homunculex
homunculex
Unverblümt
10 posts
Reales, Fiktionales und Banales 🖊 unverblümt & unzensiert/ 29 / Gay / ☕️📚🎮🎧📷🏳️‍🌈
Last active 2 hours ago
Don't wanna be here? Send us removal request.
homunculex · 3 months ago
Text
Warum ist es nicht dunkel?
Warum ist es nicht dunkel? Grelles, weiß-graues Licht scheint durch den Spalt zwischen den Vorhängen und teilt den dunklen Raum. Ich stehe auf, tappe im Dunkeln zum Fenster, über den weichen Teppich, übers kühle Laminat, schiebe die Vorhänge auseinander und kneife geblendet die Augen zusammen. Es ist der Mond. Heute Nacht scheint er wohl in seiner vollen Pracht – rund, silbern und weiß. Und für so ein paar Zeilen springe ich aus dem Bett, obwohl ich längst schlafen müsste.
Alex Noah
2 notes · View notes
homunculex · 3 months ago
Text
Einfach nur raus
Raus. Ich weiß, ich war den ganzen Tag auf den Beinen, aber ich muss dennoch raus, übers Feld, auf die Holzbank am Rande des Waldes. Barfuß im Schneidersitz sitzend, die Schuhe und Socken im Gras. Ich blicke hinaus in die Ferne, auf die Lichter der Stadt, die Hügel und Felder dahinter, auf die roten, blinkenden Punkte am Horizont - Windräder. Der Himmel dunkelblau und bewölkt, keine Sterne zu sehen. Es knackt in den Büschen, die Blätter rascheln im Rhythmus des Windes, Frösche quaken in der Ferne. . Ich atme ein, ich atme aus, lasse mich vom Wind umarmen, kraule und massiere dabei meine nackten, pochenden Füße, die mich durch den Tag trugen. Ich stehe auf, gehe langsam über kühle Erde und weiches Gras – angenehm. Ich betrachte die Bäume um mich herum. Ob sie mir etwas von ihrer Ruhe und Standhaftigkeit abgeben könnten? Und sie antworten – raschelnd und flüsternd.
Alex Noah
3 notes · View notes
homunculex · 6 months ago
Text
Die Nacht der Werwölfe
Eine lustige Nacht. Vielleicht etwas zu viel getrunken. Den Preis dafür zahle ich heute: Müde Augen, Karussell im Bauch und Kopfschmerzen. Bin immer noch etwas darüber empört, dass niemand den Hellseher ernst genommen hatte. Da wies ich explizit auf die Werwölfe hin, „die Karten lügen nun mal nicht“, sagte ich, um meiner Rolle gerecht zu werden und prophezeite sogar meinen eigenen Tod – dass ich, da ich die Werwölfe enttarnt hatte, die Nacht nicht überleben würde – und niemand hörte auf mich... Am nächsten Tag stellte die Dorfgemeinschaft fest, dass ich tot war – oh wunder, oh wunder. Den Rest der Runde musste ich schweigend und an meinem Apfelweinglas nippend mitansehen, wie sie weiterhin die falschen Schlüsse zogen, die falschen Leute beschuldigten und alle nach und nach starben. Und wer hatte sich zum Schluss als Werwolf offenbart? Natürlich die, vor denen ich warnte! Vielleicht hatten sie den Tod verdient…
Alex Noah
8 notes · View notes
homunculex · 6 months ago
Text
Die Angst hat Furcht vor Katzen
Die Holzdielen quietschten, als die Kellnerin mit meinem Iced Latte auf mich zu kam – ebenso wie der uralte Holztisch, als ich diesen näher an mich heranzog und die gepolsterte Bank, auf der ich saß, knarzte bei jeder Bewegung. Sie stellte mein Getränk mit einem Lächeln vor mir ab und ging zum nächsten Tisch. Als sie einen Stuhl zurechtrückte, schoss eine schwarze Katze unter dem Tisch hervor und huschte unter den nächsten.
Ich liebte alles an diesem Café. Die Wände wirkten durch ihre großen, kühlen Steine mittelalterlich. Hier und da waren sie grell blau oder orange übermalt worden. Die Tische und Stühle wurden im Laufe der vielen Jahre wohl bunt zusammengewürfelt. Ein riesiges, graues Tuch mit Mandalamustern zierte die niedrig gewölbte Decke. Auf den Sofas und Bänken ruhten bunte Kissen und alte Schafsfelle. Überall leuchteten Lichterketten, Laternen und schief geschmolzene Kerzen. Es roch nach kaltem Stein, nach Holz, Polstern voller Staub und allerlei Süßgebäck. Heute Abend schien die halbe Stadt hier zu sein. Das Orchester aus fröhlichen Gesprächen, Musik und klirrenden Tassen übertönte sogar den ruhigen Trubel auf dem Marktplatz.
Allein der Atmosphäre wegen hat es sich gelohnt, zum Schreiben hierherzukommen. Die letzten beiden Male kehrte ich Nachmittags zum Verschnaufen hier ein, nachdem ich die Altstadt Tallinns erkundet hatte. Heute wollte ich mir bewusster Zeit fürs Schreiben nehmen – Was mir leichter fallen würde, wenn ich mir dabei nicht ständig selbst im Weg stünde. Ehe ich den Kuli ansetzte, passierte es: Eine lähmende Überforderung schlängelte in meiner Brust umher. Ich saß wie versteinert da, wollte den Kuli plötzlich weder halten noch ansehen. Was machte ich hier überhaupt? Was brachte mich dazu, mich bei einem Schreibworkshop anzumelden? Wie sollte ich jemals etwas erreichen, wenn ich schon aufgab, ehe ich anfing? Dabei hegte ich kaum Ambitionen, Autor zu werden oder groß raus zu kommen. Ich hatte nur schon immer diesen Drang, meine Gedanken, Erfahrungen, Ideen und Geschichten zu Papier zu bringen. Im Reden war ich nie besonders gut. Beim Schreiben hingegen konnte ich am besten ausdrücken, was ich dachte, fühlte und wie ich die Welt um mich herum wahrnahm. Zumindest solange mein innerer Kritiker schwieg. Ich lehnte mich seufzend zurück und nippte an meinem Latte, der plötzlich bitter statt süß zu schmecken schien. Ich fühlte mich klein, nackt, fehl am Platz. Anstatt zu schreiben, begann ich im Notizbuch herumzublättern. Ich blätterte zu den Aufzeichnungen vom ersten Tag des Workshops, für den ich nach Tallinn gereist war. Look at your writing with love, kindness, curiosity and patience. Mhm. Als wäre das so einfach. Ich überflog die Schreibübungen, die wir machten, sowie meine morgendlichen Einträge. Eine der Übungen bestand darin, frei vor sich hin zu schreiben und im Anschluss alles zu unterstreichen, was uns ins Auge sprang, was uns gefiel – von einzelnen Worten bis hin zu besonders gelungenen Passagen, die wir aus dem Nichts niederschrieben. Ich sah, dass ich einige Einträge fast komplett unterstrichen hatte. Unter einem der Texte hatte ich noch eine Notiz in die letzten Zeilen gequetscht. Ich hatte ganz vergessen, dass ich mir das Lob der Autorin und der Gruppe niedergeschrieben hatte.
Meine Texte laut vorzulesen, war zu Beginn extrem unangenehm, als würde ich mich vor allen anderen ausziehen müssen und darauf warten, dass all meine Makel, alle Unzulänglichkeiten, bemerkt und kommentiert werden würden. Nach Außen hin las ich souverän, ohne mich zu verhaspeln. Im Inneren aber pumpte mein Herz im Panikmodus, meine Hände schwitzten und vor lauter Vorlesen, hatte ich das Atmen vernachlässigt, sodass mir danach etwas schwindelig war. Dann kam das Feedback der Gruppe. Reihum sagten alle Teilnehmenden etwas dazu. Der jüngste war ein 16-jähriger Transjunge aus Warschau, die älteste eine Autorin in Rente aus England. Während alle reihum ihre Meinung äußersten, musste ich mich sehr darum bemühen, nicht loszuheulen. Mir kamen viel Lob und Begeisterung über das entgegen, was ich spontan in der Übung hervorbrachte.
Noch nie hatte jemand so meine Schreibe kommentiert – was vor allem daran lag, dass ich selten jemanden etwas von mir lesen ließ. Es blieb immer nur zwischen mir und meinen Zetteln. In der Schule war es nie genug gewesen. Während andere für ihre Bandwurmsätze und Hypotaxen gelobt wurden, hieß es bei mir, ich würde zu wenig oder zu schlicht schreiben. Bis heute verstehe ich nicht, warum man Komplexes komplizierter macht, indem man komplizierter schreibt. Dabei ist doch alles Geniale einfach. Im Grunde genommen hatte ich das Schreiben an der Uni neu gelernt. Dort waren Klarheit und Verständlichkeit plötzlich wünschenswerte Eigenschaften. Doch meine Unsicherheit blieb. Meine Eltern trugen auch nicht wirklich dazu bei. Anstatt das Geschriebene auch mal zu lesen, beschwerten sie sich immer über meine Handschrift und rissen fluchend die Seiten aus meinen Heften, damit ich es nochmal „in Schön“ abschrieb und wehe, die Seite würde durch meine Tränen verunstaltet werden – „gleich nochmal!“ Lange Zeit schrieb ich gar nicht mehr per Hand – schon gar nicht in Notizbücher. Sie waren mir zu schade, um sie mit meiner ‚hässlichen‘ Schrift zu verunstalten – lächerlich, ich weiß. Wenn ich schrieb, dann nur auf lose Blättern, die ich wegwerfen konnte. Danke Mama, für diesen inneren Kritiker, den du zwanzig Jahre lang in mir herangezüchtet hast.
Meine Gedanken wanderten in die Abgründe. Warum bin ich so? Ich überlegte, mein Getränk in mich hineinzukippen, zu gehen und mich im Bett unter die Decke zu verkriechen. Noch bevor ich diesen Gedanken in die Tat umsetzen konnte, ließ ein entsetzliches Quietschen, das an einen schiefen, kratzigen Ton einer Violine erinnerte, den gesamten Trubel verstummen. Die massive Holztür wurde aufgestoßen, alle wandten sich um und blickten neugierig zum Eingang. Eine Gruppe von Menschen stiefelte herein. Ihre Jacken und Schirme tropften, als wären sie gerade durch einen Wasserfall marschiert. Für einen Augenblick hörte man nur das tosen und prasseln des Regens auf der Straße. Das Rauschen spülte meine Gedanken davon und beförderte meinen Geist wieder ins Jetzt. Dann muss ich wohl doch noch hier bleiben, stellte ich mit zusammengepressten Lippen fest. Die Scharniere der Tür sollten dringend mal geölt werden, dachte ich mir, aber für den Regen war ich dankbar. Er beruhigte mich. Die Tür fiel genauso quietschend wieder zu, das Prasseln verschwand, der Trubel ging weiter und ich bemerkte, dass ich nicht mehr alleine war.
Die schwarze Katze hatte sich neben mich auf die Bank gesetzt. Im gedimmten Licht wirkte sie wie ein flauschiger Schatten mit gelben Augen, die mich prüfend musterten. Als würde sie etwas an oder in mir sehen, was ich selbst nicht sah. Um sie nicht zu verscheuchen, tat ich so, als würde ich sie kaum beachten. Und als ich mich wieder meinem Notizbuch zuwenden wollte, stieg sie auf meinen Schoß, vollzog eine halbe Drehung, murmelte sich auf meinen Oberschenkeln ein und fing an zu schnurren. Ich grinse in mich hinein, nahm einen Schluck von meinem Latte und betrachtete wieder den Trubel um mich herum.
Was von meinem Unwohlsein übrigblieb, wich dem Schnurren des Fellknäuels auf meinen Beinen, als würden ihre Schwingungen alles Negative vertreiben. Die Angst hatte wohl Furcht vor Katzen. In mir regte sich wieder der Drang, die Zeilen zu füllen. Um die Katze nicht aufzuschrecken, beugte ich mich behutsam in Zeitlupe vor und griff nach meinem Kuli. Sie murrte kurz auf, passte ihre Lage an und schnurrte weiter, während ich anfing zu schreiben – solange mein Geist ruhig und die Angst abgelenkt war. Ich schrieb, ohne den Stift abzusetzen, ohne zu zögern, ohne Zensur. Es kamen noch mehr durchnässte Menschen von draußen. Um mich herum wurde es immer voller, die lauter werdenden Stimmen und das Gelächter vermischten sich zu einem gemütlichen Hintergrundbrummen, das mich an das gemeinsame Summen von Bienen in ihrem Stock erinnerte.
Aber mich störte das nicht. Zwischen mir und meiner Umgebung breitete sich eine Art Schleier aus, durch den ich die Welt beobachten konnte, ohne dass mich die Menge an Reizen überforderte. Es hatte etwas Magisches, wie der Stift im Kerzenlicht über das Papier tanzte. Zeile um Zeile füllten sich die Seiten mit Tinte. Ich schrieb von meinen Eindrücken im Café, ich schrieb über meine Ängste, über das Schreiben, über die Katze, die mir Gesellschaft leistete, über den Duft von Pfeifenrauch, der mir in die Nase stieg. Den Verursacher sah ich nicht, aber der Qualm duftete nach Wald und Gemütlichkeit. Nach einigen Seiten lehnte ich mich zufrieden zurück, nahm den letzten Schluck meines inzwischen kalt gewordenen Latte und kraulte die Katze hinter den Ohren, die ihren Kopf schnurrend gegen meine Finger stemmte. War doch gar nicht so schwer, dachte ich mir. Warum fühlt es sich dann oft so schwer an?
Ich mochte es nie, im Mittelpunkt zu stehen. Aber genauso wenig mochte ich es, zu schweigen, mich zu verbiegen und zu verstecken – das tat ich viel zu häufig. Bloß nicht auffallen, nicht anecken. Trotz allem wollte ich aber auch wahrgenommen und gehört werden – so wie ich bin, wie ich denke und fühle. Ich möchte „nackt“ sein dürfen, mich verletzlich zeigen. Ich wollte aufhören, mich ständig unter den Felsen meiner Ängste und Sorgen zu verkriechen.
Anstatt einfach nur Angst zu haben, fing ich an, über die Angst zu schreiben. Sie in Worte zu fassen, machte sie (an)greifbar, als hätte ich sie mit der Tinte zeitweise aus mir heraus aufs Papier gebannt. Ganz verschwunden ist sie nicht. Ich habe immer noch Angst – vor der Zukunft, vor Fehlschlägen, allen voran davor nicht gut genug zu sein. Aber sie hatte zumindest weniger Macht über meine Kreativität und meine Schreibroutine. Ich behielt die Gewohnheiten bei, die ich mir während des Schreibworkshops und meiner Reise aneignete. Seitdem schrieb ich fast täglich. Manchmal waren es mehrere Seiten, manchmal nur einige Zeilen. Das Notizbuch wurde zu einem sicheren Rückzugsort – zu meinem kleinen Königreich.
Ein Jahr später, nach dem Workshop und meiner Backpacking-Reise, hatte ich mehrere Notizbücher gefüllt. Und jedes neue Notizbuch weihe ich ein mit einer Passage wie dieser:
Verboten sind lediglich Perfektionismus und Selbstzensur. Außer dieser gibt es keine Regeln. Ich darf alles schreiben, was ich möchte und wie ich es möchte – schön und hässlich, hastig und gemütlich, unverblümt und unzensiert.
Jeder noch so alberne Gedanke, jede noch so hirnrissige Idee, Erlebnisse und Abenteuer, Geschichten, die der Alltag schreibt, Hoffnungen, Träume, Fehlschläge, düstere Abgründe, Glücksmomente, banale Erleuchtungen, der letzte Sex den ich hatte... Alles. Jede Facette meines Lebens, meines Ichs hatte hier ihren Platz. Hier darf ich sein, wie ich bin – menschlich, nackt, verletzlich. Hier darf ich frei im Rhythmus meiner geschriebenen Worte tanzen.
Im Laufe der Zeit kramte ich ältere Notizen und abgebrochene Projekte aus meinen Schubladen, Blöcken und Zetteln – Ich hatte sie nie weggeworfen. Wie viel ich schon – wenn auch nur sporadisch – geschrieben hatte! Nun ernte ich die Früchte all dieser Anfänge und der Überwindung beim Workshop mitzumachen, meine Texte vorzutragen und trotz aller Ängste und Zweifel aus mir herauszukommen. Hin und wieder wünschte ich mir, dass ich schon sehr viel früher an diesem Punkt angelangt wäre. Dennoch bin ich froh, dass es überhaupt dazu kam.
Während ich früher immer wieder an meinen Blockaden scheiterte, tänzle ich heute leichtfüßig über meine inneren Barrieren, wie eine Katze, die geschmeidig auf einem Zaun balanciert. Selbst wenn ich mal vor lauter Unsicherheiten, Perfektionismus und Selbstkritik ins Straucheln komme, abrutsche und stürze, lande ich doch stets irgendwie zwischen den Zeilen.
Alex Noah
3 notes · View notes
homunculex · 8 months ago
Text
Nach der Arbeit
Den ganzen Tag wehte ein eisiger Wind durch die Straßen. Er drückte sich durch alle Ritzen und Spalten. Meist heulte es laut auf, aber irgendwo in der Nähe meines Fensters klang es nach einem schrillen Flötenspiel. Wegen der Tropfen des Nieselregens auf meiner Brille sah die Welt auf dem Heimweg wie ein Bokeh aus bunten Lichtern aus. Ein spontanes Kunstwerk, das ich nur im gelebten Moment bewundern konnte. Zuhause angekommen, zog ich die Brille zusammen mit all meinen Klamotten aus. Nur noch die Last des Tages und die Müdigkeit lagen wie ein schwerer Mantel auf meinen Schultern. Drei leise Glockenschläge hallen durch die stille Dunkelheit vor meinem geöffneten Fenster. Viertel vor zwei. Etwas Musik, Tiktok und Youtube. Ablenkung – aber auch Anregung. Jetzt sitze ich in meinem Lieblingshoodie, ohne Hose am Schreibtisch und schreibe. Ich müsste schlafen, aber ich will nicht. Wann soll ich denn sonst nach einer 10-stündigen Kellnerschicht leben? Wann, wenn nicht nachts, wenn alles ruhig ist und ich nirgendwo hin muss? Ich höre wie die Bäume im Wind tanzen, ihre Baumkronen rascheln mal sanft, mal wild, im Rhythmus des Windes, der gelegentlich zu mir hereinweht und über meine Schenkel streift. Soll ich meinem müden Körper gehorchen und mich schlafen legen? Oder auf meinen Geist hören, der noch hellwach ist und kreativ sein möchte?
Alex Noah
5 notes · View notes
homunculex · 11 months ago
Text
Gäste in Seide
Im roten Licht einer Ampel hat eine dicke, graue Spinne ihren Sitz auf dem ebenso runden Netz. Sie thront in der Mitte, umgeben von ihren Gästen, alle regungslos und in Seide gekleidet. Plötzlich bebt alles und schwingt. Ein Neuankömmling! Er zappelt und zittert an einem der Fäden. Die graue Dame eilt hin. "Auch du brauchst ein Kleid – aus Seide, in Weiß!"
Alex Noah
8 notes · View notes
homunculex · 1 year ago
Text
Die Bäume und ich
Ich bin so gerne im Wald, weil die Bäume nicht urteilen. Sie sind, wie sie sind und ich bin wie ich bin.
Alex Noah
8 notes · View notes
homunculex · 1 year ago
Text
Mama hat immer Recht...
Das Rattern und Dröhnen schallte durch alle Wände und Fenster. Ein Hubschrauber kreiste mitten in der Nacht über dem kleinen Ort, in dem ich aufwuchs und durchbrach die Dunkelheit mit seinem grellen Suchscheinwerfer. Am nächsten Tag fand ich heraus, dass in der Nähe eine Tankstelle überfallen worden ist. Als ich meiner Mutter davon erzählte, fragte sie im herablassenden Ton, ob es „Schwarze“ oder „Ukrainer“ gewesen sind – Ihre Worte, nicht meine. Ich verdrehte seufzend die Augen und sagte, dass es eher „Russen“ oder „Deutsche“ waren. Provokation ist das Mindeste. Diskutieren und aufklären? Das habe ich bei ihr schon vor Jahren aufgegeben. Ich wünschte, es wäre anders, aber ich kam noch nie gegen diese mauernde Ignoranz an. Dafür müsste ich schon mit einem Spaten ins Gehirn, um diese Wurzeln der „Dummheit“ auszugraben. Aber ich glaube, das wäre dann Mord.
Alex Noah
2 notes · View notes
homunculex · 1 year ago
Text
Furcht und Sehnsucht
Ich wünschte, ich wäre jetzt das goldene Morgenlicht, das gerade seinen Körper küsst, berührt, ihn wärmt, ihn wie einen Engel ohne Flügel, wie ein Kunstwerk wirken lässt. Nackt liegt er auf dem Bauch, auf meinem dunkelgrauen Laken mit der rotgraukarierten Decke kuschelnd, deren Platz ich gerne einnehmen würde. Muskulöse Waden und Schenkel, ein Pfirsichpo, dessen Hautton blasser ist als der Rest seines Körpers – der Körper, den ich gestern spürte, roch und schmeckte. Ich würde ihn gerne wissen lassen, wie schön ich ihn finde – von seinem lockigen, dunkelbraunen Haar bis zu den lustigen Zehen. Ich möchte ihm sagen, wie glücklich und geborgen ich mich in seiner Nähe fühle. Am liebsten würde ich mich wieder zu ihm legen, ihn mit sanften Küssen wecken. Aber ich kann nicht. Es sollte bei dieser einen Nacht bleiben. Sonst wird es kompliziert und am Ende würde einer – schlimmstenfalls beide – verletzt werden. Weil ich nicht mehr geben kann als das – oder nicht mehr als das geben möchte. Meine Angst davor ist größer als die Sehnsucht danach.
Alex Noah
7 notes · View notes
homunculex · 1 year ago
Text
Regen
nasser Asphalt verschwommene Lichter Kapuzen und Schirme keine Gesichter
Alex Noah
9 notes · View notes