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paintbrushandkey · 1 year ago
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Welch ein Meisterwerk.. Mit studierenden Augen begutachtete er die Lampe, die der Dunkelhaarige triumphal in die Höhe erhob und ihm einzelne Details erläuterte. Die Begeisterung war ihm förmlich in das Gesicht geschrieben; eine Handwerkskunst! All die einzelnen handwerklichen Schritte — Ethan hat wahrscheinlich unendliche Stunden darein investiert. Und diese Verliebtheit ins Detail. Das Herz des Künstlers pochte; wie sollte er sich jemals für dieses liebevolle Geschenk revanchieren?
Mit achtsamen Griffen drehte Theo die Nachttischlampe in seinen Händen. Als ob er ein jahrhundertealtes Fragment in seinen Gliedmaßen halten würde; zaghaft und vorsichtig. Er kannte seine Tollpatschigkeit, sie war (s)ein typisches Charakteristikum. Obwohl er eine künstlerische Begabung aufwies, hatte er in anderen Lebensphasen zwei linke Hände. Der Franzose war ein Chaot.
Behutsam stellte er die Lampe auf den zugestellten Schreibtisch, ein freies Plätzchen hatte er entdeckt. Zwischen angetrockneten Pinseln und alten Zeitungsbroschüren. „Wie soll ich Dir jemals dafür danken?“ Die Augen des Parisers sahen dem hochgewachsenen Mann geradewegs ins Gesicht. Dieser winkte nur ab, lenkte das Gespräch auf die Tasse Kaffee zurück. Ein Mann, der sich anscheinend mit kleinen zwischenmenschlichen Gesten zufriedenstellte.
Der Plastiklöffel in der Tüte raschelte, mehrmals ließ er das gemahlene Pulver in dem Filter verschwinden. Theodor besaß keine Hightech-Kaffeemaschine, einen Vollautomaten, der neben gewöhnlichem Kaffee — auch noch diverse andere Sorten aufbrühen konnte. Er gab sich jedoch mit seinem einfachen Kaffeefilterautomaten zufrieden; die dunkle Brühe sammelte sich in der gläsernen Kanne. Aus dem Mini-Kühlschrank - der eigentlich für Getränke gedacht ist - holte er noch Kaffeesahne und Milch hervor. Frisches Besteck steckte er provisorisch in eine Tasse. Die Zuckerdose stand schon auf dem Schreibtisch parat. Die Kaffeemaschine hatte einen kleinen Ehrenplatz im Studio erhalten; nun, es war auch die einzige zugängliche - freie - Steckdose im Raum. Abgestellt auf einem bemalten Hocker. Zischende Geräusche ertönten aus der Maschine, der heiße Kaffee floß in die Kanne. Gurgelnd und plätschernd — wie ein alter Wagen, der sich mühselig auf dem Asphalt fortbewegte.
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paintbrushandkey · 2 years ago
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Als er die Hand des Blondschopfes ergriff entfuhr ihm ein leises Lachen, denn er hatte geradewegs in etwas Farbe gefasst. Es störte ihn kein Bisschen, was er auch dem Künstler gegenüber äußerte und als ihre Hände sich wieder getrennt hatten verharrte sein Blick einige Augenblicke lang auf den kleinen Farbflecken auf seiner Handfläche ehe er Theodor abermals anlächelte. “Das ist nicht nötig. Sieh nur..” er drehte die Handfläche etwas und grinste dann. “Wenn man genau hinsieht könnte man meinen, der Klecks sieht aus wie eine.. mhm.. eine Ente!” Der Schalk sprach aus ihm und natürlich war da rein gar nichts zu erkennen, aber manchmal, da war Ethan eben ein kleiner Kasper.
Doch während sie durch das Atelier gingen und Theodor ihm einige seiner Werke zeigte, wurde Ethan stiller. Er lächelte vor sich hin, während sein Blick gar nicht wusste, welches der Werke er zuerst bestaunen sollte.
Schließlich standen die beiden Männer in einem Raum, gefüllt von allerhand Utensilien, die teilweise noch unberührt darauf warteten, dass der Andere sie nutze und als Ethan bemerkte, wie unangenehm dem Künstler das leichte Chaos war, warf er jenem einen verständnisvollen Blick zu.
“Die Unordnung muss dir nicht unangenehm sein, Theodor. Gerade weil nicht aufgeräumt ist wirkt es hier so.. lebendig!” Ethan lächelte den Anderen aufmuntern an ehe er seinen Jutebeutel auf dem nahegelegenen Schreibtisch abstellte. “Hier, ich hab dir übrigens eine Kleinigkeit mitgebracht. Frische Bagels und das hier..” vorsichtig holte er den gläsernen Würfel hervor und überreichte ihn dem Künstler. “Sternennacht von Van Gogh ist mein liebstes Gemälde. Keine Ahnung wie viele Stunden ich bereits im MoMA verbracht habe, auf die Ölfarben starrend, bis meine Augen damit begonnen haben mir Streiche zu spielen und das Gemälde in Bewegung versetzten.” Der Dunkelhaarige lachte leiser. “Und neulich auf dem Flohmarkt sah ich diese Lampe und dachte mir, ich mache dir damit eine kleine Freude.” Mit leeren Händen einer Einladung folgen war unhöflich, hatte seine Mutter ihm immer gepredigt und Ethan war Jemand, der sich Gedanken machte, bevor er schenkte. Also hatte er hier und da selbst etwas Hand angelegt und zwar so lange bis er sich sicher war, dass Theo sich freuen würde. “Ein Kaffee oder ein Tee wäre toll, danke.” Gab er noch zur Antwort ehe er dem jungen Mann einen kleinen Knopf zeigte, mit welchem er das Licht ein und wieder aus schalten konnte.
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paintbrushandkey · 2 years ago
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Klopf klopf. Einmal, zweimal.. Der blondhaarige Künstler horchte auf, die haselnussbraunen Augenduale weiterhin auf die Leinwand gerichtet. Ein Schauspiel aus düsteren Farben, im Einklang zu einer menschlichen Silhouette. Untermalt mit einzelnen hellbraunen Pinselstrichen - ergaben das schöpferische Werk seiner prägenden Fantasie. Ein Blick auf die Wanduhr, ließ den Hippocampus alarmieren: Ethan! Verdammt. Theodor hatte die Zeit aus den Augen verloren, samt aus seinem Gedächtnis. Die Fingerkuppen an dem schmuddeligen Baumwolltuch abtrocknend, setzte sich der gebürtige Franzose in Bewegung. Das Atelier hatte seit rund zwei Stunden geschlossen - doch für seinen Neuankömmling nahm er sich die Freizeit, die er normalerweise auf dem Sofa verbrachte. Oder im Studio. Nur wenige Schritte trennten ihn vom Eingang; der Schlüssel entriegelte die Blockade, bestehend aus Riegel und Zylinder.
"Hi! Komm rein..", grüßte er den hochgewachsenen Braunhaarigen, der ihn mit einem höflichen Lächeln und schimmernder Iris ansah. Das Baumwolltuch mittlerweile in die Hosentasche geklemmt, reichte der zugezogene Pariser die befleckte Hand und registrierte im letzten Moment, die Farbsprenkel auf der Hautoberfläche. Zu spät, Ethan griff geradewegs hinein. "Entschuldige. Du kannst dir ruhig die Hand gleich im Studio abwaschen", versuchte er die Situation zu retten, doch sein Gast winkte grinsend das Angebot mit einem Kopfschütteln ab.
Eine kurze Führung des Ateliers war er dem New Yorker schuldig gewesen. Die Werke hingen an metallischen Drähten von der Decke hinab, versehen mit kurzen Beschreibungen. Ein Flair von Industrialisierung und Moderne flutete seinen Zufluchtsort, dem Stil war der junge Franzose zugeneigt gewesen. Angekommen im Studio - ein Hinterraum der Immobilie - glich einem unordentlichen Kinderzimmer. Vereinzelt lagen Farbeimer verstreut auf dem Fußboden, unberührte Leinwände stapelten aufeinander und der Schreibtisch, am anderen Ende des Raumes, fungierte als Abstellmobiliar und Esstisch. Das Chaos brannte sich als Scham in Form von glühenden Wangen auf seinem Gesicht. "Ähm.. Magst du etwas Trinken?", stammelte der Blondhaarige peinlich berührt; ein Versuch um von der Unordnung abzulenken.
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paintbrushandkey · 2 years ago
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Es war bereits früher Nachmittag als Ethan aus dem Zug stieg und sich durch die Menschenmassen in der Grand Central Station hindurch zwängte, bis er es schließlich geschafft hatte und in der Subway in Richtung Brooklyn saß. Er warf einen Blick in seinen Jutebeutel um sicherzustellen, dass die kleine Aufmerksamkeit, die er bei sich hatte im Gedränge nicht zu Schaden gekommen war, ehe er es sich auf seinem Fensterplatz gemütlich machte, so gut man es sich eben auf einem harten Plastiksitz gemütlich machen konnte. Ethan mochte das leichte Ruckeln der Bahn und die Aussicht über den East River und die Brooklyn Bridge, welche man auf dieser Strecke hatte. An manchen Tagen, wenn die grauen, tiefhängenden Wolken sich nicht so wie heute dicht gegen die Fassaden der Hochhäuser schmiegten, konnte man noch so einige andere Sehenswürdigkeiten der Stadt entdecken, insofern man darauf achtete. In seinen Augen war New York ein einziges Kunstwerk, bunt und finster zugleich. Durchzogen von Einflüssen aus der ganzen Welt. Und auch wenn er selbst kein Künstler war, viel eher ein stiller Beobachter und Genießer der Kunst, so hatte er vor Kurzem Jemanden kennengelernt, bei dem es genau umgekehrt war. Theodor war ein Künstler und der Dunkelhaarige hatte sich sehr über die Einladung gefreut, jenen in dessen Atelier besuchen zu dürfen. Er war gespannt darauf zu sehen, was genau die Kunst des Anderen war und vor Allem wie dieser es schaffen wollte Ethan mehr in die Welt der Kreativität eintauchen zu lassen.
Damals im Kunstunterricht hatten seine Arbeiten nur wenig Punkte erhalten. Irgendwann hatte er für eine Mitschülerin im Werk-Unterricht die anstehenden Aufgaben erledigt und sie hatte im Gegenzug sämtliche kreative Projekte übernommen, weil er sonst wahrscheinlich durch den Kurs gefallen wäre. Ein guter Deal für beide Parteien. Jedoch war der Hüter stets offen dafür Neues, oder in dem Fall etwas Ausbaufähiges, auszuprobieren und so schob er sich eine kurze Weile später seine Kopfhörer von den Ohren, bevor er an die Tür des Ateliers klopfte und abwartete.
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