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Endspurt
Magdi-Wetter
Es ist, als wĂŒrde mir der Wettergott mit seinem wolkenverhangenen Himmel und den stolzen 18°C ein leises âGeh nichtâ zuflĂŒstern. Die letzte Umarmung vom nordischen Klima. Suche ich noch nach GrĂŒnden, die in die Schublade âWieso ich Estland vermissen werdeâ passen? Nein. Davon hab ich schon genug.
Da sind die Kinder, die meine Geduld nur allzu gern auf die Probe stellen; die KindergĂ€rtnerinnen, die mir wie gute Feen zur Seite stehen; das Meer, das mich jedes Mal staunen lĂ€sst; die Sprache, die ich mittlerweile sogar irgendwie verstehe. Und natĂŒrlich mein brummender KĂŒhlschrank, der mich am Anfang vom Schlafen abgehalten hat â jetzt fĂŒrchte ich fast, ich kann gar nicht mehr ohne ihn.
Mein Koffer wir immer schwerer und voller.Â
Ja, vielleicht ist das die Lösung, denke ich, um meinen Kummer zu begraben, wenn ich wieder in Ăsterreich bin. Immer schwerer und immer voller werden, um gegen das LeeregefĂŒhl anzukĂ€mpfen â hoff ma mal, dass die Oma was Gutes kocht.
 Kihnu
Wer dran zweifelt, dass ich die besten KindergÀrtnerinnen getroffen habe, die ich treffen hÀtte können, der muss jetzt aufpassen. Notizblock und Kugelschreiber sind griffbereit? Sehr gut.
Eine Reise nach Kihnu zu organisieren, ist schwerer als gedacht, wenn man sich dafĂŒr die JaanipĂ€evad aussucht (Mitsommerfest) und kein Auto besitzt. Mein Trip zur Insel mit zwei anderen Freiwilligen fĂ€llt also ins Wasser, denke ich. Aber Merle denkt anders. Einen Tag, nachdem ich ihr von meinen neuen PlĂ€nen erzĂ€hlt habe, fragt sie grad heraus, ob ich am 25.6. Zeit habe â und schwupps, sind die FĂ€hrentickets gekauft und ich kriege frei.
Gemeinsam mit Merle, Kati, Eiri und Ene fahren wir das kleine Fleckerl Land ab. Vom Leuchtturm bis zum Museum, wo mir einfach so ein Rock mit traditionellem Kihnu-Muster geschenkt wird. Einfach so. Ich fĂŒhle mich gut, bin von Dankbarkeit so voll, das ich fast platze und grinse den Rest des Tages dĂŒmmlich vor mich hin. Die guten Feen haben zugeschlagen.
 JaanipÀev
Plan B fĂŒr das Mitsommerwochenende ist eine Reise in den SĂŒden. Hargla, Valga, TĂ”rva. Melina (aus Ăsterreich) und Gabriel zu besuchen, war eine super Idee und ich merke erneut, wie viel SpaĂ es macht, im Netzwerk der Freiwilligen herumzukrabbeln. Irgendwann kennt man so viele Leute, oft auch nur aus ErzĂ€hlungen, die Welt wirkt schön klein und familiĂ€r und man ist weniger allein. Traditionellerweise werden TĂ€nze und Lieder aufgefĂŒhrt, bis schlieĂlich das groĂe Feuer entfacht wird. Am Sonntag spazieren wir in Valga ĂŒber die lettische Grenze (ab hier nennt man den Ort Valka) und schwimmen bei schönen 25° in einem See. Wasser auf der Haut, Lachen in der Luft und den Bauch gefĂŒllt mit Karotten, Hummus und Freiheit.
Head aega! Magdi
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Aasta kiirelt lÀbi sai
Mich selbst verfluchen (mal wieder)
Ja, ich Ă€rger mich grad ein bisserl, dass ich es nicht mehr hinbekomme, regelmĂ€Ăig zu schreiben. Aber das ist wohl ein Zeichen dafĂŒr, dass ich es hier genieĂe und dafĂŒr, dass ich die Zeit nicht zu fassen kriege. Sie rutscht mir schon langsam aus den Fingern. Aber daran will ich eigentlich gar nicht denken. Also, was ist passiert?
Mit Kindern plaudern, meine Prinzessinnen-Zeichnungen ausreifen, FuĂball spielen, fĂŒnf Stunden lang im Bus zur russischen Grenze sitzen, im Hostel in Narva eingesperrt sein, bei Finnisch-Estnischen Freunden eingeladen sein, in den Zoo gehen, auf einem Pferd reiten, mit Jugendarbeitern aus ganz Europa Bier trinken, ein U-Boot aus den 1930ern besichtigen, dem Abschiedspicknick beiwohnen und fast losplĂ€rren, als ich meinen Kinder am Spielplatz seh und dran denk, dass ich sie bald nicht mehr sehe, die Mutter und den Vater aus Ăsterreich empfangen, es sich gut gehen lassen und Sightseeing betreiben, Wolf spielen und die vierjĂ€hrigen âHasenâ jagen, Katis Geburtstag feiern, Kartenspielen, meinen Youthpass schreiben, das Periodensystem auswendig lernen, Abschiedsgeschenke basteln, den Jahresabschluss mit dem Kindergartenpersonal feiern, ein Gedicht auf Estnisch schreiben und vortragen, von Jana besucht werden, nach Viljandi fahren und mich von Jana verabschieden, dem âtule tulemineâ beiwohnen, Tanz und Gesang live miterleben und das Feuer halten, das im Juli das Festival in Tallinn eröffnen wird, Rocketman im Kino schauen, mit meinen Kindern kuscheln, lernen, das estnische Brot zu backen.
Puh. Wo soll ich da jetzt anfangen? Ich greif mal einen Punkt (von Mitte Mai) auf, ĂŒber den es definitiv mehr zu sagen gibt. Und ich schaff es vielleicht im Laufe dieser Woche, auch noch ein paar andere Punkte auszufĂŒhren. Heute aber nicht mehr, sonst wird dieser Eintrag zu lang und ich laufe Gefahr, beim Schreiben einzuschlafen â aber bei Interesse zu irgendwas Bestimmtem, das unerwĂ€hnt bleibt, am besten ab Juli live nachfragen ;)
 Narva
Die Kellnerin schaut abwartend auf uns herab, den Notizblock gezĂŒckt und allzeit bereit, unsere WĂŒnsche zu erfĂŒllen. Oder auch nicht. Mit unserm Estnisch kommen wir nicht weit und Englisch scheinbar erst recht nicht. Wir sind Aliens, gelandet an der Grenze zu Russland. Das GefĂŒhl, noch âzuhauseâ (also in Estland) zu sein, ist nicht wirklich da. An der Grenze ist es grau, der Busbahnhof hat kein Klo, obwohl man sich in der drittgröĂten Stadt des Landes befindet, und die TrĂŒmmer der heruntergekommenen GebĂ€ude verleihen den StraĂen ein ganz eigenes Flair. Post-apokalyptisch beinahe. Jana, Gabriel (aus Spanien) und ich saugen die angespannte, ja fast bedrohliche Energie auf, die von den ZĂ€unen ausgeht, die uns vom groĂen, groĂen Land am anderen Flussufer trennen.
Am Sonntag, als wir gerade unsere Sachen gepackt haben und uns wieder auf den Weg zur Bushaltestelle machen wollen, ist es dann so weit. Keine Panik, alles wird gut, sagen wir einander, aber davon geht die TĂŒr auch nicht auf. Die TĂŒrschnalle ist lose und das Schloss bleibt still. Meine Unruhe wĂ€chst, denn â Hilfe, nein, ich will nicht meinen Bus verpassten und noch lĂ€nger in Narva festsitzen. Ich rufe also bei der angegebenen Nummer von der Administration fĂŒrs Hostel an (die die einzige ist, die ich in dem Moment habe).
âĐżŃĐžĐČĐ”Ń.â (âPrivet.â)
âHello, my name is-â
âI need Russian speaker.â
âSorry, I donât speak Russian.â
âI donât speak English.â
Und weg ist er. Einfach so. Danke fĂŒr nichts.
Aber danke an Gabriel, der in der Zwischenzeit mit einem Buttermesser an der TĂŒrschnalle herumschraubt und so den Safe knackt. So ein Spanier kann schon ganz praktisch sein. Wir schaffen es also zum Bus, wo ich mir fĂŒnf Stunden lang den Hintern taubsitzen darf und ich bin froh, wieder in PĂ€rnu anzukommen â wo man, wennâs schon auf Englisch nicht geht, zumindest mein Möchtegern-Estnisch versteht.
Head aega! Magdi
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Ignorieren wir meine UnfĂ€higkeit, regelmĂ€Ăiger zu schreiben
Zwei Monate
Stimmungsschwankungen. Kitzeln hinter den Augen. Voller Kopf. Leerer Magen. Durst nach Zeit. Frustration. Aufregung. Stolz. Vorfreude.
UngefĂ€hr das und noch viel mehr spielt sich in mir ab, wenn ich daran denke, dass mir nur noch zwei Monate in Estland bleiben. Soll ich meine FĂŒĂe mit Uhustick am Boden festkleben? Oder heute schon den Koffer packen und jeden Tag ein Kasterl auf meinem Kalender abhakeln? Die Entscheidung fĂ€llt mir nicht leicht.
Aber seit mich Lelo und die Holzer-Csitkovits-Bande besucht haben (mit einer Woche zeitlichem Abstand), weià ich, dass das Heimkommen schön werden wird. Selbst, wenn mir der Abschied einen Dolch in die Magengrube rammt.
Vielleicht blute ich dann den halben Strand mit meinem Kummer voll â so wie Lelo, die meiner brillanten Idee nachgibt, barfuĂ durch den Sand zu stapfen und sich die FuĂsohle an einem Stein aufschneidet. Trotzdem schaffen wirâs, meine Besuchertour durchzuziehen: vom Wellenbrecher in PĂ€rnu, ĂŒbers Legoeck im Kindergarten, den Kartenabend im Youthcenter bis hin zur Altstadtwanderung in Tallinn. Nebenbei schwelgen wir in typischen Cousinen-Erinnerungen, schauen grottenschlechte Filme und blödeln so schön herum, wie man es nur tut, wenn einem die Meinung seines GegenĂŒbers ziemlich egal sein kann.
Ăhnlich geht es mir dann in der Woche darauf, wenn meine âGangâ hier ankommt. Ich spiele ein bisschen die Gruppenmama, obwohl ich die jĂŒngste bin, koche zur BegrĂŒĂung eine Riesenportion Spaghetti fĂŒr meine wild herumwuselnden Kinder (Veri, Didi, Geri, Claudia, Andi, Jakob) und spiele im Supermarkt das wandelnde Wörterbuch. Zu siebt in einem Mietwagen landen wir auch im Nationalpark und bei den WasserfĂ€llen â Orte, an die ich öffentlich weit umstĂ€ndlicher gekommen wĂ€re. Hehe. Es hat definitiv Vorteile, Gastgeberin zu sein.
Es ist Leben im Haus, ich könnte durch den Wald tanzen vor Freude (Gut, ich gebâs ja zu. Der Freudentanz bei der Ankunft meiner Leute findet in Wahrheit in der KĂŒche beim Spaghettikochen statt. Wie es sich fĂŒr eine brave Hausfrau gehört â wĂ€hrend nebenbei die Ăberwachungskamera des Youthcenters meine schrĂ€gen LachanfĂ€lle filmt.) und fĂŒhle mich unfassbar gut. Jetzt freue ich mich tatsĂ€chlich auf die Zukunft und die Zeit in Wien, wenn die meisten von uns beinahe auf einem Fleck wohnen.
 Ersatzmamas (keine Sorge, ich vermiss die echte trotzdem)
Die Badewanne ist halbvoll. Der Film beginnt. Die KindergĂ€rtnerinnen liegen eine neben der anderen im abgedunkelten Raum und versuchen, nicht einzuschlafen â was gar nicht so leicht ist, inmitten aller Polster und Decken.
Ja, richtig gehört. Meine nachtrĂ€gliche GeburtstagsĂŒberraschung ist ein Besuch im Badewannenkino! (Mit Polstern und Decken statt Wasser. Und â keine Sorge â alle bleiben angezogen.)  Merle, Kati und Heli haben mich hierhin gebracht. Weitere Kindergartenleute (Ene, Eiri, Merilin, Kadri und auch Lea, eine Freiwillige aus Deutschland, die im Nachbarort wohnt) kommen hinzu und wir sehen Can A Song Save Your Life (englischer Originaltitel: Begin Again), der auch, obwohl ich ihn schon kenne, traumhaft anzusehen ist. Bissl schnulzig, aber nicht zu sehr. Mit guter Musik. (Bei den Machern von Once nicht verwunderlich. Ja, das war eine Filmempfehlung.)
Heute, am 4.5. wurde ich erneut entfĂŒhrt â diesmal allerdings von Jana, Siret und ihrem Mann. WasserfĂ€lle, Schlösser, ein Museum, das Meer, ein malerischer, alter Bahnhof... Ich bin baff und dankbar. Dankbar, dass ich diese Leute kennen darf. Dankbar, dass ich mit ihnen kommunizieren kann, obwohl sie nur estnisch sprechen (heute war linguistisch gesehen ein voller Erfolg!). Dankbar, dass mich Siret âihre zweite Tochterâ nennt, nachdem sie mich automatisch daran erinnert, meinen Pullover anzuziehen. Dankbar, dass ich fĂŒr Fotos posieren muss, auch wenn ich mich innerlich strĂ€ube.
Merle und Siret sind damit wohl irgendwie beide zu meinen estnischen Mamas geworden. Jetzt, wo das Ende meines EVS naht, sprechen wir viel ĂŒber die Zukunft und ich halte hiermit fest, dass behauptet wurde, dass ich zukĂŒnftig in Ăsterreich Besuch aus dem Norden bekommen werde. Juhu!
 Beziehungsstress
Estland und der Winter fĂŒhren eine On-Off-Beziehung. Unerwartet hatten wir letzte Woche bereits zwanzig Grad und strahlenden Sonnenschein, der dafĂŒr gesorgt hat, dass meine Seele nach dem Meer schreit. Heute hingegen schneit, regnet und hagelt es abwechselnd bei einem Maximum von Plus fĂŒnf Grad Celsius. Winter is back! Aber solang wir nicht wieder in den Minusbereich rutschen, beschwere ich mich nicht. Die Frische tut gut und der Regen macht mich sowieso glĂŒcklicher als die Sonne es je könnte. Fakt ist: Ich bin ein Nordmensch, der gern in den Himmel starrt, wenn er so aussieht, als hĂ€tte sich jemand mit blaugrauen Wassermalfarben ausgetobt.
Mal schauen, ob es sich in den nĂ€chsten zwei Monaten noch in Badewetter verwandelt. Selbst wenn nicht â ein Ganzkörper-Meeresbesuch steht definitiv noch auf meiner To-Do-Liste. Selbst wennâs fast friert und ich mir einen Schnupfen fĂŒrs nĂ€chste halbe Jahr nach Ăsterreich mitnehme, werde ich den Punkt abhaken. Wurscht, was passiert.
Head aega! Magdi
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Lang istâs her
Austerlased Eestis
Obwohl wir einander erst ein einziges Mal in Wien ĂŒber den Weg gelaufen sind, begrĂŒĂe ich sie wie eine alte Freundin und es herrscht sofort eine familiĂ€re Stimmung. Vielleicht ist das ja immer so, wenn man im Ausland jemanden aus seinem Heimatland trifft â aber nein. Ist es nicht.
Katharina aus Wien nimmt eine vierstĂŒndige Busfahrt von VĂ”ru nach PĂ€rnu in Kauf, um mich zu besuchen. Allein das freut mich schon und auch sonst kann ich nur betonen, wie schön dieses MĂ€rzwochenende war. Das Wiedersehen findet wahrscheinlich dann erst in Ăsterreich statt â was aber nicht allzu schwer hinzubekommen sein sollte. Besonders falls wir wirklich den Plan umsetzen, uns in Wien einen Estnisch-Sprachkurs zu suchen, damit wir unseren neugewonnenen Wortschatz nicht komplett verlieren. (Irgendwie ist sie die erste Freiwillige, die ich besser kenne, die meine Faszination fĂŒr diese Sprache auf dieselbe Art teilt. Aber gut, es ist nun mal bei weitem nicht die nĂŒtzlichste Sprache der Welt :P )
Am Samstagabend hab ich einen der Ă€rgsten Kulturschocks meines Lebens. Wir schauen die estnische Komödie âMehedâ (MĂ€nner) im Kino, erkennen sogar ein paar Drehorte wieder, verstehen sogar ein bissl was ohne Untertitel und können auch ĂŒber den fremden Humor lachen. Doch kaum lĂ€uft der Abspann, zerbricht etwas in mir. Sofort springen alle auf, als wĂŒrden sie sich fĂŒr eine Stabhochsprungmeisterschaft aufwĂ€rmen und verlassen den Saal. Dabei ist es mucksmĂ€uschenstill. Ich schaue Katharina an, als hĂ€tte ich einen Geist gesehen. Wir bleiben sitzen. Dann frage ich sie, weil ich es einfach nicht aushalte: Und, was sagst du zu dem Film? Und bin damit die einzige, die den Mund aufmacht. Ist das nicht der Grund, um gemeinsam ins Kino zu gehen? Dass man danach darĂŒber SPRICHT, was man darĂŒber denkt? Sich austauscht? Statt sich anzuschweigen und in gespenstischer Stille, die mir sofort die Euphorie des Filmes nimmt, so schnell wie möglich das Kino zu verlassen?
Das war zwar definitiv nicht der erste Kinofilm, den ich in Estland gesehen habe, aber der erste, bei dem mir dieses seltsame Verhalten aufgefallen ist. Vielleicht hĂ€tte ich es schon vorher bemerkt â wenn ich nicht jedes Mal in ein GESPRĂCH ĂŒber den Film mit meiner Begleitung vertieft gewesen wĂ€re.
Gut, ich bin schon wieder still. Muss mich ja anpassen.
 SĂŒnnipĂ€ev
In meiner Erinnerung existiert kein Geburtstag, an dem ich das Geburtstagslied auf dieselbe Art wie heuer performt bekommen habe: Ich sitze auf einem Miniatursessel, um mich herum bildet sich ein Ring aus Kindern. Dann singen sie auf Estnisch â was auch ohne die vielen falschen Töne auĂergewöhnlich klĂ€nge. Sebastian beginnt aus einem mir unerklĂ€rlichen Grund mitten im Lied zu weinen und entfernt sich vom Kreis, wĂ€hrend Rene sein T-Shirt anhebt und uns allen seinen nackten Bauch prĂ€sentiert, wobei er glucksend lacht.
Ich bin ĂŒberglĂŒcklich, als mich mein kleiner Chor nachher in Form einer Gruppenumarmung ĂŒberfĂ€llt. Falls ichs noch nicht erwĂ€hnt habe: Esten feiern gern und lieben Geschenke (oder liegt das am Kindergarten? Ist eigentlich sehr wahrscheinlich der wahre Grund.). So viel Dankbarkeit blĂŒht in mir auf, ich weiĂ gar nicht, wohin damit. Auch im Youthcenter wird eine Torte gebacken, ich bekomme den ersten Harry Potter Teil auf Estnisch geschenkt und frage mich ohne Pause, wie ichâs verdient hab, ausgerechnet bei so lieben Menschen zu landen (man hört ja auch immer wieder von Freiwilligen, die viiiiel weniger GlĂŒck haben). Ich kann mich jetzt die stolze Besitzerin von zwei Schmetterlingsbroschen (vom Kindergarten und den Eltern) und zwei Mappen mit Zeichnungen von mir (von meinen kleinen vĂ”ililled und den gröĂeren kullerkupud) nennen. AuĂerdem haben Merle, Kati und Heli angekĂŒndigt, mich am Ostersonntag irgendwohin zu entfĂŒhren. Ich bin gespannt.
Das Rampenlicht zu teilen, fĂ€llt mir allerdings nicht schwer. Eva-Maria feiert ebenfalls am 28.3. ihren Geburtstag (vierzehn Jahre trennen uns) und zu dem Anlass werden von ihrer Mutter der Auftritt eines Zauberer-Clowns und eines Zirkushundes arrangiert. Kinderlachen, ĂŒberraschtes âWooooowâ und ein paar Umarmungen mehr sind der Schlagobers in meinem Kaffee.
 Donât stop me now (Iâm having such a good time)
Vielleicht ist es besser, wenn man niedrige Erwartungen hat (damit man positiv ĂŒberrascht wird). Vielleicht ist es am besten, wenn man gar keine Vorstellungen hat (damit man sich ganz drauf einlassen kann, was da kommt). Vielleicht ist es komplett wurscht, was man vorher denkt (weil eh alles so kommt, wieâs kommen soll).
Zugegeben: Meine Erwartungen an das letzte Wochenende waren hoch. Wie könnt es anders sein, wenn eine Londonreise INKLUSIVE HARRY POTTER STUDIOS (!) ansteht? Wurden sie erfĂŒllt? Ja, ohne Frage.
Nicht nur, dass der Blick hinter die Filmkulissen unglaublich ist und man in diese magische Welt eintaucht, die wahrscheinlich auch noch in fĂŒnfzig Jahren mein inneres Kind neu beleben wird, ich darf all das auch noch mit der lieben Theresa teilen. Keine Sorge â wir schubsen keine zehnjĂ€hrigen Knirpse aus dem Weg, um zuerst durch die Tore von Hogwarts schreiten zu können. Aber wir denken eventuell (nur ganz vielleicht!) darĂŒber nach.
Aus emotionalen GrĂŒnden belasse ich die Studiobeschreibung mal hierbei (Ich hab zu viel Angst, dass das sonst in einen Roman ausartet). Dabei gibt das Wochenende ja noch mehr her als das. TatsĂ€chlich schaffe ich es, London liebzugewinnen (nachdem mein erster, eintĂ€giger Aufenthalt mit der Schule nicht viel mehr als schlecht organisierter Stress war) und auch Bristol macht im unbritischen, strahlenden Sonnenlicht und bei sommerlichen zehn Grad plus eine gute Figur. Die Clifton Suspension Bridge, die University of Bristol, das Tate Modern und Shakespearâs Globe Theatre (schon allein von auĂen) sind definitiv sehenswert.
Von der britischen Höflichkeit ĂŒberrumpelt trĂ€ume ich gleich einmal, dass Thes und ich in einem gut besuchten Lokal so lange auf unsere Bestellung warten, dass wir aus Höflichkeit anbieten, auszuhelfen. Nicht, dass die Esten ungehobelte StraĂenkinder wĂ€ren â aber es liegen trotzdem in vielen Dingen Welten zwischen Estland und England, auch wenn sie scheinbar nur zwei Buchstaben voneinander unterscheiden.
Was allerdings nicht ganz in dieses Bild passt, sind die Erlebnisse in unserem Hotel. FĂŒnf Minuten, nachdem das FrĂŒhstĂŒcksbuffet offiziell schlieĂt, braust eine Frau mit Staubsauger durch den Raum; die Ă€uĂerst bequemen (Achtung, Sarkasmus) Matratzen und WĂ€nde aus Papier sorgen fĂŒr eine fast schlaflose Nacht, aber immerhin werden wir auf unseren Wunsch hin in ein anderes Zimmer verlegt und man bemĂŒht sich, es uns rechtzumachen. Nach meinen heurigen Reiseerfahrungen sind meine AnsprĂŒche echt gering (am Flughafen in Oslo schlĂ€ft sichâs ganz gut und auch zu dritt mit zwei winzigen Einzelbetten in Helsinki haben wir uns irgendwie zurechtgefunden), aber ein lĂ€ngerer Aufenthalt im Traumland wĂ€r trotzdem schön.
Am Montag werde ich endgĂŒltig zum Zombie. Drei Stunden Schlaf versus dreizehn Stunden Heimreise â das ist eben auch nicht das Wahre. Ich spaziere eine halbe Stunde, sitze anderthalb Stunden im Bus, zwei Stunden am Flughafen, drei Stunden im Flieger, eine Stunde am Busbahnhof, zweieinhalb Stunden im Bus, kriege bei alldem kaum ein Auge zu und falle zuhause ENDLICH hundemĂŒde ins Bett. Um halb drei morgens aufstehen, um halb vier nachmittags schlafen gehen. Halleluja.
Zum GlĂŒck gehtâs nĂ€chstes Wochenende zum âEntspannenâ (nicht ganz) nach Tartu und auch danach schaut der Kalender mein Kalender gut genĂ€hrt aus. WĂ€r ja auch langweilig sonst ;)
Head aega! Magdi
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Medizin
So deppert es auch klingt, ich war bis vor kurzem davon ĂŒberzeugt, immun gegen Heimweh zu sein. Wie kann ich auch ein Land vermissen, in dem ich hunderttausend Verpflichtungen habe, wĂ€hrend ich jetzt in Estland live bei einer Freiheits-Verkostung dabei sein kann? Der Jahrgang 2018/2019 hat eine feine Entspannungsnote, aber man schmeckt das Abenteuer deutlich heraus.
Trotzdem sitze ich am Mittwoch, nachdem ich mich von Tini verabschiedet hab, im Bus nach PĂ€rnu und wĂŒnsche mir irgendwie, mit ihr gemeinsam nach Ăsterreich zurĂŒck zu fliegen.
Deshalb kommt die Medizin als Ăberdosis. Ich halte mich so beschĂ€ftigt, wie ich kann. Carla (aus Deutschland) besucht mich nur zwei Tage, nachdem meine Schwester mich verlassen hat, ich kehre am folgenden Montag zu der kleinen Kindergartengruppe zurĂŒck und statte den groĂen nur noch Donnerstagnachmittag einen Besuch ab, um sie ein bisserl mit meinem Deutschkurs zu nerven, dann fahre ich nach Paide, um Hajni (aus Ungarn) zu besuchen und Jana (aus Deutschland) zu treffen und wir genieĂen die Zeit mal wieder so sehr, dass sie zu schnell vorbeizieht. (Das passiert mir in Estland generell erschreckend oft!)
Meine PlĂ€ne schmieden sich wie von selbst â was dazu fĂŒhrt, dass ich einen vollen Kalender und nur ein leeres Wochenende in den nĂ€chsten zwei Monaten haben werde. Versteht mich nicht falsch, beschweren will ich mich nicht. Denn Medizin tut gut, ja, sie hĂ€lt mich auf den Beinen.
Aber es liegt nicht nur daran, dass mir meine fette Winterjacke und die Handschuhe schon langsam auf die Nerven gehen. Nein, ich freue mich auch aus anderen GrĂŒnden auf den Sommer.
 VastlapĂ€ev, âElterntagâ und mehr
Nach einem Faschingsdienstag suche ich hier vergebens, aber dafĂŒr gibt es den VastlapĂ€ev! Die Tradition sagt: Erbsensuppe, Vastlakukklid (die sind soooo gut! Wenâs interessiert, der kann gern googlen) und eine Schlittenfahrt, bei der der Person, die am weitesten gleitet, die beste Ernte versprochen wird.
NĂ€istepĂ€ev, der Womenâs Day, wird hier auch sehr geschĂ€tzt und ich erfreue mich heute noch an der Vase voller Blumen auf meinem Schreibtisch. AuĂerdem singen die vĂ”ilill-MĂ€dels das Lied âmusi ja kalli ma tahan anda sulleâ (KĂŒsse und Umarmungen will ich dir geben) und die Burschen verzieren im Gegenzug eine Torte mit Obst und Herzerln. Ob es beim Weltfrauentag wirklich darum gehen sollte, sei mal dahingestellt.
Beim âElterntagâ fĂŒr die kullerkuppud-lapsed (die groĂen) bin ich auch anwesend, um zu sehen, wie das ablĂ€uft. Denn es ist eine Art Show mit PrĂŒfungsstimmung. Die Kinder sitzen im Sesselkreis und mĂŒssen Aufgaben lösen, die ihnen die KindergĂ€rtnerinnen stellen, wĂ€hrend die Eltern vom Rand des Saales zusehen. Sie sollen erfahren, was ihr Kind wie gelernt hat und auch, wie sich das Kind innerhalb die Gruppe verhĂ€lt. Neben einfachen SchreibĂŒbungen und âFaktenwissenâ (hauptsĂ€chlich ĂŒber verschiedene Orte in PĂ€rnu) wird auch gesungen und geturnt.
Falls ich es noch nicht direkt erklĂ€rt habe: Man geht ab dem zweiten und bis zum siebten Lebensjahr in den Kindergarten - also ein Jahr lĂ€nger als bei uns, weshalb man nach 12 Jahren Schule auch erst mit 19 seinen Abschluss macht. Man beginnt bereits im Kindergarten mit so etwas wie âLektionenâ und soll (obwohl es vom Staat nicht verlangt wird - die Volksschullehrer erwarten es angeblich alle) bereits Lesen und Schreiben lernen.
Heute, am 13.3., darf ich mich wieder den kullerkuppud-lapsed anschlieĂen, wĂ€hrend sie das Museum von PĂ€rnu besichtigen. Es ist ĂŒberschaubar und sehr interessant, doch ich werde ohne zu fragen zum Model degradiert und Jana und Siret (die KindergĂ€rtnerinnen) fordern mich unentwegt auf, mit den AusstellungsstĂŒcken zu posieren. Dann machen wir das halt, sage ich mir und grinse bescheuert in die Kamera. Als âTouristâ ist man wohl immer eine Attraktion fĂŒr sich.
Head aega! Magdi
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Minu Ôde
Schwestern
Nach zwei Monaten heiĂt es fĂŒr mich endlich wieder Schwestern-Zeit. Das bedeutet vor allem: Langes Aufbleiben, bis spĂ€t in die Nacht hinein tratschen â und sich am nĂ€chsten Morgen trotzdem frĂŒh aus dem Bett kĂ€mpfen, weil es ja die Stadt und den Kindergarten zu besichtigen gibt. Mit dem Flugzeug bzw. Bus geht es fĂŒr uns beide nach Riga, wo wir den ersten Tag verbringen und es tut gut, endlich wieder meine Schwester zu umarmen und sich ĂŒber alles auszutauschen. Riga ist die gröĂte baltische Stadt und dennoch so ĂŒberschaubar, dass in der Innenstadt alles zu FuĂ zu erreichen ist. Wir besichtigen die vielen, wunderschönen Kirchen, begegnen den Bremer Stadtmusikanten und machen so viele Fotos wie unsere Handys aushalten. Am Abend gehtâs nach PĂ€rnu, wo wir von Omas heiĂgeliebten BurgenlĂ€nderkipferln naschen. Ein bisschen Heimat schmeckt wohl immer gut.
Der FrĂŒhling liegt in der Luft und in PĂ€rnu beginnt es langsam zu tauen. Trotzdem gehen wir (vorsichtig) am gefrorenen Meer spazieren und auch der alte Wellenbrecher âPĂ€rnu muulâ aus groĂen Steinen ist nicht vor uns sicher.
Am 24. Feber feiert Estland seinen 101. Geburtstag. Genau vor 101 Jahren wurde in PĂ€rnu (zum ersten Mal) die UnabhĂ€ngigkeit ausgerufen â zur Erinnerung daran ist die Stadt oder gar das ganze Land in die Nationalfarben Blau-Schwarz-WeiĂ gehĂŒllt. Im Kindergarten wird das natĂŒrlich auch gefeiert und alle versammeln sich im Turnsaal, wo getanzt und gesungen wird.
Und kaum hat die Woche begonnen, ist sie auch schon wieder vorbei. Am letzten Tag fahren wir nach Tallinn, wo sich unsere Wege trennen, da mein Flugzeug nach Hause in ein paar Stunden abhebt. Doch davor spazieren wir durch die Stadt mit ihren traumhaften, mittelalterlichen StraĂen und genieĂen den Ausblick vom Domberg genauso wie die verbleibende Zeit zu zweit. Es gefĂ€llt mir sehr gut, sowohl in der Innenstadt, als auch in den Ă€uĂeren Vierteln, wo mir Magdi den Markt beim Hauptbahnhof (Baltijaam) und das KĂŒnstlervierten âTelliskiviâ zeigt. AuĂerdem besichtigen wir auf meinen Wunsch hin das Marzipan-Museum, bei dem es sich allerdings eher um ein kleines Marzipan-Zimmerchen handelt, in dem bemalte Marzipanfiguren ausgestellt werden.
Meine Gedanken der Woche:
- Auch wenn wir uns lÀnger nicht sehen, bleibt meine kleine Magdi nicht nur meine Schwester, sondern auch meine beste Freundin.
- Ich bin beeindruckt und stolz auf Magdi, da sie schon so gut Estnisch kann und auch toll mit den Kindern umgeht.
- Estland ist wirklich komplett flach.
- Das Essen ist gewöhnungsbedĂŒrftig, aber trotzdem gut. Zum Beispiel: dĂŒnner Brotteig mit Reis darauf oder eingelegter KĂŒrbis.
- Man trifft, wenn man unterwegs Deutsch miteinander redet, auch mal jemanden, der die Sprache auch spricht und aus Neugier auf einen zukommt.
- Tallinns Flughafen ist angenehm klein.
Head aega! Tini
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Video
tumblr
Das Video stammt von Arthur aus Frankreich, der eine Drone in Estland dabei hat ;)
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Halbzeit
 Deutschland, Afrika oder Australien?
âKinder, wisst ihr, wo ich herkomme?â
âNeeeeeein.â
âAaaaaaa...â
âAFRIKA!â
âAaaauuuuu...â
âAUSTRALIEN!â
Fast. Ich lache jedes Mal, wenn ich daran denke. Etwas spÀter:
âWisst ihr, welche Sprache ich normalerweise spreche?â
âAFRIKANISCH!â
So beginnt meine erste âDeutschstundeâ mit den kullerkupud-Kindern.
Wir spielen Echo und ich darf Vorsager sein und deutsche Wörter vorstellen. Wir spielen Schauspieler und ich bringe die Kinder dazu âIch binâ und dann den Namen eines anderen Kindes zu sagen. Wir spielen Polizei, die Kinder fahren mit imaginĂ€ren Autos durch den Raum und werden von einem Polizisten aufgehalten, der sie âWer bist du?â fragt, worauf sie mit âIch binâ antworten mĂŒssen. Â
HĂ€tte ich davor gewusst, wie viel mir das gibt, hĂ€tte ich mit mehr Vorfreude die Gruppe gewechselt. Jetzt darf ich die Dinge selbst in die Hand nehmen, einen möglichst kreativen Kontext fĂŒr ein paar deutsche Vokabel und Phrasen in meinem Hirn ausgraben und dann auf Estnisch versuchen, zu erklĂ€ren, wie ich mir das vorstelle. Und wenn ich sie höre, diesen kleinen Stimmchen, die mit zuckersĂŒĂem Akzent deutsche Wörter von sich geben, beginne ich zu strahlen.
ïżœïżœGoldene Schweine und (vielleicht ein bisserl) Sexismus
Seit dem sechsten Februar haben wir das Jahr des goldenen Schweins! Hurra! Das Bewusstsein um dessen Existenz war bei mir davor â naja... Nicht existent. Ein wenig belustigt schaue ich also dabei zu, wie im Kindergarten goldene Schweine gezeichnet werden und wie man ĂŒber die verschiedenen chinesischen Jahre spricht.
Noch am selben Tag treffen sich alle zehn Kindergartengruppen in der groĂen Turnhalle und es folgt ein groĂes Spektakel. (Jetzt hĂ€tte das goldene Schwein fast âSpecktakelâ draus gemacht.) Alle MĂ€dels werfen sich in ihre coolsten Klamotten, stolzieren powackelnd ĂŒber einen provisorischen Laufsteg und posieren zu Musik. Ob das den zwei- bis siebenjĂ€hrigen ein richtiges Bild vermittelt, frag ich mich? Oder bin ich zu sensibel geworden, was die Rolle der Frau angeht? Ich sage nichts, denn den meisten MĂ€dchen scheint es zu gefallen, aber irgendwie wurmt es mich doch, dass die Burschen nur dasitzen und zuschauen, wĂ€hrend die kleinen Frauen möglichst hĂŒbsch sein mĂŒssen.
Andere Meinungen dazu wĂŒrden mich an dieser Stelle interessieren.
 Eis und Feuer
Die KĂ€lte frisst sich durch meine Zellen, nagt an meinen Knochen und bleckt die ZĂ€hne. Bei jeder Bewegung sticht sie mir aufs Neue ins Fleisch. FĂŒnfzehn Sekunden â das ist mein Rekord im Fluss. Unter mir Wasser, neben mir Eis und Schnee.
Dann eile ich hinaus, hĂŒpfe auf halbbetĂ€ubten FĂŒĂen durch die nun verhĂ€ltnismĂ€Ăig warme Nachtluft und hoffe, dass meine Beine nicht nachgeben. Schnell in die Rauchsauna. Nach wenigen Sekunden beginnt alles zu prickeln.
Ich bereue nichts, nicht einmal, falls ich doch noch krank werde (derweil gehtâs mir allerdings super). Wie oft hat man schon die Chance, diese nordische Tradition von Eisbad und Sauna auszuprobieren? Allein deshalb bin ich fĂŒr mein Mid-term Training dankbar.Â
Am Tag vor der Sauna stehe ich zum ersten Mal auf Langlaufschi. Und das gleich fĂŒr vier Stunden, mitten im Wald, ohne vorgefertigte Loipen und bis in die Nacht hinein. Ich bilde das Schlusslicht unserer fĂŒnfköpfigen, ein wenig sich abgeseilten Gruppe und ein bisschen mulmig wird mir schon, als ich im dĂ€mmrigen Licht zwischen den NadelbĂ€umen hindurchschaue. Was tut man, wenn einem der böse Wolf auflauert (was hier ja fast nichts Besonderes wĂ€re)? Auf einen Baum klettern? Mit Schi?
Aber hey! Ich lebe noch! Und die anderen 12 Freiwilligen, die ich bei diesem Training kennengelernt habe, auch. Drei Deutsche, mit mir zwei Ăsterreicher, ein Franzose, zwei Georgier, drei Spanier, eine Ungarin und ein Italiener. Und wir verstehen uns gut. Sauna (mit Bikini) schweiĂt zusammen. (Ja, dieser Witz muss sein.) Ich genieĂe die Gesellschaft, die Projektanalysen, die Selbsthilfegruppen und das PlĂ€neschmieden.
Kulturelle Youtube-Empfehlungen fĂŒr die, dieâs interessiert:
Ein verstörender Kindercomic (1980): https://www.youtube.com/watch?v=7DUhv7lTAuk
Werbung fĂŒr HĂŒhnerfleisch (1986):Â https://www.youtube.com/watch?v=i6LAVk1sHW8
Coole, eher aktuelle Musik (2017):Â https://www.youtube.com/watch?v=wRhCn8phyME
Die Halbzeit fĂŒhlt sich okay an â fĂŒnf wunderschöne Monate liegen hinter mir. Auf dass noch mehr kommen mögen!
Head aega! Magdi
PS: FĂŒr morgen wĂŒnsche ich euch einen schönen Valentinstag â aber noch viel mehr einen schönen âsĂ”brapĂ€evâ (Freundetag) wie man hier sagt :)
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Letâs explore this world!
DinosaurierbrĂŒllen
Nein, die akustischen Wunder, von denen ich schreibe, tragen sich nicht im Kindergarten zu, â leider! â sondern erstmals um 22 Uhr im Badezimmer, ĂŒber die KloschĂŒssel gebeugt. Nach dem fĂŒnften Mal, dass ich von meinem Bett aufspringe und ins Bad renne, höre ich auf zu zĂ€hlen, aber die Zeit steht still und meine ekelhaften Dinoschreie nehmen erst um halb fĂŒnf in der FrĂŒh ihr Ende, obwohl mein Magen eh schon so leer ist, dass ich mein Leben verfluche. Im Kindergarten sitzen freitags statt einundzwanzig Kindern nur drei âlapsedâ (als auch ich den Tag zur Nacht mache und schlafe statt zu arbeiten) .
Vor der Magendarmgrippe ist kaum jemand sicher - also verschone ich meinen Blog auch nicht von dem Virus.
 Halbtot in Helsinki
Weil Timing mein bester Freund ist, geht es am Samstag darauf mit der FĂ€hre ins âAuslandâ. Trotz der Angst, dass die Wellen mein geschwĂ€chtes Verdauungssystem erst recht durcheinanderbringen, verreise ich mit Jana (aus Deutschland) und Hajni (aus Ungarn). Wir irren durch die Stadt von einer SehenswĂŒrdigkeit zur nĂ€chsten und ich bin ein kleines bisschen enttĂ€uscht. Gut, vielleicht verstĂ€rkt mein Zustand das, aber Helsinki ist nicht meine Stadt. Ich vermisse einen alten Stadtkern mit Pflastersteinen und... einem gewissen Charme, schĂ€tze ich?
Doch spĂ€testens, als wir in unserer Unterkunft (einem Zimmer in einem AirBnB am Stadtrand) ankommen, bereue ich es nicht, mir diese Reise angetan zu haben. Wir MĂ€dels verstehen uns super, kochen mehr schlecht als recht unser Abendessen und blödeln dabei so viel herum, dass man meinen könnte, wir sind selbst Kindergartenkinder. Auch, als wir herausfinden, dass wir nur zwei Betten fĂŒr drei Leute zur VerfĂŒgung gestellt bekommen, machen wir hauptsĂ€chlich Witze darĂŒber und schaffen es, damit klarzukommen.
So lÀsst es sich leben.
 Ma ei saa aru!
Ich lese den Text von den Spielkarten ab und bemĂŒhe mich, die Wörter halbwegs korrekt auszusprechen, obwohl ich ihren Sinn teilweise absolut nicht begreife â doch Sebastian tut es. Ja niimoodi me mĂ€ngime. (=Und so spielen wir.) Ich lese vor, meistens ohne es zu verstehen und er zeigt mir die Aufgaben, die das Brettspiel vorgibt. Falls sich also jemand fragt, wie es mir mit meinem Estnisch geht: Ich versteh nix. Aber ich komm zurecht ;)
Sogar so gut, dass ich am Mittwoch meine eigene Zeichengruppe leite und es schaffe, die Kinder dazu zu bringen, Waldtiere zu zeichnen, obwohl sie anfangs nur bewegungslos dasitzen, als hÀtte man sie schockgefroren (aber so kalt ist es in Estland nicht, keine Sorge) und behaupten, sie können es nicht. Ein bisserl Gut-Zureden hier und da und schwupps versuchen (und schaffen) sie es.
 Oschlo!
Norwegen ist ein komisches, lustiges Land â angefangen bei der Sprache, ĂŒber die FuĂgĂ€ngerampeln, die zweimal rot anzeigen bis hin zu den Preisen (gut, die sind nicht lustig, aber ich rede mir mal ein, darĂŒber zu lachen, damit ich und mein Börserl nicht weinen mĂŒssen). Im Vergleich zu Helsinki liebe ich Oslo abgöttisch. Die Stimmung der Stadt ist anders, entspannter (hauptsĂ€chlich, da wir statt zwei halben Tagen diesmal ca. drei ganze Tage Zeit haben) und unsere Gruppe (diesmal auch mit Lea, aus Deutschland) ergĂ€nzt sich ganz gut.
Ein Highlight fĂŒr mich: Die Freewalking-Tour am Samstag. Wir steigen aus der StraĂenbahn und auf einmal spricht uns ein Bursch an.
âHe, suachts es eppa de Tigerstatue fia die Freewalking-Tour?â
Mein Herz hĂŒpft, als ich den Akzent höre â nach drei Tagen mit zwei Deutschen vermisse ich den österreichischen Klang viel mehr als ich mir eingestehen will. Der Oberösterreicher hat uns in der StraĂenbahn auf Deutsch reden hören und hilft uns jetzt, den Treffpunkt fĂŒr die Tour zu finden. Wie sich herausstellt, macht besagter Mensch gerade einen EFD in Schweden und ist mit einer Gruppe aus Freiwilligen fĂŒr dieses Wochenende in Oslo.
Wie klein ist diese Welt bitte?
 âMeineâ Kinder
âMagdalena tuli!â, ruft mir Arabel am Montagmorgen aufgeregt entgegen, umarmt mich und mir tut das Herz weh, weil ich nur meine Hausschuhe hole und dann zu den âkullerkuppudâ verschwinde. Seit dieser Woche und bis Ende Februar bin ich getrennt von meinen Kindern und leiste stattdessen den sechs- bis siebenjĂ€hrigen Knirpsen Gesellschaft. Es ist aufregend, ich verlasse meine Komfortzone (mal wieder) und lerne viel dazu. Die Neuen brauchen keine Hilfe beim Anziehen und können mit Messer und Gabel umgehen. Die Neuen spielen âkuum kartulâ (heiĂe Kartoffel; man wirft so schnell wieâs geht einen Ball im Kreis herum, wer ihn fallen lĂ€sst, muss Kniebeugen machen) und können viele Wörter ohne Probleme schreiben und lesen. Die Neuen lachen und schreien, als ich mit ihnen eine Schneeballschlacht anfange. Die Neuen zeigen mir ihre Lieblingsspiele und nehmen mich sehr lieb auf.
Trotzdem tut mein Herz weh, als âmeineâ Kinder drauĂen mit ihren Bobs bei meiner neuen Gruppe vorbeifahren und mir ĂŒberglĂŒcklich winken und âTere, Magdalena!â rufen.
Aber dann sagt Emili, eine âNeueâ, beinahe schĂŒchtern: âMagdalena? Mulle meeldib, et sina oled siin.â (Es gefĂ€llt mir, dass du da bist.) und ich denke mir Ja. Mir gefĂ€llt es auch.
Head aega! Magdi
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Back to business
Head uut aastat!
Frohes neues Jahr ;) Da sind wir also wieder. Ich in einem fremden Land mit fremder Sprache und nicht mehr gar so fremden Kinder, die mich umarmen, anlachen oder oft auch in den Wahnsinn treiben. Viel hat sich nicht getan, seit ich wieder in Estland bin, aber ich muss gestehen, dass ich es mir viel schwieriger vorgestellt hĂ€tte, zurĂŒck zu sein. Der RĂŒckflug war besonders komisch und ich bin mit einem GefĂŒhl in den Flieger eingestiegen, das mich schon sehr stark an Heimweh erinnert hat (dabei war ich noch nicht einmal weg) â wahrscheinlich hat meine Flughafenbegleitung (Mama, Papa, Tini) auch bemerkt, wie unrund und genervt ich von allem und jedem ein bissl war. Oops. Aber jetzt bin ich hier, ich fĂŒhle mich gut und es ist viel weniger einsam als gedacht (wohl hauptsĂ€chlich, weil wieder einige Reisen/Events in Planung sind) und ich denke wehmĂŒtig daran, dass die Zeit schneller vergeht, als ich schauen kann.
 Wieso man Winter lieben muss
Tergo schreit, wĂ€hrend ich ihm mit einem Schneeball in der Hand hinterherrenne. âMina olen kodus!â, sagt er plötzlich. âIch bin zuhauseâ, ĂŒbersetze ich in meinem Kopf und begreife, dass das unser âLeoâ (wieso heiĂt das eigentlich so?) beim Fangen ist. An einem anderen Tag baut Sebastian einen Schneemann mit mir und wir suchen gemeinsam nach kleinen Zweigen, die wir als Arme und fĂŒr das Gesicht verwenden können. Es schneit stundenlang und irgendwann sind MĂŒtze und Haare weiĂ. Wir spazieren zum âBergâ (ein kleiner HĂŒgel, immerhin sind wir in Estland) und die Kinder fahren mit ihren Bobs und Schlitten herunter. Lachen, Geschrei und positive Energie erfĂŒllt die Luft. Winter macht glĂŒcklich.
Nachtrag: Ich hab gerade gegoogled, wieso wir es âLeoâ nennen:  Â
> Im âWörterbuch der Wiener Mundartâ (WbWienerMa) (2. Aufl. 2002) wird Leo als Kurzform von Leopold (Lepoid) erklĂ€rt: âFreiraum beim Fangenspiel, Asylplatz; dÇ«s is LepĂłid hier ist geschĂŒtzter Freiraum. Etym.: wohl zum Vorn. Leopold hinsichtl. des Asylrechtes Herzog Leopolds des Glorreichen (um 1180/82â1230)â. < (https://www.philhist.uni-augsburg.de/lehrstuehle/germanistik/sprachwissenschaft/ada/runde_2/f11/)
Details
In ein paar Jahren werde ich einiges hiervon sicher nicht mehr wissen, aber irgendwie will ich diese kleinen Dinge festhalten. Also: Es folgt eine zufÀllige Anordnung, von Dingen, die mir besonders auffallen, die ich irgendwie lustig oder interessant finde und die ich (denke ich) sonst noch nirgends erwÀhnt habe.
Mein Skype-Interview war ein bisschen chaotisch, entspannt â und somit wohl perfekt. Oder zumindest gut genug.
Bevor ich nach Estland gegangen bin, hatte ich also dieses GesprĂ€ch. Mein zweites Skype-Interview fĂŒr einen EFD (das erste war mit einer Organisation in Dublin), bei dem die NervositĂ€t irgendwie gefehlt hat (vermutlich war nichts mehr ĂŒbrig, ich hab sie beim ersten Interview mit Irland aufgebraucht). Mein Zimmer war unaufgerĂ€umt (ich dachte, das ist auf dem Video nicht drauf, aber dann wurde durch meine Kamera doch viel mehr angezeigt als erwartet) und ich hab eher darauf losgeredet, ohne viel nachzudenken â weshalb ich ihnen auch erzĂ€hlt habe, dass ich gerne Laufen gehe (dabei war ich tatsĂ€chlich seit ich in Estland bin genau einmal Laufen und davor auch nicht so viel öfter. Oops.). Ich hab recht viel geredet, ziemlich ohne Zwang und bei der Zusage wurde mir dann gesagt, dass ihnen gefallen hat, dass ich so aktiv wirke.
So kannâs also gehen. Ohne Druck. Ohne Sorgen. Wie schön, wenn einem die Dinge weniger wichtig sind und sie dann ĂŒberraschend klappen.
Heute arbeiten weder Helin, noch Astra im Kindergarten. Die beiden haben das Interview mit mir gefĂŒhrt, haben aber gekĂŒndigt, bevor ich angekommen bin.
Die KindergĂ€rtnerinnen mit denen ich derweil gearbeitet habe, hatten frĂŒher die verschiedensten Berufe. Köchin, Journalistin, Sushiköchin, Therapeutin, Personal Trainer und professionelle Fechterin.
Die WÀnde im Erwachsenenklo im Kindergarten glitzern und an ihnen hÀngen Bilder von Einhörnern.
Wenn ich mit dem Bus von PĂ€rnu nach Hause fahre, komme ich beim Krematorium vorbei und denke mir âAh, jetzt bin ich bald zuhauseâ.
Auf derselben Fahrt sieht man einen Felsen, an dem zwei miteinander verbundene Kreise angebracht sind. Sie sehen aus wie die Brille von Harry Potter.
Der KĂŒhlschrank in meinem Zimmer murrt teilweise sehr laut â am Anfang hat er mich oft in der Nacht aufgeweckt, wenn er âseine bestimmte Phaseâ hatte. Jetzt sind wir aneinander gewöhnt.
Esten essen (sehr dunkles) Brot zu fast allem. Zum Beispiel auch zu Nudeln. (Zumindest im Kindergarten.)
Das FrĂŒhstĂŒck ist meistens Porridge-artig, â mit verschiedenen Getreidesorten â aber manchmal gibt es âpiimanuudlisuppâ. Nudeln in Milch. Die komischste estnische Speise, die ich je probiert hab.
âKivi, paber, kÀÀrid, ĂŒks, kaks, kolm!â â Stein, Papier, Schere, Eins, Zwei, Drei! (Ein ganz eigener Rhythmus.)
âKuuâ ist estnisch fĂŒr Mond. Aber auch fĂŒr Monat. (Irgendwie altertĂŒmlich und schön.)
âTuliâ ist estnisch fĂŒr Feuer. Aber auch fĂŒr Licht. (Also kann man quasi âBitte schalt das Feuer einâ sagen, wenn man das Licht aufdrehen will.)
âRiidepuuâ ist estnisch fĂŒr KleiderbĂŒgel â wörtlich âKleiderbaumâ.
âĂökullâ ist estnisch fĂŒr Eule â wörtlich sowas wie âNachtschatzâ.
So. Das warâs fĂŒrs erste ;)
Head aega! Magdi.
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JÔulud tuleb
Ervin und Elvis
Ich weiĂ, man soll keine Lieblingskinder haben, aber seit Marta mir von ihren Papageien erzĂ€hlt hat, verstehe ich mich so gut mit ihr, dass es mir schwerfĂ€llt, mir das nicht anmerken zu lassen. Zu Beginn war sie fĂŒr mich nur eine aufgeweckte VierjĂ€hrige, die mit ihrer teilweise etwas schrillen Stimme pausenlos zu plappern scheint. Fast, als wĂ€re sie selbst ein Papagei. Ja, ich fand sie sogar ein bissl nervig. Â
Dann eines Tages erzĂ€hlt sie mir aus dem nichts: âMul on kaks papagoid! Teie nimed on Ervin ja Elvis. Nad on rohelist.â (Ich habe zwei Papageie. Ihre Namen sind Ervin und Elvis. Sie sind grĂŒn.)
Ein, zwei Tage spĂ€ter bin ich gerade am nach Hause gehen, als Marta mich zurĂŒck ruft: âMagdalena! Mis vĂ€rvi su kodu on?â (Welche Farbe hat dein Zuhause?)
Ein, zwei Tage spĂ€ter machen wir gemeinsam ein Puzzle und Marta fragt, ob ich sie besuchen und die Papageie anschauen will â hat die Frage selbst aber schon wieder so gut wie vergessen und springt auf, um mit den anderen zu spielen, sie sei eine Katze, bevor mein Kopf die Worte ĂŒbersetzt hat.
Ein, zwei Tage spĂ€ter â genauer gesagt heute â liegt sie regungslos im Schnee und starrt die Hausmauer an. âMa olen kurbâ ist ihre Antwort auf meine Frage, was los sei. (Ich bin traurig.) Ich frage, wieso, verstehe aber die Antwort nicht. Und so sage ich vorsichtig âtule siaâ (komm her), hebe sie hoch, halte sie fest umklammert und tue schlieĂlich so, als wĂ€re sie ein Frosch. Wir hĂŒpfen unseren Weg zurĂŒck Richtung EingangstĂŒr, als es Zeit wird, reinzugehen. Ich quake bei jedem HĂŒpfer, Marta lacht und ich bin schon ein wenig stolz auf mich.
 Weihnachtsfeier, die erste
Es ist wohl eher eine Art âNacht der offenen TĂŒrâ, mit verschiedenen Stationen, die Eltern und Kinder am 6.12. besuchen können. âJĂ”ulutunnelâ (die konkrete Ăbersetzung hab ich selbst noch nicht erfasst) nennt sich das Ganze. Ich bin Teil der Roheline Kool (GrĂŒne Schule) und bastle mit Kindern Sterne aus alten Klopapierrollen. Dadurch, dass ich an diesem Tag mehr als neun Stunden im Kindergarten verbringe, mit vielen neuen Leuten zu tun habe und versuche, den estnischen GesprĂ€chen, um mich halbwegs zu folgen, raucht mir bald der Kopf.
Ja, ein EVS ist auch anstrengend. Ja, an diesem Tag vermisse ich es, deutsch oder zumindest englisch zu reden. Ja, irgendwie fĂŒhle ich mich sogar einsam, inmitten von Menschen, die diese komische, fremde Sprache sprechen. Ja, ich bin an diesem Tag ein bisschen frustriert.
Ja, das legt sich wieder.
 Weihnachtsfeier, die zweite
Wie von selbst gleiten meine Finger ĂŒber die Tasten des Klaviers und ich bin froh. Froh, wieder richtig zu spielen. Froh, dass man mir zuhört. Froh, dass ich mich kein einziges Mal verspiele, als wir, vĂ”ilill unsere Weihnachtsfeier starten. Sobald ich âTruceâ von twenty one pilots fertig gespielt habe, singen wir. Estnische Weihnachtslieder, aber fĂŒr mich auch O Tannenbaum â den die Kinder gerne in einen âTammenbaumâ verwandeln, aber dennoch singen ein paar von ihnen mit Begeisterung mit.
Der Weihnachtsmann kommt und bringt die Geschenke. Aber, um wirklich eines abzubekommen, muss man schon etwas leisten. Singen oder ein Gedicht aufsagen, zum Beispiel.
Schön, dass mir das im Vorhinein niemand gesagt hat. Noch schöner, dass mir, in dem Moment als der Weihnachtsmann meinen Namen nennt, nichts Besseres einfÀllt, als meinen Liisusalm aufzusagen (ein AuszÀhlreim).
Ankut trankut trilla troo, sester vaaber viiber voo, eedi peedi jaani ham, sina oled esimene.
Absolut nicht weihnachtlich und soweit ich weiĂ, bedeutet der Text rein gar nichts. Aber hey! Immerhin ist es estnisch. Oder so. Und natĂŒrlich bekomme auch ich meine Geschenke (Naschzeug).
 Weihnachtsfeier, die dritte
Diesmal nur fĂŒr KindergĂ€rtnerInnen als schickes Essen in einem Restaurant. Viel gibt es nicht zu sagen. AuĂer, dass erneut der Weihnachtsmann kommt, diesmal aber in Kombination mit einem Wichtelspiel. Jeder kauft ein Geschenk um 5,19⏠(warum auch immer es dieser Preis ist), gibt es in den groĂen Korb vom Weihnachtsmann, der besagte Geschenke dann zufĂ€llig verteilt. So bekommt jeder ein Geschenk und verschenkt ein Geschenk â an wen und von wem bleibt unbekannt.
Wir vĂ”ilill singen wieder O Tannenbaum â diesmal das estnische âO Kuusepuuâ. Ausreichend, um unsere Belohnungen zu erhalten. FĂŒr mich wĂ€hlt der bĂ€rtige Mann in Rot ein hĂŒbsches Deko-Teelichtset und ich nehme nach ein paar weiteren GesprĂ€chen (hauptsĂ€chlich mit Merle) den letzten Bus um 23:34 nach Hause.
 Menschen
Der Hund bellt, das Baby schreit und Helin öffnet mir ĂŒbermĂŒdet die TĂŒr. Wie kann ich es meiner Mentorin da ĂŒbel nehmen, dass wir einander so lange nicht mehr gesehen haben? Genau. Gar nicht. Aber nun haben wirâs geschafft. Ich schlĂŒrfe in ihrem Wohnzimmer Kaffee, wir reden ĂŒber dies und das und ich fĂŒhle mich gut. Oft braucht es nur irgendjemanden, dem man erzĂ€hlen kann, was einem so durch den Kopf geht, um glĂŒcklich zu sein â ganz egal, wer das ist.
Vielleicht sollte ich anfangen, SelbstgesprĂ€che zu fĂŒhren?
Aber nein, jetzt habe ich auch noch Lea. Eine Freiwillige, die vierzig Minuten von mir entfernt wohnt, aus Deutschland kommt und die ich hoffentlich irgendwann bald wiedersehen werde. Wir gehen bei -2° zum Strand, holen uns anschlieĂend Kaffee und Kuchen und quatschen. Redenredenreden. Auf Deutsch! Das hab ich vermisst. Sagte ich das schon? Nein? Na dann.
 So. Das wird wahrscheinlich der letzte Eintrag in diesem Jahr. WĂ€hrend ich kaum glauben kann, dass schon fast vier Monate um sind, freue ich mich auch, am Samstag österreichischen Boden zu kĂŒssen. Bis bald!
Wir sehen uns! NĂ€eme! Magdi
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