Martin Lindhoff, 55, lebe in Hamburg All rights reserved
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Ernst
Mir wird so ernst, mir wird so licht
Und mein Ernst sei mir so heilig
Wie alles Heilige den gottesfürchtigen Männern
Und der Spaß hört doch nirgendwo auf
Als wo der Spaß aufhört
Und das ist überall und nirgends
Einmal nicht lachen müssen
Einmal nicht heiter sein
Nicht aus dem Ernst puren Geschäftigseins
Nicht der Ernst des Menschen
Der ablaufen muß wie ein Uhrwerk
Und dieses Ablaufen müssen seinen Ernst nennt
Nicht den Ernst der Arbeit
Die Arbeit wäre am Ende zu ertragen
Aber nicht ihr Ernst
Dieser Ernst liegt wie Blei über den Dächern
Aber es gibt einen anderen Ernst
Und der Gottesfürchtige spürt
Daß es ihn gibt
Dieser Ernst ist mein Bruder
Mein Verbündeter
Dieser heilige Ernst ist die Quelle meiner Kraft
Wer keinen Ernst mehr hat als den Ernst des Tätigseins
Ist ein armer Wicht
Und ich schaue in die Jugend
Wie ein Archäologe
Der die Hieroglyphen jugendlichen Ernstes erforscht.
Heiliger Ernst, seliger Ernst
Ernst der heiligen Hölle
Die doch nur in der Einbildung existiert
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Der Unsinn
Im feuchten Moor der gelben Wüste
Brütet der Unsinn ein kugelrundes Ei aus
Ein massiver Felsen
Treibt lasziv einen Fluß hinunter
Ein kleiner frecher Junge
Schwebt schwerelos über einem Dachfirst
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Laß mich
Laß mich betrunken sein im Dunst der gelben Feigenbäume. Der Gemüsehändler möge eine alte Heldensage erzählen. Heute sind Melonen im Angebot.
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Die Kathedrale
Ich schreibe der Kathedrale
Einen heißblütigen Liebesbrief
Ein Fortbewegungsmittel
Überkommt die Schwermut
Ein arrogantes Einhorn
Zählt seine Schritte
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Always look
Der Tod nähert sich mir rosa
Ein völlig verfetteter Barockkomponist
Kroch in einen Ameisenhügel
Und ward nicht mehr gesehen
Ein buntgescheckter Sarg
Flog gestern an meinem Fenster vorbei
Always look at the bright side of life
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Erfahrungen
Eine Kassenquittung erscheint mir
als eine mystische Botschaft aus fernen Welten
Geheimnisvolle Bienen
bauen eine weiße Kathedrale
Düfte, Gerüche, Bilder, Farben, Klänge
sauge ich auf wie ein Kind
und ich erwache eingehüllt
in einem Duft von Kakao
und die Zeit kreist ewig
um einen Eichenbaum
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Die Pilgerschaft
Und ich wanderte Millionen Jahre
Pilgernd zu einem fernen Stern
Bis ich verbrannte in seinem Licht
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Der Irre
Stimmen, Stimmen aus weiter Ferne
Ein Irrer hört Stimmen
Und zwischen ihnen die Musik der Engel
Nur für ihn
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Das Cembalo
Dämonisch wetterleuchtet es im Cembalo
Im Garten der verbotenen Lüste
Spielen kleine Kinder Verstecken
Ein bunter Sarg liegt in einer Sandburg
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Dämon
Ich bin der nackte Dämon
und werde lügen
auch auf dem Totenbett
Ich ein Dämon
Ich bringe die Dinge voran
Ich bin der vielgepriesene Leithammel
einer Schar von Lemmingen.
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Das Schweigen
Ein heimatloser Jude geistert durch ein schief klingendes Klavier
Hoffnungslos lasse ich einen Luftballon in den Himmel steigen
Ein unartiges Kind wird dem großen Pan geopfert
Ein Weckgeräusch springt mir auf die beengte Brust
Eine große Traurigkeit, die endlich kam, hat mich befallen
Ich habe beschlossen, für immer zu schweigen
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Traurige Freiheit
Die bunte Blume Freiheit
wird aufgespießt als Schmetterling
und in einem Karteikasten abgelegt
Fröhlichkeit wie Blei
legt sich beengend über meine Brust
Die Albernheit, an sich hochwillkommen,
bellt mich aus einer Baracke an
Heute will ich ernst sein
traurig sein hoffnungslos sein
Heute will ich stählern sein
und gegen eine Wand aus Beton anlaufen
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Im Bergwerk
Müde schreibt ein alter Pfarrer seine letzten Gedanken
über die Zufälligkeiten seiner Kindheit
Im unendlichen Bergwerk der Theologie
werden die allerneusten Dogmen ausgegraben
Was frisch und frei daher kommt
spürt Jesus Sympathie oder auch nicht
Aus dem Duckmäuser wird zuletzt ein Querulant
und das ist kein schlechter Tausch
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Das Nashorn
Gott liebt die Nashörner
und auch ich bin ein Nashorn
ein Dickhäuter, ein Schwergewicht
eine Rotzgöre, einer der mit dem
Hammer philosophiert
Man kann mich einmal töten
aber ich stehe immer wieder
von den Toten auf
Weil ich ein Nashorn bin
daß auch den Tod zertrümmert
Ich habe einen nervösen Übermut in mir
Was kann man anstellen mit dieser Welt?
Auf welche Knöpfe soll ich drücken?
Ich spiele mit der Freiheit
wie mit einer Spielzeugeisenbahn
Die ich liebevoll in meinen Kleingarten stelle
Ich bin ein Nashorn
nicht zerstörungssüchtig
aufbauend
aber wundervoll losstürmend
auf sein Ziel
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Weisheit, Farben
Ist es weise, die Weisheit zu lieben?
Soll man nicht lieber die Torheit lieben, den Übermut
Sich hingeben an die Sinnlichkeit der Welt
den roten Wein singen in einem Seefahrerlied
den blauen Himmel singen unausschöpflich
im grünen Wald Tiergespenster suchen
Wie ich es hasse dieses blasse Protzen
mit dem Intellekt, mit der angeblichen Klugheit
Wie dagegen liebe ich alles
was so voller Leben ist
Wie ich die Maßlosigkeit verehre
Wie ich alles verehre
was der Duckmäuser ängstlich scheut
aber auch ich bin ängstlich
ich bin ein ängstlicher Adler
der die Farbe erbeuten will
in überirdischem Flug
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Afrika
Ich bin ein zärtliches Nilpferd
und singe liebevoll
den ekstatischen Klang
des großen Kontinents Afrikas
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Die Botschaft
Das chromlackierte Weltraumschiff
trägt eine Kassenquittung bis zum Sirius
die die Außerirdischen ehrfürchtig studieren
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