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#ErsteSätze TheWritersLife
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Jedem Zauber wohnt ein Anfang inne (frei nach Hermann Hesse)
Oder offiziell: Jedem Anfang wohnt ein Zauber inne. Und genau das gilt auch für erste Sätze.
Mein allererster gesprochener Satz auf diesem Planeten wurde nachlässigerweise leider nicht überliefert (das im Bild bin übrigens ich, damals schon kamerascheu), aber mein erster publizierter Romananfangssatz lautet nachweislich: Ich feiere keine Geburtstage mehr, auch meinen eigenen nicht. (Die Wuchtbrumme, S. Fischer Verlag).
Ist jetzt nicht so der Bringer. Da habe ich mich, wie ich finde, im Laufe der Jahre etwas gesteigert: Sein Leben als Leiche begann an einem Spätnachmittag im Herbst, ohne dass er es merkte. (Grabt Opa aus, Haymon Verlag)
Erste Sätze sind wichtig! Sie geben die Richtung vor. Berühmte Buchanfänge haben wir doch alle abgespeichert. Hier mal zum Mitraten:
Als Gregor Samsa eines Morgens aus unruhigen Träumen erwachte, fand er sich in seinem Bett zu einem ungeheuren Ungeziefer verwandelt. 
Nennt mich Ismael. 
Es war die beste aller Zeiten, es war die schlimmste aller Zeiten. 
Ilsebill salzte nach.
Am Anfang schuf Gott Himmel und Erde. 
(Auflösung: Die Verwandlung/Kafka, Moby Dick/Melville, Eine Geschichte zweier Städte/Dickens, Der Butt/Grass, Die Bibel)
Der erste Satz muss einen packen! Erste Sätze sind wie Fliegenfänger-Leimrollen, die von der Decke hängen: die Leser/innen bleiben im Idealfall wie die Fliegen haften …
Ergo lautet der erste Satz im Rohentwurf meines neuen Buches - Tusch! - wie folgt:
Der Kopf kullerte die drei Steinstufen hinunter – plopp, plopp, plopp – und landete im Kies am Fuß der Treppe, wo er knirschend auseinanderbrach.
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