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Haarausfall: Was Männern hilft
Wenn die Geheimratsecken auftauchen, lassen sich Männer auf allerlei zweifelhafte Mittelchen ein. Nachweislich wirksam sind aber nur drei Methoden
Vampir-Lifting nennt sich eine Methode, die Frauen eine straffere Haut mit geglätteten Falten verspricht. Sie lassen sich dafür eigenes, aufbereitetes Blut unter die Gesichtshaut spritzen.

Nun haben sich die Ästhetik-Chirurgen die Männer als neue Zielgruppe auserkoren. Bei diesen soll die Eigenblut-Therapie die Haarwurzeln stimulieren und die Haare sprießen lassen. Dafür seien allerdings mehrere Sitzungen nötig. Für die Ärzte ein einträgliches Geschäft. Wissenschaftliche Beweise für die Methode? Keine.
Haarausfall kratzt am männlichen Selbstbewusstsein
Dennoch könnte das Kalkül der Schönheitsoperateure aufgehen. Bemerken Männer den Schwund Propecia auf dem Kopf, zumal in jungen Jahren, leidet schnell das Selbstwertgefühl. Und freiwillig lassen sich überwiegend jene eine Vollglatze scheren, die den Kampf ohnehin schon verloren haben. Die Mehrheit tickt anders: Geheimratsecken lässt sie sich noch gefallen, aber ein kahler Kopf geht bei eitlen Männern gar nicht.
Die Not der Männer machen sich findige Verkaufsstrategen zunutze. Ob Haarwässer, Vitamintabletten, Heilkräuter, Botoxspritzen, Shampoomassagen, Koffein oder Lasertherapie – für zweifelhafte Angebote zückt mancher bereitwillig den Geldbeutel. Dumm nur, dass meistens der Erfolg ausbleibt.
Minoxidil: Blutdruckmedikament als Haarwuchsmittel?
Nachgewiesen wirksam, und auch das nicht bei jedem, sind lediglich zwei Medikamente und die Haartransplantation. Bezahlen muss man hier freilich selbst. Die erste Methode wurde zufällig entdeckt. Anfang der 70er-Jahre kam der Wirkstoff Minoxidil zur Behandlung von Bluthochdruck auf den Markt. Er ist heute noch als Reservemedikament für diese Anwendung zugelassen. Doch vor allem Frauen klagten bald über eine unerwünschte Nebenwirkung: Die Tabletten ließen verstärkt Haare fast am gesamten Körper wachsen.
Hersteller machten sich dies zunutze. Sie produzierten Lösungen und Schäume, die auf den Kopf aufgetragen werden und im Normalfall nur dort wirken. Männer können sich eine fünfprozentige Lösung oder Schaum zweimal täglich in das lichte Haar reiben. "Man sollte früh damit anfangen, dann lässt sich der Haarausfall stoppen", sagt der Dermatologe Dr. Andreas Finner, niedergelassener Spezialist für Haarmedizin und -transplantation in Berlin. "Oft gibt es sogar eine Verbesserung."
Ein Wunder, das legen Studien nahe, sollte man jedoch nicht erwarten. Meist verdickt und vergrößert sich vorhandener Flaum. Bis dies sichtbar wird, vergehen Monate. Die Tagesdosis des rezeptfreien Mittels kostet rund einen Euro. Mögliche Nebenwirkungen sind Haarwuchs an unerwünschten Stellen, Kopfhaut-Reizungen oder eine Allergie. Nur sehr selten sinkt bei örtlicher Anwendung der Blutdruck stark, verbunden mit Schwindel und Herzklopfen.
Mittel gegen Prostatavergrößerung hemmt den Haarausfall
Auf längere Sicht für wirksamer hält Finner den Wirkstoff Finasterid (Tageskosten: rund zwei Euro). Die rezeptpflichtigen Tabletten greifen in den Mechanismus ein, der die Haare bei vererbter Empfindlichkeit ausfallen lässt. Der Grund ist das "Männerhormon" Testosteron, das vor Ort in das viel wirksamere Dihydrotestosteron umgebaut wird.
Diese Umwandlung hemmt Finasterid, wenn auch nicht vollständig. Dadurch bremst der Wirkstoff, der in höherer Dosierung gegen das gutartige Prostatasyndrom eingesetzt wird, den Haarausfall – und lässt bei etwa drei Vierteln der Behandelten im Schnitt rund 17 zusätzliche Haare pro Quadratzentimeter sprießen, so zumindest das Ergebnis einer Studie mit mehr als 1500 Teilnehmern. Für eine bleibende Wirksamkeit muss es ebenso wie Minoxidil dauerhaft angewendet werden.
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