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Regentropfen, die an mein Fenster klopfen ...
Sommer in Deutschland. Während Krimikollegen von mir jammern, dass sie wegen der Schwimmhäute zwischen den Fingern nicht mehr tippen können, jauchzt und jubiliert es in mir: bei kaltem Regenwetter bin ich am produktivsten, habe ich die meisten Ideen, kann ich am besten schreiben.
Da ich einer alten Familie von Wetterhexen entstamme, ist es nicht gänzlich auszuschließen, dass ich diese Kaltfront mit Wolkenbrüchen über uns gebracht habe. Ich entschuldige mich prophylaktisch bei allen nass geregneten und fröstelnden Strandhasen, Grillmeistern und Rauchern.
In sämtlichen Schreib-Ratgebern klafft eine Lücke dort, wo über das Wetter gesprochen werden sollte. Dabei ist es ein essentielles Thema! Denn natürlich beeinflusst es unser Schreiben, wenn draußen 35 Grad herrschen und die Hitze das Hirn zu Brei werden lässt. Oder wenn Heuschnupfen-Hochsaison ist und die Pollen heimtückisch durch die Fensterritzen kriechen. Oder wenn Schneeflocken fröhlich vor dem Fenster der Schreibklause tanzen. Das Wetter macht was mit uns ... und folglich mit unserem Schreiben.
Im Idealfall sollte man sich aussuchen dürfen, wo man am besten schreiben kann, und dann einfach hinfahren. Ich kenne Kollegen, die nach Island ausgewandert sind oder den Winter im Süden verbringen, um das richtige Klima für die schriftstellerische Arbeit zu finden. Das ist natürlich nicht jedem vergönnt: bei manchem muss die Kokosnusspalme als Bildschirmschoner reichen.
Grundsätzlich gilt: als Schriftsteller kann man immer schreiben. Man will es, man muss es. 
Dennoch gibt es Wetterlagen, die dem Schreiben besonders zuträglich sind. Welche genau, das ist individuell verschieden. Auf Facebook sehe ich im Sommer sehr oft die Fotos, die Kolleg/innen von ihren temporären Arbeitsplätzen auf dem Balkon oder im Freibad einstellen. Im Winter wird im Bild gezeigt, wie man im Urlaub auf dem Sonnendeck der Jacht von Freunden in der Karibik schreibt oder wahlweise im Gemeinschaftsgarten der Ferienanlage auf Malle. Der Punkt ist: man will zeigen, was für einen beneidenswert schönen Arbeitsplatz man gerade hat. 
Mich lässt das kalt. Ich brauche schlechtes Wetter und eine dampfende Tasse Kaffee, nur dann schreibe ich, was das Zeug hält. Und es hat ganz den Anschein, als stünde Petrus in den nächsten Tagen auf meiner Seite. Draußen schüttet es wie aus Kübeln, hier drinnen tanzen meine Finger über die Tastatur.
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