Die Nacht im Zug von Toulouse nach Paris war so mittel bis grenzwertig. Erst ein totaler Krampf um die Lagerung der Räder (in den Taschen verpackt). Zwischenzeitlich sollten wir sie durch den ganzen Zug in einen anderen Wagon bringen. Völlig unrealistisch im Thalys mit schmalen Gängen und diesen unförmigen Fahrradtaschen. Dann war plötzlich doch okay, dass sie irgendwo im Gang standen. Das Liegeabteil war mit 6 Personen voll belegt, ohne Fenster und auf der obersten Liege sehr warm und Platzangst keine Option. Aber irgendwann war 6.30 Uhr und auf dem Gare d‘Austerlitz wieder die Räder zusammenbauen, durch Paris (erstaunlich fahrradfreundlich) und am Gare du Nord wieder auseinander bauen. Das petit déjeuner vor dem Bahnhof hat für alles entschädigt.
Dann endlich geschafft. Jetzt warten noch diverse Zugabenteuer auf uns und der gefährlichste Teil der Tour: Die Fahrt durch Paris von Bahnhof zu Bahnhof.
Jeder Pass ist anders. Hier die Steueroasenvariante. Am Pass oben fünf Tankstellen mit billigem andorranischen Sprit. Kurz unterhalb des Passes dann das steuerfreie Mekka für alle Touris - grauenhaft, weitere 10 Tankstellen und jede Menge Geschäfte. Dann die Zollstation kurz unterhalb, wo die ganzen Zigarrenstangen wieder aus dem Kofferraum geholt wurden. 😀
Die Auffahrt zum nächsten Pass war leider durchgängig LKW-Straße. Der einzige Versuch, einen Nebenweg zu nehmen, scheiterte kläglich. Also wieder zurück zu den LKWs - 33 Kilometer, 1.500 Höhenmeter in 6 Stunden.
Morgen geht es noch einmal quer durch Andorra. Wann kann man schon mal sagen, dass man ein Land mit dem Fahrrad an einem Tag durchquert hat. Gegen 18.00 Uhr müssen wir auf jeden Fall am Ziel sein. Dort wartet unser Zug, der uns nach Toulouse bringt. Dann geht es von dort weiter im Schlafwagen nach Paris.
Nachtrag: Vor den letzten Anstieg waren alle Wasservorräte leer. In einer 33 (!) Seelengemeinde fand sich eine Wasserstelle. Im Trog schwammen unzählige Kaulquappen. Das soll eine Garantie für gutes Wasser sein. Die plötzlich auftauchende Dorfälteste riet ab und zeigte einen Geheimbrunnen. Ob der vertrauenswürdiger war?
Nach dem Colle 4 Km steil bergab und mitten im Hang mit traumhaften Blick auf die Berge Andorras unsere Unterkunft. Wir haben einmal die ganze Speisekarte bestellt.
Dann war es soweit. Spanien ist Geschichte. Die letzte Unterkunft liegt knapp auf andorranischem Gebiet. Man munkelte vorher schon von hotelähnlichen Zuständen und tatsächlich: Eine richtige Dusche, ein Bett und …. ein Handtuch, groß, dick und weiß! Nicht mehr dieses Minihandtuch aus Kunstfaser, das sich nach der Dusche sofort an der ersten Hautstelle am Körper festsaugt und sich weigert, darüberhinaus seinen Dienst zu verrichten.
Tag 7 - Die Gretchenfrage - Wie mag man den Tagesverlauf am liebsten? Erst der Anstieg und dann eine lange Abfahrt zur Hütte? Oder erst die Abfahrt und dann ein Anstieg zum Ziel - mit dem Vorteil der einsamen Unterkunft, dem Sternenhimmel und der Abfahrt am nächsten Tag?
Heute gab es den Mischmasch. Erst die lange Abfahrt nach Llavorsi und dann 1.100 Meter nach oben. Dann wäre auch gut gewesen. Es folgten aber noch 80 HM, dann 200 HM und dann nochmal knapp 400 HM. Am Ende wurde einfach nur noch geschoben und man stellt sich ernsthaft die Frage, was wäre, wenn man einfach stehen bleiben würde.