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weginsfreie · 11 months
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(39) Luftwanderung 2023_2
Lange musste ich auf den ersten Thermiktag hier oben im Norden warten. Doch am 25. Mai war es dann soweit. Allerdings musste ich mal wieder ins Wetter fliegen - die ganz große Stärke des Carat. 
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Ich holte also den Carat aus dem riesigen Hangar, füllte noch ein wenig Öl nach und war bereit zur 26 zu rollen und nach dem Start in Richtung Cottbus zu fliegen. 
Anders wäre an Thermikfliegen an diesem Tag nicht zu denken gewesen. Ich flog also gemütlich im Süden um Berlin herum. Getankt hatte ich für die Strecke nach Cottbus und zurück - plus Reserve.
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Aber schon recht bald lockten mich die ersten Wolken. Die Basis war zwar nicht sehr hoch - rund 1400 Meter - aber das ist hier fast genau die Arbeitshöhe (anders als zu Hause im Schwarzwald oder auf der Alb). Also mache ich den Motor aus und versuche es. Es geht. Nicht berauschend, aber immerhin. Ich kurble ein wenig und nutze den Rückenwind um weiter nach Südosten zu gelangen.
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Dann sehe ich das riesige Kohleabbaugebiet und die Kraftwerke bei Cottbus.  Ich will das gar nicht weiter kommentieren. Rein optisch ist es schon beeindruckend. Erinnerungen an meinem ersten längeren Ausflug mit dem Carat 2021 nach Welzow, einem post-sowjetischen Militärflugplatz werden wach. Hier an der polnischen Grenze steigt die Basis noch auf 1600 bis 1700 Meter. Sie Steigwerte sind gut, aber durch den Wind ist die Thermik ein wenig zerrissen. 
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Ich muss die Zeit im Blick behalten, denn der Rückweg nach Stendal beträgt 200 km. Zunächst segle ich gegen den Wind. Bald sehe ich die große, ehemalige Cargolifter-Halle südlich von Berlin. Ein imposantes Mahnmal naiver und fehlgeleiteter Technikgläubigkeit. Dann muss ich doch den Motor zur Hilfe nehmen.
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Aber mein Mindest ist inzwischen angepasst. Mir macht es nichts aus, als ich noch einen Segelflieger mit großer Spannweite unter den Restwolken kreisen sehe.
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Die 0,5 Meter Steigen kann ich mit dem Carat leider nicht zentrieren. Gemütlich fliege ich Kurz Nordwest, meinem Ziel Stendal entgegen. Der Flugplatz zeigt sich aus der Ferne in einem zauberhaften Licht, das noch mehr interessante Flüge verspricht. 
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Nur nicht am Tag darauf. Da nehme ich die überfüllte Bahn nach Berlin und kümmere mich ausnahmsweise mal um andere Dinge.
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weginsfreie · 11 months
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(38) Carat aus der GoPro-Perspektive
Irgendwann kam die Idee auf, mich selbst beim Fliegen zu Fotografieren. Die GoPro hatte ich schon mal bei einem Film über meinen Mini Nimbus im Einsatz. Das Ergebnis kann sich durchaus sehen lassen (https://www.youtube.com/watch?v=onrklrq-yAA). 
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Nun aber sollte auch mein Carat gut abgelichtet werden. Also kaufte ich mir die neueste Variante der GoPro inklusive einer Fernsteuerung. Ein nicht ganz so toller Tag in Stendal bot dann Gelegenheit, sich mit der Technik vertraut zu machen. 
Nach anfänglichen Schwierigkeiten mit der einfach zu bedienenden Technik (sic!) hat es dann doch geklappt. In diesem Fall zeige ich einfach mal die ersten Bilder. Mal sehen, wie sich die Kamera noch einsetzen lässt....
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Diese Impressionen entstanden über der Elbe bei Stendal bei einer Wolkenuntergrenze von rund 2500 Fuß.
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weginsfreie · 11 months
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(37) Hommage an Otto
Und so ist es dann auch. Feiner Sprühregen hält die Welt frisch wie zarte Blüten, die in einem Blumenladen immer wieder bestäubt werden. Man möchte kaum vor die Tür treten, aber der Mensch braucht nunmal ein Frühstück. An Fliegen, soviel ist klar, ist heute nicht zu denken.
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Dann denke ich eben an die Fliegerei. Wie ich erst später feststelle ist heute der Geburtstag von Otto Lilienthal (23. Mai 1848). Was passt da besser, als ein Ausflug zum Goldenberg bei Stölln?
Meine Hommage an Otto beginnt mit einer Bahn- und Busanreise über Rathenow. Draußen liegt die Welt grau in grau. Aber ich habe ja ein Ziel. Ich möchte zum ersten Flugplatz der Welt pilgern (Stöhn), wichtiger aber: Zur Absturzstelle von Lilienthal, der am Goldenberg, rund 100 Meter über dem Meeresspiegel, seinen letzten Übungshang gefunden hatte. Seit 1953 gibt es dort ein Denkmal, das ein Zitat Lilienthals ziert. Darauf eingraviert unvergleichliche Worte, die von Lilienthal selbst stammen und aus heutiger Sicht fast prophetisch wirken: „Es kann Deines Schöpfers Wille nicht sein, Dich Ersten der Schöpfung dem Staube zu weih’n. Dir ewig den Flug zu versagen.“
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Wer stramm weiter den Berg hinaufgeht, was sogar bei diesem kühlen Wetter schweißtreibend ist, kommt schließlich zur Absprungstelle. Trotz des bedeckten Himmels kann ich von der Absprungstelle weit ins Land schauen. Es geht steil nach unten, früher war dieser Hang nicht bewaldet, man erkennt sofort, das Lilienthal viel Mut gehabt haben muss, dort mit seinen  selbst gebauten Gleitern hinabzudürfen, dann zu gleiten, zu schweben, zu fliegen. Manchmal gerade nach unten, manchmal in Schleifen. Einige Male wohl sogar mit einer Umkehrkurve. 
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Leider wurden die Pionierleistungen von Lilienthal lange vergessen. Im Westen hatte Göring den Namen „verbrannt“, Lilienthal wurde als Held und Opfer ideologisch überhöht. Im Osten galt Lilienthal als Kapitalist, war er doch Unternehmer (wenngleich ein sehr sozialer, der sogar eine Gewinnbeteiligung für seine Arbeiter einführte). 
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Um diese Dinge geht es heute aber nicht. Ich versuche mich in diesen mutigen Menschen hineinzudenken, der dort oben auf dem Goldenberg stand, sich seinen Flugapparat umschnallte bzw. einfach hielt, einem inneren Impuls folge, loslief und dann nach ein paar Schritten in der Luft hing, die Beine unter ihm frei baumelnd. 
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Ich kenne diese Magie von meiner Zeit als Drachenflieger. Immer wieder entlockte mir der Start Jauchzer, die im Wind verhalten. Aber wie unvergleichlich muss dieses Gefühl für den ersten aller Flieger gewesen sein. Mit niemandem konnte er teilen, was er erfuhr. Vielleicht kann es uns, indirekt, die Kunst mitteilen. Denn seit 2007 steht an der Absprungstelle eine wunderbare Bronzeskulptur, die den erste Flieger symbolisch darstellt, die Windharfe, geschaffen vom Künstler Ernst Baumeister. Diese Skulptur geht zurück auf einen Vortrag Lilienthals, den er am 10 Juni 1896 auf der Berliner Gewerbeausstellung hielt und bei der er aus erster Hand das „unbeschreibliche Vergnügen“ beschrieb, „hoch in den Lüften sich über sonnigere Berghängen zu wiegen, ohne Stoß, ohne Geräusche, nur von leiser Äolsharfenmusik begleitet, welche der Luftzug den Spanndrähten des Apparats entlockt.“ 
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Was ist seitdem alles passiert?! In den Luftfahrtmuseen der Welt lässt es sich nacherleben. Ich war im Smithsonian in Washington, in Le Bourget in Paris, im Technikmuseum in München, in Speyer. Und natürlich in Anklam - dort, in der Geburtsstadt Lilienthals steht das vielleicht wichtigste aller Luftfahrtmuseen, wenngleich ein wenig vergessen. 
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Als Flieger sind wir alle Teil dessen, was seit dem ersten Sprung vom Goldenberg passiert sind. Wir tragen alle das Erbe Lilienthals in uns. Was auch immer unsere fliegerische Leidenschaft ist, immer sollten wir wissen, dass wir auf den Schultern eines Riesen stehen. 
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weginsfreie · 11 months
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(36) Luftwanderung 2023 (1)
In den nächsten Blogpost werde ich immer wieder von Etappen meiner Luftwanderung 2023 berichten. Die Randbedingungen: Ich habe einen Carat und Zeit bis Ende September. Ziele sind Schweden und ein Buch über die verlorene Freiheit. Während eines Forschungsaufenthalts in Paris hatte ich viel Zeit, um über die Freiheit des Fliegens nachzudenken und mich nach dem Aufbruch zu sehnen.
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Die Vorbereitungen dauerten ein wenig länger als geplant. Dank der Hilfe von Frank konnte ich dann aber mit einem perfekt gewarteten Flieger an den Start gehen. 
Doch noch muss noch ein wenig im heimischen Gefilden geflogen werden. 10 Tage sind schon wieder seit den tollen Luftaufnahmen vergangen. Tage des Packens, der Vorbereitung und des Bangens. Vielleicht ist es ja mal gut, wenn die Tage so ineinanderfließen und sich nicht wie ein Abrissschein anfühlen. Vielleicht ist das die wahre Entschleunigung. 
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An einem windigen Sonntag baue ich Carat also auf und hoffe erstmals in diesem Jahr auf Thermik. Der Seitenwind macht mir Sorgen. Dennoch schnalle ich den Fallschirm um, lassen den Motor warmlaufen und rolle zum Start. Ich komme voll ins Lee, kann die Situation aber meistern. Entspannt steige ich in den Himmel und richte mich auf eine Wolkenstraße aus, der sich in Ost-West-Richtung aufgebaut hat. Noch sieht es vielversprechend aus. Leider stimmen die Details nicht ganz: Basis zu niedrig, Thermik zu zerrissen, der Himmel zieht sich langsam zu, was sich negativ auf die Steigwerte auswirkt. Ein paar Kreise gehen jedoch und es macht wiederrichtig Spaß. Schnell wird klar, dass dies kein Tag für mich ist. Nach zwei Stunden bin ich durchgefroren und erreiche den Platz. Direktanflug auf die 36, ich halte die Nase schön in den Wind, der Anflug ist erstaunlich stabil. Ein wenig schneller als sonst, wegen des Windes, dann kurz über der Bahn ausrichten, abfangen und fast ist es ein normale Landung. Ein wenig erleichtert bin ich schon. 
Der Flieger bleibt draußen. Die Planung ist nicht einfach. Erstens, das Wetter. In den nächsten Tagen wird es durchwachsen sein. Da muss ich ein wenig Slalom-Fliegen. Zweitens, die Übernachtung. Sind Pfingstferien? Es gibt kaum noch Hotels, jedenfalls dort, wo ich hinwill. Nun hoffe ich auf Stendal und ein Zimmer am Platz… morgen geht es weiter. Wie auch immer. Zu dieser Luftwanderung gehört es auch, den richtigen Modus zu finden. Privat. Fliegerisch. Meteorologisch. Organisatorisch. Zeit und Geld allein, das lerne ich gerade, reichen nicht aus. 
Zwei Tage später geht es los. Endlich. Wieder einmal war das Wegkommen das Schwierigste. Niemand plant für mich. Niemand entscheidet für mich. Aber ich weiß, dass das Wetter hier im Südwesten problematisch werden wird. Also nichts wie weg. Meine Frau fährt mich zum Flugplatz. Ich erledige die letzten Vorbereitungen. Öl nachfüllen. Sachen in den Flieger verstauen. Mit dabei sind die Zweifel, wie immer. Ich treibe mich innerlich an. Nur nicht kneifen. Ich müsste drei oder vier Tage warten. Das wäre unerträglich. So lange habe ich mich auf dieses Wegfliegen gefreut, in der großen Stadt und überhaupt. Man könnte ein ganzes Buch über diesen Loskommen, Losmachen, Freiwerden, Überwinden, Dochmachen, Letztendlich Dochmachen schreiben. Es gehört zum Fliegen dazu, wie alles andere.
Der Himmel ist vollständig bedeckt. Am Flugplatz sehe ich dann das erste Fleckchen blauen Himmel. Ein Loch im Grauen. Eine willkommene Aufmunterung. Jetzt doch! Endlich! Los jetzt. Noch muss ich warten, mich gedulden, der Wetterbericht hatte ja so recht. Es dauert noch eine gute Stunde und dann noch eine bis der Himmel - wie wir Flieger sagen - aufreißt. Dieses Aufreißen ist vielmehr ein Ausdünnen der Wolken, ein Sich-Verkrümmeln der Himmelsdunkelheit, eine Öffnung. Als würde eine viel zum lange verschlossene Tür geöffnet, die nun Licht hineinlässt. Diese wenigen Strahlen machen uns Flieger glücklich, geradezu euphorisch. Dann kann uns nichts mehr halten. Auch nicht der schmerzliche Abschied von der geliebten Frau. Mir zerreißt es das Herz, dass ich meine Liebste zurücklassen muss. Aber daran führt kein Weg vorbei. Im Moment fliege ich einen Einsitzer. Das Wort sagt alles. 
Ein paar Kollegen helfen mir, sie schieben den Carat aus der weichen Wiese, alleine hätte ich es nur mit Motorkraft nicht geschafft, die Räder waren schon zu tief in eingedrückt. Nun aber rolle ich auf dem Taxi zum Rollhalt 36. Back-Track. Auf die Piste. Vollgas und dann hebt der schwere Carat behäbig ab, dank des Gegenwindes aber gewinnt er gut an Höhe. Mit meinem Ziel im Auge schwenke ich nach Osten. Die Reise beginnt. Und in der Tat liegt ihr ein Zauber inne. Ich war ganz gerührt, dass mir mein Mentor MZ fast das ganze Hesse-Gedicht per SMS als Aufmunterung gesandt hat. Eine große, liebevolle Geste, die ich voller Dankbarkeit annehmen konnte. 
Ich spule die Alb ab, als wäre es nichts. Und doch ist es alles, hier fliegen zu dürfen. Im eigenen Flugzeug hoch im Himmel. Welch ein Privileg! Für einen Moment durchflutet mich unendliche Dankbarkeit. Fliegen ist mein Gottesdienst. Ulm. Aalen. Irgendwo links unten liegt der Hornberg, eine Etappe meine Fliegerleben, alles mitgetragen, miterlebt von meiner Frau, der ich hier oben für alles von Herzen danke!
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Auf Nordkurs geht es weiter. Rothenburg. Schneller als ich denken kann ist schon Kitzingen in Sicht. Es ist ein wenig windig, aber die Landung ist ok. Ich bekomme dank charmanter Verhandlungen Mogas aus der Vereinstankstelle. Verzurre den Flieger und laufe zu meinem Hotel. Dusche. Und dann geht es in die Stadt, über eine schöne Mainbrücke. Dann ein Abendessen im Bayerischen Hof. Endlich auch mal zwei Klöße auf dem Teller. 
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Der Aufbruch ist also gelungen, aber wie wird es weitergehen? Nach dem Frühstück laufe ich zum Flugplatz. Ich habe eine Blase an den Füßen und das wird die größte Herausforderung des Tages bleiben. Ein Königreich für ein Pflaster. Egal. Beim Fliegen muss ich nicht laufen. Nach wenigen Minuten bin ich startklar und hebe ab in Richtung Osten, dem Thüringer Wald entgegen. Erster Eindruck: Ich sehe fast nichts. Die Sicht ist sagenhaft mies. Das wird kein Flug zum Genie?en. Aber ich bin auf meiner Tour. Fliege mit FIS, aber das ist - wie immer - nur viel Gebrabbel. Merke, dass mein neues iPad mini nicht lädt und baue während des Fluges wieder auf mein Handy um. Bei dieser miesen Sicht möchte ich schon die feine violette Linie haben, die mir dank meiner Navigations-Software den richtigen Weg weist. So zu fliegen, wie „in alten Zeiten“, also mit Papierkarte und Kurslinie, wäre heute schon eine wahre Herausforderung. Ich begrüße das digitale Zeitalter. Knapp am Thüringer geht es über Eisenach dann in Richtung Harz. Weil ich wegen des Windes tief fliege, wirkt alles so ganz anders als damals während meines legendären Fluges mit der Ka-6. Damals war ich hoch, richtig hoch. Der Harz lag unter mir. Jetzt liegt er vor mir. Und ich muss darüber hinweg fliegen. Wieder eine Lektion im Perspektivwechsel.
Schon bald, liegt Magdeburg rechts unter mir. Da war ich letztes Jahr und ich schließe an diesen Flug an, der mich schon einmal an die Ostsee brachte. Stendal liegt nur eine halbe Stunde weiter nördlich. Nun also lande ich dort. Alles klappt wunderbar. Ich erhalte einen Stellplatz für den Carat in der historischen Halle und ein Gratis-Leihrad.
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Einen Eimer und sogar Wasser zum Putzen meines Fliegers. Zusammen mit dem Flugplatzchef, der nach und nach auftaut, halle ich den Carat ein. Alles Wohl gilt dem Flugzeug! Dann erst kommt der Pilot. Aber das ist schnell erzählt: Hotel. Dusche, eine Runde um dem Stadtweiher, Abendessen, Feierabend. 
Der nächste Tag bringt wieder keine Thermik, dafür aber unvergessliche Impressionen. Anstatt mich auf ein wenig Wolkenkletterei bei niedriger Basis einzulassen, fliege ich an die Küste, Ziel ist Barth. Es scheint doch windiger zu sein, als der Wetterbericht eingesteht. Hätte ich einen Wackeldackel im Cockpit, hätte der seine pure Freude. Ich quere die Elbe und da ist es wieder: Dieses wunderbare Gefühl, wenn Neuland unter den Flügeln auftaucht.
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Vorbei an Schwerin
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Vorbei an Rostock
Diese Euphorie, die nur das Unbekannte mit sich bringt, niemals das Gewohnte. Es ist genau diese Hochstimmung, die sich suche. Aber nur an und an finde. Im Direktanflug lande ich in Barth und tanke.
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Nach dem Wiederstart nehme ich mir Zeit für die Küste. Und das lohnt sich! Welch ein wundervolles Panorama. Letztes Jahr fuhr ich da unten Fahrrad, heute fliege ich über die Strände von Zingst und überhaupt: Küste, soweit das Auge reicht. Wie selbstverständlich fliege ich mit dem Carat auf das Meer hinaus, um eine gute Perspektive für ein paar Fotos zu bekommen.
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Ich könnte stundenlang so an der Küste entlangfließen. Vielleicht sollte ich das einfach machen, anstatt auf lausige Thermik zu hoffen? 
Dann ermahne ich mich zum Rückflug, weil der Wetterbericht in der Gegend von Stendal ab 16 Uhr Gewitter vorgesagt hat. Ich fliege genau quer zum Ostwind nach Süden und das mag der Carat gar nicht. Die Landung mit Crosswind wird wieder einmal eine Herausforderung. Aber alles geht gut, der Carat wird geputzt und kommt zu den anderen Kollegen in die große Halle. Bevor ich mit meinem Leihrad nach Stendal fahre drehe ich mich noch einmal um, um mache ein Foto vom heranziehenden Wetter.
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Der nächste Tag wird kein Flugtag sein.
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weginsfreie · 11 months
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(35) Außenperspektive
Schon immer habe ich mich gefragt, wie es wohl aussieht, wenn ich so in meinem Carat durch die Gegend fliege. Ich sehe mich ja nicht von außen, sondern sitze im Cockpit. Deshalb habe ich mich vor langer Zeit, beim Luftfahrtmagazin Aerokurier für die Serie „Meine Liebe“ beworben, in der Piloten ihr liebgewonnenes Flugzeug vorstellen.
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Nach einer Coronabedingten Verzögerung von rund 2 Jahren hat es dann endlich geklappt. Die fertigen Bilder sagen eigentlich mehr als meine Worte. Aber ein bisschen Kommentar darf ja sein.
Fast kann ich es gar nicht glauben, aber trotz des wechselhaften Wetters versammeln sich dann Anfang Mai 2023 am Nachmittag Daniel, der Luftbildfotograf, Max, der Pilot des Begleitflugzeuges und meine Person zu den geplanten Aufnahmen. 
Schnell steigt die Spannung. Wir lernen uns kennen und synchronisieren uns menschlich, später dann auch fliegerisch. Dann geht es plötzlich ganz schnell. Geplant ist ein Panoramaflug entlang des Nordufers des Bodensees. Das Begleitflugzeug startete zuerst, es hatte beidseitig die Türen ausgebaut, die beiden taten mir leid, denn es war noch recht frisch. 
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Ich starte hinterher. Nach dem Steigflug sah ich sie dann weit vor mir. Ich bin viel zu hoch, gebe Vollgas und rase hinterher. Dann beginnt das eigentliche Abenteuer. Immer näher fliege ich an das andere Flugzeug heran, das aufgrund seiner roten Lackierung gut zu erkennen ist. Ich kann nicht sagen, wie nah wir nebeneinanderher flogen. Für mich war es nah. Sehr nah. Jedenfalls eine Nähe, die man als vernünftiger Pilot ansonsten vermeidet. 
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Es kostet mich alle meine Konzentration, aber es macht auch unglaublich Spaß. Und definitiv war es die Warterei wert: Eine Reportage nur über mein Flugzeug! Großartig. Ich fliege hinter und unter dem Fotoflugzeug. Immer schön aufpassen, sage ich mir, nichts riskieren. Jetzt sehe ich auch die vereinbarten Handzeichen des Fotografen. Tiefer! Tiefer! Also Gas raus und tiefer, eine einfache Übung. 
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Dann wechseln wir die Richtung. Der Himmel wird immer trüber und milchiger, ich hoffe, dass es wenigstens mystisch aussehen würde auf den Fotos. Lässt sich eine solche Stimmung überhaupt einfangen? Jedenfalls nicht meine Anspannung. Zunächst schaue ich immerzu auf das Fotoflugzeug. Dann mahne ich mich, auch geradeaus zu blicken und zu lächeln. Jetzt, bitte einfach jetzt abdrücken! Diesen stillen Wunsch sende ich dem Fotografen, der halb aus dem Flugzeug herausging und sicherlich fror und fror und fror. 
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So ging es zweimal das Nord- und Südufer am Überlinger Untersee entlang, immer über Wasser. Schließlich wollen wir langsam fertigwerden und zurückfliegen. Doch erst müssen wir auf 6000 Fuß steigen, um den Motor auszumachen. Im zweiten Anlauf klappt auch diese Position. Jetzt endlich reicht es allen. Auch ich bin fertig. Die Anspannung ist doch gewaltig. 
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Ich gebe Vollgas und in ein paar Minuten sind wir zurück in Donaueschingen. Nach den Landungen klatschen wir uns gegenseitig ab. Ganz offensichtlich haben wir alle mehr als genug Adrenalin im Blut. Bis 22 Uhr habe ich keinen Hunger. Dann aber ganz gewaltig. Ich bin erledigt. Das war einer der aufregendsten Flüge, die ich je gemacht habe. Nun bin ich gespannt, wie das Ergebnis aussehen wird. 
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Hier vorab schon mal ein paar Bilder, die mir der Fotograf Daniel Zahn (https://danielzahnfoto.de) zugesandt hat.
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Bald dann mehr im Aerokurier.
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weginsfreie · 1 year
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(34) Herbstflüge in der Homezone
Ein kurzer Moment der Panik, die Ahnung einer Enttäuschung. Beim Druck auf den Anlasser tut sich: nichts. Der Faltpropeller des Carat flattert ein wenig, doch der Motor startet nicht. Alles umsonst. Bei nur 5 Grad Außentemperatur habe ich meinen Flieger voller Hoffnungen auf einen schönen Tag aufgebaut. Und nun das. Warmsignal von meinem Bordrechner: Akku leer. 
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Zweites Warmsignal aus dem Umfeld. Ich sehe ich Gesichter meiner Fliegerkollegen, die herumstehen, kann ihre Gedanken lesen. Eine Mischung aus Mitleid und Schadenfreude, das wird sich nie ändern. Ein letzter Versuch. Der Motor springt an. Hinterher klingt das alles logisch. Doch in dem Moment war es pure Verzweiflung.
Vielleicht war das heute der letzte Flug des Jahres. Die Wetterkarte droht mit dem Herannahen eines atlantischen Tiefs. Heute herrschten 1030 mbar – unglaublich! In einem Moment ist Weihnachten. Drei Wochen war mein Carat in der Werkstatt – oder stand am Boden, weil Herbstnebel die Baar zuschütteten wie eine Lawine, die sich nach dem Abgang in der Ebene ausbreitet.
Doch der eine oder andere Flug war noch drin. Gibt es ein zweites Flugzeug neben dem Carat, das zu einem solchen Flugprofil in der Lage wäre? Noch schwingen die unglaublichen Thermikflüge des Sommers nach. Doch nun fliege ich souveräner denn je mit Motor.
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Wieder so ein Hochdrucktag. Die Richtung steht schnell fest. Diesmal muss es die Zugspitze sein. Irgendwie langweilig und doch interessant. Jedenfalls aus der Vogelperspektive. Irgendwie inzwischen alles Homezone: Bodensee, TMA und Kontrollzone Friedrichshafen, der Grasplatz von Kempten an der Autobahn, dann die Berge, immerhin ein unglaublich schönes Panorama. 
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Das Motörchen schnurrt, nach dem Ölwechsel und dem Einstellen des Ventilspiels fühlt sich der Sound wieder besser an. Ich denke über einen Autopiloten nach, nein, nur ein Scherz. Das Wetterfenster lässt kaum eine andere Flugroute zu, also noch schnell am Tegersee vorbei, in Erinnerung an schöne Tage in Tutzing. 
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Zwischenlandung in Aalen-Elchingen, weil ich doch schon recht lange in der Luft war. Und – wir erinnern uns – das Einzige, das am Carat (konstruktionsbedingt) nicht funktionieren kann ist die Tankuhr. Alles mögliche kann passieren, nur eines darf nie und nimmer passieren: eine Außenlandung, weil ich keinen Sprit mehr habe. Ich tanke ein paar Spritzer für dem Rückflug nach Donaueschingen, aber sicherlich hätte es gereicht. Obwohl, heute gibt es 30 km/h Gegenwind. Vielleicht war die Zwischenlandung doch schlau?
Nach endlosem Warten auf eine weitere Gelegenheit bin ich dann drei Wochen später endlich wieder in der Luft. Vielleicht ist es der letzte Flug in diesem Jahr, das Wetter schlägt um, der Winter ist da. Der Tank ist diesmal randvoll. Ich habe keine Lust, irgendwo zwischenzulanden. Ich will Airliner-Feeling. Heute steigt der Carat gut wie nie. Ist es die kalte Luft? Oder die Wartung des Propellers? Dankbar nehme ich das gute Steigen entgegen.
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Zielstrebig steige ich in den Himmel hinauf. Erst bei 8000 Fuß merke ich, wie kalt es ist. Sicherlich minus 15 oder gar 20 Grad im Cockpit. Und ich merke, dass ich meine Handschuhe vergessen habe. Kurz überlege ich, ob ich zurückfliegen und landen soll. Aber war wäre das denn, zurückfliegen? Landen? Ich bin sicher kein Held, habe aber keine Lust auf die Unterbrechung meines Fluges, Also bleibe ich in dieser Höhe und fliege weiter.
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Das wohin ist eigentlich zweitrangig. Mir geht es heute um die Optik. Aufgelockert Quellwölkung – erst über dem Schwarzwald, dann über der Alb. Das Wetter kommt von Westen, damit steht die Reihenfolge der Umrundung meiner Homezone fest. Auf zum Feldberg, der schon mit Schnee bedeckt ist, Schluchsee und Titisee nehme ich im Vorbeifliegen war. Dann das Rheintal, bedeckt von einer Decke aus Wolken. Es gibt kein Hinunter und kein Hinauf. Bis vom VOR Karlsruhe folge ich den westlichen Konturen des Schwarzwaldes, dann drehe ich um und sehe vor mir das gleißende Licht. Es gibt kein Entkommen. So wie ich hergekommen bin, muss ich auch zurück. Und ertragen, dass ich fast nichts sehe, weil ich direkt in die Sonne fliege.
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Oder doch nicht? Über Winzeln schwenke ich nach Osten, weiche der Sonne aus und fliege der anderen Homezone entgegen, der Schwäbischen Alb. Langsam entspanne ich mich, denn in diesem Flug begleiten mich schwerwiegende Gedanken. Schöne wie schreckliche. Wie immer bin ich Sklave meines Gehirns und ertrage es gelassen. Doch nach und nach löse ich mich auf, werde eins mit der Umgebung, fühle, wie die Luft mich trägt und erinnere mich daran, dass der Himmel meine Heimat war, ist und sein wird. Egal, was sonst passiert.
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Es wäre schön, so weiterträumen zu können. Leider ist es bitterkalt im Cockpit. Meine Füße spüre ich kaum noch, das macht mir wenig. Aber die vergessenen Handschule fordern ihren Tribut. Ich versuche meine Hände durch Reibung aufzuwärmen, kann dann aber logischerweise nicht steuern. Trotzdem bleibe ich ehrgeizig, es ist einfach zu schön zu hier oben.
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Werde ich dieses Jahr nochmals mit meinem Carat fliegen? Wie wird es nächstes Jahr weitergehen? in Schweden, denn das ist der Plan. Für heute brauche ich keine Antworten, nur Handschuhe. Nach der sanften Landung rolle ich vor meinen Anhänger, öffne die Cockpithaube und atme die Bodenluft ein. Ich steige aus und fühle mich wie in den Tropen. Wie wohlig sich doch 5 Grad plus anfühlen können.
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weginsfreie · 1 year
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(33) Bring mir Geschichten!
Nur eine halbe Stunde entfernt wartet mein Motorsegler, ich müsste nur einsteigen und losfliegen. Der falschen Betriebsamkeit und sinnlosen Verkrampfung des Daseins entkommen. 
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Aber so einfach ist es ja nicht, denn Wegkommen ist das Schwierigste. Selbst der Weg ins Freie beginnt bereits lange vor dem eigentlichen Aufbruch. Er ist gut erkennbar am Gerangel zwischen dem Lockruf der Sehnsucht und dem Komfort des Bekannten. Mein Plan liegt bereit, mein Flugzeug ist getankt, die Luftfahrtkarten von diesem Jahr. Ich könnte einfach losfliegen. Was also hält mich zurück? 
Die Wahrheit ist: Plan, Flieger und Karten reichen für sich allein nicht aus, um aufzubrechen. Wer den Weg ins Freie sucht, muss sich zunächst von Erwartungen, Zwängen und Illusionen befreien. Den Erwartungen anderer Mitmenschen, den Zwängen des Berufes, den Illusionen der Vorbilder, deren Luftreisen sich niemals wiederholen lassen, so wie niemand jemals das Leben eines anderen leben wird. Deshalb besteht der Weg ins Freie darin, das eigene Ziel zu finden und nicht darin, die Taten anderer nachzuahmen. Und: Vergessen wir nicht, dass wir im Reich der Fliegerei unterwegs sind, also braucht es zudem noch demütige Fürbitte beim Wetter, das bekanntlich immer das letzte Wort hat. Selten passt alles zusammen. Viel Übung und Selbstvertrauen sind notwendig, um den Widerstand zu überwinden, der sich zwischen Sehnsucht und Aufbruch schiebt. Die Übung besteht darin, sich an den inneren Kontrollposten vorbeizuschleichen, die bestens darin ausgebildet sind, jedes sehnsuchtsvolle Streben zu vereiteln. Deren Namen sind uns allen nur zu gut bekannt: Zu unvernünftig! Später einmal! Was sollen die anderen denken? Doch wo es Niederlagen gibt, da stellen sich auch Erfolge ein. Wirklich nichts kommt dem Gefühl gleich, schlussendlich den Weg ins Freie zu finden. Und das geht so: Die Kontrollposten der Vernunft werden mit fantastischen Argumenten besoffen gemacht, wie korrupte Grenzposten bei der Einreise in eine Bananenrepublik. Nach ein paar blumigen Versprechungen winken sie mich schwankend und angeheitert durch das Tor zum Glück hindurch. Erwartungen, Zwänge und Illusionen werden in einer der illegalen Wechselstuben des Lebens zu einem Wucherkurs in die Währung der Tat umgerechnet. Dann kann selbst das Unwahrscheinliche seinen Weg in die Welt finden: Nun sitze ich angeschnallt in meinem Flugzeug und rolle über den Taxiway zum Haltepunkt für den Startcheck, zugleich Startpunkt meiner Sehnsucht. Nachdem die übliche Liste erfolgreich abgearbeitet wurde, rolle ich auf die Piste und gebe mit einer kontinuierlichen Geste Vollgas. Mein Grinsen wird mit jedem Meter, den ich in den Himmel steige, breiter. Die Bäume unter mir fühlen sich bald nur noch wie ein Teppich aus Moos an. Herzhaft lache ich über die verkrampfte Sitzung, die langsam ins Reich des Vergessens migrieren darf. Muss das alles so schwierig sein? Die Wahrheit ist: Wir brauchen diesen Widerstand, denn er verstärkt das Freiheitsgefühl. Auf dem Weg ins Freie entsteht Zugluft. Wegkommen ist das Schwierigste. Aber wer es dann doch schafft, wer den Weg ins Freie findet, wird die dabei entstehende Zugluft still und zufrieden für sich genießen – als persönliche Befreiung. Plötzlich war dann der Tag des Abflugs da. Während sich um mich herum alle um ihre ach so wichtigen Angelegenheiten kümmerten, war ich endlich bereit zum Aufbruch.
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Aus heiterem Himmel war dann plötzlich der Tag des Abflugs da. Es fühlte sich fast so an, als würde ich mich davonschleichen. Dieser Plan hatte lange in mir gegärt. Jeden Tag hatte ich mehrmals das Wetter beobachtet. Meine wenigen Habseligkeiten waren sorgfältig gepackt. Und wieder ausgepackt. Brauche ich das wirklich? An einem Samstag überrumple ich dann meine Frau mit der Ansage, dass ich nun wegfliegen würde, eine Woche oder länger. Ich habe ein schlechtes Gewissen. Aber die Wetterprognosen sind einfach zu eindeutig.
Doch da ist noch mehr: Nach zwei Wochen strenger Corona-Quarantäne fühle ich mich endlich wieder wohl. Diese Zeit hatte so gar nichts mit meinem sonstigen Lebensgefühl zu tun. Während dieser Zwangspause war die Sehnsucht nach dem Wegfliegen fast ins Unermessliche gestiegen. Ich musste raus und zwar schnell! Ein Lied von Herman van Veen kommt mir in den Sinn: „Ich stehe mit beiden Beinen fest in den Wolken“. Also will es einmal mehr darauf ankommen lassen, auch wenn das Wetter an diesem Tag wirklich trüb aussieht, tiefhängende Wolken, Nieselregen, meine Frau versteht die Welt nicht mehr. Willst Du heute wirklich fliegen? Ja, ich fliege dem Licht entgegen, antworte ich mit gespielter Zuversicht, dieses Wetter werde ich hinter mir zurücklassen, so hoffe ich inständig. Schwer vorstellbar, wenn man nur im Moment lebt, aber Flieger haben ja alle einen Überschuss an Imaginationskraft, sonst würden sie nicht tun, was sie tun.Die bewährten Rituale geben mir die Sicherheit, die ich brauche, um meine Entscheidung nicht zu bereuen. Fly the plane!, ruft meine Frau mir wie immer hinterher. Ich winke, und brause in Richtung Flugplatz los.
Von Süden zieht tatsächlich eine Regenfront heran, bald wird es hier mehr als nur Nieselregen geben. Gepackt wird gegen die Zeit. Je näher die Regenfront kommt, desto mehr Zweifel an meinem Plan tauchen auf. Es ist dunkel und um mich herum hängen die Wolken tief. Doch ich ziehe mein Programm weiter durch. Alles, was in das Gepäckfach rein muss, geht auch rein. Der Impuls loszufliegen und der Respekt vor dem Wetter halten sich die Waage. Was es nun braucht ist eine Entscheidung! Es ist besser gute Entscheidungen zu treffen, als hinterher alles besser zu wissen. Beeilung! Eine innere Stimme mahnt zum Aufbruch. Dennoch lasse ich den Motor zunächst in aller Ruhe warmlaufen. Während ich zum Start rolle, fängt es an, leicht zu regnen. Am Ende der Piste gebe ich Gas und rolle los.
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Doch schon beim Rollen spüre ich die Verzögerung. Was ist los? Ach ja, das Gewicht! Der Flieger ist gut beladen und betankt. Dazu der Regen auf den Flächen. Wie war das mit dem regenunempfindlichen Profil? Das Abheben gelingt, aber alles fühlt sich schwammig an. Ich muss an den Film über Charles Lindbergh denken, denn ich noch vor kurzem zusammen mit meiner Frau gesehen habe: Ein haarsträubender Start mit der vollkommen überladenen ‚Spirit of St. Louis‘ auf einer schlammigen Piste und bei strömenden Regen – die Räder kamen nur knapp über eine Leitung am Ende des Flugplatzes hinweg. Zum Glück ist es in meinem Fall nicht ganz so schlimm. Dennoch fühlt sich so an, als würde der Flieger sich krümmen. Irgendwie will er nicht richtig. Ich gebe ihm Zeit für die Beschleunigung in Bodennähe, schließlich ist die Piste lang genug. Aber mit seinen sprühnassen Flächen steigt der Carat zu meinem Verdruss recht schlecht. So viel zur Physik des Fliegens. Doch es gibt nun kein Zurück mehr und ich kann nur versuchen, zu beschleunigen und möglichst ruhig zu steigen. So sehe ich mir dabei zu, wie ich in diesem wabbeligen Flieger sitze und hoffe, dass meine Beine nicht anfangen zu zittern. Das Fliegen in Bodennähe macht keinen Spaß, ich ärgere mich über meine Dummheit. Nachdem ich mich endlich getraut habe, das Fahrwerk einzufahren, wird das Steigen ein wenig besser. Über mir eine dunkle geschlossene Wolkendecke, der ich mich sehr langsam annähere. Immerhin hört nun der Regen auf und die Flächen trocken im Fahrtwind, das Steigen wird spürbar besser. Zu meiner eigenen Überraschung fliege ich schließlich ca. 500 Fuß unterhalb der immer noch geschlossenen Wolkendecke. So bleibt es für die nächsten 20 Minuten, was mir Zeit gibt, mich nochmals daran zu erinnern, was ich eigentlich vorhabe: Eine launige Luftreise soll es werden. Dort, wo in der nächsten Woche gutes Segelflugwetter herrscht, werde ich mit meinem Carat hinfliegen und in der Region segelfliegen. Die Strecken dazwischen werde ich im Motorflug zurücklegen. Es soll ein Flug quer durch Deutschland werden, hin und zurück.
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Westlich geht es an Stuttgart vorbei, über dem Segelfluggelände Haiterbach-Nagold lockert es endlich auf, kleine Häufchenwolken lösen sich aus dem dreckig-grauen Wolkenteppich heraus, es sieht aus, als würde der Himmel sich aus kleinen Bildpixeln neu zusammensetzen. Zum Glück hatte der Wetterbericht, der mich zum Aufbruch veranlasst hatte, recht. Vor mir nun endloses Blau soweit das Auge sieht. Nach den Halbkreisflugregeln steige ich auf FL 85. Endlich kehrt Ruhe und Entspannung ein. Das Airliner-Gefühl, das man als Segelflieger mit dem Carat haben darf, ist einfach Genuss pur! Ich will bis nach Magdeburg und zuvor noch richtig segelfliegen und nicht nur Airliner spielen. Der Thüringer Wald kommt in Sicht, die Wartburg, Eisenach. Nur kurze Zeit später fühle ich mich wie ein Seefahrer, der endlich das Land entdeckt, nach dem er sich so lange gesehnt hatte. Vor mir eine neue Wetterzone, in der Ferne erkenne ich erste Quellwolken, die wirken wie über den Himmel verteilte Spielbälle. Wieder einmal hatte der Wetterbericht recht, meine heutige Route passt. Nun bringe ich mich als Segelflieger in Stellung, schalte den Motor ab und schaue dem Propeller zu, wie er nach vorne klappt. Mit dem Gewicht, das ich heute mit mir herumschleppe, gelingt der Einstieg in die Thermik zunächst nicht ganz so gut. Doch für diesen Anreisetag schlage ich mich recht wacker und fliege noch eine ganz Zeit thermisch, bevor ich eine saubere Landung in Magdeburg hinlege. Nach dieser ersten, äußerst facettenreichen, Etappe, verspüre ich eine enorme Erleichterung. Ich bin im Neuland, konnte Motor- und Segelflug an einem Tag verbinden und muss mich nun am Boden um pragmatische Dinge kümmern: ein Fahrrad, ein Zimmer, ein Abendessen. So trägt mich die Magie der Ankunft durch den Rest des Tages. Spät abends plane ich dann den Weiterflug.
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Tags darauf starte ich mit Kurs Nordost, überfliege (aus reiner Neugierde) den Mürritz Airpark und lande schließlich in Anklam, der Geburtsstadt Otto Lilienthals. Dort beginnt dann der aufregendste Teil des Tages. Nachdem ich getankt habe, starte ich Richtung Rügen und kann eine Wolkenstraße thermisch nutzen, die diagonal über die Insel ragt. In ausreichender Höhe fliege ich hinaus aufs Meer und sehe dann unter mir die Kreidefelsen von Kap Arkona. Zwei Stunden lang fesseln mich maritime Lichtspiele. Der Rückflug über das Haff zaubert karibische Stimmung ins Cockpit. Eine Augenweide! So viel Schönheit muss erst einmal verkraftet werden. Auf dem Rückflug nach Anklam verdaue ich das Gesehene und merke, wie müde mich dieser lange Tag gemacht hat.
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Der nächste Tag beginnt mit Rätselraten. Wo wird die Thermik am besten sein? Wie viel Sprit brauche ich, um dorthin zu fliegen und wieder nach Anklam zurück? Wo kann ich unterwegs landen und tanken? Doch an diesem Tag geht wieder alles wunderbar harmonisch auf. Vielleicht war es einfach nur Glück, aber ohne zu zögern nehme ich es dankbar an. Zunächst nach Süden, immer der Oder entlang, der sommerlich Wassermangel ist aus der Luft gut zu sehen. Unter mir der Oderbruch, eine grenzenlose Landschaft, die doch am Boden (und in der Luft) von einer Grenze markiert ist. Später lese ich, wie sich Otto Lilienthal die Zukunft der Fliegerei vorgestellt hatte: „Die Grenzen der Länder würden dann ihre Bedeutung verlieren, weil man sie bin in den Himmel nicht absperren kann“, schrieb der Pionier einst. „Man kann sich kaum vorstellen, dass Zölle und Kriege dann noch möglich sind.“ Wie sehr sich der ansonsten prophetische Lilienthal in diesem Punkt doch getäuscht hatte! Schon fliege ich über Frankfurt a.d. Oder. Kurze Zeit später schwenke ich bei Eisenhüttenstadt in den polnischen Luftraum ein, weil dort die besten Wolken locken. Also wieder einmal Motor aus und bald rausche ich unter unglaublich hohen Wolkenstraßen dahin, die schier endlos nach Osten reichen. Mir wird es fast schwindlig, innerlich juble und jauchze ich, aus großer Höhe schaue ich mir das bislang unvertraute Land unter mir an. Viel Wald, viele Seen. Fast meine ich, über Skandinavien zu fliegen. Eine endlose flache Welt breitet sich da unter mir aus und ich darf dem Impuls nachgeben, dieser Endlosigkeit leise gleitend zu folgen. An Kreise erinnere ich mich kaum, es reichte aus, hier und da ein wenig die Spur zu wechseln, mit dem Steigen im Geradeausflug war ich voll zufrieden.
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Nach drei verheißungsvollen Stunden und mehreren Runden unter polnischen Wolkenstraßen zeigen sich dies- und jenseits der Oder erste Abtrocknungstendenzen. Schließlich wird mir die Thermik zu schwach. Mit Motor fliege ich schließlich nach Eberswalde-Finow nördlich von Berlin, einem ehemaligen sowjetischen Militärflugplatz, wo ich herzlich aufgenommen werde und ein paar Liter für den Rückflug nach Anklam tanke. Der Anflug ist für mich – im Herzen Segelflieger – schon recht spektakulär: Wald und nichts als Wald und dann irgendwann eine Lichtung, als wäre dort ein Raumschiff mit Außerirdischen gelandet. Das ist dann der Flugplatz, umgeben von Photovoltaik-Anlagen. Da es in Anklam kein Super Plus gibt, tanke ich voll, damit es auch noch für den nächsten Tag reicht. Der Mann auf dem Tower schenkt mir ein Capri-Eis, weil doch Sommer ist. So möchte man als Flieger gerne überall empfangen werden. Nach dem Start wieder Wald in alle Richtungen, nichts als Wald. Wie machen das die anderen? Vergessen sie einfach, dass sie in niedriger Höhe über diese Landschaft ohne Außenlandemöglichkeit fliegen? Mir gelingt das nicht. Ein kurzer Flug von weniger als einer Stunde bringt mich zurück in Anklam, wo ich mich fast schon ein wenig wie zu Hause fühle. Mit einem zirkusreifen Mini-Klapprad zuckele ich zur Belustigung zahlreicher Passanten den kurzen Weg in die Stadt zum Hotel. Es ist spürbar frisch hier im Norden, aber immerhin gelingt es mir noch, mit etwas Sonne im Gesicht ein Abendessen einzunehmen. Die Flugplanung für die nächsten Tage erledige ich bei leckerem Kellerbier. Erneut die Frage: Wo wird es starke Thermik geben? Wo kann ich landen und tanken? Gibt es dort ein Hotel in Platznähe? Am Ende dieses Planungsprozesses bin ich hundemüde und entschiede mich (erneut) für Hassfurt am Main.
Nach drei Stunden Anreise komme ich am nächsten Tag an dem fränkischen Verkehrslandeplatz an. In FL 55 sah ich erste Quellwolken über dem Thüringer Wald. Bald rappelte es gewaltig in der Kiste. Ich lande in Hassfurt, lade das Gepäck aus und starte dann, um einige Kilo erleichtert, wieder, denn inzwischen sieht der Himmel richtig klasse aus. Ich traue meinen Augen kaum, die Basis steigt bis auf 2.800 Meter, Wolkenstraßen reihen sich im Wind von Ost nach West. So gondle ich zur Wasserkuppe und zurück an den Thüringer Wald. Immer wieder. Kurz: In diesem himmlischen Spielplatz tobe ich mich ganz ohne Erfüllungszwang aus. Erst als ich merke, dass meine Konzentration nachlässt, beschließe ich, dass für heute genug sein muss. Es war ein langer Tag, ausgefüllt mit zwei ganz unterschiedlichen Flügen. Man muss wissen, wann man satt ist. Diese Sättigung rührt aber auch daher, dass ich mich vor zwei Wochen genau hier schon einmal an einem himmlischen Festbankett bedienen durfte.
Sushi statt Schäufele
Rückblende: Es gibt diese Tage, an denen fühlt sich Thermik im Carat an, als wäre man in einen großen Topf voller Tapetenkleister gefallen. So richtig Spaß macht das Segelfliegen dann nicht. Es hilft, diese Flüge als Übung zu deklarieren und geduldig auf Kommendes zu warten. Tatsächlich: Wie auf Verabredung kam erneut aus heiterem Himmel ein Flug, der die ärgerlichen Klebereste entfernte, die mich so sehr geärgert hatten. In meinem Fall kam ein Flug, der sich anfühlte, als sei ich statt in Tapetenkleister in einen Topf voller Zaubertrank gefallen. Für einen Moment war auf diesem zauberhaften Flug für mich alles in Ordnung, wieder war ich im Himmel zu Hause. Ganz sicher war dieser Flug ein Rausch, auch deshalb, weil es danach viel Ausnüchterung brauchte. Erneut trotzte ich beruflichen Verpflichtungen und startete an einem Wochentag in Donaueschingen, in der einen Seite der Waagschale mein schlechtes Gewissen auf der einen Seite der recht eindeutige Wetterbericht. Ich tröstete mich mit der Erkenntnis, dass mich Fliegen unter dem Strich auch bei der Arbeit produktiver macht.
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Wieder so ein innerer Konflikt für den es keinen ausgebildeten Schiedsrichter gibt: Starte ich heute zu früh? Aber nein, das sieht doch schon gut aus. Etwas in mir bremst mich, etwas feuert mich an. Wie prächtig sollen die Wolken denn noch quellen? Der Antreiber gewinnt und mit leichtem Rückenwind starte ich wenig später auf der der Piste 36, schleiche mich hinauf in den Himmel bis die erste Thermik mein Steigen stellenweise auf gut vier Meter pro Sekunde veredelt. Gut so! Endlich! Nun gewinne ich Vertrauen in den vor mir liegenden Tag, Vertrauen, das nicht enttäuscht wird. Hassfurt am Main, so lautet mein Tagesziel, ein Zimmer ist gebucht. Ich will thermisch fliegen, so weit es heute geht.
Durch das Gepäck ist der Schwerpunkt des Carat ein wenig nach hinten gewandert und ich kreise etwas langsamer und damit besser als sonst. Wie auch immer, die Thermik zaubert mich geradezu nach oben. Die Basis steigt und somit auch meine Geschwindigkeit zwischen den Wolken. Alle Erwartungen werden übertroffen, Entfernungen schrumpfen. Lustvoll galoppiere ich von Wolke zu Wolke und ahme dilettantisch eine Fanfare nach, um mir selbst den passenden Soundtrack für diesen Flugabschnitt zu verschaffen. Der pure Luxus besteht darin, dass ich mir die kräftigsten Wolken aussuchen kann und Umwege kaum ins Gewicht fallen. So geht - nicht immer, aber eben heute - Streckenflug mit dem Carat!
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Kein einziges Mal werde ich an diesem Tag enttäuscht. Das Steigen nimmt zu, gleichwohl ermahne ich mich immer wieder zum Nachzentrieren. In der Tat, da geht immer noch etwas. Während ich so die Schwäbische Alb entlangsause, wechsle ich die Wolkenautobahn, denn inzwischen haben sich parallele Linien gebildet. Auf diese Weise entkomme ich den Pulks, die alle dem gleichen Fetisch nachjagen. Erstaunlicherweise steige ich ab und zu sogar besser, als die reinen Segelflieger, die es nicht wagen, es auch einmal an anderer Stelle auf sich allein gestellt zu versuchen. Dennoch sind wir alle wie Goldfische inmitten eines himmlischen Aquariums unterwegs, wir schwänzeln hierhin, wir rasen dorthin. So geht es über‘s Land.
Tastete ich mich anfangs noch relativ vorsichtig voran, lautet die Devise jetzt: freches Vorpreschen, gleiten und immer weiter gleiten. Der Pfad ist klar vorgezeichnet, die Thermik stark und verlässlich. Fliegen fühlt sich an, wie ein Groove mit gewaltigen Bässen, die mich immer wieder senkrecht nach oben trommeln. So gut es geht halte ich mein schweres Schiff hart am Wind. Auf halben Weg erfolgt ein Schwenk nach Norden. Der Optik folgend geht das Spiel weiter, noch immer fühle ich den Zaubertrank. Im besten Steigen des Tages fange ich an zu singen, eine alte Spinnerei, die ich mir einfach nicht abgewöhnen mag. Eine Ode an das Leben – dieser Tag will erobert werden. Wie wertvoll das alles doch ist!
Schließlich lässt die Wirkung selbst dieses hochdosierten Zaubertranks nach und meine Euphorie ebbt nach und nach ab. Ängstlichkeit und Müdigkeit übernehmen die Oberhand, schließlich lande ich in Hassfurt. Am Boden erhalte ich ein Leihrad und bin damit ruck zuck in der Stadt – in der sich zu meinem großen Frust kein einziges fränkisches Restaurant finden lässt. Nirgends gibt es ein kühles Helles vom Fass. So erlebe ich Strukturwandel live! An diesem Abend gibt es paradoxerweise Sushi statt Schäufele. Aber auch daran kann man sich gewöhnen.
Nochmals Hassfurt, nochmals Himmelskino
Trotz dieses kulinarischen Desasters bin ich nur kurze Zeit also wieder in der Gegend. Drei Wochen später fliege ich also erneut zwischen Rhön, Fränkischer Schweiz und dem Thüringer Wald hin und her. Zunächst halten mich jedoch flachen Wolken und böiger Seitenwind für zwei Tage am Boden. Nach einem Streitgespräch mit meinem inneren Berater unternehme ich eine Fahrradtour den Main entlang, tags darauf dann ein Ausflug nach Würzburg. Abends lockt mich die Strandbar im Hafen. Auch so kann ein Tag gelingen: Ich kann fliegen, muss aber nicht. Auch so lässt sich ein Sommer genießen: Die Menschen trinken, rauchen und tanzen und sind ganz einfach nur glückliche Sommermenschen. So erhalte ich mir meine Zuversicht und in der Tat kann ich bald wieder fliegen.
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Noch ist der Windsack mein Fetisch. Mal hängt er schlaff herunter, mal bläht er sich prall auf. Was denn nun? Dann plötzlich entdecke ich erste Konturen am Wolkenhimmel, der bis jetzt eher unstrukturiert wirkte. Bald rauschen bullige Wolken mit Leichtigkeit einem imaginären Ziel entgegen. Ich warte noch ein wenig, dann überwinde ich mein Zögern und schließe mich ihnen an. Die Turbulenzen im Abflug beuteln mich wie erwartet, aber die Mühe lohnt. Freiheit wird aus Mut gemacht und jede Entscheidung ist besser als gar keine. Ich steige den Wolken entgegen und spüre, dass mir der Wind heute kein leichtes Spiel gönnen wird. Gleichzeitig ist die Energie dieser Luftmasse gewaltig. Es rappelt, ruckelt und schleudert mich herum. Und überhaupt ist diese Basis wieder einmal so hoch, dass an Kreise fast gar nicht zu denken ist. Ich ahne, dass dies für mich einer der letzten Thermikflüge der Saison sein wird, der Abschied vom Fliegersommer, aber immerhin ein Abschied mit der ganz großen Blaskapelle. Zugleich fühle ich mich satt, eigentlich sogar pappsatt. Mehr geht fast nicht. Wolkenstraßen reichen weit bis nach Hessen hinein und auch in der Gegenrichtung sieht es gut aus. Die Groudspeed mit Rückenwind nimmt immense Werte an, der Wind weht wohl mit 50 bis 60 km/h aus Osten. Aber das gibt mir immerhin die Möglichkeit, mit den Wolken zu surfen. Zum letzten Mal drehe ich richtig auf. Die Luft kann schmeicheln, aber sie kann auch boxen. Heute ist Letzteres der Fall und als es mir zu sehr unter die Gürtellinie geht, schließe ich den Tag zufrieden mit einer langen Landung und einem netten Abend in der Strandbar ab.
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Weil sich das Wetter bald verschlechtern wird, reise ich am nächsten Tag nach Hause in den Schwarzwald. Unter den wenigen Wolken über der Schwäbischen Alb kreist hier und da ein einsamer Segelflieger. Aber für meinen Carat und mich ist dieses Wetter nicht gemacht. In weniger als zwei Stunden lande ich in Donaueschingen und lasse eine wunderbare Flugwoche Revue passieren. Da war alles dabei: Flüge über neue Landschaften, Meer unter meinen Flügeln, breite Wolkenstraßen in Polen und eine hohe Basis unter dunklen Wolken zwischen Rhön und Thüringer Wald, die das Segelfliegen fast schon zu einem Automatismus machten. Aber erst in der Kombination von allem, den Himmelserlebnissen und der Organisation am Boden wird ein Erlebnis daraus, dass es wert ist, konserviert und eines Tages wieder erinnert zu werden. Aus heiterem Himmel kehre ich zurück in meine vertraute Welt und träume bereits von den nächsten Luftreisen.
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weginsfreie · 1 year
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(32) Aus heiterem Himmel
Ein weiteres segelfliegerisches Jahr mit dem Carat-Motorsegler begann wie aus heiterem Himmel mit unerwartet tollen Flügen und endete schließlich mit einer launigen Luftwanderung quer durch Deutschland. 
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Vom Glück des autonomen Fliegens und vom Gebrauch der Freiheit zeugen folgende Impressionen...
Saison-Impressionen aus dem Carat-Cockpit
Es beginnt mit einer Überraschung. Bereits der Start in die neue Saison bietet Ungewohntes, noch dazu im März. Früher dachte ich – aus zahlreichen beruflichen wie privaten Gründen – zu dieser Jahreszeit noch nicht einmal im Traum ans Segelfliegen. Kam ich endlich in die Luft, blühten bereits die Rapsfelder. Das war schön und traurig zugleich. Mit dem Motorsegler Carat ist das inzwischen ganz anders.
Zwar liegen wunderbar stimmungsvolle winterlichen Exkursionen mit dem Carat in Motorflugkonfiguration hinter mir. Gleichwohl sehne ich mich unendlich nach dem ersten Segelflug. Nie war es einfach, dieser Sehnsucht eine angemessene Heimat zu bieten. Auch diesmal nicht, denn so früh im Jahr sieht das Fliegen weitgehend so aus: Trübe Sicht, träge Thermik, Soaring im Leerlauf unter ersten Wolkenfetzen – mehr geht für mich (noch) nicht. Glücklich macht es aber dennoch. Mehr und mehr frage ich mich, wann denn das sorglose Gleiten unter bulligen Wolken beginnen wird. Wann gibt es endlich wieder Steigen in Hammerthermik, die süchtig macht? Nur Geduld, rät die innere Stimme der Vernunft. Aber welcher Enthusiast hört schon gerne auf diesen ewigen inneren Besserwisser?
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Wie aus heiterem Himmel dann dieser merkwürdige Wetterbericht, der mir auf den ersten Blick schier unglaublich, fast wie gefälscht, vorkommt. Merkwürdig ist auch, dass sich Wetter inzwischen so genau berechnen lässt. Eines Tages werde wohl auch ich zugeben müssen, dass ich mein fliegerisches Glück Big Data zu verdanken habe. Vor einem Jahrzehnt hätte an einem Märztag wie diesen wohl niemand vom Segelfliegen (in unseren Breiten) geträumt. Mein Prognoseprogramm aber meint es tatsächlich ernst! Mitte März sagt es eine Basis von nicht weniger als 2.500 Metern voraus. Was ich zu diesem Zeitpunkt noch nicht wissen kann: Es sollte noch viel besser kommen!
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Ganz schnell nach einem beruflichen Termin stürme ich nach draußen und eile zum Flugplatz, um dort meinen Carat aufzubauen. Komisch: Über mir thront eine Abschirmung, also wird die Thermik später einsetzen. Ich werde zum Warten verdonnert. Den inneren Besserwisser verdonnere ich zum Schweigen. Auf einer ausgebreiteten Decke schlafe ich unter den Flächen erst einmal eine Stunde, um nicht andauernd himmelwärts stieren zu müssen. Rekordverdächtige eineinhalb Stunden verbringe ich mit einer Art von Nichtstun, doch das ist eher erzwungenes Warten und weniger echte Muße. Irgendwie bekomme ich dennoch mit, dass sich direkt über dem Flugplatz eine knuffige Wolke bildet. Sogleich bietet sich mir ein wundervolles Bild, denn genau unter dieser ersten Wolke kreisen zahlreiche Störche. Wäre es doch auch für mich so einfach! Noch ein wenig Geduld, flüstert die Stimme der Vernunft verschämt, während ich keck denke, schon mal den Fallschirm anzulegen. Nur für alle Fälle. Über dem Schwarzwald und der Schwäbischen Alb bilden sich nun erkennbar Wolken, die den Namen auch verdienen. Das sieht irgendwann so verlockend aus, dass mich nichts mehr am Boden halten kann. Butterbrot und Apfel sind verstaut, Gurte fest, Haube geschlossen, Motor anlassen und warmlaufen lassen. Der kräftige Wind kommt direkt von Ost, leider genau von der Seite. Zitternd hebe ich ab. Jetzt bloß nichts falsch machen. Fahrwerk rein. Endlich Luft unter den Flügeln und sofort scanne ich den Himmel mit den Augen eines Segelfliegers. Wie immer lockt es mich zu einer besonders prächtigen Wolke, diesmal steht dieses Exemplar bei Rottweil. Dort ankommen, schalte ich ohne zu zögern den Motor ab und segle – denn darum geht es schließlich.
Zauber des Neuanfangs
Es folgt der Zauber des ewigen Neuanfangs. Nachdem ich das übliche Übergangsprozedere vom Motor- in den Segelflug mit Checkliste abgearbeitet habe, wird es still um mich. Nur das Vario, das ich seit September nicht mehr gehört habe, piepst frohlockend vor sich hin. Was für ein wunderbarer Sound! Gleich der erste Aufwind packt mich mit drei Metern pro Sekunde und hievt mich in die Höhe. An der Basis angekommen, danke ich Big Data und sehe mit eigenen Augen, wie recht die Prognose hatte. Mein Tagesziel besteht darin, Spaß zu haben, mir geht es ums Prinzip des motorlosen Fliegens. Treuepunkte sammle ich mal wieder keine.
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Auf diese Weise vergehen sorglose und entspannte Stunden. Rasch liegt mir der Carat auch als Segelflugzeug wieder gut in der Hand und tut, was ich ihm empfehle. Ja, vielleicht sollte man es so sehen: Nicht ich bin derjenige, der den Flieger steuert, ich empfehle mit meinen Steuereingaben lediglich Richtungsänderungen. Erneut enttäuscht mich der feine Flieger nicht. Selbst dann nicht, als nach viel zu kurzer Zeit die Thermik wegen der noch immer vorhandenen Abschirmung mehr oder weniger zusammenbricht. Feinste Aufwinde sind nicht das Metier des Carat, Gewicht (und damit Flächenbelastung) haben ihren Preis. Jetzt gilt es, den erkalteten Motor erneut zu starten. Wie ich das liebe: Beim ersten Knopfdruck startet der brave Sauer-Vierzylinder ohne Mucken. Ich lasse ihn noch ein wenig warmlaufen, baue aber schon mal die irrsinnige Höhe ab, in der ich mich befinde. Von 9.000 Fuß muss ich hinunter in die Platzrunde von Donaueschingen in 3.200 Fuß findet. Mir ist irrsinnig kalt, weil ich vergessen habe, eine Jacke anzuziehen. Anfängerfehler! Am Boden waren es ja 15 Grad. Am Ende ziehe ich sogar die Klappen. Wegen des starken Seitenwindes bleibt auch die Landung anspruchsvoll, aber sie gelingt. Ob es Können war oder Glück lässt sich nicht abschließend sagen. Das Einzige, was ich mit Sicherheit weiß: das war ein fulminanter Start in die neue Saison! Noch dazu an einem Montag.
Der Himmel als Heimat
Gleich geht es weiter mit dem unerwarteten Glück aus heiterem Himmel. Wie jedem Laien sind mir die grafisch vereinfachten Prognosemodelle für das Wetter ans Herz gewachsen. Und das Modell für den nächsten Freitag macht mich erneut sprachlos. Ich aktiviere das Notfallprogramm für Beruf und Familie erhalte in beiden Fällen eine Freigabe. Nach der langen Zeit der segelfliegerischen Enthaltsamkeit lockt die Chance auf gute Thermik. Infolgedessen kann ich vor Aufregung kaum schlafen. Tatsächlich aber sieht der Himmel am folgenden Freitag leider gar nicht so aus, wie vorberechnet. Irrt sich diesmal das Wettermodell? Oder verzerrt meine Ungeduld die Wahrnehmung? Die Thermik braucht einfach ein wenig länger, um sich zu entwickeln. Es dauert gefühlt unendlich, aber dann ist es soweit. Wohlan! Fallschirm umgebunden, Butterbrote verstaut und auf geht es.
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Nach wenigen Minuten Motorlaufzeit kann ich bereits auf enorme unsichtbare Kräfte vertrauen, die mir zugleich unheimlich sind. Schon die erste Thermikblase reißt mich geradezu in den Himmel hinauf. Innerlich taumle ich vor Glück, während der Carat unter meiner bescheidenen Anleitung sanft perfekte Kreise in den Himmel zeichnet und ich einen wirklich runden und ruckelfreien 3-Meter-Aufwind genießen darf. So schön kontinuierlich steigt es, dass ich mein erstes Butterbrot auspacke und in aller Ruhe vespere. Wir steigen höher und höher. Kaum wage ich einen Blick auf den Höhenmesser. Erst zeigt er 2.400 Meter an, bald 2.600 Meter und noch geht es immer höher hinauf. Schnell steigt die Basis auf sensationelle 3.100 Meter, dann sogar auf 3.200 Meter an. Bei der Anzeige von 5m/s klemmt das Vario. Wann habe ich das letzte Mal ein derartig gutes Segelflugwetter so früh im Jahr erlebt? Oder überhaupt? Auf dieses große Glück war ich eigentlich gar nicht vorbereitet, was nur zeigt, wie falsch die Annahme ist, man könne sich auf Glück irgendwie vorbereiten. Geschenke, die man nicht erwartet, sind einfach die schönsten. Noch vor ein paar Stunden verzweifelte ich wartend am Boden. Nun fühle ich mich erschöpft, wenngleich glücklich über dieses unerwartete Steigen. Während ich wie üblich vor mich hin dahin sinniere, hebt es mich in meinem Flieger hoch und höher.
Zwischen Schwäbischer Alb und dem Schwarzwald steht jetzt eine einzige mächtige Wolkenstraße. Wohl denen, die sich heute frei genommen haben und fliegen können! Allerdings treffe ich nur ein paar wenige Segelflieger, einen Piccolo und vier Gleitschirme. Das alles spielt sich bei äußerst schlechter Sicht ab. Es fühlt sich an, als würden wir gemeinsam durch Milch tauchen. Keinen Augenblick sehe ich etwas, was auch nur im Entferntesten mit einem Horizont vergleichbar wäre. Das Licht aus Westen blendet, so dass ich mich darin ergeben muss, in dieses milchig-helle Etwas vorzudringen. Ich glotze mir die Augen aus dem Kopf und hoffe, dass die Gleitschirme, die gerade noch da waren, inzwischen eine andere Richtung eingeschlagen haben.
Zwar hatte ich nach meiner Erfahrung am Montag gelernt und eine Jacke angezogen. Doch die Kälte kriecht auch heute in mich hinein, meine Zähne fangen an zu klappern, mein ganzer Körper schlottert und ich muss mich immer wieder ermahnen, wie dumm es wäre, den Flug jetzt abzubrechen, nur weil ich friere. Aber das sagt sich so leicht: Nur, weil ich friere. Denn ich friere wie verrückt und die Zweifel werden immer größer. Es waren dann wohl gute vier Stunden, die ich taumelnd in diesem Orbit verbringen dufte, ich leckte an dieser himmlischen Milch und freute mich des Lebens.
Wegen der Kälte hätte das ein echter Konflikt werden können, aber am Ende ist das Wetter gnädig mit mir. Erst hängen Wolkenfetzen herunter wie dreckige Wäsche, die jemand auf der Leine vergessen hat. Dann fließen die Wolken in Form hell-dunkler Himmelsmilch ineinander, so als würde da ein Joghurt angerührt. Immer wieder finde ich es faszinierend, wie mich die Naturgewalten emporhieven, wie sie mich stundenlang herumschleudern, von Wolke zu Wolke schubsen – nur um dann einfach in sich selbst zusammenzufallen und schlussendlich zu verschwinden. Als wäre nichts gewesen.
Auf dem Rückflug blicke ich in einen fast blitzblanken Himmel, der nicht im Geringsten erahnten ließ, dass ich noch vor einigen Stunden mit inneren Dämonen gekämpft hatte, die mich zum Aufgeben zwingen wollten. Oder dass ich von unsichtbarer Hand emporgehievt wurde, so dass ich es mit jeder Faser meines Körpers spüren konnte. Erst der Rausch, dann wurde der Himmel aufgeräumt, so, als wäre die Müllabfuhr vorbeigekommen und hätte noch den letzten Rest vom wilden Fest mitgenommen.
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Das Steigen lässt fast schlagartig nach, aber mir kann das heute egal sein, ich hatte meine Freude und es ist nicht übertrieben zu sagen, dass ich für einen Moment in diesem Himmel wohnte. Während ich solcherlei Dinge denke, schmelzen die Meter auf meinem Höhenmesser dahin, denn was ich vergessen hatte zu berichten, ist der Wind, der in dieser Höhe mit immerhin 40 km/h oder mehr weht. Was auf dem Hinweg für verlässliche Reihungen sorgte, ist nun auf dem Rückweg mein Gegner. Boxhiebe lassen den Carat taumeln. Was für ein unfairer Fight! Diese winzige Maschine, darin ein ängstlicher Mensch, gegen diese Naturkraft, wir zusammen in einem Strom aus Widerständigkeit.
Voraus auf Kurs kann ich erkennen, dass heute nichts mehr für mich in der Auslage für Segelflieger bereit liegt. Das Schaufenster wurde zwischenzeitlich vom himmlischen Designer umdekoriert. Hier und da noch ein paar einsame Fetzen, das ist nichts für den verwöhnten Carat, der sich nur an den teuersten Thermik-Juwelen erfreut. So wie vorhin, als er ruhig und ohne Wackelei schnurstracks in den Himmel stieg. Diese Momente schloss ich so tief es ging in mir ein, denn eines Tages werde ich solche Erinnerung brauchen, auch wenn jetzt gerade alles wie selbstverständlich dahingeworfen wirkt. Das aber ist die größte Paradoxie des Lebens: Während wir das, was wir eines Tages vermissen werden, erleben, können wir es selten in seinem unermesslichen Wert schätzen und bewusst willkommen heißen. Wir sind zu sehr in der ganzen Situation beschäftigt. Erst mit zeitlichem Abstand gewinnen wir Respekt vor dem Erlebten. Wir erkennen, dass wir als winziger Mensch Teil eines großartigen Wachtraums waren, surreal und voller Empfindungen, für die wir in im Moment des Erlebens keine Worte fanden. Uns später suchen wir sie nur höchst selten.
Erst als die schwächelnde Thermik den schweren Carat nicht mehr trägt, denke ich an den Wiedereintritt in die Atmosphäre des Alltags. Ich arbeite die Checkliste ab und startete den stark unterkühlten Motor, der auch brav anspringt, nachdem ich alle Knöpfe in der richtigen Reihenfolge gedrückt habe. Er läuft und ich lasse ihm Zeit zum Aufwärmen. Den Motor in großer Höhe und nicht erst im allerletzten Moment zu starten, ist ein Akt der Liebe. Denn durch das Herumgleiten in großer Höhe ist er eiskalt und man spürt die Unwilligkeit beim Starten, auch wenn der Sauer-Motor immer tut, was ich von ihm verlange. Dennoch klingt es immer ein wenig nach Anklage und nicht gerade nach Freude. Daher fliege ich viele Kilometer mit niedriger Drehzahl, um meine Empathie für ein Bündel aus Metall und Blech zu beweisen, und in der Tat klingt der Motor nach und nach weicher, bald summt er wieder das bekannte Lied: mein Freund, ich bringe dich, wohin du willst. Der Rest ist fast Routine, ich sage fast, weil beim Fliegen niemals etwas Routine sein kann und darf, aber es sind eben bereits gesehene Dörfer, Felder und Straßen, wenngleich das Licht immerzu alles verändert. Wäre Heraklit Flieger gewesen, hätte er seinen Fluss einen Fluss sein lassen und noch viel pathetischer verkündet, dass man nicht zweimal im gleichen Himmel fliegen kann. Der Himmel kann Heimat sein, aber diese Heimat sieht nie gleich aus. Doch ab und an bietet dieser Himmel unserer Sehnsucht ein Zuhause. Deshalb steht auch jede Ziffer im Flugbuch für ein einzigartiges Erlebnis, für eine ganz eigene Erfahrung. Wer diese Einzigartigkeit nicht mehr wahrnehmen kann, konsumiert Fliegen bloß noch. Aber gerade Fliegen sollte kein Konsumprodukt, sondern angewandte Magie, oder besser: die Kunst, sich selbst zu verzaubern.
Der Motor hatte es gut, er wurde umsorgt, ich selbst habe meine Betriebstemperatur längst noch nicht erreicht. In der Platzrunde fahre ich das Fahrwerk aus, lande im Direktanflug auf der Piste 36 und rolle zu meinem Anhänger. Doch die Heimkehr gleicht einem Schock. Es sollte mehrere Tage und sehr viel Alltag benötigen, um mich wieder aufzuwärmen. Wo war ich an diesem Tag gewesen? Physikalisch lässt sich das einfach dokumentieren: in 10.000 Fuß über dem Meeresspiegel. Alles, was ich erblickte, war mir aus vorherigen Flügen bekannt – und sah dennoch vollkommen anders aus. Tatsächlich fühlte ich mich wie ein winziger Satellit, der eine ruhige Bahn über das mir bekannte Streckenflugrevier zog und nicht wie der frierende Pilot eines Motorseglers. Den Carat lasse ich an diesem Tag für neue Abenteuer draußen stehen.
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Später werde ich besorgt aus meinem Dachfenster in Richtung Flugplatz blicken. In der Ferne mutieren Gewitter zu gewaltigen Monstern, irre zucken sie in der Nacht. Wie kann man nur so viel Angst um ein Ding haben, das wir Flugzeug nennen, weil vor langer Zeit, die ersten Wagemutigen den Vögeln das Fliegen abgeschaut haben und einem dieser Pioniere, Otto Lilienthal, kein besseres Wort dafür eingefallen ist: Flug-Zeug. Aber zum Glück blitzt es weit entfernt. Ich schließe das Fenster, lege mich ins Bett und träume diesen Flug, der mich stundenlang in bislang unbekannte Höhen emporgehoben hat, der mir den Himmel zur Heimat gemacht hat, mir neue Perspektiven vermittelt und einen Hauch von Weltall geschenkt hat noch einmal.
Wegkommen ist das Schwierigste
So schön diese ersten Flüge im Frühjahr auch waren, dabei kann es nicht bleiben. Ich will endlich wegfliegen und zwar weiter weg als bisher: Zugluft spüren, Neuland sehen. Als ob das so einfach wäre. 15 Meter von Flügelspitze bis Flügelspitze, ein einsamer Sitzplatz, 54 mickrige PS, von denen beim Start mein Leben abhängt. Damit ist eigentlich schon alles gesagt. Nein, damit ist noch gar nichts gesagt! Es ist noch nicht einmal klar, um welche Geschichte es dabei gehen soll. Soll ich etwa erzählen, wohin ich geflogen bin, Kurs- und Höhenangaben machen, Flugplätze aufzählen? Ich bliebe lediglich an der Oberfläche. In diesem Dilemma half mir eine lehrreiche Begegnung.
Wie die meisten Menschen hadere ich damit, mein Dasein in Sinn zu verwandeln. Nach vielen Jahren traf ich zufällig den Mann wieder, der mir einst geduldig das Fliegen beigebracht hatte und der mir darüber hinaus den Unterschied zwischen Piloten und Fliegern erklärte: Piloten beherrschen ein Flugzeug technisch, Fliegen ist für sie ein Hobby (manchmal ein Beruf), sie fliegen, um von A nach B zu gelangen. Für Flieger wird das Flugzeug heilig, eine Art von Altar, zumindest aber das liebste Werkzeug ihrer Passion, sie fliegen, um magische Momente zu erleben. Ich wusste ich sofort, dass ich ein Flieger und kein Pilot war.
Zusammen schwelgten wir in alten Zeiten, voller Stolz zeigte ich ihm mein Flugzeug, Frucht meiner Arbeit und berichtete dann von meinen zukünftigen Reiseplänen. Erst als ich gehen wollte, brach es aus ihm heraus: „Als Fluglehrer reichte es aus, hier in der Umgebung zu fliegen. Die Grenzen meiner Welt waren die Kanten dieses Kartenblattes.“ Er zeigte mir die ICAO-Luftfahrtkarte unserer Region, ein Achtel des Landes. Nicht weiter? Den Rest des Abends erzählte er mir die Essenz seines Lebens. Und am Ende bat er mich: „Bring mir Geschichten! Bring mir die Welt! Flieg los und komm mit einem Haufen guter Geschichten zurück, die ich selbst gerne erlebt hätte.“ Ich versprach, nicht mit leeren Händen zum nächsten Treffen zu kommen.
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Bring mir Geschichten! Wie ein Echo hallte dieser fromme Wunsch in meinem Kopf wider. Ein paar Tage vor meiner geplanten Abreise schwoll er zu einem lauten Gewitter an. Ich war fasziniert und verängstigt zugleich. Richtig schlimm wurde es, als ich den ganzen Tag in einem klimatisierten Sitzungszahl verbringen musste, während draußen die Sommersonne schien. Verzweiflung kroch in mir hoch. Was taten die anderen, um sich von der bitteren Erkenntnis abzulenken, dass auch sie nur Artisten im Zirkus der Sinnlosigkeit waren, verdammt dazu, ein Ritual aufzuführen, an das sie zwar nicht glaubten, von dem sie sich aber gegenseitig voller Inbrunst zu überzeugen versuchten. Nächster Tagesordnungspunkt, bitte. Unauffällig blicke ich zum Fenster hinaus in den weiten Himmel. Wenn es so etwas wie einen unauffälligen Blick inmitten einer wichtigen Sitzung geben kann, während man von Power-Point-Folien blöd anglotzt wird, deren Bedeutung sich schon einen Tag später niemand mehr vollständig erklären kann. Wohl deshalb haben die Wolken leichtes Spiel, mich abzulenken. Locker verteilen sie sich über den grünen Hügeln der Umgebung, mühelos schwebend ziehen mit der leichten Sommerbrise dahin. Wie gerne würde ich ihnen folgen. Wie würde es sich wohl anfühlen, so denke ich, genau jetzt im Cockpit meines Carat zu sitzen und unter einer dieser Wolken zu kreisen? Der Motor ausgeschaltet, die Geschwindigkeit nur durch Windgeräusche erahnend. Gedanken, die wie eine Enteisungsanlage auf meine fast schon gefrorene Seele wirken. Bring mir Geschichten! Bring mir die Welt! Draußen zieht der Sommer wie ein beleidigter Klassenkamerad vorbei, der mich zum Spielen abholen möchte, aber nein, es geht nicht, erst noch die Hausaufgaben. Wovon träumen wohl die anderen hier im Raum? Wo liegt ihr Wunschland? Oder träumen Sie etwa am Ende gar nicht mehr?
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weginsfreie · 2 years
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(31) Erst Tapetenkleister, dann Zaubertrank
Es gibt diese Tage, an denen fühlt sich die Thermik im Carat an, als wäre man in einen großen Topf Tapetenkleister gefallen. So richtig Spaß macht das Fliegen dann nicht. Aber wir Flieger sind es ja gewohnt, jeden Flug als Übung zu betrachten und geduldig auf das Kommende zu warten.
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Und immer kommt dann wieder wie auf Verabredung ein Flug, der die Klebereste entfernt, die mich so sehr geärgert haben. Mehr noch: Sie führten dazu, dass ich an mir und meinen fliegerischen Fähigkeiten zweifelte. Es kam der Flug, der sich anfühlte, als sei ich statt in Tapetenkleister in einen Topf voller Zaubertrank gefallen.
Für einen Moment war auf diesem zauberhaften Flug für mich alles in Ordnung, im Himmel war zu Hause. Aber wie lange werde ich mich an einen Tag wie diesen erinnern, selbst wenn er mir im Moment unvergesslich vorkommt? Es war ganz sicher ein Rausch, auch wenn nur wenige sich mit dieser Droge auskennen. Jetzt folgt die Ausnüchterung. Nein, noch nicht. Zunächst will ich den Flug noch einmal in meinem Kopfkino ablaufen lassen. Vielleicht muss am Schnitt der Erinnerung noch etwas geändert werden.
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Start wie meist in Donaueschingen an einem Wochentag. Eigentlich habe ich eine wichtige berufliche Verpflichtung. Ich schlage schlecht, mein Gewissen plagt mich. Aber der Wetterbericht ist so eindeutig wie schon lange nicht mehr. Immer wieder gehe ich die Tagesordnung des Meetings durch und frage mich, zu welchem Punkt ich etwas Produktives beitragen könnte. Mir fällt kein einziger auf. Einerseits entlastet mich das, dann also Fliegen, oder? Das ist auf jeden Fall produktiv für meine Seele. Andererseits bin ich ein Pflichtmensch. Morgens raffe ich mich auf, immer die möglichen Konsequenzen im Blick, aber hier stehe ich mit meiner Fliegerseele und kann nicht anders.
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Starte ich heute zu früh, frage ich mich? Aber nein, das sieht doch schon gut aus. Ich bremse mich, ich feure mich an. Wieder so ein innerer Konflikt für den es keinen ausgebildeten Schiedsrichter gibt. Wie prächtig sollen die Wolken denn noch quellen? Der Antreiber gewinnt und mit leichtem Rückenwind starte ich wenig später auf der der Piste 36, schleiche mich hinauf in den Himmel bis gleich die erste Thermik mein Steigen stellenweise mit gut vier Metern pro Sekunde veredelt.
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Ab nun gewinne ich Vertrauen in den Tag, der noch vor mir liegt. Und dieses Vertrauen wird nicht enttäuscht. Kurz nach der Albkante schalte ich den Motor aus. Zu schwer, noch zu viel Sprit denke ich. Kann ich heute Abend noch gebrauchen, schallt es vom inneren Aufpasser zurück. Das Dilemma des Optimums, die ewige Abwägung zwischen Physik und Sicherheit: Wenn Sprit reduziert die Flächenbelastung und verbessert das Steigen, mehr Sprit schafft Reichweite bis zum Landeort. Bislang habe ich der Sicherheit immer Vorrang gegeben und ich weiß ja schließlich nicht, wie sich der Flug entwickelt. Ich weiß nur, dass ich heute in Haßfurt am Main landen möchte, das Zimmer dort ist gebucht.
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Durch das Gepäck ist der Schwerpunkt ein wenig nach hinten gewandert und ich kreise etwas langsamer und einfacher als sonst. Die Thermik zaubert mich einfach nach oben. Die Basis steigt und somit auch meine Geschwindigkeit zwischen den Wolken. Alle Erwartungen werden übertroffen, 2.100 Meter, dann schon 2.400 Meter. 
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Lustvoll galoppiere ich von Wolke zu Wolke und ahme selbst eine Fanfare nach, um mir den passenden Soundtrack für diesen Abschnitt zu schaffen. Der pure Luxus besteht darin, dass ich mir nur die kräftigsten Wolken aussuchen kann und die Umwege kaum ins Gewicht fallen. So geht Streckenflug mit dem Carat! Nicht immer, aber immer mal wieder.
Nie, kein einziges Mal werde ich an diesem Tag enttäuscht. Das Steigen nimmt zu, ich ermahne mich dennoch immer sauber nachzuzentrieren und in der Tat: da geht immer noch etwas.
Während ich so die Alb entlangsause, wechsle ich über die Wolkenautobahn, denn es haben sich parallele Linien gebildet. Auf diese Weise entkomme ich den Pulks, Ansammlungen mutloser „richtiger“ Segelflieger, die alle um das unsichtbare goldene Kalb kreisen, den Fetisch ihrer Punkte. Erstaunlicherweise steige ich ab und zu sogar besser, als die Konformisten in ihren Superorchideen, die es gar nicht erst wagen, es an anderer Stelle mal auch sich allein gestellt zu versuchen. Der Weg ins Freie, das bedeutet auch, dass ich mir stets meine eigenen Aufwinde suche, als Einzelgänger statt im Rudel. Rudelverhalten hat noch nie zu meinem Charakter gepasst, je älter ich werde, desto klarer sticht das hervor.
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Erst taste ich noch relativ vorsichtig voran, denn heute ich gleiten und gleiten.... dann werde ich frecher, weil der Pfad klar vorgezeichnet und die Thermik stark und verlässlich ist. Fliegen fühlt sich an, wie ein Groove mit gewaltigen Bässen, die mich immer wieder senkrecht nach oben trommeln. So gut es geht, fliege ich sauber, halte das schwere Schiff hart am Wind. Die anderen Flieger, denen ich unterwegs begegne, kommen mir vor, wie Goldfische inmitten eines himmlischen Aquariums, sie schwänzeln hierhin, sie rasen dorthin, kommen von allen Seiten, immer verleiten sie mich zur Flucht, ich habe nur Angst gegen die unsichtbare Scheibe dieses Aquariums zu prallen.
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Auf halben Weg ein Schwenk nach Norden. Der Optik folgend geht das Spiel weiter, noch immer fühle ich den Zaubertrank. Im besten Steigen des Tages fange ich an zu singen, so eine Spinnerei spottet das einer in mir, eine Ode an das Leben, an der Tag, der erst erobert werden musste, wie alles im Leben, das wertvoll ist.
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Irgendwann lässt schließlich die Wirkung des Zaubertranks nach, die Euphorie ebbt ab. Ängstlichkeit und Müdigkeit übernehmen die Oberhand, als sich auch nach 10 Anrufen im Funk niemand auf dem Flugplatz Haßfurt meldet. Ich beschließe auf jeden Fall zu landen, schließlich ist der Carat ja ein eigenstartfähiger Motorsegler. Im letzten Moment dann doch noch eine Frauenstimme im Funk, das Handfunkgerät hat eine geringe Reichweite. Ach so. Eine Beech, die genau hinter mir anrauscht, verlangsamt ihren Landanflug, um mich in Ruhe landen zu lassen. Am Boden erhalte ich ein Leihrad und bin ruck-zuck in der Stadt – in der sich kein einziges fränkisches Restaurant finden lässt. Es gibt daher Sushi statt Schäufele. Das ist wohl der größte Wahnsinn des Tages und wäre eine eigene Erkundung wert. Brav wartet der Carat, bis es dann am nächsten Tag wieder zurück in den Schwarzwald geht.
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Am Ende waren es dann auf dem Hinflug angeblich 478 km Segelflug nach OLC.  Wie nebensächlich solch Zahlen auf dem Weg ins Freie sind, muss ich wohl kaum noch betonen. Interessant ist es aber schon...
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weginsfreie · 2 years
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(30) Erstes Carat Fly-in
Es stimmt schon: Wer seine Passion mit Gleichgesinnten teilt, hat mehr davon. Deshalb fand vom 18. bis 19. Juni 2022 das erste Carat-Fly-In statt. Objekt der Begierde war der einsitzige Motorsegler Carat A, der noch immer von AMS in Slowenien gebaut wird. Viele Carat fliegen in den USA, aber auch hierzulande gibt es Liebhaber dieses besonderen Flugzeugs, das gut segelt und mit dem sich ebenso gut reisen lässt.
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Seit 2020 ist Stefan Selke Besitzer der Werknummer 34. Er lud zum 1. Carat-Fly-In an den Flugplatz Donaueschingen (EDTD) ein. 
Sechs Piloten kamen, davon fünf mit ihrem Flugzeug. Die weiteste Anreise verbuchte Norbert Grieb für sich, der von Hoya (südlich von Bremen) anreiste und einen Tag zuvor mit einem 400 Kilometer Flug das Potenzial des Carat eindrucksvoll unter Beweis stellte.
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Das Wetter im Schwarzwald war dann aber blau, heiß und dunstig, so dass sich die versammelten Carat-Enthusiasten mit einem Rundflug um den Schwarzwald bei spärlichen Sichten begnügen mussten. Dafür wurde umso mehr Fachliches ausgetauscht – vom Thema Propeller über Schrauben und Unterlegscheiben bis hin zu Sitzproben mit alternativen Fallschirmen stand der Erfahrungsaustausch hoch oben auf der Agenda. Der wurde dann abends im Braustüble der Fürstenberg Brauerei in Donaueschingen leidenschaftlich fortgesetzt. Schließlich wollen alle Piloten noch interessante Flüge mit ihrem jeweiligen Carat machen.
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Fazit des Treffens: Carat-Piloten sind so individuell wie ihr Flugzeug, das machte den besonderen Charakter des Treffens aus.
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weginsfreie · 2 years
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(29) Endlich wieder Nachträumen
Es gibt Flüge und es gibt Flüge. Die Kunst besteht darin, immer offen für das Wunderbare zu bleiben, für das Privileg und den Genuss. Allerdings muss ich zugeben, dass dies bei machen Flügen leichter fällt, als bei anderen.
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Nach einer Zwangspause konnte ich Mitte Juni endlich wieder fliegen. Zwei Tage vor dem ersten Carat-Fly-in am Flugplatz Donaueschingen, stand mein Carat aufgebaut auf der Wiese, es war warm und ich fühlte mich schlaff. Eigentlich wollte ich an diesem Tag gar nicht in die Luft...
Doch dann kam alles doch noch ganz anders. Bevor ich aber von diesem Flug berichte, macht eine kurze Rückschau über die bisherige Saison Sinn. Den mit Abstand besten Flug hatte ich gleich zu Beginn im März – das war schon ungewöhnlich. Die Thermik prügelte mich auf fast 3000 Meter hoch. Dann dauerte es lange, bis ich im Mai die wunderbar gelben Rapsfelder aus der Luft bestaunen konnte. Ich war in die Arbeit an einem Buch vertieft oder das Wetter war schlecht. Oder beides. Wobei schlechtes Wetter immerhin perfekt zur Arbeit an einem Buch passt.
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Zwischenzeitlich tröstete mich ein kleines Holzmodell. Zu meiner großen Überraschung führte ein Hersteller von Holzmodellen den Carat in seinem Programm (https://www.pureplanes.de). Ich bestellte sofort und gönnte mit noch die Gravur mit meinem Kennzeichen D-KRID gegen einen fairen Aufpreis. Ein paar Tage später lockte mich der Duft von schnelltrocknendem Holzleim wieder zurück in meine Kindheit. Es war die Zeit der großen Träume.
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Ein Modellflugzeug reichte aus, um mich um die Welt zu tragen. Alles um mich herum war Sehnsucht, Aufbruch und Hoffnung. So unglaublich leicht waren diese Traumreisen. Wie viele Schritte es dann von den Kindheitsträumen bis zum echten Fliegen waren – Ausbildung, Verein, Schein, erstes Flugzeug und dann eines Tages der Carat – davon erzählt letztendlich dieser Blog. Nun hielt ich wieder ein kleines, schematisches Holzmodell in der Hand und wunderte mich darüber, wie einfach und fast schon automatisch die Fantasiemaschine in mir ansprang. Man nehme das Modell, halte es ins Licht, drehe und wende es und schon fliegt man in Gedanken davon, lässt sich wegtragen aus dem heimischen Wohnzimmer, der Weg ins Freie.
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Mittlerweile steht das Modell auf der Fensterbank in meinem Büro. Immer wieder nehme ich es zur Hand, denke aber auch darüber nach, wie unvergleichlich besser es ist, selbst fliegen zu können. Was für ein Privileg, gerade in diesen Zeiten! Auch wenn es wackelt und rüttelt, ist es doch stets ein wenig Götternektar. Das echte Fliegen ist die Kür, aber so ein Modell ist immerhin ein wunderschöne Übung im Nachträumen.
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Nach Flügen, die zwar ausreichten, um mich dankbar in die Luft zu bringen, die aber nicht wirklich etwas in mir anklingen ließen, kam dann dieser Tag im Juni. Und zwar völlig unverhofft. Eigentlich wollte ich gar nicht fliegen. Zu viel Wind, dachte ich mir. Gestern war es doch schon schön, sagte eine träge Stimme in mir. Es würde blau sein, na und, versuch es doch einfach mal, riet wieder eine andere Stimme. Ich wartete, entschied mich dann aber gemäß der Regel, dass Flugplätze auf denen das eigene Flugzeug aufgebaut auf dem Vorfeld steht, nicht dazu da sind, um sich die Füße platt zu stehen. Check, Fallschirm umgelegt, los geht es.
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Und dann sehe ich diese Wolken in weiter Ferne. Eigentlich wollte ich im Platzbereich fliegen. Aber mit einem Carat hat man eben mehr Optionen. Allerdings sehe ich ein Gewitter, wenn auch weit entfernt, hinter dem Bodensee, vielleicht in den Alpen. 
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Was dann in den nächsten Stunden folgt, ist eine Art Lufttrampolin. Wo es hochgeht, geht es auch wieder runter. Ich konzentriere mich auf das Steigen. Hier und da verdichten sich die Wolken, es wird dunkler, aber es steigt dann auch besser. Das erste Mal seit langem genieße ich einen wirklich runden 3-Meter-Aufwind. So schön kontinuierlich steigt es, dass ich mein Butterbrot auspacke und in Ruhe vespere. Währenddessen kreist der Carat stabil, höher und höher... Kaum wage ich einen Blick auf den Höhenmesser sind es schon 2.400 Meter, dann bald 2.600 Meter und es geht höher. 
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Hier und da hängen Wolkenfetzen herunter wie dreckige Wäsche, die jemand auf der Leine vergessen hat, herab, das ist mir verdächtig. Es zieht sich zu, es wird wilder und dunkler. Das Steigen lässt fast schlagartig nach, aber mir kann das egal sein, ich hatte meine Freude und es ist nicht übertrieben zu sagen, dass ich für einen Moment in diesem Himmel wohnte. Erst der Himmel als Heimat, dann Kurs nach Hause. Ich gleite diese wahnsinnige Höhe einfach ab, mehr als 2.000 Meter über Grund, das gibt es hierzulande selten.
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Doch Geschenke, die man nicht erwartet, sind einfach die schönsten Geschenke. Vor ein paar Stunden wollte ich noch nicht einmal fliegen, war lahm und träge. Doch nun habe ich mich durchgeboxt, bin erschöpft, aber auch glücklich von dieser unerwarteten Luftreise. Voraus auf Kurs kann ich erkennen, dass hier nichts mehr für mich in der Auslage liegt. Das Schaufenster wird gerade vom himmlischen Designer umdekoriert. Hier und da ein paar einsame Fetzen, nichts für den Carat, der sich verwöhnt nur an den teuersten Juwelen im Schaufenster erfreut. So wie vorhin, als er ruhig und ohne Wackelei schnurstracks in den Himmel stieg. Diesen Moment schloss ich so tief es ging in mir ein, eines Tages werde ich diese Erinnerung brauchen, auch wenn jetzt gerade alles wie selbstverständlich dahingeworfen wirkt. Das aber ist die größte Paradoxie des Lebens. Während wir das, was wir eines Tages vermissen werden, erleben, können wir es selten in seinem unermesslichen Wert schätzen und willkommen heißen. Wir sind zu sehr in der ganzen Situation. Erst mit dem Abstand gewinnen wir Respekt vor dem Erlebten. Wir erkennen, dass wir als winziger Mensch Teil eines großartigen Wachtraums waren, surreal und voller Empfindungen, für die wir in diesem Moment keine Worte finden.
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Während ich gedanklich versuche, solche Widersprüche aufzulösen oder zumindest erst einmal wahrzunehmen, schmelzen die Meter auf meinem Höhenmesser dahin, denn was ich vergessen hatte zu berichten, war der Wind, der in dieser Höhe mit 30 bis 40 km/h weht. Das sorgte auf dem Hinweg für verlässliche Reihungen, aber nun ist der Wind mein Gegner, der mir auf dem Rückweg entgegenweht und mir Boxhiebe verpasst, die den Carat taumeln lassen. Was für ein unfairer Fight! Dieses winzige Maschinchen mit mir, dem ängstlichen Menschen an Bord, gegen diese Naturkraft, ein Strom aus Widerständigkeit.
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Aber ich habe ja zum Glück meinen Motor, der auch brav anspringt, nachdem ich alle Knöpfe in der richtigen Reihenfolge gedrückt habe und der sich jetzt Zeit nehmen darf, langsam auf Betriebstemperatur zu kommen, denn wir sind ja trotz der verlorenen Meter immer noch hoch oben über der Schwäbischen Alb. Den Motor in großer Höhe und nicht erst im allerletzten Moment zu starten, ist ein Akt der Liebe. Denn durch das Herumgleiten in großer Höhe ist dieser eiskalt und man spürt die Unwilligkeit beim Starten, auch wenn der Sauer-Motor gerne tut, was ich von ihm verlange. Dennoch klingt es mehr nach Anklage als nach Freude. Daher fliege ich viele Kilometer mit niedriger Drehzahl über die Alb hinweg um dem Motor meine Empathie zu beweisen, Empathie für ein Bündel aus Metall und Blech, und in der Tat klingt er nach und nach weicher, bald summt er wieder das bekannte Lied: mein Freund, ich bringe dich, wohin du willst. Der Rest ist fast Routine, ich sage fast, weil beim Fliegen niemals etwas Routine sein kann und darf, aber es sind eben bereits gesehene Dörfer, Felder und Straßen, wenngleich das Licht, ja immer ist es das Licht, doch niemals wirklich gleich ist. Wäre Heraklit Flieger gewesen, hätte er seinen Fluss einen Fluss sein lassen und noch viel pathetischer verkündet, dass man nicht zweimal im gleichen Himmel fliegen kann. Der Himmel kann Heimat sein, aber diese Heimat sieht nie gleich aus. Deshalb steht auch jede Ziffer im Flugbuch für ein einzigartiges Erlebnis, für eine je andere Welt. Wer diese Einzigartigkeit nicht mehr wahrnehmen kann, konsumiert Fliegen bloß. Aber Fliegen ist kein Konsumprodukt, sondern angewandte Magie, oder besser: die Kunst, sich selbst zu verzaubern.
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Nun noch die Höhe abbauen, denn auch dieser Flug wird unweigerlich zu Ende gehen müssen. Gesetz der Zeit, Gesetz der Abläufe, aber solange wir selbst mittendrin sind können wir ruhig gesetzestreu sein, denn es ist auch das Gesetz des Lebens. Und das ist die Stelle, an der es gilt, sich daran zu erinnern, dass Gesetze niemals dazu da sind, um uns zu gängeln. Das Gesetz des Lebens meint es gut mit uns. Wenn wir dazu bereit sind, das Leben genug zu gestalten, wird es uns zahlreiche Genüsse bieten.
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Ich lande im Direktanflug auf der Piste 36 in Donaueschingen und rolle zu meinem Anhänger. Der Carat wird betucht und bleibt während der Nacht aufgebaut draußen. Später werde ich besorgt aus meinem Dachfenster in Richtung Flugplatz blicken. Die Gewitter sind zu gewaltigen Monstern mutiert, irre zucken sie in der Nacht. Wie kann man nur so viel Angst um ein Ding haben, das wir Flugzeug nennen, weil uns vor langer Zeit, als die ersten Wagemutigen den Vögeln das Fliegen abgeschaut haben, kein besseres Wort eingefallen ist: Flug-Zeug. Aber zum Glück blitzt es weit entfernt. Ich schließe das Fenster, lege mich ins Bett und träume den Flug noch einmal.
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weginsfreie · 2 years
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(28) Vom Gebrauch der Freiheit
Was wohl passiert, wenn ich meine im Regal eingestaubten Fliegerbücher noch einmal bewusst lese? Die Erstlektüre fand vor ewig langer Zeit im Bann erzählter Abenteuer statt. Manche Geschichte wurde Treibstoff für meine Träume, aber was sie antrieb war diffus.
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Der Weg ins Freie besteht allerdings darin, aus dem Allgemeinen auszubrechen und einen eigenen – vielleicht sogar einzigartigen – Weg zu finden. Bei der Wiederentdeckung der Geschichten achtete ich deshalb darauf, von welcher Art Freiheit des Fliegens eigentlich erzählt wurde.
Am Anfang meiner persönlichen literarischen Archäologie soll Richard Bach mit dem Weltbeststeller Möve Jonathan stehen. Der Schriftsteller wünscht uns, „die wirkliche Möve Jonathan, die in uns allen lebt“ zu entdecken. Möve? Nun ja, selbstverständlich sollten wir ein wenig abstrahieren. Schnell spüren wir dann, dass Möven ein Platzhalter für etwas sind, wdas der französische Philosoph Charles Pépin in seinem Buch Sich selbst vertrauen. Kleine Philosophie der Zuversicht“ in zeitgemäßer Sprache behandelt. Die „wahre Möve“, das ist unser Weg ins Freie, voller Zuversicht und Selbstvertrauen in die anderen, das eigene Können und überhaupt in das Leben.
Weil aber jeder Weg ins Freie von Hindernissen – meist uns selbst – versperrt ist und weil jede gute Geschichte eine Heldenreise mit Höhen und Tiefen ist, findet auch Jonathan nicht so einfach „die große Möve“ in sich selbst. Richard Bach schickt seinen sympathischen gefiederten Helden daher auf eine Reise zwischen Selbstentdeckung und Anpassung. So wie wir alle meist sehr auf die anderen fixiert sind, so hadert auch Jonathan mit den Regeln seines Schwarms. Er hört auf die Masse, anstatt auf seine eigenen Bedürfnisse. Dennoch fühlt er (s)eine Bestimmung. „Aber die Möve Jonathan (...) war kein gewöhnlicher Vogel.“ Mit diesen verheißungsvollen Worten beginnt das Kultbuch, das ich gerade wiederentdecke. Es packt mich vom ersten Moment an, denn wie alle braven Leser identifiziere auch ich mich unbewusst mit dem Helden. Wer will schon gerne gewöhnlich sein?
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In der Beschreibung des Mövenschwarms gelingt es Richard Bach mit wenigen Worten Konsum- und Zivilisationskritik hinauszuschleudern, die noch heute Bestand hat. „Ihnen geht es nicht um die Kunst des Fliegens, sondern um das Futter. Jonathan aber war das Fressen unwichtig, er wollte fliegen, liebte es mehr als alles andere auf der Welt.“ Damit dürften wir uns als leidenschaftliche Flieger identifizieren. Oder etwa nicht? Denn eigentlich lieben wir das Fliegen mehr als alles andere. Eigentlich. Wären da nicht die vielen Zwänge des Alltags und der Zweifel daran, ob es gut ist, so bedingungslos zu lieben.
Seinen erstaunten Eltern erklärt der junge Jonathan, dass er fortan herausfinden möchte, was er „in der Luft kann und was nicht.“ Zwar versucht er auf deren Anraten noch eine Zeitlang so zu sein, wie alle anderen Möven, „er gab sich wirklich alle Mühe“ lesen wir da, „aber er war nicht glücklich dabei. Für einen kurzen Moment glaubt er sogar daran, dass er sich dafür entscheiden könnte, so zu sein, wie die anderen Möven. Und daran, dass ihn diese Entscheidung glücklicher machen würde. „Er fühlte sich befreit von allem Zwang zum Lernen, von nun an würde es keine Herausforderung mehr geben, keine Fehlschläge.“ Wir ahnen, dass es nicht bei dieser Buße bleiben wird. Die eigene Leidenschaft zu zügeln, ist niemals eine gute Idee.
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In der Tat bricht Jonathan sein eigenes Versprechen, indem er sich gegen Eltern und Schwarm auflehnt. „Derlei Schwüre gelten nur für Möven, die mit dem Mittelmaß zufrieden sind. Wer einmal das Außergewöhnliche erfahren hat, kann sich nicht mehr an die Normen des Durchschnitts binden.“ Von diesem Moment an lebt Jonathan ohne Angst, er übt und wird ein meisterhafter Flieger.“ Mangels Flugschule muss er sich alle Manöver selbst beibringen. Zu seiner großen Überraschung bringt ihm das lediglich soziale Ächtung ein. „Wir werden frei sein!“ verspricht er den anderen Möven großspurig. Doch die haben noch mehr Angst vor der Freiheit, als er selbst.
Nie wurde das Doppelgesicht der Freiheit deutlicher benannt, als beim Sozialpsychologen Erich Fromm, der in seinem Buch Furcht vor der Freiheit die Geschichte von Jonathan für uns moderne Menschen weitererzählt. Fromm zeigt, welche Grenzen uns das eigene Sicherheitsbedürfnis und der Wunsch nach Zugehörigkeit immer wieder setzten. Es ist wahr: So viele fürchten sich vor der eigenen Freiheit. Weil ihnen das entscheidende Selbstvertrauen fehlt, meint Charles Pépin. „Selbstvertrauen fassen bedeutet lernen, die eigene Freiheit zu lieben, statt Angst vor ihr zu haben. Es bereitet eine ganz besondere Freude, sich dazu fähig zu fühlen.“ Gerade elementare Entscheidungen, die gegen das Gesetz des Schwarms verstoßen, verlangen Selbstvertrauen von uns. Wir lernen meist sehr langsam, dieser Freiheit zu vertrauen. Wir lernen ebenso langsam, dass Freiheit immer auch bedeutet, im Zweifel (und nie in der totalen Gewissheit) aufzubrechen. Zur Träumerei des Willens gehören Zweifel grundlegend dazu. Nur diejenigen, die ein Programm abarbeiten, werden im Leben ohne Zweifel auskommen. Den Gebrauch der Freiheit beherrschen daher nur Menschen, die den Mut haben, „zu werden, der sie sind.“ Menschen, die den Verlockungen des Konformismus widerstehen können, die Wellen schlagen, weil sie gegen den Strom schwimmen. Es sind im Wortsinn Individuen, die nicht dazu bereit sich, auf ihre Einzigartigkeit zu verzichten. „Werde, der Du bist“ schreibt auch der Philosoph Friedrich Nietzsche in Zarathustra. Werde es, bevor du stirbst. Die Tage sind gezählt.
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Taumelnd tasten wir durch die Wirklichkeiten unsere Welt und übersehen dabei so manche wichtige Weggabelung in Richtung Freiheit. Viel zu oft leitet uns dabei eine Illusion. Tatsächlich ist die einzige Freiheit, die wir finden können, die Freiheit ganz und gar wir selbst zu sein. Die Norm für dieses freie Leben werden wir niemals außerhalb von uns finden. Dann wären wir bloß kopierte Existenzen. Die Regeln für dieses Leben finden wir nur in uns selbst.
Und immer wieder müssen diese Regeln im Zusammenprall mit dem Außen verteidigt werden. Das zeigt sich auch sehr klar im Buch Eines Menschen Flügel von Andreas Eschbach, das durch viele Zufälle in meine Hände gelangte. Mir schien, als hätte ich das alles schon einmal gelesen. Wieder ging es um einen gleichermaßen tollkühnen wie verzweifelten Flieger. Diesmal hieß er Owen und lebte auf einem fremden, stets mit Wolken bedeckten Planeten. Am Anfang dieser Geschichte steht daher die Sehnsucht nach den Sternen, selbst wenn ein weiser, alter Flieger den jungen Owen vor Experimenten abrät. „Der Himmel ist unerreichbar hoch. Keines Menschen Flügel können ihn überwinden.“ Doch wie Jonathan sucht auch Owen unermüdlich seinen Weg ins Freie. Er stellt sich vor, wie es wäre, den grauen Himmelsteppich zu durchstoßen, die andere Seite zu erreichen und die Sterne zu sehen, die im All funkeln. Zweifelsohne hat Andreas Eschbach die Möve Jonathan von Richard Bach sehr aufmerksam gelesen und dann auf wunderbare Art neu interpretiert. „Owen begann zu trainieren“, denn er wollte den Himmel berühren. In dieser Ansage zu Beginn des weit ausschweifenden Buches ist bereits das ganze spätere Drama enthalten. Auch Owen übt bis zur Erschöpfung und einmal mehr entfremdet dieses verbissene Streben den Suchenden vom eigenen Stamm. Doch es gibt keine Alternative. „Er griff nach dem Himmel, das war alles, was zählte“. Er rang mit der Höhe und seiner Angst, war voll jubelnder Zuversicht, er fühlte, dass der Himmel ein Ort ist, an den es zurückzukehren gilt. Und eines Tages gelang ihm dann ein gewaltiger Durchbruch. „Dieser Flug war das Größte, was ich je in meinem Leben unternommen habe, und ich habe das Wunderbarste erblickt, was menschliche Augen sehen können: unsere Herkunft und unsere Bestimmung.“ Aber wie Jonathan bringt auch Owen dieses neue Wissen keinen Ruhm ein – mehr soll an dieser Stelle nicht verraten werden.
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Zurück zum Klassiker von Richard Bach: Sicherheitshalber verstößt der Schwarm Jonathan und das aus einem einzigen Grund: weil dieser es gewagt hat, anders zu sein. Im Exil übt der Flieger dafür erst recht und immer leidenschaftlicher. Das Buch wird ab hier zugebenermaßen stark esoterisch, schließlich entstand es mitten in der Hippie-Ära und Richard Bach mutierte vom coolen Militärpiloten zum zartbesaiteten Sinnsuchernden. Vieles am Fortgang der Erzählung ist dennoch wertvoll und zeitlos. Es muss einen Grund dafür geben, dass Möve Jonathan zu einem Weltklassiker der Erweckungsliteratur wurde. Um diese Geschichte zu schreiben, musste Bach lange üben. In seiner Geschichtensammlung Glück des Fliegens findet sich bereits die kurze Erzählung Mit den Möven stimmt was nicht – eine Art Fingerübung für den späteren Weltbeststeller. Mehr als zwei Buchseiten fielen Bach damals zum Thema Freiheit allerdings noch nicht ein. Der Leser wundert sich, dass Bach Möven einerseits für ihre Flugkünste bewundert, sich aber andererseits fragt, warum sie „immer wieder die gleichen Grundmuster“ wiederholen, die sie in den ersten fünf Flugstunden ihres Vogellebens erlernt haben. Was ihnen fehlt, ist der „Geist des Wagemuts“. Dazu musste erst die Jonathan auf die Bühne der Weltliteratur treten.
Mittlerweile befindet dieser sich in einer Art Möven-Himmel, den er fälschlicherweise für das Paradies hält. Aber da haben sich ja schon ganz andere geirrt. Tatsächlich genießt er Geselligkeit unter auserwählten Artgenossen, die ganz wild darauf sind, extrem gut fliegen zu lernen. Sie trainieren gemeinsam und versuchen, alle physikalischen Beschränkungen hinter sich zu lassen. Jedenfalls genießt es Jonathan, seine Sehnsucht unter Gesinnungsgenossen auszuleben und sein Können zu perfektionieren – vielleicht ist gerade das schon ein Stück vom Paradies?
Immer wieder ist Jonathan zudem ergriffen von Schönheit. Auch das kennen wir Flieger gut: Unsere Sehnsucht bringt uns mit dem Schönen in Berührung. Der schöne Himmel und schöne Wolken wecken eine besondere Kraft in uns, die uns antreibt. So oder so ähnlich fühlen wir doch alle: „Wenn uns die Schönheit ergreift“, so Charles Pépin, „hört die innere Zerrissenheit, die uns so häufig zermürbt, auf scheinbar wundersame Weise auf.“ Im Umgang mit der Schönheit finden wir für einen Augenblick zu uns selbst. Wir fühlen uns voller Leben, wir schöpfen wieder Mut und erobern unsere Anwesenheit in der Welt zurück. Unter dem Himmel sind wir zu Hause. Unter dem Himmel lassen sich Unwesentliches und Wesentliches einfacher trennen. Das schafft Selbstvertrauen.
Auch für Jonathan findet unter dem schönen Himmel schließlich die Verwandlung vom wissbegierigen Schüler zum geduldigen Lehrer statt. Das hat zur Folge, dass er in seine alte Welt zurückkehrt und Ausschau nach einer Möve hält, in der er sich selbst wiedererkennen kann. Bald findet er Fletcher, „ein Flugschüler, wie man ihn sich besser nicht wünschen könnte.“ Zusammen mit anderen wissbegierigen Grenzgängern zwischen der Welt des Schwarms und der Welt des Selbstvertrauens erklärt Jonathan immer wieder den Weg ins Freie. Seine Methode fasst Charles Pépin mit treffenden Worten zusammen: „Ein guter Meister oder Lehrer bringt uns dazu, uns selbst zu vertrauen. (...) Erst Sicherheit geben, dann leicht ‚verunsichern‘. Wir brauchen beides, um uns in die Welt zu wagen.“
Wer übt, verändert sich. Höchstes Können färbt irgendwann auf die Persönlichkeit ab. In seinem Buch Outliers (dt. passenderweise Überflieger) greift der Journalist Malcom Gladwell die reizvolle Idee der „Zahntausend-Stunden-Regel des Psychologen Anders Ericsson auf. Die Grundidee: Aus einer obsessiven Praxis des Übens entspringt echtes Selbstvertrauen. Aus der dauerhaften Bekräftigung des eigenen Willens resultiert die Fähigkeit, Widerstände und Hindernisse aus dem Weg zu räumen. Wir alle müssen unser Können vertiefen, dabei aber aufpassen, den Sinn des Ganzen nicht aus den Augen zu verlieren – was viel zu oft passiert. Übend müssen wir Anlauf nehmen und aus der Komfortzone austreten, aber stets auch wissen, worauf wir uns verlassen können. Dabei geht es immer darum, eigene Erfahrungen zu machen. Unverkrampfte Souveränität muss hart erarbeitet werden. Selbstvertrauen kann nicht delegiert werden. Wieder eine Illusion weniger. „Wir machen uns oft falsche Vorstellungen von Freiheit: Wir reduzieren sie auf die vollkommende Abwesenheit von Zwängen.“ Frei sind wir aber erst dann, so Pépin, wenn wir uns in unserer eigenen Widersprüchlichkeit und Wandelbarkeit ganz annehmen. Dieses Maß der Freiheit ist zugleich eine persönliche Befreiung.
Das ist auch er Kern der Botschaft, die Jonathan seinen Schüler mitgibt: Die wichtigste Aufgabe besteht darin, sich selbst zu kennen. Trotz seiner extremen Flugkünste bestreitet Jonathan, eine Art Gott zu sein. Auch in seinen besten Schülern erkennt er keine Auserwählten. Er weist sie lediglich immer wieder darauf hin, dass sie langsam beginnen, ihre eigene Natur zu erkennen und zugleich anfangen, danach zu handeln. Dennoch verzweifelt Jonathan darüber, dass dies nicht allen jungen Möven gelingen will. Warum ist es so schwer, „einen Vogel von der Freiheit zu überzeugen?“ Und wie bereit sind wir für unsere Freiheit? Handeln wir stets gemäß unserer Natur? Der Weg zu notwendigen Erkenntnissen ist ein stetiger Kampf und stetiges Lernen. Das betrifft Fliegen, Leben und Lieben gleichermaßen.
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Vielleicht lohnt es sich gerade deshalb, wieder einmal in den Klassiker von Richard Bach hineinzulesen – möglichst zwischen den Zeilen. Schnell lässt sich dabei die Essenz dieser zeitlos schönen Geschichte entdecken: Schwarm, Gruppe oder Kollektiv – das sind nur unterschiedliche Namen für das Bedürfnis nach Sicherheit. Aber diese Sicherheit lähmt und Lähmung ist ein zu hoher Preis. Der häufigste Grund für diese Lähmung sind unnötige Vergleiche. „Wir haben heute unendlich viele Möglichkeiten, uns mit anderen zu vergleichen“, so Pépin. „Das ist das schlimmste Gift für unser Selbstvertrauen.“ Denn wer vergleicht, verliert. Immer. Vergleiche sind eine unerschöpfliche Frustrationsquelle. Wer danach trachtet, andere zu überflügeln, verlernt die Kunst der Selbstvervollkommnung, reduziert sein Maß an Einmaligkeit und vermindert den möglichen Umfang seiner Existenz. Vielleicht geht es eher darum, der eigenen Suche treu zu bleiben? Denn für jene, die ihrem Begehren folgen, wird kein Vergleich schmerzhaft ausfallen. „Die Treue zum eigenen Begehren“, so Pépin, „ist das Gegenmittel gegen das Gift des Vergleichens.“ Deshalb lohnt sich der Weg ins Freie. Jonathan hat es uns vorgemacht. Wer ihn findet und geht, kann eines Tages als Lehrer zurückkehren. Wer die Zugluft aushält, die auf dem Weg ins Freie entsteht oder sogar Gefallen am Dasein außerhalb des Schwarms findet, wird vielleicht „die Möve, die in uns allen lebt“ erwecken. Aber selbst dafür gibt es letztendlich keine Sicherheit. Wir müssten alle ein wenig so sein, wie Odysseus auf seiner Irrfahrt, der allen Ablenkungen widersteht, wie Pépin berichtet: „Er vertraut sich, weil er seinem Begehren vertraut. Er kennt sich selbst gut genug, um zwischen all den Sternen, die alle gleichermaßen Versuchungen sind, den einen Stern zu erkennen, der stärker leuchtet als alle anderen, nur für ihn.“
Zitierte Quellen:
Bach, Richard (1970): Möve Jonathan. Berlin: Ullstein.
Eschbach, Andreas (2020): Eines Menschen Flügel. Köln: Lübbe.
Pépin, Charles (2018): Sich selbst vertrauen. Kleine Philosophie der Zuversicht. München: Hanser.
Bach, Richard (1975): Glück des Fliegens. Berlin: Ullstein.
Gladwell, Malcom (2008): Outliers. The Story of Success: London: Penguin.
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weginsfreie · 2 years
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(27) Wiedereintritt
Heute fand ein wunderbarer Freundschaftsbesuch statt, erstmals stehen zwei Carat in Donaueschingen friedlich vereint nebeneinander. Frank aus Bremgarten besuchte mich mit seinem Carat D-KFJB, ein kurzer Hüpfer über den Schwarzwald, aber ein großer Schritt für die Carat-Community – zumindest hier im Südwesten.
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Die Tatsache, dass ich beschloss, dann doch nicht zu fliegen, ist erklärungsbedürftig, denn ich hatte mich schon auf Air-to-Air-Aufnahmen der beiden Carats gefreut. Ein Grund war der Seitenwind, den Frank bei seinem Abflug professionell meisterte. Der andere Grund war schlicht die Tatsache, dass ich am Tag zuvor aus dem All zurückgekehrt war – zumindest fühlt es sich selbst heute noch so an.
Aber der Reihe nach. Oder wie der Autor Tom Wolfe sagt: „Beginn with the beginning.“. Eigentlich dachte ich, dass der Flug am Montag dieser Woche gar nicht mehr zu toppen wäre. Doch dann sah ich das Wettermodell für Freitag und war sprachlos. Das Notfallprogramm wurde sofort aktiviert, die NASA wäre stolz auf mich: Ich räumte meinen Terminkalender frei, organisierte um und konnte vor innerer Aufregung kaum noch schlafen. Seit Mittwoch wohlgemerkt! Am Donnerstag hatte ich dann noch die Verantwortung für einen Gast aus Österreich, abends saßen wir lange mit Kolleginnen und Kollegen im berühmt-berüchtigten „Gasthof Bad“ in Furtwangen herum, ich trank wenig, um legal nach Hause zu fahren, aber eher noch, um am nächsten Morgen fit für den Flug der Flüge zu sein.
Ich übertreibe? Warten wir es ab. Mein einziger Trost war die Gewissheit (aus der Wetterkarte abgeleitet), dass die Thermik spät anfangen würde. SPÄT hörte ich nach drei Tagen, an den ich um 6:30 Uhr aufgestanden war, fast schon wie das El Dorado an. Und das suchen wir ja alle irgendwie und irgendwann. Jedenfalls schaffte ich es nach einem britischen Frühstück (wie immer, wenn ich fliege), irgendwie zum Flugplatz, baute dort den Carat auf (träumte dabei von einem Hallenplatz neben der Beech King Air, ganz allein für meinen aufgerüsteten Flieger), sah dem Discus und der ASW 19 zu, die sich im F-Schlepp hochziehen ließen – und zögerte. Zumindest solange, bis mich der Schlepppilot überzeugte, dass es thermisch auch für mich reichen würde. Wohlan! Fallschirm umgebunden, Butterbrote verstaut und auf ging es.
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Nach wenigen Minuten Motorlaufzeit konnte ich bereits auf Kräfte vertrauen, die mir zugleich auch irgendwie unheimlich waren. Bereits die erste Thermik hievte mich auf 2.700 Meter. Schnell war die Basis auf 3.100, mit ein wenig auskratzen auf 3.200 Meter angestiegen. Ich taumelte innerlich, während der Carat unter meiner Anleitung perfekte Kreise in den Himmel zog. Schon bald blieb das Vario bei 5m/s stehen, es war verklemmt und ich musste den Zeiger losklopfen. Nichts ungewöhnliches in Australien (das kenne ich), sicher auch nichts ungewöhnliches in Afrika (dort würde ich gerne fliegen), aber hier?
Vor einigen Jahren hatte ich ein ähnliches Wetter mit meinem APIS 2 erlebt. Das ist inzwischen lange her. Ich war innerlich fast gar nicht vorbereitet auf dieses große Glück. Es hob mich einfach immer wieder hoch und höher. Eine einzige Wolkenstraße stand zwischen Alb und Schwarzwald. Wohl denen, die sich heute frei genommen hatten und fliegen konnten!
Ich traf allerdings nur ein paar wenige Segelflieger (zum Glück), einen Piccolo und vier Gleitschirme. Das alles spielte ich bei äußerst schlechter Sicht ab. Es fühlte sich an, als würde ich durch Milch fliegen. Nie sah ich etwas, das nur im Entferntesten einem Horizont gleichkam. Das Licht aus Westen blendete, so dass ich mich darin ergeben musste, in dieses milchig-helle Etwas vorzudringen. Ich glotzte mir die Augen aus dem Kopf und hoffte stark, dass die Gleitschirme, die gerade noch da waren, in eine andere Richtung verschwunden waren.
Ein, zwei, drei, vier Stunden taumelte ich in diesem Orbit, leckte ich an dieser himmlischen Milch, freute mich des Lebens – und fror dabei immer mehr. Zwar hatte ich nach meiner Erfahrung am Montag gelernt und eine Jacke angezogen – alles andere wäre fast ein Selbstmord-Kommando geworden. Doch die Kälte kroch in mich hinein, meine Zähne fingen an zu klappern (wofür es keine Geräuschunterdrückung im Headset gab), mein ganzer Körper schlotterte und ich musste mich immer wieder laut ermahnen, dass es dumm wäre, jetzt abzubrechen, nur weil ich friere. Das sagt sich so leicht: Nur, weil ich friere. Aber ich fror wie verrückt und die Zweifel wurden immer größer.
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Das hätte ein echter Konflikt werden können, aber zum Glück erlöste mich das Wetter höchstpersönlich. Immer wieder finde ich es faszinierend, wie mich die Naturgewalten so emporhieven können, wie sich mich stundenlang herumschleudern, von Wolke zu Wolke schubsen – nur um dann einfach in sich selbst zusammenzufallen und schlussendlich zu verschwinden. Auf der Rückfahrt sah ich einen blitzblanken Himmel, der nicht im Geringsten erahnten ließ, dass ich noch zwei Stunden zuvor mit inneren Dämonen gekämpft hatte, die ich mir Aufgeben zwingen wollte, dass ich noch drei Stunden zuvor von Engeln liebkost wurde, die mich mit unsichtbarer Hand emporhievten, so dass ich es mit jeder Faser meines Körpers spüren konnte. Erst der Rausch, das Fest, dann war schnell alles vorbei, der Himmel wurde aufgeräumt, so, als wäre die Müllabfuhr vorbeigekommen und hätte noch den letzten Rest vom Fest mitgenommen.
Wo war ich an diesem Tag gewesen? Physikalisch lässt sich das dokumentieren: in 10.000 Fuß über dem Meeresspiegel, in gut 2.000 Meter über dem Grund. Alles, was ich sah, war mir aus vorherigen Flügen bekannt. Aber alles sah anders aus. Ich fühlte mich wie ein winziger Satellit, der  eine Bahn über meine bekannte Streckenflugstrecke dahinzieht und nicht wie der frierende Pilot eines Motorseglers, dessen Motor und Starterbatterie inzwischen wohl stark unterkühlt waren. Würde der Motor wieder anspringen?
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Ich wäre sicher erfroren, wenn die Thermik noch Stunde um Stunden angehalten hätte. Jahre und Jahrzehnte der Knechtschaft stecken in meinen Knochen, Enttäuschungen darüber, wieder landen zu müssen, weil ein andere nun an der Reihe ist. Die Wut darüber hat sich tief eingebrannt. Als Wille, zu fliegen, so lange es geht. Einerlei, ob das heute mein eigener Flieger ist, meine Software war so programmiert worden. Erst, als die schwächer werdende Thermik den schweren Carat nicht mehr tragen konnte, dachte ich an den Wiedereintritt in die Atmosphäre des Alltags. Ich arbeitete die Checkliste ab und startete den Motor. Ein Versuch, beim zweiten lief er, unrund, widerwillig, rauh, aber er lief und ich ließ ihm Zeit, warm zu werden. Der Motor hatte es gut, denn ich sorgte mich darum, dass er erst wieder auf Betriebstemperatur kam, bevor wir abstiegen, in die Platzrunde gingen, das Fahrwerk ausfuhren und schließlich landeten. Für mich war der Wiedereintritt ein Schock. Es sollte zwei Tage dauern und es sollte viel Alltag brauchen, um mich wieder einzufangen. Aber etwas von mir blieb da oben, unter den kraftvollen Wolken, die in der Himmelsmilch fast ineinanderflossen. Es war ein Flug im Trüben, von dem ich kein einziges Foto habe - wenn was hätte es denn zeigen sollen?
Es ist nur möglich, Demut und Dankbarkeit für einen solchen Flug zu empfinden, der mich für vier Stunden in bislang unbekannte Höhen emporgehoben hat, mir neue Perspektiven vermittelt und einen Hauch von Weltall geschenkt hat :-).
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weginsfreie · 2 years
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(26) Start in die neue Saison, an einem Montag
Ein Gespräch mit einem unbelehrbaren Minister, kreisende Störche und eine Hammerbasis bei 2.700 Meter – wie passt das alles zusammen? Gar nicht, aber heute wurde es von mir passend gemacht.
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Zwar konnte ich dieses Jahr schon ein paar sehr schöne Flüge auf mein Erinnerungskonto buchen, ein reiner Thermikflug war aber bislang nicht dabei. Wie denn auch? Wir schreiben gerade mal Mitte März. Früher mussten schon die Rapsfelder blühen, damit bei mir Segelfluggedanken aufkommen. Mit dem Carat ist das ganz anders.
Aber fangen wir bei letzter Woche an. Nach dem schönen Flug in die Eifel reichte es nur für den bekannten Nahraum, meine fliegerische Homezone: Mal schnell zum Kloster Beuron, dort sende ich Bruder Jakobus von oben einen herzlichen Gruß hinab. Dann schnell zum Bodensee – auf den Fotos wirkt die Sicht akzeptabel oder sogar gut. Tatsächlich war sie äußerst bescheiden. Die Sicht war trüb wie nie. Ich frage mich, wie diese Smartphones das hinbekommen, jedenfalls ist auf den Fotos der Schleier weg.
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Dann noch ein kurzer Flug über den Schwarzwald. Die Wolkendecke ist fast geschlossen aber immerhin so hoch wie vorhergesagt. Wegen des strammen Ostwindes wage ich es noch nicht, den Motor abzustellen. Also soare ich im Leerlauf unter den Wolkenstraßen entlang. Immerhin bin ich hoch, immerhin gibt mir das fast schon wieder das Gefühl, nach dem sich suche, dieses endlose, sorglose Gleiten. Ich darf nur nicht an die Welt um uns herum denken.
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Das tue ich dann in einer Talkshow, in der ich vorschlage, Putin und Selenskyj zusammen zur Internationalen Raumstation ISS zu bringen, damit sie beide gemeinsam den Overview-Effekt erleben. Das Wochenende nach dieser Strapaze arbeite ich lieber, weil ich an den Segelflug-Wetterbericht glaube. Eines Tages werde ich erkennen, dass ich mein Glück eigentlich nur Big Data und künstlicher Intelligenz zu verdanken habe. Vor einem Jahrzehnt hätte ich an einem Tag wie heute noch nicht einmal im Traum an Segelfliegen gedacht. Doch TopMeteo sagt eine Basis von 2.500 Metern voraus. Es sollte noch besser werden.
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Zunächst muss ich am Flugplatz aber noch einen beruflichen Termin abspulen, per Videokonferenz, zum Glück mit verwischtem Hintergrund. Überspringen wir das, es ist einfach nur ein Elend.
Ganz schnell nach dem Termin stürme ich nach draußen, um in aller Ruhe meinen Carat aufzubauen. Das klappt prima. Dann muss ich warten. Es ist noch viel zu früh. Die Thermik wird spät einsetzen, das war klar. Aber nun kommt auch noch eine Abschirmung dazu. Ich lege eine Decke vor den Flieger und schaffe es, eine halbe Stunde zu schlafen. Immer wieder muss ich an den Himmel schauen. Direkt über dem Flugplatz bildet sich eine Wolke, wundervoll: darunter kreisen zahlreiche Störche. Wäre es doch für mich auch so einfach! Noch ein wenig Geduld, sage ich mir. Ich könnte doch schon mal den Fallschirm anlegen, denke ich mir. Was jetzt? Einfach warten. Nichts tun. Als ob das so einfach wäre. Muße ist die größte Herausforderung für uns moderne Menschen geworden. 
Rekordverdächtige eineinhalb Stunden verbringe ich mit einer Art von Nichtstun. Nebenbei beobachte ich die Wolkenbildungen über dem Schwarzwald und der Alb. Irgendwann halte ich es dann nicht mehr aus. Butterbrot und Apfel (beides werde ich nicht anrühren) sind verstaut, der Fallschirm, die Haube, Motor anlassen und warmlaufen lassen.
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Der Wind kommt direkt von Ost, also in Donaueschingen genau von der Seite. Stark von der Seite. Beim Anrollen hebt es mir den linken Flügel in die Luft, das Rad hat keinen Bodenkontakt mehr, ich steuere hart dagegen, zu hart, denn nun lupft der rechte Flügel. Schluss jetzt. Ich gebe mehr Gas, beschleunige, drücke, damit ich den Schwanz nach oben bekomme, halte den Flieger irgendwie gerade, hebe zitternd ab. Wir steigen, jetzt bloß nichts falsch machen. Fahrwerk rein. Das war zu früh, aber egal. Drin ist drin. Endlich Luft unter den Flügeln und schon scanne ich wieder den Himmel. Nein, zum Schwarzwald will ich nicht, der Ostwind würde mich immer weiter hineintreiben. Ginge der Motor nicht mehr an, würde es schlecht für mich aussehen. Dort, Richtung Rottweil steht eine Wolke, die den Namen Monsterwolke verdient. Als ich dort ankomme schalte ich ohne zu zögern den Motor an.
Was jetzt folgt ist der Zauber des ewigen Neuanfangs. Ich arbeite mein Prozedere ab, dann ist es still, nur das Vario, das ich seit September nicht mehr gehört habe, piepst fröhlich frohlockend vor sich hin. Welch wunderbarer Sound! Gleich der erste Aufwind packt mich mit 3 bis 4 Metern pro Sekunde. Als ich an der Basis ankomme, danke ich Big Data und KI und weiß, dass der Wetterbericht recht hatte. Ich schmelze dahin vor Glück und Freude, vor Dankbarkeit und Demut. Heute geht es mir nur um den Spaß, um das Prinzip. Das Prinzip des motorlosen Fliegens. Ohne Leistungsstress, Punktesammeln oder andere Pathologien.
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Auf diese Weise vergehen zwei sorglose Stunden. Ich fliege entspannt, meine Hände sind weniger verspannt als sonst. Der Flieger liegt mir gut in der Hand und er tut feinfühlig das, was ich ihm empfehle. Ja, vielleicht sollte ich es so sehen, denn ich bin nicht derjenige, der den Carat steuert, ich empfehle mit meinen Steuereingaben Richtungsänderungen.
Der feine Flieger enttäuscht mich heute nicht. Auch nicht, als nach viel zu kurzer Zeit die Thermik wegen der sichtbaren Abschirmung mehr oder weniger zusammenbricht. Feinste Aufwindzonen sind nicht das Metier des Carat. Das Gewicht hat seinen Preis. Jetzt heißt es: Wiederstart des Motors. Mit Checkliste, weil es schon so lange her ist. Beim ersten Knopfdruck – wie ich das liebe – startet der brave Sauer-Vierzylinder. Ich lasse ihn noch ein wenig warmlaufen, baue aber schon mal die irrsinnige Höhe ab, in der ich mich befinde. Die Platzrunde befindet sich in 3.200 Fuß, ich bin fast 9.000 Fuß hoch. Am Ende nehme ich sogar die Klappen. Mir ist irrsinnig kalt, weil ich vergessen habe, eine Jacke anzuziehen. Anfängerfehler. Am Boden waren es ja 15 Grad.
Die Landung ist genauso anspruchsvoll, wie der Start. 13 Knoten Seitenwind. Betonung auf Seite und Betonung auf Wind. Es gelingt und ich weiß nicht so recht, ob es Können war oder Glück. Manchmal muss man nach einer gelungenen Landung einfach auch mit der Ungewissheit zufrieden sein. 2.700 Meter Basis, wenn das kein fulminanter Start in die Saison ist. An einem Montag.
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weginsfreie · 2 years
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(25) Der letzte Flug in Freiheit?
Eigentlich war es ein normaler Vorsaison-Flug mit meinem immer noch heiß geliebten Carat. Einer der ersten 2022. Nutzbare Thermik gab es (für mich) noch keine. Aber das machte mir nichts aus, denn Ziele gibt es auch so.
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 Es hätte ein wunderschöner, sonniger Februartag werden können, der letzte im Kalenderblatt. Ein Tag voller Vorfreude. Wären da nicht der Krieg in der Ukraine, in Europa, hier, mitten unter uns gewesen. Und die vielen Luftwaffe-Jets in der Luft. Aber es sollte noch mehr passieren.
Fast drei Wochen hatte ich am Stück an einem Gutachten gearbeitet, auch, um mir meinen eigenen Carat zu verdienen. Immerhin: Es kann mir kaum etwas vorstellen, dass mich mehr motiviert. Trotz der Motivation war irgendwann meine Batterie leer und der Wirkungsgrad am Schreibtisch einfach unterirdisch. Also beschloss ich, die Reißleine zu ziehen: Zeit, um endlich wieder zu fliegen!
Sonntags war es recht windig und so beschloss ich mit meiner Frau einen entspannten Tag am Bodensee zu verbringen. Wir fanden die ideale Bank für diesen Tag, vollkommen windgeschützt, mit Blick auf den See und in die Sonne, die langsam unterging. Da wusste ich bereits, dass ich am Montag fliegen würde. So etwas erhöht den Genuss ganz erheblich. Es ist eben alles eine Frage der Prioritäten.
Es war dann aber gar nicht so leicht, am Montag aus dem Bett zu kommen, so entspannt hatte der Sonntag geendet. Trotz der schrecklichen Nachrichten. Aber irgendwann hatte ich die Bilder vergessen und wie so oft tauchten im Halbschlaf bereits Bilder von meinem Carat auf, eine Melange aus all den Erfahrungen, die ich bereits machen durfte. Doch heute hatte ich Startschwierigkeiten. Ich musste mein bewährtes Prozedere erst wieder neu aktivieren: Aufstehen, Brötchen holen, Omelette machen, Proviant, Ausrüstung packen... und dann: los, auf zum Flugplatz. Das Wetter war viel zu gut. Ausreden gab es keine. Und ich hätte auch keine einzige akzeptiert. Leider musste ich erst noch einen Doppelsitzer-Anhänger umräumen, doch bald konnte ich den Carat wie gewohnt schnell und einfach aufrüsten. Währenddessen reifte mein Plan. Ich würde erst über den Schwarzwald hüfen und kurz in Bremgarten landen. Dann ab in Richtung Norden, nach Mainz. Der Rückweg würde mich dann über Schwäbisch-Hall zurück nach Donaueschingen führen. Ich wollte Flugzeit sammeln, aber zwei Landungen wären ja auch nicht schlecht.
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Der Schwarzwald begrüßte mich mit einem grün-weißen Flickenteppich. An den schattigen Waldrändern und auf dem Feldberg lag hier und da noch Schnee. Viel niedriger als üblich huschte ich über die Berge oder soll man es besser doch bescheiden Hügel nennen? Schnell kam Freiburg in Sicht, tief unten im Rheintal, wie immer halb verborgen im Dunst. Ich ließ die Stadt rechts liegen und war dann auch fast schon im Anflug auf Bremgarten. Dort ließ ich einem Flieger, der es eilig hatte, den Vortritt und flog die bereits vertraute Platzrunde. Die Landung während der Woche war nicht gerade günstig und ich nahm mir vor, Bremgarten für eine bestimmte Zeit von meiner Liste zu streichen. Meine Landegebühr zahlte ich mit der App, praktisch, und schon war ich wieder in der Luft, Kurs Nord. Der Kaiserstuhl huschte vorbei und ich dachte an die schöne Radwanderung mit meiner Frau im letzten (Corona-)Sommer.
Es war dunstig, dennoch war die Sicht gut. Links ließ ich erst Lahr liegen, dann Karlsruhe-Baden, flog direkt über Karlsruhe weg und träumte immer ein wenig vor mich hin – wenngleich ich dabei artig FIS lauschte. Vor Mainz beeindruckten mich die niedrig fliegenden Airliner, die eine gigantisch große Volte flogen, erst nach Westen, dann wieder nach Osten, so stand eben der Wind. Und ich mitten unter ihnen durch. In Mainz irritierte mich, dass die Piste die 07 sein sollte, während in meiner Karte 08 stand. Oder war es andersherum? Aber das klärte sich schnell auf: Man hatte umgebaut und meine Karte war nicht aktuell genug. Peinlich, aber irgendwie auch nicht meine Schuld. Ich tanke und zahlte wieder alles per App, die heute gnädigerweise einen guten Tag hatte und funktionierte. Ein paar Minuten später querte ich den Odenwald, der aus der Luft recht hübsch wirkt, blickte schief hinunter und sah vor mir im Dunst schon Heidelberg. Plötzlich meldete sich meine Reifen-App im Flug und teilte mir mit, dass mein linker Reifen platt sei. Ich hielt es für eine Fehlanzeige. Bestimmt war es einfach die Kälte.
Zurück ging es tief und nah an Stuttgart vorbei. Doch zuvor hörte ich dauernd von Militärjets in der Luft, die wohl in Vierer-Rotten unterwegs waren. Würde man bald den Luftraum für Privatflieger sperren? Überhaupt fühlte es sich schon komisch an, hier so frei herumfliegen zu können, während die NOTAMS voll mit Warnungen wegen des Krieges waren. Plötzlich fühlte ich mich schlecht und schuldig. Aber hilft es jemanden, wenn ich mir selbst das Fliegen verbiete? Diesen Tag wollte ich mir noch gönnen. Immer gab es einen Tag, den man sich noch gönnen sollte. Vielleicht gönnte ich mir, vielleicht gönnten wir uns unter dem Strich viel zu wenige gute Tage zwischen all den ernsthaften und betriebsamen Tagen?
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Weil es doch schon später geworden war, beschloss ich, ohne den Umweg über Schwäbisch-Hall nach Süden zu fliegen, direkt an der Kontrollzone von Stuttgart vorbei. Es war alles bekanntes Terrain, doch heute flog ich tief und es war verrückt, wie anders plötzlich alles wirkte. Die Täler waren schroffer eingeschnitten, die Orte lieblicher. Wie ein Airliner befand ich mich im Endanflug, reduzierte schon bald Fahrt und Höhe, meldete mich dann von FIS ab und in Donaueschingen an. Ich wollte zufrieden mit dem Tag sein, nahm ich mir vor. Dann platzte mir bei der Landung der linke Reifen. Die Luftdruck-App hatte Recht gehabt. Heute funktionierten einfach alles Apps! Zum Glück machte ich weder einen Ringelpiez noch überschlug ich mich. Der gute Carat bremste nur etwas ruckartig und sackte dann ein wenig nach links weg. Ich stieg aus, der Flieger stand mitten auf der Bahn und der Türmer fluchte wenig verständnisvoll.
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Wie gut, dass ich am Abend zuvor eines der Bücher von Richard Bach zu Ende gelesen hatte: Vagabunden der Lüfte. Darin beschreibt Bach, wie er einen Sommer lang mit einem Doppeldecker durch die USA tourt und sich sein Geld mit Rundflügen verdient. Mehrmals kommt es dabei zu technischen Problemen. Am Ende des Sommers macht er dann eine echte Bruchlandung. Aber es sollte noch schlimmer kommen. Als er das Flugzeug mit einem Spezialanhänger abholt, bricht die Anhängerkupplung und der Trailer landet mitsamt Doppeldecker im Straßengraben. Es dauerte zwei Jahre, um das Flugzeug wieder aufzubauen. Nach dieser Zeit blickt Bach stolz auf seinen reparierten Doppeldecker und denkt nach. Wenn er einfach zu Hause geblieben wäre, sinniert er, wäre kein Kratzer an das geliebte Flugzeug gekommen. Aber dann hätte er auch all das nicht erlebt, wovon das Buch handelt. Ich nehme mir vor, diesen Gedanken von nun an immer in meinem Herzen zu tragen.
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Also mache ich mich gleich an die Arbeit. Zusammen mit Helfern schiebe ich den Carat von der Piste und der Türmer beruhigt sich wieder. Dann rüste ich das Flugzeug an ungewohnter Stelle ab, was aber erstaunlich gut funktioniert. Zum Glück befinden sich neue Mäntel und Schläuche in meinem Spind. Am nächsten Tag lasse ich beide Reifen bei einem Reifenhändler auf die (etwas fummelige) teilbare Felge aufziehen. Wieder einen Tag später montiere ich dann die neuen Reifen. Und schon bin ich wieder flugklar.
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Tatsächlich lockt mit ein ausgedehntes Hochdruckgebiet Anfang März wieder in die Luft. Ich beschließe, in die Eifel zur Dahlemer Binz zu fliegen. Als Student (Flugzeugbau in Aachen) verbrachte ich dort jedes Wochenende und schlief in meinem Passat Kombi.
Nach dem Start husche ich tief über den Schwarzwald und richte die Nase des Carat Richtung Baden-Baden. Langen Information gibt mich unerwartet an Straßbourg Approach weiter und so fliege ich eben eine Abkürzung quer durch Frankreich. Endlich wieder Neuland! Um mich herum sprechen alle Französisch. Der Controller gibt mir eine Höhe und einen Kurs und so schnurren der Carat und ich dahin. Da mich der Controller auch lange nach Grenzübertritt – ich bin schon fast in Pirmasens – nicht entlassen will, bitte ich selbst darum und wechsle wieder zu Langen Information.
Heute scheint viel Verkehr entlang des Rheins zu sein, der Lotse ist höflich, macht aber allen unmissverständlich klar, dass es wegen des hohen Verkehrsaufkommens heue keine Verkehrswarnungen geben wird. „Ihr müsst halt selbst gut rausschauen“, fasst er ein wenig resigniert die Situation zusammen.
Noch 100 Kilometer bis zur Binz. Ich quere die Mosel, dann geht es in die Eifel. Ein Anflug auf einen neuen Platz ist immer spannend. Wo liegt die Platzrunde? Wie hoch? Ist da noch anderer Verkehr? Die Binz hatte ich mir herausgesucht, weil es dort Super Plus an der Tankstelle gibt. Das macht es ein wenig einfacher und billiger. Zum Glück trauen sich nur wenige der Wochenendpiloten in die Eifel. Zwei Segelflieger kreisen in niedriger Höhe im Norden des Platzes in mäßiger Blauthermik. Ich lande, tanke, parke, zahle. Diesmal spinnt die App. Und esse mein mitgebrachtes Brötchen. Corona hat mich zum Selbstversorger gemacht. So stimmt immerhin das Catering, denn vor dem Frühstück bereite ich mir immer erst einmal drei Stullen für den langen Tag.
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Während ich mich stärke, denke ich an die Zeit zurück, als ich hier flog. Jedes Wochenende fuhr ich mit dem Auto von Aachen hierher (zumindest der Diesel war damals in den Niederlanden spottbillig). Rund 30 Jahre Fliegerei rauschen durch meinen Kopf, lange Wochenenden an diesem Flugplatz im „Hinterland“. Erinnerungen an Freundschaften aber auch an Tage, an denen ich der Willkür der Startleiter und Fluglehrer ausgesetzt war. Stunden des Wartens, um dann einen Flug von drei Minuten Dauer an der Winde zu absolvieren, genug für heute, jetzt kommt ein anderer dran. Das war es dann für das ganze Wochenende! Das ist nun vorbei! Dennoch waren alle diese Erfahrungen wichtig! Sie mussten gemacht werden, um das schätzen zu können, was ich gerade erlebe: Im eigenen Flieger aus eigener Kraft zu starten. Autonom unterwegs sein.
Und schon geht es wieder in die umgekehrte Richtung. Gleich nach dem Start ereignet sich einer dieser unplanbaren magischen Momente, die das Fliegen zu einer besonderen Angelegenheit machen. Während ich im Querabflug auf Kurs drehe, nähert sich mir auf fast gleicher Höhe ein Schwarm großer Vögel. Es sind Gänse, die wohl aus ihrem Winterquartier zurückkehren. Der Schwarm besteht aus einer großen und einer kleineren Wolke, Vogel um Vogel. Ich könnte ein Foto machen, so nah sind sie. Aber der Moment währt nur kurz. Ich weiche aus, so dass ich die Vögel nicht störe, schaue gebannt auf das hundertfache Auf- und Ab der Schwingen. Nur ein winziger Moment, dann sind sie hinter mir verschwunden, Zugvögel auf dem Weg zu einem Ziel der ganz anderen Art. Mein Carat hat ebenfalls elegante Schwingen. Immer wieder blicke ich rechts und links über die Flächen zu den Winglets. Noch immer bin ich verliebt in diese Geometrie und Form. Dann ist der Moment auch schon vorbei und ich bin damit beschäftigt, meinem Ziel entgegenzusteuern.
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Auf dem Heimweg fliege ich direkt über die Kontrollzone des amerikanischen Militärflugplatzes Ramstein. Dort unten stehen riesenhafte Transportflugzeuge in Reih und Glied. Vielleicht warten sie auf einen Einsatz in der Ukraine? Es kommt mir komisch vor, dass ich hier so frei herumfliegen und mein Leben genießen kann, während dort so viele Menschen fliehen müssen. Diese Gleichzeitigkeit aus Leid und Euphorie ist fast unerträglich. Aber es nützt im Moment auch niemandem, wenn ich mich selbst kasteie. Vielleicht, so schießt es mir durch den Kopf, ist das für lange Zeit mein letzter Flug? Dann sollte ich besser darauf achten, dass ich ihn mit allen Sinnen erfahre.
Noch schnell über den Pfälzerwald huschen, der mir – so ganz ohne jede Außenlandemöglichkeit – immer wieder ungeheuer ist. Einfach nur Wald da unter mir! Von Landau geht es dann nach Bruchsal nördlich von Karlsruhe und schließlich, immer schön dem Strich auf der Navigationsapp folgend fast wie mit dem Autopiloten nach Hause.
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Der Gegenwind bremst mich ein wenig aus, aber nach knapp 2,5 Stunden bin ich im Endteil auf die Piste 36 von Donaueschingen. Diesmal passt alles. Der Wind kommt fast von vorne, die Landung ist butterweich und das Fahrwerk bleibt intakt. Ich rüste ab und lese eine SMS meiner Frau: „Es gibt etwas zu feiern“, schreibt sie. Das kann nur bedeuten, dass das erste gedruckte Exemplar meines neuen Buches angekommen sein muss. In der Tat. Es wird ein glücklicher Abend und für ein paar Stunden vergessen wir den Wahnsinn um uns herum.
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weginsfreie · 2 years
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(24) Und die Bilder beginnen zu fliegen...
Erinnerungen an eine Flugsaison mit dem Motorsegler CARAT: Draußen ist es ungemütlich und weil der Mensch ja immer irgendetwas denkt, kreisen meine unruhigen Gedanken heute um das Thema Erinnerungen. Unterdessen schaue ich mir Bilder der letzten Flüge mit meinem Motorsegler CARAT an.
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Wir sind Erinnerung. Stets haben wir das Bedürfnis nach Bilanzierung unserer Erlebnisse oder gar unserer Existenz. Gleichzeitig sind wir geschichtenerzählende Wesen, weil wir uns mit der Hilfe von Geschichten bequem selbst thematisieren können. Um dabei zu einem befriedigenden Ergebnis zu kommen, nutzen wir intuitiv zwei Techniken: die „Verdichtung“ von Lebensereignissen durch die Konzentration auf besonders wichtige Momente. Und Plastizität, also das „umdichten“ des Erlebten.
Vielleicht sollte ich gleich mal die Probe aufs Exempel machen? Wie habe ich das letzte Jahr mit meinem CARAT wahrgenommen? Welche Rückschlüsse lassen sich daraus ziehen? Und wie geht es weiter?
Eigentlich hörte die letzte Saison für mich gar nicht auf. Als CARAT-Pilot hatte ich nach Ende der thermikaktiven Zeit noch ein Ass im Ärmel. Wohin soll es gehen? – das war die einzig notwendige Frage. Und die einzige Einschränkung war die anhaltende Pandemie. Noch sehr spät im Jahr führte mich ein Flug in meine Heimatstadt Würzburg, wo ich bei Minusgraden meinen Bruder und meine Mutter auf einen Kaffee Corona-konform neben dem Tower traf. Zwischen September und April waren tolle Flüge möglich: Stimmungsreich, lehrreich und voller Vorfreude auf mehr. Sicher waren meine Flüge zu den vielen neuen Plätzen keine Weltreisen. Aber mit jedem Flug spürte ich deutlich, wie sich mein fliegerischer Horizont weitete.
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Irgendwann ging dann das kalendarische Jahr zu Ende. Hier und da verlangten die Bodennebel Aufmerksamkeit beim Fliegen, aber stimmungsvoller geht es ja wohl kaum. Und mehr Fliegen muss nicht sein. Lebenskunst besteht auch darin, zu wissen, wann man satt ist.
Ich war richtig verliebt in den neuen CARAT und langsam füllte sich die Zeit mit Ritualen der Vertrautheit. Im Winter las passenderweise ich den dicken Schmöker „Zen oder die Kunst ein Motorrad zu warten“, ein äußerst sperriger Weltbestseller von Robert Pirsig. In einer Art philosophischen Road-Trip klärt uns der Autor darüber auf, dass wir mit Liebe an die Technik herangehen sollten, von der wir abhängen. Klar, dass ich die Erkenntnisse gleich auf meinen Flieger übertrug. Mit einem Unterschied: Wer fliegt, kann nicht einfach rechts ranfahren, wenn etwas nicht stimmen sollte.
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Ein starkes Hochdruckgebiet schenkte mir dann bereits im Februar eine Art Frühlingserwachen. Auf einer schlammigen Wiese baute ich meinen Flieger in Donaueschingen auf. Gemütlich brauste ich nach Mainz und erlebte einmal mehr, dass Fliegen Akzentverschiebungen mit sich bringt. Raum, Zeit und Leben fühlten sich plötzlich anders an. Selbst wenn sich alle Menschen um mich herum einredeten, dass das „normale“ Leben am Boden – in den Städten, den Büros, den Cafés – bald wieder stattfinden könnte, wurde all das mit einem Schlag langweilig und entrückt. Bei überraschenden 20 Grad stieg ich in Mainz mit meiner dicken Daunenweste aus und ließ mich von erstaunten Piloten fragen, ob ich aus Norwegen käme. Mit ein wenig Rückenwind huschte ich später zurück nach Hause. Ein kleiner Ausflug für einen CARAT, aber ein Riesenschritt für einen ehemaligen Segelflieger, der noch nie im Februar so autonom und stressfrei in die Lüfte kam. Auf dem Nachhauseweg glühte sich die Sonne durch einen milchigen Abendhimmel, gerade so, als hätte jemand vergessen, die Herdplatte abzuschalten.
Diese frühen Flüge gaben mir immerhin eine Ahnung davon, was noch alles möglich sein würde. Über der Schwäbischen Alb bildete ich mir ein, ein wenig Blauthermik unter den Flügeln gespürt zu haben. Tatsächlich? Ja, sie wird kommen, die kraftvolle Thermik! Ja, sie werden entstehen, neue gigantischen Wolken und Wolkenstraßen! Und ich werde ganz sicher bereit sein. Denn der CARAT ist zwar ein prima Flieger, um auch mal vier oder fünf Stunden geradeaus zu fliegen. Aber im Grunde dreht sich bei mir alles um das motorlose Fliegen. Noch immer.
Und die Bilder...
Auch Erinnerung wird heutzutage immer rationaler und effizienter gestaltet. Sie lässt sich wie am Fließband produzieren. Noch 2010 lautete die Werbung des kalifornische Computerherstellers Apple: “Mach aus Fotos schöne Erinnerungen. Direkt auf den Mac. Damit Erinnerungen ewig halten.” Mittlerweile werden unsere Erinnerungsspuren immer lückenloser. Aber dafür zahlen wir einen hohen Preis: Je mehr Daten wir besitzen, desto weniger lässt sich interpretieren. Je mehr Fotos wir sammeln, desto weniger Spielraum bleibt für Assoziationen. Und je objektiver wir unsere Flüge dokumentieren, desto weniger „erzählerische Wahrheit“ ist möglich. Dieser mächtige Datenstrom ist gerade kein Zeugnis unseres Lebens mehr. Stattdessen werden wir zu editierbaren Menschen, zu belebten Dokumenten.
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Gruselig schön stand plötzlich das zweite Corona-Ostern vor der Tür. Ich sehnte mich schon seit langem nach den ersten thermischen Osterspaziergängen. An einem Samstag erhielt der CARAT mit großer Geste noch einen neuen roten Haubenfaden und endlich durfte ich wieder Segelflieger sein. Als ich startete, war es auf der Schwäbischen Alb noch blau. Aber wie vorausgesagt ballten sich in einiger Entfernung erste Wolken. Wer nun undogmatisch bleibt, könnte Spaß haben. Gedacht, getan. Nach rund 25 Minuten Anflugweg befand ich mich ohne große Mühe in einem tollen Wetterfenster. Anfangs stieg ich mühsam, dann endlich durfte ich wieder „richtig“ segelfliegen! Aber CARAT fliegen, heißt fliegen. Egal wie. So einfach ließe sich der Erkenntnisgewinn zusammenfassen. Die Basis stieg stetig und mein Gefühl für das Kurbeln kam schnell zurück. Ja, ein wenig mehr Seitenruder brauchte er schon, aber sonst? Ich fühlte sehr gut, was ging und was nicht. Nach fast drei Stunden Kreisen im Steigen war es mit dem Zauber vorbei. Gerade hatte ich noch tolle Bärte genossen, nun startete ich den Motor und tuckerte in Hygge-Manier nach Hause, wo ich nach rund vier Stunden glücklich landete.
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Die Thermiksaison stotterte sich warm – oder kam das nur mir so vor? Immer wieder musste ich aus meinem Arbeitsfenster hinaus zum Himmel schauen. Doch viel zu oft narrte mich das Wetter. Nach drei ungeduldigen Wochen besserte es sich endlich und ich fühlte nun tatsächlich so etwas wie Frühling. Endlich Mai! Endlich fliegen! Mit dem CARAT. Weil ich kein Experte bin, stolperte ich eher in die besten Flugmöglichkeiten. Viel wichtiger aber war, dass ich mir Zeit nahm, um genussfähig zu werden. Denn was nützt das ganze Tun, wenn man es nicht in vollen Zügen genießen kann, weil der Stress mitfliegt?
Endlich kamen auch die magischen Tage, die Momente, die sich auch ohne Fotos und IGC-Datei in die Erinnerung einbrennen. Es gab aber immer wieder auch Augenblicke, in denen die Zweifel zurückkamen: Ist ein CARAT überhaupt das richtige Flugzeug für mich? Doch an einem dieser besonderen Flugtage versöhnte mich das außergewöhnliche Wetter mit meinem Hadern. Am Nachmittag entwickelten sich prächtige Wolken. Bis auf 2.600 Meter katapultierten sie mich hinauf. Dort war es kühl, aber ich fühlte mich wohl, wie schon lange nicht mehr. Schlussendlich flog ich unter ausgeprägten Wolkenstraßen den Schwarzwald entlang – für mich die Königsdisziplin des Genussfliegens. Über weite Strecken glitt ich dahin und war unendlich dankbar dafür, hier oben sein zu dürfen. Rasendes Fliegen ohne Stillstand. Doch niemals sollte sich ein CARAT-Pilot mit schlanken Segelfliegern vergleichen, die vorbeihuschen. Wer vergleicht, verliert immer. Wer hingegen seine Optionen kennt, gewinnt. Dieser Flugtag katapultierte mich auf die Sonnenseite des Lebens. Erst nach sieben Stunden Himmelsturnerei ging er zu Ende. Müde aber tiefenentspannt fuhr ich nach Hause. Nur um gleich am nächsten Montag erneut zu fliegen. Und am Dienstag. Und am Mittwoch. Frei und entspannt.
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So vergingen die Wochen. War das Wetter in meiner Region weniger gut, tankte ich und schnurrte dorthin, wo mich die Luft willig hob. Während andere sich in ruppiger Blauthermik abmühten (wofür ich sie respektvoll bewunderte), gönnte ich mir drei Stunden Segelflug in einer 250 Kilometer entfernten Region. Für den Moment reichte mir das. Aber in mir bohrte die Frage, was der Sommer wohl bringen würde.
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Und die Bilder beginnen...
„Jeder Mensch erfindet sich früher oder später eine Geschichte“, schreibt der Schweizer Schriftsteller Max Frisch, „die er, oft unter gewaltigen Opfern, für sein Leben hält“. Beim Erzählen spüren wir die Macht, die frühere Erlebnisse über uns Leben haben. Je älter Menschen werden, desto deutlicher nimmt die Neigung zu Zwischenbilanzen und Rückblicken zu. Irgendwie spüren wir dabei, dass sich unser Leben nicht mechanisch abbilden lässt. „Das Leben besteht nicht aus Fakten, sondern aus Geschichten“, so der brasilianische Schriftstellers João Guimarães Rosa. Aber ist das nicht eine gefährliche Verklärung? Nostalgie als Flucht vor der Realität? Nein! Neuere Forschungen zeigen, dass eine nostalgische Haltung bei der Bewältigung von Krisen hilfreich sein kann. Der Soziologe Fred Davis bezeichnet Nostalgie sogar als eine Art Bankkonto, auf das wertvolle Erinnerungen eingezahlt werden und von dem man etwas abhebt, wenn man in die eigene Zukunft investieren möchte.
Wenn das so ist, dann habe ich jetzt ein prall gefülltes Erinnerungskonto, voll mit Szenen, die ich im letzten Jahr mit dem CARAT erleben dufte. Manchmal staunte ich, was alles in einen einzigen Tag passt. Doch dafür musste ich als Pilot einen eigenen Weg einschlagen. Zwar bietet die Herde Wärme und Sicherheit, aber sie verhindert auch den Weg ins Freie.
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Auf diesem Weg wollte ich im August mehrere Tage unterwegs sein. Meine Gepäckstrategie hatte ich zwischenzeitlich verbessert. Schließlich wollte auch ich unterwegs „richtig“ segelfliegen. Leider lautete die Wetterprognose beinahe täglich: Träge Warmluft, mäßige Steigwerte. Dennoch trieben mich die Wolken immer weiter nach Osten. Erst abends landete ich in Giebelstadt, um meine Mutter zu besuchen, die sich von einem Krankenhausaufenthalt erholte. Der CARAT taugt auch für diese Art von Überraschung. Die netten Segelflieger bemühten sich redlich um mich und meinen Flieger. Trotz Windstille schleppen sie Wasserkanister zum Verzurren herbei, dazu Sprit aus Kanistern für den Weiterflug in zwei Tagen.
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Zwar sollte es bald wieder losgehen, doch meine erwartungsvollen Blicke zum Himmel wurden enttäuscht. Die Segelflieger starteten an der Winde und waren nach zwei Kreisen wieder am Boden. Anders als vorhergesagt blieb die Basis niedrig, dafür wurde der Wind stärker. Ich startete und versuchte mich als Segelflieger über Franken. Es war mühsam, weil sich eine dunkelgraue Abschirmung von Westen kommend über den Himmel wölbte und sowohl Licht als auch Euphorie unterdrückte. Gegen 17 Uhr landete ich enttäuscht und zerknirscht – dafür mit mehr Zeit für die Familie. Im Wandersegelflug ging es dann weiter nach Nordosten. Kurs Jena. Neuland. Die Warmluft war das eine, erneut gab mir eine Abschirmung den Rest. Immerhin genoss ich den Thüringer Wald und das Saale-Tal aus einer neuen Perspektive. Am nächsten Tag waren die örtlichen Segelflieger nach dem F-Schlepp schnell wieder am Boden, ich wartete also lieber noch etwas. Die Wolken sahen zwar gut aus, aber wieder einmal war Warmluft mit im Spiel, die ich ab jetzt „Warum-Luft“ taufte – warum bin ich eigentlich hier? Hier und da packte ich einen Aufwind oder gar einen Abschnitt unter einer Wolkenstraße. Aber mit Magie hatte das nur wenig zu tun. Nur wenige Segelflieger begegneten mir. Wenig Segelflieger? Das ist ein schlechtes Zeichen, dachte ich mir. Bald war ich es leid und überlegte sogar, in einem Rutsch wieder in den Schwarzwald zu fliegen. Aufgeben? So schnell dann doch wieder nicht. Denn auf der Agenda stand übungshalber der Einflug in die Kontrollzone von Hof-Plauen. 
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Dort parkte ich den CARAT vor kleinen Airlinern und wunderte mich am nächsten Tag über moderate sieben Euro Landegebühr und fünf Euro Abstellgebühr. So flog ich dann in Etappen zurück, die mich zwar segelfliegerisch nicht verzückten, aber im Kern geht es ja um Freude, um das innere Ja zum äußeren Tun.
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Viel zu spät wurde mir klar, dass dies wohl die letzten Segelflüge mit dem CARAT waren. Noch ein paar Mal lockte mich im August die „Homezone“ über der Alb. Die letzten Überentwicklungen genoss ich in vollen Zügen. Dann begann die Regenzeit, die wir dieses Jahr aus Gewohnheit Sommer nannten.
Leben ist keine Gerichtsverhandlung, bei der es darum geht, die Wahrheit, die ganze Wahrheit und nichts als die Wahrheit zu berichten. Unser Gedächtnis arbeitet ständig mit dem Erinnerungsmaterial. Interessant an Geschichten ist nicht, was sie beinhalten, sondern was weggelassen wurde. Damit richtet sich die Wahrheit über das eigene Leben ebenso nach innerer Folgerichtigkeit wie nach äußerer Eleganz. Was dabei entsteht sind Motivgeschichten, in denen wir den anderen und uns selbst erkennen können.
Der Sommer ging stetig aber sicher in den Herbst über. Am 13. September zeigte sich dann, dass unerwartete Geschenke die schönsten sind. Es war wahrscheinlich der letzte richtige Thermiktag, wenngleich der Genuss nur kurze Zeit anhielt. Gleichwohl war jede Minute an der Basis unbezahlbar für mich. Noch einmal auf knapp 2000 Meter. Noch einmal dieses Piepsen des Varios im Ohr. Kein Rekord, außer ein Rekord im Genießen. Es war ein Montag. Dort oben traf ich nur Vögel und ein motorisiertes Trike. Zufall? Daran glaube ich nicht.
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Inzwischen bin ich mit dem CARAT als Motorflieger unterwegs, aber das sind Geschichten, die an dieser Stelle keinen Ort haben, wenngleich sie zu meiner Lebensgeschichte gehören. Bei einem Glas Rotwein sitze ich in meinem schweren Ledersessel, in dem ich immer tiefer versinke, denke an die gerade erzählten Episoden zurück und suche mir passende Bilder heraus. Immer tiefer tauche ich in meine eigenen Erinnerungen ein. Noch ein Glas. Noch mehr Erinnerungen. Noch mehr innere Bilder.
Und die Bilder beginnen zu fliegen.
Dieser Artikel wurde im segelfliegen magazin (Ausgabe März 2022) veröffentlicht.
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weginsfreie · 2 years
Text
(23) Winterzauber
Zur Abwechslung soll es einmal reichen, Bilder für sich sprechen zu lassen. Sie alle entstanden im Winter 2021/22 während wir immer noch in Zeiten der Pandemie leben müssen.
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Ich hatte das große Glück, einige Flüge zu machen, die mich von alle den Ärgernissen vollkommen entrückten. Dankbarkeit ist gar kein angemessenes Wort für das, was ich dafür empfinde.
Impressionen zwischen Alb und Bodensee, Schwarzwald und Kaiserstuhl, Allgäu und dem Schloss Hohenzollern. Und das alles mit dem Carat.
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