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Der Abend des Tages nach meinem Geburtstags stand ich draußen an meinem Balkon gleich der letzten paar Jahre. Warme Nacht, doch frisch die Luft. Wohl dem schönen harmonischen Regen am Nachmittag geschuldet. Sie trug einen Geruch, den ich sonst in spanischen Sommernächten vorfinde.
25. Als ich über mich anfing nachzudenken, stieß ich auf die Zahl meiner schon abgeleisteten Jahre, und in mir drängte sich schnell ein leicht quälendes Gefühl subtil zwischen meine Herzschläge. Erlernte Resignation und die nächtliche Stille formten meine Gedanken, wie so oft, zu einem vermeintlichen Spiegelbild meiner Selbst. Abgeschirmt von der schönen Nacht, in den Käfig der Erinnerungen.
Mein Blick fiel zu Boden und dann wieder in den Nachthimmel und besorgt fragte ich mich, ob alles davor gelebte, wirklich den Pfad in das Hier und Jetzt folgen musste? Ich dachte, dass ich in diesen bescheidenen 25 Jahren zu wenig getan habe, und was ich tat muss großteils falsch gewesen sein. Ich versuchte dieses Denken abzuschütteln, doch es war mir, als würde ich mir selbst gleichzeitig widerstreben, und wieder erlernte Resignation. Der nächste Gedanke paarte sich mit der Stille. Ich merkte, mein Mund war voller Speichel, mein Kiefer angespannt am zusammenbeisen. Ich zog tief an der Zigarette, meine Schultern legten sich wieder auf meine Brust. Ob ich nächstes Jahr an diesem Tag und Stunde ebenfalls vor mir stehen muss und mit unsicheren und gesenkten Blick das 26. Lebensjahr willkommen heißen muss? Was bleibt einen denn sonst, wenn es so wäre? Was bis jetzt geblieben ist, ist spärlich so scheint es mir.
Ich nahm meine Brille mit meiner rechten Hand ab und drückte mit meiner Linken zangenartig mir auf die Schläfen bis es wehtat. Als ich davon abließ und die Augen öffnete, schoß jäh eine Sternschnuppe durch den Nachthimmel, ihr Licht durch die Wolken hindurch sichtbar für einen kurzen Augenblick. Wie lange musste sie wohl reisen, wenn nicht zig Lichtjahre? Sie hat einen kleinen Lichtstrahl durch den Vorhang meiner Pupille über so viele Lichtjahre hinweg mir gebracht. Geburtstagsgeschenk. Und jetzt dachte ich von neuem. Sicherlich gibt es etwas außerhalb meiner Zwänge, das auch mich betrifft, das womöglich prädestiniert ist, wie die Bahn dieses Kometen, oder sonst was. Vielleicht trägt auch dieses Jahr ein paar Lichterlein, die sich durch die Wolkendecke zu mir auf den Balkon wagen. Ich kann versuchen ein Lichterlein für diejenigen zu sein, die sich in Gedanken spiegeln müssen.
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Die Gasse
Angenehm seichte fielen die Regentropfen vom dunklen Nachthimmel in die Gasse der Welser Altstadt, in der ich mich befand. Unverkennbar waren die Erinnerungen an diese prägenden Nächte. Leer fand ich sie nun wieder. Viel kam mir hoch, so viel. Die Brust erhebte sich, als das Herz klopfend einen Raum in ihr aufbrach, in der das Uhrwerk der Zeit ungestört tickte. Laut drang der Geschrei der Massen, als kurz die Tür eines der umliegenden Lokale sich öffnete, meinen Blick anbahnte, und an deren Wand das schon schuldige, naive einstige Selbst samt Liebende stand. Hand in Hand; die Lippen schmiegten sich zärtlich an die ihrigen; die Augen, die Muskeln im Gesicht entspannt; die Stirne streiften einander kurz, jäh die Arme sich sehnsüchtig in die Figur des anderen verhängten.
Leid tut es mir, gewiss. Vieles kam anders, als ihr Herz hinter den Vorhängen der Pupille sich bilderhaft gewünscht hatte, ich sah sie nicht. Ich liebte sie ja in Wirklichkeit nicht.
Einsam nun wir beide, die in dieser Welt glaubten zu finden, ehrliche Zweisamkeit zweier Liebenden. Die Welt zu Füßen, Revolution der Fäuste, Sturm der Gedanken, berauschter Atem. Wann hatte ich all dies abgelegt?
Tränen stachen mir in den Augen; der Zug des Einatmens und das Zittern des Ausatmens, weiters Schnupfen, den ich mir wieder holte; in einem stoßartigem Seufzen verendeten meine Gedanken. Der Regen fiel schwerer, dichter als zuvor; der Wind, der in die Gasse kam, wehte mich an, tanzte im Kreis zu mir zurück und richtete mir die ins Gesicht gefallene Strähne zurück. Ich wand mich ab, ging in das warme Lokal, in eine andere Erinnerung hinein.
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fliehender wind gleitet stürmisch über das meer. mittendrin ein junge, mit eisernem willen doch schwachem fleisch, schwimmt und hält sich übers wasser. nach jeder welle ein atemstoß und alles was er sieht ist die nächste. leben schießt ihm in die beine und arme als er schwach den tränen naht. vor ihm sieht er die nimbusstrahlen des göttlichen; ein blitz der blendet und sich ins wasser gräbt; ein donner überwältigt ihn.
und jäh. war es ein moment, minuten, stunden oder tage? stilles meer, eine brennende sonne scheint auf seinen schwarzen haaren. sein herz belebt eine sonderbare stille und im horizont endlich: eine insel
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Morgenstund
der morgen so trüb und schwer,
die straßen Wiens menschenleer.
krähen kreischen und klagen,
die wolken, den festen wind.
augen triefen tränen jetzt
mehr. ja mein gefieder
ist dünn so meine flügels schlag
gleicht dem schweren dunst
am fenster sich beschlagt
breit und dicht zur morgenstund
nebelig ist die erinnerung an dein' kuss
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Das Donaulied
An jedem Morgen,
denk ich an jenen Tagen,
In der stets nur die Donau floss,
und Treibgut vor meinen Füßen ließ.
Jenen Tagen sah ich bloß mich,
strömend in Momenten,
die meinen tiefsten Gefühlen glich,
und tiefen Schmerz in mir ließ.
Vorüber die Zeiten an der Donau,
sah mich verloren in meinem Tun.
Verloren im Strom,
glich mein Leben ersehnter Tod.
Doch träumend fand ich mich,
als Treibgut fernen Stroms,
vor den Füßen anderer,
ihren tiefsten Gefühlen ich glich.
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Bettgeflüster
Dringt von draußen das Morgenlicht
Und du schmiegst dich noch so an mich
Schwer, schwer dein Kopf auf meinem Arm
Vögel zwitschern immer denselben Klang
Licht scheint aus meinen Augen
und ich schmieg mich so an dich
atme ein was du aus
Tu ich träumen? Ja, vielleicht
aber dich zu lieben macht alles so leicht, leicht
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In Träumen
Sprich mit mir
Dreh dich zu mir
Lass mich sehen
Dir in die Augen
auf den Lippen
Alte Liebe
Wie schön dich zu sehen
Gesehen zu haben
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Hälfte des Lebens - Friedrich Hölderlin
Weh mir, wo nehm ich, wenn
Es Winter ist, die Blumen und wo
Den Sonnenschein
Und Schatten der Erde?
Die Mauern stehen
Sprachlos und kalt,
im Winde
Klirren die Fahnen
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Other shores
An english translation and slight derivation of the german poem "Andere Ufer" by Dirk von Lowtzow written by me
A call in the ocean
A visitor in my head and legs
and rememberance talks
"Tell me where have you been hiding? I was looking for you foreverlong. Did you sleep for so long? Or were you caged in time?
And as the courtains fell,
i heard you playing on my guitar
And saw you doing just that,
I took your small hand,
as a means to paradise.
"Tell me again, where have you been hiding? I need you more than ever. I slept for so long, eager to find you in my dreams."
And she lives on other shores,
and calls the ocean
irretrievable for me.
I spit on god for not explaining to me,
why everyone has to leave,
looking for other shores.
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Altes Gedicht
Mich immer ans Vergessen erinnernd,
ein bloßes Tattoo auf meinem Arm
immerhin, hats weh getan
Bloß nicht anrufen, meine Sprache
hats verschlagen, lass mich liegend
die Zeit totschlagen
Wind weht durchs Fenster,
warmer Herbst, weh mit mir
zu den Wolken, über die Gipfel der Berge
komm zu mir.
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Winterschlaf
Ich lag auf der Wiese, mein Kopf an deinen Beinen gelehnt, als deine Hand mein Gesicht streichelte. Dein Kopf verschonte mich vor der prallen Sonne, und ich schaute dir in die Augen tief, jäh du dich bücktest um meine Lippen zu treffen. In deinen Armen wiegelte meine Seele, der Krieg war vorbei und mein Körper fand Rast, ehe du dich in dunklen Wolken verwandelt hast und mich mit Regen hast begraben. Es war ein windstiller, kalter Sommerregen, und ich war aus Zucker, ich gleitete dir durch die Finger.
Ja, ich habe geträumt. Geträumt der Winter wär vorbei, geträumt der Krieg wär vorbei. Doch lassen die Eisheiligen auf sich warten, lauf ich zu hast in das Minenfeld rein? Eines Tages werden wir wieder vereint und mein Selbst kann sich der Liebe opfern, wie ich schon so oft geträumt.
Und nun bin ich aufgewacht, der Frühling kehrt ins Land, doch lieg ich hier auf der Wiese alleine und zerfetzt und werde noch ein tausend mal sterben müssen im Krieg gegen mir selbst.
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Amanita muscaria
altvertraute melodie summt mir in die ohren
und vor meinen augen seh ich den menschen der ich mal war
alle geister waren in frieden da
die zukunft war so frei und wolkenlos klar
und in der nase duftete es nach sonne
als wenn ichs wieder erleben könnte
kommt mir der gedanke
wenn ich meine liebe suchen würde
anstatt mich vor ihr zu verstecken
dann könnt ich ewig leben
und wenn ich meine liebe zeigen würde
anstatt sie zu verstecken
dann wird das leben wieder so wolkenlos und klar sein
und den nächsten würd' ich helfen
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der wind streift auf meinen wangen scharf,
die luft in meiner lunge so kalt
wolken so schnell und dunkel
licht so flüchtig und schwach
erinnernd waren diese sommernächte doch schön
doch wieder in ihr leben, gehen durch die wüste der erinnerung
nach jahren des kämpfen
das bebende seufzen eines soldaten
wund und zerbrechlich
verjähren etliche dinge, so waren sie einmal
und sind nun anders
aber aus der pfütze der tränen
mögen mir blumen wachsen
und wenn ich schon weit weg wäre,
sehnend nach neuen leben
werden sie aufblühen
und mir beifall schenken
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Am Fischteich
Die Sterne und der große Mond des Nachthimmels,
wie sie sich im Teich spiegeln, Formen zeichnen.
Wie die Schatten an der Wand, die flackern
wenn es brennt.
Wie meine Augen,
wenn sie auf die weißen, schönen Engel fallen
pralles Licht, das blendet
doch der Blick bleibt standhaft.
Kurzes Blinzeln,
der Augenblick macht mir Angst
Doch das Licht brennt mir nicht aus
Ganz bestimmt kann es ewig leben
Und irgendwann ist es einfach nur Zeit
Und was dem entspringt
Ein Sandkorn im Raum, Ameisen tragen ihn davon
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stets den zweiten weg
hinter mir solls immer der erste gewesen sein
das weizen trennt sich vom streuh
wird zermalmt in eins
wars ich der sie am leben hielt?
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