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aus dem leben einer verrückten bohne.
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zwischen Bücherwänden stehend grübele ich darüber nach, wie viele Gedanken und Worte einen doch ungesehen umgeben können.
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freibleiben.
Es gibt Dinge in meinem Leben, die ich getan habe und die mich bedrücken, wenn ich an sie zurückdenke. Die mich teilweise vielleicht sogar ein wenig verstören, weil sie mich selbst so fremd werden lassen, dass es beängstigend ist. Aber ich war nicht fremd, ich bin es jetzt. In den letzten drei Jahren hat sich meine Welt völlig gedreht. Alles ist anders. Mein Umfeld ist anders. Meine Interessen sind anders. Ich bin anders. Es hat mich viel Zeit gekostet, in der ich nicht wusste, wer ich bin. Manchmal weiß ich das auch heute noch nicht. Oft finde ich mich in Momenten wieder, in denen ich kurz alles hinterfrage oder in denen blitzlichtgewitterig Erinnerungen aus meinem Langzeitgedächtnis hochploppen und mich an eine Sicht auf das Leben hinweisen, die mal die meine war. Wünsche, die ich früher hatte, Ziele, Ideale – die gibt es nicht mehr. Vor fünf Jahren noch hätte ich dir erzählt, dass ich bald Kinder haben möchte. Dass ich gerne eine Familie gründen, mit meinem Partner zusammenleben würde. Dafür hätte ich alles gemacht, damals. Meine eigenen Bedürfnisse ganz nach hinten gestellt, meine Wünsche und Träume, irgendwann mal die Welt zu sehen, rauszukommen aus dem schnöden Alltagstrott, einfach verpuffen lassen...mehr und mehr.
Ich sitze in meinem Zimmer neben der Kaffeetasse, umgeben von kunterbunten Wänden, die mir niemand ausreden konnte. Jeden Morgen stehe ich auf und ziehe mir Kleidung an, die mir gefällt. Trage meine Haare genau so wie ich es mag. Bemale mich mit schwarzem Eyeliner so viel ich will. Meine Tattoos und meine Piercings sind allein meine eigene Angelegenheit. Was ich im nächsten Jahr so vor habe? Keine Ahnung, aber das werde ich dann ganz eigenständig entscheiden, wenn es soweit ist. Seit ich mich gelöst und auf die Suche nach mir selbst begeben habe, ist viel passiert. Nicht alles, was mit diesem Prozess verbunden ist, ist zwangsläufig gut. So bemerke ich immer wieder, dass ich Schwierigkeiten habe, Hilfe zuzulassen. Ich will alles immer ganz allein schaffen, und das am Besten nicht nur irgendwie sondern verdammt gut. Rein rational ist  mir bewusst, dass es nicht schlimm ist, mal nach Hilfe zu fragen, Unterstützung zu brauchen. Aber dieses Gefühl, sich wieder abhängig machen zu können, diese Angst, die Eigenständigkeit auch nur zu mikrokopisch kleinen Anteilen einbüßen zu müssen, ist riesengroß. Und auch das macht mir Angst. Ich merke außerdem, wie ich mich emotional abkapsele – viel schneller als ich das früher je gekonnt hätte. Wenn ich das Gefühl habe, dass sich jemand von mir distanzieren könnte, dann ziehe ich eine Mauer hoch und errichte einen Burggraben mit Alligatoren, um sicher zu sein, dass ich auch noch das letzte bisschen Verbindungsgefühl kappe, bevor es mein Gegenüber versucht – das könnte mir ja weh tun. Wenn ich merke, dass mir Menschen wichtiger werden, wenn ich Interesse an Verbindungen entwickele, ich Dinge über mich selbst geteilt habe – dreh ich den Kopf und schaue weg, suche nach anderen Menschen, fange bei null an. Denn wenn ich mich zu sehr öffne, wenn ich zu viel Energie, zu viele Gedanken, zu viel Kraft investiere könnte mir das ja weh tun. Ich habe das Gefühl, dass ich im Überbehutsammodus bin. Die Beschützerin meiner Selbst, die es so viele Jahre nicht gab. All die Energie, die ich für eine gefühlte Ewigkeit ungefragt und unhinterfragt abgegeben habe, will ich in meinen Schutz investieren. Gestern lagen wir auf dem Bett und mein Blick hing an den Bemalungen an meiner Wand. Ich habe dir gesagt, dass ich Angst habe, mich jemals wieder zu verlieben. Dass ich merke, wie ich alleine die theoretische Möglichkeit, dass mir das passieren könnte, von vornherein ausschließen möchte. Dass ich Energie in derartige Gedankenspiele investiere, noch bevor sich irgendeine emotionale Bindung an Menschen durchsetzen könnte. „Aber warum hast du denn so große Angst vorm Verlieben?“ „Weil ich mich nicht abhängig machen will.“ Du stutzt. „Aber wieso macht dich das denn abhängig?“ „Ich weiß nicht… weil ich dann verletzt werden kann?“ „Aber wieso wirst du denn verletzt?“ „Ich weiß nicht… aber ich kenne es halt nicht anders. Und ich habe einfach große Angst davor.“ Du legst deinen Kopf an der Stelle zwischen Kinn und Schulter ab und schmiegst dich mit deiner Wärme an mich. Wie beruhigend die Nähe anderer doch sein kann… und wie traurig, dass sie mich dennoch so schnell beunruhigt. Am Ende des Tages schreibe ich meine eigenen Geschichten. Und ich möchte kein Buch voll mit unfertigen Kapiteln.
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goldfolienschimmer.
Wir lehnen nebeneinander an einer mit Goldfolie dekorierten Wand in der mit Menschen ausgekleideten Altbauwohnung. Ich halte einen Pappbecher mit Rotwein in der Hand, der mir gleichermaßen ein schlechtes Gewissen macht und mir seltsam egal ist, weil ich eigentlich gar nichts trinken wollte. Du klammerst dich an deiner mit Wasser befüllten Mateflasche fest, während du Mühe hast, deine Augenlider oben zu halten. Deine Stirn ruht auf meiner, und ab und zu streichelt deine Hand wie zärtlich über meinen Arm oder meine Schulter, aber ich bin mir ziemlich sicher, dass du eigentlich nicht merkst, was du da tust. Ich versuche dich anzuschauen. Immer und immer wieder suchen meine Augen dein Gesicht, versuchen, deine Mimik richtig zu deuten, deine Gedanken zu erraten, deinem zittrigen Körper eine Stütze zu sein – und sei es nur durch einen passenden Blick. Einen Blick der sagt „das ist alles okay so“ oder „alles wird gut“ oder „du machst das toll“. Aber stattdessen lehnst du an mir und meine Nackenmuskulatur versagt mir weitere Blicke, sodass ich nur spüre, wie vollkommen fertig du sein musst. Ich spüre. Wirklich. Es ist, als würde ich all das Gewicht auf deinen Schultern mit einem Male ebenfalls auf mir ablegen, leicht gehe ich in die Knie, versuche jedoch dagegen zu halten. Mein Magen zieht sich ein wenig zusammen und mir wird leicht schwindelig, aber ich möchte es doch irgendwie stemmen, ein bisschen etwas hochdrücken, auf dass es dich anschließend weniger hinab zieht.
Aber ich kann nicht.
Und ich weiß das.
Wir haben schon so viel geteilt, seit wir uns kennen. So viel Nähe. So viel Intimität. Viele Worte. Küsse. Berührungen. Ein paar Nächte, in denen ich es nicht mehr nach Hause geschafft habe. Oder du es nicht mehr nach Hause schaffen wolltest.
Dennoch habe ich das Gefühl, dich nicht wirklich zu kennen. Vielleicht liegt es an meiner Mauer, die ich aufgebaut habe, gleich als ich merkte, welche Art von Kontakt du für mich werden würdest. Sie beschützt mich zuverlässig, sie sorgt dafür, dass ich stets distanziert bleibe. Sie verhindert, dass wir einander wirklich kennen lernen. Das ist bestimmt gut so, denke ich mir, das ist richtig so, das gehört so. Aber in den Minuten an der fremden Tapete möchte ich dich am liebsten in einen leeren Raum entführen, mich neben dir aufs Bett legen und dir erlauben, dir alles von der Seele zu reden. Dir zuhören. Für dich da sein.
„Ich setze mich jetzt hier hin“, sagst du und lässt deinen sonst so starken Körper wie ein Häufchen Sand an der Couch zu Boden sinken. Du beobachtest mich dabei, wie ich meine Jacke suche, meine Schuhe in der Hand, bereit zu gehen. Und doch fragst du leise „… magst du dich dazu setzen?“. Irgendwas an dir wirkt jünger als sonst. Fast so als durchlebtest du zum ersten Mal Momente der Schwäche und Unsicherheit, vollkommen überrumpelt von diesen neuen Gefühlen, einsam, menschliche Nähe suchend, verwirrt. Ich sinke neben dir in die dunkle Ecke des großen Flures und dein rechter Arm verhakt sich in meinen Beinen. Müde streichen deine Finger mein Knie entlang, in kreisförmigen Bewegungen, beinahe meditativ wirkt es auf mich, als würdest du Schafe zum Einschlafen zählen. Eine Weile sitzen wir so da und schweigen, lauschen den Geräuschen fremder Diskussionen, dem Bass unbekannter Musik, dem Tuscheln hinter den Glasscheiben der Raucherzimmertür – und dann gehe ich. Im Verlassen der Wohnung denke ich kurz darüber nach, dir einen Schlafplatz anzubieten, aber dann sehe ich meine Mauer und finde zu der Erkenntnis, dass mir keine mögliche Antwort ein gutes Gefühl geben würde. Stattdessen ziehe ich die weißlackierte Tür hinter mir zu, lasse die Geräusche der Party hinter mir und denke noch eine Weile über dich nach, während mir die Kälte der eisigen Nacht ins Gesicht peitscht.
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deine Mauer, meine Mauer.
Ich bin völlig baff, als ich unter den bunten Fahnen und den kleinen Lichtern in der Baumkrone liege und das Kissen fest umschlossen im Arm halte, so als könnte es mir den nötigen Support bereitstellen. Ich weiß nicht, was mich erwartet, aber das Gefühl in meiner Magengrube gefällt mir nicht.
Das grüne Fähnchen ganz links außen an der Schnur hat einen anderen Rand als das rote daneben und ich frage mich, warum das so ist.
Deine Stimme in meinem Ohr erzählt mir von einem anderen Menschen und einem Verhältnis, das vielleicht entsteht, vielleicht aber auch nicht.
Es geht dir nicht nur ein bisschen so wie mir, es geht dir genauso. Meine Sorgen, du könntest nun vielleicht doch mehr in uns sehen, als gut wäre, sind vollends verpufft.
Die blaue Fahne verliert langsam an Fäden, bemerke ich. Vielleicht sollte ich da morgen mal dran rum schneiden.
In deiner Stimme liegt in leichter Vorwurf, neckisch, nicht böswillig. Ich hätte noch nie ernsthaft in Erwägung gezogen, dich zu besuchen. Das Gespräch wird plötzlich zum Selbstläufer und du lässt für einen Moment von deinen Fragen ab. Alles, was ich sage, gibt dir die Antworten, die du brauchst. Und deine Reaktionen, beantworten die Fragen, die in mir entstehen, während ich spreche.
Wenn ich komme, reden wir vorher über die Situation. Vielleicht steige ich als ein befreundeter Mensch aus dem Zug. Vielleicht bist du dann in einer Beziehung? Vielleicht. Vielleicht auch nicht.
Die Lichterkette über dem Baum ist irgendwie schief platziert, manche Reißzwecken erfüllen überhaupt keinen Zweck. Komisch.
Meine letzten Zweifel, die Zahlen, die immer kleiner geworden aber doch irgendwie stets präsent gewesen sind, zerbröseln zwischen meinem Ohr und dem Display meines Telefons.
Wir kommunizieren. Über alles. Völlig offen. Ehrlich. Direkt.
Es ist fast schon witzig, wie du deine Liste mit Fragen und Gedanken abarbeitest. Geradezu absurd.
Die kühle Abendluft liegt auf meinem Gesicht, mein Blick auf der Hängematte im Garten, meine Füße über der Balkonbrüstung.
Wir lachen, weil alles so unfassbar gut passt. Und weil es so viel einfacher ist, als befürchtet.
Du lachst, weil meine Mauern nicht so hoch sind, wie du dachtest.
Und ich steige ein, weil ich sehe, dass wir beide welche haben, hinter denen wir sitzen und uns zuwinken können, wenn uns danach ist.
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Ich rolle mich lachend von deinem Körper und lasse mich neben dich auf die Matratze fallen. Du lächelst und deine Augen schweifen kaum merklich durch den Raum, während sie verraten, dass du gerade deinen eigenen Gedanken lauschst.
„Was ist?“, frage ich und beobachte gespannt, wie du dich ertappt fühlst.
Du haderst mit dir und äußerst irgendetwas, das mir sagen soll, ich solle es dabei belassen. Vielleicht sind es auch nur deine Augen, die mich in ihr tiefes, warmes Braun ziehen und mir das Gefühl geben, es wäre klug, einfach nicht weiter nachzufragen. Vielleicht ist es dein Unterton, der mich vermittelt, dass ich es „eh nicht wissen“ will - so richtig aussprechen scheinst du es jedenfalls nicht zu wollen.
Irgendwann blicken wir uns länger schweigend in die Augen und die öffnest den Mund, um deine Gedanken nun doch mit mir zu teilen. Als deine Worte bei mir ankommen, habe ich kurz das Bedürfnis davon zu laufen und mich dafür anzubrüllen, dass ich es mit uns so weit habe kommen lassen. Aber stattdessen versuche ich zu lächeln und ich küsse dich, weil ich hoffe, dass ich mich damit selbst austricksen kann.
„Ich habe einfach noch nie mit einem Menschen rumgemacht, den ich auf so vielen Ebenen so interessant fand.“
In meinem Kopf der Schall davonlaufender Schuhsohlen, während ein Teil von mir durch einen dunklen Korridor hinfort rennt.
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weltenwechsel.
Es ist das erste Mal seit langem, dass ich wirklich darf. Dass ich mir selbst erlaube, eine Seite aufzuschlagen und sie mit den Worten zu füllen, mit denen ich sie beschreiben will.
So lange ist es her, und das Gefühl von Freiheit weht nur eine kurze Weile durch die Baumkronen der Kastanien, ehe es wieder hinfort ist.
Ich sitze auf dem staubigen Teppichboden meines Zimmers, eingewickelt in meinen Schal, der noch ein bisschen nach Wald riecht. Mein Herz liegt daneben, es ist ein bisschen zu schwer um es aufzuheben. Aber warum denn auch. Da wo es liegt, liegt es irgendwie einfach richtig.
Ich stelle mir vor, ich wäre mit dir zu den Zelten gelaufen. Vor dem Feuer inmitten von Menschen versackt, die ich nicht kenne, aber die mir nicht fremd sind. Mit einer Gemeinschaft, die einfach dadurch zu einem sicheren Ort wird, dass sie füreinander da ist. Miteinander. Zusammen dagegen. Gemeinsam dafür. Wo wir schlafen? Irgendeine Wiese wird sich schon finden. Was wir machen, wenn es dunkel ist? Menschen, Musik, Feuer, Sternenhimmel. Stattdessen liege ich in ungesunden Verrenkungen über zwei Reisebussitzen und meine Gedanken halten mich wach, während das dämmrige Licht über der Lehne die schlafenden Gesichter um mich herum erhellt. Mein Geist ist so müde wie meine Glieder, aber in meine Magen springt etwas umher und mein Herz pocht aufgeregt. Legt Widerspruch ein. Gegen so vieles. Gegen das Zurückfahren. Gegen das schnelle Ende. Nach so langer Zeit dagewesen zu sein und gleich wieder umzudrehen. Wo sind die Mauern, die ich mir selber aufstelle, warum falle ich in Gräben, die ich mir selbst geschaufelt habe? Ich will mich lieber an Seilen hochziehen und auf Plattformen festhalten, über den Wald blicken und Hände halten.
Ich habe versucht, vernünftig zu sein, aber es fühlt sich wie immer scheiße an.
Es wäre gelogen zu behaupten, ich hätte es nicht kommen sehen.
Während ich in dem hell beleuchteten Badezimmer stehe und mein Gesicht im Spiegel betrachte, wäscht ein warmer Wasserstrahl mir violette Streifen von den Armen, aber die Zahlen werden noch ein paar Tage dort bleiben. Wann geht es weiter, frage ich mich, und denke an die kommenden Wochen. Die leeren Seiten füllen sich zunehmend mit Buchstaben, Zahlen, bunten Farben und Markierungen und ich klappe den Planer erschrocken zu. Ich will das nicht. Ich kann das nicht. Ich will zurück. Und dann richtig.
Und als ich auf den Dächern unserer Stadt sitze und durch die Nebelwände in die Ferne blicke, halte ich mich an einer Tatsache fest: Das war nicht das letzte Mal.
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Frage des Tages.
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schalterwippe.
An.
Aus.
An.
Aus.
In meinem Kopf legen sich die immer gleichen Schalter um, wieder und wieder. Meine Finger streichen über meine Schläfen, den Schmerz, die Angst, die innere Unruhe wollen sie wegschieben. Freilegen die Gedanken, die mich nicht kreiseln lassen, sondern nützlich sind.
Nah.
Fern.
Nah.
Fern.
Ich halte mein Handy fest in meiner Hand und betrachte das Display, so als wolle es mir etwas sagen. Aber es will nicht. Und doch lasse ich nicht zu, dass mein Blick sich löst.
Ja.
Nein.
Ja.
Nein.
Die Seite vor mir ist leer und alle Lettern, die meine Finger aus der Tatstatur streichen, werden zu großen schwarzen Fragezeichen, an denen ich mich festzuhalten, aus denen ich schlau zu werden versuche.
Du.
Ich.
Du.
… Ich. Will so viel tun. So viel sehen. So viel fühlen.
… doch ich fühle mich gefangen in den Zäunen, die andere bauen, sitzend in Gräben, die ich mir selbst geschaufelt habe.
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baumhäuser.
Das Baumhaus ist wunderschön. Es ist genau so, wie ich es mir vorgestellt habe. Bunt. Schief. Knarzend. Belebt. Vollgestopft bis obenhin mit Krimskrams, und doch irgendwie… schlicht. Einfach. Hier oben braucht es keinen Krempel, hier braucht es nur die Menschen. Sie zeigt mir begeistert ihr Zuhause, ehe die Kamera nach draußen zoomt, ich knapp fünfzehn Meter vom Baumhaus entfernt auf einer Anhöhe stehen bleibe und auf seine Fassade blicke. Obwohl ich nicht durch die Wände schauen kann, sehe ich, wie sie Anlauf nimmt. Irgendwie. Wie aus dem Nichts ist sie plötzlich auf dem Dach, atemlos vor Überglück springt sie hinunter, schwingt sich an einem unsichtbaren Seil über den Fluss und lässt sich fallen, hinab in die Fluten. Ihr Kopf ist bereits unter Wasser, da schwingt mein Blick noch immer mit ihrem Körper zwischen den Baumkronen. In unseren Händen halten wir ein Stück Papier, blau und weiß bedruckt, und so fest ich nur kann schließe ich es in meinen Fingern ein.
Es sind die Tickets fürs nächste Jahr.
05.10 Uhr. Draußen ist es noch dunkel. Es weht und es klingt wie Regen vor meinem Fenster, aber ich weiß, dass es nur unser Nachbar ist, der von oben seine Pflanzen gießt. Manchmal macht er das um diese Zeit. Vielleicht bin ich davon aufgewacht…
Müde rolle ich mich durch meine Kissen und hebe den Kopf, wie um tief Luft zu holen. Als wäre sein Inhalt tonnenschwer lasse ich ihn bereits kurz darauf wieder auf die Matratze fallen, als ich feststelle, dass ich gerade meinen Traum verlassen habe. Halt. Stop. Ich will zurück an diesen Ort. Zurück zu diesem Gefühl des Schwebens und des Freiseins. Zwischen die Bäume und an den Fluss.
Aber es ist zu spät. Ich komme nicht mehr zurück.
Grummelnd ertaste ich mein Telefon in der Dunkelheit und drücke frustriert aufs Display, so als wäre dies jetzt eine sinnvolle Tätigkeit oder eine Möglichkeit, um doch wieder in die Traumwelt zurück zu finden. Vielleicht noch einmal mit Musik?
Es leuchten zwei Nachrichten auf, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Eine, die mich zum Lächeln bringt. Eine, die mich besorgt macht. Wie bezeichnend für die aktuelle Zeit. Es gibt nie nur eins, es gibt immer beides, es ist nie einfach „alles gut“.
Immerhin habe ich das mittlerweile gelernt.
Ich lasse mich rücklings fallen und meine Lider tun es mir gleich, während meine Gliedmaßen wie leblos in sich zusammensinken und ich lautstark aus und wieder ein atme.
Meine Gedanken sind wirr und meine Gefühle durchmischt und der nächste Traum ist gefüllt von Unwohlsein, Angst und Frustration.
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gegenlichtrückblick.
Ich blicke auf das Foto, das ich am letzten Morgen gemacht habe. Als der Morgen eigentlich noch die Nacht war, kurz nachdem die Sonne einen Strich durch meine Zeitrechnung macht und meinem müden Geist einen Streich spielt. Eigentlich wollte ich nur das Sonnenlicht hinter mir festhalten. Mein ernster Blick tritt zurück hinter dem aufleuchtenden Morgen, aber wenn man genauer hinsieht kann man gut erkennen, dass ich mich zu den Dixis schleppen muss. Vollgepumpt mit Kaffee und guaranabällchenübersättigt schaue ich auf die trockene, nun allmählich leere Festivalwiese, beobachte im Vorbeischlurfen die ersten Abbauarbeiten an der Freakstage und drehe mich hin und wieder schlaftrunken um, um sicherzustellen, dass das Coffeeshopzelt hinter mir nicht einfach so verschwindet. Zwei Stunden noch, denke ich mir. So lange muss es noch da bleiben. So lange müssen wir noch da bleiben. Vor der Bar jeder Sinne auf den Couches unter den Origamifliegern liegen einige wenige Nachteulen und genießen mit mir gemeinsam den Anbruch des Abreisetages. Jeder Mensch, der mir begegnet, strahlt es aus - das Gefühl, nie wieder gehen zu wollen. Oder zumindest ... das Gefühl, immer wieder zurückkehren zu müssen.
... wie gern würde ich mich jetzt gerade erneut zu diesem Sonnenaufgang umdrehen.
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papierflieger.
Es ist noch nicht lange her seit die ersten Sonnenstrahlen aus den Kronen der Kastanien vor meinem Fenster verschwunden und weiter gewandert sind. Die kühle Morgenluft zieht in mein Zimmer und ich den Kragen des viel zu großen Pullovers tiefer in meinen Nacken. Neben meinem Bett dampft die Tasse Kaffee, oder zumindest hoffe ich, dass sie dies tut, denn ich kann meinen Blick nicht von den kleinen schwarzen Lettern lösen, mithilfe derer ich meine Gedanken ordnen möchte…
Gerade ist großes Chaos in meinem Kopf. Es umkreist den ganzen Alltagsscheiß, den ganzen Kram, den ich eigentlich nicht oder nur bedingt steuern kann, bis hin zu allem, was ich alleine gegen die Wand fahren oder daran vorbeilenken muss, weil mir niemand helfen kann oder ich niemanden lasse. Noch ein Monat ehe die Uni wieder los geht und ich wieder ein bisschen schlechter verdrängen kann, dass ich in einer Phase meines Lebens hänge, in der ich etwas in Vollzeit mache und es von ganzem Herzen hasse. Noch ein Monat, ehe ich mir wirklich Gedanken machen muss, nur um dann festzustellen, dass ich damit ganz schön spät dran bin.
Nur noch ein Monat, um Dinge zu tun, die wirklich wichtig wären. Gerade fühlt sich alles wie Scheitern auf ganzer Linie an. Ich bin wie gelähmt, unfähig, unwürdig, untätig, unruhig.
Über dem kleinen blauweißen Papierfliegersymbol klebt eine rote Eins. Ich lege meine Fingerkuppe neugierig darauf, mit etwas Nachdruck, und zwei Bilder erscheinen auf dem Display meines Telefons. Plötzlich drückt mein Herz sich in meinem Hals nach oben, pochend wie verrückt, völlig grundlos schlägt mir das Nichts in die Magengrube und ich fühle mich zittrig und taub zugleich. Die Menschen auf der Straße um mich herum werden Schatten inmitten dumpfer Geräusche, die Lichter über mir dunkler, und ich bin wie in einem Tunnel während ich versuche, mir vorzustellen, wie du dort hinaufgekommen bist und wie du wohl wieder hinunterfinden wirst.
Deine Hand liegt in deinem Schoß und deine überschlagenden Beine liegen sicher auf den Paletten, unter denen in beachtlicher Tiefe das Laub darauf wartet von schweren schwarzen Stiefeln aufgewirbelt zu werden. Der Thermobecher und das Walkietalkie leisten dir Gesellschaft und ich kann nur vermuten, wie du dich gerade fühlst, aber ich wüsste es so unheimlich gerne. Ich denke jeden Tag an dich, auch wenn ich es verdammt noch mal nicht will, und ich werde dir das nie erzählen. Das ist okay.
Aber jetzt, wo du dich bei mir gemeldet hast, ärgere ich mich so sehr, dass ich dir nicht mehr geschrieben habe. Gestern. Obwohl ich den ganzen Tag so ein komisches Gefühl hatte. Dabei hätte es nichts geändert. Ich weiß das. Es hätte nichts gemacht. Du bleibst immer noch du und ich bleibe immer noch ich und wir beide befinden uns an völlig verschiedenen Orten. Ohne Kontakt. Eigentlich.
Du machst was und ich sitze tatenlos auf meinem Bett und jammere über das Leben, versinke in Blogposts und Twitter, schlürfe Kaffee und kriege es nicht hin, ein paar wohlgeformte Worte aneinanderzureihen und mich frei zu schreiben für die letzten Tage des viel zu warmen Spätsommerherbstanfangs.
Das alles fühlt sich so unfassbar unbefriedigend an und die Sorge und Angst in mir ist so groß, dass ich einfach aufstehe, meine Jacke überziehe und nach Hause fahre, während die Silhouetten um mich herum in Scharen Richtung Punkmusik die beleuchtetdunkle Straße hinab wabern. Wie aus dem Nichts ist mir schrecklich kalt, ich habe lange nicht mehr so gefroren. Und auch wenn das völlig irrational ist, wäre ich gerade am liebsten bei dir, mit meinem Kopf auf deiner Schulter und dem Thermobecher und dem Walkietalkie neben mir.
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Und während wir mit Buntstiften fremde Wände bemalen, verschwindet eine Kerze und auf dem Adventsholz beginnt ein kleines Schraubenlagerfeuer. Die Küche wird erfüllt von Holzgeklapper, kunterbunter Musik und dem Geräusch von Stiftminen auf Raufasertapeten und vom Schwarztee erquickt tanze ich hinter dem Küchentisch entlang.
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mintgrüne staubtränen.
Meine Therapeutin blickt mich an. Das ist an sich nichts besonderes, sie blickt mich schließlich immer an, wenn ich ihr in dem ansonsten nur mit Pflanzen gefüllten Zimmer in dem großen schwarzen Sessel gegenüber sitze. Und doch ist es irgendwie anders... ihre Augen sehen nicht so aus wie sonst. Sie wirken müde. Gerötet. Nicht aufgrund von Schlafmangel, denke ich mir und grübele weiter. Vielmehr wirken sie... traurig.
„Ich habe hier eindeutig eine liebende Mutter erlebt“, sagt sie, und ihre Augen füllen sich nun schlagartig mit einer Flüssigkeit, die mich in etwa so sehr überrascht wie die Vorstellung eines mit Staub gefüllten Aquariums.
„Und ich wünsche Ihnen WIRKLICH eine liebende Mutter...“
Ich beobachte gespannt, wie ihr Staub die Wangen hinab läuft. Und während ich dies tue, im Sessel sitze und die mintgrüne Tapete im Hintergrund unscharf wird, frage ich mich, ob Therapeuten eigentlich weinen sollten.
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all I wanna say.
All I wanna say is that
they don’t really care about us.
Meine Wohnung ist nicht mehr leer. Die Tage ohne Bewegung, Wechsel, Zwischentürundangelgespräche oder Austausch auf dem Balkon haben mir so gefehlt. Alle Räumlichkeiten waren wie Zuhause auf Standby, es war schon irgendwie richtig, hier zu sein, aber die Stille um mich herum schob mich viele Stunden länger aus dem Haus als sonst.
Rumms.
Die Tür fällt laut ins Schloss als meine Mitbewohnerin motiviert und hundemüde die Reise Richtung Universitätsbibliothek beginnt. Michael Jackson verstummt.
All I wanna say is that they don’t really care about us.
Wie gut diese Worte doch heute farblich zu meinen Gedanken machen. Sie hüllen sich in schwarzbraune Gewänder, als mitternachtsfinstere Wolken auch bei helllichtem Tage über den Baumkronen des Hambacher Waldes kreisen und sich in Chemnitz braune Sturmböen zusammenbrauen, weil besorgte Bürger mal wieder blind vor Wut sind und allen zeigen wollen, wie gefährlich sie doch sein können. Die Welt macht mir Angst und ich fühle mich als wäre ich in einen falschen Film hineingeraten. Während draußen die Luft brennt, braune und schwarze Rauchsäulen überall auf der Landkarte stehen, sitze ich hier mit meinem Kaffee mit selbstgemachter, aufgeschäumter Mandelmilch, die ich in einer gläsernen Karaffe aufbewahre, vor meinen containerten Narzissen und scrolle durch meinen aktuellen Twitterfeed. Wie surreal, wie seltsam, wie falsch, wie inaktiv. Ich fühle mich wie ein Sack Reis – ich kann nichts machen, höchstens umfallen, ich bin für niemanden eine Hilfe.
Gerade lebe ich genau in der Blase, in der ich leben soll, aber nicht will. Und mit jedem Tag steigt der Frust, steigt die Wut auf mich. So sehr ich weg will, so wenig weiß ich, wie.
Der Tag steht rot umkreist in meinem mentalen Kalender. Und doch habe ich keine Ahnung, was sein wird, wenn es so weit ist. Wo ich sein werde und mit wem, ob du auch da sein wirst und ob es diesen Ort noch geben wird, kleiner dann vielleicht, in glänzenden Scherben?
Ich denke jeden Morgen und jede Nacht an dich, als wärst du ein Fixpunkt in einer großen grauen Staubwolke, in der mir die Sicht fehlt. Nur dass du mir genauso wenig helfen kannst, durch sie hindurch zu schauen, jetzt wo wir keinen Kontakt mehr zueinander haben. Trotzdem denke ich, trotzdem sorge ich mich, trotzdem klicke ich mich durch das World Wide Web auf der Suche nach einem Gefühl, das es mir nie geben wird.
Die Welt macht mir Angst. Und momentan habe ich das Gefühl, ich kann mit niemandem darüber reden, und das, obwohl es doch das einzige ist, was ich jemals wirklich tue.
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staubstraßentanz.
Ich bin nicht verliebt in dich. Aber ich vermisse dich. Ich vermisse es, mit dir zu reden, über die staubigen Straßen zu schlendern und im Sonnenschein zu tanzen, bis uns schwindelig wird. Das Lied aus der Playlist, die ich nun seit fast einem Monat täglich durchhöre, lässt meinen Kopf wippen und meine Augen enger werden. Ein Kloß in meinem Hals hält die Erinnerungen fest in seinem Kern behütet und ich werde traurig. Ich bin nicht verliebt in dich, ich bin verliebt in diesen Ort. In die Erinnerungen. In diese kleine Welt, die jedes Jahr ein Teil von mir wird und die mich jedes Jahr ein Teil von ihr werden lässt. In das Gefühl, einmal um die ganze Welt tanzen zu können. Ich vermisse dieses Gefühl, diesen Ort und ich vermisse dich, weil du immer ein Teil dieser Geschichte bleibst, auch wenn ich nicht einmal weiß, wo du gerade bist. Aber wenn ich aus dem Küchenfester auf unsere Kastanien blicke, stelle ich mir manchmal vor, wie du dich aus den Baumkronen abseilst oder auf einem Baumhaus sitzt, barfuß und mit einem Tuch um deinen Kopf gewickelt.
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brennende barrikaden.
Ich neige meinen Kopf etwas weiter nach links, um an der Gestalt in der Reihe vor mir vorbei blicken zu können, deren Lockenpracht den Schriftzug verdeckt. Ich möchte wissen, von wem diese Worte kommen, wer was behauptet, sich wie rausredet, was wie überhaupt betrachtet. So viele Antworten und Tatsachen der Film uns auch gibt, so viele Fragen wirft er auf, so viel Ungläubigkeit lässt er zurück. Und neben den Fragen, auf die noch keiner eine Antwort zu wissen glaubt, ist so unfassbar viel Wut. Wie kann sowas klar gehen, wie kann sowas in erster Instanz überhaupt passieren? Und wie kann man dann einfach alles ignorieren, was ganz offensichtlich da ist? Was da war, was gefilmt wurde, was analysiert wurde? Wie kann es sein, dass es keine Folgen für diese Handlungen gibt, während auf anderer Seite Menschen unschuldig monatelang hinter Hamburger Gitter gesperrt werden? Wie können die involvierten Menschen nachts schlafen und wie sollen wir nachts schlafen können, wenn das alles, wie eine bemüht ruhige Stimme irgendwann im Interview besorgt feststellt, vielleicht nur der Anfang für einen neuen Standard sein könnte? Die Videoaufnahmen, die Bilder, die Worte, die in weißen Buchstaben auf schwarzen Blöcken zwischen den Hamburger Hausdächern erscheinen, tragen es dieses Mal auf ein neues Level der Realität.
Ich war nicht da und erfahre hier gerade nur einen Bruchteil. Und trotzdem habe ich Angst. Das Gefühl der Wut trägt sich durch den gesamten Film. Ich bin empört. Wortlos. Und als ich mich umblicke in diesem verdunkelten Saal sehe ich viele Münder, die ebenfalls offenstehen. Augen, die ebenfalls weit aufgerissen sind. Und vorm Kino bleiben wir alle kurz im Regen stehen und fühlen uns gemeinschaftlich überfahren.
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Zwischen all der Traurigkeit und Angst steckt so viel Wut. Und ich will nichts lieber, als sie 20.000 Meilen unter der Wachsoberfläche versenken.
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