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Die Arbeiterschaft im oberschlesischen Industrierevier rekrutierte sich in der Hochphase der Industrialisierung aus der Landbevölkerung: aus oberschlesisch sprechenden Schlesiern, Deutschen aus Niederschlesien und den benachbarten sudetendeutschen Gebieten, zahlreichen polnischsprachigen Migranten der Provinz Posen und dem angrenzenden russischen „Kongresspolen“.
Büro Kopernikus - deutschpolnische Kulturprojekte
Ob sich Albines Eltern, die Jaglas, mehr als Polen, oder mehr als Deutsche oder einfach als Oberschlesier fühlten, das weiß ich nicht. Es scheint auf jeden Fall die Regel gewesen zu sein, dass man zweisprachig, deutsch und polnisch, aufwächst. Und die Oma Albine konnte neben Deutsch ganz selbstverständlich auch Polnisch, sagt meine Mama.
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(via Oberschlesien – Wikipedia)
Hier ist Oberschlesien genauer dargestellt. In dem orangenen und hellgrünen Teil gab es eine Volksabstimmung, ob man bei Deutschland bleiben oder zu Polen gehören wollte. Die ging zwar 60 zu 40 für einen Verbleib bei Deutschland aus, letztendlich aber, aus der Wikipedia:
“Mit Wirkung zum 20. Juli 1922 kam der kleinere (29 Prozent), aber dichter besiedelte Teil Oberschlesiens, „Ostoberschlesien“ genannt und mit ihm der Großteil des oberschlesischen Industriegebiets mit der Hälfte aller Hüttenwerke, einem Großteil der Kohle- und Eisenerzvorkommen und den wirtschaftlich bedeutenden Bergbauregionen, an Polen. In diesem Teil bestand insgesamt eine 60-Prozent-Mehrheit für Polen. Die Städte und Industrieorte Königshütte (Królewska Huta), Kattowitz (Katowice), Myslowitz (Mysłowice), Schwientochlowitz (Świętochłowice), Laurahütte (Huta Laura), Siemianowitz (Siemianowice Śląskie), Bismarckhütte (Hajduki Wielkie), Lipine (Lipiny), Friedenshütte (Nowy Bytom) und Ruda wurden damit polnisch. Bilder der Grenzziehungen unter Tage und durch Industriekomplexe oder Siedlungen wurden zum Symbol der von deutscher Seite zumeist als ungerecht betrachteten Teilung, die von der deutschen Regierung nie anerkannt wurde.” 
Der Ort, wo die Albine geboren wurde, war etwas südwestlich von Kattowitz im Kreis Pleß am Rand des oberschlesischen Industriereviers. Es war ähnlich bedeutend wie das Ruhrgebiet bei uns.
Der Nikodem Caro z.B. hat nicht nur in Trostberg die “Bayerischen Stickstoffwerke” gegründet, sondern in Piesteritz die “Mitteldeutschen Stickstoffwerke” und in Königshütte (Chorzow)  bei Kattowitz die “Oberschlesischen Stickstoffwerke”. Die waren dann 1922 auch futsch, da wurden noch Jahre lang Prozesse zwischen Deutschland und Polen wegen Entschädigung usw. geführt.
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(via German territorial losses 1919 and 1945 - Datei:German territorial losses 1919 and 1945.svg – Wikipedia)
Die Albine war aber nicht aus Breslau, sondern aus Oberschlesien, das war der äußerste Zipfel des deutschen Reiches rechts hinten unten, siehe oben auf der Karte. Dort wurde sie 1905, noch zu Kaisers Zeiten, in dem Ort Oberlazisk, im Kreis Pleß geboren. Der Ort liegt unweit von Kattowitz im Südwesten.  Oberschlesien fiel 1922, vier Jahre nach Ende des 1. Welkriegs, an Polen. Da war die Albine 17 Jahre alt.
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Und nochmal ein Blick nach heute. Englerstr. 17 oben nochmal markiert. Die Struktur der Stadt ist so ganz anders jetzt, wenn man es mit den geschlossenen, kompakten Straßenzügen von früher vergleicht.
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(via Przedmieście Świdnickie - zdjęcia lotnicze, Wrocław - zdjęcia)
Und so das Bild kurz nach dem Krieg. Im Prinzip ist alles noch da, aber die meisten Häuser bestehen nur noch aus den Mauern, also keine Dächer mehr, keine Stockwerksdecken, innen hohl, zerstört, ausgebrannt. Ich habe im Bild vermerkt, wo die Englerstraße 17 ist, da kann man jetzt quasi von oben reinschauen. Wenn man den Link unter dem Foto öffnet, sieht man das alles sehr gut. Da kann man sich sogar noch reinzoomen. Vereinzelt sind Häuser, die ihr Dach noch haben, die stehen dann bis heute, z.B. das Eckhaus vorne zur Gräbschener Straße.
Und wie kams? Bis Anfang 1945 hatte Breslau kaum Kriegszerstörungen. Dann  aber sollte es als “Festungsstadt” bis zum bitteren Ende gegen die Russen verteidigt werden. Und vom 15. Februar 1945 bis zur Kapitulation der Stadt am 6. Mai, also in zweieinhalb Monaten wurde das alles angerichtet. Völllig sinnlos, tragisch, schrecklich. Ein kleiner Überblick in der Wikepedia: Schlacht um Breslau.
Die Oma Albine war sogar nochmal kurz in Breslau, als alles vorbei war, und im vierten Stock hing noch ihr Fahrrad an der Wand, an diese Erzählung kann sich meine Mama noch erinnern.
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(über Gajowice - zdjęcia lotnicze, Wrocław - zdjęcia )
Vor dem Krieg hat das mal so ausgesehen. Zur Orientierung oben im Bild wieder die Elisabethkirche. Alle Häuser an die Straße gebaut, und bilden so einen klaren Straßenraum. Blockrandbebauung nennt man das, glaube ich. Schön, kompakt. 
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(Google Maps)
Der Pfeil zeigt ca. wo das Foto gemacht wurde, vor dem verbliebenen Altbauhaus. Links die Elisabethkirche mit dem Krankenhaus. Die jetzigen Wohnblöcke in der Ul. Zdrowa sind auch etwas zurückgesetzt in die grüne Wiese gebaut, und bilden jetzt nicht mehr so einen klaren Straßenraum wie früher. Das ist so ein Erbe der Moderne, dass man die Bauten so aufgelockert in die grüne Wiese setzt. Wie in Traunreut in Nordost. Wie überall seit den 50er Jahren.  
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Blick von der Gräbschener Straße (Grabiszyńska) in die Englerstraße (Zdrowa) heute. Die ganze herrliche, prächtige Straße ist einfach nicht mehr da. Aber da rechts vor dem Haus wurde das Foto gemacht!
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Ich habe dann mit meiner Mama nach Fotos gesucht, die irgendwo in der Lewald/Englerstraße aufgenommen wurden, und es war wirklich nur ein einziges, das in Frage kam. Und bei dem war ich mir dann ziemlich sicher, dass es vor dem ersten Haus rechts aufgenommen wurde. Aufgenommen hat es wohl die Oma Albine, als sie ihren Mann Bernhard mit der kleinen Uschi und einem Bekannten zum Bahnhof brachte. In Uniform, der musste da nach einem Heimaturlaub wohl wieder in den Krieg.
Und, stell dir vor, dieses Eckhaus gibt es noch heute. Das hat den Krieg überstanden. Wie schön. Nur andersrum ist es dann unendlich traurig, weil sämtliche anderen Häuser auf dem Bild oben nicht mehr da sind. Die gesamte Straße ist, bis auf das Eckhaus zur Gräbschenerstraße rechts, quasi nicht mehr vorhanden. Alle weg. Alle kaputtgebombt und geschossen und die Ruinen abgerissen.
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(via ul. Zdrowa, Wrocław - zdjęcia)
Und wenn der Bernhard Krick dann auf dem Weg nach Hause von der Gräbschener Straße in die Lewaldstraße/Englerstraße einbog, dann sah er das. Ganz hohe, stattliche, klassizistische Häuserblocks.  Eigentlich wie in Graz, wo ihr gewohnt habt. Gewohnt haben sie auf der rechten Seite, etwas weiter hinten. Da kam erst noch eine Querstraße, die Theresenstraße, das nächste Eckhaus war die Nr. 15, und in 17 wohnten sie. Ganz oben im vierten Stock. Und zwar Wohnung an Wohnung mit den Klepkes (aus Traunreut). Das kann man gut aus den alten Adressbüchern herauslesen, die man online einsehen kann. Meine Mama kann sich an nicht viel in dieser Straße erinnern, außer dass es einmal eine Riesenaufregung gab, weil sie als kleines Kind beim Spielen auf das Fensterbrett stieg, die Leute auf der Straße hatten schon Angst, dass sie herunterfällt. Ach, und sie wohnten nach vorne zur Straße raus, das weiß sie auch noch sicher.  
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Zur Übersicht ein Stadtplanausschnitt, den gesamten siehe hier. Eher links wieder die St. Elisabethkirche. Die liegt an der Gräbschenerstraße, einer sehr langen und großen Einfallsstraße von der Peripherie (von links) zur Innenstadt Breslaus (rechts oben). Die Gleise, die man auch schön im ersten Post mit dem Luftbild sieht, führen rechts Richtung Hauptbahnhof. Die Englerstraße ist gleich die Lewaldstraße, die wurde 1938 nur umbenannt, und heute heißt sie Ul. Zdrowa. Also, wenn mein Opa Bernhard, Albines Ehemann, von der Arbeit heim ist, musste er nur links stadteinwärts gehen, die Gleise überqueren (d.h. die Gleise führten über eine Brücke über die Straße, also die Gleise unterqueren) und dann in die zweite Straße links einbiegen, dann war er schon fast daheim.
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(via Kościół św. Elżbiety Węgierskiej, ul. Grabiszyńska, Wrocław - zdjęcia)
Liebe Lena, ich habe schon meine Häuschen dokumentiert, jetzt fiel mir noch ein, so etwas Ähnliches mit meiner Oma Albine, also Uschis und Romys Mama, also eine deiner Urgroßmütter väterlicherseits, zu machen. Bei Romy und Harald hatte ich noch einige Unterlagen gefunden, und aus denen, und aus dem, was meine Mama noch weiß, und durch Googeln kann man sich doch das eine oder andere zusammenreimen. Und bevor ich es wieder vergesse, könnte ich es auch hier aufschreiben, so die Idee.
Es geht jetzt nicht streng der Reihe nach, sondern einfach irgendwie. Das Foto hat mir sehr gefallen, und es zeigt in aller Übersichtlichkeit und Pracht das Krankenhaus in Breslau, in dem am 3.6.1938 die Uschi und am 13.2.1940 die Romy geboren wurde. Und in der Kirche dort, der kath. Pfarrkirche St. Elisabeth, wurden sie auch getauft. Und gewohnt haben sie auch gleich um die Ecke, in der Englerstr. 17. Ganz oben die Häuserreihe am Bildrand, gleich dahinter war die Englerstraße, und dann auf der anderen Straßenseite, da haben sie gewohnt. Ist leider knapp nicht drauf auf diesem Bild.
Und in dem Krankenhaus war Albines Mann, der Bernhard Krick, von 1932 - 1939 Krankenpfleger.
Die Elisabethinnen waren übrigens eine alte Ordensgemeinschaft, die auch in früheren Jahrhunderten in Graz ein Krankenhaus gründeten, das Krankenhaus der Elisabethinen Graz. Und 1896 das in Breslau. 
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