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Logbuch der WoMoBarbara de Braganza
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„Everyone thought it would be the best voyage of their lifes. How wrong they were.“
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schlueti-schluet · 3 years ago
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Freitag, 03.09.2021
Hamburch, keine Perle
Leider muss ich diesen Eintrag mit einer Richtigstellung beginnen. Unwissentlich beging ich Betrug an meinem eigenen Lebenslauf und meiner allzu gutgläubigen Leserinnenschaft, welch Schande. Wie meine Tante mir mitteilte, gilt meine großherzige Großmutter nicht zur Gänze als blaublütig, da sie als Tochter einer bürgerlichen Frau und eines Grafen zur Welt kam. So gesehen mag ich mich als viertelgräflich betitelt haben, kann jedoch lediglich mit einem Achtel blauen Blutes herhalten. Und irgendwie findet Ingrid daher, dass ich kein Viertelgraf am Glampvatten sein kann, was mir nicht zu einhundert Prozent einleuchtet, denn Titel ist Titel, oder nicht? Zumindest wissen wir nun weshalb sich die Moskitos im schwedischen Wald einen feuchten Dreck um das Mücken Edikt scherten, unsere achtelgräfliche Autorität war offenkundig einfach nur zum Stechen. Aber wenn man bedenkt, dass Annika drölfzig Mückenstiche hatte und ich nur zwei, dann können wir festhalten: Blaues Blut ist sauer. Oder die sauren Ausdünstungen von drölfzig Landebieren hielten die Mücken von mir fern, was ich auch nicht ausschließen möchte. Um Klarheit zu schaffen müssten wir die Reise ein zweites Mal unternehmen, was ich sehr gern tun würde, doch ich müsste auf Landebiere verzichten, was ich leider ausschließen muss. Im Herbst fahren Mama und Papa zum See, und wir hoffen darauf, dass meine tatsächlich viertelblaublütig und meiner Rechnung nach halbgräfliche Mutter ein Machtwort sprechen wird. Kack Mücken.
Nun wachten wir neben einem dänischen Konzentrationslager oder etwas derart Fürchterlichem auf. Viel beschissener geht‘s kaum, aber wir wollten ja ohnehin weiter. Zwei Blicke auf die Uhr und auf Google Maps genügten für Klarheit: Wir waren viel zu spät für eine reibungslose Durchfahrt durch Hamburch. Also frühstückten wir ein schnelles Heißgetränk und stellten unsere 4,8 t auf die dänische „Autobahn“. Kurze Zeit später gesellten wir uns mit tausenden Leidensgenossen in die Stauschlange bei Hamburch (diesen Vorort von Bremen, circa 100 km nördlich gelegen). Und irgendwie steht man hier jedes Mal. Was die Leute alle hier wollen? Glücklicherweise hatten wir reichlich Proviant an Bord und Annika schmierte uns feine Schnittchen, während das Anfahren und Abbremsen mir ein restless leg syndrome bescherte.
In Kaltenkirchen schloss sich der Kreis unserer Reise. Hier verbrachten wir vor drei Wochen die erste Nacht des Urlaubs. Heute steuerten wir die Ver- und Entsorgungsstation an. Leider befand sich heute eine Kirmes im Aufbau, sodass die einzige Zufahrt zur VE eingeengt war. Ein schlecht gelaunter Sicherheitsmann ignorierte uns. Die zahlreichen Zirkusleute und Handwerker hingegen bedachten uns mit rüden Gesten, wobei Kopfschütteln noch die freundlichste war. Tat uns ja leid den Aufbau des Jahrmarktes zu stören, aber Freunde, wir hatten 30 Liter „Schwarzwasser“ geladen und die wollten entsorgt werden, bevor wir das WoMo in Halver dem Schwiegerwolfgang zurückgeben.
Mit einigem Gekurbel (im Moser Slang wird es vom Beifahrer stets mit „Tonikoti-tonikotah“ kommentiert) erreichten wir die VE. Selbstredend war sie nicht kostenfrei und nicht sauber. Bezeichnend fand ich auch, dass die Anlage eingezäunt war, sodass der Automat nur mit Mühe bedient werden konnte - natürlich nahm der nur passende Münzen, kein Wechselgeld, keine Kartenzahlung möglich. Im Land der Dichter und Denker lieben wir Service, aber wir hassen es ihn anzubieten. Das sah man auch dieser VE an und am liebsten hätten wir nach dem Entsorgen unsere Schuhe noch an Ort und Stelle verbrannt. Gut, dass wir kein Frischwasser brauchten, das hätten wir ohne Fäkalokokken nicht in den Tank gekriegt… Habe ich mich neulich noch über deutsche Touristen lustig gemacht, die allzu begeisterungsfähig für saubere und kostenfreie VEs in Skandinavien sind - ich bin jetzt einer von euch. ✌🏼
Auf dem Rückweg zur Autobahn manövrierten wir die Barbara de Braganza nur Zentimeter an einem Kirmes-LKW vorbei und holten uns die offenbar gebotene Menge an Schimpf und Schande ab. Keinen Vormittag waren wir zurück in Deutschland und schon fühlten wir die Heimat, die ich doch so liebe. Wo wir hinsahen: Zielstrebige und entschlossene Gesichter, die sich von nichts auf der Welt an der Erledigung der Alltagsgeschäfte abhalten lassen. Am wenigsten von anderen zielstrebigen und entschlossenen Gesichtern! So wurden wir binnen kurzer Zeit nicht bloß Zeugen waghalsiger Fahrmanöver, sondern auch interessanter Aufeinandertreffen auf dem Gehweg fahrender Radfahrer und auf dem Radweg laufender Fußgänger, die stets und unweigerlich in wildem, beidseitigem Gepöbel gipfelten. Das ist unsere Form des savoir-vivre. Pöbeln und pöbeln lassen.
Deutschland ist ein interessanter Wildpark.
Abschließend bedanke ich mich bei unserer treuen Leserschaft für die Begleitung unserer Reise, bei Wolfgang für den Rund-um-die-Uhr-Technikservice am Telefon, bei Skandinavien und bei Annika, weil es euch gibt. ♥️
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schlueti-schluet · 4 years ago
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Donnerstag, 02.09.2021 - Pantomime auf der Autobahn
Liebes Logbuch,
heute mussten wir einen frühen Wecker nehmen und die Zelte abbrechen. Wie jeder Urlaub muss auch diese wunderbare Skandinavien Tour ein Ende finden. Nach dem Aufstehen galt es daher das Gelände aufzuräumen und die Gebäude zu verrammeln. Anschließend musste das WoMo für die Abfahrt vorbereitet werden: Wegstauen, packen, spülen, aufräumen. Das war genauso langweilig wie es sich jetzt liest, vorallem aber zeitraubend. Darum hatte Tante Ragnhild uns ein weiteres Mal zu ihrer Hütte eingeladen: Heute gab es ein reichhaltiges Frühstück mit vielen herzhaften und süßen Leckereien, zubereitet auf einem gusseisernen Ofenherd. So nahmen wir hungrig im Miniaturwintergarten Platz und ließen uns Joghurt, Brötchen, Zimtschnecken und Eier schmecken, während die Mokkakanne uns vom Ofen her in orgasmische Düfte hüllte und leise frotzelte. Eigentlich war dieses Festmahl als ein kurzer Boxenstopp auf der Heimfahrt geplant, doch waren Service und Gesellschaft so hervorragend, dass wir die Zeit aus den Augen verloren. Von Tante Ragni und Onkel Michael erfuhren wir nicht nur den neuesten Tratsch aus dem Dorf, sondern auch die Fehlentwicklungen schwedischer Gesundheitspolitik. Das war ganz wunderbar und wir kommen gerne wieder, falls wir dürfen.
Sodann traten wir die Rückfahrt an. Es folgte eine Tankfüllung in Lilla Edet, die uns auf den Boden der Tatsachen zurückholte (ein Literpreis zum Zungeschnalzen). Dann reihten wir uns in die Heimfahrerkolonne aus Deutschen und Dänen ein. Natürlich ließ sich auch heute die Treppe nicht einfahren, weshalb sie wie eine waghalsige Erinnerung an die Breite unseres Fahrzeuges neben uns herflog. Und natürlich blieb dieses Wohnmobilisten-„NoGo“ auch heute weder unentdeckt noch unkommentiert. Ein Wohnmobil überholte uns und während dieses atemberaubenden Manövers zwischen Sonderkraftfahrzeug und Sonderkraftfahrzeug streckte die Beifahrerin den Kopf und beide Arme aus dem Fenster. Einhundertundeins Kilometer pro Stunde schwedischen Fahrtwindes föhnten der Dame quer übers Gesicht, doch die war dermaßen entschlossen, sag ich euch. Sie drückte alle Tränen zurück in den Tränennasengang, sie musste unbedingt diese Botschaft übermitteln! Während sich hinter uns ein kleiner Stau bildete, stellte die Beifahrerin mit ihren gefährlich weit aus dem Fenster hängenden Händen eine Größenabstufung in mehreren Schritten dar, wobei ihre Hände so unfassbar parallel zum Straßenbelag waren, dass alleine das schon reichte um mich zum Lachen zu bringen. Während der Fahrtwind alles gab um ihr die Armbanduhr oder gleich den ganzen Kopf abzureißen, wiederholte sie ihre Nummer sogar nochmal. Und die Größenabstufungen waren, da bin ich mir sicher, exakt gleichgroß wie beim ersten Durchgang. Diese Frau war entweder ausgebildete Zirkusartistin oder Flugbegleiterin. Jedenfalls war die Darbietung dermaßen Präzise und die Bedingungen so unglaublich widrig, dass es einfach nur komisch gewesen wäre nicht zu verstehen, was sie meinte. Aus dem PKW-Stau hinter uns beteiligten sich einige am Ratespiel und schlugen „Adidas!“ und „die Daltons, von Lucky Luke!“ vor. Natürlich wussten wir schon beim Herunterfahren des Beifahrerfensters, dass man uns auf unsere Treppe aufmerksam machen würde. Wir winkten der Pantomime-Dame freundlich lächelnd und sie zog ihre Arme und den Rest ihrer Frisur zurück ins Cockpit. Das war schön.
Spät in der Nacht wurden wir zunehmend müde und genervt von der unübertroffen dämlichen Verkehrsbeschilderung in Dänemark. Wir betrieben eine umfangreiche Machbarkeitsstudie mit dem Thema „Weiterfahren und vor dem Berufsverkehr durch den Elbtunnel sein“. Machbar ist ja einiges, aber scheiße noch viel mehr, und schlussendlich wählten wir den letzten kostenfreien Stellplatz auf der dänischen Seite kurz vor der Landesgrenze. Dieser war fußläufig zu einem ehemaligen Konzentrationslager der Nazis. Nachdem wir bereits in Dänemark und Norwegen durch deutsche Bunkeranlagen des zweiten Weltkriegs spaziert waren, erinnerte uns diese KZ-Gedenkstätte ein weiteres Mal an die braune Schande unseres Landes. Frustriert darüber, dass die kack Blauen mal wieder viel zu hohe Umfragewerte für die Bundestagswahl bekamen, machten wir uns eine gute deutsche Dosensuppe warm. Dazu tröstete mich ein Landebier.
Morgen berichte ich von der deutschen Laissez-faire, auch bekannt unter „no worries Germany“. Und von der schlechtesten VE Europas.
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schlueti-schluet · 4 years ago
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Mittwoch, 01.09.2021
Der Viertelgraf zu Glampvatten
Liebes Logbuch,
heute hat Annika ihre Mückenstiche gezählt und bei 23 aufgehört. Die Viecher haben sogar durch die Hose gestochen! Davon haben bestimmt nicht einmal die Nonnen in Tansania was gehört. Ich hatte so ungefähr drei Mückenstiche. Die reichten mir aber auch. Jedenfalls wurden wir heute Nacht gegen zwei Uhr dreißig von Annikas juckenden Füßen geweckt, die so heftig aneinander geschuppert wurden, dass das WoMo wackelte.
Den bewölkten Morgen nutzten wir und stapften über den „Telefonberg“ zu einem Aussichtspunkt, der freien Blick in ein Tal gewährt. Hier verteilten wir aufgeschnittene Äpfel, die Elche für unsere nächtliche Pirsch anlocken sollten. Auf diese Idee brachten uns Schilderungen Einheimischer, allerdings war uns nicht klar ob man säckeweise Äpfel auftürmen müsste oder ob auch ein paar kleine Apfelschnitze genügen würden. Nach einer Inhaltsüberprüfung unserer Vorräte entschieden wir uns für zwei angematschte niedersächsische Braeburn, die wir achtelten und in das Tal schleuderten.
Die Entschleunigung eines Urlaubs ohne Spülmaschine erforderte nun wieder nasse Handarbeit, denn nicht nur Wolfgangs Grill wollte die Spuren des Grillabends beseitigt wissen. Fast nahtlos gingen wir über in die Zubereitung des Mittagessens: Annika zauberte aus ihrem hervorragenden Gedächtnis eine vegetarische Nudelpfanne „Asia“ und wir mampften vergnügt im mittäglichen Sonnenschein. Den sich anschließenden Nachmittag verbrachten wir am Sandstrand des Store Väktor Sees und spielten das Brettspiel (Triominos), das Annika natürlich souverän gewann.
Der Aufenthalt am Ort meiner Sehnsucht brachte natürlich auch Gespräche über die Geschichte des Hofes sowie meine Familiengeschichte zutage. Meine Großeltern erwarben den verfallenen Waldbauernhof, genannt „Kringvatten“ (= kreisrundes Gewässer) und restaurierten diesen nach Maßstäben des 19. Jahrhunderts, weshalb mein Vater den Aufenthalt hier stets als „Indoor Camping“ bezeichnet: Keine Dusche, keine Steckdose, dafür aber ein Freiluft Plumpsklo. Unsere Anreise mit einer mobilen Dusch-Handyladestation-Klo-Kombination auf 4,2 t Gesamtmasse kann man daher getrost als „Glamping“, also Glamour Camping bezeichnen (den Begriff Glamping haben wir uns nicht ausgedacht, das waren andere - zu unseren Hirngespinsten komme ich gleich noch). Wie dem auch sei, jedenfalls war Oma eine geborene Gräfin, doch leider hat sie uns kein Schloss mit Krokodilen im Burggraben vermacht, denn das musste sie im Krieg verkaufen um hungrige Mäuler zu stopfen. Trotzdem fließt ein Viertel blaues Blut in meinen Adern (ich glaube deshalb bin ich wechselwarm, oder so). Und darum hat Annika befunden ich sei kein Wegelagerer, kein Vagabund am See - sondern der Viertelgraf zu Glampvatten 🤴🏼. Sogleich erhob sie sich zur Viertelgräfin und verabschiedete das erste rechtskräftige Pamphlet, das als Mückenbann von Glampvatten in die Annalen des Waldbauernhofes eingehen wird: Mücken hatten ab sofort striktes Aufenthalts- und Stechverbot auf unseren viertelgräflichen Ländereien. Meine Bedenken ob der Rechtskraft ihres Edikts, da wir noch nicht vermählt sind (Annika lehnt dies strikt ab solange ich noch keinen Weg gefunden habe gemeinsame Nachkommen selbst auszutragen), verscheuchte Annika mit ungeduldigem Gefuchtel ihrer viertelgräflichen Durchlauchtigkeit.
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Nachdem das Mückenproblem nun gelöst war, kneteten wir Burger Pattys. Wir grillten sie über offenem Feuer und backten Kartoffeln in der Glut. Ein Beilagensalat rundete ein durchaus royales Mahl ab, das mit Bier runtergespült wurde. Anschließend packten wir Kissen und Decken für die Elchpirsch ein, zogen uns warm an und sprühten uns mit zehn Lagen Autan Anti-Mücken-Spray ein - nur für den Fall! Dann schleppten wir unsere satten Bäuche auf den Ausguck, richteten uns auf Kissen ein und deckten uns zu. Als sich meine Augen an die Abenddämmerung gewöhnt hatten, fand ich die grell orangefarbenen Fleecedecken doch sehr grell und das Autan stank zum Himmel. Ob die Apfelscheibchen gegen den Plastikgestank von dicken Elchnasen noch zu erschnüffeln sein würden? Es blieb zu hoffen, dass heute ein verschnupfter Elch mit Sehschwäche Dienst haben würde. So blieben wir reglos sitzen.
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Zwei Minuten später summten eintausend Mücken, Kriebelmücken und Schlimmeres über unseren Köpfen und machten einen Höllenlärm, der mit Sicherheit bis ins Tal zu hören war. Offenbar hatte sich der Mückenbann zu Glampvatten noch nicht bis in den Wald herumgesprochen… Tapfer verharrten wir auf dem Felsen, bis die Dunkelheit den Wald um uns verschluckte und wir auch einen kurzsichtigen oder farbenblinden, tauben und anosmatischen Elch nicht mehr hätten sehen können. Also beendeten wir die Elchpirsch und bahnten uns mit Handytaschenlampen den Weg zurück zur Bergkuppe. Im Flüsterton fachsimpelten wir über das Geschehene und achteten hauptsächlich auf unsere Füße im steinigen Terrain - bis plötzlich direkt neben uns etwas Riesiges durchs Unterholz brach! Wir erstarrten in der Bewegung und lauschten: Was auch immer in der Schwärze der Nacht direkt neben dem Weg stand, hatte unglaublichen Lärm gemacht. Infrage kamen folgende Lebewesen, absteigend nach Wahrscheinlichkeit: 1. ein Mammut, 2. ein Mensch auf vier Stelzen, 3. ein Elch oder 4. ein eher tollpatschiges Reh. Wie versteinert glotzten wir in die Dunkelheit, doch konnten schlichtweg absolut gar nichts erkennen! Wir wechselten zunehmend nervöse Blicke, schließlich gibt es im hohen Norden Schwedens auch Bären - und wer weiß, durch Corona geschuldetes „nature is healing“ und den Klimawandel ist heutzutage doch wohl alles möglich. Nach einer schieren Ewigkeit, in der mein Kopfkino mir verschiedene Versionen eines wilden Faustkampfes mit 1. einem auf Stelzen laufenden Wikinger, 2. einem Bären oder 3. hoffentlich dem eher tollpatschigen Reh (bitte, lieber Waldgeist, lass es das Reh sein!) vorführte, stürzte sich das Etwas in entgegengesetzter Richtung davon, über die Bergkuppe, in direkter Richtung der Apfelschnitze. Da nun sowohl Wikinger als auch Elche bekannt für Apfelkonsum sind, kann nicht abschließend geklärt werden wer in dieser besonderen Nacht eine Audienz beim verarmten Waldadel hatte.
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Auch diese fantastische Spätsommernacht ließen wir am Lagerfeuer ausklingen. Der große Wagen sah heute Nacht wie die Axt eines Wikingers aus.
Morgen berichte ich von Pantomime auf der Autobahn!
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schlueti-schluet · 4 years ago
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Dienstag, 31.08.2021
Liebes Logbuch,
heute mussten wir unsere Schlafspeicher auffüllen. Schließlich ist auch Urlaub! Elf Stunden knackten wir fast ohne Pause, was Annika „sehr gut“ fand. Anschließend gab es das volle Programm: Brötchen, Ei, Tee. Nach einer kurzen Geländebegehung inklusive Erklärung grundlegender Schlüterscher Begrifflichkeiten wie „Telefonberg“ (hier gibt es ausreichend Empfang zum telefonieren, ansonsten ist das Grundstück eher Funkloch) bekam Annika ein schnelles Sonnenbad zur Erholung. Beim Abspülen kassierten wir diverse Mückenstiche, weil der Spültisch noch halb im Schatten lag. Das war die Quittung für den Versuch vor 12 Uhr produktiv sein zu wollen. Machen wir sicher nicht nochmal! In Tansania hatte Annika von den Schwestern der Zahnstation gelernt, dass Mosquitos nur im Schatten und in Windstille angreifen. Auf diesen Wissensvorsprung griffen wir fortan zurück. Annika rezitierte gern und oft und schloss stets mit erhobenen Zeigefinger: „Haben die Nonnen gesagt!“. Die stetig wachsende Anzahl an Mückenstichen hingegen bildete dies nicht wirklich ab, aber dazu komme ich später noch.
Annika war noch keine 24 Stunden im Funkloch im Wald und fing schon an mit der Natur zu sprechen. Den morgens bedeckten Himmel bemängelte sie fortwährend und rief in regelmäßigen Abständen in den tiefen Wald: „Ich hatte aber mit Sonne bestellt!“ oder einfach auf Dänisch: „Jeg mangler solskin!“.
Nun schnappten wir uns erneut unsere SUPs und paddelten zu einer im Nachbarsee gelegene Halbinsel, die trockenen Fußes nur per Boot erreicht werden kann.
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Dort angekommen konnten wir erfrischende Sprünge ins wirklich kühle Nass unternehmen und anschließend in der Sonne trocknen.
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Am Nachmittag bekamen wir Besuch von einer schwedischen Freundin, Viktoria. Wir kennen uns seit Kindesbeinen, und da wir uns nur jährlich treffen, gab es auch diesmal wieder viel zu erzählen. Dazu grillte Schwiegerwolfgangs Grill was das Zeug hielt. Verköstigt wurde Grillgut zu Weißwein und Bier.
Wir rundeten den Abend mit einem Lagerfeuer ab. Der Himmel war auch heute Nacht sternenklar. Zuverlässig wie der Spekulatius am ersten September im Supermarktregal steht, identifizierten wir beide „den großen Wagen“. Weitere Sternenbilder waren ganz sicher erkennbar, entzogen sich aber unserer Kenntnis.
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Morgen berichte ich von der Elchpirsch!
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schlueti-schluet · 4 years ago
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Montag, 30.08.2021 - Die Kniffel Königsklasse
Liebes Logbuch,
Fähren gibt es früh, mittags und spät. Heute wollten wir nach Schweden übersetzen und nicht den ganzen Tag verdaddeln. Somit schrillten die Wecker um, ich mag mich kaum zurück erinnern, fürchterliche 06:00 Uhr früh. Pfui. Zudem knallte Annikas Handy mit maximaler Lautstärke, weil sie am Abend vorher vergaß die Lautstärke einzustellen. Oder wie sie es ausdrücken würde: Weil ich als grantiger Beifahrer ungeduldig auf den Tasten herumgepatscht hatte. Der erste Konflikt war somit schnell gefunden und ob der unchristlichen Uhrzeit flogen Worte wie Schrapnelle durch das Wohnmobil. Dazu muss gesagt werden, dass wir ganz grundsätzliche Kommunikationsprobleme haben, denn Annika spricht immer zu leise und in die falsche Richtung - oder, wie sie sagen würde, höre ich einfach unglaublich schlecht. Hinzu kam nun, dass Annika früh morgens nicht willens, aber vermutlich auch nicht in der Lage ist überhaupt in ganzen Sätzen zu sprechen, sich meine Auffassungsgabe zu dieser Tageszeit aber natürlicherweise auch nicht auf dem Höhepunkt ihrer Leistungsfähigkeit befindet. Ich wusste ganz genau, dass ich bei der nun anstehenden Runde „the floor is potentiell gesundheitsschädlich und sollte nur mit Schuhsohlen berührt werden“ das Spiel meines Lebens würde spielen müssen, damit die Situation keine akute Exazerbation erführe. Ich wollte nämlich nicht auf den Rücksitz verbannt werden.
Endlich war das WoMo reisefertig und wir fuhren die nächste Ver- und Entsorgungsstation (VE) an. Das E zeichnet sich grundsätzlich dadurch aus, dass man legal sein Chemieklo sowie das Grauwasser entleeren kann, das V bedeutet Vorhandensein eines Frischwasserhahns. Diese VE jedenfalls wurde in der Park4Night App über den grünen Klee gelobt. Was uns als die Neuerfindung der VE angepriesen wurde und sie auf ein völlig neues Level hätte heben sollen, war eine ganz normale VE. Es gab ein Stahlklo und einen Wasserhahn. Nicht zum ersten Mal schüttelte Annika den Kopf über die Verrückten, die Parkplätze oder Toiletten aus ihrem Zusammenhang entrücken und Sermone darüber verfassen. So kann ein an der Hauptverkehrsstraße gelegener Stellplatz sein Fett weg kriegen, weil er unverschämterweise auch des nachts an der Hauptverkehrsstraße liegt und diese zu hören ist. Wir haben schon Supermarktparkplätze besucht, die schlechte Bewertungen dafür bekommen haben, dass sie Supermarktparkplätze sind. Deutsche im Ausland…
Ich spielte eine grundsolide Partie „the floor is lava“. Nachdem wir uns diverser Hinterlassenschaften entledigt hatten, riefen wir Schwiegerwolfgang an. Die Barbara de Braganza ist kein junger Hüpfer mehr und hat gelegentlich kleinere Probleme. Seit heute fuhr die Treppe, die seitlich zur Eingangstür führt, nicht mehr ein. Wir hatten Sicherheitsbedenken, weil das WoMo mit der Treppe noch breiter war als zuvor. Au��erdem hatte ich Sorge, man könne beispielsweise im hoch stehenden Gehweg hängenbleiben. Diese Sorgen nahm Wolfgang uns. Aber es könne sein, dass wir des Öfteren auf die ausgefahrene Treppe angesprochen werden würden. Offenbar ist mit ausgefahrener Treppe WoMo zu fahren für Wohnmobilisten in etwa so wie wenn ein Fußgänger mit rechts und links vertauschten Schuhen und offenem Hosenstall läuft.
Um 10:00 Uhr sollte die Fähre in Sandefjord ablegen. Um 09:00 Uhr sollte man sich dort einfinden. Zur selben Uhrzeit standen wir als einzige in der Wohnmobil Warteschlange. Um 09:01 Uhr wurden wir von neben uns parkenden Norwegern darauf angesprochen, dass die Treppe noch ausgefahren sei.
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Die zweieinhalb stündige Überfahrt nach Strömstad verbrachten wir mit Norway Yahzee. Wie immer würfelte Annika wie ein verdammtes Genie und für mich blieb nur der Trostpreis. Annika würfelte nach Lust und Laune Full Houses und Yahzees (=Kniffel), allerdings ist hier der Kniffel keine fünfmalige Ziffer, sondern Elch, Wikingerhelm, Flagge, Troll, Papageientaucher oder Schlitten. Annika hatte Kniffel mit Elch und Schlitten. Ich hatte ausschließlich Käse, aber wenigstens schaffte ich es diesmal meinen Cappuccino in sicherer Umgebung zu trinken, sodass der Schaum auf dem Getränk verblieb und nicht in alle Winde zerstreut wurde.
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Bei der Einreise nach Schweden wurden weder Personalausweise, noch Impfpässe kontrolliert. Wir wurden einfach durchgewunken. Wir fuhren bis Ljungskile. Hier kauften wir Lebensmittel für die verbleibenden Urlaubstage. Anschließend fuhren wir weiter nach Hjärtum, einer Ortschaft in der Nähe von Lilla Edet. Hier besitzen meine Eltern einen in den 1850er Jahren gegründeten Waldbauernhof, der heutzutage ein Freilichtmuseum sein könnte, uns aber stattdessen als Ferienort dient. Hier habe ich die mit Abstand glücklichsten Zeiten meiner Jugend verbracht, und das wollte ich Annika natürlich unbedingt zeigen.
Auf dem Weg zu unserer Hütte machten wir bei Tante und Onkel Ragnhild+Michael Halt. Sie verwöhnten uns mit Erdbeerkuchen, Zimtschnecken und Kaffee. Statt Landebier wurde Prosecco gereicht, da muss ich noch fragen ob man das so machen darf, als Wohnmobilist. Kaum aufgegessen mussten wir aber auch dringend weiter, denn die Badeseen warteten schon auf uns.
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Wir unternahmen eine schnelle SUP Tour und ich zeigte Annika „unseren“ und den angrenzenden See. Das Wasser war zwar relativ kalt, aber das Wetter auch heute sonnig und ohne Wolken. So konnte man wunderbar vom SUP ins Wasser köppen.
Zum Abendessen bereiteten wir den Schlümo Auflauf, bestehend aus Kartoffeln, Zucchini, Hack, Feta, Zwiebeln und Sahne, zu. Der schmeckt immer großartig, und nach ereignisreichen Tagen noch viel großartigerer. Dazu wurde ein Pripps Blå Leichtbier verköstigt.
Morgen berichte ich von Annikas naturnaher Seite.
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schlueti-schluet · 4 years ago
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Sonntag, 29.08.2021 - Birthday Boy
Liebes Logbuch,
gepflückte Blaubeeren müssen zeitnah verspeist werden: Annika bereitete heute die fast pflückfrischen Blaubeeren der Fjellwanderung mit Pfannkuchen zu. Dazu gab es die obligatorische Friesenmischung - fantastisch, so schmeckt Urlaub.
Ein uns unbekannter Nutzer der Wohnmobilisten App „Park4Night“ schrieb in seiner Rezension, er habe von unserem Stellplatz Robben beobachten können. Das weckte natürlich Erwartungen. Wir wollten dies am liebsten vom Wasser aus tun, doch leider erwies sich das vom Inhaber des Stellplatzes zur Verfügung gestellte Ruderboot als Papiertiger, oder Papierente, denn ein Loch im Rumpf machte die Nutzung unmöglich. Die Enttäuschung währte nicht lange, denn Annika zauberte mein verfrühtes Geburtstagsgeschenk aus der WoMo-Garage: Ein nagelneues SUP (Standup Paddle)! Nun besaßen wir beide eines, pumpten sie kurzerhand auf und paddelten auf den Fjord.
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Das Meer zeigte sich zahm, es gab kaum Wellengang. Natürlich war es auch heute windstill und sonnig. Es war traumhaft schön. Einzig sonntägliche Ausflügler, im Besonderen unbeaufsichtigte Schulkinder mit leistungsstarken Speedbooten, nervten. Somit war uns ziemlich schnell klar, dass wir keine Robben würden sehen können.
Das Wasser war klar und sauber, lediglich einige Quallen begleiteten unsere Paddelfahrt. Auf einer Schäreninsel verputzten wir Snacks und alkoholfreies Bier. Später machten wir am Stellplatz ein Lagerfeuer und grillten uns „XXL digge Pølser“ mit Kartoffeln, dazu servierte die Küche einen Beilagensalat und kaltes Bier. Best of.
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Abends wollten wir den Robben noch eine Chance geben sich uns zu zeigen. Annika wünschte sich so sehr ein paar Robben beobachten zu können, dass sie in der Nacht zuvor davon geträumte hatte den Robben die Bäuche zu kraulen.
Also paddelten wir ein zweites Mal mit den SUPs raus. Auf einer Schäreninsel spielten wir Norway Yahzee und schlürften Weißwein, während vor uns die Sonne im Meer verschwand. Der Sternenhimmel breitete sein Zelt über uns aus, was von Grillenzierpen begleitet wurde. Die Bucht wurde spiegelglatt und wir ganz andächtig, doch die Robben hatten heute Abend andere Pläne.
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Das war eine vorgezogene Geburtstagsfeier für mich, wie sie nicht schöner hätte sein können!
Morgen berichte ich von der Kniffel Königsklasse und der besten Fäkalokokken-Entsorgungsstation der Region - nur Superlative!
P.S.: Die norwegische Fährgesellschaft hat inzwischen ein Ticket abgebucht, wir sind also doch nicht schwarz gefahren.
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schlueti-schluet · 4 years ago
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Samstag, 28.08.2021 - Hitzeflimmern
Liebes Logbuch,
das Fjell ist nicht nur für Touristen, sondern auch für Norweger ein begehrtes Ausflugsziel. Die sternenklaren Nächte und wolkenlosen Tage lockten heute insbesondere die Einheimischen vor die Tür. Eine Norwegerin bestätigte unsere Vermutung: Viele wollen die vermutlich letzten schönen Tage vor dem Herbst nutzen. So sahen wir heute vielfach Wohnmobilisten, die sich morgens um 10 und nachmittags um 16 Uhr an derselben Stelle in demselben Liegestuhl in unveränderter Position fläzten, nur die Knackigkeit der Bräune verstärkte sich im Tagesverlauf. Die Ausgehfreude der Norweger führte allerdings auch zu einer äußerst angespannten Parksituation: Heute früh hätten wir unseren nächtlichen Stellplatz gar nicht verlassen können und alle angrenzend Parkenden waren abwesend. Am Abend zuvor waren wir noch fast alleine auf dem Stellplatz:
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Am Morgen danach waren wir nicht mehr alleine:
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Zum Frühstück gab es selbstverständlich strahlenden Sonnenschein und Friesenmischung. Zum Brotschneiden besuchte uns eine Schafmama mit ihren beiden Halbwüchsigen. Mit ihrer Kuhglocke klimperte sie einmal um den Parkplatz herum, offenbar drehte sie ihre morgendliche Platzrunde. Scheinbar verärgert über die vielen Besucher „mähte“ sie uns an, ihre Nachkommen aber schleckten neugierig an salzigen Nummernschildern.
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Heute wollten wir eine Wanderung durch das Fjell unternehmen und auf dem Rückweg in der berühmten Haukeli Fjellstu speisen. Die diversen Wanderrouten der Gegend passten alle in die Kategorie Halbmarathon, und das brauchten wir nun nicht schon wieder. Darum entschieden wir mit Hilfe einer Wander App selbst eine Route zu suchen. Also hingen wir eine weiße Flagge an unsere Scheibenwischer, ob man uns denn bitte gegen Abend aus der Parkbucht lassen möge, und starteten eine Wanderung zu einem Bergsee, dem Store Venaretjønn.
Auf dem Pfad begegneten wir drei Lemmingen, einigen Schafen und sammelten eine Tüte Blaubeeren (wobei wir versuchten die Rauschbeeren zu meiden, blöderweise sehen sie sich sehr ähnlich und wachsen oft benachbart).
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Vor der Fahrt ins Fjell hatte Annika mich darauf vorbereitet, dass es nicht mehr so warm sein würde, sondern deutlich frischer und gegebenenfalls auch windiger. Tatsächlich liefen wir weite Strecken der Route im T-Shirt, wir sahen sogar Hitzeflimmern!
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Die karge Fjell Landschaft wird durch Heide, Gräser, Pilze, und diverse Beerensträucher gekennzeichnet. Sie ist felsig und es gibt keine Bäume, dafür viele Bäche und Seen.
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Da wir unsere Route querfeldein gewählt hatten, fanden wir nicht immer gleich den richtigen Weg. Wir hatten dafür den Vorteil abseits der Samstagsausflügler zu laufen. Auf der ganzen Wanderung trafen wir keine anderen Leute, wir hatten die Natur ganz für uns.
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Auf dem Rückweg hielten wir an der Haukeliseter Fjellstu und spiesen regionale Köstlichkeiten. Für Annika gab es Skjøttkaka (norwegische Köttbullar) und für mich Wildbratwurst nebst Kartoffelpüree, süßem Senf und Zwiebeln. Das war lecker!
Abends fuhren wir weiter nach Kragerø, was in östlicher Richtung liegt und für uns somit in Richtung der Fähre nach Schweden. Wir hatten geplant gegen 20:30 Uhr auf den Stellplatz zu rollen, doch daraus wurde nichts, weil die Barbara nach einer Bergetappe Hitzewallungen bekam und wir zur Kühlung des Motors pausieren mussten.
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Ankunft fiel auf halb elf am Fjord in Kragerø. Das Landebier wurde vernunftgemäß mit vegetarischer Reispfanne serviert, letzteres wurde als äußerst unbefriedigend empfunden.
Morgen berichte ich von der Hoffnung auf eine Robbensichtung.
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schlueti-schluet · 4 years ago
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Freitag, 27.08.2021 - Es ist der Sommer den ich nicht hatte
Liebes Logbuch,
auch heute hat uns strahlender Sonnenschein wach geküsst. Erfreut stellten wir fest, dass die kräftige Mütze Schlaf die Blessuren der Wanderung am Vortag weitestgehend kuriert hatte. Beim Frühstückstee planten wir die weitere Route. Der einzige Fixpunkt unserer Route war der Besuch bei Hanne, alles Weitere kann nun spontan entschieden werden.
Die Wettervorhersagen für Schweden sahen recht vernünftig aus, weshalb wir einen Besuch der Hütte meiner Eltern erwogen. Somit wählten wir nun eine Routenführung in südöstlicher Richtung. Über das Haukeli Fjell, eine karge Hochebene, wollen wir Sandefjord anfahren. Von dort fährt eine Fähre nach Strömstad, Schweden.
In der kräftigen Mittagssonne stellte Annika fest: „Das ist der Sommer, den ich nicht hatte“. So beschlossen wir einen Pausentag einzulegen und bis nachmittags das gute Wetter zu genießen. Dazu breiteten wir unser Liegetuch neben einem wunderschönen See aus, dessen Panorama allerdings von Strommasten verschandelt wurde, weshalb wir kein Foto von diesem See gemacht haben (als Norwegen Urlauber wird man anspruchsvoll!). Das Wasser war allerdings so kalt, dass die Füße beim Probestippen schmerzten. Da das heiße Becken für die Kneipp Methode fehlte, verzichteten wir auf das Bad.
Am späteren Nachmittag machten die WoMo Barbara de Braganza und ihre Besatzung sich auf den Weg nach Haukeli. Was Finnisch klingt ist ein Ort bei einem Nationalpark. Diese Hochebene hebt sich durch Schnee im Winter und Wind im Sommer hervor. Das wollten wir uns angucken. Annika war die kalte, karge Landschaft aus ihrer Kindheit bekannt, für mich war die Landschaft oberhalb der Baumgrenze neu.
Nach unserer Ankunft am WoMo Stellplatz erkundeten wir die Umgebung. Dabei kreuzte ein kleiner Fjell-Bewohner unseren Weg, den wir zunächst für einen entlaufenen Hamster hielten. Er war nicht sonderlich scheu, vielleicht bemerkte er uns zunächst auch gar nicht.
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Spätere Recherchen ergaben, dass es sich vermutlich um einen Berglemming handelte. Auf dem Trampelpfad, der von Schafen und Menschen gleichermaßen genutzt wurde, fanden wir gleich drei tote Lemminge in unterschiedlichen Verwesungsstadien. Da wir noch Minuten vorher das arglose Verhalten des ersten Lemmings erlebt hatten, wunderten wir uns nicht wirklich darüber. Später allerdings bemerkten wir neben üppigen Preiselbeer- und Heidelbeersträuchern noch eine anderen Beerenart. Eine Smartphone App identifizierte diese als Rauschbeere. Ihrem Namen nach verursacht sie bei übermäßigem Verzehr Kopfschmerzen und Halluzinationen. Möglicherweise ist der Gedeih der Rauschbeere nachteilig für das Überleben der Lemminge.
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Das Landebier verzehrten wir vernunftgemäß mit Kartoffeln und Ofenlachs.
Morgen berichte ich von Hitzeflimmern im Fjell.
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schlueti-schluet · 4 years ago
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### Teil 2 ###
Der Wanderweg blieb spektakulär schön, doch der Wind fegte uns immer stärker entgegen. Die letzten Kilometer bis zur Sehenswürdigkeit waren durchaus beschwerlich. Sobald wir hielten, um die Landschaft anzuschauen, fröstelten wir. Wir erreichten die „Trollzunge“ und freuten uns, dass somit der halbe Weg geschafft war. Tatsächlich gab es eine kleine Warteschlange vor dem Felsvorsprung, auf dem die Besucher ihre Fotos machten. Hinweistafeln erklärten, dass man darauf stehen, aber nicht an den Rand gehen dürfe. Das haben wir dann natürlich auch so gemacht:
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Für Verblüffung sorgte ein Besucher, der die Trolltunga genauso betrat wie alle anderen auch, hingegen kein Foto schießen ließ. Er guckte nur sehr ernst, ging viel zu nah an den Abgrund, schaute hinunter - die Warteschlange reagierte mit nervösem Lachen und „ooooh oh“. Glücklicherweise kehrte der Mann aber wieder, nachdem er ein Foto in den Abgrund geschossen hatte. Direkt danach war Annika dran und ich klickte Fotos was das Handy hergab.
Auch der verrückte Franzose mit seinem Klapproller wollte auf die Trolltunga. Seine Videokamera hatte er mit Stativ aufgebaut. Dann fuhr er mit seinem Roller auf die Felsnase.
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Später erfuhren wir, dass er mit seinem dämlichen Roller von Frankreich bis ans Nordkap gefahren war und sich auf dem Heimweg befand. Da sollte ein Foto an der Trolltunga nicht fehlen. Mit dieser Info fanden wir ihn schlagartig weniger lächerlich (wie trottelig er den Tretroller über die Steine geschleppt hat, könnt ihr euch überhaupt nicht vorstellen). Plötzlich hatten wir Respekt für sein beklopptes Unterfangen.
Nach dem Foto war es 11:30 Uhr und wir suchten uns einen windgeschützten Hang für das verfrühte Mittagessen. Hierfür hatten wir Couscous Salat vorbereitet. Danach traten wir mit schon relativ müden Beinen den Rückweg an. Die 10 km des Hinwegs mussten wir nun wieder zurück, weil es keinen Rundweg gab.
Gegen Mittag wurde es dann doch sehr warm und wir liefen in kurzen Sachen weiter. Die Landschaft sah in der strahlenden „Mittagshitze“ (es muss sich für die Norweger doch sicher so anfühlen?) tatsächlich verändert, und immer noch atemberaubend aus. Abends stellten wir anhand unserer Fotos fest, dass wir an den selben Motiven halt machten wie bereits auf dem Hinweg.
Relativ lange liefen wir gemeinsam mit einem netten Schweizer namens Jan, mit dem wir uns über dies und das unterhielten. Dadurch verging die Zeit phasenweise etwas schneller. Unangenehm fanden wir den Abstieg zum Ende der Wanderung, der meinen operierten Meniskus zum „Ploppen“ brachte. Am Ende des Tages hatten wir circa 22 km mit 320 Höhenmetern je Richtung geschafft. Das merkten wir unseren Gelenken deutlich an und nahmen wieder die kostspieligen Shuttles in Anspruch. Auf dem Rückweg durften wir hinten auf der Ladefläche des „Mountain Walker“ sitzen und wir fühlten uns an den Thailand Urlaub zurück erinnert. Um 16:30 Uhr waren wir zurück am Mutterschiff.
Nach diesem Halbmarathon genossen wir eine Tasse Tee. Anschließend manövrierten wir die Barbara zum Campingplatz Seim in Røndal. Das Landebier verzehrten wir vernunftgemäß mit Sommerspaghetti.
Morgen berichte ich von einem Pausentag und gefährlich lebenden Bergbewohnern.
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schlueti-schluet · 4 years ago
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### Teil 1 ###
Donnerstag, 26.08.2021 - Das Wasser hat‘s gut, es muss nur bergab
Liebes Logbuch,
heute ging der Wecker um gestochen scharfe 05:00 Uhr früh. Der Grund: Eine Felsformation in Gestalt einer Zunge, die über eine Schlucht im Folgefonna-Nationalpark ragt. Der Sage nach handelt es sich um die Zunge eines versteinerten Trolls, Norwegisch Trolltunga. Sie ist Anlass und Ziel einer etwa 10 km langen Wanderung, doch der Nationalpark selbst ist die wahre Attraktion.
Die erste Hürde zum Erreichen des Ziels war ein ziemlich kleines „LKW Einfahrt verboten“-Verkehrsschild. Trotz Dunkelheit und akuter Müdigkeit bemerkte Fahrerin Annika das Schild und drehte ab. Später, bei der Weiterfahrt mit einem Shuttle, lasen wir einen weiteren Hinweis: Die weiterführende Straße darf ausschließlich mit maximal fünf Meter langen Fahrzeugen befahren werden - die Barbara de Braganza ist aber ungefähr sieben Meter lang. Ich hatte schon die Zeitungsschlagzeile vor Augen: „ARGLOSE ZAHNÄRZTE VERSTOPFEN ZUFAHRT - DUTZENDE TOT, KEINER VERLETZT“. Dazu die Textnachricht an Schwiegerwolfgang: „Hi Pabbi, hast du eigentlich schon ein Foto von deinem WoMo, wie es von einem Militärhubschrauber ausgeflogen wird?“
Wie wir dann zum Startpunkt der Wanderung auf 820 Metern gekommen sind? Schön, dass Du fragst. Es gibt Shuttle-Services. Vom Wohnmobil-Parkplatz P1 (der 30 € kostet) zu Parkplatz P2 (für 10 € pro Person), von dort einen weiteren Shuttle zu P3 (für 13 € pro Person). Das ganze mit unterschiedlichen Fahrzeugen, Abfahrtzeiten, Tarifen und Rabattierungen bei Hin-Rück-Buchung. Das war definitiv zu viel für mein kleines Hirn. 🥴 Auf P2 angekommen war ich schon drauf und dran den supersteilen Kilometeranstieg vom Parkplatz P2 zum Startpunkt bei P3 in Angriff zu nehmen, aber Annika behielt den Überblick und lotste uns zum zweiten Fahrzeug. Natürlich hätte man das Geld auch sparen können, aber mit Fitnesslevel Landebier wollten wir die Wanderung lieber bei Null beginnen und nicht minus vier Kilometer, was die Alternative gewesen wäre. Ob wir beim Start der Wanderung müde waren? Kaum.
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Es war ja auch schon 06:30 Uhr, beste Wanderzeit für uns, kein Problem.
Die ersten 500 Meter der Wanderung, sprich der Anstieg, gefielen mir besonders gut. Es lief ungefähr so:
In achter Portionen purzelten Touristen aus den Shuttle-Bussen, sortierten ihre vor Müdigkeit und Kälte stocksteifen Gliedmaßen und staksten der Richtungsweisung des ersten Schildes hinterher - Trolltunga! Leuchten sah ich in ihren Augen, aber es war offensichtlich, dass noch keines im Oberstübchen glomm. Man nickte einander lächelnd zu für ein non-verbales: „Schön, dich kennen zu lernen, wünsche dir einen tollen Ausflug!“ Leider waren jegliche Gesichtsmuskeln noch im Tiefschlaf und die Freundlichkeiten glichen Pappmaché-Masken angestrengter Laienschauspieler.
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Kaum war das Lächeln missraten, begann auch schon der Anstieg. Keiner kam voran, aber alle wollten so gerne! Die ersten 500 Meter waren direkt fürchterlich anstrengend und noch schämten sich die Touristen, wenn sie bereits die erste Pause brauchten, weshalb ständig jemand im Weg stand und vorgab seine Jacke ausziehen zu müssen, die Schuhe zu binden oder (und das war das dümmste Vorschützen) sich heftig um Luft ringend den ersten Energie-Snack reinzudrücken.
Mit etwa 100 Metern Abstand und faktisch noch in Sichtweite zum Parkplatz ließen die meisten Touristen dann aber die Faxen sein und stellten sich schwer atmend an den Rand. Dabei winkten sie in einer gereizt-freundlichen „Ich brauch mal eben ne Minute“-Theatralik nachrückende Wanderer durch, die häufig ihrerseits überhaupt nicht weiter wollten. Bald wurde das höfliche Zulächeln eingestellt, weil man jede Person drei mal überholt und genauso oft von ihr wieder eingeholt worden war.
Die meisten Leidensgenossen waren wie Annika und ich. Sie gutaussehend, er humorvoll und beide mit Pudding in den Beinen (bestehend aus Köttbullar mit brauner Soße). Hochleistung wurde weder erwartet noch geliefert. Annika seufzte: „Das Wasser hat‘s gut, es muss nur bergab“.
Auf den offiziellen Homepages der Trolltunga wird ein ziemlicher Wind um die Route gemacht, die als „schwarz“ eingestuft wird. Man muss unbedingt topfit sein und sich ausreichend Essen für die 8-Stunden-Tour mitbringen, bestenfalls kohlenhydrat- und proteinreiche Speisen. Annika und ich lasen aufmerksam und entschieden uns stattdessen für Kanelbullar, die zwar wenig hilfreich waren, aber einfach himmlisch geschmeckt haben.
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Nach dem ersten, wirklich fiesen Anstieg wurden wir am Bergkamm mit der aufgehenden Sonne belohnt. Hier hätte wahrscheinlich sogar ein Proteinriegel lecker geschmeckt, aber stellt euch mal vor wie fantastisch die Zimtschnecke auf leeren Magen jetzt mundete. Dazu gab es wahlweise Tee oder Kaffee. Erhaben! Der Sonnenaufgang tauchte fröstelnde Menschen in einer Umgebung aus Seen und Bergen in magisches Morgenlicht.
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Mein äußerst vielfältiges Arsenal an Isolierkannen bietet zwei Optionen: Siedend heißes Inferno bis zum Abendessen oder laukalte Plörre bereits zum Mittag. Heute entschieden wir uns für ein Modell, das ich im Schalterbereich einer Deutsche Post Filiale gekauft hatte. In diesem speziellen Fall gab es lauwarmen Meßmer Klassik zur Zimtrolle.
Die Ausstattung der Ausflügler unterschied sich stark. Früh am Morgen beispielsweise sahen wir eine Frau, die statt eines Rucksacks einen Jutebeutel „aufgesetzt“ hatte. Könnte mir Angenehmeres vorstellen als acht Stunden von der eigenen Wasserflasche aufgespießt zu werden. Schlechter ausgestattet für die Höhenmeter und den steinigen Pfad war eigentlich nur ein Franzose, der seinen Tretroller mitgenommen hatte. Kein Wanderer konnte ihn passieren ohne ungläubig zu glotzen. Auflösung hierzu gibt es später im Text. Im weiteren Tagesverlauf imponierten dann noch ein dickbäuchiger Mann mit einem Netz-T-Shirt in schwarz, passend zur schwarzen Shorts und schwarzen Wanderstiefeln, und ganz zum Schluss ein dicker Mann, der seinen Rucksack einfach oberkörperfrei trug. Abgesehen von Schürfwunden oder Sonnenbrand fallen mir auch überhaupt keine Gründe ein dies nicht zu tun. Tatsächlich waren alle Ausflügler freundlich und benahmen sich rücksichtsvoll.
Natürlich waren wir nicht gekommen um die anderen Leute anzuschauen, sondern den Hardangerfjord. Die Schönheit der Landschaft in der Morgenkühle konnte auch von den vielen Rucksacktouristen nicht geschmälert werden. Der Wanderweg führte entlang plätschernder Bachläufe, die von Gräsern und Heide gesäumt waren. Zwischen Felsspalten entsprangen Wasseradern, die sich ihren Weg durch die Gletscherlandschaft bahnten und kleine Teiche bildeten. Von Wasser und Eis geschliffenes Gestein zeigte sich mancherorts in rundlichen und glatten Formen, andere Felsen wirkten wie zerplatzt und zersägt. Ganz so als ob die Trolle ihre Umgebung mit Schleifpapier und Äxten gestaltet hätten. Manche Steine und Felsen glänzten wie Edelsteine in Weiß, Silber oder wie Perlmutt. Die Morgensonne fand hier ihre Spiegel und wurde vielfach zwischen diesen Flächen sowie den Wässern abgebildet. Die Natur glitzerte, und wenn der Wind gerade nicht die Schluchten und Hänge entlang rauschte, dann hörte man das sachte Rascheln der Gräser und gelegentliches Vogelzirpen.
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Fortsetzung folgt.
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schlueti-schluet · 4 years ago
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Mittwoch, 25.08.2021 - Wie ein Spaten, der in Sand gestochen wird
Liebes Logbuch,
die Wanderung steckte uns in den Knochen und vor dem langen Wandertag zur Trolltunga wollten wir einen Pausentag einlegen. Zum Frühstück servierte die Küche getoastetes Weißbrot mit Nutella, was natürlich eine geeignete, weil proteinreiche, „nach-dem-Sport-Mahlzeit“ darstellte (und im Bett mit Friesentee eingenommen wurde). Bei erneut fantastischem Wetter saßen wir anschließend in der Sonne und blickten über den Fjord. Während der Tagesplanung ließ ich mir einen Kaffee schmecken, den ich mit dem Gletscherwasser des Vortages aufgebrüht hatte. Und natürlich schmeckte er ganz fantastisch.
Die Schwierigkeit eines Pausentages besteht in der Balance zwischen Erholung und Erlebnis. Man möchte auch beim Nichtstun das Gefühl haben den Urlaubstag gut zu nutzen. Also entschieden wir eine entspannte Runde mit dem aufblasbaren Kanu über den Fjord zu drehen. Im Idealfall würden wir uns die Sonne auf die Bäuche knattern lassen und dabei etwas Neues sehen (schließlich war ich noch nie auf einem Fjord). Leider war allerdings erstmal das Aufblasen, Zusammenstecken und Zusammenbinden des Kanus relativ zeitaufwendig, fast schon arbeitsreich. Dieses ganze nervige Geraffel. Dazu die Anfahrt… Die Captainne führte ein strenges Regiment und duldete keine geistige Umnachtung. Schließlich führte sie die MS Barbara de Braganza alias das knallgelbe Gummiboot in den östlichen Seitenarm des Hardangerfjords. Wir brauchten keine drei Paddelzüge um zu bemerken, dass die Sonne heute nicht mehr im Sinn hatte zu knattern (der Wind hingegen schon). Der Verkehr, den die Norweger zum Schutz der Natur fast immer entlang natürlich zugänglicher Passagen leiten, brauste um die Bucht und sorgte für wenig erholsames Urlaubsambiente. Trotzdem war das natürlich alles schön - die Berge, Täler, Möwen, springende Fische und nicht zuletzt der Fjord selbst waren natürlich absolut sehenswert. Also paddelten wir drauflos.
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Die Captainne führte ihre Crew auf der MS Barbara de Braganza in ein maritimes Abenteuer
Nach Durchqueren der Bucht dümpelten wir vor uns hin, ich wollte gern zurück und was Deftiges mampfen. Plötzlich hörten wir ein lautes, über den Fjord hallendes Geräusch, das in einem Comic-Heft am ehesten mit „KCHCHCHT-PFFFCHCHCHT“ beschriftet worden wäre. Annikas Öhrchen stellten scharf, sie saß kerzengerade im Kanu: „Wale!?“ Ich konnte ihren Herzschlag fast spüren! Irre, aber nie zuvor hatten wir Wale im echten Leben gesehen, doch aus Dokumentarfilmen diese Geräusche schon so oft gehört, dass wir uns fast sicher waren. „Das klingt aber genauso, wenn Arne einen Spaten in kiesige Erde treibt“, gab ich zu Bedenken. Tatsächlich ertönte das Geräusch weitere Male, viel zu laut für einen am Ufer buddelnden Norweger - und dann entdeckten wir tatsächlich Wale! Sie durchzogen die Bucht und Annika überschlug sich vor Aufregung. Damit hatten wir überhaupt nicht gerechnet. Der ganze Aufwand erschien plötzlich nichtig, so ein tolles Naturschauspiel. Später recherchierten wir, dass es mit großer Wahrscheinlichkeit Schweinswale gewesen waren, die Annika diese Riesenfreude bereitet hatten dort zu atmen, wo wir mit einem Lidl-Gummiboot paddelten. 🐳
Morgen berichte ich dann endlich von der Trolltunga!
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schlueti-schluet · 4 years ago
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Dienstag, 24.08.2021 - Am Fuße des Gletschers
Liebes Logbuch,
heute mussten wir uns mal so richtig ausschlafen. Das war bitter nötig und tat so gut! Zum Frühstück gab es den von uns favorisierten Ostfriesentee, der zu einem Wochenend- oder Urlaubsfrühstück im Grunde genommen obligatorisch ist. Anschließend schnürten wir unsere Wanderstiefel, die wir für unsere Wanderung zur Trolltunga am kommenden Donnerstag warmlaufen wollten. Die letztgenannte Tour wird 6-8 Stunden reine Gehzeit erfordern (je nach Fitnessgrad, und unserer ist derzeit „Grad I Landebier“ auf einer nach oben offenen Skala, gezählt von römisch I aufwärts).
Heute nahmen wir uns erstmal eine 9 km Wanderung mit knapp 200 Höhenmetern zum Fuß des Bondhusbrae (Bondhusgletscher) vor. Vorbei an einem türkis-bläulichen Gebirgssee, dem Bondhusvatnet. Dieser Fußweg entstand, als man im frühen 19. Jahrhundert begann Gletschereis abzutragen und nach Europa zu verschiffen, wo es unter anderem in Großküchen eingesetzt wurde. Wie ihr euch denken könnt, hat der Gletscher längst nicht mehr die Maße wie damals. Ihr könnt gleich unser Foto mit einer Aufnahme aus 2004 vergleichen, die ich auf einer Hinweistafel abfotografiert habe.
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Bereits im Laufe des 19. Jahrhundert wurde diese Gegend zunehmend touristisch erschlossen und die ortsansässigen Bauern verdienten sich Geld dazu, indem sie Ausflügler mit Booten über den Bondhusvatnet brachten.
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Dies ist der verblüffend türkisfarbene Bondhusvatnet. Im Hintergrund lässt sich der Gletscher als weißgrauer Farbfleck zwischen zwei Gebirgszügen erahnen. Die Wolken taten sich schwer ihren Weg über die Berge zu finden, weshalb auch der Gletscher die meiste Zeit unsichtbar war.
Jetzt folgt das Foto aus 2004. Trotz der unterschiedlichen Perspektive wird deutlich wie stark der Bondhusbrae geschrumpft ist, finde ich:
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Und dies ist einfach nur eine Raupe, die uns sehr zugesagt hat:
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Am Fuße des Gletschers rann logischerweise eiskaltes Gletscherwasser aus dem Gestein. Es schmeckte nach Schnee. Wir füllten eine Flasche ab, womit wir den weltleckersten Felsquellwasserkaffee zubereiten gedachten.
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Auf dem Rückweg zum Basislager wollten wir eine nasse Passage umgehen. So kamen wir trockenen Fußes voran, mussten aber wie Hänschen klein über Stock und Stein. Das verzögerte die Rückkehr zum WoMo natürlich ein wenig, weshalb es abends ein schnelles Mahl geben sollte. Die dm Bioabteilung schaffte Abhilfe mit einem wirklich nicht so leckeren Pilzrisotto „mediterraner Art“, wobei ich auch einen Tag später noch bezweifle, dass die da unten sowas Fieses essen. Das war hochgradig unzufriedenstellend, und Annika machte sich eine schnelle Portion Nudeln hinterher. In einem meiner seltenen Momente schier grenzenloser Geistesstärke nutzte ich das restliche Wasser und goss mir, haltet euch fest, eine Fertigsuppe mit Pilzgeschmack auf. Schon beim Rühren ward mir der Fehler gewahr und ich muss die nächsten Tage jetzt erstmal keine Pilze mehr von Nahem sehen. (Ein Glück schmeckte das Pils dafür umso besser!)
Morgen berichte ich von einem Naturspektakel.
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schlueti-schluet · 4 years ago
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Montag, 23.08.2021 - Highway to hell
Liebes Logbuch,
an unserem letzten Tag auf Karmøy unternahmen wir vormittags einen Stadtbummel. Ziel unserer Unternehmung war der Erwerb eines Aufklebers für das WoMo. Außerdem wollten wir allerhand Kitsch und Kleinkram in einem Kitsch&Kleinkram-Geschäft erwerben. Ich will nicht unbedingt zugeben, dass die Shoppingtour außer Kontrolle geraten ist, aber ich habe mir Hausschuhe aus Gotlander Pelzschaf-Wolle für 795 NOK gekauft. Es besteht Hoffnung, dass sie einerseits meine Füße warm halten, andererseits keine starken Schmerzen verursachen wenn ich Annika auf die Füße trete. Ich werde euch auf dem Laufenden halten.
Nach einem kurzen Besuch in Hannes Praxis fuhren wir zum Sandvesanden, einem weiteren traumhaften Sandstrand auf Karmøy. Genau wie Åkrasanden scheint er aus einem Urlaubskatalog direkt auf Karmøy gefallen zu sein. Hier liegt er jetzt. Mit dem Standup Board erkundeten wir die Bucht, und langsam wird es redundant das fantastische Wetter und glasklare Wasser zu beschreiben - aber so war es nunmal. Einzig der frische Wind machte Annika zu schaffen, die keine Lust mehr hatte zu frieren.
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Nachmittags kam Hanne zu uns in die Bucht und wir kochten gemeinsam im WoMo. Später fühlte sich der Abschied wirklich sonderbar an. Eine Freundin, die jahrelang so eng an unserer Seite war, für eine unbestimmte Zeit zu verabschieden fiel uns wirklich nicht leicht.
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Als verfrühtes Geburtstagsgeschenk bekam ich von Hanne Pulli und Mütze mit Möwen Design 🦆
Um 20 Uhr starteten wir unsere Nachtfahrt nach Sundal am Hardangerfjord. Hier macht hauptsächlich der Folgefonna Nationalpark mit einem Gletscher von sich Reden. Zwar gab es nur sehr wenig Verkehr, doch waren die wenigen LKW offenbar unter starkem Zeitdruck. Ein LKW-Fahrer trieb uns Kilometer weit mit Licht- und später auch Signalhupe zu schnellerem Tempo an. Die WoMoBarbara de Braganza ist doch kein D-Zug! Wir erreichten unser Ziel trotzdem froh und munter. Das Landebier wurde vernunftgemäß ohne Beilage verzehrt.
Morgen berichte ich vom einem Gletscher, der den Kopf in den Wolken trägt.
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schlueti-schluet · 4 years ago
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Sonntag, 22.08.2021 - Die Wikinger haben Sommerferien
Liebes Logbuch,
heute haben wir uns einen brutal frühen Wecker gestellt, weil „nutze den Tag“ und so. Er prügelte uns um 08:30 Uhr aus dem Schlaf, ich stellte die Therme für Annikas Morgendusche ein und wir schlummerten nochmal 30 fantastische Minuten. Die Tatsache, dass ich aufstand und die Therme einstellte hat nichts damit zu tun, dass Annika hier verwöhnt wird (wird sie natürlich sowieso). Der ganz einfache Grund ist, dass ich auf der dem Einbrecher zugewandten Seite schlafe und Annika an der Heckwand des WoMo, weshalb ich dann halt wach bin wenn einer das Bett verlässt - ganz gleich wer von uns beiden.
Wir frühstückten wieder bei und mit Hanne und trieben das „Sag mal, Hanne, was heißt eigentlich […] auf Norwegisch?“ so weit, dass sie begann zu schielen und schwer zu atmen. Wir haben es dann zeitweise unterbrochen. Beim danach stattfindenden Ausflug mussten wir aber natürlich wieder viele Fragen stellen. Warum beispielsweise christliche Fundamentalisten langweilige Pilgertafeln an den früheren Wohnort der Wikinger aufstellen? Warum sind die Wikinger schon in der Winterpause?
Wir fuhren nämlich zur Olavskirche auf Avaldsnes, die vermutlich um 1250 vom König erbaut worden war. Dieser hatte an derselben Stelle eine Burg, die hauptsächlich administrativen Zwecken diente, aber gelegentlich kam der König angeblich auch vorbei auf einen Besuch. Das alles schließen die fleißigen norwegischen Archäologen aus Mauerresten, die sie vor der Kirche gefunden haben - die Kirche steht noch bis heute, die Burg ist verschwunden. Auf einen Besuch des unterirdischen Museums verzichteten wir Banausen allerdings, weil das Wetter einfach zu schön war. Tatsächlich betraten wir das Gebäude nur um Eiscreme zu kaufen. Wir schämten uns, aber nur kurz.
Leider hatte das angrenzende Freilichtmuseum mit nachgebauten Holzhütten aus der Wikingerzeit schon geschlossen. Wir haben uns alles so gut wie möglich von außen angesehen und die unglaublich deplatzierten Pilgertafeln von Hanne übersetzen lassen.
Vor der Kirche stand ein Stein, der sich über die Jahre mehr und mehr der Kirche entgegen neigte. Es hieß wenn der Stein die Kirche berühre, dann war‘s das. Dann kriegten wir alle das jüngste Gericht. Er hatte noch 8 cm Abstand zur Kirchenwand. Ich hab 8,5 draus gemacht, für euch. Gern geschehen!
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Für einen späteren Kayak-Ausflug stärkten wir uns mit einer Pizza am Strand. Hannes neuer Chef Dirk ist Mitbegründer des Kayak-Clubs auf Karmøy. Seine Einladung zu einer Runde durch den Hafen, die Stadt und das vorgelagerte Meer nahmen wir natürlich an!
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Heute kam wieder unser unglaubliches Wetterglück auf Karmøy zum Tragen. Lautlos glitten wir durch die Kanäle der Hafenstadt. Der Wind legte sich am Abend, sodass es fast keinen Wellengang gab. Wir konnten die Atmosphäre im strahlenden Sonnenschein, später den Sonnenuntergang auf uns wirken lassen. Es war kein Verkehr mehr zu Wasser und unsere Gruppe paddelte als einzige durch Buchten, Stromschnellen und schließlich unter einem Kai entlang.
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Nach dem Sonnenuntergang spielten wir eine Runde Norwegen Kniffel. Statt der Augenzahlen zeigten die Würfel Elche, Trolle, Papageientaucher, Flaggen, Schlitten und Wikingerhelme. Natürlich hat Annika gewonnen.
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schlueti-schluet · 4 years ago
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Samstag, 21.08.2021 - Du har for mange klær på deg!
Liebes Logbuch,
unser Samstag begann standesgemäß mit Ausschlafen und einem ausgiebigen Brunch bei Hanne. Hier gab es ein interessantes Portfolio aus mitgebrachten deutschen, dänischen sowie von Hanne bereitgestellten Speisen. Auf norwegischen „Braunkäse“ folgte dänische „Pølser“ und Marmelade aus „den gamle Fabrik“. Fleißig verglichen wir dänische, schwedische und norwegische Vokabeln und gaben den Startschuss für eine ausgiebige Partie „Hanne, was heißt eigentlich […] auf Norwegisch?“.
Anschließend unternahmen wir einen Stadtspaziergang bei fantastischem Wetter. Hanne zeigte uns ihre neue Heimat Skudeneshavn. Der Ort ist malerisch schön: Weiß gestrichene Holzhäuser begrenzen blumengesäumte Gassen. Das Meer findet über Kanäle Anschluss an die Fußgängerzone, aus der auch ein Badesteg zu nassem Vergnügen einlädt. Wir stromerten durch den Ort und ließen ihn auf uns wirken. Boote fuhren ein und aus, Einheimische nahmen ihren Samstagfang am Kai aus.
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Als wir auf einer Bank am Kai saßen fuhr ein norwegisches Boot an uns vorüber. Der dicke Steuermann war einzig in kurzen Hosen bekleidet und hatte karamellfarbene Haut wie ein gebackenes Hähnchen. Er rief etwas zu uns herüber. Weil Hanne lachen musste, fragten wir nach. „Du hast zu viel Kleidung an!“, habe er gerufen. Bei 17 Grad und Wind kamen uns Hose und Pullover gar nicht so abwegig vor.
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Statt uns zu entkleiden liefen wir zu Verdens minste Kafé („das kleinste Café der Welt“). Mit Kaffee und Kuchen fläzten wir uns in die Sonne.
Nachmittags fuhren wir mit dem Wohnmobil zum Åkrasand Strand. Dieser ist für seinen karibisch weißen Sand berühmt. Das Wasser war kristallklar, fast türkis. Aber auch Palmen hätten die Illusion nicht vervollständigt, weil kalter und starker Wind ging. Trotzdem genossen wir die Zeit mit Tee, Büchern und natürlich einem Bad im Meer.
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Den Sonnenuntergang verfolgten wir in einer benachbarten Bucht, wo wir etwas privater stehen konnten und den perfekten Blick über das Meer hatten. Mit Wolfgangs Gasgrill bereiteten wir ein feines Abendessen („digge XXL pølser“, wie auf der Verpackung beworben, durften natürlich nicht fehlen).
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Morgen berichte ich über Wikinger in der Sommerpause.
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schlueti-schluet · 4 years ago
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Freitag, 20.08.2021 - Klopf, klopf - Geld bitte
Norwegen ist ein digitalisiertes Land. Auf offenem Meer hatten wir zum Beispiel LTE auf dem Handy. Und bezahlt wird entweder per Kreditkarte oder mit einer App namens Vipps. Das muss vergleichbar mit Paypal sein, genau wissen wir das noch nicht. Auf jedem Flohmarkt, Wochenmarkt oder in Cafés dient es als Zahlungsmittel.
Auch die Fährgesellschaft am Vortag wickelte ihre Buchungen über eine App ab. Wir rollten auf den Fähranleger zu und wurden hektisch durchgewunken. Auf Annikas Frage, wie wir denn bezahlen könnten, warf uns eine gelangweilte Mitarbeiterin die Visitenkarte der App durchs Fenster. Wir wollten dann erstmal parken, ein Ticket kaufen und auf das nächste Schiff warten, aber das durften wir irgendwie nicht. Man winkte energisch weiter, wollte uns unbedingt auf dieser Fähre haben. Natürlich wollten wir gute Touris sein und leisteten Folge. Annika lud auf dem Beifahrersitz rasch die App herunter, registrierte uns und so weiter. Später am Abend realisierten wir allerdings, dass weder ein Ticket gebucht, noch Geld vom Konto abgegangen war. Das war keine Absicht, Herr Kommissar, es ging alles so schnell! Möglicherweise haben wir an zwei Tagen zwei Strafmandate gesammelt, sorry, Birgit.
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Eine blinde Passagierin auf dem Sonnendeck
Die Nacht zu Freitag verbrachten wir auf einem freien Parkplatz - zumindest dachten wir das. Zu unchristlicher Zeit (es musste weit vor 11 Uhr gewesen sein) beantwortete ich Türeklopfen mit verschlafenem Blick. Vor mir stand ein Norweger mit schlechten Dritten, der sich als Parkplatzbesitzer vorstellte und 100 norwegische Kronen einstreichen wollte. Das ginge ganz unkompliziert mit Vipps. Hatten wir nicht. Alternativ ginge es natürlich auch in bar. Hatten wir nicht. Er würde sonst Euro annehmen. Hatten wir, und so zog der Mann mit seinen schlechten Dritten und einem 10-Euro-Schein davon. Retrospektiv muss ich mit mir selbst hart ins Gericht gehen: Wahrscheinlich sind wir auf die norwegische Variante des Enkeltricks herein gefallen. Hierzulande klopft man arglose Wohnmobilisten wach und schwatzt ihnen Geld ab, ohne Legitimation und ohne Rechnungen auszustellen. Ich glaube der Mann, der uns betrogen hat, wird seit geraumer Zeit als „Parkplatzpirat“ bei Aktenzeichen XY-ungelöst Norwegen gesucht. Ich werde dort anrufen und eine detaillierte Beschreibung abgeben.
Meine Schilderung über die Vorkommnisse mit dem Parkplatzpiraten wären in jedem Fall akkurater, präziser und von höherem Wahrheitsgehalt als die für Touristen aufgestellten Hinweistafeln über König Ferking. Eines vorweg: Dieser angeblich um die Jahrhundertwende von 700 n.C. wirkende König von Karmøy ist laut Wikipedia „semi-legendary“. Hier in Karmøy ist man allerdings davon überzeugt, dass König Ferking 1. gelebt hat, 2. ein goldenes Kalb angehimmelt und zu dessen Ehren Partys mit bis zu 600 Mann gefeiert hat, 3. das Kalb für sich behalten wollte und daher verbuddelt hat (leider ist die dazugehörige Schatzkarte bei einem Großbrand 1792 zerstört worden, so ein Pech aber auch…). Dies alles wird mit zwei ollen Ruinen einer Schiffswerft aus den Jahren 500 nach Christus begründet. Total plausibel. Ich nehme mir vor als Rentner eine Sammlung hanebüchener, pseudohistorischer Touri-Hinweistafeln anzulegen.
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Am Nachmittag haben wir Hanne getroffen und sie hat begonnen uns die schönsten Orte der Insel zu zeigen.
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Morgen berichte ich von karibischen Stränden!
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schlueti-schluet · 4 years ago
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Donnerstag, 19.08.2021 - Ich bin eine Klangschale
Liebes Logbuch,
die norwegische Küste liegt zwar in Spuckweite zur dänischen, trotzdem fühlte sich die Überfahrt von Hirtshals nach Stavanger bei Windstärke Zehntausend eher wie eine Wildwasserbahn an. Weil ich länger wach als schlafend durchgeschaukelt wurde, gönnte ich mir am Morgen einen Sieben Euro teuren Café Latte mit einem extra Schuss Espresso von Starbucks. Dass es keine Warteschlange am Bestelltresen gab war natürlich super, aber irgendwie überwog die Enttäuschung darüber, dass deshalb mein Name nicht auf den Becher geschrieben wurde (für Starbucks heiße ich Franco di Stefano).
Die Müdigkeit lag wie Knisterfolie auf meinen Sinnen. Ich tapste Annika hinterher an Deck, wo die Meeresbriese unser Haar zerzauste. Um kurz vor 6 Uhr morgens rauschten die Wellen mit aller Kraft und die Sonne hieß uns in Norwegen willkommen. Ein wirklich schöner Moment. Während Annika wie ein junges Reh von Reling zu Reling sprang, Fotos machte und den Moment in sich aufsog, fiel mir nichts Schlaueres ein als mitten auf dem Deck (dort, wo die beiden Schenkel des „H“ sich treffen und den Helikopterlandeplatz markieren) den Deckel von meinem Café Latte zu nehmen. Ich hatte noch gar nicht begonnen zu rühren, da griff die nächste Böe einmal beherzt in mein Getränk und verteilte den kompletten Milchschaum an Deck. Den Becher zierte noch immer kein Namenszug, dafür war er jetzt mit seinem Inhalt beschmiert.
In Stavanger verließen wir das Schiff und waren sehr zufrieden, dass das WoMo samt Inhalt unbeschadet angekommen war. Die norwegischen Grenzschützer waren zwar äußerst freundlich, aber ebenso ineffizient. Eine ganze Stunde konnten wir einem rotweißen Flatterband beim Flattern zusehen, bis wir unsere Personalausweise und Corona-Impfnachweise vorzeigen und einreisen durften.
Der aufmerksamen Leserin dürfte an dieser Stelle aufgefallen sein, dass wir gar nicht auf zollpflichtige Einfuhrgüter kontrolliert wurden. Nächtelang wachliegend versuchte ich tangens alpha von 12 mit dem Winkel aus cosinus zu sinus in Deckung zu bringen, um zu ermitteln wieviele Liter Bier ich statt einer Packung Zigaretten nach Norwegen einführen darf. Selbstredend endete jeder Lösungsversuch in frustrierter Ergebnislosigkeit und dem Öffnungsknacken einer Bierdose. Nun sitzen wir im Urlaub auf einer nicht-zollpflichtigen Palette Perlenbacher Radler 2,4 % mit zwei Erkenntnissen: Erstens wirkt Steuerfrau Annika auf Grenzkontrolleure vertrauenswürdig und wird nicht rausgewunken. Zweitens: „Die folgenden zwei Wochen Urlaub werden euch präsentiert von … Zitronengeschmack.“
Auf dem Weg zum Frühstückstee referierte Annika über das Autofahren in Norwegen. Ich war noch nie dort gewesen, hörte aufmerksam zu und legte Stift mit Schreibblock parat für die ganz wichtigen Passagen des Vortrags. Bei der Einfahrt in einen Tunnel bemerkten wir ein Hinweisschild für einen fest installierten Blitzer. Verblüffenderweise löste dieser dann auch aus, als wir zu schnell waren.
Ich hatte nie ein Mantra und habe immer geglaubt auch keins zu brauchen. Die vergangenen Wochen waren beruflich sehr fordernd, ich war oft genervt und garstig. Das wollte ich keinesfalls mit in den Urlaub nehmen. „Ich bin eine Klangschale“, sagte ich fortan immer zu Annika, wenn meine Nerven strapaziert wurden. Negative Einflüsse würden, egal wie sie mich trafen, nur zu einem harmonischen Klingen führen. Leider musste ich feststellen, dass das nicht klappt wenn ich hungrig bin. Wenn etwa die Küchenrolle aus dem obersten Regalfach in das Spülbecken fällt, den Servierlöffel (der seinerseits in einer Brühe aus Essensresten dümpelt) am Griff trifft und mir eine Hand voll Schlamm ins Gesicht klatscht - dann bin ich vielleicht noch eine Klangschale. Aber eine mit Schießpulver gefüllte. So traf Annika mich nach ihrem Supermarktbesuch in einer sagen wir angespannten Gemütslage an.
Am Nachmittag unternahmen wir eine Wanderung zur Himakånå. Das bedeutet in etwa „die daheim gebliebene Frau“ und bezieht sich auf eine der Sage nach versteinerte Trollfrau. Als Felsformation überragt die das Tal und bietet einen großartigen Ausblick. Zur Sage gibt es offenbar verschiedene Versionen, die bekloppteste kommt natürlich von einem deutschsprachigen Blog (wer macht denn sowas Blödes 🙄). Laut derer die Felsformation eine den Rock lüpfende Frau darstelle. Meiner Ansicht nach ist entscheidend, dass man steil bergauf wandert und mit einer schönen Aussicht belohnt wird.
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Abends fuhren wir weiter auf die Insel Karmøy. Hier wollten wir unsere Studienfreundin Hanne besuchen, die hierher ausgewandert ist. Vernunftgemäß verzehrten wir unser Landebier, heute mit Kartoffelsuppe.
Morgen berichte ich von der schönen Insel Karmøy.
P.S.: Birgit, Du bekommst Post von der Norwegischen Straßenverkehrsbehörde. 🥴
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