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I entered the city by the train station and a friend of mine [...] arrived through Marco Polo airport. We arrived at the same day, carrying the two different parts of a tuba, trying to find each other in the labyrinth of Venice. There was a basic dramatic construction to the piece, with the two protagonists needing to find each other. Eventually there was a happy end, maybe even a moral, to the story with the meeting and physical reunion of the two halves, and the resulting production of a sound.
Francis Alÿs in “Seven Walks”
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Burschenschaft
Es lässt sich wohl kaum vermeiden,
dass man in manchen Lebenslagen,
auch mal schlechte Karte ausgeteilt bekommt,
und dann im Angesicht der beschränkten Möglichkeiten,
ein kleines Stückchen aufgeben muss von sich,
ein bisschen anders sein als man doch ist,
sodass man in die Lücke,
die noch frei geblieben ist,
auch hineinpasst.
Doch es gibt Grenzen der Biegsamkeit,
und ist man zu ungestüm,
überschätzt die Elastizität des Materials
und presst allzu nervös an den Rändern herum,
dann bricht das Stück im Kern und man vergisst,
dass da mal ein Ganzes war,
auf das man zeigen konnte und stolz behaupten:
“Das hier, das bin ich.”
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The National Gallery is a monument to irrationality! Every concert hall is a monument to irrationality! - and so is a nicely kept garden, or a lover's favor or a home for stray dogs! [...] If rationality were the criterion for things being allowed to exist, the world would be one gigantic field of soya beans!
Tom Stoppard in “Jumpers”
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Versicherungsvertreter
Es kam einmal aus seinem grauen Haus,
ganz arglos, flink ein grauer Mann heraus.
Der dachte es sei doch nichts dabei,
und dass die Welt halt so beschaffen sei,
dass er immer nur er und die Straße die Straße wär.
Diese Gewissheit aber plötzlich schwand,
als gegenüber im Spiegel der verglasten Wand,
er sich nicht selbst, sondern nur die Straße fand,
auf der er eigentlich doch grade stand.
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André Gide: “Paludes”
“- Sie ist aber nicht glücklich, lieber Freund; sie glaubt es zu sein, weil sie sich über ihren Zustand nicht Rechenschaft gibt; Du wirst einsehen, dass es noch trauriger ist, wenn sich zur Mittelmäßigkeit die Blindheit gesellt. - Und wenn Du ihr nun die Augen geöffnet, wenn Du sie endlich unglücklich gemacht hast? - Das wäre schon viel interessanter; sie wäre wenigstens nicht mehr zufrieden.”
Wie lange? Einen Nachmittag bis einen Monat. Je nachdem wie viel Sorge man hat, das im Text Verborgene zu verpassen. Warum? Ich habe zu meinem Geburtstag letztes Jahr von meiner Mutter das “Buch der Tagebücher” des Piper-Verlages geschenkt bekommen und einige Wochen jeden Morgen darin gelesen. Besonders gefielen mir die Eintragungen des franzözischen Literaturnobelpreisträgers André Gide, von dem ich bis dahin noch nie etwas gehört hatte:
21. Juni 1983 “In einer solchen Nacht möchte man die Blumen küssen, die Rinde der Bäume streicheln; irgendeinen jungen glühenden Körper umarmen oder bis zur Morgendämmerung auf der Suche nach ihm umherstreifen. Allein schlafenzugehen, wozu ich mich gleichwohl entschließen muss, erscheint gottlos.”
Ich setzte den Mann auf meine Leseliste und fand im Internet zwei Romane, die ich irgendwann einmal bestellen wollte. Im Sommer war ich dann mit einer Freundin auf einem Antiquariatsausverkauf in Tübingen. Jedes Buch 1,-€ - ein Paradies der literarischen Versuchung. Schwer beladen, unter anderem mit “Paludes”, trat ich den Rückweg durch die unter 35°C im Schatten ächzende schwäbische Kleinstadt an. Kontext Ich weiß nicht viel, und was ich weiß, weiß ich vom Buchrücken oder Wikipedia. Eine Satire soll das Buch sein, der Titel ist französisch für “Sümpfe”, Vergil wird zitiert, ich habe ihn nie gelesen. Vielleicht muss man das aber, um Zutritt zur Symbolik des Textes zu erhalten. Es geht um einen, “der das Leben nicht begriff.” Und “köstlich” soll es sein. Wikipedia meint dazu elliptisch-lapidar:
“Gesprochen wird über den normalen Menschen, genauer - über den liegenden Menschen Tityrus recubans [rückwärts lehnend liegen]. Paludes handelt auch noch von Tieren, die im Finstern dahinleben und die deshalb das Sehen gewöhnlich verlernt haben.“
Buch Das Buch handelt also von einem Junggesellen, genauer: Schriftsteller, der in einer nicht näher benannten Metropole vor sich hinlebt und versucht seinem Tagesablauf durch ein sogenanntes Merkbuch Struktur und durch die Mission alle anderen darauf hinzuweisen wie düster ihr Leben ist, dem eigenen Sinn zu verleihen. Er hört sich gerne reden und nimmt alles, besonders sich selbst und seinen Seelenzustand ungeheuer wichtig. Neid und Begehren sind ihm nicht fremd, aber ausleben tut er nichts davon. Er treibt vor sich hin, weigert sich aber mit dem Treiben zufrieden zu sein und ist ganz besonders unzufrieden, dass andere genau dazu in der Lage sind. Die primäre Tätigkeit des Protagonisten ist das Denken und Lamentieren ohne jedwede Ergebnisse und dennoch schafft es der Autor, dass dem Leser dieser Charakter nicht allzu sehr auf die Nerven, sondern viel mehr an die Nieren geht. Empfindliche Menschen sollten nicht zu tief in den Spiegel schauen. Bilder Das Buch, so kurz es ist, ist angefüllt mit Symbolen. Es ist vielleicht ein einziges Symbol. Und man muss wohl mehr Bildung mitbringen, als ich sie besitze, um alles vom Autor im Text zurechtgelegte auch mitzunehmen. Ein wiederkehrendes Bild ist der Ventilator der Salonnière und Freundin des Protagonisten, Angelika. Sie lässt ihn in ihrem Wohnzimmer anbringen, um die anwesende Literatenrunde vor dem Ersticken zu bewahren. Doch er ist zu laut und stört. Und es wird auch zu frisch für unseren Schriftsteller, wie eigentlich immer, wenn er es wagt wie am Morgen sein Bettzeug von sich zu schleudern, das Fenster aufzureißen und plötzlich nackt dasteht, allein, haltlos und fröstelnd in der frischen Brise. Selbst der Titel des Buches, Paludes, ist wohl ein Bild für sich. Der Schriftsteller arbeitet sich ab an den Sümpfen, die den Turm des Junggesellen umgeben, ohne dadurch jedwede Befriedigung zu erlangen. Doch gibt es wenigstens Fortschritt? Es wirkt das Buch über so, als müsse er nur diese Ebene trockenlegen. Doch als er es vollbracht hat, als Paludes geschrieben sind, folgt keine Befriedigung, keine Belohnung. Er bleibt vielmehr am Schreibtisch sitzen und stürzt sich nahtlos in das nächste drängende Projekt: Die Bearbeitung des Polder, des eingedeichten Flachlandes, das, da es unter dem Wasserspiegel liegt, beständig trockengepumpt werden muss. Fazit Das Buch ist sicherlich keine leichte Kost. Wobei das sehr vom Anspruch des Lesers abhängt. Der reine Text ist in ein paar Nachmittagsstunden gelesen. Um jedoch zu entdecken, was der Autor dort in einer enormen Dichte alles verschnürt hat, braucht man wohl mehr als nur Beharrlichkeit und Zeit.
“Was werden Sie im Augenblick des Todes geleistet haben? - Sie werden Ihren Platz ausgefüllt haben. - Das glaub’ ich wohl! Haben Sie ihn doch so klein gewählt, wie Sie selber sind.”
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Draußen
Eine schmale Gasse an einem Frühlingstag,
Menschen eilen durch den Backsteingang,
und oben, über den Kanten der dichtgedrängten Häuser
vor dem Himmelblau mit weißen Wolkentupfen,
zieht eine Möwe durch das Bild.
Von unten rechts nach oben links.
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Ali
Kennst du Ali? Ali ist der solariumgebräunte Muskeltyp, der in der Umkleide bei McFit immer minutenlang seinen angespannten 45er-Bizeps im Spiegel betrachtet. Der Typ, den du an keiner Maschine vor dir haben willst. Weil du immer erst mal mehr Gewicht runternehmen musst, als du selbst überhaupt stemmen willst. Der Schrank, der am Wochenende bestimmt vor irgendeiner Assi-Disco den Türsteher macht und pöbelnde Prolls zurechtweist. Der seinen Machttrieb liebend gern an dir auslebt, wenn ihm dein Gesicht nicht gefällt. Ja, Ali ist ein unangenehmer Typ. Vor allem aber ist er Pumper. Wirklich jeden Tag, an dem du dich ins Studio schleppst, ist Ali schon da. Hockt da in seinem gedehnten Muskelshirt und reißt seine Gewichte. Diszipliniert ist das, klar. Zeigt Willensstärke, die dir manchmal fehlt. Aber wie hohl muss man bitte sein, um das geil zu finden. Immer noch mehr Muskeln draufzupacken auf den aufgepumpten Körper. Wen soll das bitte beeindrucken? Du weißt nicht was das bringen soll. Armselig, wenn man nichts besseres mit sich anzufangen hat. Denkst du. Traust es dich aber nicht zu sagen. Es gibt noch ein bisschen mehr, das du nicht weißt über Ali. Ali hat eine Freundin. So ein bisschen Gangsterbraut, aber nicht ganz so laut und tussig wie die Mädchen von den meisten Muskelmachos hier im Studio. Als Ali sie das erste mal gesehen hat, war sie sogar ganz niedlich. Vor zwei Jahren, an ihrer Schule war das und Ali hat sich ernsthaft in sie verliebt. Er war damals noch nicht ganz so breit wie heute und sah auch nicht so unangenehm aus. Er war sogar ein bisschen schüchtern. Aber irgendwie hat er es hinbekommen, hat sie gleich angesprochen. Und wie es manchmal so geht, waren die beiden nach ein paar Tagen fest zusammen. Ali war gleich klar, dass das hier nicht nur ein Spiel ist. Dass er bestimmt nicht zulässt, dass irgendwer anders seine Kleine anfasst. Dass keiner sie unglücklich macht. Und es lief alles perfekt für ihn: Er machte anständig seine Berufsausbildung und sie schaffte noch im selben Jahr ihr Abi. Da war für eine Weile einfach Glück. Aber als der erste Sommer vorüber war und es draußen gräulich und nass wurde, da fingen die Probleme für Ali an. Sie sagte ihm manchmal einfach so spontan ab, obwohl sie fest verabredet waren. Und wenn er sie fragte, was denn los sei, wollte sie nicht darüber reden. Wenn sie dann doch wieder zusammen waren, war Alis Freundin oft teilnahmslos, interessierte sich gar nicht für ihn und schien mit den Gedanken ganz woanders. Einmal, als sie bei ihm übernachtet hatte, kam Ali abends von der Ausbildung zurück und fand, dass sie den ganzen Tag das Bett nicht verlassen hatte. Sie lag nur da und starrte die Decke an. Und er konnte nichts daran ändern. Da rief Ali bei ihren Eltern an. Er sprach lange mit ihrer Mutter und erfuhr, dass sie auch zuhause schon länger komisch drauf gewesen war. Und dass sie nicht eine einzige Uni-Bewerbung abgeschickt hatte. Obwohl sie im Sommer kaum aufhören konnte von ihrem zukünftigen Soziologie-Studium zu erzählen. Zusammen mit ihren Eltern machte Ali für seine Kleine einen Arzttermin aus. Sie gingen ein paar mal zu dem Hausarzt, doch der fand nichts Ungesundes an ihr und empfahl, dass sich das Mädchen doch nur mal ein bisschen zusammenreißen müsse. Das brachte natürlich gar nichts und ihr Vater ließ sich von einem Freund einen Spezialisten empfehlen. Sie brachten sie alle zusammen in die Klinik und die Ärzte dort stellten nach ein paar Untersuchungen eine starke genetisch bedingte klinische Depression fest. Alis Freundin bekam einen Haufen Medikamente. Die sollten ihr dabei helfen das Leben wieder gern zu haben und neuen Antrieb zu finden. Die Mediziner sprachen davon, dass es ein weiter Weg werden würde, dass die Therapie die Depression aber letztlich erträglich machen sollte. Nach ein paar Wochen wieder zuhause, ging es Alis Freundin auch wirklich bald etwas besser. Zufrieden war sie aber nicht. Die Ärzte hatten nämlich auch gesagt, dass die Medikamente leider starke Nebenwirkungen haben würden. Sie würden besonders bei weiblichen Patienten häufig zu starker Gewichtszunahme führen. Es war also keine Überraschung, als Alis Freundin morgens auf die Waage stieg und feststellte, dass sie schon fast drei Kilogramm zugenommen hatte. Drei Kilo sind eine ganze Menge für so eine kleine Person. Und das in so kurzer Zeit. Auch ihr Gesicht im Spiegel sah viel blasser und irgendwie aufgeschwemmt aus. Sie fing an zu weinen und als Ali sie trösten wollte, schluchzte sie, dass sie bald schon ganz fett und nicht mehr dieselbe sein würde. Und dass er sie dann bestimmt nicht mehr lieben könnte. Da lachte Ali plötzlich, griff sie um die Hüfte und schwang sie sich auf die Schulter. Sie solle doch nur schauen wie leicht das ginge und dass sie doch gar nicht fett sein könnte, wenn er sie sich so leicht auf die Schulter setzen kann. Sie lächelte ein bisschen unsicher und fragte Ali, ob er das denn ernst meine. Ali meinte es ernst und er versprach ihr, dass die Pillen ihr gar nichts anhaben könnten. Und dass sie immer so leicht sein würde, dass er sie locker auf einer Schulter tragen könnte. Ali hat dem Mädchen, das er liebt, etwas versprochen. Aber weil solche Pillen, wie sie sie nehmen muss, nun einmal so wirken wie sie wirken, deshalb sitzt Ali jetzt jeden Tag hier im Fitnessstudio und reißt seine Gewichte.
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Straßenverkäufer
He, Sie da! Warten Sie doch mal! Ja, Sie meine ich. Schauen Sie mal hier: Ich habe ganz fantastische Brillen im Angebot. Warum ich Ihnen das erzähle? Na, Sie sehen so unglücklich aus. Was das mit Brillen zu tun hat? Na, hören Sie mal! Der Mensch verwendet zwei Drittel seiner Aufmerksamkeit darauf zu gucken. Und wenn einer Augen hat, die nicht richtig funktionieren, dann wird er unglücklich. Glauben Sie nicht? Dann kommen sie mal her und setzen diese hier auf. Keine Sorge, das kostet nichts - alles ehrlich, keine faulen Tricks. Wie bitte? Die Brille passt nicht? Sie sehen alles nur noch unscharf? Aber mein Lieber, es sind ihre Augen, die nicht passen. Sie finden doch jeden kleinen Makel, wenn sie immer so genau hinschauen. Die Brille gleicht das wieder aus.
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These imaginary communities do not trace or encapsulate real–life temporal changes. For instance, a visualization made up of routes of millions of people aggregated over months or years creates a convincing map of a city, with its major streets alight. But this “city” does not exist, because the individual traces that compose it do not temporally coexist. These traces do not correspond to any social reality actually experienced by people. As we move through a city, we do not see traces made by other people in earlier times, we do not even see our own trajectory, and others do not see our paths.
Nadav Hochman & Lev Manovich
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I realised how pervasive this has become, these little appropriations of attention. Figuring out ways to capture and hold people’s attention is the centre of contemporary capitalism. There is this invisible and ubiquitous grabbing at something that’s the most intimate thing you have, because it determines what’s present to your consciousness. It makes it impossible to think or rehearse a remembered conversation, and you can’t chat with a stranger because we all try to close ourselves off from this grating condition of being addressed all the time.
Matthew Crawford
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Ulrich Plenzdorf: “Die neuen Leiden des jungen W.”
“Ich hatte bis dahin nicht gewusst, dass man eine Stadt auch von hinten sehen kann. Berlin von der Spree, das ist Berlin von hinten.”
Wie lange? So ein bis zwei Nachmittage, weniger als 150 Seiten. Warum? Ich bin am Sonntagmorgen bei einem Freund in Amsterdam aufgewacht. Besagter Freund schlief noch und ich hatte nichts zur Eigenbespaßung dabei. Deshalb durchstöberte ich seinen holländischen Bücherschrank und stieß auf dieses schmale Büchlein, noch in absolut unangetastetem Neuzustand. Und auf deutsch. Kontext Berlin-Buch, eindeutig. Ostberlin sogar, um genau zu sein. Der Lokalpatriot in mir ist gebauchpinselt. Und ohnehin sollte man so viel davon lesen wie möglich, damit man den Eindruck erwecken kann, man wüsste was über die Stadt, aus der man stammt. Also etwas, das die anderen auch schon mal gehört haben. Und daher für richtig halten. Außerdem Schulbuch, sowohl in den Deutschklassen Hollands, als auch in Bayern. Hat man mir gesagt. In Berlin leider nicht. Man hat uns damals zwar den echten Werther reingeprügelt, aber Gegenwartsliteratur scheint zu aufwändig gewesen zu sein. Schade eigentlich, vielleicht hätte ich was gelernt. Buch Holden reißt von zuhause aus und geht allein nach Berlin. Nur dass Holden Edgar heißt und nach Ostberlin geht. Und ständig davon spricht wie ihn alles “fast gar nicht tötet”. Mutet zuerst an wie ein widerlicher Übersetzungslapsus, aber Deutsch ist hier ja Originalsprache. Immerhin, jedermann ist “Old” sonstewie, sogar Dieter. Ansonsten wird eifrig Werther zitiert. Edgar scheint ihn auswendig gelernt zu haben, nachdem er ihn auf dem Plumpsklo gefunden und das Nachwort zum Hintern abwischen zweckentfremded hat. Vielleicht ein Jugendtraum des Autors. Eine Charlotte gibt es auch und ist sowieso Triebfeder der gesamten Handlung, in der Edgar W., verhinderter 17-jähriger Musterknabe in der frustrierenden DDR-Jugenderziehung, als verkannter Maler nach Berlin in eine Gartenlaube zieht. Warum das, wurde mir nicht so ganz klar, aber ich komme ja auch von da, wo immer alle hinwollen. Vielleicht bin ich da in die falsche Richtung unterwegs und mir fehlt eine gewisse Grundsehnsucht. Edgar erzählt die Geschichte seiner letzten Tage in Berlin (ja, er geht drauf am Ende, wie gleich die erste Seite verrät) als Kommentar auf die Nachforschungen seines entfremdeten Vaters, der nach seinem Tod doch mal auf die Idee kommt, physisches Interesse an seinem Sohn zu zeigen. Der Leser weiß, worauf es schlussendlich hinausläuft, auch in Bezug auf Charlie, also Charlotte, ist ja alles schon mal dagewesen. Auch Edgar wirkt eher unüberrascht. Bilder Edgar spricht immer wieder von Charlies “Scheinwerfern”, die sie auf jeden richtet, der ihr zu nahe kommt. Ihre Art sich die Welt gefügsam zu machen. Leider in Verneinung der von der Macht untrennbaren Verantwortung. Trotzdem, man möchte gerne auch im Lichtkegel stehen. Kinder können malen, dass man kaputtgeht. Findet Edgar und lässt es den Leser gleich mehrfach wissen. Edgar kann das leider nicht. Trotzdem, Neid ist ihm nicht anzumerken als er einen künstlerischen Malauftrag einfach an Charlies Kindergartenklasse weitergibt (und den Lohn einstreicht). Eine schöne Erinnerung an eigene Machwerke und vielleicht eine Idee, warum Oma das alles immer aufheben wollte. Habe ich nicht verstanden Mädchen trifft Junge, findet ihn anziehend, schwört sich ihn zurechtzubiegen, kann seinem Charme und Witz dann aber nichts entgegensetzen. Ist außerdem mit einem Langweiler erst verlobt und dann verheiratet. Weil dieser sich lieber in die wie auf ihn maßgeschneiderte DDR-Welt rettet, fühlt sie sich vernachlässigt. Man fragt sich sowieso, was sie mal an ihm fand. Sie sich selbst wohl auch. Jedenfalls nimmt sie aus Frust den Jungen und schläft mal fix mit ihm. Ganz romantisch, auf einer Insel, im Novemberregen, wo sie ihn extra hinfährt. Nachdem sie den angenehmen Zustand zweier gleichzeitiger Verehrer offenbar doch auf Dauer zu langweilig fand. Dann haut sie ab. Und unser Held ist allein, macht sich vom Autor unhinterfragte Vorwürfe, dass er sie verführt hat. Muss das so? Fazit Kann man lesen, wenn man Literatur und Berlin-Bücher mag. Hat man vielleicht schon mal gelesen, weil man musste. Sollte man dann vielleicht noch mal für einen Nachmittag hervorkramen. Beim ollen Fänger im Roggen habe ich im ersten Versuch auch noch nichts verstanden.
“Wenn jetzt einer denkt, das ging mir besonders an die Nieren oder so mit dem Verlobten, der irrt sich, Leute. Verlobt ist noch lange nicht verheiratet. Auf jeden Fall hatte Charlie begriffen, was gespielt wurde. Das war’s doch. Sie fing an mich ernst zu nehmen. Ich kannte das schon. Verlobte tauchen immer dann auf, wenn es ernst wird.”
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In a small hotel room a man sits on the edge of the bed. A tear falls from his eye and joins a river that runs over his feet. And it carries every song you forgot you knew and it is every book you wish you’d read. But you’ve worn out all your recollections. So you set fire to the memories you be yet to have. To keep you warm in the dying light.
Duncan Speakman in “Relatives of Long Ago Lovers”
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Heimat
Es lässt sich vieles verlangen von so einem Partner
für ein Stückchen Leben,
viele Ansprüche stellen an eine feste und vertraute Beziehung auf Zeit.
Aber von all den Dingen,
die mich geregelte Zweisamkeit
so sehr vermissen und verzweifelt suchen lassen,
ist es doch die sorglose Ruhe,
der Frieden im Strom des Alltags,
das Stückchen Heimat in der fremden Welt um mich herum,
das sich nur finden, fühlen und festhalten lässt,
wenn man seinen vor Bedrücktheit und Zukunfstangst so schweren Kopf
in den warmen, weichen, vertrauten Schoß des Anderen bettet,
den ruhigen Atemzug gegen seine Kopfhaut spürt und,
zumindest für einen endlos wertvollen Moment,
noch mal Kind sein darf.
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Ausblick
Du hast gesagt mit diesem Montag fängt das normale Leben wieder an. Wir sind raus aus der Seifenblase und alles geht wieder seinen Gang wie zuvor. Entschuldige, ich bin noch nicht so weit. Ich bin zu euch die Backsteine hinaufgestiegen und auf der Mauerkrone entlangbalanciert. Die Aussicht hier oben ist großartig, es geht so weit in alle Richtungen. Ich kann auf beide Seiten hinabblicken. Alles sieht so klein und unbedeutend, so ungefährlich, so greifbar aus. Als könnte ich es mit einer Hand aufnehmen und anstellen damit, was immer mir beliebt. Ich werde oben noch ein wenig auf der Stelle treten. Irgendwann aber, werde ich hier wieder runter müssen. Ich frage mich auf welcher Seite das sein wird. Und ob ich mir das werde aussuchen können. Vielleicht ist das auch egal. Von unten sieht die Mauer von beiden Seiten sowieso gleich aus. Hinter dir Landschaft, vor dir die Mauer. Was zählt ist, dass man mal oben war und das Dahinter gesehen hat. Ich bin eine Weile hier oben gegangen und habe den Horizont angeschaut. Und dort, wo ich absteige wird es anders sein als dort, wo ich aufgestiegen bin.
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Heimweg
Ich bin von der Uni nach Hause gefahren. Mit dem Fahrrad erst auf dem kleinen Deich mit den Gänsen am Stadtrand entlang, dann durch das Einwandererviertel mit den vielen türkischen Supermärkten, unter den schmuddeligen Zugunterführungen durch, über den ersten großen Kanal hinweg, vorbei an der schwarzen Windmühle, die eine Brauerei beherbergt und auf die laute Hauptstraße am Hafenbecken. Von da geht es nach dem noch immer weihnachtlich beleuchteten Hauptbahnhof und endlosen Touristenscharen in die etwas kleinere Einkaufsstraße mit den ganzen Coffeeshops. Hier ist es noch immer überlaufen, aber es gibt hübsche kleine Seitengässchen, die hinunter zu den Kanälen führen. Und außerdem war nicht viel los, weil es vor einer Weile angefangen hatte sanft aber ausdauernd zu regnen. Der Himmel wölbt sich trübe über den schiefen Giebeln mit den eisernen Haken, an denen man Möbel ohne Benutzung der schmalen verwinkelten Treppen in die höheren Stockwerke hinaufziehen kann. Vom Himmel gleitet mein Blick in die Nebenstraßen. Es gibt dort keinen Autoverkehr, viel zu wenig Platz. Stattdessen ist die Gasse, an der ich gerade vorbeikomme links und rechts eingerahmt von grün wuchernden Blumentöpfen. Nach oben hin wird dieser kleine verwunschene Tunnel abgeschlossen von ein paar wackligen Balkonen. Unter einem dieser Balkone steht ein Mann vor einer anschwellenden Pfütze. In ihr spiegelt sich matschig das Grau des Regentages. Der Mann ist nicht mehr jung, er hat lange graue Haare, die sich gepflegt und sauber über seinen Mantel ergießen. Er ist groß und schlank, hat feine Kleidung an, sieht aus als hätte er sich schick gemacht. Seine Schuhe müssen durchweicht sein, sie sind für dieses Wetter nicht geeignet. In der linken Hand hält er eine entkorkte Champagnerflasche. In dem kurzen Moment, in dem ich ihm im Vorbeifahren in sein Gesicht schauen kann, sehe ich dass es tränenüberströmt ist.
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Die Logik ist zwar unerschütterlich, aber einem Menschen der leben will, widersteht sie nicht.
Franz Kafka in Der Proceß
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Geburtstag
Man ist so alt wie man sich fühlt. Nein, nochmal: Man ist so alt wie man alt ist. Wie alt ist man denn? Wie alt bin ich? In meinem Ausweis steht der 29. Mai und dazu eine Jahreszahl, nicht allzu lange her. Noch etwas weniger lange her, habe ich sicher meine Eltern mal gefragt wie alt ich denn sei. Jeder hat ein Alter, ich wollte bestimmt auch eins. Ich kann mich nicht erinnern, aber ich bin mir sicher sie haben mir eine klare Antwort gegeben. Eine Zahl. Und von da an habe ich selbst angefangen zu zählen.
Was aber, wenn meine Eltern mir genau diese Antwort, genau diese Zahl einfach ein Jahr später gegeben hätten? Ich kann mich nicht mehr erinnern, aber ich bin sicher, ich hätte ihnen geglaubt. Und wenn nun in meinem Ausweis immer schon dieser 29. Mai stünde, aber mit einer anderen Jahreszahl, einer die mir mehr Unreife zugesteht. Was dann?
Ich stelle mir vor: Ich ziehe in ein anderes Land, eine andere Stadt, dorthin, wo mich niemand kennt. Irgendwann stelle ich mich anderen Leuten vor. Zumindest in meiner Altersgruppe fragt man auch hin und wieder nach dieser einen Zahl, die einen einordnet in das System der Konkurrenz. Die einem ein Etikett aufdrückt, das besagt: "Du solltest das und das schon erreicht haben. Wir sind bereit dir dieses und jenes zu verzeihen."
Ich sage den neuen fremden Menschen, dass ich 21 Jahre alt bin. Man wird mir glauben. So groß ist der Unterschied nicht. In meinem Alter ist es schon schwer das genaue Alter eines anderen zu schätzen. Und dennoch machen ein paar Jahre einen großen Unterschied in der Wahrnehmung, in der Entwicklungspflicht.
Natürlich, komme ich mal nach Hause, bin ich nicht plötzlich 21. Aber bin ich dort, dann bin ich das, was ich zu sein behaupte. Ich kann für mein Alter schon verdammt weit sein in meinem Studium. Ich kann schon ordentlich Lebenserfahrung für meine 21 Jahre haben. Ich kann mich ganz schön was trauen dafür, dass ich doch der Jüngste hier im Kurs bin. Und vor allem darf ich so viel falsch machen und kann mir selbst sagen: "Du bist gerade mal 21, noch so jung, noch so viele Jahre bis der wirkliche Ernst des Lebens und das Vergraben in Karriere und Verpflichtung kommt." Und ich könnte all die Abschnitte in meinem Leben, in denen ich Zeit für nichts und wieder nichts geopfert habe einfach streichen. Einfach vor mich setzen, zu dem was da noch kommt. Denn was da noch kommt kann bedrohlich sein, aber es trägt auch immer die Möglichkeit zu Wundern in sich. Und die blöde Vergangenheit, die ich nicht will, hört auf zu bestehen. Neue Runde 21, neues Glück.
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