exustica
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exustica · 5 years ago
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Immer die anderen
Es sind die großen Internationalen, 
 Für die dreht sich doch alles nur um Zahlen,
Verlegen ihre Produktion nach Indien oder Bangladesch
Bezahlen in muffigen Nähfabriken unter Qualen
schuftende Kinder entsetzlich schlecht
damit sich der Profit noch maximieren lässt.
Es sind die Konsumenten,
die wollen das doch, alles, und sofort, so billig es geht,
und das gleich nächste Woche
das neue Modell im Laden steht.
Wir beliefern nur die Nachfrage, das ist alles ethisch tadellos.
Es entscheidet die Marktlage, ist eben nun mal so.
Nein, Nein,  es ist die Gesellschaft,
die uns alle dem Konsum versklavt.
Hast du nicht dies und jenes gemacht
besessen bereist oder auf Snapchat geteilt
dann fehlt dir doch sicher was im Leben,
Denn fürs Glück muss man Geld ausgeben.
Und es sind die Politiker!
Hätten die vor 20 Jahren,
als mir Abgaswerte noch völlig schnurze waren,
schon damals unseren CO2 Ausstoß um die Hälfte reduziert,
dann stünden wir jetzt heute nicht hier.
Ach, die Wähler, die wollen doch selbst nicht,
dass man umwelttechnisch mal was verwirklicht.
Schaffen wir Kohlestrom ab,
oder verbieten die Autofahrt in der Innenstadt,
das würden die Leute niemals verstehen,
und um unsere Regierungsmehrheit ist es dann geschehen.
Es sind immer die Anderen, mein Gewissen bleibt blütenrein.
Denn wenn die Welt ganz anders wäre, dann könnt‘ ich auch ganz anders sein!
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exustica · 5 years ago
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Der deutsche Tourist ist schockiert,
als er den thailändischen Strand entlang spaziert
Konsterniert wird konstatiert
wie durch den Abfall das schöne Land verschandelt wird,
Und der Umweltschutz hierzulande
wohl noch nicht verstanden wird.
Doch nähert er sich den bunten Plastik-Bergen,
auf dessen Gipfeln Slogans auf Deutsch, Englisch und Französisch werben,
wird er sich mit kategorischen Weisheiten
über die ökologischen Gewohnheiten
der Einwohner Thailands wohl eine Weile zurückhalten.  
Denn die Abfälle kommen aus den Teilen
der Welt wo dank grünen um sich geschlungenen Pfeilen
auf sämtlichen Verpackungen die Konsumenten meinen
guten Gewissens alles wegwerfen zu können
solange sie nur Papier von Braunglas trennen.
Nur kommt auf den von Recyclingprogrammen
gecharterten Frachtschiffen wieder alles zusammen
um auf südostasiatischen Deponien zu landen,
wo Minderjährige noch brauchbares Plastik von dem trennen
was sie dann in beißendem schwarzem Rauch verbrennen.
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exustica · 5 years ago
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Renovieren
Die weiße Wand war eines Tages
nicht mehr weiß genug:
Und sowieso blätterte schon seit Jahren
Stück für Stück ab der Putz.
Und nachdem geweißelt und mit der Meisel
jede Unebenheit beseitigt war
wurde mir erst so richtig klar
wie schrecklich schief das Ziegeldach
und dazu noch efeu-überwuchert war.
Abgerissen und begradigt,
ein schwarzes Flachdach obendrauf.
Die alte Holztür abgeschliffen
und weißen Glanzlack trug ich auf.
Die Nachbarn schüttelten den Kopf und sagten
„Dieses Haus mit dem jetzt so akribisch geschorenen Rasen
war einmal der Stolz unserer Straße.
Jetzt gleicht es einer dieser vom Fließband produzierten,
in diesen hoch-modernisierten Neubaugebietssiedlungen
nur so aus dem Boden sprießenden Betonfestungen.“
Und die Korrektur eines jeden Fehlers gab nur den Blick
auf den nächsten Makel frei,
Mein Auge schärfte sich
und ich mir ein
zu finden, was nun noch zu verbessern sei.
Im Inneren blättert schon der Putz von der Decke
und Spinnennetze spannen sich in jeder Ecke
Kakerlaken, Maden und Milben
tummeln sich in vermüllten Regalen
zwischen vergilbten Sonntagszeitungsausgaben.
Aber was solls, da schaut ja keiner hin
Alle sehen nur die Fassaden  
Nur ich wohn in mir drin.
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exustica · 7 years ago
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„Wir haben ihnen hier eine kleine Analyse ihrer main problems zusammengestellt.“ Der blonde PR-Berater, gekleidet in schwarzem Sakko und weißem Hemd, das einen großzügigen Teil seiner irritierend ordentlichen Brusthaare freiließ, ließ seinen Finger über den voll beschrifteten Flipchart neben ihm wandern. „Erstens, die Berücksichtigung von Gender Equality in ihrer Company lässt wirklich zu wünschen übrig. Ausschließlich Männer in sämtlichen Führungs-Positionen? Und das in einer Ära der Frauenquote? Das kratzt natürlich am Image.
Zweitens, wie lange ist es bitte nochmal her, dass Sie jemanden geschickt haben, um die Firmenpolitik auf den neusten Stand zu bringen? So ungefähr ein ein-einhalb Jahrtausende? Und ich meine, die Idee mit den neuen Niederlassungen im Nahen Osten, alles schön und gut, aber war die Gründung einer weiteren Tochterfirma denn wirklich nötig? Ich dachte, sie hätten damals mit ihrem Sohn abgeklärt, dass sie das Ganze als Familienunternehmen leiten wollen. Ist ja quasi im Firmenslogan enthalten, Im Namen des Vaters,  des Sohnes und des ehm… ja auf jeden Fall haben wir jetzt zwischen ihren ganzen Tochterfirmen ein massives Communication – Problem, das ist natürlich auch garnicht convenient.“
Sein Gegenüber verfolgte seine Ausführungen mit angestrengtem Blick und zunehmenden Kopfschmerzen. Selbst seinem allwissendem Gedächtnis wurde dieser Business-Englisch-Mischmasch langsam eindeutig zu much, und er überlegte kurz, ob es denn convenient wäre, diesen PR-Berater und seine (höchstwahrscheinlich) gekämmten Brusthaare für ein paar Stunden ins Fegefeuer zu werfen; Doch der Haushaltsplan für dieses Jahr ließ leider keine zusätzlichen Ausgaben für Heizkosten mehr zu. Sie hatten schon ein paar verfluchte Seelen in den Tartarus (der eigentlich seit Jahrtausenden stillgelegt war) transferieren müssen. Warum hatte er eigentlich damals nicht daran gedacht, die Hölle etwas energiesparender zu gestalten? Die Gaspreise fraßen ihm noch die letzten Haare vom Kopf;  Er seufzte. Er hatte diesen PR-Berater wirklich nötig, Kopfschmerzen hin oder her.
„Zudem müssen wir WIRKLICH das Marketing überarbeiten. Heilversprechung, ewiges Leben, Paradies, wirklich guter Ansatz, aber der Teil mit der ewigen Verdammnis? Ein kleines bisschen repulsive, wenn Sie mich fragen.“
Keine ewige Verdammnis? Aber… „Das geht nicht, das haben wir schon immer so gemacht, die Bösen werden nun mal bestraft. Wo ist denn sonst der Sinn an der ganzen Sache?“
Der PR-Berater rollte mit den Augen, seufzte kurz, und setzte an, mit überheblicher Stimme zu erklären: „Positive Reinforcement ist das Stichwort. Haben sie sich schonmal mit den neusten Ergebnissen der Erziehungswissenschaften der letzten Jahre beschäftigt? Bestrafung ist out, viel zu viel Negativity! Wir belohnen positives Verhalten, anstatt negatives zu bestrafen.“
Der skeptische Blick seines allmächtigen Gegenübers veranlasste ihn zu einer kurzen Pause. Sein Gesichtsausdruck wurde kurz etwas verständnisvoller. „Ich weiß, das ist jetzt erst mal ziemlich viel auf einmal zu verdauen, aber glauben Sie mir, das ist alles nur zu Ihrem Besten. Ich meine schauen sie sich um auf der Welt. Die Menschen wenden sich anderen Religionen zu: Sei es Geld…., Macht… oder Beyoncé. Und ich meine, wer kann es ihnen verübeln? Das eine schenkte ihnen Single Ladies, das andere strafte sie mit Genoziden und Menschen, die sich in Diskussionen über gleichgeschlechtliche Beziehungen des unglaublich innovativen Spruches ´Gott hat Adam und Eva erschaffen, nicht Hans und Franz´ bedienen.“
Der Schöpfer des Himmels und der Erde schluckte. Das war tatsächlich ziemlich viel zu verdauen.
In an effort to stop mankind from straying away from his faith, God has taken extra measures to make himself appear more “hip” and “with it” to the next generation.
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exustica · 7 years ago
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Träumen muss man üben,
denn nichts anderes wird so schnell und oft verlernt.
Nur Ruinen in den Phantasiereichen der Kinder die wir waren; verstaubte Wörterbücher erfundener Sprachen stapeln sich in durchlöcherten Luftschlössern, gleich neben dem Friedhof mit den Gräbern all jener Ichs zu denen wir glaubten heranzuwachsen
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exustica · 7 years ago
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Du weißt nicht, was du willst
sagst du, kopfschüttelnd
Aber um ehrlich zu sein, weiß ich das ziemlich genau
Gerade will ich salziges Popcorn, eine Dose (keine Flasche) Kirschcola, die Dinosauriergummibärchen mit dem weißen Schaumstoff unten dran und einen Becher Pistazieneis
Aber ok, du meintest das auf emotionaler Basis
Ich wollte heute morgen nur ein verschmitztes Lächeln von dem Mädchen, das sich in der Bibliothek im Regal neben mir eine Biographie von Frida Kahlo angesehen hat
Heute Nachmittag wollte ich die Nummer von dem 1,90 großen Lockenkopf, den ich immer zur gleichen Zeit (13:15) im Café gleich neben meiner Uni sehe
Gegen 19:00 Abends in der Bahn habe ich mir vorgestellt, wie die herzförmigen Lippen der Frau zwei Sitze schräg vor mir von meinem Nacken aus bis hinunter zwischen meine Beine wandern
Und um Mitternacht wollte ich, dass du mir all die schönen Dinge ins Ohr flüsterst, die sich Verliebte so sagen
Mein Problem ist nicht, dass ich nicht weiß, was ich will, sondern, dass ich dir nicht sagen kann, wie lange
Und wenn du deinen Arm frühmorgens im Halbschlaf auf meine Seite vom Bett fallen lässt, dann wird er nicht von weicher Haut und Körperwärme abgefedert;
Deine Fingerspitzen fühlen nur eine zimmertemperierte Grütze in der Schüssel auf deinem Nachttisch; geschmolzenes Pistazieneis
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exustica · 7 years ago
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lebendig gewordene sinuskurve
mit einer abertausendstelligen amplitude
oft genug bewege
ich mich in positiven höchstbeträgen
doch die nacht verbringe ich meistens
in bitterkalten minusbereichen
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exustica · 7 years ago
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Auf der Doppelmatratze zwischen leeren Kaffeetassen und in die Ecke geworfenen Sorgen haben wir zwei Leben für ein paar Stunden auf übermorgen verschoben um Zeit zu gewinnen für Erinnerungen in denen wir uns rückblickend verlieren
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exustica · 7 years ago
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Ich halte der Vergangenheit den Spiegel vor;
Sie richtet sich die Haare,
überschminkt die alten Wunden
und bewundert sich darin:
Man sagt ja,
spiegelverkehrt fänden wir uns schöner,
als wir eigentlich sind
Im Rückblick
war doch alles nicht so schlimm
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exustica · 7 years ago
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Auch wenn du mit Sicherheit nicht meine erste Liebe warst,
so warst du doch mein erstes Irgendwas.
Und die nie geschehenen Nächte
sind tatsächlich schwerer zu vergessen
als die echten;
Denn sie lassen Interpretationsspielraum -
Ja, das trifft es eigentlich ziemlich genau;
Du hast gespielt,
Ich interpretiert.
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exustica · 8 years ago
Text
Roman(ze)
Ich bin aus unserer Geschichte rausspaziert;
Anfangs war ich Protagonistin, mittendrin,
an den Handlungsstrang geklammert.
Ich hab versucht, zwischen den Zeilen deiner wörtlichen Rede herauszulesen, was ich hören musste, um ein weiteres Kapitel aufzuschlagen,
unserer Geschichte buchstabengetreu zu bleiben.
Doch der einzige rote Faden, der sich durch unsere Geschichte zog, war der, mit dem du mich nach Strich und selbigem verarscht hast (Immerhin hast du ihn nie verloren...)
Schlussendlich bin ich aus diesem Groschenroman geflohen (Wie? Sitzend auf dem springenden Punkt, der dann wohl wäre, dass ich für dich nie mehr war als ein Lückenbüßer für das Leerzeichen zwischen der letzten und der nächsten.)
Und das Blatt, das ich nicht vor den Mund nahm, als ich dir von meinen Gefühlen erzählte, ist zum Denkzettel geworden - so würde ich nun gerne alle Passagen, die letzteres dokumentieren, in Anführungszeichen setzen.
Jetzt fühl' ich mich als Leser dieser Geschichte eher gelangweilt, enttäuscht von der vorhersehbaren Handlung.
Und mit Blick auf das offene Ende hab ich nun das letzte Wort:
Dieses Buch, das von uns beiden handelt, war noch nicht ein mal ein gutes;
Zugeklappt und ins [R]Egal gestellt.
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exustica · 8 years ago
Photo
Tumblr media
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exustica · 8 years ago
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Ich hab das Gefühl du hast keine mehr für mich
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exustica · 8 years ago
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Ronja
Weitab von der Hauptpartystraße mit dem Geschrei und lautstarkem Spaß der betrunkenen Feierei die die Nachtclubs der Innenstadt so attraktiv für die Massen macht
Schlingen sich enge Gassen hin zu einem scheinbar verlassenen nicht ganz ins Stadtbild passenden Haus mit geschlossenen Türen und Fensterläden
Das einzige Offene ist mit bloßem Auge nicht zu sehen ein kleiner Spalt am Eingang aus dem hört man ‘HALT!’ wenn man nah heran kommt und schon dann das nächste Wort: ‘Passwort?’
Und du weißt es mit Sicherheit nicht, denn gegenteilig zu den lauten Diskotheken an üblichen Locations, ist diese hier ein Geheimtipp, den nur betritt, wer auserwählt wird zu sehen was sich hinter dem extrem bewachten Eingang verbirgt
Manche raten erst garnicht abgeschreckt von der distanzierten Fassade Die die probieren und verlieren relativieren die Niederlage mit Schulterzucken und Indem sie immer wieder sagen 'So gut wird der Schuppen da auch nicht sein’
Aber glaub mir durftest du einmal hinein und kennenlernen was für die meisten geheim bleibt hinter der verschlossenen Fassade
beziehungsweise
eher kalt wirkenden Schale dieses Mädchens lässt sie dich für die nächsten Jahre und auch für die Zeit danach nicht mehr frei
Denn nie mehr willst du zur Hauptpartystraße nur noch zum Haus in der abgelegenen Gasse Jeden Abend stehst du davor hältst die Daumen gedrückt dass das Passwort noch dasselbe ist
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exustica · 8 years ago
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Alles was du bist warst du auch bevor du es aus seinem Mund gehört hast Er erfindet dich nicht Hör auf darauf zu warten Dass er dich dir selbst erklärt Du bist nicht seine Idealvorstellung in der dritten Person Sie war wie… Sie ist wie… Nein Ich war Und Ich bin
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exustica · 8 years ago
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Vorführeffekt
Du bist so witzig Du bist so klug Mit dir kann man so gut reden!
Sagen alle Außer du
Denn bei dir Kriegt mein Humor Lampenfieber Meine Intelligenz hat ihren Text vergessen Und die interessanten Gesprächsthemen trauen sich nicht auf die Bühne
Weil Im Publikum sitzt du Vorhang zu!
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exustica · 8 years ago
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Essay sprachverfall
 „Ey, gehst du morgen Schule? Ich schwör‘, ich hab‘ so krank Angst, dass wir Ex schreiben. Wenn der Lehrer das bringt, juuuuch ich trapp‘ den. “
Ein missbilligender Blick fällt in die Richtung des obszönen, präpositionsbefreiten, endsilben-verschluckenden Angriffs auf die deutsche Sprache.
„Ne Bro, ich bleib‘ daheim. So kein Bock auf den Shit, ich schwör.“
Gänsehaut breitet sich auf seinen Unterarmen aus. Jeder Anglizismus ein Schuss ins Herz der Vatersprache.
„Juuunge, würd auch so gern, aber meine Mum flippt so krass,  wenn ich schon wieder nicht Schule geh.“
Und jeder weggelassene Artikel ein Nagel, ein Nagel im Sarg der korrekten Grammatik.
Die Konversation geht weiter, und unter periodisch wiederkehrenden „Ey“s, „Ich schwöre“s und anderweitigen fragwürdigen Satzfragmenten wird das Grab der Sprachreinheit endgültig mit Erde verschüttet.  
Als seine Haltestelle durch den Straßenbahnlautsprecher schallt, erhebt sich der erblasste Mittfünfziger, der das Gespräch der beiden Jugendlichen mit zunehmender Migräne verfolgt hat, traumatisiert.
Seine Hoffnung in die Zukunft der deutschen Sprache – binnen von 2 Preiszonen zerstört.
  Unter die Top 5 der größten Ängste des Bildungsbürgers schafft es der Verfall der deutschen Sprache auf jeden Fall.  Bedroht vom Jugendslang, der Internetsprache, Wortneuschöpfungen oder der Invasion englischer Trendwörter, hat es sich ein Zusammenschluss von Veteranen des konservativen Bildungsjournalismus, pensionierter Deutschlehrer und den obligatorischen besorgten Bürgern zur Aufgabe gemacht, die Reinheit der Vatersprache bis auf den letzten Mann zu verteidigen.
Ihre Schlachtfelder sind die Leserbriefsparten der Regionalzeitungen, die Titelseiten bemüht gesellschaftskritischer Magazine oder zur Not auch der abendliche Stammtisch.
Das Waffenarsenal besteht aus explosiven Phrasen, wie der „fast paranoiden Lust der Deutschen an der Vernachlässigung oder Vergröberung des eigenen Idioms“.  Derartige Bomben der Sprachkritik fallen jedoch meist auf unbemanntes Gebiet – und selbst wenn ein eine solche Kriegserklärung in Form eines Artikels in der Süddeutschen durch die helfende Hand eines Deutschlehrers mal ein Klassenzimmer und damit die verfeindete Partei der sprachbeschmutzenden Jugend von heute erreicht, folgt darauf meist nur belustigter Unglauben oder ein müdes „Die sollen mal chillen.“
Doch die Soldaten glauben an ihre Mission – und werden nicht müde, ihrem Jammer über dem kulturellen Verfall der Sprache immer aufs Neue in Zeitungen und Magazinen Ausdruck zu verlangen, in der Hartnäckigkeit ihrer Wiederkehr fast nur übertroffen von Thematiken wie „Wieso hängen Jugendliche ständig am Smartphone und können sich nicht mehr unterhalten?“  oder „Jedes Jahr kommen die Weihnachtssüßigkeiten früher in die Supermärkte!“
Und über die Jahre hinweg geben die ehrenvollen Kämpfer ihre Mission an angehende Ritter weiter – so ist es Tradition seit Jahrhunderten, denn die Angst vor dem Sprachverfall verfolgt die Europäer seit dem 18. Jahrhundert. Aber so ganz erfolgreich kann die historische Sprachschutz-Staffel nicht gewesen sein – schließlich sprechen wir ja heute irgendwie nicht mehr so wirklich Mittelhochdeutsch.
  Doch zurück zu unserem traumatisierten Straßenbahnfahrer, der trotz des tiefsitzenden Schocks den Heimweg ohne größere Schwierigkeiten hinter sich gebracht hat. Am Esstisch mit seiner 17-jährigen Tochter macht er seiner Empörung über das Erlebte Luft:
„Was ich heute in der Straßenbahn gehört habt, du glaubst es nicht. Zwei Mädchen, ausgeschaut haben die eigentlich wie zwei so typische blonde Hascherl…“
„Papa, sag sowas nicht. Das ist ziemlich sexistisch.“
„Mein Gott, nimm das halt nicht so ernst. Jedenfalls zwei blonde Mädchen, aber geredet wie die Zigeuner haben sie.“
„Papa, man sagt auch nicht Zigeuner. Das ist ziemlich diskriminierend. Es heißt Sinti und Roma.“
„Mein Gott, ihr immer mit eurer politischen Korrektheit. Auf jeden Fall unglaublich, was für eine Art zu reden die Jugend  heutzutage hat. Da weiß man schon garnicht mehr, ob das jetzt Deutsch ist oder Englisch oder Türkisch. Ah, haben wir noch Negerküsse da? Könnte jetzt echt einen Nachtisch gebrauchen.“
„Man Papa, sag doch einfach Schokoküsse.“
„JA HERRSCHAFTZEITEN, DARF MAN HEUTZUTAGE DENN NOCH IRGENDWAS SAGEN. ICH RED, WIE ES MIR PASST.“
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