Wüste, Tiere, Buschmänner, Farmer – Die zweite Leserreise des „Südtiroler Landwirt“ führt reisewillige Bauern und Freunde der Landwirtschaft vom 2. bis 17. Februar in Afrikas Südwesten. Dort erlebt die Gruppe Naturschauspiele, Landwirtschaft unter extremen Bedingungen sowie die einheimische Völkervielfalt und deutsche Kolonialgeschichte.
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Liebeserklärung an eine Gruppe
Ich muss zugeben, ich war ein wenig besorgt: 33 Teilnehmerinnen und Teilnehmer. Für eine Fernreise mit dichtem Programm ist das ein wenig viel, dachte ich mir. Der nüchterne Blick und Erfahrungen mit anderen Reisegruppen ließen die möglichen Schwierigkeiten vor meinem geistigen Auge auftauchen: Eine große Gruppe bewegt sich einfach schwerfälliger. Die Interessen gehen weiter auseinander. Was, wenn Stänkerer drunter sind, die Unmut reinbringen, anstatt sich zu freuen? Was, wenn nicht alle pünktlich sind? Was, wenn sich jemand am Flughafen in den Gängen verliert – was ja dann prompt in Johannesburg passiert ist, auf dem Weg vom Langstreckenflug zum Zubringer nach Windhoek …
Zugegeben, all das kann auch mit einer kleineren Gruppe passieren. Aber die Wahrscheinlichkeit steigt bei einer großen Gruppe mit jedem weiteren Mitglied. Ich glaube, meine Sorge war berechtigt.
Gruppe mit Trefferquote!
Allerdings: Diese Gruppe hat mich eines Besseren belehrt. Sie hat mir gezeigt, dass es auch so geht. Vor allem: Unser vielfältiges Programm hat allen gefallen. Nur ein einziges Mal hatte ich das Gefühl, dass einen mal ein Thema nicht interessiert hat. Ich würde sagen: Bei einer solchen Fülle an Eindrücken ist das eine extrem hohe Trefferquote.
Disziplin, Interesse, Witz und Respekt
Ich möchte von unten steigern: Erstens war die Gruppe sehr diszipliniert. Die Hoppalas von vergessenen Fotoapparaten, kleinen Verspätungen nach Verlaufen oder Irgendwo-Hängen-Bleiben weil es ach so interessant ist oder gerade ein besonders schönes Bild gibt zählen hier nicht: Sie gehören zum Alltag und spielen vor allem im afrikanischen Rhythmus einer Urlaubsreise – die es ja auf alle Fälle sein soll – keine Rolle! Zweitens war die Gruppe – wie erwähnt – an allem interessiert. Und wir haben viel Verschiedenes gesehen: Wilde Tiere, Nutztiere, Weinproduktion, Dünen, Savanne, Blumen, Bäume, Insekten, Slums und schöne Lodges … und viel viel Straße … Da könnte es schon sein, dass jemand mal meckert.
Daher drittens: Witz und Respekt – beides haben wir erlebt. Wir hatten viel viel Spaß, und wenn es Kritik gab, dann haben wir das in freundlichem Ton geklärt. Oder umgekehrt gesagt: Niemand hat gemeckert – in jenem Sinn, dass man sich lauthals oder gar unangemessen beschwert.
Vor allem aber Herzlichkeit
Zu diesem Dritten kommt noch eine Steigerung: Herzlichkeit! Jede und jeder auf seine Weise hat die Gruppe bereichert. Der eine hat wahnsinnig gerne diskutiert, die andere liebt die kleinen Pflanzen und Tiere. Die eine denkt mit und macht Vorschläge, der andere ist beim Watten nicht zu bremsen. Jemand hatte immer einen Spruch auf Lager, andere genossen die Stille. Nicht immer war es leicht, das alles unter einen Hut zu bringen, aber es ist gelungen: Einmal war mehr für die einen dabei, einmal mehr für die anderen!
Und so haben wir auf dieser Reise aus unserer bunt zusammen gewürfelten Gruppe eine nette, freundliche, lustige Großfamilie gemacht. Keine und keinen von euch, liebe Teilnehmerinnen und Teilnehmer, würde ich im Nachhinein – jetzt wo wir einander kennen gelernt haben – auf dieser Reise missen wollen. Dafür bin ich nicht nur dankbar, dafür sage ich: Ihr habt euch eine Liebeserklärung verdient!
Liebe Grüße, Guido!
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Dank an unsere Begleiter
Der eine hat uns viel über „sein“ Land Namibia erzählt. Der andere hat uns überall dorthin gebracht, wo es für uns etwas zu sehen gab.
Der Reiseleiter
Beide hatten kein Leichtes dabei: Der eine wurde richtig krank, und hat uns doch nur einen Tag allein gelassen – an einem Tag, wo wir andere Begleiter hatten, die uns viel zu erzählen hatten. Sonst hat er sich durchgekämpft. Er hat uns sein Wissen weitergegeben, hat uns von Pflanzen erzählt und von Tieren, von den deutschen Siedlern und der SWAPO, von Dünen und Naturwundern ... Die Stimme hat ihm dabei manchmal versagt. Aber er hat sich durchgekämpft – und sich am Ende von seinen „lieben Südtiroler Freunden“ verabschiedet. Danke, Bernhard von Seydlitz!
Our driver
Der andere musste mit einer zerbrochenen Fensterscheibe in seinem Bus zurecht kommen. Gemeinsam mit Farmer Gaugler hat er ein Brett zurecht geschnitten und so die Weiterfahrt garantiert. Als wir dann einen Ersatzbus hatten – um allen eine gute Sicht zur garantieren, hatten wir Wassertropfen durch die Dachluke, vor allem aber einen kaputten Keilriemen. Der zweite Riemen war ausgefranst. Imanuel hat die Fransen abgeschnitten – und uns mit dem verbliebenen Rest noch erfolgreich in die nächste Lodge gefahren. In der Nacht wurde der Bus dann wieder repariert ... Imanuel hat uns auf Asphalt-, Schotter- und Erdpisten gefahren, in möglichen und fast unmöglichen Situationen und Wegen. Vor allem hat ihn die Gruppe aber wegen seines Humors und seiner Gelassenheit ins Herz geschlossen: Thank you, Imanuel – our driver!
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16.2.2017 – Letzter Mosaikstein: Die Landwirtschaftsfakultät
Viel haben wir gesehen in diesen 14 Tagen. Wir haben hinein geschnuppert in dieses Land. Wir konnten die Schönheiten seiner Natur bewundern. Wir haben einen kleinen Ausschnitt mitbekommen vom Licht und vom Schatten, die sich über die rund 2,3 Mio. Einwohner legen. Ein Schwerpunkt dabei war natürlich die Landwirtschaft. Da haben wir vor allem deutsche Farmer gehört: Wie sie wirtschaften, wie sie Landwirtschaft für sinnvoll halten und wie sie das Land-Umverteilungsprogramm der Regierung einschätzen.
Was wir kaum gesehen haben: Wie sehen die Schwarzen das? Eines ist hier vielleicht wichtig: Alle im Land bemühen sich, nicht gleich kategorisch zwischen Schwarzen und Weißen zu unterscheiden. So hat uns bisher noch jeder Gesprächspartner gesagt, dass es durchaus viele erfolgreiche Schwarze gibt. Auch in der Landwirtschaft sind Schwarze erfolgreich. Bei jenen, die bereits Farmer waren und weiteres Land gekauft haben, blüht die Landwirtschaft. Erfolgreich Farmer zu sein ist also keine Frage der Hautfarbe! Es ist eine Frage der Einstellung! Das haben bisher alle gesagt, mit denen wir bisher gesprochen haben. Ein deutscher Farmer zum Beispiel hat einen Ovambo als Nachbarn. Sie arbeiten beide gut und sie arbeiten oft auch zusammen – helfen sich gegenseitig. Ein positives Beispiel, wie es in diesem Land gut laufen könnte.
Doch meist haben wir doch nur die Glocke der Deutschen und anderen Weißen gehört. Wie klingen andere Glocken – zum Beispiel jene der offiziellen Seite? – Am letzten Vormittag unserer Reise haben wir Gelegenheit, an einer offiziellen Stelle nachzufragen. Wir sind auf Neudamm – einer ehemaligen Farm etwas nördlich der Hauptstadt. Sie beherbergt heute die landwirtschaftliche Fakultät der Universität Windhoek.
10.000 ha Land für 200 Studenten
Amanda und Edmund erwarten uns schon. Amanda leitet die Verwaltung, Edmund ist der Farm-Manager, also zuständig dafür, dass der landwirtschaftliche Betrieb gut funktioniert.
Vier Zweige können die rund 200 Studenten hier besuchen: Tierwissenschaften; Ernährungswissenschaft und -technologie; Beratung; Veterinärmedizin. Zudem gibt es weiter im Norden einen Kampus für Pflanzenbau, an der Küste einen für Fischerei und im Caprivi-Zipfel einen für Wildmanagement und Ökotourismus.
Zu Neudamm gehören 10.000 ha Land. Rund 600 Rinder hält der Universitätsbetrieb, um den Studenten zu zeigen, wie Landwirtschaft betrieben werden soll. Die Rinderrassen für die Fleischproduktion sind vor allem Afrikaner, Ngumi und Simmenthal. Dazu gibt es Schafe und Ziegen. Sie alle werden extensiv gehalten. Zur Intensivhaltung dagegen zählen Schweine, Hühner und – für die Milchproduktion – Holstein-Rinder. Aber Futter ist in Namibia teuer – Intensivhaltung zahlt sich daher nur im regenreicheren Norden aus. Er deckt maximal 20 Prozent des Eigenbedarfs an Futter.
Staatliche Finanznöte haben höhere Studiengebühren zur Folge
Die Studenten sind stark gemischt: Hauptsächlich aus Namibia, aber auch aus anderen Ländern im südlichen Afrika kommen Studenten: Botswana, Zambia, Tansania, Mauritius. Die Farm liegt im Gebiet der Herero und die meisten Studenten kommen aus dieser Volksgruppe, aber auch Ovambo sind hier, Studenten aus Stämmen, die im Süden leben und an der Küste, und in letzter Zeit vermehrt auch wieder Weiße verschiedener Muttersprache. Kaum einer der Studenten kommt von einer Farm und noch weniger werden später einmal direkt auf einer Farm arbeiten. Meist werden sie Beamte, Berater, Forscher usw.
4000 Namibian Dollar pro Jahr kostet die Veterinärmedizin, das teuerste Studium hier. Das sind ungefähr 260 Euro. Nicht viel, mögen Europäer denken, aber ein niedriges Monatsgehalt hier liegt bei 6000 Dollar. Und für die meisten Studenten kommen die Heimgebühren dazu, die bei beachtlichen 36.000 Dollar liegen (2400 Euro). Es droht noch mehr Ungemach: Der Staat ist nahezu pleite, hat sich ein rigides Sparprogramm auferlegt. Als Folge wird er die Heimgebühren ab 2018 verdoppeln. Dann können sich noch weniger ein Studium leisten.
Hennenhaltung schockiert
Nun aber sind wir gespannt, etwas vom universitären Landwirtschaftsbetrieb zu sehen. Der erste Gang führt uns in die Hennenhaltung. Wir sind schockiert: Ist es das, was hier den Studenten als ideale Hühnerhaltung gezeigt wird? Abgesehen davon, dass nur wenige Hühner hier sind, weil bald die Reinigung ansteht: Wir sehen kleine Legebatterien mit Gitterboden, zerrupfte Hühner. „Das ist normal“, sagt Edmund. Er erklärt uns, dass die Tiere kaum Medikamente bekommen: „Wir kaufen die Hennen bereits geimpft aus Südafrika. Nur Anti-Stress-Mittel bekommen sie hier bei uns.“ Wie es mit der Freilandhaltung aussieht, fragen wir. Immerhin steht ja Land genug zur Verfügung. „Ja es gibt Farmen, die das machen“, antwortet Edmund, „da schicken wir unsere Studenten auch hin, damit sie vergleichen können.“ Immerhin – denken wir – aber wohl ist uns dennoch nicht beim Gedanken, dass hier an der Uni das Gesehene der Standard ist. Andererseits soll man auch hier vorsichtig sein mit vorschnellen Urteilen. Wir kennen die Verhältnisse nicht. Es gilt, die Tiere vor Hitze und Raubtieren zu schützen ... Vielleicht mit ein Grund, die Tiere auf engem Raum zu halten? Dennoch: Auch dafür gäbe es wohl tierfreundlichere Haltungsmethoden als jene in Legebatterien.
Danach zeigt uns Edmund ein paar Ziegen, dann die berühmten Karakul-Schafe, die früher einmal Namibia den großen Exportschlager der Persianer-Felle beschert hatten. Schließlich ein paar Holstein-Kälbchen und ein paar dicke Schweine, darunter eine Muttersau mit zwei Jungen. Viele Tiere sind es nicht, denn die großen Herden sind auf der Weide. Hier an den Campus bringt das Tiermanagement nur jene, die krank sind und behandelt werden müssen, oder jene, die es für die Studenten zu Ausbildungszwecken braucht. Wir sehen auch, wie hier noch per Hand die Ohrmarken für die Kleintiere gefertigt werden.
Landreform – ein hochsensibles Thema
Edmund erklärt bereitwillig die Details ... Doch uns brennt vor allem eine Frage unter den Nägeln: Wie sieht er die Folgen der Landreform?
Es ist eines der sensibelsten politischen Themen in Namibia. Wie umgehen mit dem Land, das sich deutsche und später auch andere weiße Einwanderer vor mehreren Generationen genommen haben? Das sie dann aber auch urbar gemacht haben an Orten, wo vorher einfach nur Savanne, Steppe, nahezu Wüste war? Und die heute das Rückgrad der ohnehin schwachen Lebensmittelproduktion in Namibia sind? Es ist schwer einzuschätzen, was hier gerecht oder ungerecht war.
Bis zur Unabhängigkeit war es jedenfalls so, dass die großen Farmen fast ausschließlich in weißer – vielfach in der Hand der deutschen Namibier waren. 1991, ein Jahr nach der Unabhängigkeit, gab es eine große Landkonferenz. Beschlossen wurde eine Land-Umverteilung nach dem Prinzip der Freiwilligkeit. „Willing seller – willing buyer“ heißt das. Wer verkaufen will, muss sein Land zuerst der Regierung anbieten. Die macht ein Angebot. Wenn es passt, kauft die Regierung. Ist der Verkäufer mit dem Angebot nicht zufrieden, schätzt eine neutrale Kommission den Preis. Zu diesem Preis kann es die Regierung dann ankaufen. Nur wenn sie nicht kauft, kann der Verkäufer das Land auf dem freien Markt anbieten. Wenn es hingegen die Regierung kauft, gibt sie es schwarzen Farmern weiter.
Harte Arbeit: Landwirtschaft will gelernt sein
Edmund nimmt sich kein Blatt vor dem Mund. Erstaunlicherweise wiederholt er fast deckungsgleich die Meinung der weißen Farmer, die wir im Lauf unserer Reise kennen gelernt hatten. Er betont: „Landwirtschaft ist immer harte Arbeit!“ Daher unterscheidet er – wie praktisch alle unsere Gesprächspartner vorher – zwischen jenen, die nur Gewinn machen wollen und jenen, die sich bewusst sind, was auf sie zukommt. „Die Zweiten bringen das Wissen und den Willen zur harten Arbeit mit. Bei ihnen funktioniert es. Bei den anderen aber geht die Produktion innerhalb von Monaten zurück.“ Tatsächlich ist die Produktion von Lebensmitteln in Namibia seit der Unabhängigkeit rapide zurück gegangen. Zudem hat das Aufkaufprogramm die Grundstückspreise in die Höhe getrieben. Landkauf wird nicht nur für Private zum Problem, sondern auch für die Regierung selbst. Die Regierung ist sich des Problems bewusst und versucht gegenzusteuern. Aber sie hat auch mit einer hohen Erwartungshaltung in der schwarzen Bevölkerung umzugehen: „Das Land steht uns zu, denn es wurde uns früher weggenommen.“ Eine Haltung, die die Regierung durchaus mit gesteuert hat. Sie ist zum einen berechtigt. Zum anderen aber lässt sie sich nicht so einfach umsetzen. Es braucht eine kluge, umsichtige Hand, damit sie politisch von einer breiten Mehrheit mitgetragen wird. Für die Regierung eine echte Zerreißprobe!
Im kommenden Herbst soll es daher – 26 Jahre nach der ersten – eine zweite Landkonferenz geben. Dann wird neu über die Verteilung des Landes diskutiert. Wie würde Edmund es machen?
Land nur an echte Farmer?
Er würde die Vergabekriterien verschärfen! Nur wer tatsächlich Ausbildung und Erfahrung mitbringt, soll Farmland erhalten. Eine Zusatzmaßnahme wäre: Wenn ein erfahrener Farmer einen Teil seines Landes verkauft, sollen beide Seiten – die neuen Käufer und die Verkäufer – verpflichtet werden, für einige Jahre zusammen zu arbeiten: „Der Verkäufer soll den neuen Farmern alles beibringen: Die lokalen Verhältnisse und wie man dort richtig Landwirtschaft betreibt. Und die neuen Farmer sollen das Wissen vom bisherigen Farmer annehmen.“ Klingt vernünftig, denken wir zum Teil. Aber wir sind auch skeptisch: Denn das geht nur über die Köpfe der Beteiligten. Und auch wir in Südtirol wissen, wie schwer es ist, einem Bauern bei seiner Landwirtschaft dreinzureden.
Rätsel und Hoffnung
Diese Frage macht uns wieder einmal deutlich: Wir haben zwar einiges gesehen vom Land Namibia. Aber mit dem Gesehenen tun sich viele neue Rätsel und Fragen auf. Wirklich verstanden haben wir nur eines: Es ist extrem hart, bei den extremen Bedingungen hier zu wirtschaften. Insofern gibt es schon eine Parallele zu Südtirol – auch wenn es in Namibia hauptsächlich die Trockenheit und Hitze sind, in Südtirol hingegen die steilen Berge und kleinen Flächen. Gemeinsam aber ist beiden: Landwirtschaft ist harte Arbeit. Der Erfolg hängt daher weniger von den Verhältnissen ab, sondern hauptsächlich von den Menschen: Von ihren Fähigkeiten, ihrem Unternehmergeist, ihrer Flexibilität und vor allem von ihrer Disziplin, ihrem Durchhaltevermögen, ihrem Willen, ihrem HERZEN.
Wir wünschen den Farmern, den Menschen in Namibia alles Gute, jedem Einzelnen, vor allem aber der namibischen Gemeinschaft: Dass sie ihren Weg wie bisher friedlich weiter geht. Alles andere wäre eine Katastrophe für alle!
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15.2.2017 – Liebe suchende Augen in Silberstädten
Warum wird ein Kind in Südtirols Sicherheit geboren und ein anderes in der Unsicherheit von Katutura, der Township in Windhoek? Warum das eine im Wohlstand und das andere im Elend? Diese Frage stellten sich viele in unserer Reisegruppe, als wir heute ein Waisenhaus, einen privaten Kindergarten und eine öffentliche Schule in Katutura besuchten. Punktuell gelingt es diesen drei Einrichtungen, Kindern eine Heimat und ein Stück Hoffnung auf eine bessere Zukunft zu geben. Instinktiv fragen wir, ob es ihnen gelingt, grundsätzlich an der Situation was zu ändern – an Armut, Abhängigkeit verschiedenster Art, Ungerechtigkeit, Rechtsunsicherheit, Gewalt, Unfreiheit usw. All das gehört in den meisten Ländern dieser Welt zum Alltag.
Warum ist das so? Eine Frage, die sich nicht so leicht beantworten lässt. Theorien gibt es viele: Von Mentalität und Klima bis zu Kolonialisierung und neoliberaler Globalisierung …
Die Menschen, denen wir heute begegnet sind, machen sich über diese Theorien wahrscheinlich keine Gedanken. Sie kämpfen mit und gegen die Realität. Aber sie zeigen, was kann der einzelne dagegen tun kann.
Ein besonderes Beispiel ist Claudia Namises und ihr Waisenhaus-Projekt. Sie ist eine dieser Frauen, die es offensichtlich immer wieder gibt in den Armenvierteln dieser Welt. Inmitten scheinbarer Hoffnungslosigkeit ragen sie heraus mit Mut, Tatendrang und vor allem mit Herz und Lebenslust. Claudia – 63 Jahre – ist das älteste von zehn Kindern. Drei Geschwister sind früh gestorben. Als Claudia 21 war, ist die Mutter gestorben. Die anderen Kinder hat Claudia zusammen mit ihrer Schwester aufgezogen. Irgendwann hat sie geheiratet und selbst fünf Kinder zur Welt gebracht. Zwei sind früh gestorben. Auch ihr Mann ist bereits gestorben.
Immer wieder hören wir „gestorben“. Der Tod ist hier ein alltäglicher Begleiter hier in Katutura, der Township von Windhoek. Die Situation hier ist ähnlich wie in Mondesa, der Township in Swakopmund, von der wir bereits berichtet haben. Nur ist hier alles viel größer und auffälliger: Über die leichten Hügel legen sich die „Silberstädte“ – ein beschönigendes Wort für die vielen in der Sonne flimmernden Wellblechhütten. Wie sehen Kinder mit großen, Liebe und Hilfe suchenden Augen. Wir sehen die braune Brühe, die unter einem kleinen, nach oben offenen Wellblechquadrat hervordrängt. Sie sagt uns: Dahinter befindet sich Dusche und Toilette in einem … ohne Abfluss. Wie um die Hygiene ist es auch um die Privatsphäre bestellt: Nur bei offenen Türen und Fenstern ist die Hitze zu ertragen. Aber so kann eben auch jeder hinein blicken in die Hütten. Lärmschutz ist auch ein Fremdwort.
Der Tod ist da nur ein Aspekt. Die Menschen erzählen von ihm wie von einem Alltagsereignis. Es kann Krebs sein. Oder sonst eine schwere Krankheit, die einfach nicht behandelt wurde. Denn den öffentlichen Krankenhäusern kann man nicht trauen und die privaten kann man nicht bezahlen.
Es gibt viele Todesursachen. Aber der häufigste Begleiter ist HIV. Die Rate der Infizierten ist laut Statistik seit der Unabhängigkeit zwar gesunken. Aber wenn damals jeder Vierte und jetzt etwas weniger als jeder Fünfte das Virus in sich trägt, dann ist das nur mit viel Wohlwollen eine Erfolgsmeldung. Gerade internationale Hilfsorganisationen – aus den USA zum Beispiel – versuchen mit Aufklärung gegenzusteuern. Die Schulen tun das auch. Aber Unwissen und Aberglaube sind nach wie vor groß. Genährt wird das auch durch verbreitete Irrlehren. Zum Beispiel, dass Geschlechtsverkehr mit einer Jungfrau heilt: Wer dieser Falschlehre erliegt, tritt einen Teufelskreis aus Gewalt und Unheil los. Vergewaltigungen leider stark verbreitet, und das Alter der Opfer sinkt immer mehr – bis zu Kleinkindern mit zwei Jahren! Gleichzeitig tragen die Täter auf ihrer Suche nach Heilung die Krankheit immer weiter in die Gesellschaft hinein!
Claudia sieht sich jeden Tag mit dieser Realität konfrontiert. Schon als sie ihre Geschwister groß zog, hat sie in ihrem Haus Waisenkinder aufgenommen. Buchstäblich weggeworfen wurden die Kleinen von ihren Müttern, gefunden in der Mülltonne oder in der Gosse am Straßenrand. Es sind Mütter, die selbst nicht zu überleben gelernt haben oder keine Hoffnung darauf haben.
Die Polizei findet die Kinder, oft fast schon ausgetrocknet, halb verhungert. Staatliche Waisenhäuser lassen sich an ein paar Fingern abzählen. Die sind schnell voll. Dann bringt die Polizei die Kinder in private Einrichtungen wie jene von Claudia.
Dennoch: Auch hier ist der Platz begrenzt. 32 Kinder leben in Claudias Waisenhaus mitten in Katutura – von Babys bis zum Ende der Schulpflicht. Sechs von ihnen sind HIV-infiziert, müssen jeden Morgen und Abend um sechs Uhr ihre Medikamente nehmen.
Manche von ihnen hatten keinen Namen, als sie hierher kamen. Hier bekommen sie ihren Namen. Sie werden registriert, erhalten ihren Wohnsitz. Sie werden zu Jemandem, wie Claudia sagt: „Die Kinder hier brauchen nicht viel: Ein Bett – im Moment teilen sich je zwei Kinder eines -, ein Dach über dem Kopf, zu Essen, Erziehung, und vor allem eines: Liebe. Diese Liebe gibt ihnen „Mamma Claudia“, wie sie von allen hier genannt wird, mit ihren fünf Angestellten. Es ist kein Zufall, dass sie die kleine Francina gerade auf ihrem Arm hält. Das Mädchen legt seinen Kopf vertraut auf Claudias Schultern. Bei der Güte, die Claudia ausstrahlt, wundert uns das nicht.
Auch die Erziehung dieser Waisenkinder ist garantiert: Es herrscht Schulpflicht und die öffentlichen Schulen müssen alle Kinder kostenlos aufnehmen. Claudias Einrichtung sorgt dafür, dass alle ihre Bewohner auch tatsächlich in die Schule gehen.
Claudias Mitarbeiter bekommen Lohn, sie selbst verdient nichts. Das Waisenhaus bekommt zwar öffentliche Gelder, aber die sind marginal. Die großen Spender sitzen in Deutschland und Italien – z.B in der Onlus-Organisation Mamadou-Italia. Aber auch Herr Frötscher, der uns beim Vorbereitungstreffen in Bozen so viel über das Land erzählt hatte, unterstützt das Waisenhaus. Eine die Dachorganisation verwaltet Spendengelder. Sie unterstützt eine ganze Reihe von Sozialprojekten in Swakopmund und Katutura. Frau Anja Rohwer ist hier die Ansprechpartnerin ([email protected] – Handy: +264 81 2211015). Sie verwaltet sozusagen das Erbe ihrer Mutter Jutta, die der Organisation einen hervorragenden Ruf für Transparenz und Spendensicherheit hinterlassen hat.
Claudia zeigt uns auch den privaten Kindergarten namens Mandume. 98 Kinder – von null Jahren bis zum Vorschulalter – betreut Eigentümerin Sirkka hier auf engstem Raum gemeinsam mit ihren vier Lehrerinnen. Drei Zimmer und ein Vorraum stehen hier zur Verfügung, alles zusammen nicht größer als geschätzte 100 Quadratmeter. „Freilandhennen bei uns haben Anspruch auf mehr Fläche“, sagt einer aus unserer Gruppe lapidar. Dafür müssen die Eltern zehn Euro im Monat zahlen. Nicht alle hier können das – denn die Eltern bringen die Kinder hierher, weil sie mit kleinen Privatgeschäften oder Dienstleistungen ihr Dasein finanzieren wollen: Straßenverkäufe oder Schuhputzen, Frisieren oder was weiß wer … Deshalb kann Sirkka ihren Lehrerinnen den Lohn nicht immer auszahlen. Auch das Essen, Schulmaterialien und die Ausstattung sind schwer zu beschaffen: Das Geld fehlt vorne und hinten.
Dabei ist die Arbeit hart: Die betreuten Kindergruppen sind viel zu groß. Die Eltern können ihre Kinder bereits zwischen fünf und sieben Uhr früh in den Kindergarten bringen. Denn viele Schwarze arbeiten im von den Weißen dominierten Zentrum Windhoeks. Der Weg dorthin ist weit! Ab 7.30 Uhr ist dann Unterricht – bis Mittag. Jene Kinder, die auch am Nachmittag bleiben, bekommen mittags eine Mahlzeit. Anschluss ans Stromnetz gibt es nicht, ein Generator garantiert Licht am Abend und gekocht wird mit Gas.
Bedingungen, die wir in Europa uns einfach nicht vorstellen können!
Vor allem fragen wir uns, warum die Eltern ihre Kinder hierherbringen. Hier sind die Voraussetzungen sichtlich schlechter als in öffentlichen Schulen und gleichzeitig müssen sie hier dafür zahlen müssen.
Ganz anders in der Fidel-Castro-Schule, zu der wir anschließend fahren. Ja, ihr lest richtig: Die Schule ist nach dem Maximo Leader aus Kuba benannt! Über die Nahverbindungen zu Kuba habe ich euch ja bereits berichtet: Kubaner haben in der Zeit des ideologischen Kampfes zwischen kapitalistischer und kommunistischer Welt oft an der Seite der SWAPO-Befreiungskämpfe geblutet, und das Nahverhältnis ist auf verschiedene Weise erhalten geblieben. So trug Kuba seit der Unabhängigkeit jedes Jahr mit einem finanziellen Beitrag zur Entwicklung der Schule bei. Auch heuer hofft die Schuldirektorin Marta auf eine Finanzspritze: Ein Computerraum sollte eingerichtet werden.
Die öffentliche Schule mit 46 Lehrern und sage und schreibe 1200 Kindern betreut Kinder von null bis 15 Jahren. Es besteht Schulpflicht und jeder kann diese Schule kostenlos in Anspruch nehmen. Warum dann auf der anderen Seite der private Kindergarten? Eine schlüssige Antwort bekommen wir weder von Marta noch von Claudia. Was wir uns zusammen reimen: Unwissen bei den Eltern, dazu Misstrauen gegen die Regierung, oder einfach ein zu langer Weg zur öffentlichen … Genau können wir es nicht sagen.
Marta erklärt und: „95 Prozent der Kinder aus dem Einzugsgebiet der Schule kommen hierher.“ Das gibt Hoffnung.
Wie Kasernen stehen Reihe an Reihe die Schulgebäude mit den einzelnen Klassen. Disney-Figuren mit Sprüchen auf den Mauern erinnern die Kinder daran, wie wichtig Bildung und Wissen für das Leben sind.
Mittags bekommen die Kinder Mielipap (Maisbrei) oder Nudeln. Dank eines schuleigenen Gartens gibt es so oft wie möglich auch Gemüse dazu: Karotten, Spinat usw. Darauf ist Marta stolz. Denn diesen Garten hat nicht die öffentliche Hand bezahlt und auch nicht Kuba: Die Eltern der Schülerinnen und Schüler – die „Community“ – haben das finanziert! Marta erklärt: „Die Gemeinschaft hat meist kaum Geld. Sie hat auch kaum Schulbildung. Aber wenn man ihr gut erklärt, wozu eine Investition gut ist, dann machen sie mit.“ Zudem identifizieren sie sich dann auch mehr mit der Schule. „Wenn man für etwas schwitzt – sprich sich anstrengen muss, ist das etwas wert. Was man lediglich geschenkt bekommt, schätzt man nicht!“, sagt Marta.
Etwas wert ist auch die rollende Klinik. Einmal pro Woche kommt sie hierher. Die Hilfsorganisation arbeitet auf Volontär-Basis, aber wie für jede Behandlung im öffentlichen Krankensystem kostet jede Behandlung die kleine Summe von fünf Namibian Dollar. Leute mit Verband um Kinn und über den Kopf sitzen davor, ebenso wie andere mit verbundenem Arm oder auch weniger sichtbaren Beschwerden.
Wir gehen vorbei und steigen wieder in den Bus. Wir sind hungrig und freuen uns auf ein Essen. Wir werden es „nur“ an einer kleinen Raststation zu uns nehmen. Etwas Bescheidenes – aus unserer europäischen Sicht. Es ist uns bewusst, dass uns das Leben – zufällig – auf die Butterseite der Welt hat fallen lassen.
Die Kinder bleiben zurück. Sie bekommen morgen wieder Mielipap oder Nudeln. Vielleicht auch etwas Gemüse … Und wenn die Kranken Glück haben, konnte ihnen der Wochendoktor helfen. Wenn sie noch mehr Glück haben, haben sie zuhause Eltern, die sie nicht weggeworfen haben, sondern versuchen, ihnen eine bessere Zukunft zu sichern. Ob es gelingt? Wir bleiben mit einem dumpfen Gefühl zurück und manche überlegen, wie sie von Südtirol aus helfen können. Claudia verabschiedet sich von uns mit ihrem breiten, so natürlichen und omnipräsenten Lachen. Wir drücken ihr die Hand und teilen ihr mit, dass im Bus für ihr Waisenhaus gesammelt wurde. Reiseleiter Bernhard wird es verlässlich zu Frau Rohwe nach Swakopmund bringen – damit alles seine Richtigkeit hat und die offiziellen, bestätigten Wege geht. Wenigstens ein kleiner Beitrag, um die Ratlosigkeit etwas aufzufangen …
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