die Zeit rinnt uns durch die Finger.“ Die Bestimmtheit in der Stimme der Elfe machte Sahéra unweigerlich klar, dass keine Zeit mehr für Diskussionen blieb und doch ließ sie es sich nicht nehmen die Schönheit der blühenden Blumen, der saftig grünen Bäume und den zahllosen Rangen, die sich dem großen Bau empor schlängelten und ihm einen mystischen Hauch verlieh, ihre Aufmerksamkeit zu schenken.
Die aus Marmor geschlagene weitläufige Wendeltreppe ebnete den beiden Elfen den Weg hinauf zu den Gemächern der Königsfamilie. Hinter der hölzernen Tür, die durch aufwendige Schnitzereien verziert worden war und das Zeichen der Sonne trug, eröffnete sich ihr Gemach. Die unzähligen Buntglasfenster brachen das Sonnenlicht in unzählige Farben, die sich auf dem hellen Steinboden niederschlugen. Im Schein der Sonne tanzten kleine Feenlichter hin und her, auf einem kleinen Vorsprung eines Fensters hatte sich ein kleiner Spatz niedergelassen, der sich ebenfalls herauszuputzen schien, in dem er das Gefieder mit der Hilfe seines Schnabels von einigen Blattresten befreite. Ein Bild was der jungen Prinzessin unweigerlich ein Lächeln auf die Lippen trieb. Wie gerne würde sie so frei sein, wie ein Vogel. Die Stäbe des Käfigs durchbrechen in den sie hinein geboren war.
Sie konnte von Glück sprechen, dass man ihr eine Zofe an die Seite gestellt hatte die genau wusste was sie tat und so erstrahlte die Prinzessin einige Zeit später in einem weichen, langen gelbgoldenen Kleid, kunstvolle Stickereien durchzogen den weichen Stoff, kleine Perlen und Steine hatten ebenfalls einen Platz an ihrem Gewand gefunden. Ihr langes Haar, dass ihr im geöffneten Zustand bis zum mittleren Teil ihres Rücken reichte, hatte Zaria kunstvoll geflochten und nach oben gesteckt. In der zarten Krone auf ihrem Haupt fanden sich die Steine ihres Kleides wieder und schon ließ nichts mehr darauf schließen, dass sie noch vor kurzem durch die Wälder nahe der Grenze geschlichen hatte.
Auch im Thronsaal des Schlosses bahnten sich die Rangen, voller bunten Blumen, einen Weg über die hohen Decken und die Marmorbögen, die zwischen den schweren Säulen einen Platz gefunden hatten, auch hier brach sich die Sonne in den hohen Buntglasfenstern. Die Blicke ihrer Eltern sprachen Bänden, man konnte ihnen ansehen, dass sie ihre Tochter endlich in guten Händen wissen wollten, am besten noch eine Allianz schließen, die für ihr Königreich hilfreich war. Mit bedauern und Verzweiflung hatte das Königspaar ihrer Tochter dabei zugesehen, einen Anwärter nach dem nächsten anzulehnen, keiner schien ihren Ansprüchen gerecht zu werden, aber wie sollten sie es auch, wenn keiner von ihnen ihr Seelengefährter war.
Ihre schmalen Hände, mit den zierlichen Fingern hatte sie in ihren Schoß gelegt ihr offener Blick wanderte über das Königspaar hinweg zu den Prinzen des Mondreiches. In ihrem Blick war nicht zu lesen, ob einer von ihnen ihre Aufmerksamkeit erhaschte und doch blieben ihre Augen an dem Prinzen hängen, der etwas Abstand zu seinen Brüdern hielt. Mit einem Mal wurde ihr Körper von einem Gefühl der Zusammengehörigkeit durchflutet, gepaart mit der Empfindung von Vertrautheit. Im ersten Moment konnte sie dieses Gefühl nicht zu ordnen und so ließ sie sich von der Stimme des Königs Thalos aus diesem Gefühlsturm reißen. Nichts deutete mehr darauf hin, dass die beiden Könige einst im Krieg gegeneinander gekämpft hatten, keiner der beiden schien seinen Groll offensichtlich ausleben zu wollen. Immerhin stand eine Verbindung im Raum, die den Frieden zwischen den Reichen garantieren würde.
„Eure Reise muss erschwerlich gewesen sein, also bitte lasst uns die Ehre zu Teil werden und genießt mit uns die Annehmlichkeiten unseres Festes, dass wir für Euch ausrichten lassen.“ Die zarte, beinah melodische Stimme ihrer Mutter erfüllte den Thronsaal, der Ausdruck auf ihrem Gesicht zeugte von Freundlichkeit und Wärme, als sie den Gästen ihre Gastfreundschaft noch einmal verdeutlichte. „Der Garten unseres Schlosses blüht zu dieser Jahreszeit in ganz besonders schönen Farben, mit Sicherheit wäre es unserer Tochter eine Freude ihre Söhne ein wenig herum zuführen. Nicht wahr, Sahéra?“ In den Augen ihrer Mutter lag etwas was sie wissen ließ, dass sie nicht widersprechen konnte, selbst wenn sie es gewollt hätte. „Natürlich, Mutter. Es wäre mir eine Ehre unseren Gästen die Schönheit unseres Reiches näher zu bringen.“ quittierte sie die Worte ihrer Mutter mit lieblicher Sanftheit und ließ ihren Blick kurz darauf zwischen den Brüdern hin und her wandern, erspähte in Schutz des Schatten auch den dritten der Brüder.
0 notes
dunkelheitundlicht · 6 months
Text
Etliche Male war er bereits am Perlenwasserfall gewesen. Etliche Male, in denen ihn niemand hatte kommen oder gehen sehen. Rune verstand sich darin mit den Schatten zu verschmelzen und ungesehen zu bleiben. Er wurde nur gesehen, wenn er es wollte. Der Prinz des Schattenkönigreiches, wie es ehrfürchtig von anderen Elfenländern genannt wurde, war ein Meister der Schatten und Dunkelheit. Auch wenn er über eine animalische Form eines Raben verfügte, so musste er diese nicht anwenden, um unentdeckt zu bleiben. Hoch oben in einem Baum saß er, das rechte Bein stützte angewinkelt auf dem dicken Ast, während das linke lose herabbaumelte. Die Dolche drückten in das angewinkelte Bein, welches in dunkles Leder gekleidet war. Auch sein Oberkörper steckte in einer nachtschwarzen Lederkluft, gesäumt von einem Waffengürtel, der quer über seine muskulöse Brust gespannt saß. Seine Schattenschwerter hingen ein oder zwei Meter über ihm im Baum, griffbereit, wenn es jemals dazu kommen sollte.
Insgeheim genoss Rune die kleinen, geheimen Ausflüge in das Niemandsland jenseits beider Grenzen. Der Perlenwasserfall zog jegliche Elfen an und zuzusehen, wie manche es tatsächlich schafften an den Wachen und Soldaten vorbeizuschleichen, nur um in das kristallklare Wasser abzutauchen und nie wieder aufzutauchen hatte etwas… amüsantes. Wer so töricht war sich tatsächlich in das schimmernde Wasser zu begeben und von den Nymphen ertränkt zu werden, hatte nichts anderes als ein humorloses Lächeln von ihm verdient. Wie viele elfenbeinfarbene Knochen wohl am Grund des Sees liegen mochten? Oder verschlangen die Nymphen selbst den letzten Rest der sonst beinah unsterblichen Körper der Elfen?
Die frühmorgendlichen Sonnenstrahlen brachen durch die dicken Kronen der Bäume, die sich um ihn herum versammelten. Für einen Augenblick wagte er es die mitternachtsblauen Augen zu schließen und das Gesicht den Sonnenstrahlen zuzuwenden, die ihn sogleich wärmten. Auch wenn in seinem Königreich alsbald ebenso der Frühling einzog, so würde es vermutlich nie so friedlich und schön sein, wie in diesem gespenstisch stillen Wald. Rune wusste, dass er womöglich irgendeinen Auftrag erfüllen sollte, doch auch ein Prinz und Elite Soldat musste sich ab und an ein Moment der Ruhe gewähren. Zumal er nicht ohne Grund hier war.
Ganz gleich zu welcher Tageszeit Rune sich auch hier aufhielt, ihm war vermehrt ein kleiner, schneeweißer Fuchs aufgefallen, der sich durch die Bäume und Büsche schlängelte, als wären die Wälder sein Zuhause. Doch schon bei einem Blick auf die verschiedenfarbigen Augen wusste Rune, dass es sich nicht um einen gewöhnlichen Fuchs handelte. Wieso die Soldaten den Fuchs noch nicht wahrgenommen hatten, schob er auf die Unfähigkeit dieser. Jeder Blinde würde sehen können, dass es sich bei dem Fuchs um eine Elfe handelte, die die Gabe der Gestaltwandlung besaß.
Auch an diesem lauen Frühlingsmorgen konnte er die kleinen, stetig trippelnden Schritte bereits hören, bevor der Fuchs durch das Dickicht brach und im gebührenden Abstand zum Wasserfall und den Soldaten stehen blieb. Schmunzelnd hoben sich seine Mundwinkel an. Er wurde nicht enttäuscht. Das Tier zu beobachten war die Hauptattraktion seiner kleinen Ausflüge. Nicht, dass er die Intention hegte die Elfe dahinter kennenzulernen. Doch auf jemanden zu treffen, der ebenso die Regeln brach, wie er selbst, löste ein klammheimliches Gefühl der Zugehörigkeit in seiner Brust aus, dass er meist mit einem Schnauben zur Seite schob und so weit wie möglich in sein Innerstes verfrachtete. Der Fuchs schien keinerlei Absicht zu hegen, den See vom Nahen zu betrachten. Er legte sich lediglich zwischen Geäst und Büschen zu Boden, bettete den majestätischen Kopf auf die zierlichen Vorderpfoten und beobachtete ungesehen das Geschehen. Auch Rune legte nun den Kopf gegen den gigantischen Stamm des Baumes, auf welchem er noch immer saß, und schloss die Augen, um zumindest den Moment der Ruhe und des Friedens in sich aufzunehmen.
Wenige Tage später war die Königsfamilie in Aufbruchstimmung. Rune hätte es vorgezogen am Hof zu bleiben, doch sein Vater bestand darauf, dass er sie begleitete. Nicht, weil er wie seine Mutter hoffte doch noch eine gute Partie für ihn zu finden, sondern, damit Rune seiner Familie Schutz gewähren konnte. Der König war pragmatisch veranlagt und da Rune zu den besten Soldaten und Assassinen seines Reiches gehörte, war er dafür zuständig mögliche Konflikte zu lösen. Auf seine Art und Weise, wenn es sein musste.
Während Ryker die Vorfreude auf diese Reise in das unbekannte Land jenseits der gezogenen Grenzen kaum noch verbergen konnte, blickte Zelos gleichmütig und beinahe gelangweilt drein. Doch Rune wusste, wie es in seinem jüngsten Bruder aussah. Er wusste auch, dass Zelos sich der Last bewusst war, die auf seinen Schultern drückte. Als jüngster Sohn der Königsfamilie war er dazu auserkoren worden die Gunst der Sonnenprinzessin zu gewinnen. Rune wusste, dass Zelos es schaffen konnte, nur ob er es auch wollte, schwebte als unausgesprochene Frage zwischen ihnen im Raum.  Seine Mutter war in hellem Aufruhr. Tagelang plante sie, wie sie sich ankleiden wollte. Rune wusste, dass sie einen guten Eindruck am Lichthof hinterlassen wollte. Vermutlich würden sie in ihren dunklen Gewändern trotz allem wie ein bunter Haufen auffallen. Rune lehnte es vehement ab die Prinzenkrone zu tragen, auch nach endlosen Bitten seiner Mutter, die schlussendlich mit bitteren Zügen im Gesicht von ihm abwich und aufgab.
Der Nachtprinz wusste, dass es unmöglich war den Wind zu teilen und in wenigen Sekunden im Sommerhof zu sein. Die Schutzzauber, die das Königshaus umgaben, waren selbst für sie undurchdringlich. Augenscheinlich hatte der König aus dem letzten Krieg gelernt, der vor mehreren Jahrhunderten durch ihr Land gewütet war. Das Verhältnis zwischen den beiden Reichen war seit jeher angespannt. Diese Vermählung war ein Friedensangebot. Oder vielleicht auch die Möglichkeit alte Fehden auszubaden. Rune selbst wurde hundert Jahre nach dem Krieg geboren, Ryker und Zelos erst viel später, sodass sie noch zu den jüngeren Elfen gehörten.
Aus mangelnden Möglichkeiten teilten sein Vater und er die Winde, um zumindest bis an die Grenze zu kommen. Da weder seine Mutter noch ihre Zofen Flügel besaßen oder die Winde teilen konnten, musste der restliche Weg auf traditionelle Art zurückgelegt werden. Zwei Tage zogen ins Land, bevor sie sich schlussendlich an den Mauern des Sonnenkönigs befanden. Zwei Tage, in denen seine Mutter, sowie auch seine Brüder stetig an seinen Nerven zehrten und ihn zermürbt und übelgelaunt zurückließen. Rune schottete sich schon nach der Hälfte des Weges ab und schoss in einer geschmeidigen Bewegung in den Himmel, um das verbotene Terrain von oben betrachten zu können. Schon oft hatte er mit dem Gedanken gespielt einfach über das Sonnenreich zu fliegen. Doch sein Verstand riet ihn davon ab. Denn wer wusste schon, was sich die Lichtelfen in den vergangenen Jahren hatten einfallen lassen, um sich vor den geflügelten Soldaten zu schützen?
Der Wind hatte seine Haare zerzaust. In Wellen und Locken fiel ihm das Haar in die Stirn und umrahmte sein blasses Gesicht, während seine spitzen Ohren an der Seite herausblitzten. Sein Gesicht glich einer Maske, als er einige Schritte hinter seiner Familie durch die Mauern trat. Das Sonnenreich war grün. Unendlich grün. Doch der Hof erblühte in voller Pracht. Rosen in verschiedenen Farben, in Farben, die er sich niemals hätte erträumen können, rankten sich um die Gebäude, als wollten sie diese verschlingen und einnehmen. Die Sonne stand hoch oben am wolkenlosen Himmel und Rune kam sich so fehl am Platz vor, dass er sich in die Schatten zurückzog. Seine Familie und die kleine Gefolgschaft, die sie mitbrachten, erregten jede Menge Aufmerksamkeit. Manche Elfen starrten sie wortlos aus großen Augen an. Andere begegneten ihnen mit hasserfüllten Gesichtern. Doch sie waren zu nobel, um sie vor versammelter Gemeinschaft laut zu verfluchen und zu verspotten. Selbst nach all den Jahrhunderten gab es noch Elfen, die den Krieg miterlebt und scheinbar nicht vergessen hatten.
Rune erklomm hinter seiner Familie die elfenbeinfarbenen Treppen, die hoch in das Haupthaus und Thronsaal führen sollten. Der Nachtprinz hatte jegliche Informationen über das Königshaus zusammengeklaubt, um auf jedmögliche Situation vorbereitet zu sein. Sein Schutz galt seiner Mutter und ihren Zofen. Er wusste, dass seine Brüder und auch sein Vater in der Lage dazu waren sich selbst zu schützen, wenn es sein musste. Erhobenen Hauptes ließen sie sich zu ihren Gemächern führen, bis es so weit sein würde, dass sie dem Königspaar und ihrer Tochter unter die Augen treten durften.
Wachsam, wenn nicht minder fasziniert, blickte er sich um. Die Wände waren so hoch, dass er kaum das Ende erblicken konnte. Feenlichter tanzten durch die Sonne. Pflanzen und Blumen säumten die Eingangshalle und die weite Treppe, die sie zu ihren Gemächern führen sollte. Der ganze Hof war anscheinend zu einem solch besonderen Anlass tätig. Mehrere Elfen wuselten um sie herum, blieben kurz vor Ehrfurcht oder aber auch Angst stehen und beäugten sie, als wären sie geradewegs in einen neuen Krieg gestolpert. Seine Gesichtszüge verhärteten sich. Er wollte sich nicht anmerken lassen, wie sehr in die gebrochenen Sonnenstrahlen oder die üppigen Blumensträuße für sich einnahmen. Ob der weiße Fuchs wohl auch hier sein würde? Rune fragte sich schon seit Wochen, ob sie wohl eine einfache Elfe war oder ob sie zum Königshaus gehören mochte. Doch konnte er sich nur schwerlich vorstellen, dass ein Mitglied des Königshofs unbewacht bis in das Niemandsland vordringen konnte, ohne dabei entdeckt zu werden.
Nur kurze Zeit später klopfte es an seiner Tür. Sein Gemach war simpel gehalten. Es bestand aus einem Himmelbett, kleeblattgrünen Wänden und Vorhängen, die die Farbe des Sonnenaufgangs hatten. Aus seinem Fenster blickte er direkt in den weitläufigen Garten und doch fühlte er sich eingeengt. Seine Flügel hatte er schon vor Betreten des Hofes verschwinden lassen, genauso wie seine Brüder und sein Vater. Sie waren zu empfindlich, um sie allen zur Schau zu stellen.
Wieder klopfte es an seiner Tür. Genervt riss er diese auf und blickte sogleich in das amüsierte Gesicht seines Bruders Ryker. „Der König lässt uns rufen.“ Schalk und Belustigung spiegelten sich in seinen azurblauen Augen wider. Ryker hatte sich herausgeputzt und selbst das sonst unbändige Haar aus hellbraunen Locken war gezähmt worden, auf welchen die Krone thronte. Rune quittierte sein Auftreten lediglich mit einer angehobenen Augenbraue und einem Schmunzeln, bevor er ihm folgte und zu seiner Familie aufschloss. Als seine Mutter sah, dass Rune noch immer in seiner Lederkluft gekleidet war, legte sie sich eine Hand über das Herz und sah ihn furchterregend böse durch ihre violetten Augen an, die funkelten, als würde sich der Mond darin widerspiegeln. Ihr rabenschwarzes Haar war zur Hälfte hochgesteckt, während der Rest in sanften Wellen über ihre zierlichen Schultern fiel und ihr schmales Gesicht einrahmten. Sein Vater hingegen wirkte wie eine Säule aus Dunkelheit neben ihr. Schwarz gekleidet, ernstes Gesicht und harte Züge. Nicht ein Funke Freundlichkeit lag in seinem Blick, als die großen Tore des Thronsaals aufgestoßen wurden.
Rune nahm jedes Detail in sich auf. Die Fenster, in denen sich das Sonnenlicht brach und den ganzen Saal zum Funkeln brachte. Der riesige Thron, der am anderen Ende des Raumes auf einem Podest aus Blumen stand und die zwei weiteren, die sich rechts und links daneben postierten. Doch es war nicht der König, der seine Aufmerksamkeit erregte. Sondern die junge Elfe, die sittsam neben ihm saß, die Hände in ihrem Schoß gefaltet und den Blick hoheitsvoll, wenn auch warm auf ihnen lastend. Je näher sie kamen, umso sicherer wurde er, wer es hier vor sich hatte. Das altbekannte Gefühl der Zugehörigkeit legte sich um sein Herz, als er die verschiedenfarbigen Augen sah. Eines grün, das andere blau.
Beinahe wäre ihm ein ungläubiges Schnauben entwischt. Beinahe hätte er laut aufgelacht. Doch Rune begnügte sich mit einem belustigten Grinsen, als er hinter seiner Mutter und ihren Zofen zum Stehen kam. Seine Brüder und sein Vater verbeugten sich als Erste vor dem König und der Königin, bevor seine Mutter, ihre Zofen und schließlich auch er und die beiden Soldaten, die zu ihnen gehörten, es ihnen nachtaten. Rune allerdings ließ die Prinzessin zu keinem Zeitpunkt aus den Augen. Mit den Schatten verschmelzend, wurde er beinahe unsichtbar für die Königsfamilie vor ihm.
„König Thalos und Königin Asterin aus dem Mondkönigreich mit ihren Söhnen und Prinzen des Nachreiches.“ Rune atmete kaum merklich erleichtert aus, als keine weiteren Namen genannt wurden. Er hatte darum gebeten nicht namentlich genannt zu werden. Es ging um Ryker und Zelos, Rune hatte keinen Mehrwert an dieser Stelle und er wollte auch keinen haben.
„Wir danken für Eure Einladung und Gastfreundschaft, König Arvan und Königin Thravia.“ In der Stimme seines Vaters lag kein Spott, auch wenn Rune meinte Bitterkeit heraushören zu können. Er wusste, dass die beiden Könige sich vor etlichen Jahren im Krieg gegenübergestanden hatten. Und nun sollte einer der Prinzen mit etwas Glück ihre Tochter ehelichen. Natürlich standen noch weitere Kandidaten zur Auswahl, doch Rune wusste, dass eine Allianz zwischen den beiden Königreichen Frieden gewähren sollte. Frieden, der zusammenhaltlos die letzten Jahrhunderte zwischen ihnen schwebte wie eine Feder, die mit einem einzigen Atemhauch davonwirbeln konnte, wenn einer der Könige es darauf ansetzte.
0 notes