Lebensschnipsel
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unbolivablethings-blog · 6 years ago
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#12 Wieder da?
Ratterndes Gepäckband, Stille. Meine Koffer fallen langsam auf die Ablage. kein Zurück. Schweigend laden wir unsere Sachen auf den Kofferwagen. Den Flughafenmitarbeiter mit “hola” ansprechen. Gewohnheit. Aber auf dem Schild steht nicht Santa Cruz, da steht Frankfurt. Falsche Welt. Ungewiß schreite ich durch die Tür. Mein erster Blick, mein Bruder. Zum Glück. Er ist Verbundenheit die nie zur Fremde wird. 
Ich kann so wenig sagen, weil mir nach einem Monat immer noch der Klos im Hals steckt. Ich fühle mich so unrichtig. Wenn das ein Wort ist. Ich kam zurück aber nie an.  
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unbolivablethings-blog · 8 years ago
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Ch`utillos 
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unbolivablethings-blog · 8 years ago
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#11 letztes Kapitel
Ich sitze wieder hier in meinem Zimmer. Die Luft ist so kühl wie sie war als ich gekommen bin. Alles ist wieder so leer. Kleider liebevoll und mit Tränen in den viel zu kleinen Rucksack gestopft. Die Wand nackt. Gelb mit weissen Flecken. Stellen wo mal irgendjemand Fotos an die Wand geklebt hat und nachher unvorsichtig den Putz mit dem Tesafilm entfernt hat. Stellen die man vorher durch meine eigenen Bilder nie gesehen hat. Jetzt fallen sie ins Auge.
Leise begreift man wie viele vor dir schon in dem kleinen Metallbett geschlafen haben. Die Matratze ist schon ganz durchgedrückt. Und wie auch sie, wirst du gehen und jemand neues wird die Matratze eindrücken und die Furchen an der Wand überkleben. Ich packe die letzen Bücher ein und bin still. Ich erinnere mich an all die Momente in meinem kleinen Zimmer. Nachts bei Kerzenlicht lesen, morgens die Kinder über mir auf ihren Stühlen klunschen hören, den Klang meines Elektronikpianos, meine Stimme, das Lachen von Freunden, Tränen des Vermissen, die Pfoten der Katzen auf dem Dach, Stille. Wie viel mir dieses kleine verwinkelte Räumchen doch gegeben hat.
Danke.
Und so gehe ich. Mit allem im Gepäck was man sich so vorstellen kann. Aber vor allem mit der Hoffnung wieder kommen zu dürfen - eines Tages.
Morgen ist Montag, mir bleibt noch genau eine Woche hier zum leben. Am Freitag werde ich bei einem der grössten Volksfesten Boliviens mittanzen. Am Donnerstag meine Kinder verabschieden und all den Lehrern danken die mir ans Herz gewachsen sind. An alle anderen Verabschiedungen möchte ich nicht denken.
Ich bin ganz und komplett angekommen hier, und genau das macht es so schwer für mich. Du kommst, fragst dich was du hier machen sollst. Du arbeitest weil du denkst dass ist es, was du am besten tun kannst. Du beginnst zu begreifen was du hier wirklich sollst. Du lebst, und dann gehst du, mit mehr Tränen als du gekommen bist. Mit Verständnis und Liebe für alles um dich rum, mit Freundschaft und Sicherheit einen Ort und Menschen gefunden zu haben die du Zuhause nennen kannst.
Ich gehe und hoffe ein Teil von mir bleibt trotzdem.
Sophie.
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unbolivablethings-blog · 8 years ago
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Wenn man so unglaublich intelligent ist, morgens um 4 Uhr aufzustehen um den schönsten Sonnenaufgang weltweit in Potosi zu bewundern. Dann aber feststellt dass die Sonne erst um viertel vor 7 aufgeht. Naja fast erfroren war's auch noch schön. PS: das wundervolle Menschlein neben mir ist meine Mitfreiwillige Janina
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unbolivablethings-blog · 8 years ago
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Ganz vergessen zu erwähnen : habe beim Seminar der Hermandad Chalcheños getanzt. Ist ein typischer Tanz aus Potosi. Mit 3 supertalentierten Bolivianern die mal wieder 1000 mal mehr Tanzgefühl im Blut haben als ich. Naja, hab's wenigstens versucht :) Auf dem Foto zu sehen sind meine Tanzpartner und ich in der traditionellen Pracht. Meine liebste Hermana Damiana, zwei weitere Mädels und eine Hermana der Gemeinde die mit aufs Seminar gekommen sind. Sorry für die schlechte Bildqualität!
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unbolivablethings-blog · 8 years ago
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#10 Wenn Zeit fliegt
Vielleicht sollte ich nach 10 Monaten Aufenthalt mal endlich etwas konkreter werden wie mein Leben hier aussieht. Aber da schwirren immer zu viele Gedanken in meinem Kopf herrum. Während ich meinen Morgen schon geschildert habe kommt der Nachmittag immer zu kurz. Mittags esse ich mit meiner Mitfreiwilligen Janina immer bei den Hermanas (Schwestern). Ist echt leckerrrr... Und nie zu wenig hehe. Danach geht's erstmal zum Sport. Das ist die einzige Zeit am Tag wo ich dazu komme deshalb laufe ich immer schnell hoch zum Sportzentrum nach dem Mittagessen und power mich ein bissel aus. Ich bin jetzt schon bestimmt 4 Monate dort und es gefällt mir wirklich gut. Auch wenn ich mir im Zumba vorkomme wie ein Holzstock neben diesen tanztalentierten Bolivianern. Das sieht so einfach aus und alle tanzen herrlich im Rhytmus. Und dann gibts noch mich in der Ecke bei der sich vermutlich jeder fragt welche interessante Sportart ich da mache. Ich sollte zu meiner Verteidigung vielleicht noch erwähnen dass Sport auf 4000 m nicht soooo leicht ist... Ja, das muss man auch bedenken. Trotz meinen mini Leistungen hab ich da 3 super nette Ladys kennengelernt denen ich jetzt noch zusätzlich Englischunterricht 4 mal die Woche gebe. Und die mich ungelogen so mit Essen verwöhnen dass ich vermutlich nach Hause kungeln kann. Falls ich durch die Flugzeugtür komme, sonst muss ich wohl noch mehr Zumba wippeln. Ansonsten gebe ich 3 mal die Woche Englischunterricht für 6. Klässler und abends deutsch und englisch für Erwachsene der Gemeinde. Ehrlich, es war sooo eine Überwindung sich vor eine Klasse zu stellen und so zu tun als wäre man weder aufgeregt und als hätte man eine Ahnung wie man Menschen etwas beibringt. Aber es läuft irgendwie. Und ich hoffe doch sehr die Kinder können von dem Unterricht etwas mitnehmen können. Wir haben geplant vor meinem Abflug der Direktora englische Lieder vorzusingen um zu zeigen was wir schon für Fortschritte gemacht haben. Aufklärungsunterricht ist auch in Planung... Und ich hoffe mit ganzen Herzen dass der auch wirklich gemacht werden darf. In meiner katholischen Mädchenschule gibt's sowas nämlich leider nicht. Meine Hermana war aber ziemlich überzeugt von der Idee - ich bin guter Dinge. Es ist sonst noch soooo viel passiert dass ich vermutlich ein Buch verfassen könnte. Muss aber dafür sind mir diese letzten übrigen Wöchlein zu kostbar. Deshalb will ich nur sagen. Mir geht's gut... Besser als ich gedacht hätte, dass es mir je hier gehen könnte. Das Leben ist wundervoll auch wenn ich mit dem hereinbrechenden Winter bald erfriere werde, würde ich keine Minute eintauschen. Ich hoffe ich bin jetzt mal informativer als sonst gewesen. Sophie
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unbolivablethings-blog · 8 years ago
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Auszeit in Sucre
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unbolivablethings-blog · 8 years ago
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#9 Millionär
Vor kurzem haben die Kinder an meiner Hand ausgerechnet wie mein Leben später aussehen wird. Millionär soll ich werden meinten sie. Vielleicht hatten sie gar nicht so Unrecht. Bloß mit dem Fakt dass es sich nicht um Geld handelt. Ich bin reich durch all meine Begegnungen, durch all die Menschen die bisher mein Leben durchquert haben. Ob ihr Einfluss klein oder groß war spielt keine Rolle. Ob sie geblieben sind oder weitergezogen auch nicht. Bloß dass sie ein Teil sind. Und so hoffe auch ich ein Teil zu sein. Ein klitzekleiner Teil. Denn was bleibt am Ende sind Begegnungen. Keiner merkt sich was du gesagt hast, vielleicht noch nichtmal was du getan hast. Aber was du Ihren für ein Gefühl gegeben hast, das verfliegt nicht so schnell.
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unbolivablethings-blog · 9 years ago
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#8 kein Held
In den vergangen Monaten habe ich einige imaginäre Schulterklopfer empfangen dürfen, alle mit den besten Intentionen, aber je länger ich hier bin klärt sich meine Sicht darauf was in Deutschland über einen Friedensdienst gedacht wird, und was davon wirklich zutreffend ist.
Der Mensch verlässt also seine wohlbehütete Heimat und reist ans andere Ende der Welt. Selbstlos, wie er nun ein Jahr seines kostbaren Lebens opfert um zu „helfen“. Der Mensch der mit dem Privileg geboren ist eine Schule besucht zu haben, reisen zu können und Geld auf die Hohe Kante legen kann. Was für eine Aufopferung dann diesen Luxus zu verlassen und den „armen“ Menschen der Südhalbkugel zu helfen, freiwillig und ohne Bezahlung. Hach, und fangen wir gar nicht erst damit an wie gut das sich im Lebenslauf macht.
Realitätsschock, das kommt der Sache einfach nicht gerecht. Tut mir leid wenn ich jetzt irgendwelche Erwartungen enttäusche aber…
Ich, Sophie Schneider, Freiwillige der katholischen Kirche in Bolivien, habe definitiv bis dato weder die Welt verbessert noch mich todgearbeitet. Mein spanisch geht schleppend voran und oft muss mir geholfen werden damit ich alles verstehe. Ich unterstütze, begleite und bin da wenn man mich braucht, gebe mein Bestes den Platz einer Lehrkraft zu ersetzen aber gelernt habe ich das auch nie. Meine Wenigkeit kommt ohne Plan vom Leben, ohne Erfahrungen und Wissen, an eine Schule und soll im Unterricht mitwirken. Ich arbeite mit wundervollen Menschen, die aber im Gegensatz zu mir ihren Job gelernt haben. Ich bin da und bemühe mich und trotzdem muss mir oft unter die Arme gegriffen werden - also wer hilft hier wem ?
Im August fliege ich, wieder zurück in meine Heimat rein ins alte neue Leben. Und was passiert hier ?
Ein neuer Freiwilliger wird kommen, meinen Platz einnehmen. Die komplette Lehrerschaft kann wieder von vorne anfangen, sich auf zwei neue Fremde Menschen einstellen, die wenig verstehen und auf Hilfe angewiesen sind. Mit Geduld und Mühe sie in ihren Platz einweisen und zusehen wie sie langsam glücklicher werden, sich wohlfühlen und ankommen. Die Kinder dürfen sich wieder an eine neue Deutsche gewöhnen, obwohl sie doch erst gerade die Alte akzeptiert hatten. Vertrauen aufbauen, das in 12 Monaten wieder gebrochen wird weil dann die Zeit abgelaufen ist.
Und trotzdem ist es genau das Richtige. Denn ich hoffe Vorurteile abzubauen. Deutschland ist nicht gut und Bolivien schlecht, unsere Straßen sind nicht aus Gold und hier ist alles Feld. Nur weil man in Deutschland lebt hat man noch lang kein Lotterleben, genauso wie man als Bolivianer nicht in einer Lehmhütte leben muss. Natürlich können Vorurteile auch bestätigt werden aber ich sehe es als meine Aufgabe an hier ein realistisches Bild von Deutschland abzugeben und im Gegenzug so viel wie möglich an bolivianischem Zauber und Eindruck mit nach Hause nehmen.
Denn die Gelegenheit hier nicht nur durchzureisen sondern mit den Menschen zu leben und mir so einen tiefen Eindruck zu gewähren wäre anders gar nicht möglich.
Und um einen sehr wichtigen Menschen in meinem Leben zu zitieren „und wenn sich nur ein Mädchen in 10 Jahren am Essesstisch an dich erinnert und sagt „Damals die Freiwillige hat mir so ein deutsches Tischgebet beigebracht, lass uns das singen“ dann hat es sich gelohnt, oder etwa nicht?“
Sophie
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unbolivablethings-blog · 9 years ago
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Die kleinen Sonnenscheine auf der Arbeit 
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unbolivablethings-blog · 9 years ago
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#7 Alltagspausen
Ich bin allem ein bisschen entflohen, nicht dass mir alles zu viel war, ich musste nur mal raus, aus dem kalten Potosi. 
Mein Chef aus Deutschland, von meiner Organisation, war wegen einem Seminar in Bolivien und hat Treffen für die Freiwilligen überall im Land angeboten. Auch in Sucre, einer (nur)  2 Stunden entfernten Stadt. Die Anden runter ein gutes Stück weiter unten als meine temporale Heimat, im Warmen. Ich habe mich schon ungefähr seit 2 Monaten darauf gefreut und auch wenn ich eine Schulveranstaltung verpassen sollte, war dieser Trip meine Priorität. Bisschen aufregend war ich, zum ersten mal so richtig alleine zu reisen in Bolivien. Vor allem weil ich keine Ahnung hatte von Sucre, vom Weg und wo genau ich eigentlich hin muss. Man hat mir dann gesagt dass es sicherer ist ein Taxi zu nehmen und wesentlich schneller. Naja, ehrlich gesagt war ich davon absolut nicht überzeugt. Wie soll das sicher sein wenn man 3 Stunden alleine mit einem Fremden durch die Prärie rast ?
Nachdem mir die Schulleiterin aber angeboten hatte mich mit zum Terminal zu nehmen wo ich einsteigen sollte, konnte ich kaum mehr nein sagen. Sie hat mich dann in ein Taxi gesetzt, dem Taxifahrer gesagt er solle bitte langsam fahren und war weg. 5 Minuten später wurde mir dann klar dass es sich um Truffies handelt, Taxis die immer die gleiche Strecke fahren und mehrere Personen mitnehmen. Nachdem sich die anderen Fahrer, inklusive Meiner, sich fast geprügelt hätten weil jeder am Kunden anwerben war und man sich da leicht in die Quere kommt, gings los. Anschnallen tut man sich ja sowieso nicht hier, - das würde im Klartext dann heißen dass man dem Fahrer nicht vertraut, deshalb hab ich mich krampfhaft an meine Tür geklammert. Raus aus der Stadt sind wir geflitzt, vorbei an Hunden und Menschen, die langsam weniger wurden. Immer wieder der unübersehbare Müll am Rand der von Wind manchmal bis auf die Hügel geweht wird und die endlose Weite.
Die steinige Landschaft wurde mit der Zeit immer grüner und lebendiger. Als hätte jemand alles liebevoll gegossen. Blumen am Boden und auf den Bäumen, Gärten und Bäche. Mit einem Lächeln bin ich dann langsam in den Sitz gesunken. Unglaublich wie sehr mir das alles gefehlt hat. Je tiefer wir kamen desto schöner wurde alles.
Dann kam Sucre, auch die weiße Stadt genannt außerdem großer Hersteller von Schokolade. Genau die richtige Mischung. Es war warm - genau so wie ich es mir vorgestellt hatte. Ich habe die Möglichkeit bei anderen Freiwilligen zu wohnen, weil ihre Projekte auf dem Land sind und sie, wenn diese geschlossen sind, die Möglichkeit haben nach Sucre zu kommen. Es folgten Stunden erfüllt von Lachen und sich aufregen, von Erstaunen über die Erlebnisse der anderen und Ausgelassenheit. Im Garten sitzen und ein Buch lesen, sich in die Hängematte flätzen und kochen, eine Menge Leckereien kochen.
Ich habe es bis auf äußerste genossen.
Wir waren auf Märkten mit den wunderschönen traditionellen Mustern und Stoffen. Da fällt es schwer sein Portemonnaie in der Tasche lassen. Wir haben eine Schule auf dem Land besucht die uns zeigten wie sie in Workshops Probleme wie Müll und Alkohol bekämpfen und aufmerksam machen. Aber das ist ein anderes Thema, dafür brauche ich noch ein bisschen Zeit. Das hat mich mal wieder daran erinnert wie viel Motivation und Engagement hier steckt, in einem Land das genau wie jedes andere sein Päckchen zu tragen hat. Schöne Momente und Begegnungen zum Nachdenken.
Die Rückfahrt mit meinem coca-kauenden Fahrer ging aufgrund seinem Fahrtalent noch schneller, vielleicht sogar schneller als mir lieb war.
Zurück in Potosi, in meiner kleinen Realität mit Arbeit und Pflichten. Aber wunderschön auf seine Art, nur leider grau von Außen. Aber Farbe findet man überall, spätestens Montagmorgens bei den Kleinen in meiner Klasse.
Ein bisschen Leichtigkeit nach Deutschland, meine Heimat, mein Herz.
Sophie  
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unbolivablethings-blog · 9 years ago
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#6 Herzens Momente
Manchmal muss ich einfach lächeln…
wenn die Kleinen mir ihre angelutschte Schokolade anbieten, und ich gar nicht weiß wie ich nein sagen soll - wer kann schon so einem schelmischen Blick wiederstehen? Mhh sehr lecker sage ich dann und lasse die `Köstlichkeit` hinter meinem Rücken verschwinden.
Morgens im Auto auf dem Weg zum Schwimmbad mit den Ordensschwestern, wenn Schwester Angelika mir meinen Käserand von meinen liebevoll geschmierten Brötchen stielt, daraufhin lächelt sie mich dann nur an und sagt so etwas wie „ich durfte doch oder?“.  Auch wenn es sich um den besten Teil des Frühstückten handelte, kann ich doch nichts tun außer lachen und nicken.
Wenn unsere Katze namens „Katze“ nach dem 20 mal auf den Tisch springt und versucht mir mein Brötchen zu klauen. Schwups hebe ich sie wieder runter, schwups ist sie wieder oben. Katze gibt nicht auf. Ist auch egal wie viel wie wir ihr füttern, ihre Fresslust ist unstillbar. Aber ihr Charme lässt alles vergessen und vergeben, auch wenn sie mir schon mal mein Rührei attackiert hat… das war dann ruiniert. Katze ist unverbesserlich.
Nachmittags wenn ich auf dem Weg zu meiner Klasse bin und wieder 3 stürmische pubertierende Mädels auf mich zugerannt kommen, „Selfie“ rufen und folglich mal wieder ein Bild mit mir machen wollen. Mir wird dann befohlen bitte ein Duckface zu machen (Schmollmund der anscheinend unwiderstehlich aussieht). Klaroo mach ich natürlich alles, wenn ich nur bitte schnell weiterkann damit ich nicht zu spät komme - bis morgen.
Wenn ich beim Stand um die Ecke, bei der netten, coca - kauenden Dame mein Handguthaben kaufen will und sie mir ungefähr noch das komplette restliche Sortiment verkaufen will.
Momente wie diese, wo mich die menschliche Herzlichkeit oder die kleinsten Momente des Alltags einfach nur umhauen, machen mich mal wieder darauf aufmerksam wie viel Liebe doch überall steckt. Manchmal muss man einfach nur genau hingucken.
Hach heute bin ich aber auch mal wieder ein emotionales Menschlein…
Bis bald, mit einem handfesteren Beitrag. Bin mal wieder im Internetcafe meines Vertrauens, das WLAN ist zwar schlecht, aber der Anistee ist immer gleich lecker (so lecker dass man natürlich gleich 3 trinken muss)
So jetzt aber wirklich. Grüße aus Bolivien.
Hier wird's langsam wärmer als in Deutschland…sogar auf 4000m. Ätsch
Sophie
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unbolivablethings-blog · 9 years ago
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#5 Jeden Morgen
Auch wenn ich weit weg bin, in einer völlig anderen Kultur, manches ist doch gleich. 
Wie die kleinen Mädchen in der Klasse, die sich unglaublich freuen und aufgeregt auf und ab springen wenn sie ein Flugzeug am Himmel sehen. Oder Mamas, die die Hausaufgaben für ihre Töchter machen, weil es dann einfach ordentlicher aussieht und man sich nicht mehr mit der Kleinen ärgern muss die absolut keine Lust darauf hat. Dazu kommt dann natürlich auch noch meine Lehrerin die sich am Folgetag darüber fürchterlich aufregt. Profesora Lucy regt sich sowieso über alles auf. Besonders wenn unsere Schützlinge wieder irgendeinen Quatsch anstellen. Da ist mal ein Kreuzzeichen beim morgendlichen Beten falsch rum , oder einer von den Schelmen isst heimlich seine Bonbons. Rums, da gibts Ärger. Aber danach grinst sie mich meistens an, weil irgendjemand doch wieder einen besserwisserischen Beitrag hinzufügt, den man einfach nicht ernst nehmen kann. Ich mag Profesora Lucy. Jeden morgen haben wir unsere Klasse von ungefähr 30 5-6 Jährigem Mädels um uns herum sausen. Meistens bin ich an einem Tisch mit 8-9 Schülerinnen. Da muss dann jeder vorgezeichnete Formen in sein Heft malen, schön ordentlich und bloß ohne Eselsohren. Völlig verständlich gibt es so einige die ab Minute 2 1/2 keine Lust mehr haben. Meine Aufgabe kristallisiert sich also dazu heraus meistens zu motivieren zu verbessern und ein bisschen zu schimpfen. Dann schwups, die eine hat ihre Bleistiftspitze ausgebissen, weil neu anspitzen unglaublich spannend ist. Die nächste kaut auf ihrem Radiergummi rum… mhh muss ja lecker sein, haben ja erst 30 Patschhände angefasst. Aber das ist jetzt nicht wichtig, der Radiergummi wird genossen, Ich schick sie dann schön zum Müll und erkläre mit meinem sich langsam verbessernden Spanisch dass das gar nicht gut für den Magen ist. Da es sich aber um eine kleine Wiederholungstäterin handelt, muss ich feststellen dass sie das anders sieht. Irgendwann klingelt dann die Glocke zur Pause, worauf man von jedem nochmal erinnert wird, verpassen kann man das nicht. Dann laufen alle raus auf unseren kleinen Hof, ich sitze meistens mit ein paar Mädels in der Sonne. Manchmal gibt es auch noch warme Milch mit Hafer oder Reis. Nach circa 10 min gehts wieder rein. Und weiter wird gemalt und gezeichnet. Nach 3 Stunden räumen wir dann alles auf, die Tische kommen wieder an die Wand und der Boden muss gekehrt werden. Profesora Lucy schreibt währenddessen noch allen Mädels Hausaufgaben ins Heft.
Bei all dem herrscht für 6 Jährige schon eine Menge Disziplin, vom Vaterunser morgens, bis hin zum in eine Reihe aufstellen zum Rausgehen ist alles sehr durchgetaktet. Auch mit den Übungen sind sie schon sehr weit, finde ich. Aber ich als Waldorfschülerin bin anders erzogen worden, eine Waldorflaufbahn startet wesentlich langsamer und freier. Das ist meine Wahrnehmung.
Nach einer Eingewöhnungsphase habe ich aber langsam meinen Platz gefunden, bin angekommen und fühle mich wohl. Die Arbeit erfüllt mich und mein spanisch wird langsam, sehr langsam etwas besser.
Zu dem 2. Teil des Tages komme ich noch. Später. Regnerische Grüße aus dem kleinen Internetcafé in dem ich gerade sitze. Draußen marschiert mal wieder eine Parade vorbei. Alles Alltag hier in Potosí.
Sophie
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unbolivablethings-blog · 9 years ago
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#4 Alleine sein.
Ich hab mich so verlassen gefühlt und so verdammt unverstanden. Emotional und natürlich sprachlich.
Ich fange mal von vorne an…
Als ich nach Potosi kam, die höchste Großstadt der Welt, war ich eigentlich aufgeregt. Ich meine, zum ersten mal den Ort sehen der für ein Jahr mein Zuhause sein soll, das ist nervenaufreibend. Meine neue Umgebung und die Menschen, die ganze Stimmung die die Stadt umgibt, ihr Geruch - ihre Straßen und Häuser. Nachdem ich verfroren und müde von der Fahrt, abgeholt wurde ging alles ganz schnell und plötzlich lag ich in meinem neuen Bett, inmitten meines neuen Zimmers, inmitten meines Gepäcks unter circa 7 Decken. Es war verdammt kalt in meinem neuen Zuhause und alles so fremd. Irgendwann haben die Ordensschwestern an meine Tür geklopft und mich zum Mittagessen abgeholt. Sie kümmern sich immer um die Freiwilligen hier. Meine erste Hürde war der Druck immer viel am Tisch zu Essen, dass ist hier ein Zeichen der Höflichkeit. Das Essen war lecker, oder `rico`wie man hier sagt, aber irgendwann ist man trotzdem satt, was nicht immer (bis heute) auf Verständnis trifft. Ich konnte auch nicht mitreden am Tisch, mein spanisch ist einfach immer noch brüchig. Außerdem war ich das ganze Wochenende, bis auf dieses Mittagessen doch sehr alleine. Ich habe es mir dann gemütlich gemacht und mich eingerichtet, mit allem was ich so finden konnte. Natürlich wollte ich ankommen und ein Teil werden aber das erschien mir aussichtslos schwer. Immer wieder sind mir die Tränen die Backe runter gelaufen und ich habe oft damit gekämpft nicht schon ans aufgeben zu denken. „Die ersten 6 Wochen werden scheiße“ und „Du erfüllst dir gerade hier den Traum der seit 5 Jahren in deinem Kopf schwebt“ waren die Sätze die ich immer wieder in Gedanken durchgegangen bin. Ab Montag habe ich dann gearbeitet, morgens in der Grundschule mit den kleinen Mädchen und nach dem Mittagessen sollte ich in einer Malklasse sein. Und obwohl jeder einzelne Mensch dem ich begegnet bin ausgesprochen nett war hab ich mich unaufhörlich fehl am Platz gefühlt. Ich habe einfach nicht verstanden was meine Aufgabe sein soll, da fühlt man sich mehr als Klotz und nicht wie eine Unterstützung. Mein Zimmer liegt im Schulgebäude, wo außer den Freiwilligen niemand wohnt. Von der Küche aus muss man erst durch ein altes Klassenzimmer und einen dunklen Flur um dorthin zu gelangen. Ich, als unverbesserlicher Angsthase habe natürlich nach 6 Uhr und Dunkelheitseinbruch nicht mehr mein Zimmer verlassen. Außerdem knarzt das Holz ständig und überall hört man Geräusche. Ganz tief in meine Decke gekuschelt, mit Ohrstöpsel habe ich versucht einzuschlafen.
Irritierend ist dann nur wenn man mitten in der Nacht Leute schreien hört, weil die Wände so dünn sind..dann denkt man die stehen direkt neben deinem Bett. Kurz, die ersten Nächte waren vermutlich nicht meine Besten.
Das Einzige was mir wirklich gut gefallen hat, war die Stadt. La Paz war so unglaublich hektisch und überfüllt. Potosi ist gemütlich klein und sympathisch.
Die Arbeit hat mich ganz einfach überfordert morgens, es war so schwer streng zu sein , wenn man nur circa 10 Worte hat um sich zu verständigen. Solche Sachen wie „Es reicht“ und „Hör auf deine Nachbarin mit deinem Stift zu erschlagen“ waren einfach noch nicht dabei. Da kann man häufig nur böse gucken.
Der einzige Ort wo ich ich wohl gefühlt habe, war mein Bett, mit seiner vertrauten Wärme und meinem Tee. Ich habe viel mit meinen Liebsten kommuniziert - was mir geholfen hat nicht in einem Loch der Selbstbemitleidung zu versinken. Es war einfach, und ist es bis heute, zwei Wochen später, unvorstellbar 12 Monate hier zu leben. Ach es war doch alles so schön zu Hause, in der vertrauten Heimat. Und dann fragt man sich warum man das alles macht und warum man freiwillig in diesen Flieger gestiegen ist.
Trotz all den Tränen und Seufzern macht das doch Sinn hier zu sein. Ich hatte so ein unglaubliches Glück in meinem Leben dass ich irgendwann entschieden habe zu arbeiten ohne etwas dafür zurück zu verlangen. Aber ich glaube dass ich absichtslos so unendlich viel mehr zurück bekomme. Man wird hier ohne mit der Wimper zu zucken in eine Gemeinde aufgenommen. Mit offenen Armen und voller Vorfreude und einer Menge Essen. Obwohl ich nicht so unglaublich viel machen kann wird mir so viel dafür ermöglicht. Ich erlerne eine neue Sprache und darf Teil einer mir unbekannten Kultur werden.
Und an all das muss man sich vielleicht manchmal einfach selbst erinnern und daran dass das alles ein riesen Geschenk ist.
Ich bin abgedriftet fällt mir da auf. Eigentlich wollte ich nur erwähnen, dass ja, es ging mir echt beschissen und ich werde sicherlich nochmal tiefe Tage haben. Aber, und das ist wichtig, es ist es sowas von Wert, jede Sekunde.
Sophie
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unbolivablethings-blog · 9 years ago
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#3 Vorfreude
Ein Monat verflog, zog vorbei, verschwand. 
1/13 haben wir schon rum, haben wir gescherzt. Hört sich nach einen Bruchteil an, ist jedoch ein Teil der Gesamtzeit. Und es ging so schnell. Gerade erst eingewöhnt in LaPaz, einer 2 mio Einwohnerstadt in Bolivien, schon geht es weiter. Die nächsten 12 Monate (ab morgen) werde ich in Potosi verbringen. Viel weiß ich darüber noch nicht, nur dass was Wikipedia ausspuckt. 170 000 Einwohner, eine Minenarbeiterstadt am Fuße der dazugehörigen Mine. Kalt soll es sein, noch kälter als hier in La Paz, dafür aber ruhiger. 
La Paz ist ein reinstes Chaos. Durch und durch verrückt, manchmal dunkel aber durchgehend bunt. Die Schuhputzer am Rand der asphaltierten Gehwege, die Minibusse die durch die Straßen jagen, die lauten Rufe der Händler. Mittendrin adrette Businessleute, Bettler, Schüler und Touristen. Die Cholitas die mit ihren imposanten Röcken, ihren langen schwarzen Zöpfen und ihren Hüten.
Kurz, der Monat hier in La Paz war schön, aber ich kann es kaum erwarten in mein Projekt zu kommen und Potosi kennenzulernen. 
Sophie
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unbolivablethings-blog · 9 years ago
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Lago de Titicaca 
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unbolivablethings-blog · 9 years ago
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#2. An meine Eltern
Ich bin hier, ihr seid da und ich weiß dass das manchmal nicht leicht ist, sein wohlgehütetes Kindchen in die Welt zu schicken. Plötzlich hat man das Gefühl, ein Stückchen zu verlieren, in den Hintergrund zu rücken und nicht mehr gebraucht zu werden. Man steht am Flughafen und sieht sein kleines Mädchen durch die Absperrung verschwinden, lächelnd, aber mit Tränen in den Augen. 20 Jahre verflogen wie im Flug denkt man. Dann die ersten Nachrichten “Ich bin gut angekommen”, “ich vermisse euch”. Dann Dann die ersten Skypekonversationen, WhatsApp und man versucht teilzunehmen und zu teilen was passiert, auf beiden Seiten. Wenn man wenig hört wird es ihr schon gut gehen denkt man. Es wird Alltag. 
Währenddessen auf der anderen Seite : Ich versuche anzukommen, ich versuche mich ein bisschen zuhause zu fühlen um die Zeit besser zu überstehen. Versuche eine fremde Sprache zu lernen. Flügel sollen mir wachsen, denn ich will fliegen. Während all dem fremd fühlen, staunen und vermissen werde ich langsam Teil meiner neuen Welt. 
Meine Heimat aber seid ihr, und niemals jemand anderes. Ihr seid der Kern meines Seins. Mein Ursprung und meine Zukunft. Ihr leitet meinen Weg auch aus der Ferne. Ich lebe eure Werte und eure Philosophie. Niemals wird jemand euch ersetzen, denn euer Platz ist viel zu tief verankert. 
Auch wenn ich meine Segel für´s erste gesetzt habe, ihr sitzt in meinem Boot, für immer. 
Grüße aus der Ferne, 
Sophie 
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