mikrokomisch
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elementarteilchen des hier und jetzt
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mikrokomisch · 3 years ago
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kitchen stories
Der alte Armlehnstuhl knarzt. Unter meinem Po sind drei Sofakissen aufeinandergestapelt. Wie eine Prinzessin throne ich am Abendbrottisch. Papa bestreicht eine Stulle mit Teewurst. Liebevoll entfernt er die Rinde und schneidet sie in zwei exakt gleichgroße Hälften. Dann schaut er in die Luft. Gelegentlich pfeift er dabei. Flink schnappe ich mir eine Hälfte des Brotes und stopfe sie in den Mund. Papa schaut zurück auf den Teller und machte diese überraschte Miene. Er ist fabelhaft darin. Wo ist denn mein Brot? Hast du das gemopst? Mit vollen Backen schüttele ich den Kopf und mache eine ahnungslose Geste. Papa sucht die Stulle unter seinem Teller und unter dem Tisch. Ich jauchze. Jeden Abend spielen wir dieses Theaterstück. Und immer genau so. Es ist 1987 und das Land, in dem ich lebe heißt DDR. Mit meinen Eltern und meinem kleinen Bruder führe ich ein kleines gemütliches Leben in einer kleinen gemütlichen Wohnung in einer kleinen gemütlichen Stadt. Zumindest empfand ich es so.
In der DDR musste vieles mufu sein. Und ähnlich wie der mufuti, der Multifunktionstisch, war unsere Küche ein mufura – ein Multifunktionsraum und Mittelpunkt unseres Zuhauses. Links wurde gekocht, gespielt und Bücher vorgelesen. Rechts wurde gebadet und Zähne geputzt. Die beiden Sphären trennte ein altes Küchenbuffet, das Papa zur Badseite hin mit Tapete beklebt und mit wasser-abweisender Farbe lackiert hatte.  Jeden Tag stiegen Papa und ich die steile Kellertreppe hinab und holten Kohle in einem rostigen Eimer. Dann heizten wir den Badeofen an, beobachteten gemeinsam das Feuer und warteten. Wenn der Ofen, und damit auch das Wasser endlich warm genug waren, ließ Papa eine Wanne für mich und meinen Bruder ein. Auf der anderen Seite kochte Mama Makkaroni. Die Fenster waren beschlagen und es duftete herrlich.
Ich komme nach Hause. Oder besser gesagt an den Ort, an dem ich jetzt lebe. Es ist 1999 und einer dieser Tage, an denen ich mich irgendwie verloren fühle. Ich musste raus aus dieser kleinen, gemütlichen Stadt. Weg von meinen Eltern. Weg nach Berlin. Ich war neugierig und naiv und hätte mir nicht träumen lassen, dass die Stadt mich ausspucken, statt umarmen könnte. Ich gehe in die Küche. Gedankenverloren höre ich die unzweideutigen Geräusche erst spät. Auf dem karierten Küchensofa, dass wir vor ein paar Wochen auf der Straße gefunden haben, vögelt mein Mitbewohner ein Mädchen, das ich nicht kenne. Ich gehe rückwärts raus in mein Zimmer. Ich bin sauer. Ich bin immer sauer, wenn ich hungrig bin. Und ich finde es frech! Wir wohnen hier zu dritt und die Küche ist ein Gemeinschaftsraum! Sie gehört uns allen! Ich lausche mit dem Ohr an der Wand. Als es endlich still ist, stapfe ich los, festentschlossen, mir ein Brot zu machen. Peter und Natalie sitzen auf dem Sofa und rauchen. Es riecht süßlich. Eine Lavalampe und Kerzen tauchen die Küche in warmes Licht. Ich decke den Tisch und wir reden über Gott und die Welt. Peter dreht einen neuen Joint. Ich ziehe daran und verschmelze mit dem Sofa. Natalie legt eine CD von PJ Harvey ein und massiert Peter den Nacken. Ich singe mit und schließe die Augen. Wir sitzen und reden und essen alles, was wir finden können. Als ich am nächsten Morgen aufwache, liege ich noch immer auf dem Küchensofa. Es stinkt nach Sex, Rauch und saurem Gurkenwasser.
Wir machen eine Motto-Party. Oben hui, unten pfui. Ich trage eine barocke Perücke, weißen Puder, ausgelabberte Mickey Mouse Leggings und Birkenstock mit Socken. Es sind ungefähr 50 Gäste gekommen. Wir wohnen zu sechst. Unsere Wohnung ist 190 Quadratmeter groß. Unsere Küche keine 20. Und trotzdem lungern fast alle Leute dicht gedrängt in diesem Raum. Auf dem Herd brodelt eine Süßkartoffel-Kürbissuppe mit Kokosmilch, es gibt selbstgebackenes Brot dazu. Wir rauchen wie die Blöden und aschen in leere Bierflaschen und Zimmerpflanzenkübel. Es ist 2008 in Leipzig und ich gehe jetzt zur Uni. Wir reden über Politik, Kunst und Philosophie, oder was wir dafür halten. Meine Mitbewohner und ich haben extra unsere Möbel verrückt, wertvolle Dinge verräumt und jede Menge Deko-Kram angeschleppt, um so etwas wie eine Tanzfläche und ein Chill-out-Areal zu kreieren. Das Volk aber sammelt sich lieber um die Feuerstelle. Mit steigendem Pegel werden die Big Talks smaller und irgendwann klebt uns allen ein Post-it mit einer vermeintlichen Berühmtheit auf der Stirn. Wer bin ich? Flaschendrehen. Als die Suppe alle ist, bestellen wir Pizza. Einsam und allein dreht die extra installierte Diskokugel in meinem Tanzflächenzimmer ihre Runden.
Ich koche Nudeln. Schon das dritte Mal diese Woche. Hartweizengrieß. Die ohne Eier. Ich bin in guter Gesellschaft. Mir gegenüber kocht mein neuer „Mitbewohner“, der mir bis zum Oberschenkel reicht. Er ist gekommen, um zu bleiben. Ich probiere seine Kreationen; Suppe aus Steinchen und Kastanien. Lecker. Ich lecke an einem Eis aus Holz und an einem Käse aus Plüsch mit Klettstreifen, der aus einem schwedischen Möbelhaus stammt. Köstlich. Die hygienische Variante – Penne oder Fussili – war aus, also gibt es heute Spaghetti. Ich schneide die langen Teigfäden dreimal durch, bereite mich aber trotzdem auf das Schlimmste vor. Das Gemüse in der Soße, die Alibi-Vitamine waren fein püriert, klebt nach dem Dinner überall; auf dem alten Dielenboden, an der Wand. Eine geviertelte Spaghetti kriecht langsam an den Fließen runter wie ein anorektischer Regenwurm. Es ist 2021 und ich bin mittlerweile eine Mutter. Der Bekochte, der Nudelfan, das Glückskind strahlt. Das kleine Gesicht von Tomatensoße fast vollständig bedeckt. Auch die Ohrläppchen und Haare sind rot gefärbt. Es könnte nicht schöner, nicht röter sein. Bevor ich weiß wie mir, was überhaupt geschieht, entschied wiederum der kleine Mensch zum Nachtisch ein Buch anschauen zu wollen. Er krabbelt vom Stühlchen, flitzt los und holt die Lektüre seiner Wahl. Eine tolle Wahl! Eines der Exemplare, das wir uns gestern in der Bibliothek ausgeliehen haben und das nun ebenso wie sein Leser – oder besser gesagt Lesenlasser – vollends mit Tomatensoße beschmiert ist. Ich denke: Scheiße! Und dann: Ach, was soll’s! Wir lesen noch drei weitere Geschichten am Küchentisch, räumen gemeinsam die Spülmaschine ein, blasen die Kerzen aus und schreiten zur Katzenwäsche ins Bad. Mein Lieblingsmensch wollte auch diese am liebsten in der Küche machen, aber als wir beiden mit den nun roten Socken am alten Dielenboden festklebten, sah auch er es ein und wir verließen – zumindest für heute – unseren Lieblingsort.
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mikrokomisch · 3 years ago
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musik für...
ich war mal verliebt in jemanden, den ich nie traf.
und dieser jemand sendete mir viel musik.
diesen song habe ich x-jahre nicht gehört. aber heute. dank algorithmus. dank schicksal?
deutschlandfunk kultur bringt etwas über die zustände in deutschen krankenhäusern. berufe, die nicht wertgeschätzt werden.
in meinem kopf eröffnen sich welten. gerechtigkeitsinn, klugscheisserei, doppelmoral, scham, passivität. erhöhen den puls. lassen mich nicht schlafen.
und oceansize hinterlassen diese hommage. zum hören.
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mikrokomisch · 3 years ago
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mikrokomisch · 4 years ago
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künstlerischkünstliche Rechtfertigungen
Im Bus. Das kleine Mädchen röchelt. Hustet sich die noch junge Seele aus dem Leib. Die Mutter sagt, übertrieben laut, hörbar für wirklich jeden der Mitreisenden: “Ach, Annegret, du Arme, jetzt hast du dich aber verschluckt!” Aus Spaß an der Freud möchte man fast sagen, aber nur fast: “Ach Quatsch, die hat doch Corona die Kleene, det sieht man doch aufn ersten Blick. Und jetzt fliegen hier die ganzen Aerosole rum. Machmer uns mal nix vor. N’ Superspreader ist die!”
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mikrokomisch · 4 years ago
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Sitzfleisch
Als ich das Abitur machte erzählte mir meine ehemalige Deutschlehrerin, wie sie während ihres Jobs an einer Walddorfschule einen Elternbesuch machte. Sie trat ein, die Mutter ihrer Schülerin begrüßte sie und deutete mit der Hand auf den Wohnzimmerboden. „Nehmen Sie Platz“ sagte sie und meine Deutschlehrerin tat wie ihr geheißen, sichtlich irritiert. Es stellte sich heraus, dass die Familie keine Stühle im Haus hatte, Sitzmöbel im Allgemeinen gänzlich ablehnte, obwohl dies nicht – zumindest nicht dass ich wüßte – explizites Gebot der anthroposophischen Weltsicht ist.
Die Familie hatte wohl auch nicht alle Latten am Zaun, weil sie auch jene als entbehrlich erachtete. Aber lassen wir den Scherz mal beiseite.
Man hört ja immer wieder, dass die Bauaufgabe Stuhl für einen Designer so etwas ist, wie die Soße für einen Koch. Der Stuhl gilt als die Königsdisziplin sämtlicher Gestaltungsaufgaben, denn - ohne Zweifel - es muss viel bedacht werden bei dem Entwurf eines Dings, dem wir unseren Körper anvertrauen. Wie verhält sich der Stuhl zur menschlichen Anatomie? Ist er bequem? Ästhetisch? Funktional? Man kennt diese Klassiker, die dem Auge gefallen, anderen Körperteilen indes Unannehmlichkeiten bereiten. Nehmen wir den berühmten Aluminiumstuhl "Landi" des Schweizers Hans Coray oder Harry Bertoias Drahtgitterstühle. Herrlich! Wenn einen der kalte Hintern nicht stört…
Aber seit wann sitzen Menschen eigentlich auf Stühlen? Ich meine, Innozenz der Erste, Kaiser Barbarossa, Karl der Große – ja, ok. Aber wir, der Pöbel, wann begannen wir eigentlich uns zu „bestuhlen“?
Man sagt ein durchschnittlicher Mensch (wobei hier von den westlichen Industrienationen ausgegangen wird) verbringt heute zwischen 50 und 75% Prozent des Tages sitzend.
Wir betreten Räume mit den immer gleichen Ritualen. Wenn dem Gruß die Aufforderung folgt Platz zu nehmen, wissen wir: dieser Platz kann nur ein Stuhl sein. Wir geben den Rat, sich in einer problematischen Lebenssituation erst einmal zu setzen, denn das schafft eine beruhigende Atmosphäre. Wir kämpfen um Sitzplätze in öffentlichen Verkehrsmitteln oder schon auf dem Bahnsteig oder an der Bushaltestelle. Wer keinen Sitzplatz hat, muss stehen. Oder gehört nicht dazu. Oder er scheidet aus, wie im Spiel „Die Reise nach Jerusalem“. Dabei lernen wir, worum es geht: die Eingliederung in die Sitzgesellschaft. Stühle sind die Bausteine unserer sozialen Architektur. Wir modernen Menschen leben nicht mehr auf Bäumen, sondern auf Stühlen. Darin liegt der große Fortschritt der Menschheit. Naja, und vielleicht auch die Quelle von Rückenschmerzen, Unbeweglichkeit und Übergewicht. Wir arbeiten und essen sitzend, wir amüsieren und streiten uns, wir organisieren und ordnen unser Leben sitzend. Wir sitzen allein im home office, beim romantischen Dinner zu zweit, in kleinen oder großen Gruppen in der Kneipe. Wir sind Stuhlwesen geworden. Das war nicht schon immer so.
Sitzen, Kauern und Knien sind uralte Formen des Lagerns, das Sitzen auf Stühlen eine moderne Erfindung städtischer, ziviler Kulturen. Der Stuhl war und blieb lange Zeit das Synonym für Thron, ein Sitz für Gottheiten, Regenten und Würdenträger – kurz: der Mächtigen. In der ägyptischen und mesopotamischen Kunst wurden nur Herrscher und hohe Beamte auf Faltstühlen oder Hockern sitzend dargestellt. Das einfache Volk saß auf dem Boden, dadurch wurde räumlich Untergebenheit demonstriert. Man denke an den berühmten „Schreiber“ im Pariser Louvre , der mit untergeschlagenen Beinen auf dem Boden kauert.
Auch die Könige des Vorderen Orients oder die Kaiser Chinas demonstrierten auf steinernen oder hölzernen Sitzmöbeln ihren Machtstatus. In einfacheren Kreisen kannte man – wenn überhaupt – nur einfache Handwerkerschemel mit einem geflochtenen Sitzbett. Als Vorläufer des Brettstuhls kann der in der ersten Hälfte des zweiten Jahrtausends v. Chr. in Ägypten aufgekommene dreifüßige Arbeits-Schemel mit drei eingezapften Beinen bezeichnet werden, der auch von höheren Gesellschaftsschichten benutzt wurde – in edlerer Variante vermutlich. Im Alten Ägypten wie in Mesopotamien wurden ein wenig später auch schon Sprossen-, Zargen- und Faltstühle hergestellt, die das Ergebnis eines spezialisierten Handwerks gewesen sind. Es war jedoch vor allem der Dreibeinschemel der sich von Ägypten aus in andere Kulturen, wie die des antiken Griechenlands und Roms verbreitete. Auf römischen Darstellungen zeigt sich die Herausbildung einer vierfüßigen Variante mit viereckigem Sitz. Bis ins Mittelalter hinein war der Schemel mit eingezapften Füßen eine verbreitete Sitzgelegenheit der unteren sozialen Schichten.
Im 16. Jahrhundert entwickelte sich der Stuhl langsam vom Statussymbol zum gängigen Mobiliar. Doch auch viele Jahre später wurde zwischen einem dem Hausherren vorbehaltenen Armstuhl und einfacheren Sitzmöbeln für die übrigen Familienangehörigen unterschieden. Der Patriarch saß also noch immer auf seinem Thron. Und gibt es nicht auch heute noch Chefs, die auf einem sichtbar hochwertigeren und komfortableren Bürostuhl sitzen als ihre Angestellten?
Der Stuhl als privilegierter Sitz ist auch in den berühmten, aus dem 17. Jahrhundert stammenden Briefen der Madame de Sevigne zu finden, in denen Stühle eine große Rolle im höfischen Zeremoniell spielen. Man erfährt von Intrigen und Streitigkeiten um das Recht zum Sitzen auf einem Fauteuil. Die Hierarchie am Hofe entsprach also der Hierarchie der Sitzgelegenheiten.
Im Zeitalter des Barock wollte die Obrigkeit gern noch etwas bequemer sitzen. Die Stühle bekamen Polster und samtige Überzüge und sorgten beim Sitzenden für mehr Komfort. Nach dem Komfort kam das Design. Einer der berühmtesten Möbel-und Stuhldesigner der damaligen Zeit war Thomas Chippendale, der das Rückenteil der Stühle durchbohrte und leichter gestaltete.
Die industrielle Revolution führte zu einer stark beschleunigten Entwicklung von Technik und Produktivität, etwa zeitgleich wurde der abendländische Feudalismus durch die bürgerliche Gesellschaft abgelöst. Für diese Entwicklung steht beispielhaft der Bugholzstuhl - ein in großen Mengen produziertes und für alle Gesellschaftsschichten erschwingliches Sitzmöbel. Die Vorreiterrolle der seriellen Fertigung von Stühlen übernahmen die Gebrüder Thonet, die mit einer neuen Technik – sie kochten Holz in Leim und machten es unter Dampf biegsam – aus handgefertigten Schreinerstücken industriell gefertigte Massenprodukte machten. Mit Thonet begann eine neue Ära des Stuhldesigns und der erste Bugholzstuhl, der aus Buchenholz gefertigte "No. 14" ist bis heute einer Wiener Kaffeehausklassiker. Das legendäre Sitzmöbel, das aus sechs Holzteilen, zehn Schrauben und zwei Muttern besteht, wurde allein bis 1930 rund 50 Millionen Mal gebaut.
In Deutschland waren Möbeldesigner zu Beginn des 20. Jahrhunderts sehr experimentier-freudig. Exemplarisch dafür stehen die Produktionen des Bauhauses, die allerdings keine Möbel der Mehrheitsgesellschaft waren. Mies van der Rohe griff damals die Idee von Marcel Breuer eines hinterbeinlosen Stuhls mit gebogenem Stahlrohr auf und entwickelte sie in seinem Modell “MR 10“ weiter. Er führte die beiden Kufen in einem Bogen zur Sitzfläche und verwendete federndes Stahlrohr – der erste wirkliche Freischwinger war geboren. Die künstlerischen Leitlinien von Mies van der Rohe waren Funktionalität und klare Formen; ganz nach dem Credo „Weniger ist mehr“. Stahlrohr wurde der große Trend der 30er Jahre und die Freischwinger galten plötzlich als Inbegriff des neuen Wohnens.
Nach dem Zweiten Weltkrieg begann eine neue Massenproduktion von Stühlen aus Kunststoff, die sich wirklich jeder leisten konnte. Vorreiter war eine schwedische Möbelfirma, die heute zu einem globalen Megakonzern geworden ist.  
Mit Kunststoff experimentierte auch das Ehepaar Charles und Ray Eames, deren Stuhldesigns bald einen weltweiten Siegeszug antreten sollten. Durch die industrielle Produzierbarkeit einer Sitzschale aus Kunststoff wollten die Designer ästhetisch anspruchsvolle Stühle für den Durchschnittsbürger erschwinglich machen und das Niveau privater Einrichtungen erhöhen. Dabei machten sie sich die Ergebnisse der Kriegsforschungen auf dem Gebiet des Kunststoffes für ihre Entwürfe zunutze. Kunststoffe wie Polyester ließen sich leicht färben und hatten darüber hinaus ein geringes Gewicht. Ausgehend von der Sitzschale aus Kunststoff bauten sie später den ersten Stuhl aus verschweißten Stahldrähten – den "DKR Wire Chair". In den 1960er-Jahren entwickelten deutsche Designer den Plastikstuhl weiter. 1964 entwarf der deutsche Architekt und Tischler Helmut Bätzner den ersten stapelbaren Stuhl und schrieb damit Designgeschichte. Sein sogenannter "Bofinger-Stuhl" war weltweit der erste Kunststoffstuhl, der aus einem Stück bestand und sich bestens für die Massenproduktion eignete. Ein bestimmtes Druckgussverfahren machte es möglich, dass der Stuhl bereits nach fünf Minuten hergestellt war und so gut wie keiner Nachbehandlung bedurfte. Der Bofinger-Stuhl, der 1966 auf der Kölner Möbelmesse erstmal vorgestellt wurde, diente als Vorbild für zahllose andere Plastikstühle, etwa den "Aurora Plastik-Stuhl", der heute in quasi allen Baumärkten zu finden ist und weltweit am häufigsten verkauft wurde.
Und jetzt? Jetzt haben wir alle unseren eigenen Thron. Nein, mehrere. Man könnt es vielleicht so sagen: Das Sitzen auf Stühlen bringt letztlich das anthropozentrische Weltbild mit seinem gesteigerten menschlichen Selbstwert zum Ausdruck. Nicht mehr irgendein Gott oder irgendwelche Könige, Päpste oder Bischöfe - nein, der sitzende Bürger selbst glaubt in den Prozess ewigen Werdens und Vergehens einzugreifen zu können. Wir, die modernen Menschen als Homo faber heben uns aus dem Umfeld der Natur heraus und sehen unsere eigene Natur im Nichtnatürlichen, in der über alle Natur erhabenen kulturell bedingten humanen Ratio. In diesem Sinne: Nehmen Sie Platz!
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mikrokomisch · 4 years ago
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anekdote
.ich habe zugegebermaßen überlegen müssen, ob man ‘anekdote’ mit einem oder zwei “n” schreibt. und mich dann an meinen letzten job erinnert. deutsch als fremdsprache zu unterrichten. ich glaube nicht, dass ich je nach der orthografie dieses wortes gefragt wurde. aber, wenn ich was mache, dann mag ich schon fest im sattel sitzen. da gibt frau sich keine blöße. obwohl ich schon immer einen mut zur lücke hatte. und hoffentlich auch immer haben werde. dieser schlecht bezahlte job hat nicht nur spaß gemacht. es war retrospektiv mehr als ein brotjob. er hat mir meine liebe zur sprache und zu menschen klar werden lassen. wo waren wir? ich habe eine ewig nicht gesehene alte freundin in leipzig und würde ich an sie schreiben, wäre es durchaus eine “Annekdote”. also durchaus nicht falsch. wie im systemischen ansatz. nichts ist falsch. alles nur wahrnehmung, teil eines systems. mein alter job ist geschichte. vorerst. das neue - training, coaching. systemisch. das system wirkt auf uns und wir auf das system. die antwort liegt schon in uns. meistens. vielleicht sogar immer.
ich bringe artur in die kita und stoppe beim penny auf dem weg. ich muss gleich wieder ins system. zoom. eier. milch. die kassiererin, ich vermute berliner urvieh, sagt: “ ihre hose is übrijens offen. ick meen, ick sag et nur. ick meen, bevoret peinlich wird. ick bin da so. ick saget lieber.” ich ziehe den hosenstall zu und sage: “danke. ich bin froh, wenn mich jemand auf sowas hinweist. find ich gut.” sie scannt milch und eier. flüstert fast. so wie man eben flüstern kann mit nem berliner organ und sagt:” ihren busen sieht man übrijens ooch. aber ick denk mal, dit soll so sein, wa? dit tragense ja so, de jungen dinger.” ich frage mich, ob ich mit 39 eigentlich noch n junges ding bin und grinse. ick liebe sie. solche menschen. supersystemisch. superauthentisch.
man kann sich vorstellen, warum ich sprache liebe. warum ich in der uni probleme hatte texte von 40 seiten auf 1 zu exzerpieren. (meine exzerpte hatten bei 40 am besten 30.) ich habe die anekdote erzählt, die ich erzählen wollte. ihr wisst schon welche.
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mikrokomisch · 4 years ago
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ungeduld - die tugend der verlierer?
ich habe sicher in einem, nein, womöglich in mehreren älteren beiträgen schon mal erwähnt, dass ich nicht gern warte. nicht auf den bus. nicht darauf, dass sich dinge organisch entwickeln. ich denke ans morgen und will es im heute. ich bin ungeduldig. das bin ich wirklich!
wie so oft interessiert mich, was kluge köpfe, oder jene, die ich dafür halte, zum thema ungeduld zu sagen hatten/ haben. ich will ja immer gleich eine kulturgeschichte von allem schreiben. ein kulturgeschichte zum thema ungeduld. gebe ich also in die suchmaschine so etwas ein wie “ungeduld philosophie ideengeschichte kulturwissenschaft” (oder so was in der art) unterkringelt mein browser das präfix “un”in fettem rot. falsch geschrieben. das einzig ‘brauchbare’ was aufploppt ist ein 3-minuten video von einem glatzköpfigen dr. philosophie mit dem titel “ungeduld die tugend der verlierer”. ich kann ihm aber leider ab sekunde 29 nicht mehr zuhören und glaube, dass er seinen doktortitel auf einem züricher flohmarkt gekauft hat.
“geduld philosophie ideengeschichte kulturwissenschaft” muss man schreiben. zum “un-” gibt’s nix. und überhaupt ergibt diese suche keinen sinn. genauso recherchiere ich aber, da ich weder zeit, noch muse, noch intellekt habe, mir primärtexte der großen denker, oder die, die ich dafür halte, selbst zu erschließen und auf etwas spezifisches zu stoßen, dass mich (gerade) interessiert. gern würde ich irre belesen, eloquent, mit einem langzeitgedächtniss so groß wie buenos aires (seltsam, dass mir dieser vergleich gerade spontan kam) durch die welt rennen und so tolle sätze sagen wie “also nietzsche schreibt in ‘menschliches...auf seite 289′, dass” oder “aristoteles hat in xy notiert, dass..”. ich könnte natürlich auch schauen, wie diverse denker das thema ‘geduld’ beschreiben und mir dann im umkehrschluss, dass ‘un’, also die negation des ganzen vorstellen und mir meine eigenen gedanken machen.
ich konsultiere jetzt gar nichts mehr und stoße auf widersprüche. die geduld gilt ja gemeinhin als tugend. ich denke da an die antike philosophie und auch an die kirche. ich kann jetzt auch keine bibel-inhalte mehr aus dem ff abrufen, aber daran dürfte kein zweifel bestehen: geduld = tugend. auf die gegenwärtige zeit bezogen, sieht die sache vielleicht ein wenig anders aus. kapitalismus, ökononomie, fortschrittfortschrittfortschritt - da könnte es durchaus auch einen hype der ungeduld geben. die idee eines positiven mit den hufen scharrens. ich will weiterkommen. schnell, schnell. da ist keine zeit für geduld und langes überlegen. man ist heute “agile”. das unternehmerische selbst kennt keine ausreden, etwas erst am nächsten tag oder in der nächsten woche zu erledigen. ehrgeiz und zielstrebigkeit sind mit schnelligkeit, mit ungeduld verbunden - und das ganz im positiven sinne.
ich selbst betrachte meine eigene ungeduld wahlweise mit milder sympathie - vorallem dann, wenn es sich um eine leidenschaftliche neugier handelt - meistens aber mit argwohn und missfallen. ich würde gern geduldiger sein. und das trotz, oder gerade wegen der gesellschaftlichen nötigung zur hast, der wir heute so oft ausgesetzt sind. heute? oder liegt uns europäern die ungeduld in den genen? man könnte es meinen, wenn man sich diesen auszug aus alexander von humboldts reisetagebuch zu gemüte führt: “„Der lästige, alles erzwingende, durch hundertlei Combinationen bestimmte Wille des Europäers ist der ruhigen, alles vom Zufall erwartenden, Gleichmuth des Tropenbewohners sch[n]urstracks entgegengesetzt. Der Contrast zwischen der Hastigkeit, dem Mühlradwesen der Europäer und der Gleichmuth des Indianers war mir am auffälligsten in Llano de Barcellona bei Caris. Wir hatten nach einer langen Tagesreise, von Sonne und Staub gequält, den Weg verloren. Der Indianer, der als Wegweiser diente, kündigte uns dies selbst an. Er setzte hinzu, wir würden ein 6 Meilen vergeblich gemacht haben und müßten unter freiem Himmel übernachten. Ich ward sehr ungeduldig, that dem Indianer tausend Fragen über den verlorenen Weg, er antwortete kein Wort, sah starr auf einen Baum hin, und als ich angewüthet, zeigte er mir (eben als sei gar nichts vorgefallen) eine fette Iguana, die von Zweig zu Zweig hüpfte. Was liegt dem Indianer daran, ob er hier in der Savanne oder 40 Meilen davon, heute oder in 3 Monaten in seine Hütte schlafe. Er lebt außer Zeit und Raum, und wir Europäer scheinen ihm unerträglich, unruhige, von Dämonen geplagte Wesen.“ (Alexander von Humboldt: Lateinamerika am Vorabend der Unabhängigkeitsrevolution. Eine Anthologie von Impressionen und Urteilen aus seinen Reisetagebüchern zusammengestellt u. erläutert durch Margot Faak. Berlin. 1982. S. 175f.)
warum haben “die anderen” immer die zeit und “wir” nur die uhren? geht wissenschaftlicher und technischer fortschritt wirklich nur hand in hand mit ungeduld? und welchen preis zahlt die gesellschaft und wir als individuen dafür? wenn geduld die basis für ein glückliches leben ist, wie viele meinen, sind wir gehetzten europäer dann auf alle zeit zum unglücklichsein verdammt oder können wir uns ein stück vom glück zurückholen? haben wir überhaupt noch zeit zum geduldigsein? ich meine, die rede davon, dass  alles  machbar  sei,  hat  sich  im grunde im gleichen maße aufgebläht, wie die eile als voraussetzung und bedingung eines erfolgreichen lebens. auch die scheinbare verfügbarkeit auf allen ebenen, die uns nicht selten zu einem wahn sofortiger bedürfnisbefriedigung hinreisst, und die taktung der uns zur verfügung stehenden zeit sind wahre katalysatoren für ungeduld und unruhe. wir sind teil des ganzen und stören uns doch daran. so viele beschäftigen sich mit meditation, yoga, achtsamkeit - wirklich gelassener im alltag scheinen aber nur wenig zu werden. dabei liegt gerade in der achtsamkeit der schlüssel für ein ausgeglicheneres dasein. mal abbremsen, ohne gleich “ne faule sau” zu sein. mal draufschauen aufs leben. auf alles. die vogelperspektive einnehmen. mal einfach nur im hier und jetzt sein. klingt einfach. ist schwer. mir gefällt, was schopenhauer dazu schrieb: “Die Gegenwart allein ist wahr und wirklich: sie ist die real erfüllte Zeit, und ausschließlich in ihr liegt unser Dasein. Daher sollten wir sie stets einer heitern Aufnahme würdigen, folglich jede erträgliche und von unmittelbaren Widerwärtigkeiten oder Schmerzen freie Stunde mit Bewußtsein als solche genießen, d. h. sie nicht trüben durch verdrießliche Gesichter über verfehlte Hoffnungen in der Vergangenheit, oder Besorgnisse für die Zukunft. Denn es ist durchaus töricht, eine gute gegenwärtige Stunde von sich zu stoßen, oder sie sich mutwillig zu verderben, aus Verdruß über das Vergangene, oder Besorgnis wegen des Kommenden. Der Sorge, ja, selbst der Reue, sei ihre bestimmte Zeit gewidmet: danach aber soll man […] diese allein reale Zeit sich so angenehm wie möglich machen.“ (Arthur Schopenhauer , Aphorismen zur Lebensweisheit , Kap. V., B., 5)
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mikrokomisch · 4 years ago
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stimmen
menschen, die mit sich selbst reden, begegneten mir zuerst in der großen stadt. ich weiß noch, wie befremdlich ich das damals fand. nervös bin ich auf dem u-bahn sitz rumgerutscht und habe ihren blick gemieden. mit so etwas war ich in dem brandenburgischen dorf, in dem ich aufwuchs, nie konfrontiert worden.
sie werden immer zahlreicher, diese menschen, die mit sich selbst reden. aber sie haben sich verändert. viele sind jetzt chic gekleidet und labern während des gehens oder des essens. sie joggen sogar dabei und ich habe erst spät gesehen, dass sie diese kleinen, weißen knöpfe im ohr haben. apple kopfhörer-freisprechteile, die bestimmt irre viel geld kosten. die anderen selbstgesprächler tragen oft ein billiges bier und die weißknopfler schauen sie abschätzig an. die bierträger sind irre. sie selbst einfach nur busy. die einen werden expats genannt oder digital nomads oder wasauchimmer. die anderen penner oder alkis. keiner der beiden versteht sich oder die lebensumstände des jeweils anderen. und obgleich sie in der gleichen nachbarschaft leben, scheint sie welten zu trennen. aber beide sprechen liebend gern mit sich selbst. das vereint sie doch irgendwie. ich zucke immernoch zusammen, wenn leute reden ohne ein sichtbares gegenüber; auch wenn ich nach so vielen jahren in der großen stadt daran gewöhnt sein müsste. ich habe einfach eine andere vorstellung von kommunikation. aber warum erschrecken eigentlich? könnte es nicht ein schöner gedanke sein, ab und an in einen dialog mit sich selbst zu treten? und warum im versteckten kämmerlein und nicht draußen mit frischer luft und sonnenschein? vieleicht liege ich komplett daneben und diese leute, die ich für alkis oder expats halte sind gar nichts von beidem. sondern lediglich menschen, die die gepflegte selbstunterhaltung lieben!
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mikrokomisch · 4 years ago
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stimmen
das ist ja so ein klassiker. jeder kennt das. im kopf hört sie sich so schön an. so angenehm. so vertraut. die eigene stimme. und dann hört man sich auf einem video. camcorder-aufnahmen zu weihnachten. 90er jahre. verschwommen. krisselig. oder über ein mikrofon. diese seltsame entfremdung zu sich selbst. so klinge ich also für die welt? und wenn ich für andere so anders klinge als für mich selbst, wie mag ich dann wohl für sie aussehen? wir hören uns im kopf und sehen uns im spiegel. wir können, gefangen in unserem körper, ja auch schlecht die perspektive wechseln. naja, für besonders achtsame, schamanen oder sufis ergibt sich vielleicht mal ne richtig gute draufsicht. in der regel sehen und hören uns andere aber anders, als wir uns selbst. für unser verhalten, unsere gedanken, mag das produktiv sein. aber es bleibt verwirrend. seltsam ist das. als gäbe es 2 versionen des eigenen selbst. das nach innen gerichtete, verkapselte und das nach außen dringende. vermutlich vereinen wir alle noch viel mehr persönlichkeiten. glücklicherweise. aber auf das auditive und visuelle bezogen, meine ich. ich dachte manchmal; schade, dass meine mitmenschen mich nicht so hören wie ich mich. die stimme reproduziert durch technische geräte fremd, fürchterlich quäkig. nervig fast. die in meinem kopf tief, rauchig, beruhigend. selbstredend je nach inhalt des gesagtem.
stimmen. für mich waren und sind sie bis dato DAS entscheidende kriterium, ob ich jemandem zuhören, ihn mögen, lieben kann. es gibt diese stimmen, die einem ein wohliges, angenehmes gefühl bereiten. wärme. gänsehaut. vertrautheit. vielleicht liegt es aber auch an dem zustand, in dem man sich gerade befindet, was der klang einer fremden stimme in einem auslöst. ich erinnere mich da an verkaterte vorlesungs-oder seminarbesuche und da gab es diese dozentInnen, profs, kommilitonInnen, die sprachen über - zweifelsohne bedeutende dinge - , aber ich kam nicht umhin ihnen nur zu lauschen des klangs wegen und mir vollends eingelullt zu wünschen, sie mögen ewig sprechen.
ich habe unlängst eine dokumentation auf einem deutsch-französischen kultursender über jack nicholson geschaut. und ich wusste beim ersten wort: falls es einen gott gibt - danke für die wahl der deutschen stimme aus dem off. martina gedeck. in einem traum möchte ich nochmal kind sein und martina gedeck ist, nicht unbedingt meine mama, aber so etwas wie meine tägliche vorleserin. und falls sie keine zeit dafür hätte, stellte ich auch liebend gern corinna harfouch dafür ein. kein problem. sie könnten auch im wechsel kommen. oder die “bibi” aus dem wiener tatort. ich weiß nicht einmal, wie sie wirklich heißt. egal, sie soll mir bitte einfach nur vorlesen. all das, was ich mir schlecht merken kann. den einkaufszettel. börsenkurse. die nachrichten des tages. märchen. geschichten. alles. bis ich eingeschlafen bin.
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mikrokomisch · 4 years ago
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dead but alive
eine rampensau war er. ein hans dampf in allen gassen. ein lebenskünstler. ein punk. ein typ, von dem man denkt “der muss doch als kind in einen trank gefallen sein”. gabi delgado lopez. spanier. ruhrpottler. londoner. weltbürger. wahlberliner. und dann tod in portugal. im märz 2020. herzinfarkt. angeblich überraschend.
1978 gründet delgado mit robert görl in wuppertal daf - die deutsch amerikanische freundschaft - und weiß damals noch nicht, dass sie wohl eines der eingenwilligsten und langlebigsten produkte des deutschen new wave in die welt gesetzt haben. daf haben musikgeschichte geschrieben und werden heute, neben “kraftwerk”, den “neubauten” und den krautrockern “can” als pioniere elektronischer musik auch über deutschlands grenzen hinaus gehandelt. nachdem daf sich einen namen in der szene gemacht hatte, erreichte die band mit dem 1980 erschienen album “die kleinen und die bösen” den internationalen durchbruch. der stil von daf - die reduktion der verwendeten und teilweise dilletantisch gespielten instrumente, die ungewöhnlichen synthieklänge, der monotone sprechgesang und die provokativen, teilweise dadaistischen und brachial-politischen texte beeinflussten andere bands und künstler der neuen deutschen welle nachhaltig. als delgado 1986 nach westberlin zog, arbeitet er als dj und zählte zu den techno-aktivisten der ersten stunde. mit dem damals noch blutjungen westbam veranstaltete delgado die ersten house partys deuschlands und gründete gleich mehrere techno und house labels. welche stimmung damals in westberlin herrschte kann man unter anderem in dem 2015 erschienen essayfilm “b-movie: lust and sound in westberlin” oder jochen hicks “mein wunderbares west-berlin” von 2017 nachvsehen. nachlesen kann man sie in wolfgang müllers “subkultur westberlin”, dem katalog zur ausstellung “geniale dilletanten” (die mir unvergessen bleibt) oder in dem unlängst erschienen roman “aufprall” von bude, munk und wieland. allesamt sind unbedingt zu empfehlen. gabi delgado gehörte in jenen jahren zur festen größe des vom rest der brd abgeschnittenenn, irgendwie vergessenen tummelplatzes für jede art von kreativen, punks und freaks. nach der wende starte er mit dem mittlerweile zur ersten riege deutscher schauspieler gehörenden wotan wilke möhring das bandprojekt daf/ dos, deren titel so illustre namen tragen wie “ich glaub, ich fick dich später“ oder “oversexed discotheque”. 2003 schlossen sich delgado und görl nochmals zusammen, nachdem sie ab der mitte der 80er getrennte wege gegangen waren und spielten 2018 als support von depeche mode vor über 20000 leuten. 8 alben mit daf, 3 mit daf/dos, 3 soloalben und einige beiträge auf compilations hat uns gabi delgado hinterlassen. mehr als genug material, also um noch ne weile in erinnerung zu bleiben!
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mikrokomisch · 4 years ago
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mikrokomisch · 4 years ago
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mikrokomisch · 4 years ago
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im februar 2020 starb david roback. 61-jährig. woran scheint nicht ganz klar. in jedem fall war roback ein echter tausendsassa, spielte mehrere instrumente, produzierte und gründete einige stilprägende bands, unter denen “mazzy star” die wohl wichtigste ist. “mazzy star” wird genretechnisch gern mit slowdive, jesus & mary chain, galaxie 500 oder dream syndicate verglichen und meist mit alternativerockindiedreampopshoegaze gelabelt. wie dem auch sei. in erster linie machte die band eines: verdammt gute musik. “fade into you” kam 1994 raus, aber es sollte locker noch 10 jahre dauern, bis ich den track das erste mal zu ohren bekam und mich schnurtracks in den melancholisch-sphärischen groove verliebte. “fade into you” war der größte und irgendwie auch einzige “mazzy star” - song, der kommerziell wirklich erfolgreich war. auch die anderen bandprojekte von roback landeten nie wirklich im mainstream, galten aber in der “szene” - insbesondere innerhalb des kalifornischen paisley-undergrounds der 80er -  als größen.
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mikrokomisch · 4 years ago
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mikrokomisch · 4 years ago
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dead but alive
ein paar jahre habe ich meine mehr oder weniger wichtigen termine in einen kalender eingetragen, auf dessen erscheinen ich mich immer ganz besonders freute; das “kalendarium toter musiker”. ich mochte das schicke, schwarze kleine teil, weil es mir bis dato unbekannte geschichten und töne näherbrachte. und ich liebte die statistiken - so und soviel musiker starben an einer überdosis, so und soviel an einem herzinfarkt, so und soviel an krebs. letzteres war in der tat der häufigste grund für (frühzeitiges) ableben. und wenn ich mich recht erinnere gab es auch ne menge flugzeugabstürze. kein scherz. im moment fällt mir allerdings nur aaliyah ein und ich würde lügen zu behaupten, sie für eine stilprägende musikikone zu halten. allerdings fand auch ich “try again” cool und hab versucht so sexy zu tanzen - ohne dabei über meine 3 nummern zu großen fubu-pants zu stolpern und auf die fresse zu fliegen.
unabhängig davon, dass die jungs und mädels von “the beat goes on” weiterhin auf twitter und facebook über interessante musikalische tote berichten, will ich mich auf eigene faust musikern widmen, die ich mag und die es nicht mehr ins kalendarium, und auch nicht in die gegenwart geschafft haben.
die erste tote - und das hat mich wirklich überrascht - ist kim shattuck. 
ich hatte den kalten frühlingsabend (baby)frei und nutze ihn - wie so oft - um in nostalgischer stimmung in die vergangenheit abzudriften. das beinhaltet in meinem fall vorallem das hören von bands und songs, die ich ewigkeiten nicht gehört habe und mit denen ich aus der zukunft betrachtet romantisierte und völlig überhöhte situationen wie den ersten kuss verbinde, der in wahrheit sicherlich absolut ekelhaft und unerträglich nass war. einer dieser songs ist “prettier than me” von the muffs. nun war ich für den ersten kuss schon zu alt, als ich zum ersten mal mit dem song in kontakt kam, aber die art wie er klingt und wie kim shattuck da singt, war das ausschlaggebende argument um bei ebay nach billigen e-gitarren zu suchen, um ihn spielen zu können. das tat ich dann auch. und es funktionierte auch. an diesem wintertag 2021 hatte ich meine e-gitarre einige jahre nicht mehr wirklich angefasst und musste ein youtube-tutorial glotzen und meine grifftabelle rauskramen, damit die sache wieder halbwegs lief. es ging. ich kam wieder rein. meine nachbarn dagegen raus. aus dem vormitternachtlichen schlaf.
ich hörte den ganzen abend “the muffs” und las dann zufällig, dass kim shattuck, die auch bei den “pandoras” und den “pixies” spielte, 2019 an ALS, einer erkrankung des nervensystems, starb. traurig, denn damit verlor die welt eine supersympathische, talentierte und leider eine, der immer noch zu wenigen frauen der (punk)rock-welt. das album, auf dem “prettier than me” 1999 erschien heißt tragischerweise auch noch “alert today, alive tomorrow”. nun. vielleicht in einer anderen welt. zu einer anderen zeit.
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mikrokomisch · 4 years ago
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mikrokomisch · 4 years ago
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das heilige und die gewalt – ein kurzer ausflug in die gedankenwelt rené girards
man stoplert ja über viele dinge, viele informationen, randnotizen, namen. die meisten vergisst man in weniger als ein paar sekunden und andere bleiben hängen. in diesem fall ein name. der von rené girard. ich weiß nicht mehr in welchem kontext er mir begegnete, aber irgendetwas muss wohl interessant gewesen sein.
girard war ein französischer literaturwissenschaftler, historiker, kulturanthropologe und religionsphilosoph, der den großteil seines lebens in den usa, zuletzt in stanford, lehrte. im laufe meines ethnologiestudiums ist er mir nie untergekommen. dafür jetzt. glücklicherweise.
rené girard hat sich mit wirklich vielem beschäftigt. und trotzdem läuft ein großteil seiner forschung in einem zentralen punkt zusammen; der frage, was gewalt ist. woher sie kommt. wie sie sich konstituiert. das spannende ist, dass girard, um diesen fragen nachzugehen, alle möglichen quellen konsultierte. von der bibel und anderen religiösen schriften bis hin zu überlieferten mythen. von der literatur der antiken, griechischen dramatiker wie euripides oder sophokles, über homer, bis zur philosophie platons und aristoteles. von der literatur cervantes, shakespeares, prousts und dostojewskis bis zur ethnologischen forschung von frazer, lévy-brul, evans-prichard und lévi-strauss.
all diese quellen dienten girard zur entwicklung seiner mimetischen theorie bzw. zur idee des zusammenhangs zwischen mimetischem begehren und gewalt. ich habe mich im ersten moment gefragt: was meint „mimetisches begehren“? aber dies wird schnell klar. teilweise so schnell, dass man großkotzig sagen mag: „och, das ist doch jetzt wirklich kalter kaffee!“ und es stimmt auch. vieles an girards thesen scheint „völlig klar“ und schon oft gehört. die unendliche bandbreite seiner untersuchungen ist das faszinierende. ihre plausibilität. und ihre aktualität. sie treffen vermutlich für das 3. jh. v.chr. genauso so zu wie 2021. und werden es wohl auch 2200 noch. wenn unser planet dann noch existiert. warum diese zeitlosigkeit? weil es gewalt gibt, seitdem es den mesnchen gibt. oder genauer: seitdem menschen zusammenleben. wer würde das bestreiten? eben. die große philosophische frage, ob der mensch per se gut oder schlecht ist, müsste dazu noch nicht einmal aufgeworfen werden.
was sagt also girard?
er sagt zuerst, dass alle gewalt mimetischer natur ist; sie beruht auf nachahmendem begehren und nachahmender rivalität. dh. das spezifisch menschliche begehren ist nicht objektorientiert, wie sigmund freud vorausgesetzt hatte, sondern dynamisch und offen. es entwirft sich konkret am begehren anderer. salopp gesagt, wir wollen, was die anderen wollen. keine frage, am anfang des menschlichen zusammenlebens steht das wort: „ich auch!“. das sagt schon ein eineinhalbjähriges kind. und es geht dabei keineswegs nur um grundbedürfnisse wie nahrung oder materielle gegenstände, die als wertvoll erscheinen, sondern um die position innerhalb einer gruppe, die liebe der eltern, um menschenwürde, um anerkanntsein. begehren oder begierde muss vom reinen verfolgen menschlicher grundbedürfnisse insofern getrennt werden, da sie erst aus der beobachtung der mitmenschen und dem vergleichen mit ihnen entstehen. das meint der begriff mimesis. das gewaltpotenzial mimetischen begehrens liegt nun darin, dass es sich auf objekte richtet, die vom begehren anderer „besetzt“ sind. und genau daraus erwachsen konflikte und konkurrenz. gewalt als menschheitsverhängnis ist – völlig klar - immer ein beziehungsgeschehen. leicht entsteht dabei eine unkontrollierbare dynamik, die eine gesamte gruppe, gesellschaft oder nation ergreifen kann. gewalt kann mit einer sich schnell verbreitenden krankheit, einem virus verglichen werden, denn auch sie entsteht mimetisch, wird also selbst nachgeahmt. denken wir nur an wettrüsten, kriegsvorbereitung, kriegsführung, wechselseitige wirtschaftliche sanktionen. das interessante und zugleich absurde ist,  dass das begehrte objekt als solches dabei immer unwichtiger wird. unverbesserliche, aber auch weniger sture köpfe dürften das aus ihrem leben kennen; da liegt man jahrelang mit jemandem wegen etwas im clinch und weiß gar nicht mehr so recht, worum es eigentlich ging. der streit wurde wichtiger, als das objekt der begierde. girard schreibt dazu: „Je erbitterter die Rivalitäten werden, umso stärker neigen die Rivalen dazu, die Objekte, also die eigentliche Ursache für die Gewalt, zu vergessen, und umso stärker sind sie voneinander fasziniert... die Rivalität... wird reine Prestigerivalität. Jeder Rivale wird für den anderen das verehrungswürdige und hassenswerte Modell-Hindernis, derjenige, den es niederzustrecken und sich einzuverleiben gilt.“ gewalt wird so zu einem spiegelbildlichen prozess, in dessen verlauf die konfliktparteien einander immer ähnlicher werden.  (girard nennt kontrahänten daher „doppelgänger“.)
wie gesagt, niemand wird bestreiten, dass die geschichte der menschheit eine geschichte der gewalt ist. und damit eben auch eine geschichte mimetischer konflikte. früher war nicht alles besser! den unverfälschten menschen, das naturwesen, den edlen wilden, den rousseau so gern heraufbeschwörte, gab es nicht! die gegenwärtige mediale verbreitung von verbrechen verschiedenster art lässt uns vielleicht glauben, dass da draußen nur brutale irre rumlaufen. statistisch gesehen ist die zahl von gewaltakten im laufe der zeit immer stärker zurückgegangen. daraus lässt sich natürlich nicht unbedingt eine fortschrittstheorie ableiten und schon gar nicht, dass der mensch an sich immer ‚besser‘ wird.  der rückgang von gewalt ist eher in verbindung mit der entwicklung moderner demokratien und ihren (u.a. juristischen) institutionen, wie mit einer größeren gewalt-sensibilität innerhalb der modernen bevölkerung zu sehen.
neben der betonung auf die verbindung von nachahmung und gewalt erscheint mir folgender, anderer punkt bei girard bemerkenswert: wenn wir davon ausgehen, dass ich den „anderen“ brauche um meine eigene identität zu formulieren, könnte man annehmen, dass das größte konfliktpotential zwischen zwei fremden bzw. heterogenen gruppen herrscht. genau dem widerspricht girard jedoch und stellt fest, dass (mimetische) gewalt zunimmt, je näher sich menschen sind – und zwar nicht nur räumlich, sondern im sinne von ähnlich oder gar gleich. die rede, dass sich durch die ankunft von geflüchteten bzw. einer allgemeinen „überfremdung“ die gewalt in unserem land verschärfe - dass sie also von außen hineingetragen werde – wäre damit widerlegt. denn das gegenteil ist der fall: je homogener eine gruppe oder gesellschaft ist, desto kompetitiver gehen die mitglieder miteinander um. allein aufgrund ihrer nähe, so girard, sind sie quasi zur rivalität verurteilt; sie streiten um das gleiche erbe, die gleichen statussymbole, die gleiche arbeit, die gleiche frau etc. nicht distanz –  wie etwa in einer hierarchisch gegliederten ständegesellschaft -, sondern egalität fördert vergleichen, konkurrieren und damit konflikt. soweit, so plausibel, finde ich.
girard, der auch die bibel einem intensiven studium unterzog, sieht den ausgangspunkt der gewaltspirale also in einem konflikt zwischen „brüdern“. kain und abel als urgestalten der gewalt. die feststellung, dass nicht die anonymität, sondern die nähe zu den ärgsten untaten führt, erklärt freud durch den „narzissmus der kleinen differenz“. auch in diesem fall braucht man indes den feind, um zu wissen, wer man selber ist. abgrenzung, ausgrenzung, hass und gewalt sind und waren schon immer verbunden mit der suche nach der eigenen identität –individuell und kollektiv. daher ist die these vom kampf der kulturen letztlich eine gefährliche ablenkung vom eigentlichen problem; denn kämpfe zwischen kulturen hat es in der menschheitsgeschichte selten gegeben. in der regel sind konflikte dort an der tagesordnung, wo es viele gemeinsamkeiten gibt.
ein zweite, zentrale these in girards texten zur gewalt ist die festellung, dass konflikte durch die schaffung von sündenböcken und opfermechanismen gelöst werden. dh. von anfang an ist die eindämmung von gewalt verbunden mit der projektion der konfliktursache auf einen sündenbock, also ein stellvertretendes opfer. daraus, so girard, ist die grundform aller religionen erwachsen. im „sündenbockmechanismus“, in dem die widerstreitenden begehren der vielen umschlagen in ein gleichfalls mimetisches „alle gegen einen“, also der ausstoßung bzw. tötung eines zufälligen opfers sieht girard das gründungsereignis, dem alle kulturellen institutionen und strukturen entstammen. eine besondere rolle kommt dabei dem kultischen opfer zu, das die krise des mimetischen begehrens und deren ��lösung“ im sündenbockmechanismus inszeniert und eine sozial befriedende wirkung schafft. der sündenbock, also das opfer, schützt die ganze gemeinschaft vor ihrer eigenen gewalt. interessanterweise funktioniert dieser prozess gerade unter der bedingung, dass das opfer unschuldig ist. die zweite bedingung ist, dass das gewählte opfer am rand der gesellschaft oder der gruppe steht bzw. einer minorität angehört. opfer oder sündenböcke müssen außenseiter sein, denn nur so ersetzt oder vertritt das opfer keinen bestimmten akteur des konfliktes, sondern alle beteiligten. während der sündenbock isoliert, wird die anklagende gruppe zusammengeschweißt. nun kann man sich leicht vorstellen, dass die versöhnende wirkung eines lynchmordes irgendwann verpufft und durch eine rituelle wiederholung erneuert werden muss. in genau jenem (unbewussten) prozess sieht girard den ursprung archaischer religionen und letztlich den kern jeder religiösen kulturpraxis. da das opfer zwischen den einst mimetisch rivalisierenden schlagartig eine für sie ebenfalls mimetische einigkeit schafft, werden ihm von der gemeinschaft der ausstoßenden retrospektiv sowohl monströse (als ursache des konflikts), als auch wohltätige züge (als überwindung der krise) zugesprochen, so girard. genau das erkläre das seltsam zwiespältige verhältnis ‚primitiver‘ kulturen ihren kultischen opfern gegenüber - die zugleich objekte der verehrung und der abscheu waren - und den ambivalenten charakter archaischer heiliger. nach girard sind die gleichsam gewalttätigen und segensspendenden archaischen götter nämlich nichts anderes als die später vergöttlichten sündenböcke.
führt die feststellung, dass gewalt ein wesentlicher teil der menschheitsgeschichte ist also folglich zu dem schluss, dass sie nie überwunden werden kann? nicht direkt. allerdings müssten nach meinung girards alle archaischen oder natürlichen religionsmechanismen überwunden werden. dies ist jedoch kein plädoyer für atheismus. nein, nein, nein  – ganz im gegenteil, denn girard wendete sich im laufe seiner forschung immer stärker dem christentum zu und postulierte, dass eine abkehr vom mimetischen begehren wie dem opfermechanismus nur gelingen könne, wenn wir menschen lernten, die gebote von jesu bergpredigt praktisch zu leben. oh. wie girard sich das konkret vorstellt, dass nur die biblische botschaft vom reich gottes die welt vor der apokalypse bewahren kann, weiß ich nicht. in der akademischen welt machte ihn dieses eintreten für den intellektuellen mehrwert der jüdisch-christlichen tradition freilich eher zum außenseiter.
ich kann mit girards heilsidee auf den ersten blick auch nicht viel anfangen. die tiefe seiner ausführungen halte ich aber für anerkennens- und lesenswert. was ich wirklich kritikwürdig finde, zumindest in das “heilige und die gewalt”, ist die tatsache, dass girard völlig unterschlägt, das gewalt vor allem männlich ist. denn wenn gewalt aus konkurrenz erwächst und es bei dieser konkurrenz zumeist um anerkennung oder ehre geht, dann kann nicht unerwähnt bleiben, dass dies in hohem maße männerthemen sind. das männliche ego scheint im geschlechtervergleich definitv der „schnellere brüter“ für gewalt. studien zeigen, dass gesellschaften mit einem männerüberschuss überdurchschnittlich gewaltsam sind. am drastischsten dort, wo es sehr viele und ein übermaß an jungen männern gibt. länder, in denen der männerüberschuss, bewusst herbeigeführt wurde, und z.t. noch wird (man denke an die tötung weiblicher säuglinge in china oder indien oder an traditionelle frauenmorde in afghanistan oder pakistan), weisen nicht nur eine besonders hohe zahl von sexuellen verbrechen, sondern von gewalt im allgemeinen auf. dies zu unterschlagen scheint mir schwach, denn auch das dürfte auf die vergangenheit ebenso zugetroffen haben, wie auf die gegenwart.
lesen hier: rené girard. das heilige und die gewalt. patmos. 2012. übersetzt von elisabeth mainberger-ruh.
rezension über ‘das ende der gewalt’ hier: https://www.hsozkult.de/publicationreview/id/reb-13617
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