Tumgik
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Das Konzept der sogenannten “Friendzone” - und warum es keinen Sinn ergibt
Das Internet ist voll von ihnen: Auf jeder Social Media-Plattform tummeln sich selbsternannte Coaches und Date Doctors, die verzweifelte Ratsuchende von ihrem grausamen Schicksal befreien wollen: der nicht enden wollenden Existenz im Gefängnis der Friendzone.  
Diese geheimnisvolle Sphäre wird vor allem von cis hetero Männern als eine Art Fegefeuer der social interactions betrachtet, das sie überwinden müssten, um geläutert im Himmelreich der romantischen Beziehung aufgenommen zu werden – oder in der durch und durch irdischen Intimzone ihrer Angebeteten. Denn oft ist das der wahre Hintergrund ihrer Klagen: Die Arschlöcher bekommen in ihrer Wahrnehmung immer alle Frauen ab, während sie, die Netten, in der Friendzone versauern und der Schmerz über diese Ungerechtigkeit nur noch vom Ziehen in ihrem Tennisarm übertroffen wird.  
Wer sich ernsthaft darüber aufregt, dass ihm potenzielle Sexpartnerinnen von Konkurrenten “weggeschnappt” werden, während für ihn selbst nur platonische Freundschaftskrümel vom Kontaktkuchen übrigbleiben, sollte sich daran erinnern, dass er hier gerade von einem anderen Menschen spricht und nicht von irgendeiner Trophäe, um die es sich zu prügeln gilt. Auf einer Skala von eins bis Harrys Vadder (dem sexuellen Belästigungs-Potter, der in der Schule mal ein Bild von einem goldenen Schnatz gemalt und die Initialen seines Crushes draufgeschrieben hat) und seiner transfeindlichen Schnieptröte von Schöpferin ist das schon ziemlich... fragwürdig.
Abgesehen davon muss man ohnehin nicht in einer Beziehung sein, um Sex zu haben und muss umgekehrt auch keinen Sex haben, um in einer Beziehung zu sein. Unterschiedliche Formen der Anziehung lassen sich beliebig miteinander kombinieren und ergeben zusammen das split attraction-Modell. Grob zusammengefasst, heißt das: man kann sein Gegenüber nur auf romantischer, aber nicht auf sexueller Ebene attraktiv finden. Oder eben umgekehrt. Manche Leute sind miteinander befreundet, entdecken irgendwann, dass sie sich nicht zum Reihern, sondern eher zum Vögeln finden und einigen sich auf eine Freundschaft Plus. Manche sind verheiratet, ohne dass Sex eine Rolle spielt. Andere Leute treffen sich mit befreundeten Ehepaaren für Rollenspiele... und versumpfen bis früh morgens mit ihrem panromantischen Polycule in Dungeons & Dragons.  
Alles, was legal und einvernehmlich passiert, ist möglich. Und wer penetrant nach einer Beziehung bettelt, weil er schon länger niemanden mehr zum Penetrieren hatte, hat das Konzept von Beziehungen nicht verstanden.
Aber auch ohne toxische patriarchale Erwartungshaltungen hat der “Friendzone”-Begriff einen faden Beigeschmack. Ja, Liebeskummer tut weh – und dennoch sind Freundschaften mindestens so wertvoll wie romantische Kontakte. Sie halten in den meisten Fällen länger, haben ihre eigene Form der Intimität und erfordern gerade bei unerwiderten Gefühlen noch mehr Arbeit, Kommunikation und Absprachen, um Chaos zu vermeiden. Sie also wie einen Trostpreis zu behandeln und verzweifelt um den “Jackpot” kämpfen zu wollen, wird ihnen nicht gerecht. So verletzend Zurückweisung auch sein kann, gehört sie a) zum Leben dazu und sagt b) absolut nichts über den eigenen Wert aus. Es ist also unsere Verantwortung, den Umgang damit zu lernen und einen unabhängigen Selbstwert zu entwickeln, anstatt die Gefühle anderer micromanagen zu wollen. Diese Suche nach Bestätigung durch andere schadet nicht nur der eigenen mentalen Gesundheit, weil man sich damit abhängig macht, sondern überschreitet auch die Grenzen des Gegenübers.
Die meisten denken beim Thema consent wohl mehr an Absprachen im Schlafzimmer, aber eigentlich gehört Rücksicht auf die Bedürfnisse und Grenzen seiner Mitmenschen zu den absoluten Knigge-Basics. Egal, ob es gerade um das Ausleihen von Gegenständen, Aktivitäten ober- wie unterhalb der Gürtellinie oder eben um die Art der zwischenmenschlichen Beziehung geht.  
Wenn jemand aus egal welchem Grund eine Freundschaft und keine Beziehung führen kann und/oder möchte, ist das eine valide Grenze, die man zu respektieren hat, und keine Einladung, ihn*sie vom Gegenteil überzeugen zu wollen. Und wenn man den Kontakt dann nicht aushält, gehört es zur eigenen Verantwortung, erstmal auf Abstand zu gehen.
Indem man diese Grenze akzeptiert, zollt man nicht nur seinem Gegenüber den notwendigen Respekt, sondern auch sich selbst: Entweder stimmen Chemie, Timing und Umstände oder eben nicht. Und wer meint, er*sie müsse irgendetwas Besonderes leisten, um von einem bestimmten Menschen “ausgewählt” zu werden, verschwendet nur wertvolle Lebenszeit und verkauft sich unter Wert. Es ist nicht unsere Aufgabe, Leute von uns zu überzeugen, die nicht zu uns passen, bzw. höchstens zu einer Rolle, die wir ohnehin nicht lange spielen könnten. Je früher man das versteht, desto besser ist es für alle Beteiligten.
Abgesehen davon ist es ein großer Zuneigungsbeweis, wenn sich jemand nach einem Gefühlsgeständnis nicht distanziert, sondern die Freundschaft aufrechterhalten möchte. Denn so ein Ungleichgewicht ausbalancieren zu müssen, ist eine Herausforderung für alle Beteiligten: Zum einen wegen schwieriger Gefühle an sich, wie Herzschmerz auf der einen und einem (unbegründeten, aber verständlichen) schlechten Gewissen auf der anderen Seite. Zum anderen, weil man in diesem Fall noch mehr auf offene Kommunikation achten und ein höheres Risiko für Konflikte in Kauf nehmen muss. Normalerweise würde man sich einfach mitfreuen, wenn die beste Freundin von einem schönen Date erzählt, aber in diesem Fall wird diese Freude von Liebeskummer getrübt. Oder man würde seinem besten Freund eigentlich gern ein Beziehungsproblem anvertrauen und ihn um Rat fragen, aber möchte das Thema aus Rücksicht aussparen. Ganz zu schweigen vom Potenzial für unangenehme bis schmerzhafte Situationen im Alltag (wie zufällige Begegnungen während eines Dates), falls man in der Nähe wohnt.
Eine Freundschaft, die solche Bewährungsproben übersteht, ist etwas Besonderes und selbst ein Versuch, der irgendwann doch scheitert, als Ausdruck der Wertschätzung zu verstehen.
Ja, Liebeskummer ist schmerzhaft und Gefühle lassen sich nicht abstellen. Und man kann lernen, gesünder mit diesen Emotionen umzugehen und (wieder) mehr in sich selbst zu investieren. Zum Beispiel, indem man neue Hobbys ausprobiert und alte wiederaufnimmt. Ein Herzensprojekt umsetzt, an das man sich bisher nicht herangetraut hat. Andere Freundschaften pflegt, die man in letzter Zeit vernachlässigt hat. Vielleicht mal wieder auf neue Leute zugeht, wenn die Energie reicht, und bei größeren Problemen nicht zögert, sich professionelle Hilfe zu suchen.  
In erster Linie sollte man diese Arbeit natürlich für sich selbst machen, aber wenn das gerade noch nicht geht: meinetwegen auch mit der Motivation, aus der imaginären Friendzone zu kommen. Entweder, weil “die andere Person nach diesem mentalen Glowup plötzlich doch erkennen wird, was man für ein Catch ist!!1!”, oder – vielleicht etwas wahrscheinlicher –, weil man es selbst erkennen, dadurch impliziten Druck aus der Freundschaft nehmen und damit allen Seiten etwas Gutes tun wird. Ein positiver Nebeneffekt: auf lange Sicht steigt die tatsächliche Chance für eine Beziehung - egal, mit wem. Indem man sich klarmacht, dass diese nur die Kirsche auf dem Sahnehäubchen auf der Torte und man selbst für sein eigenes Glück verantwortlich ist, steht viel weniger auf dem Spiel und Zurückweisung ist besser zu ertragen. Dadurch wird der Umgang mit anderen allgemein leichter– was einen früher oder später auch zu Leuten führen wird, mit denen sich eine Beziehung ergibt. Vielleicht wird es dann nächstes Jahr der neue Vereinskollege, in 5 Jahren eine Bekanntschaft aus der Bar um die Ecke, oder vielleicht landet man mit 94 auch zufällig im gleichen Seniorenheim wie der aktuelle Lieblingsmensch, und startet nach der 3. Runde Bingo zusammen in den zweiten Frühling. Wobei letzteres vielleicht eine nette Vorstellung und Motivation für den Anfang sein mag, aber nicht der springende Punkt ist.
Was können wir also festhalten? Wer Sex will, sollte das respektvoll ansprechen, anstatt in einer Freundschaft auf gewisse Vorzüge zu geiern und die Frustrationstoleranz eines Kleinkindes an den Tag zu legen, wenn die Rechnung nicht aufgeht. Wer einen Korb nicht akzeptieren kann und das Gegenüber trotzdem von sich überzeugen will, sollte auch im eigenen Interesse dringend an sich arbeiten. Und last, but not least: Freundschaften sind genauso wertvoll wie Beziehungen, und gerade, wenn noch irgendein Ungleichgewicht hinzukommt, verdienen sie viel mehr Credits. 
TLDR; Der einzige Weg aus der Friendzone ist der zu sich selbst - auf Grundlage der Erkenntnis, dass sie kein messbares Phänomen, sondern ein mentales Konstrukt ist, das früher oder später dank konsequenter Arbeit an den eigenen Baustellen in sich zusammenfallen wird.
Wenn also irgendein KorbinianPowerLifecoach87 auf Youtube den geheimen Trick gefunden haben und seinen Viewern im besten Jugendslang der frühen 2000er *das* patriarchats-patentierte Erfolgsrezept an die Hand geben will, wie man der Folterkammer Friendzone entfliehen und einen anderen Menschen so manipulieren könne, dass er plötzlich doch mit einem schl- äh, eine romantische Beziehung statt einer popligen platonischen Freundschaft eingehen will, ist die beste Reaktion ein Klick aufs X... denn dieser Take, der war wohl nix. 
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Super ADHD Odyssey: vom Eigenverdacht zur Diagnose [Einführung]
Hi du! 
Ja, genau du. Du bist vermutlich auf dieser Seite gelandet, weil...
… deine Mutter dir gesagt hast, du bist besonders, und du irgendwann dank Big Bang Theory verstanden hast, was eigentlich damit gemeint war. … du diesen Link angeklickt hast. … du dich gefragt hast, warum alle Leute um dich herum ihr Leben im Griff haben, nur du nicht. … du dein Gehirn von 21-1 Uhr durchgehend verzweifelt angeschrien hast, dass du endlich ins Bett gehen musst, aber nur ein „Computer sagt nein“ geerntet hast und nach weiteren 2 Stunden ziellosem Rumsurfen schließlich irgendwie auf dieser Website gelandet bist. … irgendein seeeeehr witziger Mensch auf social media ADHS-Content geteilt hat und du dich ein bisschen zu sehr angesprochen gefühlt hast.
Okay, ernsthaft. In den letzten Monaten bis Jahre bekomme ich in regelmäßigen Abständen Nachrichten von Mutuals, Bekannten und Freund*innen, die sich in ADHS-Memes und Erfahrungsberichten wiederfinden, die ich selbst gepostet oder von anderen geteilt habe, und sich nun fragen, ob sie sich testen lassen sollten. Dadurch habe ich mich an meine eigene, chaotische (naja, okay, noch chaotischere) Zeit vor meiner Diagnose zurückerinnert und mich gefragt, wie ich es damals überhaupt auf die Reihe gekriegt habe, ohne wirkliche Unterstützung von außen und ohne peer support an eine Diagnose und Behandlung zu kommen. Und weil mir dabei wiederum klar wurde, wie stressig diese Diagnose-Odyssee gewesen war, bin ich auf die Idee gekommen, meine Erfahrungen, hilfreiche Quellen und random rambles zum Thema mit meinen (Verdachts-)ADHS-Buddys zu teilen.
Apropos wall of text: Da wir ADHSler*innen zwar sehr gut darin sind, andere zuzutexten, aber weniger gut darin, das Zugetexte unseres Gegenübers zu verarbeiten, beginnen einige Blogeinträge mit einer „too long, don't wanna read”-Kurzzusammenfassung. Wer es eilig hat und schnell zum Punkt kommen will, kann sich damit begnügen und den folgenden Laberfasel-Absatz überspringen – wer unnütze Details haben und von einem gezwungen witzigen Schreibstil unterhalten werden will, kann sich noch jeweils die lange Version gönnen. (hier zweideutigen Brüllerwitz einfügen)
Ich werde diese Blogreihe so gut es geht chronologisch und nach Themen sortieren, damit man sich so bequem wie möglich durchklicken kann. Anregungen,Themenvorschläge, Ergänzungen und sonstiges Feedback sind gern gesehen :D
Anbei noch ein Disclaimer: 
Dieser Blog ersetzt keine medizinische Beratung und keine Diagnostik, sondern dient der Unterhaltung, der Anregung und dem Austausch über das Thema ADHS. Die gesammelten Tipps richten sich nach meiner subjektiven Meinung (also danach, ob ich sie persönlich hilfreich finde) und sind als Vorschläge zu verstehen. Das heißt, jede*r muss beim Lesen auch für sich selbst reflektieren und achtsam mit den Inhalten umgehen. Ich übernehme keine Haftung! 
Content- und Triggerwarnungen für sensible Themen sind selbstverständlich. Falls du eine Warnung für bestimmte Themen brauchst oder eine Warnung für dich nicht barrierefrei ist, sag gerne Bescheid.
Hier geht es zu den einzelnen Teilen:
1. Eigenverdacht und Neurovarianten allgemein
2. Recherche
3. Praxen für Diagnostik kontaktieren
4. Auf das erste Diagnostikgespräch vorbereiten
5. Auf das zweite Diagnostikgespräch vorbereiten
X. Super ADHD Odyssey: Die große To Do-List
6. Nach der (ersten) Diagnostik
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Schritt 1: Eigenverdacht
TL; DWR:
Zuerst einmal: Was sind Neurovarianten?
Neurovarianten sind angeborene Abweichungen in der Art und Weise, wie das Gehirn funktioniert und Informationen verarbeitet. Dazu zählt auch ADHS, worauf sich dieser Blog konzentrieren wird (haha, “konzentrieren”).
Wer also seit frühester Kindheit immer wieder in allen möglichen Situationen die Erfahrung macht, anders zu empfinden/reagieren/wahrzunehmen/handeln usw. als die Mehrheit, ist vermutlich neuroatypisch (das reicht mMn für einen validen Eigenverdacht, aber nicht für eine “Selbstdiagnose”! Warum ich den Begriff ablehne, erkläre ich später mal in einem extra Blogeintrag). 
Weil Neurovarianten relativ selten sind, stoßen Neuroatypische (im Folgenden NA) dadurch oft auf Unverständnis und Ablehnung durch die neurotypische (im Folgenden NT) Mehrheit. Durch mangelnde Aufklärung und Berührungspunkte mit seltenen Neurovarianten interpretieren NT unser Verhalten oft falsch und erkennen viele Probleme im Alltag nicht als solche, sondern erklären Misserfolge und Fehler z.B. mit „Faulheit“. Denn auch die individuellen Stärken und Schwächen eines Menschen werden durch die Funktionsweise seines Gehirns beeinflusst und unterscheiden sich dann natürlich je nach Neurotyp.
Das führt wiederum dazu, dass NA einige Dinge schwerfallen, die die Mehrheit leicht findet, und umgekehrt – was eben dieses Unverständnis für unsere Alltagsstruggles hervorruft. Schließlich müsste jemand, der*die etwas so „schwieriges“ wie X schafft, nach NT-”Logik” doch auch diese „kinderleichte Aufgabe“ Y hinbekommen, und wenn nicht, gibt es natürlich keine Erklärung dafür, in der die betreffende Person weder ignorant noch böswillig ist. /s
Das alles führt dazu, dass sehr viele NA mit dem Eindruck aufwachsen, nie gut genug zu sein, egal wie sehr sie sich anstrengen.
Wer also von klein auf das Gefühl hatte:
irgendwie anders zu sein,
an alltäglichen „einfachen“ Problemen zu scheitern und  
es Bezugspersonen trotz aller Mühe nicht (oder nur selten) recht machen zu können,  
sollte sich mMn wegen einer Diagnostik beraten lassen.
Ein weiteres Indiz kann der eigene social circle sein – genau wie Neurotypische eher unter sich bleiben, finden sich ADHSler*innen & Co. oft in einem Freundes- oder Bekanntenkreis zusammen. Einfach, weil man sich natürlich unter Menschen am wohlsten fühlt, die auf einer ähnlichen Ebene kommunizieren wie man selbst. Wenn man also mit den meisten Menschen nicht (auf Anhieb) zurechtkommt – siehe neurotypische Mehrheit – , sondern nur mit einigen ausgewählten Personen, die zum Großteil auch nicht „beliebt“ sind, kann das auch ein Hinweis sein.
Laberfasel:
Dass man irgendwie anders zu ticken scheint, bekommt man erfahrungsgemäß schnell mit. Spätestens nach dem zehnten „die anderen schaffen es doch auch, ihr Zimmer aufzuräumen/pünktlich zu sein/ihre Sachen zusammenzuhalten“ dämmert einem, dass irgendetwas im eigenen Leben nicht ganz rund läuft – und da neurodivergente Kinder etwa 20mal häufiger kritisiert werden als neurotypische, ist diese Zahl oft schon am Morgen des ersten Schultages erreicht. Aber dank dem praktischem „ich muss meine Eltern zufriedenstellen, sonst setzen sie mich in der Pampa aus und ich werde von Säbelzahntigern gefressen“-Urinstinkt des Homo Sapiens neigen die meisten von uns dazu, den Fehler erst einmal bei sich selbst zu suchen, und wachsen im Glauben auf, dass alle Leute ihr Leben im Griff hätten, nur wir selbst nicht. Been there, done that.
Natürlich gibt es auch haufenweise Leute, die zum Beispiel wegen aufgeklärter/aufmerksamer Erwachsener oder Problemen in der Schule schon früh diagnostiziert wurden, aber um die geht es in diesem Teil natürlich nicht. Wer seine Diagnose schon in der Grundschule bekommen hat, hat vielleicht mit anderen Problemen zu kämpfen (wie z.B. damit, schneller abgestempelt zu werden), aber spart sich wenigstens im Jugend- bis Erwachsenenalter den Diagnose- und Recherchemarathon, um den es nun gehen soll.
Wir gehen also von folgenden Voraussetzungen aus: Du warst schon immer irgendwie „anders“, hast trotz aller Mühe einen Misserfolg nach dem anderen erlebt, konntest es den meisten Leuten kaum bis gar nicht recht machen und warst lange davon überzeugt, dass du der einzige Mensch bist, dem es so geht, weil sich deine eigenen Erfahrungen so gut wie nie mit denen von deinem Umfeld gedeckt haben und du viel weniger common ground mit anderen Leuten hast als diese untereinander.
Wenn das nach dir klingt: Herzlichen Glückwunsch, du bist wahrscheinlich neuroatypisch.
Die medizinische Diagnose kann zwar nur Fachpersonal stellen, aber wenn du damit aufwächst, dass du
die Welt in wichtigen Punkten anders erlebst/deine Umgebung anders wahrnimmst
eine andere Verteilung von Stärken und Schwächen hast
anders kommunizierst und  
auf einer anderen Wellenlänge zu sein scheinst 
als die meisten Leute...  
… naja, dann muss deine Neurologie wohl eher atypisch sein. Selbstdiagnosen sind zu Recht mit Vorsicht zu genießen (dazu ein andermal mehr), aber es gibt aus meiner Sicht so etwas wie ein neuroatypical radar. Wenn zum Beispiel dein Freundeskreis aus lauter „Weirdos“ und „Außenseiter*innen“ besteht und ihr untereinander die Art connection habt, die du vorher nur zwischen den „normalen“ Leuten beobachtet hast, seid ihr vermutlich Neurobuddies. Birds of a feather flock together.
Und das gilt natürlich doppelt, wenn mindestens eine Person aus deinem Freundeskreis eine diagnostizierte Neurovariante oder einen begründeten Eigenverdacht hat.
Wir fassen zusammen: Auffällig viele Gemeinsamkeiten zu Neuroatypischen sind ein starker Hinweis darauf, dass auch dein Gehirn in irgendeiner Hinsicht anders arbeitet als die der Mehrheit. 
Wenn du dich darin wiederfindest, ist es nun an der Zeit für die ADHS-spezifische Recherche.
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Schritt 2: Recherche
TL; DWR: Hier sind die Quellen, die mir beim Einstieg ins Thema geholfen haben und auch jetzt noch im Alltag eine gute Unterstützung sind. Generell sind Inhalte von (anderen) Betroffenen oft hilfreicher als medizinische Websites, aber die wenigen guten Anlaufstellen sollte man unbedingt kennen.
I. Peer support/Erfahrungsberichte/Kunst 
Dani Donovan 
Pina the ADHD Alien 
Structured Success  
atypicaltoker 
II. Autodidaktik: Blogs, Tutorials usw. 
ADDitudeMag 
III. Kliniken, Anlaufstellen, medizinische Quellen 
Schön Klinik Bad Bramstedt
Diese Liste wird laufend ergänzt - es lohnt sich, diesen Beitrag abzuspeichern und immer mal wieder reinzuschauen (wenn du dran denkst, ich würde es wahrscheinlich vergessen xD).
Als Vorbereitung auf den Diagnosemarathon kann es helfen, wann immer möglich Notizen zu machen oder die Beiträge abzuspeichern/zu screenshotten, mit denen du dich (besonders stark) identifizieren kannst. Wenn du später deine Probleme schildern musst, können diese Quellen eine Orientierung und Gedächtnisstütze sein. (Es sei denn, deine unaufmerksamen traits sind so ausgeprägt, dass du die Screenshots dann eh vergisst und deine Notizen verschlampst, bc same. xD)
Detaillierte Tipps für die Diagnostik-Vorbereitung und Vorschläge für Notizen findest du hier.
Laberfasel:
Genau wie bei jeder anderen mental condition gestaltet sich die Suche nach einer Diagnose und Support für die eigenen Probleme genau wegen dieser Probleme... naja, eher schwierig. Ungefähr so schwierig, als hätte man sich das Bein gebrochen, dank fehlender Behandlung bei mehreren Stürzen noch ein paar innere Organe angematscht und wäre dann von der 116117 aufgefordert worden, doch bitte selbst zum Krankenhaus zu laufen, das ja auch nur am anderen Ende von Mittelerde liegt und mit seinem Hauptsitz am Schicksalsberg nur einen minimalen Höhenunterschied zu Beutelsend aufweist (an dieser Stelle danke an die liebe erzaehlmirnix und ihren genialen Comic zum Thema). Ich habe meinen Marathon schon hinter mir und illegale Drogen als Belohnung abgestaubt, die mir das halbwegs strukturierte Verfassen dieser Blogreihe ermöglichen. Deshalb hoffe ich, dass ich dir vielleicht ein kleines bisschen Arbeit abnehmen kann, indem ich meine Erfahrungen, Ressourcen und Tipps hier sammele.
Das größte Problem, das sich durch alle Schritte ziehen wird, ist wohl die Frage, wo man bei all den Informationen und Möglichkeiten anfangen soll (siehe auch: exekutive Dysfunktion). Wenn deine Handlungsplanung und Selbstorganisation ungefähr so gut ist wie meine und du schon an diesem Punkt hoffnungslos überfordert bist, darfst du nun ein Kreuzchen in deinem ADHS-Bingo machen und dich halbwegs entspannt zurücklehnen: ich habe einige Quellen rausgesucht und nach Inhalten vorsortiert.
Leider steckt die offizielle Forschung zu Neurovarianten noch in den Kinderschuhen (es hat sich wohl noch nicht herumgesprochen, dass wir kommunizieren können und die Perspektive von Betroffenen vielleicht hilfreich sein könnte, wenn man conditions wie ADHS besser verstehen möchte), deshalb umfasst diese Liste zum Großteil Ressourcen von anderen ADHSler*innen oder privaten/gemischten Organisationen. Zum Glück gibt es aber wenigstens ein paar gute medizinische Adressen, die ich empfehlen kann.
I. Peer support
Super Quellen für den Einstieg, weil man hier nicht nur den offiziellen (unvollständigen) Symptomkatalog aus Wikipedia serviert, sondern ADHS aus der Innensicht von anderen Betroffenen erklärt bekommt und die Erfahrungen anderer mit dem eigenen Erleben abgleichen kann. Dabei ist es aber wichtig, dass man die Informationen mit einem grain of salt nimmt und sie nicht zur Selbstdiagnose verwendet, sondern nur nutzt, um seinen Eigenverdacht besser zu definieren, sich allgemein zu informieren und dabei vielleicht auf Tipps aus erster Hand, Verständnis und ggf. neue Kontakte zu stoßen, die einem den Alltag ein kleines bisschen erleichtern können. Die folgenden Accounts habe ich damals bei meiner eigenen Recherche entdeckt und lese sie heute noch gerne (Links sind in der TL;DWR-Übersicht):
Dani Donovan
Pina, the ADHD Alien
atypicaltoker
Structured Success 
Dani und Pina teilen ihren Alltag mit ADHS nicht nur anekdotisch in den sozialen Medien, sondern veröffentlichen auch regelmäßig Comics, in denen sie typische Herausforderungen mit dieser Neurovariante anschaulich darstellt – so anschaulich, dass ihr Content auch neurotypischen Angehörigen als Erklärungshilfe dienen kann. Wenn du also mal wieder mit NT-Angehörigen aneinandergerätst und die betreffenden Personen grundsätzlich offen für deine Perspektive sind (d.h. dich verstehen wollen) aber eure Gespräche oft in Missverständnissen enden, könntest du versuchen, deine Situation mit einem passenden Comic zu erklären. Wyatt (atypicaltoker) ist gleichzeitig noch im Autismusspektrum, also ist sein Account besonders für die Leute interessant, die zusätzlich schon eine Autismusdiagnose oder einen Eigenverdacht auf beide Neurovarianten haben. 
II. Autodidaktik: Blogs und Tutorials 
Die folgenden Websites sagen den spärlichen Angeboten für erwachsene ADHSler*innen den Kampf an und teilen regelmäßig Tipps und Tricks, wie man sich das Leben in der neurotypischen Gesellschaft etwas einfacher machen und mit ADHS-typischen Herausforderungen wie RSD (starke emotionale Reaktion auf tatsächliche oder empfundene Zurückweisung) umgehen kann, die in der Medizin kaum bis gar nicht Thema sind.
Zusätzlich zu Dani, Pina und Structured Success, die auch Ratgeber anbieten, empfehle ich hier:
ADDitudemag
III. Kliniken und Anlaufstellen 
Leider sind gute Behandlungsangebote für ADHS-Erwachsene sehr selten, also stell dich schon mal auf eine längere Odyssee ein, falls du jemals in stationäre Behandlung gehen musst und nicht gerade in Norddeutschland wohnst. Die Schön Klinik Bad Bramstedt ist eines der wenigen Therapiezentren, die auf ADHS spezialisiert sind, und ich kann aus eigener Erfahrung sagen, dass sie ihren guten Ruf mehr als verdient hat. Ich war schon zweimal dort in Behandlung (einmal wegen Folgeerkrankungen dank später Diagnose, einmal fürs Einstellen auf Medikamente) und habe nicht nur nach zig ambulanten Shitshows zum ersten Mal Fortschritte in der Therapie gemacht, sondern kann auch heute noch auf meine Notizen von den Aufenthalten zurückgreifen und selber an den Themen weiterarbeiten, bis ich vielleicht endlich mal eine gute ambulante Therapie finde oder mein Bezugstherapeut vom ersten Aufenthalt eine eigene Praxis aufmacht. Whatever comes first. Der Leiter der ADHS-Station, Dr. Roy Murphy, lädt außerdem regelmäßig Ausschnitte seiner Vorträge auf Youtube hoch, die er unter anderem auf ADHS-Trialogen (Informationsveranstaltungen von und für Fachpersonal, Betroffene und Angehörige) hält. Leider sind diese Trialoge bisher immer in der Klinik, d.h. in Norddeutschland, abgehalten worden, aber die Ausschnitte auf Youtube sind sehenswert und falls es einen mal nach Bad Bramstedt verschlägt, lohnt es sich, dort vorbeizuschauen.
Schön Klinik Bad Bramstedt
Auf der Klinik-Website gibt es dazu noch verschiedene Selbsttests, die du ablegen kannst (Aus eigener Erfahrung empfehle ich den Burnout-Test. *sad neuroatypical high-five*).
Wenn du beim Recherchieren feststellst, dass sich dein Eigenverdacht noch gefestigt hat und du ihn immer noch abklären lassen möchtest, beginnt nun der eigentliche Spaß: die Vorbereitung auf und das Überleben von Diagnosegesprächen.
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Schritt 3: Praxen für Diagnostik kontaktieren
Mit deinem konkreten Eigenverdacht gehst du nun in eine medizinische Sprechstunde und bittest
(gesetzlich versichert) in der hausärztlichen Praxis um eine Überweisung zu Fachleuten oder
(privat versichert oder bereits in psychiatrischer/therapeutischer Behandlung) direkt bei Fachleuten 
um eine Diagnostik.
Falls du zusätzlich noch weitere Symptome hast, die deinen Alltag stark einschränken, kannst du die Diagnostik gleich in einer spezialisierten Klinik machen lassen. Entweder wird dein Verdacht geteilt; dann kommst du direkt zur Abklärung auf eine ADHS-Station. Oder er wird zumindest als Differenzialdiagnose überprüft, wenn eine andere Erklärung für deine Schwierigkeiten als wahrscheinlicher angesehen wird.
Deine ersten Anlaufstellen sind folgende – sortiert nach Priorität und Reihenfolge:
Hausärztliche Praxis (notfalls wechseln)  
→ um Überweisung zu Psychiater*in oder ADHS-Ambulanz bitten
falls bereits in Behandlung: Psychiater*in/Psycholog*in (notfalls wechseln)
→ bei Bedarf um Dinge wie psychologisches Gutachten oder Überweisung zur ADHS-Ambulanz bitten 
ADHS-Ambulanz deiner Stadt/deines Bundeslandes 
ADHS-Ambulanz anhand einer Neurobuddy-Empfehlung (falls die in deiner Nähe lt Erfahrungsberichten ungeeignet sein sollte oder du später eine Zweitmeinung brauchst) 
ADHS-spezialisierte Klinik (falls Begleit- oder Folgeerkrankungen einen stationären Aufenthalt notwendig machen) 
Eine Muster-To Do-List für die einzelnen Schritte und Teilaufgaben, die du nach Belieben anpassen kannst, findest du hier.
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Schritt 4: Auf das erste Diagnosegespräch vorbereiten
Wenn der ADHS-(Eigen-)Verdacht bei dir erst im Erwachsenenalter aufgekommen ist, kann die Diagnostik bei dir schwieriger sein. 
Zum Beispiel, weil du a) dir dein Leben instinktiv so passend wie möglich eingerichtet hast und deshalb sehr lange kompensieren konntest, und/oder b) du ein typisches „gifted child“ warst, überschätzt und überfordert wurdest und deshalb sehr lange kompensieren musstest.
Bei weiblich gelesenen/sozialisierten Personen kommt außerdem noch der Geschlechterbias seitens medizinischer Fachleute hinzu.
Aus diesen Gründen kann es helfen, sich zu Hause Notizen zum Thema Eigenverdacht, Probleme im Alltag usw. zu machen und diese zum Gespräch mitzubringen.
Dieser Schritt ist optional.
Er kann dir aber helfen, falls du z.B. dazu neigst, in Gesprächen wichtige Dinge zu vergessen, oder falls du Probleme hast, offen gestellte Fragen wie „Was führt Sie denn heute zu mir?“ ohne irgendeine Stütze zu beantworten. Wenn du denkst, dass du von einer gründlichen Vorbereitung profitierst und ggf. ein support network hast, das dir bei der Umsetzung helfen kann, lies weiter. Wenn nicht, kannst du direkt zum nächsten Teil scrollen.
CONTENTWARNUNG:
mental issues, Suchtverhalten, Kindheit, Jugend, schlechte Erfahrungen, neuroatypical trauma, psychische Erkrankungen (mention/implication)
In den folgenden Tipps für deine Notizen werden Eigenschaften und Probleme in Stichworten erwähnt, die entweder für sich genommen oder bei der genaueren Beschäftigung damit negative Erinnerungen und Gefühle wachrufen können. 
Genauso verhält es sich mit den Beispielfragen, die ich auf Grundlage meiner eigenen Notizen von damals vorschlage. Auch oder vor allem diese können potenziell triggernd oder aktivierend sein, je nachdem, was man erlebt hat und wie triggerfest man ist.
Wenn du gerade sehr belastet bist oder sehr schlechte Erfahrungen gemacht hast, überspringe diesen Teil lieber und orientiere dich stattdessen an einem der offiziellen Selbsttests oder an Content, den du schon kennst und der für dich safe ist, wenn du dir Notizen machen möchtest.
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Tipps für deine Notizen
Wenn du besonders strukturiert vorgehen möchtest, kannst du deinen Eigenverdacht und deine persönlichen Erfahrungen, Schwierigkeiten usw. in einer Übersicht zusammenfassen und dafür die Erkenntnisse nutzen, die du aus der Recherche gewonnen hast.
Diese Übersicht kannst du 1. anhand von Beispielfragen erstellen, die ich am Ende des Beitrags aufzähle, oder 2. dir ein eigenes System überlegen oder 3. einfach drauflosschreiben.
Für einen besseren Überblick habe ich hier ein paar Beispiele für mögliche (!!) ADHS-Indizien aus verschiedenen Quellen zusammengetragen (offizielle Websites, Erfahrungsberichte, Selbsthilfecontent). Wenn du dich in einem oder mehreren dieser Schlagworte wiederfindest, kannst du sie in deine Notizen packen und ggf. noch ein paar Sätze zur Erklärung dazuschreiben, zum Beispiel, in welcher Situation du besonders zu Verhalten XY neigst:
Vergesslichkeit –  Bewegungsdrang – innere Unruhe – Konzentrationsprobleme, vor allem bei eintönigen und reizarmen Tätigkeiten – Hyperfixations – Hyperfokus – rejection sensitivity dysphoria – häufiges Abschweifen – paradoxe/unzureichende Wirkung von Stimulanzien und anderen Substanzen (Bsp.: Koffein beruhigt, fördert die Konzentration oder putscht zumindest nicht auf, Beruhigungsmittel putschen auf, Betäubung beim Zahnarzt muss nachdosiert werden) – häufiges Gefühl der Über-/Unterforderung – Schwarzweißdenken – Ungeduld – Impulsivität – Dopamine seeking, ggf bis hin zur Suchtneigung (Impulskauf, Überessen, Gaming, doomscrolling, Substanzmissbrauch, Selbstmedikation) – Eigene Wahrnehmung/Vorwurf anderer, man würde das eigene Potenzial verschwenden – intensivere Wahrnehmung von Emotionen als der Durchschnitt (Vorwurf anderer, zu sensibel zu sein/Drama zu machen) – Themensprünge beim Erzählen – schnelles Sprechtempo – Neigung, viel zu reden (gerade bei interessanten Themen) – Neigung, schnell Muster in Dingen zu erkennen – Neigung, Unstimmigkeiten/Widersprüche/Fehler in allen möglichen Situationen schnell zu erkennen und sich daran zu stören – Kreative Ader – Gefühl, Konzentration nicht steuern zu können – allgemein häufig: Schwierigkeiten, mit Tätigkeiten anzufangen – bei interessanten Tätigkeiten/im „flow: Schwierigkeiten aufzuhören – Probleme mit task-switching – Patchworklebenslauf – Tendenz, Dinge anzufangen und unvollendet abzubrechen – novelty seeking – riskantes Verhalten (Adrenalinkick suchen) – „Verträumtheit“ – Stimming – Flüchtigkeitsfehler – Lethargie/Antriebslosigkeit auch außerhalb von depressiven Episoden – Gefühl quälender Langeweile – Burnout – Gefühl, nur von wenigen Leuten verstanden zu werden bzw. schon immer „anders“ zu sein - häufige zwischenmenschliche Probleme - uvm.
Achtung: 
Diese Aufzählung ist subjektiv und erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Es handelt sich außerdem in diesem Kontext um Indizien, nicht um feste Kriterien. 
Noch einmal zur Erinnerung: Ich bin Laie und dieser Blog ersetzt keine medizinische Beratung! Ebenso ist diese Liste nicht zur „Selbstdiagnose“ gedacht. Wende dich zur Diagnostik bitte an offizielle Anlaufstellen!!
Beispielfragen
...die du dir beim Schreiben stellen könntest:
In welchen möglichen ADHS-Indizien erkenne ich mich wieder?
Wie beeinflussen mich diese Punkte in meinem Alltag? (Was gelingt mir deshalb besser als anderen, was macht mir Probleme?)
Welche Probleme habe ich allgemein regelmäßig in meinem Alltag? (z.B. Überforderung in der Schule/auf Arbeit/privat, Auseinandersetzungen mit Mitmenschen,...)
Welches positive und negative Feedback  bekomme ich besonders häufig und/oder schon sehr lange zu hören? (auch situationsübergreifend, also z.B. auf der Arbeit, in der Beziehung und im Freundeskreis)
Erlebe ich immer wieder Misserfolge in bestimmten Situationen, obwohl ich mir große Mühe gebe?
Welche Gewohnheiten/Muster von mir stören mich selbst, aber ich kann sie nicht (dauerhaft) ablegen?
Habe ich gleichzeitig Eigenverdacht auf weitere conditions, wie z.B. Depressionen, Angst-/Zwangsstörung, Autismusspektrum oder Borderline?
(für weiblich gelesene/sozialisierte Personen) Habe ich die Diagnose Borderline bekommen, aber den Eindruck, dass nicht alle meiner Schwierigkeiten damit erklärt werden können? … Achte auch auf Verhaltensweisen, die für masked ADHS sprechen könnten. (masking = kompensieren, um nicht aufzufallen und/oder den Alltag irgendwie zu bewältigen) Dazu zählen zum Beispiel Kontrollzwänge aus Angst, etwas zu vergessen, oder extreme Überpünktlichkeit, aus Angst, die Zeit falsch einzuschätzen und sich zu verspäten.
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Zum ersten Termin mitbringen: 
Schulzeugnisse (Grundschule) 
ggf bereits Fremdbeurteilung durch Angehörige (Onlinefragebogen) 
ggf Ergebnis von offiziellem Selbsttest (Website einer Klinik, nicht testedich punkt de) 
ggf. deine Notizen, siehe oben 
Wenn möglich: Bring deine Schulzeugnisse schon zum ersten Diagnosegespräch mit! 
Du wirst in jedem Fall danach gefragt werden, weil die Behandelnden überprüfen müssen, ob du in der Kindheit schon die gleichen Probleme hattest. ADHS ist angeboren. (Wenn du die Zeugnisse doch vergisst, könnte das den Diagnoseprozess aber auch vorantreiben :D)
Tipp: Wenn du dir bei der Vorbereitung helfen lässt und dann mit einem fein säuberlich sortierten Ordner inkl. sämtlicher Unterlagen bei der ADHS-Diagnostik aufkreuzt und deine Notizen in einer Excel-Tabelle präsentierst, kann es sinnvoll sein, zu erklären, dass du Unterstützung hattest und sonst vermutlich nur eine zerknitterte, unvollständige Zettelwirtschaft mitgebracht hättest. Nicht, dass irgendeine Schnieptröte dich nach 2 Sekunden halbherzigem Geblätter mit „neeeeee, das ist kein ADHS, Sie sind viel zu organisiert und außerdem haben Sie einen Uterus, das ist auf-je-den-Fall bipolares Borderline mit Coronakoller und Kirsche obendrauf“ vor die Tür setzt.
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Schritt 5: Auf das zweite Diagnosegespräch vorbereiten
Allgemeines
Wenn sich der ADHS-Verdacht im ersten Gespräch erhärtet, wird dir die behandelnde Person wahrscheinlich Fragebögen mitgeben, die du zu Hause ausfüllen musst.
In vielen Fällen werden auch Angehörige von dir gebeten, Fremdbeurteilungsbögen über dich auszufüllen. Meistens sind das deine Eltern oder andere nahe Verwandte, die dich schon sehr lange kennen und Fragen zu deiner frühen Kindheit beantworten können. 
Wenn es deine private Situation zulässt und dir das Erledigen so leichter fällt, kannst du die betreffenden Leute bitten, sich mit dir zum Ausfüllen zu verabreden (Stichwort body doubling) So musst du nicht extra daran denken und kannst das Notwendige ggf. noch mit einem netten Nachmittag verbinden.
Typische Probleme beim Ausfüllen
Erfahrungsgemäß sind viele Fragen sehr schwammig formuliert und gerade mit einem detailorientierten Gehirn verspürt man sehr oft den Drang, „kommt drauf an“ hinzuschreiben und nach dem 5. „kommt drauf an“ frustriert den Zettel zu zerknüllen. Falls(!) dir also danach ist, z.B. Fragen und Kommentare zur Erklärung hinzuzufügen und ggf. Kreuzchen auszulassen, weil du nicht eindeutig mit Ja oder Nein antworten kannst, tu das. Im zweiten Gespräch kannst du dir immer die Fragen erklären und beim Ausfüllen helfen lassen, denn auch solche Probleme können bei Neurovarianten auftauchen und Fachpersonal muss damit umgehen können. Lieber ein halb in Bleistift ausgefülltes Blatt mit Fragezeichen und Anmerkungen mitbringen als einfach zu raten, irgendwas anzukreuzen und dann eine völlig absurde Diagnose zu kriegen (ist mir mal vor meinem Eigenverdacht passiert).
Beispiel zur Veranschaulichung: Mögliche Frage: „Ich handle impulsiv, ohne über die Folgen nachzudenken“ Möglicher Kommentar: „Kommt drauf an. Impulsives Handeln ist in Bereich x ein großes Problem, in Bereich y denke ich zB aber viel zu viel nach, was mich oft vom Handeln abhält“. (Die möglichen Ursachen dafür und das tatsächliche Ausmaß deiner Impulsivität kann die diagnostizierende Person dann erfragen und gemeinsam mit dir einordnen)
Bonus-Tipp für Verpeilohörnchen (den ich damals gerne selber bekommen hätte :D)
x Fotografiere alle Dokumente ab, die du zum zweiten Termin mitbringen musst:
Selbstbeurteilungsbögen (inklusive Rückseite!)
Fremdbeurteilungsbögen (inklusive Rückseite!)
Grundschulzeugnisse, falls noch nicht eingereicht
weitere Dokumente, falls danach gefragt wird (inklusive Rückseite!)
→ Falls deine Unterlagen beim zweiten Termin unvollständig sein oder fehlen sollten, kannst du sie der behandelnden Person notfalls schnell per Mail schicken.
Wenn dir beim Ausfüllen noch weitere Punkte einfallen, die du ansprechen willst, kannst du dir Stichpunkte für das zweite Gespräch machen oder deine Stichpunktliste vom ersten Termin (falls du dir eine gemacht hast) ergänzen.
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Super ADHD Odyssey: Die große To Do-List
In dieser Übersicht habe ich alle Arbeitsschritte zusammengetragen, die mir zur typischen ADHS-Odyssee eingefallen sind und die ich wichtig finde. Gerne kannst du sie dir z.B. in Word  kopieren und so bearbeiten, wie sie für dich am besten funktioniert.
Ich habe die Aufgabenteile extra kleinschrittig aufgebaut und zwar aus folgenden Gründen: 
1. Exekutive Dysfunktion ist ein Uhrensohn. 
ADHS beeinflusst das Arbeitsgedächtnis, also ist es extrem anstrengend, ständig alle Schritte im Kopf zu behalten, plus Priorität und Reihenfolge. Egal wie offensichtlich sie sind. Es sind alles Informationen, die man zusätzlich verwalten, sortieren und bei Bedarf abrufen muss. Deshalb gilt hier: Alles raus, was keine Miete zahlt.
Alles, woran du nicht extra denken und was du 'einfach nur' der Reihe nach abarbeiten musst, spart Energie. Das gilt auch für winzige Aufgabenteile, die auf den ersten Blick nebensächlich wirken.
2. Die To Do-List soll dir auch oder gerade an schlechten Tagen helfen, an denen schon die kleinste Aufgabe eine Herausforderung ist. 
Deshalb habe ich meine eigenen To Do-Listen für den „worst case“ als Vorlage genommen. Es kann aber natürlich sein, dass du sie trotzdem noch überarbeiten musst, weil eine gröbere oder detailliertere Aufteilung für dich persönlich besser funktioniert.
Auch hier gilt die Regel: Mach es dir so einfach wie möglich, denn der Alltag ist schon anstrengend genug. Und falls du dir dabei albern oder “dumm” vorkommen solltest, nehmen wir einfach deinen internalisierten Ableismus und schieben ihn woandershin. :D 
1.Eigenverdacht
Recherche
Recherche-/Orga-Vorbereitung allgemein (auch nützlich für andere Situationen, wie z.B. Studium, Arbeit an Projekten etc.)
Kalender offen, gut sichtbar und mit der aktuellen Tages-/Wochenanzeige auf den Schreibtisch legen (notfalls Platz schaffen, indem du alles, was im Weg liegt, grob zur Seite räumst)
Notizblock zusammen mit einem Stift offen auf den Schreibtisch legen und/oder
Notiz- oder Text-App auf Medium deiner Wahl öffnen
Websites auf Medium deiner Wahl öffnen
ADHS-spezifische Recherche: Stichworte und Quellen
Typische ADHS-Eigenschaften & Probleme – offiziell (Websites von medizinischem Fachpersonal und spezialisierten Behandlungszentren)
Typische ADHS-Eigenschaften & Probleme – self-reported (User*innenprofile und Blogs von Betroffenen)
Begriffe wie RSD, executive dysfunction, time blindness, interoception, waiting mode usw.
Alles aufschreiben, was du festhalten willst. Also zum Beispiel, was dir zu bestimmten Punkten einfällt, was du persönlich wichtig findest, welche Fragen du einer diagnostizierenden Person stellen würdest usw.  
Wenn du selber auf social media unterwegs bist, kannst du dort die Profile von Aktivist*innen, Blogger*innen und Privatpersonen nutzen, um dich mit anderen (Verdachts-) ADHSler*innen auszutauschen.
Tipp: Quellen findest du im zweiten Teil der Blogreihe.
2. Vorbereitung auf den ersten Diagnosetermin
Terminvereinbarung 
Welche Praxis musst du kontaktieren?
→ Gesetzlich versichert, ohne Therapie: Hausärztliche Praxis für eine Überweisung
→ Gesetzlich versichert, in Therapie: Therapeut*in (je nach Qualifikation wirst du direkt getestet oder überwiesen/weiterverwiesen)
→ Privat versichert, ohne Therapie: direkt Psychiater*in oder hausärztliche Praxis (je nach Dringlichkeit/Erreichbarkeit)
→ Privat versichert, in Therapie: Psychiater*in oder Therapeut*in (je nach Dringlichkeit/Erreichbarkeit)
Neue Praxis kontaktieren
Praxen im gewünschten Ort googeln
Suchergebnisse auf Kontaktmöglichkeit prüfen (Onlineformular, E-Mail, Telefonnr.)
Priorisierung aufsteigend nach Schwierigkeitsgrad. Bei mir wäre das z.B.: Onlineformular > E-Mail > Telefonat (barriereärmste Option zuerst!).
Onlineformular: 
nach Anweisung ausfüllen  
ggf. Freitext. Vorschlag: „[Anrede], ich vermute bei mir selbst ADHS und möchte deshalb einen Sprechstundentermin vereinbaren. Mögliche Wochentage und Uhrzeiten wären […]. Vielen Dank im Voraus. [Grußformel] 
Absenden 
Bei einer Antwort: Termin direkt im (Handy-)Kalender notieren!!
E-Mail: 
Mailadresse aus Google kopieren  
Mailprogramm öffnen  
Mailadresse in Adressatenzeile einfügen
Textvorschlag: „[Anrede], ich vermute bei mir selbst ADHS und möchte deshalb einen Sprechstundentermin als neue*r Patient*in vereinbaren. Mögliche Wochentage und Uhrzeiten wären […]. Vielen Dank im Voraus. [Grußformel]  
Absenden 
Bei einer Antwort: Termin direkt im (Handy-)Kalender notieren!!
Telefonat (wenn möglich):  
Notizblock/-app nutzen und (falls du es brauchst) Stichpunkte/Sätze zur Orientierung verfassen. Vorschlag für Skript: „Hallo, [Nachname] mein Name, ich würde gern wegen ADHS-Verdacht einen Sprechstundentermin ausmachen.“ 
Kalender aufrufen/zurechtlegen
Telefonnummer aus Website/Google kopieren oder direkt anklicken
Anruf beginnen, ggf Orientierungssätze zu Hilfe nehmen 
Mithilfe des Kalenders Fragen nach Terminwunsch beantworten 
Angebotenen Termin direkt im Kalender notieren!!  
Sonderfall Anrufbeantworter: ggf. vorbereitete Sätze um mögliche Tage und Uhrzeiten für Termine ergänzen.
Inhalts-Checkliste:
(Grußfloskel)
Name
Anliegen (ADHS-Eigenverdacht, Terminwunsch
Mögliche Wochentage und Uhrzeiten
Bitte um Rückruf
Telefonnummer
(Abschiedsfloskel)
Bereits bekannte Praxis kontaktieren
Möglichkeit 1: Das Thema beim bereits vereinbarten, folgenden Termin ansprechen 
→ Kalender im Handy öffnen, Erinnerung „ADHS-Verdacht ansprechen“ am Tag des Termins hinzufügen/ergänzen 
Möglichkeit 2: Neuen Termin vereinbaren 
→ Für einen Kommunikationsweg entscheiden (Onlineformular/E-Mail/Telefon) und die entsprechenden Schritte unter „Neue Praxis kontaktieren“ befolgen
WICHTIG: Falls du ein support network hast, bin ich neidisch as fuck solltest du bei Bedarf um Hilfe bitten/Hilfsangebote annehmen und z.B. nahe Angehörige, die Zeit und Energie übrig haben, bei der Recherche helfen, einen Teil der Anrufe übernehmen oder Mails gegenlesen/vorformulieren lassen. 
Vergiss nicht, dass der Diagnoseprozess mit seinen ganzen Anforderungen eine zusätzliche Belastung ist und du wahrscheinlich ohnehin schon hier und da (und überall) mit deinen alltäglichen Aufgaben zu kämpfen hast.   Wenn du die Möglichkeit/das Privileg hast, dir Entlastung holen zu können, hast du jedes Recht, es zu nutzen. Du musst nicht alles alleine schaffen!
II. Inhaltliche Vorbereitung
Gespräch planen (wenn du magst)
Stichpunkte aus Notiz-App oder Notizblock bereitlegen (siehe 1. Teil: Eigenverdacht)
Stichpunkte durch neue Erkenntnisse ergänzen 
Falls du Ideen für deine Notizen brauchst, schau nochmal in den 3. Teil der Blogreihe.
III. Organisatorische Vorbereitung (dringend empfohlen, auch wenn dein Gehirn sich aufführt wie die Sekretärin aus Little Britain)
Dokumente zusammentragen
Grundschulzeugnisse suchen
typische Fundorte: (Arbeits)zimmer der Eltern, Aktenschrank, Dokumentablage, Aufbewahrungsorte von „Schrödingers Krimskrams“ (Sachen ohne festen Platz, die man planlos in Schränke, Schubladen und Boxen gestopft hat)
falls nicht auffindbar: zur Not Grundschule kontaktieren und Problem schildern
ggf. weitere Dokumente zusammentragen (Kindergarten-Beurteilung, psychologische Atteste, Arbeitszeugnisse, Entlassbriefe von stationären Aufenthalten u.ä.) 
Dokumente auf Schreibtisch stapeln  
weiter zum nächsten Punkt: Dokumente verstauen
Dokumente verstauen
→ Recap: Dokumente enthalten: 
x Schulzeugnisse x ggf deine persönlichen Notizen und Stichpunkte x ggf weitere Dokumente wie psychologische Atteste, Entlassbriefe usw.
Smartphone holen 
Dokumente abfotografieren 
→ Vorder- und Rückseite, wenn Rückseite beschrieben!
Mappe oder behelfsmäßiges Sammeldings nehmen/suchen 
Dokumente hineinlegen 
optional: Dokumente kopieren oder abfotografierte Dokumente auf den PC ziehen/dir selbst per Mail zuschicken und ausdrucken
→ Mappe/Sammeldings samt Dokumenten...  
a) in die Tasche/den Rucksack packen, den du eh meistens im Alltag benutzt oder b) in die Tasche/den Rucksack packen, der genug Platz bietet 
→ dann:
Tasche/Rucksack gut sichtbar an die Wohnungstür oder einen „Signalort“ deiner Wahl stellen
Zettel und Tesa holen, „ADHS Diagnostik-Unterlagen“ notieren, Zettel an Tasche/Rucksack befestigen (aus den Augen, aus dem Sinn)
Smartphone holen, Kalendereintrag vom Termin um „Tasche/Rucksack XY mit Unterlagen mitnehmen“ ergänzen 
→ falls du Kopien gemacht hast: Kopien in weitere häufig genutzte Taschen, Rucksäcke u.ä. packen 
Und falls doch etwas schiefgehen sollte und dir beim Termin Unterlagen fehlen: Kein Problem, denn du hast die Fotos auf deinem Handy und kannst sie der Praxis per Mail schicken! Die werden sowohl einen Drucker als auch das nötige Verständnis haben :)  
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Schritt 6: Nach der (ersten) Diagnostik
Egal, wie die Diagnostik nun ausgegangen ist: Erstmal Glückwunsch, dass du den ganzen Marathon durchgezogen hast - du kannst echt stolz auf dich sein! :) Wenn du diagnostiziert wurdest, werden die Fachleute bei der Ergebnisbesprechung wohl auch gleich mit dir überlegen, ob Medikamente für dich infrage kommen, und wenn ja, welches am besten für dich geeignet ist. 
Zu dem Thema kommt vielleicht noch ein Erfahrungsbericht von mir (und ggf. auch von ein paar anderen, wenn sie mögen und ich sie da zitieren darf), weil ich gerade beim zweiten Medi bin und ein paar Mutuals schon Fragen dazu hatten.
Dank der Voreingenommenheit einiger Mediziner*innen kann es aber auch sein, dass du trotz starker ADHS-Hinweise keine oder eine Differenzialdiagnose bekommst. Vor allem dann, wenn du weiblich sozialisiert bist, läufst du Gefahr, als "unauffällig" oder "emotional instabil" einsortiert zu werden, weil du dich überraschenderweise (/s) nicht so verhältst wie ein achtjähriger, vorwiegend hyperaktiver cis Junge.
Im Zweifelsfall würde ich mir deshalb eine zweite Meinung einholen. Das gilt vor allem dann, wenn man dir nicht schlüssig erklären konnte, woher deine Probleme sonst stammen könnten, oder warum sie sich mit einer bestimmten anderen condition erklären lassen statt mit ADHS. Genauso solltest du dich (mMn) auf jeden Fall noch einmal woanders vorstellen, wenn du auch auf körperlicher Ebene typische ADHS-Eigenschaften hast (wie z.B. paradoxe/ausbleibende Wirkung von Koffein, Medikamenten etc., stark nach hinten verschobener Tag-Nacht-Rhythmus und ähnliches) und es keine andere Erklärung dafür gibt.
Damit endet die erste ADHS-Blogreihe - hoffentlich konnte ich dir auf dem Weg zur Diagnose ein bisschen weiterhelfen. Weitere Blogeinträge und -reihen zu ADHS-Themen sind schon in Arbeit; zum Beispiel werde ich ein paar weniger bekannte Eigenschaften und Probleme ansprechen und auch dazu Aufklärungs- und Selbsthilfecontent verlinken, mit dem ich gute Erfahrungen gemacht oder von denen ich durch Buddys gehört habe.
Und wie immer gilt: Themenwünsche, Erfahrungsberichte, Verbesserungsvorschläge und sonstiges Feedback sind gerne gesehen! :)
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Hässliche mutierte Scheißviren suchen ein Zuhause
Contentwarnung: Krankheit, Tod, schwarzer Humor
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Seit Ende 2019 bevölkert die faszinierende Spezies der Sars-CoV-2 nun unseren Planeten Erde, Seite an Seite mit dem Menschen. Doch was für unsere kleinen stacheligen Kameraden als fruchtbare Gemeinschaft begann, wird nun zur unentrinnbaren Todesfalle. Infektions- und Todesfälle, die früher noch durch Grippevergleiche oder Vintage-Argumentationsketten aus den 40ern à la “naja, an oder mit Covid ist die Frage und er*sie war ja auch noch vorerkrankt” relativiert wurden, haben den Homo Sapiens inzwischen radikalisiert, und ein Ende seiner Angriffslust ist längst nicht in Sicht. In der Vergangenheit wurden bereits Ausgangssperren, Lockdowns und kapitalistisch wertvolle Wellenbrecher-Shutdowns mit Pendelquarantäne verhängt, und Forschende aus aller Welt arbeiten genau wie medizinisches Personal seit zwei Jahren im Akkord, um die Krankheit Covid-19 möglichst effektiv behandeln zu können.
Als die Wirte in einigen Gegenden immer knapper wurden, sahen sich die kleinen Coronaviren daher gezwungen, per Urlaubs-Anhalter in Regionen mit weniger strengen Maßnahmen zu reisen – was ihnen großzügigerweise durch ein Phänomen namens 'Präventionsparadox' ermöglicht wurde. So existierten die kleinen Viren trotz aller Hygienemaßnahmen lange Zeit in Frieden.
Doch dann erklärten ihnen Pfizer, BioNTech, AstraZeneca und Moderna den Krieg... und alles änderte sich.
Heute schreiben wir das Jahr 2021 und ganz Sars-CoV-2 ist vom Aussterben bedroht. Ganz Sars-CoV-2? Nein. Eine großzügige Handvoll hässlicher mutierter Scheißviren hat überlebt, denn eine kleine Gruppe unbelehrbarer Querflöten weigert sich beharrlich, den Eindringlingen mit einem trainierten Immunsystem Widerstand zu leisten.
Doch trotz dieses beeindruckenden Engagements einiger Weniger wird der Lebensraum dieser spezialisierten Spikeproteinträger immer knapper. Während die Covax-Initiative die Ausweichmöglichkeiten von Sars-CoV-2 global einschränken will, aber trotz aller Bemühungen noch in den Kinderschuhen steckt, werden schon heute ganze Landstriche durch eine Impfpflicht unbewohnbar gemacht. Bereits jetzt passen sämtliche Exemplare des neuartigen Coronavirus nur noch in eine halbe Coladose.
Das Schicksal des Wildtyps von 2019 ist längst besiegelt – nur seine angepassten Ableger könnten es durch geschickte Fluchtmutationen vielleicht noch schaffen, das Überleben ihrer Gattung zu sichern. Doch dafür brauchen die hässlichen mutierten Scheißviren unbedingt eines: Ihre Hilfe.
Also fälschen Sie jetzt Ihren Impfpass und erwerben Sie einen mutationsfördernden Teilschutz durch eine naturbelassene und ecmologisch wertvolle Infektion – so wie Hans-Dietrich, unser Schwurbelkorrespondent:
„Das? *hust* Das ist Sarsi. Den hab ich von der Aktion 'Hässliche mutierte Scheißviren suchen ein Zuhause'. *röchel* Im Impfzentrum hätte es zwar eine mRNA-Bauanleitung mit 5 linken Spikeproteinen gegeben, aber die fand ich irgendwie nutzlos. *keuch*“
Machen Sie Urlaub in Regionen mit hoher Inzidenz und niedriger Impfquote! Züchten sie multiresistente Mutationen in Krankenhäusern und anderen Krisengebieten! Tragen Sie Ihre Maske als Kinnschoner! Und lassen Sie sich vorsichtshalber noch entwurmen, um unseren genveränderten Genossen den größtmöglichen Komfort zu bieten. Auch Sie können helfen!
Jedes Aerosol zählt: Geben auch Sie hässlichen mutierten Scheißviren ein Zuhause.
(Heavily inspired by: “Hässliche mutierte Scheißtiere suchen ein Zuhause” aus den Harry Potter-Synchros von Coldmirror :D)
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