Tumgik
sommeraufgang · 6 years
Text
Ein ganzes halbes Jahr.
Ja, der Titel ist geklaut. Ein Buchtitel eines sehr erfolgreichen Buches, aber grade nun mal auch Titel meines Lebens.
Ein Halbes Jahr: voller unerfüllter Hoffnungen, nicht erwiderter Liebe, lebensveränderndem Sex und einem komisches Gefühl im Magen. Ob das dieses Bauchgefühl ist, von dem immer alle sprechen und auf das man hören sollte? Wenn ja, weiß ich in zwischen wie es sich anfühlt. Langsam kenne ich endlich dieses seltsame Gefühl in der Magengegend, wenn man gegen sich selbst arbeitet. Wenn man weiß, dass man sich selbst nichts Gutes tut und dennoch damit fortfährt. Süchtige (ganz egal wonach) kennen dieses Gefühl sicher alle. Liebe, ist auch so eine Sucht. Die, die man manchmal gegen das Alleinsein nimmt. Sie ist aber trügerisch denn es können sich auch andere Gefühle als Liebe tarnen. Mangelndes Selbstwertgefühl zum Beispiel. Dann geht man raus und sucht die Liebe, die man für sich selbst nicht aufbringen kann eben in jemand anderem. Manchmal auch an Orten, an dem man sie einmal gefunden hat. Wir alle lieben Sicherheit. Und dadurch lieben wir auch die Gewohnheit. Das uns Bekannte, selbst wenn es unangenehm ist, bietet uns Sicherheit. Man weiß was kommt, man kennt den Ausgang der Geschichte und das gibt einem eventuell ein (trügerisches) Gefühl von Kontrolle. Nur wachsen wir so leider nicht, kommen nicht voran. In der Vergangenheit festzustecken lässt einem keinen Raum sich zu entwickeln. Und oh wie sehr möchte ich mich entwickeln. Nur stand ich mir bisher immer selbst im Weg. ICH, und sonst niemand. Denn ICH bin verantwortlich dafür, was ich tue und lasse, was ich ZUlasse vor allem. Wir treffen jeden Tag hunderte von Entscheidungen auch wenn es sich oft so anfühlt als würden sie für einen getroffen werden. Man hat immer eine andere Wahl. Ich wähle nun mich. Mich über Menschen, die mir nicht gut tun und mich verletzen. Meine Gefühle und Bedürfnisse über zwanghafte Harmonie. Ich will lernen, für mich einzustehen! Denn ich habe alles verdient, was ich mir wünsche!
Ein halbes Jahr: ohne dich. Wobei das nicht ganz stimmt, denn gottseidank bist du noch da. Wir sind kein Paar, aber gegenseitig Teil unseres Lebens. Und ja, auch diese Vergangenheit muss irgendwann losgelassen werden oder sich in eine andersartige Zukunft transformieren, aber bis dahin ist es okay. Es ist okay, weil es nicht dieses komische Gefühl im Magen macht. Jetzt nicht mehr. Ich würde dir so gerne alles sagen, weil ich das Gefühl habe, es wäre meine Pflicht. Ich fühle mich dir gegenüber noch immer verpflichtet, das Gefühl muss auch noch vergehen. Aber ich bin geduldig mit mir. Ich werde lernen, geduldig mit mir zu sein. So wie du es mit dir und uns bist. Es vergeht, wenn es vergehen soll. Du bist ein wundervoller Mensch und du hast so viel investiert, mir zu zeigen, dass auch ich ein wundervoller Mensch bin. Und ich möchte dieses Investment für mich und dich nutzen, ich möchte den wundervollen Menschen in mir auch finden. Und wenn der erste Schritt ist, nicht mehr gegen ihn zu arbeiten, dann tue ich ihn. Die Sache, die mich am traurigsten macht, ist dass ich dir nicht die Liebe schenken konnte, die du so sehr verdienst. Ohja, du verdienst alle Liebe dieser Welt! Jemand, der dein manchmal etwas verkühltes Herz auftaut. Du musst dich wieder mehr spüren lernen. Es tut mir so leid, dass ich das zum Schluss nicht mehr konnte. “Manchmal wünscht ich mir wir zwei, hätten uns später erst gesehen, doch ich will nur dass du weißt: du bist und bleibst für immer ein Teil von mir”. Wir haben uns im genau richtigen Zeitpunkt unseres Lebens gefunden, nur wäre ich gerne unabhängig meiner Vergangenheit gewesen. Das was ich grade das letzte halbe Jahr hinter mich gebracht habe, das hätte ich gerne erlebt, bevor ich dich kennengelernt habe. Vielleicht, wenn auch nur vielleicht, hätte ich die Liebe dann so zulassen können, wie ich es nicht konnte.
0 notes
sommeraufgang · 7 years
Text
zerrissen.
Was wäre wenn? Wann hat sich diese Frage wie ein sich ewig wiederholendes Muster in mein Hirn geschlichen? Und warum hat sie das? Habe ich nicht alles was ich brauche? Ich bin endlich fast am Ziel, endlich dieser “normale” Mensch zu sein, der ich doch immer sein wollte. Endlich eine abgeschlossene Ausbildung, einen richtigen Job, Geld von dem ich alleine Leben könnte ohne finanziell abhängig zu sein. Endlich einen Mann der mich liebt und es, wie meine Mutter so nett sagt, trotz allem mit mir “aushält”, der mir Geborgenheit schenkt und mich nicht aufgibt.. zumindest noch nicht. Mein Kopf schiebt ganz besonders viele Überstunden in dieser Zeit. Macht alles Sinn? Bin ich glücklich? Wenn ich glücklich bin, wieso weine ich so oft und wünsche mir nicht mehr in dieser Stadt zu sein? Wieso ist da soviel Einsamkeit, was mache ich immer noch falsch? Kann man es überhaupt für immer mit mir aushalten? Ich kann es doch selbst nicht mit mir aushalten. “Er wird gehen, ich weiß es”. Wie ein hässliches Mantra in meinem Kopf. Eine Weile war es nicht da, oder nur manchmal ganz leise, aber jetzt schreit es. Wir distanzieren uns, wir beide merken es und sagen wir haben keine Lösung. Ich will deinem Leben nicht im weg stehen, ich will nicht dass man es mit mir “aushalten” muss. Ich will diese Frau für dich sein, die du verdient hast und die dir ihr ganzes Herz geben kann! Und ich kann nicht. Die Mauer die ich aufbaue, zu dir und auch zu allen anderen, wird immer größer. Ich habe wieder Angst um mein Herz. Die Sicherheit, dieses Einfache, dass ich und auch viele andere so sehr an uns bewundert haben ist weg. Warum? Wissen wir nicht. Ich habe so wahnsinnige Angst um mein Herz. Wenn es noch einmal bricht, weiß ich, kriege ich es nie wieder zusammen. Es ist nie richtig verheilt, aber zum leben reicht es. Zum lieben auch? Ich weiß es nicht. Oft fühle ich es, dass ich dich liebe, aber sagen kann ich es nicht. Will dir diese Macht nicht geben, obwohl ich weiß, dass du sie verdient hast! Und von DIR? Was habe ich mir von dir erhofft, von einem Weg, von dem doch jeder weiß, dass er ins nichts führt? “Warum hast du dir nicht mal etwas Luft gemacht”? haben sie gefragt. “Ich konnte nicht” war meine Antwort. Als wir uns gesehen habe, war ich doch gar nicht richtig da. Ich war nicht ich. Ich war ich mit einer unglaublichen Mauer um mich herum, damit mein Herz bloß nicht frei liegt. Nicht bei dir. Denn ich weiß wie sehr du es zerstören kannst. Ja, so gerne hätte ich ein tiefgründiges Gespräch geführt, Gefühle rausgelassen, mich etwas mehr befreit von all dem Schmerz der immer noch in mir festsitzt. Aber ich konnte nicht. Und du wolltest nicht. Du warst genau so feige, wie ich es immer erwartet habe. Du hast nichts gesagt. Warum zum Teufel hast du nichts gesagt? Ja ich wollte es hören, egal was dann mit mir passiert wäre! Ich hätte es hören müssen, aber du hast dich entschieden zu schweigen. Fragst du dich auch so oft was wäre wenn? Fragst du dich wie unser Leben aussehen könnte? Mit Dinkelbrötchen und Nutella am Sonntag? Beide zusammen auf dem Weg in den Urlaub, wie wir im Flugzeug durchdrehen, weil wir beide solche Angst haben? Wie du versuchst mich zu retten und dabei nicht merkst, dass ich das selbe mir dir versuche? Wie wir vermutlich aneinander kaputt gehen würden? Abhängig wären? Wie ich jeden einzelnen Tag aufwachen und Angst haben würde, du würdest wieder gehen? Verstehst du denn nicht, warum das keinen Sinn macht? Und trotzdem denke, zumindest ich, darüber nach. Wie dumm, wie unendlich dumm von mir. Gut, dass du klüger bist als ich, gut dass du nichts gesagt hast, gut dass du nie gesagt hast “geh nicht!” gut, dass du sitzengeblieben bist, gut, dass du mich nicht in den Arm genommen hast. Gut, dass du mir nicht gesagt hast, was ich dir bedeute, denn so kann ich weiterhin denken, dass ich das nicht tue. Gut so, oder ist es das?
“Und fast, fast hätten wir uns mal demaskiert und gesehen, wir sind die Gleichen, und dann hätten wir uns fast gesagt, wie viel wir uns bedeuten.”          -  Julia Engelmann
---o---
0 notes
sommeraufgang · 9 years
Text
Zeit ist relativ.
“Die Zeit heilt alle wunden”.
Kennt man ja. Ausgelutscht. Aber wie viel Zeit braucht es wirklich um eine Wunde zu heilen? Wenn man sich ein Knie aufschlägt, dann passiert das innerhalb von Sekunden, heilen tut es aber erst innerhalb von ein paar Wochen. Und wenn ein Herz zerbricht, passiert das auch in Sekunden, aber manchmal braucht es Jahre und manchmal vielleicht für immer um zu heilen.
Das zu akzeptieren ist nicht leicht, vor allem, wenn die Wunde viel länger besteht, als die gemeinsame Zeit überhaupt angedauert hat. Man schämt sich, wenn Sätze fallen wie “aber es ist doch schon so lange her”, man denkt man macht etwas falsch und es wäre nicht in Ordnung wenn es machmal noch weh tut. Man wehrt sich dagegen, gegen Gedanken, gegen Träume, gegen den Schmerz und die Enttäuschung, die man vielleicht zu oft runtergeschluckt hat. Aber je mehr man sich wehrt, desto präsenter werden all diese Dinge und es wird Phasen im Leben geben, wo man sie nicht mehr unterdrücken kann.
Aber was tun, wenn unerwarteter Weise alte Wunden aufbrechen, obwohl das neue Leben doch grad so gut funktioniert? Welche Strategien soll man noch ausprobieren, wenn in der Vergangenheit nichts zum Erfolg geführt hat? Mir wurde geraten, dir einen Brief zu schreiben.
Einen Brief? Als wäre mir diese Idee noch nie selbst gekommen, als hätte es diese Briefe nicht gegeben, die in der goldenen Schachtel in meiner rechten Schreibtischtür gelegen haben, bereit niemals abgeschickt zu werden. Und als hätte ich diese Briefe nicht irgendwann weggeschmissen, im Glauben, dass inzwischen doch alles in Ordnung sei.
Einen Brief? Mit welchem Zweck? Damit er wie ein Mahnmal irgendwo rumliegen und mich ab und zu anschreien kann nach dem Motto: “Guck mal, du hast es immer noch nicht geschafft”? Um meine Wut rauszulassen? Wut, das Gefühl, dass ich sowieso nicht richtig beherrsche, soll ich plötzlich in Papier einfangen? Zum Abschied? Der drölfzigste Versuch mich zu “verabschieden”, der vermutlich wie immer daran scheitern wird, dass nicht ich es bin, die sich nicht verabschiedet hat?
Einen Brief? Und was sollte da drin stehen? Etwa, dass du mir das Herz gebrochen hast? Dass du der erste Mann warst, dem ich alles anvertraut, alles gegeben habe, um nachher doch enttäuscht zu werden? Dass mich das in einer Weise innerlich kaputt gemacht hat, die nicht in Worte zu fassen ist und mich bis heute verfolgt? Dass ich immer noch nicht das Gefühl habe wieder ganz “Ich” zu sein und auch nicht weiß ob ich je wieder die Selbe sein werde? Dass mein Selbstwertgefühl nicht nur erschüttert, sonder quasi völlig ausgelöscht wurde und ich nicht mehr fähig war mein Leben zu meistern? Dass ich in einer Tagesklinik, einer Reha und einer ambulanten Langzeittherapie war, um wieder zu einem Menschen zu werden, der das Haus verlassen kann? Dass ich mir einrede und inständig hoffe, dass nicht du der alleinige Grund dafür warst, sondern diese Probleme schon vorher in mir waren? Dass ich das Gefühl hatte, nicht mehr atmen zu können, nachdem du weg warst? Dass es mir bis heute das Herz zerreisst, dass du nicht einmal gefragt hast, wie es mir geht? Dass ich diesen Gedanken hasse, dir so völlig egal zu sein? Dass ich sie hasse? Dass es das schlimmste Gefühl ist zu sehen, dass ihr das Leben führt was ich mir mit dir gewünscht hatte? Dass ich dieses Gefühl vermisse, etwas Besonderes für dich zu sein, obwohl ich es offensichtlich nie war? Dass ich manchmal gleichzeitig furchtbare Angst davor habe, aber auch gleichzeitig hoffe dich plötzlich irgendwo zu treffen? Dass ich in unregelmäßigen Abständen immer noch von dir träume? Dass ich dich von ganzem Herzen geliebt habe, aber das Gefühl hatte, du hast mir das nie richtig geglaubt? Dass ich immer noch versuche deine Aufmerksamkeit zu gewinnen und mich gleichzeitig furchtbar dafür schäme? Dass ich manchmal das Bedürfnis habe dir zu zeigen wie toll mein Leben ohne dich ist? Dass ich wünschte du hättest noch irgendein Gefühl, außer Mitleid und einem schlechten Gewissen, für mich? Dass ich mir die Erklärung für alles selbst zusammenreimen musste und dass ich niemals wissen werde was daran wahr ist? Dass mir seit Jahren ein Mensch fehlt, der mir Jahre lang wichtig war? Dass ich dich oft einfach fragen möchte wie es dir geht und was du so machst? Dass das Gefühl dir diese Fragen zwar stellen zu können aber ich damit auch meinen letzten Rest Stolz zerstören würde, furchtbar ist? Dass ich mir wünsche, dass sie mich furchtbar findet, einfach nur weil das hieße, dass sie denkt, ich war dir wichtig? Dass ich bis heute hoffe, dass von dir eines Tages doch nochmal ein Wort kommt, obwohl ich tief drinnen weiß, dass es nicht so sein wird? Dass ich wünschte, du könntest all das hier lesen, damit du weißt dass eben nicht “alle frauen mit denen zu zusammen warst nach der Beziehung viel stärker sind”? Dass ich mir irgendwann eingeredet habe, du hättest mich verlassen, weil die Gefühle für mich dich überfordert haben und du deine eigenen Bedürfnisse vernachlässigt hast, um es mir recht zu machen, weil du immer Angst hattest ich würde nicht bleiben, nur damit die Wahrheit mir nicht so weh tut? Dass ich einen wundervollen Mann gefunden habe, dem ich endlich mein ganzes Herz schenken will, das aber nicht geht, weil da noch etwas von dir in einer Ecke verkümmert? Dass du meine späte, aber dennoch erste, große Liebe warst? Dass es mich traurig macht, diesen Stellenwert niemals bei dir einnehmen zu können? Dass ich gleichzeitig will und nicht will dass du weißt WIE wichtig du mir warst? Dass wir eine kurze, aber wunderschöne Zeit mit Höhen und Tiefen hatten, die ich trotz allem immer im Herzen behalten werde? Dass du nie begreifen wirst, dass ich dich nicht hassen kann und will? Dass ich einfach ein Mensch bin, dem jemand nie egal sein wird, der mal so wichtig war? Dass ich einfach nicht mit Verlusten umgehen kann? Dass ich hoffe, dass ich irgendwann an dich denken kann, ohne dieses komische, unangenehme Gefühl im Bauch, und einfach lächelnd zurückblicken kann?
Ja, all das könnte in diesem Brief stehen. Würde es mir helfen? Ich weiß es nicht. Das kann nur die Zeit zeigen, die ja alle Wunden heilt. Irgendwann.
Aber Zeit ist nunmal relativ.
--O--
0 notes
sommeraufgang · 10 years
Text
Eine dieser kein-happy-end Geschichten.
Als ich dich kennen lernte war Sommer. 
Sie kam mit dir bei mir Zuhause vorbei um mir ihren neuen Freund vorzustellen. Ich weiß nicht, ich meine ich war 15 damals. Und dann standet ihr vor der Tür, das erste Bild von dir an das ich mich erinnere ist, wie du in unserem Hausflur stehst. Meine Erinnerung ist schwammig, aber ich bin mir relativ sicher, dass ich dein äußeres Erscheinungsbild ein bisschen 'asi' fand. Ob ich dich schön fand, kann ich nicht sagen. Ich glaube. ich habe mir erst gar keine Bewertung darüber erlaubt, ich wusste ja, welche Rolle dir zugeteilt war. Wir drei waren Eisessen hier in der Stadt. Sie nannte dich 'Baby', was ich vorher noch bei keinem 'Paar' gehört hatte. An mehr erinnere ich mich von diesem ersten Tag nicht, aber ich glaube wir verstanden uns gut.
Jedenfalls taten wir das danach immer wieder, wenn ich sie besuchte und du dabei warst. Da ist der eine Abend, der besonders hängen geblieben ist, du weißt welchen ich meine, sie musste früher schlafen gehen und wir haben glaube ich noch ferngesehen und bekamen Hunger. Die berühmte nächtliche Nutella-Toast-Orgie. Sie war noch Jahre später eine Legende. Damals war sie eifersüchtig, wie du mir viel später mal erzählt hast.
Ich weiß überhaupt nicht mehr, wann es anfing, dass wir damals auch ab und zu bei MSN geschrieben haben. Du hast mich oft 'Süße' genannt und ich wollte das nicht, aber du sagtest das wäre okay und sie fände es auch okay. Ich hab dir manchmal mein Leid geklagt mit den Jungs und du hast versucht mir Tipps zu geben. An meinem 18. Geburtstag wart ihr natürlich da und ich tot traurig, weil ich meine unglückliche Liebe eingeladen hatte (überaus klug wie ich war) und du und sie ihr tatet alles um mich aufzumuntern. Es war dir immer so wichtig mich lächeln zu sehen, vorher konntest du keine Ruhe geben, wie du mir viel später mal erzählt hast.
Ich meine es war ihr 19. Geburtstag und es sollte reingefeiert werden. Ich kam später an und wollte eigentlich nichts trinken und mit dem Auto zurückfahren, aber es gab Bowle, außer dir und ihr waren mir fast alle fremd und hatten mir etwas voraus also trank ich doch. Ich weiß noch dass wir Tischtennis gespielt haben und wir aus irgendwelchen Gründen lachend zusammen ins Gras gefallen sind. Sie erlebte 12 Uhr auf Grund des Alkohols nicht, du hast sie gepflegt und dann uns Gäste weiter unterhalten. Ich bin mir ziemlich sicher, dass du mir im Laufe des Abends einen Kuss auf die Wange gegeben hat und mich das verwirrt hat. Am Ende des Abends war sie wieder bei uns und du unglaublich betrunken und ich hab im Zimmer ihres Bruders geschlafen. An dem Abend fing sich bei dir an etwas zu verändern, wie du mir viel später mal erzählt hast.
Wann genau eure Trennung kam weiß ich nicht mehr, aber ich weiß noch dass du mich angerufen hast und du warst tot traurig und ich wusste nicht was ich tun sollte. Wir schrieben viel. Waren uns emotional irgendwo schrecklich nah. Du vertrautest mir Dinge an, die mich schockierten, aber nicht fernhielten. An einem Abend kam ich dich und deinen Mitbewohner besuchen. Wir saßen zusammen auf der Couch vor dem Fernseher und irgendwann ging er und es dauerte nicht lange bis du offensichtlich versuchtest mich zu küssen. Ich stand sofort auf, sagte dir, dass das nicht geht, hab meine Sachen genommen und bin rausgestürmt. Du hast mich vor der Wohnungstür aufgehalten, wolltest von mir wissen, was los ist, du würdest mich sonst nicht gehen lassen. Aber ich ging. Lief furchtbar schnell die Treppen runter und nach draussen in Richtung Auto. Etwa auf halber Strecke merkte ich, dass du mir hinterher gerannt kamst, ich lief weiter. Du hieltest mich an der Schulter fest, zwangst mich zum stehen bleiben und hast mich zu dir umgedreht. Wolltest immernoch wissen, was genau los war, ich weiß nicht mehr was ich gesagt habe, aber ich erinnere mich an deinen Kuss auf die Stirn. Es war einer der wenigen Momente in meinem Leben von denen ich heute noch sage, es fühlte sich an wie im Film. Und es lag viel in diesem Stirnkuss. Ob du dich auch daran erinnerst weiß ich nicht.
Wir sahen uns danach vorerst nur noch einmal, bei mir, wenn ich mich nicht täusche. Ich seh dich noch auf unserer Couch sitzen. Es fühlte sich alles irgendwie ziemlich seltsam an und als du gingst war es besonders komisch. Wir umarmten uns, ich sah wie du aus unserer Gartentür gingst. Du hättest mich küssen sollen, sagtest du mir später.
Obwohl wir uns sonst nicht sahen, hab ich mich dir so nah gefühlt. Wir redeten, beziehungsweise schrieben über alles mögliche, vertrauten uns alles an, zeigten uns gegenseitig Lieder, die wir beide liebten. Manchmal war es komisch, ein paar mal hab ich geweint, weil du Dinge getan hast, die mir Sorgen gemacht haben und du hörtest nicht gern von meiner unglücklichen Liebe.
Es war Silvester, das erste und einzige, das ich in einer Disco verbrachte, in deiner Stadt. Ich wollte den ganzen Abend, dass du kommst, sagte allen du kämst, aber du warst irgendwo anders, sagtest du bekämst kein Taxi, warst fürchterlich betrunken am Telefon und sagtest dann urplötzlich und aus heiterem Himmel 'Ich liebe dich'. Ich war schockiert, es war das erste Mal, dass ich es je hörte, aber es war so unendlich unpassend und du nicht Herr deiner Sinne. An das letzte mal, als du es sagtest, erinnere ich mich nicht.
Es war alles verwirrend zwischen uns. Wir sahen uns nicht, wussten nicht was passiert. Wenn ich dich einladen wollte mich mit meinen Freunden zu besuchen, wolltest du nie. Sagtest du passt nicht hier hin. Es fühlte sich alles schwierig und kompliziert an. Dann warst du plötzlich für drei Tage untergetaucht, es war im Januar. Ich konnte dich nicht erreichen und es machte mich fertig. Dann warst du wieder da, sagtest du warst bei einer Freundin aus deiner Berufsschulklasse. Ich weiß nicht mehr wie ich mich fühlte, aber ich denke es tat weh. Ihr wart sehr bald danach zusammen. Ich fragte dich, warum. Konnte es nicht verstehen, wollte es nicht verstehen. Du sagtest, dass sie anders wäre, dass es mit ihr anders wäre, dass es leichter wäre. Du hattest mir ein wenig das Herz gebrochen und das wusstest du. Wir hielten Kontakt, obwohl sie da war und sie hasste es (verständlicherweise), aber auch wenn es Pausen gab, er riss nie ab.
Zwei Jahre waren es, dann war es vorbei. Ich weiß nicht mehr, ob ich mich gefreut habe. Aber alles war ein Stück leichter, du hattest dein schlechtes Gewissen nicht mehr im Nacken, wenn wir schrieben. Telefonierten wieder. Jeder lebte sein Leben, ließ den Anderen aber immer irgendwie daran Teil haben. An meinem Geburtstag waren wir wieder in der Disco, diesmal warst du da, ich kam mit jemand anderem an der Hand die Treppe hoch, an dessen Ende du standest, ich bemerkte es kaum, freute mich, dich zu sehen, aber er sagte danach du hättest ihn mit seinen Blicken umgebracht.
An einem Tag, es war Frühling, schriebst du mir dass etwas schlimmes passiert sei, du warst völlig neben dir, wolltest nicht mit mir reden, warst grad bei einer Anderen Zuhause. Ich fuhr trotzdem los, wollte zu dir, konnte nicht Zuhause sitzen bleiben. Wir trafen uns auf einem Parkplatz vor Burger King, du sahst unendlich besorgt aus, so hatte ich dich noch nicht gesehen. Wir fuhren zum Rhein, gingen spazieren, saßen auf einer Bank. Du erzähltest mir, deine Ex behauptete sie sei schwanger von dir. Ich registrierte es, aber irgendwie auch nicht. Glaubte es irgendwo nicht recht. Ich fuhr uns zu dir und wir legten uns in dein Bett und sprachen weiter, machten den Fernseher an, lenkten uns ab. Irgendwann küsstest du mich, ich war ziemlich perplex, ließ es geschehen, wusste aber nicht wie mir geschah. Ich war bis tief in die Nacht bei dir, wollte nicht gehen, musste aber irgendwann. Ich wusste, wie falsch alles war. Du würdest vielleicht Vater werden und ausgerechnet dann küsst du mich? Es passte alles nicht zusammen. Sie würde abtreiben sagte sie, vielleicht tat sie es, vielleicht musste sie es nie. Es gab jedenfalls nie ein Kind.
Wir sahen uns wieder. Sahen uns öfter, kamen uns näher. Ich machte mir keine Gedanken. Du sagtest mir immer mal wieder du würdest mich lieben. Ich wollte das nicht, war überfordert, sagte immer du sollst es nicht sagen. Irgendwann drängtest du mich, überredetest mich, deine Freundin zu sein. Ich hatte nie einen Freund gehabt. Es war alles fremd, es war alles schwierig, musste mich an alles herantasten. Irgendwann überforderte es mich so sehr, dass ich aufgab. Dir sagte, dass ich es nicht kann und wusste dass ich dir das Herz brach.
Dabei hätte es bleiben können. Hätte es vielleicht bleiben sollen. Aber du fehltest mir. Und in meinen dunkelsten Momenten hab ich mich an dich gewandt und du standest sofort vor der Tür. Du warst da, hast mich getröstet, mit mir gelacht, mir geholfen Entscheidungen zu treffen. Mit dir war alles leichter, es fühlte sich an als wäre alles möglich. Zu Weihnachten schrieb ich dir einen Brief, du schenktest mir Schmuck, der mir nie so richtig gefiel, aber er war von dir deshalb trug ich ihn trotzdem.
Es war wieder Silvester. Du feiertest mit mir und meinen Freunden. Ich haderte mit mir, wusste aber irgendwo, dass ich es tun wollte, als es so weit war, war es aber unglaublich schwer, ich war so nervös, meine Stimme war unendlich leise und brüchig, vor allem weil ich gegen das Silvesterfeuerwerk ankommen musste, vor allem, weil es das erste mal überhaupt in meinem Leben war, als ich sagte, dass ich dich liebe. Du hast mich ungläubig angesehen, dann glücklich. Es gab einen ewig langen Moment nur für uns. Ich ging den Mädels ein frohes, neues Jahr wünschen, du den Jungs. Ein bisschen später kam einer von ihnen zu mir und sagte du hättest geweint, nicht so richtig, aber du hattest Tränen in deinen Augen. Du hast alles dafür getan um diese drei kleinen Worte aus meinem Mund zu hören, hast du mir viel später mal erzählt.
Ich war glücklich. Du hattest Angst, ich würde irgendwann gehen. Ich sagte du sollst damit aufhören. Ich hatte Angst, du würdest irgendwann gehen, du sagtest, das würde niemals passieren. Wir stritten nicht oft, aber heftig. Du mochtest diese Stadt nicht, ich mochte eure Wohnung nicht. Du mochtest meine Freundinnen nicht, das Hobby deiner war Trinken. Tief drinnen, dachtest du immer ich würde noch einen anderen lieben, es war nie die Wahrheit. Irgendwann mochtest du dich selbst nicht mehr. Mit mir war es nie leicht. Wäre es nie geworden. Es hat dich alles gekostet und du wolltest die Kosten nicht mehr tragen.
Ich weiß nicht, ob es jetzt leicht ist mir ihr. Ich denke, dass es das sein muss, damit du es eingetauscht hast. Für mich war es schwer. Unendlich. Ist es oft noch. Es wird nie leicht sein. Wir sehen uns, wenn wir die Augen zu machen.
Es war Herbst, als du gingst.
--O--
0 notes
sommeraufgang · 10 years
Text
Beautiful stranger.
Habt Ihr auch manchmal das Bedürfnis mit jemand völlig fremden reden zu wollen?
Mir geht es jedenfalls manchmal so. Es ist gar nicht so einfach zu erklären, warum ich das gerne möchte. Ich denke es geht darum, sich selbst mal durch andere, unvoreingenommene Augen zu sehen. Durch Augen, die deine Vergangenheit nicht kennen, die weder wissen was du erreicht noch was du verbockt hast. Ein neutraler Richter sozusagen. Ich hab mich schon oft gefragt, welchen ersten Eindruck ich bei fremden Menschen hinterlasse, wirke ich arrogant, unnahbar und über allem stehend? Oder wirke ich vielleicht so, wie ich mich eigentlich fühle: schüchtern, ängstlich, auf der Suche nach Geborgenheit? Was sieht die Außenwelt von unserem Innersten? Wirke ich vielleicht, grade weil ich versuche auf eine bestimmte Art und Weise zu wirken, nicht so wie ich eigentlich im Inneren bin?
Die Frage ist, wie findet man das heraus? Man kann ja nicht hingehen und Leute auf der Straße mit 'Sorry, aber ich wollte mal kurz fragen wie ich so auf dich wirke' ansprechen. Oder doch? Gehört die Welt den Mutigen, die sich so etwas trauen, die zu sich selbst stehen und von sich ganz klar sagen können 'das bin ich'? Ich glaube, dass die Antwort 'ja' lautet. Und das macht mich traurig, denn ich zähle mich selbst bisher nicht dazu. Zu den Mutigen, ja zu denen vielleicht, aber ist das, was für mich Mut erfordert nicht für Andere ganz leicht? Ich glaube Mut ist keine messbare Größe, Mut ist ein Gefühl, genau wie Angst. Niemand kann es sich erlauben darüber zu urteilen, ob jemandem etwas besonders viel Angst macht oder ob etwas, das jemand tut besonders mutig ist. Wozu ich mich nicht zähle, sind die Sorte Menschen, die zu 100% zu sich stehen, die überhaupt wissen, wer sie selbst sind, denn ich muss ehrlich zugeben, ich habe keine Ahnung wer ich bin und was mich ausmacht.
Und deshalb frage ich mich manchmal: Kann ein Fremder vielleicht besser sehen, wer man ist, als all die Menschen, die meinen einen zu kennen?
--O--
0 notes
sommeraufgang · 11 years
Text
Lebensmuskelkater.
Hand auf's Herz, wann habt ihr euch das letzte mal so richtig gehen lassen und einfach irgendwas verrücktes getan?
Bei mir war es erst gestern. Ich habe getanzt und zwar nicht, um irgendjemandem dabei zu gefallen, sondern einfach um zu tanzen. Ich habe geschaut, ob mein Körper immer noch die Selben Sachen kann, wie in meinen Kindertagen, aber nicht um mir etwas zu beweisen, sondern zum Spaß. Und habe auch neue Dinge ausprobiert, nicht um gut darin zu sein, sondern einfach aus Neugierde. Ich habe gelacht, so richtig aus dem Herzen, nicht um irgendjemanden damit anzustecken oder jemandem zu beweisen dass er witzig ist, nur um der Freude willen. Und auch geweint habe ich, nicht um Aufmerksamkeit zu bekommen, sondern um mein Herz freizumachen von den Steinen die manchmal auf ihm liegen. Aber das Schönste an all dem war, dass ich diese Dinge nicht alleine getan habe, sondern mit einem Menschen der diesen Tag genauso dringend brauchte wie ich. Wir haben zusammen getanzt, zusammen Verrücktes ausprobiert, zusammen gelacht und auch zusammen geweint, Schulter an Schulter. In der letzten Zeit habe ich fast vollständig vergessen, wie schön es ist sich jemandem zu öffnen und in der Gegenwart eines Anderen einfach mal man selbst zu sein. So ganz, ohne Kompromisse, ohne Zurückhaltung.
Dieser ganze Hipster-'Yolo'-Kram ist zwar nervig und aufdringlich, aber er ist einfach wahr. Man lebt tatsächlich nur ein verdammtes Mal und das heftigste daran ist, man weiß noch nicht einmal wie lange dieses eine Mal sein wird. Und vor Allem ist man nur ein einziges mal jung. Also warum erlaubt man sich so oft nicht jede verdammte Minute zu genießen, zu lachen, zu weinen, zu schreien, zu lieben, verrückt zu sein.
Heute, heute habe ich Muskelkater. Und obwohl er weh tut, ist es ein schöner Schmerz. Es ist ein 'ich habe gelebt'- Schmerz.
--O--
0 notes
sommeraufgang · 11 years
Text
Romantik.
Ich werde dieses Gefühl nicht los. Dieses verrückte Gefühl, dass Menschen tatsächlich füreinander bestimmt seien können.
Gestern erklärte ich einem Freund, dass ich einfach kein Mensch für Romantik bin. Kerzenschein, Liebesgedichte, kitschige Worte, dauernde Liebesgeständnisse, das ist alles nicht mein Ding. Klar, im Fernsehen oder in Büchern schaue ich mir sowas gerne an beziehungsweise lese darüber und es berührt mich, aber im wahren Leben überfordert mich so etwas. Er sagte, dass jeder Mensch Romantik anders definiert und sie sehr vielseitig sein kann. Und ich habe angefangen darüber nachzudenken und musste feststellen, dass ich mich in mir selbst getäuscht habe. Ich bin hoffnungslos romantisch, aber eben nicht auf die 'Liebesgeständnisse bei Kerzenschein'- Art. Nein, meine Romantik beruht eher auf dieser 'wahren Liebe'- Sache. Ich glaube an die verdammte Vorstellung, dass zwei Menschen füreinander bestimmt seien können und dass, egal wie viele Widrigkeiten sie durchleben und egal, was das Schicksal für sie bereit hält, sie immer wieder den Weg zueinander finden werden. Als gäbe es zwischen ihnen etwas, das sie sich gegenseitig magisch anziehen lässt. Es gibt Zeiten, da erkennen sie es nicht, dann gibt es Zeiten, in denen erkennt es nur einer von Beiden, aber es ist immer da. Und solange sie nicht zusammen sind, wird jeder von ihnen ständig das Gefühl haben auf der Suche nach etwas zu sein und wird einfach nirgends so richtig 'ankommen'. Einfach weil das Herz (auch wenn sie es sich nie eingestehen würden) die ganze Zeit woanders ist.
Viele würden jetzt vielleicht sagen, dass diese Vorstellung wunderschön ist, andere bekommen Brechreiz vor lauter Kitsch, die Wahrheit ist aber: diese Art von Romantik ist Gift für das Herz.
--O--
0 notes
sommeraufgang · 11 years
Text
La dolce far niente. Wirklich so süß?
'Well you only need the light when it's burning low
Only miss the sun when it starts to snow
Only know you love her when you let her go
Only know you've been high when you're feeling low
Only hate the road when you're missing home
Only know you love her when you let her go
And you let her go.'
Und es ist wirklich wahr, dieses 'man vermisst die Dinge erst, wenn man sie nicht mehr hat'- Gequatsche. Das betrifft in erster Linie natürlich Freunde und Beziehungen, aber man verlernt auch die alltäglichen Dinge zu schätzen, wie zum Beispiel das Wochenende. Ohne eine vorangegangene, verhasste, anstrengende Arbeitswoche fühlt sich so ein Samstag einfach nur an, wie ein ganz normaler Tag. Man braucht immer diesen Gegenpol, man muss wissen wie sich das 'Nicht-Haben' von etwas anfühlt um es wirklich auskosten zu können. Ich hätte nie gedacht, dass ich das mal so sehen würde, denn ich dachte immer nichts tun zu müssen und einfach 'in den Tag zu leben' wäre die Verwirklichung meines Lebenstraums. Ernsthaft. Druck, Termine, Stress, Erwartungen, Prüfungen, all das waren immer Dinge, die mir den Angstschweiß auf die Stirn und dieses unangenehme Gefühl in die Magengegend getrieben haben. Das ist heute auch nicht unbedingt anders, inzwischen weiß ich aber, dass diese unangenehmen Dinge genauso zum Leben dazugehören wie die Angenehmen, denn ohne sie verlieren die guten Seiten des Lebens stetig an Wert. 
Was man jetzt nur noch lernen sollte, wäre die schönen Aspekte des Lebens auch dann schätzen zu können, wenn man sie gerade erlebt.
--O--
0 notes
sommeraufgang · 11 years
Text
Sich sehnen oder die schlimmste aller Süchte.
Ich vergesse immer wieder, wie gut es tut mit alten Freunden zu schreiben. Das ist wie Balsam für die Seele und manchmal auch eine kleine Zeitreise. Zumindest, solange man nicht anfängt, sich zu vergleichen. Viele meiner Freunde erleben die tollsten Dinge und machen die spannendsten Reisen und ich freue mich riesig für sie, nur ist da auch noch der Teil in mir, der dann ganz laut schreit 'und was ist mir dir? warum du nicht?' und die Antwort ist schlichtweg Angst, Zweifel, Sorgen.
Worauf ich aber eigentlich hinaus will ist dieses Gefühl, Menschen plötzlich wieder nah zu sein, die einem so weit weg schienen und es fühlt sich an als hätte sich nichts geändert. Ich liebe dieses Gefühl. Es schwingt auch immer eine gewisse Melancholie mit, weil sich in Wirklichkeit dann doch so einiges geändert hat und man weiß, dass die Vergangenheit unwiederbringlich ist, aber zumindest für einen Moment fühlt es sich so an, als wäre keine Zeit vergangen seit dem letzten Gespräch. Und dann steigt in mir unweigerlich dieser Wunsch auf, das mit einer bestimmten Person genauso handhaben zu können und gleichzeitig weiß ich, es ist nicht möglich. Natürlich habe ich es probiert, mehrmals, aber all die unausgesprochenen Gedanken und Gefühle, all die Verletztungen, Schmerzen, Schuld- und Mitgefühle lassen keine halbwegs normale Konversation entstehen, vor allem, da ich denke, dass diese Person auch nicht den Wunsch nach Kommunikation hat, sondern nur aus... ich weiß es nicht Mitleid, Verantwortungsgefühl, Schuldgefühl oder ähnlichem heraus handelt. An dem Punkt kollidiert das Ganze dann auch definitiv mit meinem Stolz. Wer will schon, dass jemand nur aus Mitleid oder Schuld heraus mit einem kommuniziert? Dennoch hat der Stolz schon oft gegen die Sehnsucht verloren und ich kann kaum einen Tag nennen, an dem der Wunsch nicht da ist. Traurig, aber wahr, so oft ich auch versuche es zu leugnen und mich für diese Tatsache schäme.
Es bleibt immer wieder die schlaue Erkenntnis 'gegen Gefühle ist man machtlos'.
--O--
0 notes
sommeraufgang · 11 years
Text
Die Frage aller Fragen.
Ich mag das dünne, traurige Mädchen im Spiegel nicht.
Nicht, dass ich sie im Ganzen nicht mag, aber sie ist nur ein Schatten von einer wirklichen Person. Nur von Welcher? In Serien und Filmen hört man immer wieder kluge Sprüche wie 'erinnere dich, wer du mal warst' oder 'wo ist die XY von früher geblieben?'. Aber was ist, wenn man das noch nie wirklich wusste? Was ist, wenn man nie eine Ahnung hatte wer oder was man genau ist und wo man in der Welt hingehört? Ist es der Freundeskreis in dem man sich bewegt, die Stadt in der man aufgewachsen ist und die man liebt, der Job in dem man richtig gut ist, ein Hobby, in dem man aufgeht oder sogar eine Person, der man sein Herz schenkt? Fakt ist: Freundeskreise verändern sich, Menschen ziehen weg, man streitet oder es driftet von ganz allein auseinander. Die Stadt, die man so sehr liebt verändert sich. Die Menschen, wegen denen man sie liebt, ziehen raus ins Leben und erkunden die Welt. Jobs verändern sich. Man wünscht sich mehr oder der Arbeitgeber wünscht sich mehr, man ist immer ersetzbar auch wenn man das gerne vergisst. Hobbies verändern sich. Man hat weniger Zeit, nicht mehr das nötige Geld oder einem vergeht einfach die Lust. Und Liebe ist von all dem wohl das Unbeständigste. In einem Moment glaubt man sie brennt noch lichterloh, während beim Anderen vielleicht schon längst das Feuer erloschen ist.
Wie also herausfinden wer man ist und was man vom Leben möchte? Wie definiert man sich, ohne sich über etwas zu definieren? Die Antwort ist: ich habe keine! Ich weiß nicht, was ich dem Mädchen im Spiegel sagen soll, wenn es mich dauernd mit seinen traurigen, erwartungsvollen Augen ansieht und mich fragt: 'Wer bin ich und was mache ich hier?'
--O--
0 notes