scrubbini - Tumblr blog

scrubbini · 5 years

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Geschichten aus meiner Schulzeit No. 1

Hallo, Lieber Leser.

Kennst du es, wenn du etwas was dir wirklich in der Vergangenheit passiert ist, träumst und nochmal durchlebst? Genau das ist mir nämlich heute Nacht passiert. Da ich dieses Jahr angefangen habe, mich mehr mit meinem Geist zu beschäftigen, habe ich meinen Tumblr wiedererweckt und habe mich entschlossen, etwas aus meinem bittersüßen Leben zu erzählen. Nämlich mit dem dunkelsten Kapitel meines sehr jungen Lebens: meiner späten Schulzeit.

Erinnerst du dich noch an deine Lehrer? Es gab den netten Englischlehrer, die strenge Mathelehrerin, die langweilige Chemielehrerin, den konservativen Deutschlehrer, den Arschloch, der irgendwas unterrichtet hat was dich überhaupt nicht interessier hatt. Ich hatte den Scheißenglischlehrer, die Scheißmathelehrerin, den homophoben Deutschlehrer aber eine coole Chemielehrerin (wenigstens).

Heute will ich dir von meinem absoluten Lieblingsfach und seinen Lehrern erzählen: Bildende Kunst (BK)

Ich hatte viele verschiedene BK-Lehrer in meiner Schullaufzeit: teilweise erinnere ich mich noch an einige Sachen, die ich in ihrem Unterricht gemacht habe. Manche Sachen waren sehr pragmatisch und theorieorientier. Bei einigen anderen ging es tatsächlich um einfachen künstlerischen Ausdruck (und damit meine ich nicht Mandalas ausmalen, das gabs im Religionsunterricht zu genüge). Ich erinnere mich zum Beispiel an das eine Mal , wo wir einen Comic zeichnen sollten. Da bin ich natürlich aufgegangen, da ich als kleiner nerdiger Mangafan schon die Vorraussetzungen dafür hatte (für die, die nicht wissen, was Mangas sind: prinzipiell japanische Comics mit riesigen Augen) damals war ich “nur” der zweitbeste mit einer eins minus, weil ich keine Bravo mit einem dummen Liebescomicstripe hatte, den ich abzeichnen konnte (wenn du das liest, weißt du wer du bist V.A.). Der BK Unterricht wurde ab der 9. Klasse anspruchsvoller, wir haben tatsächlich einiges über Farbgestaltung und Maltechniken gelernt. Der Lehrer, den ich damals hatte, war sehr streng, aber man hat ihm angesehen, dass er sich wirklich mit Kunst ausgekannt hat. Das eine mal, wo ich ein Bild mit der Note 1- gemalt habe, hatte er das in der “Schulgallerie” aufgehängt (einfach ein paar Glaskästen mitten im Flur) und ich fühlte mich tatsächlich Stolz, von ihm so ausgezeichnet zu werden. Der Herr Z. war hart, aber gerecht. BK fühlte sich an, wie ein richtiges Schulfach, wo man etwas lernen und anwenden konnte. Ich habe ihn seit langem nicht mehr gesehen, aber ich bin bis heute noch dankbar ihn als Lehrer gehabt zu haben. Er hat mir gezeigt, dass BK nicht einfach ein Nebenfach den es zu erdulden gilt ist, sondern viel mehr: ein Ausdruck der Seele, eine Pause von dem anstrengenden Sportunterricht, eine frische Briese zwischen den nervenden Mathestunden, eine kurze Flucht aus der Realität in die eigene Kreativität.

Bis zu meinem Schulwechsel auf dem weiterbildenden Gymnasium.

Auf dem Gymnasium hatte man mehr Mögichkeiten, sich seine Kurse so zusammenzustellen wie man wollte: man konnte sich unter anderem freiwillig zwischen bildende Kunst und Musik entscheiden und so sein Abschlusszeugnis mit ein paar “leichten” Kursen aufpäppeln. Da ich schon Jahre davor das Klavier hinter mich gelassen hatte, entschloss ich mich natürlich für die Künste.

Leider hat der BK-Unterricht genau die Motivation vieler widerspiegelt, die teilgenommen haben: talentlose, bockige Leute waren im Kurs, die überall sonst schlecht waren und deswegen ein Nebenfach belegen wollten dass sie in ihrem Zeugnis hätten lieber werten lassen können um die Chance auf ein Abitur zu erhöhen.

Das wusste die BK-Lehrerin (die die Einzige an dem Gymnasium war): da sowieso nur talentlose, soziale Notfälle Ihren Kurs besucht hätten, hatte sie sich nicht angestrengt, den Unterricht interessant zu gestalten. Ihr Motto war: “wenn ich sehe, dass sich jemand anstrengt, gebe ich ihm eine gute Note!” . So ein bisschen wie die Kiddi Playback Show für Behinderte also. Unter anderem war ein Teilnehmer dabei, der sein Leben lang Bleistifte nur benutzt hat um sie sich in die Nase zu stecken. So ein uncharmanter Typ, der Fußballbegeistert und Fan der türkischen Kultur war. Ich meine damit, dass er viele Türkische Slangs nutzte, um die eigenen Unsicherheiten zu verdecken... Das einzige, was er konnte, war es mit seinem langen Schwanz auf Türkisch anzugeben. (woher ich das weiß? Das hat er täglich mehrmals wiederholt---> #nohomo).

Was denkst du, wenn du “bildende Künste” hörst? An BILDER, Gestaltung, Kreativität. Die Frau hatte selber wenig Schimmer von ihrem Fach und genau das konnte sie uns (nicht) vermitteln. Einmal lies sie uns Pappfiguren mit Kleber und Klopapier machen. In der zweiten Woche nachdem sie uns diese Aufgabe gegeben hatte war sie krank, aber wir durften trotzdem ohne Aufsicht weiterarbeiten (yeah!). Also klebten wir fröhlich weiter und formten die verkrüppelten Figuren irgendwie zu etwas anatomisch realistischem. Wir hatten auch Cuttermesser als Werkzeug zur Verfügung. Und was passierte? Ich schnitt mich quer durch meinen Daumen. Das ganze Blut was rauskam hätte auch in einem Tarantinofilm gut Platz finden können, denn ich nahm zu der Zeit auch regelmäßig Ibuprofen in Kombination mit anderen Pharmaka , was mein Blut besonders flüssig machte. Wenn das Blut zu flüssig ist, kann sich die Wunde nicht schnell schließen und die dummen Mitschülerinnen kippten fast um vor Hämatophobie.

Das wirklich bemerkenswerte kam in der darauffolgewnden Woche: irgendeine dieser blöden Weiber ging zu der Lehrerin, meldete diesen Vorfall und dann kam die beste zu mir und sagte “ich weiß nicht, ob ich die Verantwortung für dich noch übernehmen kann. Ich hoffe du verstehst mich wenn ich sage, dass ich dich nicht in meinem Kurs haben möchte.

So, jetzt erstmal ein paar Fakten um das ganze nachzuvollziehen:

einige Monate vorher wurde ich mit einer schubförmigen Multiplen Sklerose, kurz MS, diagnostiziert, die einen schrecklich aggressiven Verlauf hatte. Ich habe durch die nervigen Nebenwirkungen der Medikamente viel Schule verpasst und brauchte diesen ScheißBK-Kurs, damit ich die “Vision” eines Abiturs realisieren konnte.

Mitleid gehabt? Ok, weiter im Text.

Nun wollte Frau S (die BK-Lehrerin) ein Gespräch mit mir, einem Erziehungsberechtigten und den Vizerektor vereinbaren. Wir sollten darüber reden, ob es noch andere Alternativen zum BK-Kurs gegeben hätte.

Also bin ich mit meinem Vater an den Termin gekommen. Und was schlägt sie vor? “Du könntest ja eine Jugendkunstschule besuchen” worauf ich antwortete “wollen Sie mir diese bezahlen?”

Darf man wegen der Inkompetenz einer Lehrkraft gehandicapte Schüler aus den Unterricht ausschließen?

Naja, am Ende habe ich bleiben und den Kurs weiterbesuchen können. Es wäre aber sehr lustig gewesen, wenn mans mir verboten hätte. Ich hätte gern den ganzen Shitstorm seitens der DMSG (deutsche Multiple Sklerose Gesellschaft) die ich deswegen benachrichtigt hätte gesehen, sogar die Medien hätten sich eingeschaltet. Die Frau hätte vor Stress in Frührente gehen können.

Ich verstehe nicht, wieso manche Leute Lehrer werden. Sie wusste von meinen Einschränkungen. Warum konnte sie nicht FUCKINGBKUNTERRICHT geben, anstatt Werkunterricht?? Ich habe in den 3 Jahren NICHTS gelernt, Jede Woche war eine Frustration mit der Frau. Absolut irrational und manisch, einmal schlug sie uns vor, wir sollten mal auf einer Studienfahrt nach Paris gehen (was natürlich nie stattgefunden hat) worauf ich sagte, wir könnten doch nach Rom gehen. Was antwortete sie darauf? “Nein, Rom ist zu teuer!”

Okay, ich war nur ein einziges Mal in Paris und drei mal in Rom. Aber du kannst mir doch nicht sagen, dass Paris günstiger als Rom ist?? Ich hab für den schlechtesten Kaffee meines Lebens 5€ bezahlt, und das war irgendwo mitten in Paris. Nicht unter dem Eiffelturm, sondern irgendwo in so ner kleinen Bude an einer random Kreuzung! Außerdem ist Rom ein offenes Museum. Egal, wo du dich umschaust, siehst du antike Bauwerke, Kunst und Schönheit, wo nur das Auge hinreicht. Und sie wollte uns in diesem Museum namens Louvre bringen, um ein italienisches Bild zu sehen (ist das nicht ironisch?)

Vor einigen Wochen ging ich in einem beheiztem Schwimmbad in der Nähe. Dort sah ich sie und sprach sie an, ob sie sich an mich erinnern würde. “aaah, ich glaube, ich hatte mich damals für dich eingesetzt, wir wollten doch eine Behindertenrampe für dich machen!”

Och bitch, please. Kindern sollte man vor solchen Personen schützen.

#story of my life #lehrer #schule #lebensgeschichte #erlebnis #zynismus #kreatives schreiben

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