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Dekan Sütterlin über Martin Vogt
Quelle: Heimatkunde Sütterlin 1907/10
Der älteste bekannte Schulmeister in hier ist der bereits oben genannte Karl August Birrbaum, = 16. Juni 1691; woher derselbe stammte, ist unbekannt. Auf ihn folgte Karl Sidler, wahrscheinlich ein Zuger, = 30. August 1695. Dann kamen Beat Anton Michael Stutz (woher, ist ebenfalls unbekannt), = 1729, Kaspar Malzach von ?, = 17. Februar 1732, Johann Halbeisen von ?, gestorben ?, Hieronymus Stürchler von hier oder der Stammvater der hiesigen Bürger dieses Namens, = 1786. Diesem folgte vermutlich der oben schon genannte Peter Joseph Hodel von Rheinfelden, derselbe, welcher während der französischen Schreckensherrschaft den Gottesdienst, soweit derselbe einem Laien möglich ist, besorgte, die Kinder in der Religion unterrichtete und die Taufen aufzeichnete. Wegen seiner Verdienste um die Gemeinde wurde seine Witwe 1819 gegen eine bescheidene Einkaufsgebühr ins hiesige Bürgerrecht aufgenommen (vergl. Akta der birseck. Verwaltungskommission) mitsamt seinen Nachkommen, die jedoch längst ausgestorben sind.
Sein Nachfolger war der auch in weiten Kreisen bekannte Martin Vogt, der Ahnherr der hiesigen Bürger Vogt. Er versah den Schul- und Orgeldienst in hier von 1812 bis 1823 (vergl. Amtsgelübde desselben, Nachtrag). Vogt war ein origineller Mann. Die „Katholischen Schweizerblätter“ nennen ihn einen berühmten Musiker. Er verdient es darum, dass wir etwas Mehreres über ihn berichten; wir erhalten damit zugleich ein Sittenbild jener Zeit. Wir folgen dabei seinen eigenen Mitteilungen in seiner Selbstbiographie, welche er einige Zeit vor seinem Tode verfasst hat und die im „Basler Jahrbuch“ von 1884 veröffentlicht worden ist. Nach dieser Selbstbiographie stammte Vogt aus Kullmain, Landgerichtsstadt Kemnath, in der obern Pfalz, welche damals zu Böhmen gehörte und ward geboren den 3. April 1781. Er entstammte einer musikalischen Familie, und zwar von väterlicher wie von mütterlicher Seite. Sein Vater, Ambrosius Vogt, war, nebst Gutsverwalter, noch Schullehrer und Organist und „spielte alle Instrumente“. Ein Bruder desselben war Benediktiner im Kloster Weissenbach bei Nürnberg und ebenfalls ausgezeichneter Musiker. Ein jüngerer Bruder diente als Weltgeistlicher und Musikdirektor im Jesuitenseminar zu Amberg und war berühmt nicht nur als Musiker, sondern auch als Komponist. Die Mutter Vogts, eine geborene Zach, Bierbrauerstocher aus Fichtelberg, war eine Anverwandte des berühmten Domkapellmeisters Zach in Mainz. Kein Wunder darum, wenn der junge Vogt schon als 6-8jähriger Knabe eine „Duschfanfare“ blies und bei der Primiz (ersten heil. Messe) seines Onkels das Benedictus cantu solo, d. h. allein vortrug, bald aber auch, was man ihm vorlegte, vom Blatte weg sang und Messen mit Orchester auf der Orgel begleitete.
Mit 10 Jahren fing Vogt an, bei dem Kaplan des Ortes Latein zu lernen. Wegen Ausnehmen eines Vogelnestes sah er sich jedoch bald darauf, um den Streichen seines Vaters, „an denen er keinen Mangel hatte“, zu entgehen, gedrungen, das väterliche Haus zu verlassen und kam zunächst zu einem in Amberg studierenden Bruder seiner Mutter. Da jedoch dieser sein Onkel ein sogenannter Bettelstudent war, konnte er nicht bei ihm bleiben. Deswegen begab er sich von da, nachdem sein Vater sich wieder mit ihm ausgesöhnt und seine Einwilligung dazu gegeben hatte, nach Cham (in der Oberpfalz), wo ein anderer Bruder seiner Mutter sich befand. Hier fing er bereits an, Aufsehen zu erregen, sodass man ihm in allen umliegenden Klöstern zum Singen beim Gottesdienste verlangte, wobei, nebenbei bemerkt, auch Arien, die sonst nur bei Konzerten gehört werden, vorgetragen wurden. Nach einem halbjährigen Aufenthalt in Cham verbrachte ihn sein Vater in das Kloster Michelfelden in Franken unweit Nürnberg, um da als Chorknabe zu dienen, wo er wegen seines Rufes ohne die übliche Prüfung aufgenommen wurde und wo er neben der Musik auch in der lateinischen Sprache Unterricht erhielt.
Im Frühjahr 1794 verliess er Michelfelden, wo er „keinen Mangel an Essen und Trinken, aber auch nicht an Schlägen hatte“, und siedelte ins Seminar von St.Paul in Regensburg über, wo über 1000 Studenten waren, beinahe alle Musiker. Hier begann er die Erlernung des (rationellen) Orgelspiels, worin er gute Fortschritte machte, während es im Lateinischen nicht recht vorwärts wollte, weswegen er oft das Mittagessen stehend oder sogar knieend einnehmen musste. Auch hier mangelte es ihm nicht an Schlägen, während es sonst, wie in den damaligen Seminarien (und Klöstern) überhaupt lustig zuging. Namentlich war die Musik sehr hoch gehalten. Während den Ferien besuchten die Studenten die Klöster und wurden da gastfreundlich traktiert, besonders wenn sie Musik verstanden.
Im dritten Jahre seines Aufenthaltes in Regensburg wurde der junge Mann bereits als Organist angestellt und galt mit 15 Jahren schon als meisterhafter Kenner des Generalbasses. Mit 17 Jahren komponierte er bereits verschiedene Stücke für Gesang und Orchester. Er war im Ganzen sechs Jahre Student in Regensburg. Nach einem kurzen Aufenthalte in Wien, das er wieder verliess, weil er keine Lust verspürte, gegen die Franzosen zu kämpfen, und nach Durchreisung von Österreich-Ungarn zog er mit andern Musikern nach dem kunstsinnigen Italien, kehrte jedoch nach einem Besuche Venedigs und Paduas durchs Tirol wieder nach Bayern zurück, fand aber die Klöster samt und sonders aufgehoben, deren es vormals in Bayern eine Menge muss gegeben haben; in sog. Pfaffenwinkel an der Tyroler Grenze war nach Vogt „alle halbe Stunde ein Kloster“.
Nachdem er sich sodann eine Zeit lang in Salzburg aufgehalten, wo er sich der Theologie (Gottesgelehrtheit), aber noch mehr der Musik widmete, begab er sich auf Einladung von Pater Jakob in Einsiedeln und weil er dem Napoleon nicht als Soldat dienen wollte (bekanntlich hatte sich Bayern mit den Franzosen verbündet) nach der Schweiz. Wegen der Werbungen für den französischen Kriegsdienst, die hier überall betrieben wurden, verliess er dieses Land jedoch wieder und begab sich über St. Gallen, Zürich und Baden nach dem Kloster St. Trudbert auf dem Schwarzwald, wo man ihn freundlich aufnahm, wo er jedoch nur einige Wochen bleiben konnte, weil es bald darauf ebenfalls aufgehoben wurde. In St. Trudbert komponierte er u. a. eine Klavierbegleitung zu Hebels alemannischen Gedichten. Hier begegnete ihm auch einmal das Missgeschick, dass er beinahe erfroren wäre, und zwar um seiner Arglosigkeit willen. Das Kloster hatte nämlich einen etwas boshaften Knecht. Der hatte in der Nähe eine Geliebte, die er von Zeit zu Zeit besuchte. Eines Abends nun lud er unsern Vogt ein, den „Kiltgang“ mitzumachen. Statt ihn aber ins betreffende Haus mitzunehmen, hiess ihn der Boshafte in einem Schopfe warten und entfernte sich da nach gepflogener Unterhaltung mit seiner Auserwählten, ohne seinen Begleiter davon zu avertieren, so dass es diesem erging, wie dem Herodes, als er auf die Rückkehr der Weisen wartete. Es war aber strenger Winter, als der Arglose sich so täuschen liess.
Von St. Trudbert kam Vogt nach Mariastein, wo er nach dem Tode des P. Ambrosius die Kirchenmusik wieder zu restaurieren suchte, und von wo aus er u. a. bei einem Triduum (dreitägiger Andacht) zu Ehren des selig gesprochenen Bruders Chrispin in Dornachbrugg Amt und Vesper durch Instrumentalmusik verherrlichen half. In Mariastein blieb er jedoch nicht lange, sondern übernahm nach einer kurzen Vakanzreise durch die Schweiz und besonders durch den Kanton Graubünden die Musiklehrstelle des Instituts in Eschenzweiler im Elsass. Da aber dieses wegen Ablebens des Herrn Moll und Berufung seines Bruders nach Düsseldorf nach einem halben Jahre sich auflöste, begab er sich nach dem Bernhardinerkloster St. Urban im Kanton Luzern, kam aber gerade dorthin, als dessen Abt Ambrosius Glutz wegen Verwaltungsstreitigkeiten von der Regierung gefangen genommen und schliesslich abgesetzt wurde, so dass er nur den gottesdienstlichen Gesang besorgen konnte. (Nach den „Kath. Schweizerblättern“ war er daselbst Musiklehrer und Organist.) Dabei spielte er u. a. auch den sog. Episteltanz, d. i. die Symphonie oder ein Konzertstück nach der Epistel, wie es zu damaliger Zeit Brauch oder richtiger, Missbrauch war. Ergötzlich ist auch, was er vom dasigen Choralorganisten erzählt. Der Prior des Klosters forderte nämlich Vogt auf, demselben einige neue Versetten oder Responsorien zu lehren. Aber der Orgelmeister antwortete: „Herr Prior! Wenn Sie einmal ein anderes Dominus vobiscum singen, werde ich auch andere Versetten auf der Orgel spielen.“
Von St. Urban aus besuchte Vogt einmal das Chorherrenstift Beromünster an dessen Hauptfest St. Michael, wo ihm der Streich passierte, dass er als Sr. Hochwürden ins Empfangsbuch eingeschrieben wurde, und weil der ihm befreundete Kaplan beim Verlesen der Namen ausrief: „Dreck ist er Hochwürden“, vom Volke auf der Gasse „Dreckhochwürden“ genannt wurde. Nicht nur wegen dieses, sondern auch, weil er beim Zurückkehren nach St. Urban die zwei ihn begleitenden Mitglieder des Stiftes in allen Wirtshäusern gastieren musste und so die durch ein Orgelkonzert verdienten sechs Taler bis auf den letzten Kreuzer verbrauchte, ging er nie wieder nach Münster. In St. Urban schwebte er auch einmal in Lebensgefahr. Ein Student von Langenthal, mit Namen Desgouttes, war ins Kloster gekommen und Vogt hatte ihn trotz des Husarensäbels, den er bei sich trug, arglos mit in sein Zimmer aufgenommen. Derselbe wurde später wegen Ermordung des Schreibers seines Vaters und noch zweier anderer Mordtaten vor Gericht gestellt, und hier gestand er, dass er auch ihn, Vogt, damals zu ermorden beabsichtigt habe, um durch sein Zimmer in das des Kornherrn (Grosskellners oder Ökonomen) zu gelangen, resp. zu dessen Geldkasse. Ein weniger gefährliches, aber doch nicht gemütliches Abenteuer begegnete ihm bei einem Besuche des Kapuzinerklosters in Olten. Eine Jagdgesellschaft von Zofingen, mit der er auf dem Wege zusammentraf, hatte ihm nämlich ein Kalb übergeben, damit er es den Kapuzinern bringe zum Geschenke. Als er aber mit demselben nach Aarburg kam, wurde er vom Landjäger daselbst angehalten und vor den Bürgermeister geführt, weil er für das Kalb keinen Erlaubnisschein hatte. Natürlich war das Ganze ein verabredetes Spiel, und so kam derselbe mit dem Ausgelachtwerden davon.
Auf Einladung eines Herrn Sulger-Sprecher kam er später nach Basel, und von da aus besuchte er Herrn Vikar Vogelsang in Dornach (wohl den P. Vikar des dortigen Kapuzinerklosters). Hier lernte ihn nun Herr Generalvikar von Maler kennen, der, wie wir oben gehört haben, nach dem Revolutionssturm wieder nach Arlesheim zurückgekehrt war, und ersuchte ihn um Übernahme der vakanten Organisten- und Lehrerstelle daselbst, da der damalige Lehrer (Hodel) altersschwach geworden. Da er wegen Mangel an Ausweisschriften nicht in Basel verbleiben konnte, wo ihn Sulger gern gehabt hätte, sagte er zu und schloss schon Tags darauf mit dem Gemeinderat unter dem Vorsitze des Meiers (Präsidenten) Fontanais, eines pensionierten Offiziers, einen bezüglichen Vertrag ab und trat gleich noch 1812 die Stellen an. Pfarrer war damals noch der achtzigjährige Froidevaux, der „weder Amt noch Vesper mehr halten konnte“. Schon nach zwei Monaten aber resignierte derselbe und an seine Stelle trat Friedolin Gürtler von Allschwil. So zu einer bleibenden Anstellung gelangt, dachte Vogt endlich daran, ein eigenes Hauswesen zu gründen, zugleich auch zu dem Zwecke, Musikschüler annehmen zu können. Er verheiratete sich zu diesem Ende mit einer Jungfer Adam von St. Urban, die er während seines dortigen Aufenthaltes kennen gelernt hatte. Von den Musikschülern mussten diejenigen, welche Lehrer werden wollten, Schule halten, während er in Basel Musikstunden gab. Später verwendete er auf das letztere drei ganze Tage per Woche. Im Jahre 1813 bekam er, wie andere Bewohner des Dorfes, Einquartierung von den Alliierten, wurde indessen, weil Schreiber der Quartierbillets auf der Mairie, wieder davon befreit. Einmal sollte er da einen österreichischen Hauptmann nachts mit einem Lichte ins Schloss des Herrn von Andlau führen. Weil dieser in einem engen Gässlein stolperte, versetzte er Vogt eines mit einer Rute, als hätte er ihm nicht gehörig geleuchtet. Da warf Vogt die Laterne in einen Graben und lief davon, ohne auf den Ruf des Hauptmanns: „Halt, du Schweizerkuh“! zu achten. Zum Unglück fiel er aber beim Fliehen in den angeschwollenen Dorfbach. Der Messmer (Sigrist) aber, der ihn plätschern hörte, meinend, es sei ein fremder Soldat, rief, statt ihm zu helfen: „Gott Lob, es hat so ein Hund; versauf´du!“ Und so kam er pudelnass nach Hause.
In Arlesheim begegnete unserm vielgeprüften Musiker noch ein anderes Schlimmes, wenn auch weniger gefährliches Abenteuer. Als nämlich seine Familie sich mehrte, fand er es angezeigt, eine „Gais“ zuzutun, um eigene und billigere Milch zu haben und vielleicht auch darum, weil man sich auch schon damals auf das „Taufen“ verstand. Er ging deswegen mit seinem älteren Knaben nach Grellingen und kaufte dort eine Ziege. Als aber seine Frau des andern Tages dieselbe melken wollte, gab sie keine Milch; es war nämlich – ein Bock. Unser sorglicher Hausvater war nämlich, als er von Grellingen kam, im „Ochsen“ in Dornachbrugg eingekehrt -Musiker können bekanntlich keinen langen Durst aushalten. Die Gais wurde unterdessen in einen Stall gestellt. Da kamen sich einige schlimme Gesellen des Ortes auf den boshaften Gedanken, die Gais gegen einen Bock zu vertauschen. Unser Schulmeister, nichts Böses ahnend, band, nachdem er sich erfrischt hatte, den Bock los in der Meinung, er bringe seiner geliebten Ehehälfte eine milchergiebige Ziege. Am andern Tage aber, als die über die „Dummeheit ihres gelehrten Gatten“ aufgebrachte Frau Lehrer eine gesalzene Predigt über den Text: „Je gelehrter, desto verkehrter“, in Bereitschaft hatte, klärte sich die Geschichte auf und die wahre Ziege traf zur grossen Erleichterung für Herrn und Lehrer ein, während der Bock wiederum dahin wanderte, wo er vorher war.
Von Arlesheim aus wirkte Vogt in Basel bei Konzerten mit und gab selber solche auf der Orgel, besonders in der Peterskirche, wo, wie hier, eine Silbermannische Orgel war. Auch auf der hiesigen Orgel, die er ein herrliches Werk nennt, gab er fast alle Sonntage Abende ein Konzert. Eben ein solches gab er auch einmal in Bern, wo er wiederholt bei dem französischen Gesandten, dem berühmten Talleyrand, zu Tische geladen und von demselben für Paris mit glänzenden Aussichten engagiert wurde, was er aber auf Andringen der Basler Herren ausschlug, und ebenso ein noch glänzenderes Engagement nach London im Jahre 1819.
In Basel wurde Vogt mit den berühmtesten Musikern seiner Zeit bekannt und von diesen auch in Arlesheim besucht, so von Fränzl in München, Carl Maria von Weber, Spohr, Romberg und dem Sohne des von ihm besonders verehrten Mozart.
Trotz seinen vielen Musikstunden in Basel und hier scheint Vogt dennoch eine gute Schule gehabt zu haben, für die damalige Zeit wenigstens; denn die birseckische Verwaltungskommission gibt ihm das Zeugnis, „dass er sich durch seine Fähigkeiten und seinen Eifer vor den andern Lehrern vorteilhaft ausgezeichnet habe“ (vergl. Akta der Verwaltungskommission des Bezirks Birseck, I). In Anerkennung dieser Verdienste um die Jugendbildung schenkte ihm denn auch die Gemeinde Arlesheim 1819 das Bürgerrecht gegen die kleine Entschädigung von Fr. 80 a. W.
Bis hierher reicht die Selbstbiographie Vogts, allem nach durch seine Freunde in Basel veranlasst. Ungeachtet der ehrenden Aufnahme ins Bürgerrecht verliess er dennoch im Sommer 1823 Arlesheim, um zunächst die vakante Domorganistenstelle in St. Gallen zu übernehmen. Später aber siedelte er nach Colmar im Elsass über, wo er den 18. April 1854 starb. Von seinen Kindern sind nur zwei Söhne hier geblieben. Der eine, ein Lithograph, ist früh gestorben und, wie es scheint, ohne Kinder. Der andere, Joseph mit Namen und seines Berufes Schuhmacher, ist der Vater der hiesigen Bürger Vogt. Nach seinem Schüler Nebel liegt seine irdische Hülle in der Münsterkirche zu Colmar begraben.
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Leserbrief von Hans Feigenwinter, Arlesheim, im “Brückenbauer” um 1980
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Die kath. Pfarrer von Arlesheim
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Quelle: Schriften des Vereins Freude des Domes zu Arlesheim Nr. 5
Webseite des Vereins
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Das kleine Dombrevier
(1998 notiert von Eleonora Hänggi, Arlesheim 1915-2009)
Von 1678 bis 1793, war Arlesheim Sitz des Basler Domkapitels. Und damit nach Pruntrut, wo er seit der Reformation seinen Sitz hatte, das zweite politische und religiöse Machtzentrum des Fürstbischofs.
In Sichtweite der reformierten Stadt Basel und des verloren gegangenen Basler Münsters wurde ein barock-katholisches Zeichen gesetzt, das nach Freiburg im Breisgau vertriebene Stift kehrte in die Nähe der alten Wirkstätte zurück. Bischof Johann Konrad von Roggenbach konnte sich dabei auf die Unterstützung des Landvogtes verlassen, der damals noch auf Schloss Birseck in Arlesheim residierte. Die alte Herrschaftsordnung einer Gesellschaft, die streng zwischen adeligen und bäuerlichen Stand unterschied, wurde auf ein neues Fundament gestellt. Dem protestantischen Bürgertum, sparsam, arbeitsam und allem Barocken abgeneigt, blieb mit seinem neuen Fortschrittsbegriff vorerst nur das städtische Gebiet.
Doch nur wenig mehr als 100 Jahre später ging die Zeit des Basler Fürstbistums zu Ende, mit der Aufklärung war ein aktives Bürgertum entstanden, das zwischen kirchlichen und staatlichen Verpflichtungen zu trennen wusste. Zurück blieb die Residenzanlage mit der herrlichen Domkirche im Zentrum, die bis heute als ein kostbares, kunstgeschichtlich bedeutsames Wahrzeichen des Birsecks gilt.
Dieses kleine Lesebuch will Sie mit den Besonderheiten des Arlesheimer Stifts vertraut machen und es lädt deshalb zu einem kleinen Rundgang.
Geschichtlicher Abriss
Die Basler Bischöfe waren über Jahrhunderte einflussreiche geistliche und weltliche Herren. Im 13. Jahrhundert erstreckt sich ihr Gebiet von Pruntrut bis zum oberen Baselbiet und es umfasst lukrative Herrschaftsrechte im südlichen Elsass und Baden.
Im Vorfeld der Reformation wächst im städtischen Umfeld der Widerstand gegen die bischöfliche Macht. 1528 verlässt der Bischof Basel und zieht nach Pruntrut, sein Domkapitel flüchtet nach Freiburg im Breisgau. Der Südjura, das Birseck und das Laufental werden protestantisch. Das protestantisch gewordene Arlesheim respektiert dennoch die fürstbischöfliche Staatsmacht. Unter Bischof Jacob Christoph Blarer von Wartensee wird das Laufental und das Birseck 1582 erneut katholisch.
Der Dreissigjährige Krieg hinterlässt tiefe Spuren im fürstbischöflichen Kleinstaat. Bischof Johann Conrad von Roggenbach gelingt der wirtschaftliche und politische Aufschwung. Er verlegt sein Domkapitel nach Arlesheim und errichtet in nur drei Jahren (1678-81) den Dom und die Stiftsgebäude. Bischofssitz bleibt Pruntrut. Zuvor war Arlesheim ein unbedeutendes Bauerdorf gewesen, das 1239 als Dinghof vom Kloster Niedermünster für 80 Silbermark in den Besitz des Bischofs von Basel gekommen war.
Im 18. Jahrhundert orientiert sich das Bistum am noch monarchistischen Frankreich. Die Domkirche wird im Stile des Rokoko erneuert, nachdem man erhebliche Schäden festgestellt hatte. Im Vorfeld der französischen Revolution sucht der Bischof vergeblich den Schutz der Eidgenossenschaft.  Eine kleine österreichische Truppe vermag den Umsturz nicht aufzuhalten, die fürstbischöfliche Macht geht zu Ende, das Domstift Arlesheim verliert seine Bedeutung
Im Jura wird von den republikanisch gesinnten Kräften 1792 die raurachische Republik ausgerufen, die wenig später als Département Mont Terrible Frankreich einverleibt wird. Der Dom wird französisches Nationalgut, der Domschatz und wichtige Teile des Archivs gehen verloren.
1815 spricht der Wiener Kongress das ehemalige südliche Fürstbistum der Schweiz zu, das Birseck fällt an Basel. Die Gemeinde kauft den Dom, der vom Abbruch bedroht war. Die alte Pfarrkirche St. Odilia wird abgebrochen.
Das Domkapitel kommt
«Am 18. und 19. Dezember 1678 trafen die Herren Domkapitulares in Arlesheim ein und fanden vorläufig im Schloss ob dem Dorf bei Privaten und im nahegelegenen Dornach Unterkunft. Im Verlauf des folgenden Jahres 1679 setzte es das Domkapitel beim Bischof durch, dass Arlesheim zur dauernden Residenz bestimmt wurde. Der Beschluss wurde am 23. Oktober gefasst. Der damalige Bischof war Johann Konrad von Roggenbach, dessen Regierung von 1656-1693 dauerte. Dieser Reichs- und Kirchenfürst war so, wie ihn das in der südlichen Sakristei aufbewahrte Bildnis darstellt: Ein rasch entschlossener, tatkräftiger Mann; denn schon am 16. November 1679 kaufte er in Arlesheim das Bauland für die neue Stiftskirche und die neuen Domherrenhäuser – wo heute die Kirche steht, stand vorher ein Schlösschen, dass «neiv lateinisch Schlösslein». Gleichzeitig liess er den Riss für die Kirche aufsetzen und befahl, mit den Vorarbeiten für den Bau unverzüglich zu beginnen.» (Sekundärquelle Diss. Pierre Pobé 1941, S.10)
«Bei anbrechendem Tage, welcher war der 26. October und 22 . Sonntag nach Pfingsten, auf welchen dieses 1681. Jahr gefallen in dem Bisthum Basel das Fest der heiligen Schutzengel, begab sich Ihro hochfürstlichen Gnaden in Begleitung der Herren Prälaten, Herrn Cavalier, ganzer Hofstatt und schweizerischer Leibgarde in die Pfarrkirche, aus welcher sie, nach vollendetem Chor mit schöner Prozession, von dem ganzen Domkapitel, grosser Menge der Landdekane, Kammerer, Pfarrherrn und Religiosen in den Dom geführt worden, allwo Ihro hochfürstlichen Gnaden, nach gethanem Gebet, mitten im Chor, sich mit dem bisch��flichen Ornate angethan. Es warteten auch in schöner Ordnung die Herren Prälaten, in ihren Infeln, des hohen Domstifts Kapitularen, etlicher Collegiatstifter Chorherrn, die landdekane, Kammerer, Pfarrherrn, alle in Rauchmänteln oder Levitenröcken. Und waren von ihnen getragen, in grossen silbernen Geschirren, die zur Weihung gehörigen Sachen. Sechs Edelknaben leuchteten mit den Fackeln. Da alles in Bereitschaft, ward mit Trompeten und Harpauken dem anwesenden Volk ein Zeich gegeben, der Anfang gemacht und alle Ceremonien mit grosser Majestät und Herrlichkeit vollbracht. » (ebd. Pobé S. 118 Kirchweichung)
«Nach vollenter Weichung der Thumbkirchen hat jhro hochfürstl. Gnaden auf dem Chor-Altar das erste heilige Messopffer in diser Kirchen dem allmächtigen Gott aufgeopffert und der erste darinnen consecriert. In allen Cappellen haben gelesen die hochwürdigen Herren, vil Religiosen, Pfarrherren und Priester nach ander biss umb halber ein Uhr. Das hoche Ambt hat gesungen in Pontificalibus der hochwürdige Herr, Herr Georgius sacri Candidi Ordinis Praemonstratensium, Abbas Bellelagij, dem statuum Provincialium Praeses auf einem Altar, so mitten in dem Chor war aufgerichtet, dem in Rauch-Mäntlen und Leviten-Röcken gedient der Collegiar Stifften Herren Canonici, Landt-Dechend, Cammerer und Pfarrherren. Under wehrender fürtreflicher Music waren gehört die Trompeten und Herrpaucken. »
Zur Kirchweichung Ioann Conrad von Roggenbach, den 26. Weinmonat 1681.
(Quelle: Der Dom zu Arlesheim. Gedenkschrift zur Aussenrenovation 1954/55)
Die Domherren
«Den Domherren selber war Privateigentum erlaubt, also bauten sie sich eigene Landsitze und Gärten. Sie befassten sich mit der Verwaltung der Güter des Kapitels, überliessen die kirchlichen Pflichten gern den Kaplänen und dem Dorfpfarrer. Feste feierten sie in Pruntrut, für Studien und Geldgeschäfte ging man nach Basel, Treibjagden fanden im Elsass oder bei Ettingen statt. Ein Domherr musste nicht priesterlich geweiht sein, freilich nach aussen im Zölibat leben, vor allem musste er adliger Abstammung sein. Also hiessen sie zum Beispiel von Mahler, von Buchenberg, von Thurn, von Verger zu Moutier-Grandval. Sie waren um 1785 13 an der Zahl, hielten sich gegenseitig die höfischen Chargen zu und hatten zuletzt Franz Josef Sigmund von Roggenbach 1782 zum Fürstbischof gewählt. Aber im Untergrund bebte die Zeit schon. Nur kamen die Vorboten der Revolution, die 1792 die Arlesheimer Idylle buchstäblich mit der Axt zertrümmerte, wieder einmal aus der Ecke, in der sie keiner vermutete. Die Romane von Rousseau waren bei den gebildeten Zeitgenossen, vor allem den Damen, schon angekommen und ins Bewusstsein aufgenommen. In dieses neue Naturgefühl, das in einer ökonomisch unbelasteten Oberschicht als eine sehr subjektive Empfindsamkeit die Geister zur Verbrüderung rief, konnten auch die Gedichte Salomon Gessners aus Zürich eingebettet werden« (Quelle: adeliges Rokoko, markuskutter.ch 2004)
Der Bischof flieht
«Anno 1792 rückten die französischen Revolutionstruppen ins Bistum ein. Der Bischof floh, das Domkapitel löste sich auf. Das Bistum wurde am 27. November 1792 mit Ausnahme der südlichen Vogteien zur Raurachischen Republik erklärt, die bereits am 23. März 1793 wieder aufgehoben wurde und als Bestandteil Frankreichs im Departement du Mont Terrible aufging. Dieses wurde im Februar des Jahres 1800 dem Departement Haut-Rhin einverleibt. In Arlesheim gingen die Revolutionäre unter General Demars besonders ruchlos vor, da der grösste Teil der Bevölkerung bischöflich gesinnt war. Sie setzten vier Domherren in Arlesheim und später in Pruntrut in Haft. Am 10. August 1793 wurde das Schloss von Franzosen und betrunkenem Pöbel geplündert und angezündet. Der Wohnbau wurde völlig zerstört. Das Schloss Birseck wurde (...) 1794 versteigert, nachdem sich beim ersten Versteigerungsversuch (...) kein Liebhaber gefunden hatte. » (ebd.)
Der Einmarsch
«Am 22. November /1792/ bauten französische Truppen eine Brücke über die Birs, um beim Marsch auf Arlesheim nicht neutrales Solothurner Gebiet betreten zu müssen. Am Tage darauf rückten zwei Kompanien in das Dorf ein (...) Die französischen Truppen hatten anfänglich erklärt, als Freunde des Domkapitels gekommen zu sein. Aber schon in der Nacht vom 4. Auf den 5. Dezember stellten sie auf dem Domplatz im Beisein von drei (!) Arlesheimern, gegen den Willen der mehrheitlich bischofstreuen Gemeinde, einen Freiheitsbaum auf. Am 9. Dezember liess der Ortskommandant Dagaliers die Domherren versammeln und verlas die Kriegserklärung Demars’ an Fürstbischof und Kapitel. Darauf stellte er die Domherren trotz ihres heftigen Protestes unter Hausarrest und verlangte die Auslieferung des nach Basel geflüchteten Archivs und des Domschatzes» Quelle: Marco Jorio, in der Untergang des Fürstbistums Basel (1792-1815), Dissertation, Paulusdruckerei Freiburg 1981, S. 61/62
Der Einmarsch der Franzosen
«Nach dem Einmarsch der Franzosen verliess das Domkapitel im Frühling 1793 Arlesheim. Domprobst Eberstein hielt zusammen mit Domherrn Reibelt bis zum Mai 1793 den Chorgang noch aufrecht. Nach Ebersteins Flucht nach Basel fand die Existenz des Domkapitels als Körperschaft, die ihren kirchlichen und weltlichen Verpflichtungen nachgehen konnte, eigentlich ihr Ende. Bis zur Säkularisation 1803 war Freiburg i. Br. der Treffpunkt, wo die meisten Domherren von 1797 bis 1799 und von 1800 bis 1803 fast ständig residierten, aber keinen Chor mehr hielten. Von diesem Zeitpunkt an fehlte die materielle und ideelle Grundlage für die Kapitulare. Die einzelnen Domherren erhielten Pensionen, verliessen teilweise Freiburg i. Br. Und zogen sich mit wenigen Ausnahmen völlig ins Privatleben zurück » Quelle: Catherine Bosshart-Pfluger, 1982 in: das Basler Domkapitel von seiner Übersiedlung nach Arlesheim bis zur Säkularisation (1687-1803), Reinhard AG, Basel, Seite 15
Gobel
«In der Tat, weder schriftliche noch mündliche Überlieferung sprechen dagegen, dass der Ruf der Kapitelherren ein guter war. Ein einziger ging andere Wege: der Elsässer Joh. Baptist Josef Gobel. Er war Anhänger der französischen Revolution, optierte für Frankreich. Er wird als Deputierter eines Teiles der elsässischen Geistlichkeit in die Versammlung der General-Stände zu Paris gewählt und leistete bald einmal den Treueid auf die neue Verfassung. Wohl in Anerkennung dafür erhält er die Würde eines Bischofs von Colmar, später die des Erzbischofs von Paris. Als Jakobiner sei er aufgefallen durch die Übertriebenheit seiner Vorschläge und dadurch, dass er als einer der ersten sich nach Art der Sanskulotten kleidete. Schliesslich geriet er selbst in die Maschinerie, die er treiben half: er wurde am 13. April 1794 als „Gottesleugner“ im Alter von 70 Jahren um das erzbischöfliche Haupt kürzer gemacht. »
Quelle: Siegfried Streicher, 1954 Gedenkschrift zur Renovation 1954/55, Seiten 23-24.
Das Ende
«Gut hundert Jahre dauerte die Herrlichkeit. Es muss für die Arlesheimer Domherren eine Zeit geruhsamen Friedens, der Sammlung, der ungehinderten Pflege der kirchlichen wie der Kapitelbelange gewesen sein, wenn nicht gerade ein Krächlein mit dem Gnädigen Herrn zu Pruntrut in der Luft lag. Vielleicht war das Leben zu friedlich, zu geruhsam! Unter der stillen Oberfläche bereitete sich eine neue Weltzeit vor, ein neues Menschenideal. Eines nahen Tages wird in Paris die Bastille brennen, Symbol eines Absolutismus, der die Autorität viel zu weit getrieben hatte. Das korsische Raubgenie wird das alte Europa in Stücke schlagen, damit auch die alte Eidgenossenschaft, damit auch das bischöfliche Birseck. Die Franzosen marschieren ein. Aus dem Idyll ist sozusagen über Nacht eine Tragödie geworden: der Bischof abgesetzt, vier Domherren verhaftet, das Schloss verbrannt; das Birseck wandert via Departement Mont Terrible zu Frankreich, Dom und Domstatt samt aller Fahrhabe werden versteigert, das Kapitel zerstreut sich in alle Welt. Kontributionen, Steuern, Konskriptionen tun das ihre. Ein Wunder, dass nicht der Dom selbst ein Opfer der Zeitläufe wurde und gänzlich vom Erdboden verschwand. Wie übel man hauste und was immer verloren ging (u. a. der Kirchenschatz, die Glocken bis auf zwei, und das kunstvoll geschmiedete Chorgitter), die Hauptsache: die kleine Kathedrale wurde gerettet und die ganze kapitelherrliche Anlage samt der Propstei hat im Wesentlichen ihren Baucharakter erhalten»
Siegfried Streicher ebd.
C.G. Jung und das Scharreisen
«Als ich sechs Jahre alt war, machten meine Eltern mit mir einen Ausflug nach Arlesheim. Bei dieser Gelegenheit trug meine Mutter ein Kleid, das mir unvergesslich geblieben ist und zugleich das einzige darstellt, das ich an ihr erinnere: es war ein schwarzer Stoff, bedruckt mit kleinen grünen Halbmonden (...) Wir kamen zu einer Kirche, und meine Mutter sagte: "Das ist eine katholische Kirche." - Meine Neugier, untermischt mit Angst, liess mich der Mutter entlaufen, um durch die offene Tür ins Innere zu blicken.
Ich sah gerade noch die grossen Kerzen auf einem reichgeschmückten Altar (es war um die Osterzeit), als ich plötzlich über eine Stufe stolperte und mit dem Kinn auf ein Scharreisen aufschlug. Ich weiss nur, dass mich meine Eltern mit einer stark blutenden Wunde auflasen. Ich war in einem merkwürdigen Gemütszustand. Einerseits schämte ich mich, dass ich infolge meines Geschreis die Aufmerksamkeit der Kirchgänger auf mich gezogen hatte, andererseits hatte ich das Gefühl, etwas Verbotenes angestellt zu haben: Jesuiten - grüner Vorhang - Geheimnis des Menschenfressers... Das ist also die katholische Kirche, die mit Jesuiten zu tun hat. Die sind schuld daran, dass ich gestolpert bin und geschrien habe!- Jahrelang konnte ich keine katholische Kirche mehr betreten ohne geheime Angst vor Blut, Hinfallen und Jesuiten. Das war der Ton oder die Atmosphäre, von der sie umwittert war. Aber immer hat sie mich fasziniert.»
Quelle: C. G. Jung in: Erinnerungen, Träume, Gedanken (1962) Rascher Verlag; Seite 23
Die Herkunft der Domherren
«Wenn wir uns einen Begriff von dem Leben machen wollen, das damit in Arlesheim seinen Einzug hielt, dann müssen wir uns die Domherren vorstellen. Das waren keine Seelsorger, die sich um das Heil der Seelen kümmerten. Die Domherren waren Mitverwalter des Fürstbistums; sie waren Standesherren von adliger Herkunft. Um Domherr dieses Stiftes zu werden, musste man eine Ahnenprobe bestehen, bei der sechzehn adlige Vorfahren aufzuweisen waren. Tatsächlich war das Kapitel eine weltgeistliche Regierungsbehörde, die aus Mitgliedern des angesehenen bischöflichen Dienstadels bestand. Man musste in der Lage sein, aus eigenen Mitteln ein standesgemässes Leben führen zu können.
Nur wenige Bürgerliche konnten dem Kapitel angehören. Doktoren der Theologie, die in Rom oder an einer deutschen Universität studiert hatten. Vielleicht war diese Vorschrift in der wohlweislichen Absicht beschlossen worden, damit dem Kapitel auch Gelehrte angehörten. Auf jeden Fall waren es grosse Herren, die in Arlesheim residierten, die den Bischof zu wählen hatten und ihm die Richtlinien seiner Politik vorschreiben konnten. In Arlesheim führten sie eine Art grosses Leben, wie es überall möglich war, wo solche Herren Politik machten und genug Geld ausgeben konnten. »
Quelle: Hermann Jülich, Arlesheim und Odilie, 1946
Schön ist der Dom
«Und schön ist vor allem der Dom! Nicht nur von irdischer, auch von jener andern geistigen Schönheit. Auf einem der stimmungsvollsten Kirchplätze erhebt sich die kleine Kathedrale. In stiller Grösse, nicht zu leicht und nicht zu schwer, wirkt die Fassade als Abschluss und Hintergrund des Platzes wie auf einem Bühnenprospekt eines barocken Theaters.
Niemand wird sich des nachhaltigen Eindrucks erwehren. Das stattliche Langhaus, die beiden Türme mit ihren Helmen, Laternen, Kuppeldächern und den reich gearbeiteten schmiedeisernen Kreuzen darauf, mit der Hauptwand im Schmuck ihres Säulenportals, der Muttergottes in der Nische darüber, dem Spiel der Fenster, Gesimse, Mauerfelder, flachen Pilaster und dem kaum angedeuteten Querbalken, hinlaufend just unter dem Giebel, der zwischen den frei werdenden Turmgeschossen mit der Uhr, den beiden Urnen, den geschweiften und aufgerollten Rändern, dem pflanzlichen Zierrat und dem vergoldeten Muttergottesmonogramm auf der Spitze nochmals etwas wie Luxus bietet.
Platz, Domherrenhäuser und Kirche bilden eine Geschlossenheit, die den raum- und massenbeherrschenden Genius des Barock sichtbar macht. Eine unvergleichliche Stimmung von Entrücktheit, Stille und kräftige Bautat liegt über der ganzen Anlage. Weit über die Schweiz hinaus aber grüsst die Domkirche ihre prunkvolleren Schwestern in den bayerischen und österreichischen Landen und weit nach rückwärts, über die Jahrhunderte hinweg, die noch ahnbaren grossmächtigen Vorbilder der deutsch-romanischen Dome. »
Quelle: Siegfried Streicher, in: Land, Dorf und Dom. Festschrift zur Domrenovation 1954/55, Seiten 23-24.
Die Zeiten sind andere
«Die Zeiten sind andere geworden. Technischer Fortschritt läuft Gefahr zum seelischen Rückschritt zu werden. Das Leben überschlägt sich, jeder und jede wird in den Strudel hineingerissen. Aber in der Hast des Tages, in dem krankhaften Zucken und Kreisen der Materie bedeuten die himmelwärts gerichteten Türme der Gotteshäuser Mahnfinger des Ewigen. Kirchen sind mehr denn je heilsame Orte der inneren und äusseren Ruhe. Wie das Gotteshaus, fest gegründet auf der Erde, sich über die Niederungen der menschlichen Behausung erhebt, so soll der Mensch, hienieden sein Bestes leistend, dem Unvergänglichen zustreben (...) Möge daher unser herrlicher Dom nicht nur eine Verschönerung des Dorfbildes sein, sondern vielmehr durch seine kunstvolle Äusserlichkeit ein Sinnbild der Verinnerlichung und der Gottverbundenheit aller Christenmenschen werden. »
Quelle: Pfarrer Erwin Ludwig, in: Der Dom zu Arlesheim. Gedenkschrift zur Aussenrenovation 1954/55, Seiten 12-13.
«Man könnte (...) angesichts der Architektur des Domes von einer Vorstufe des Frühbarocks sprechen, um ihm gerecht zu werden. Der barocke Einheitsraum ist zwar vorhanden, aber noch derart in der Tradition der sogenannten Baumeisterarchitektur verhaftet, dass der barocke Erneuerungswille noch nicht voll zum Durchbruch kommt. Es haftet dem Dom des 17. Jahrhunderts noch viel von den Formen der deutschen Spätrenaissance an, was sicher auch auf die Herkunft des Architekten und zum Teil auf die bescheidenen Mittel des Basler Domkapitels zurückgeht. »
Quelle: H.R. Heyer in: Der Dom zu Arlesheim, herausgegeben vom Organisationskomitee 300 Jahre Dom zu Arlesheim, erschienen bei Schwabe&Co. AG Basel 1981)
Das Glockengeläut
«Meine erste Erinnerung an das Städtchen Arlesheim im Baselland ist ein ungeheures Glockengeläut, so als schwängen die Glocken in meinem Zimmer, über meinem Bett. Es ist dieser in die Wolken reissende Lärm, von dem ich erwache (...)»
Quelle: Marie-Luise Kaschnitz in: Orte. Bibliothek Suhrkamp (1974) S. 55
Das heutige Geläut wurde am 31. Oktober 1926 geweiht. Seine akustische Qualität ist umstritten.  Im nördlichen Turm hängt noch das alte „Odileli“, ein kleines Glöckchen von wenig mehr als 80 cm Durchmesser, das noch aus der alten Odilienkirche stammt und von Hand geläutet werden muss. 
«Appiani recht zwar an Kraft nicht an den grossen Tiepolo heran, aber seine Deckenfresken haben etwas von dessen Art: sie führen geschickt von anschaulicher Realität in die himmlischen Erscheinungen hinüber; sie bedrücken nicht, sondern erfüllen den Raum mit lichtem Aufschwung und heller Farbigkeit»  Zitat: Hans Reinhardt, 1955
Giuseppe Appiani wurde um 1705 in der Lombardei nahe Mailand geboren und starb 1785 oder 1786 im deutschen Triefenstein. Nach Wanderjahren durch Süddeutschland wurde er um 1745 kurfürstlicher Hofmaler in Mainz. Die Signatur „Josephus Appiani pinxit“ auf dem Fresko des Altarraums datiert den Abschluss der Freskenmalerei im Arlesheimer Dom auf das Jahr 1760. Die Kirchenpatronin Maria steht im Zentrum der drei Deckengemälde.
«Auf dem Altar steht Odilia als spätgotische Statue. Eher klein und gedrungen, den Körper verhüllt im Knitterwerk des Gewandes, vom Haupt bleibt nur das Antlitz frei. Bescheiden, aber gegenwärtig, rührend, aber kräftig in der Substanz ihrer Heiligkeit wie des Materials, so hält sie der ganzen musizierenden und bewegten Herrlichkeit des festlich-sakralen Rokokoraumes stand. Und das tut wohl» Zitat: Siegfried Streicher 1955
Jakob Engel, Franz Demess oder ein anderer?
Wessen Handschrift trägt der ursprüngliche, streng und einfach konzipierte Dom? Heute geht man davon aus, dass der Jesuitenpater Franz Demess das ursprüngliche Bauwerk geschaffen hat. Dieser war um jene Zeit für den Bischof auch in Pruntrut tätig. Ob dabei auch der Eichstätter Baumeister Jakob Engel eine Rolle gespielt hat, der aus dem Misox stammte und der lange als Erbauer galt, ist ungewiss. Wer die Bauleitung vor Ort hatte ist unbekannt. Die Pläne der ersten Bauperiode sind verschwunden, und zur ursprünglichen Gestalt, die deutlich gedrungener und profaner gewesen sein dürfte, gibt es nur Rekonstruktionen und künstlerisch freie Darstellungen auf alten Bilddokumenten. Ihr heutiges Aussehen erhielt die Stiftskirche erst beim aufwendigen Rokokoumbau im 17. Jahrhundert.
Die Residenz
Die einstige Residenz grenzt südlich an den alten Dorfkern. Der rechteckige Domplatz, der von zwei Domherren-Doppelhäusern flankiert wird, bildet das Zentrum. Die Längsachse führt zur Fassade mit den zwei Türmen des Doms. Der Kirchenraum ist vom Platz aus nicht sichtbar. Über dem Hauptportal, das plastisch hervortritt und mit Rocaillemotiven umrandet ist, seit in einer Rundnische Maria als Himmelskönigin, der 1954 eine Krone zugefügt wurde. Die Dekoration der Fassaden folgt einem Entwurf Franz Anton Bagnatos aus dem 18. Jahrhundert und wurde bei der Renovation von 1954/55 teilweise rekonstruiert. Vor dem Rokokoumbau war die Fassade wie die Domherrenhäuser profaner Natur und streng gegliedert.
Inneres
Der Innenraum entspricht weitgehend dem ursprünglichen Entwurf des Altshauser Baumeisters Franz Anton Bagnato. Im Innern trennen Jochbogen den Hauptraum von den je drei Seitenaltären. Chor und Langhaus sind vergleichbar lang. Der Raum wirkt schmal und hoch. Auf beiden Seiten dringt viel Tageslicht durch hohe Fenster, das Innere des Doms wirkt trotz des reichen Stuckdekors leicht und klar. Die Längsachse führt zum reich dekorierten, von Francesco Pozzi entworfenen Hochaltar aus Buntmarmor. Vier mächtige Säulen auf hohen Sockeln ragen bis zum Deckenfresko, wo eine Krone den Altar überragt. Über dem Altarbild wacht Gottes Auge in einem Strahlenkranz mit Putten und Wolken. Auf den beiden vorderen Säulen ruhen zwei Engel. Neben dem Altar stehen auf zwei Konsolen überlebensgross die allegorischen Figuren  Glaube mit Hostie und Kreuzstab und Hoffnung mit Anker. Gegenpol zum Altar bildet die ausladende Empore mit der Silbermann-Orgel. Das Chorgestühl wurde 1761 von Peter Schacherer vollendet, das Gestühl im Langhaus erfuhr zahlreiche Veränderungen, nur die herausragenden, vom Stukkateur Fischer 1761 geschaffenen Seitendocken sind von der ursprünglichen Ausstattung erhalten. An der Kanzel an der nördlichen Langhauswand finden sich die Embleme der vier Evangelisten. Auf dem Schalldeckel der Kanzel hält ein Engel die Gesetzestafel.
Krypta
Die Gruft enthielt in drei Reihen je elf Nischengräber. Sie wurden bei der Umwandlung der Krypta in eine Kapelle 1956 entfernt. Gleichzeitig wurde der Raum mit einem Taufstein und Altar von Albert Schilling ausgestattet.
Die Stukkaturen
1759/61 schuf Francesco Pozzi zusammen mit seinem Sohn Giuseppe eine Stuckdekoration, der, wie manche annehmen, ein Modell des Wessobrunners Stukkateurs Johan Michael Feichtmayr zugrunde liegt. Puttengruppen, Blatt- und Pflanzengirlanden und muschelförmige Gebilde (Rocaillen) verleihen dem Innern des Domes ein spielerisches, fröhliches und zierliches Antlitz. Die Farbe ist weiss, nur wenige Partien sind vergoldet. Gelegentlich finden sich sich zurückhaltende Pastellakzente in den Füllungen. Über dem Chorbogen verherrlichen zwei Engel mit Posaunen Maria (Dive virgini sine labe conceptae).
Die Orgel von Silbermann
Die erste Orgel, erbaut vom Orgelbauer Joseph Schidt aus Laufenburg 1688, bestand aus zwei schmalen Seitentürmen und einem gedrungenen Mittelteil. Im 18. Jahrhundert kam es zu zahlreichen Renovationen und zu einem Neubau 1761 durch Johann Andreas Silbermann, Sohn aus Strassburg. Das nach einem Entwurf Silbermanns gefertigte Eichenholzgehäuse besteht aus einem mehrteiligen Rückpositiv und einem neunteiligen Pfeifenprospekt über einer Sockelpartie. 1888 erfolgte eine Neugestaltung im Sinne einer Romantisierung. 1959-1962 wurde das Instrument umfassend und fachgemäss erneuert. 2005 wurde eine weitere und gründliche Reparatur der einzigen noch spielbaren Silbermannorgel der Schweiz vorgenommen. Eine relative Luftfeuchtigkeit zwischen 45 und 70% wenn immer möglich eingehalten werden muss.
Schliengen
1696 erhielt der Rottweiler Künstler Johann Georg Glückher vom Arlesheimer Domstift den Auftrag für 12 grosse Wandbilder im Format 172 x 178 cm. Diese blieben bis zum Rokoko-Umbau 1760 im Dom, danach wurden sie von der südbadischen Pfarrgemeinde Schliengen übernommen. Mitte der 1990er Jahre wurden die fast quadratischen Bildtafeln restauriert. Wer sich also buchstäblich "ein Bild" vom ursprünglichen Innern des Domes machen möchte, muss heute nach Schliengen reisen. Die Bilder hängen im Langhaus und im Chorraum und zeigen Szenen aus dem Marienleben bis zu ihrem Tod und ihrer Krönung im Himmel.
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dom-arlesheim-texte · 7 years
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Porträt: Der Arlesheimer Dom
Die beteiligten Fachleute und Künstler:
Jakob Engel (1632–1714) San Vittore (Misox)
Hofbaumeister in Eichstätt 1679 1679
P. Johann Franz Demess SJ (1633–1695) Zug
Jesuitenbaumeister 1678 1681
Johann Michael Feichtmayer III (1692–1772) Wessobrunn 
Stuckateur 1753 1754
Franz Anton Bagnato (1731–1810) Altshausen
Baumeister-Architekt 1758 1761
Francesco Pozzi (1704–1789} Bruzella (Tessin)
Stuckateur 1759 1761
Joseph Ignaz  Appiani (1706–1785) Porto Ceresio (Italien)
Maler und Freskant 1759 1760
Carlo Luca Pozzi (1734–1812) Bruzella (Tessin)
Bildhauer-Stuckateur 1760 1760
Giuseppe Antonio  Pozzi (1732–1811)nBruzella (Tessin)
Stuckateur 1760
Johann Andreas Silbermann Strassburg 
Orgelbauer 1759,1761
Arlesheim
Domkirche Mariä Empfängnis
Vorgeschichte
Der Dom zu Arlesheim ist eng mit der nachreformatorischen Geschichte des Fürstbistums Basel verbunden. Nach dem Beitritt von Basel zur Eidgenossenschaft (1501) und der Reformation (1529) verliert der Fürstbischof zuerst die weltliche und dann die geistliche Hoheit über die Stadt. Während sich der Bischof nach Pruntrut (Bistum Besançon) zurückzieht, zieht sein Domkapitel ins vorderösterreichische Freiburg im Breisgau (Bistum Konstanz). Die Verheerungen der Schweden 1635–1639 und die französischen Eroberungszüge ins Breisgau sind für die Domherren Anlass, wieder in fürstbischöfliches Gebiet zurückzukehren. 1678 wählen sie Arlesheim, südlich von Basel, als neuen Wohnsitz. Johann Conrad von Roggenbach und seine Nachfolger bleiben in Pruntrut.
Der erste Dom und die Domherrenhäuser
Arlesheim erlebt nun einen Bauboom. Der Fürstbischof veranlasst auf Druck der Domherren den Bau der Domkirche und überlässt dem Jesuitenpater Johann Franz Demess, der das Jesuitenkollegium in Solothurn gebaut hat, die Planung. Das Vorbild ist die Luzerner Jesuitenkirche. Im März 1680 wird der Grundstein gelegt, und schon am 26. Oktober 1681 kann der Fürstbischof den Dom einweihen. Der Misoxer Baumeister Jakob Engel (Giacomo Angelini), «hochfürstlicher Schanz- und Mauerermeister» im Dienste des Fürstbischofs von Eichstätt, wird eine wichtige Rolle während der Entstehungsphase zugemessen; vermutlich allerdings eher beratend und sicher nicht vor Ort. Der verantwortliche Entwerfer, Jesuitenbaumeister Johann Franz Demess SJ, ist zur Bauzeit Superior im Elsass und arbeitet noch bis 1682 im Auftrag des Fürstbischofs für Arlesheim. Er plant anschliessend an den Kirchenbau auch die Wohnhäuser der vermögenden Domherren, denen Privatbesitz erlaubt ist. Die Hochaltarbilder malt Domenico Innocenzo Torriani aus Mendrisio, der im gleichen Jahr auch das Hochaltarbild der Luzerner Jesuitenkirche liefert.
Die spätbarocke Umgestaltung
1759 bis 1761 wird eine umfassende Neugestaltung des Domes vorgenommen. Der Chor wird abgebrochen, in verlängerter Form neu erbaut und unter ihm eine Gruft für die Gräber der Domherren angelegt. Die gesamte Innenausstattung wird neu erstellt. Auch die Fassade wird leicht modifiziert. Die Baufachleute und Künstler rekrutiert das Domkapitel aus dem süddeutschen Raum. Der Augsburger Stuckateur Johann Michael Feuchtmayer hat bereits 1754 Entwürfe angefertigt, die später in die Ausführung einfliessen. Deutschordensbaumeister Giovanni Gaspare Bagnato legt 1757 einen Entwurf für eine Gesamterneuerung vor und berechnet Kosten von 16 000 Gulden. Für die definitiven Entwürfe und als Generalunternehmer für alle Arbeiten wird schliesslich sein Sohn Franz Anton Bagnato verpflichtet. Er zieht ein durch Zusammenarbeit teils über Generationen hinweg eingespieltes Team nach Arlesheim: Die Stuckaturen und Altäre werden von Francesco Pozzi und seinen Söhnen Giuseppe und Carlo ausgeführt, die Malereien vom späteren kurmainzischen Hofmaler Giuseppe Appiani. Das reich dekorierte eichene Chorgestühl ist das Werk von Schreinermeister Peter Schacherer aus dem vorderösterreichischen Rheinfelden. Ein besonderer Glanzpunkt der Neuausstattung ist die neue Orgel des Strassburger Orgelbauers Johann Andreas Silbermann. Die spätbarocke Umgestaltung bestimmt das Erscheinungsbild des Domes bis heute und hat ihm seine spezielle Charakteristik verliehen: Sie besteht im reizvollen Kontrast zwischen der einfachen, wuchtig-monumentalen Grundstruktur des Bauwerkes von 1681, und der verspielten spätbarocken Innenraumdekoration.
Untergang des Fürstbistums
Bereits 1789, mit Beschluss der französischen Nationalversammlung zur Aufhebung der Feudalrechte, verliert der Fürstbischof und das Domkapitel sämtliche Einkünfte aus dem Elsass. 1792 wird, mit dem Einmarsch der Revolutionsheere, das Fürstbistum aufgelöst. 1815 beschliesst der Wiener Kongress, das ehemalige Fürstbistum an die Kantone Bern und Basel zu verteilen. Die Gemeinde Arlesheim kauft die ehemalige Domkirche und benutzt sie seither als Pfarrkirche. Seither ist das Bauwerk mehrmals restauriert worden, das letzte Mal 1979–1780. Autor: Pius Bieri 2008
Benutzte Einzeldarstellungen:
Heyer, Hans-Rudolf: «War der Jesuitenpater Franz Demess der Architekt des Arlesheimer Dombezirks?», Zeitschrift für Schweizerische Archäologie und Kunstgeschichte ZAK, 44, Zürich 1987. Pobé, Pierre: Die Domkirche in Arlesheim, Basel 1941. Streicher, Siegfried (Hrsg.): Der Dom zu Arlesheim, Gedenkschrift zur Aussenrenovation 1954/55, Arlesheim 1955. Heyer, Hans-Rudolf: Die Kunstdenkmäler des Kantons Basel-Land, Band I, Der Bezirk Arlesheim (Kunstdenkmäler der Schweiz, Band 57 der Gesamtreihe), Basel 1969.
Weblinks :
Fürstbistum Basel: http://www.hls-dhs-dss.ch/textes/d/D8558.php
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dom-arlesheim-texte · 7 years
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Streicher: Land, Dorf und Dom
Land, Dorf und Dom von Siegfried Streicher in: der Dom zu Arlesheim. Gedenkschrift zur Aussenrenovation 1954 Land, Dorf und Dom! Jedes erhöht und erfüllt sich im andern: das Land im Dorf, das Dorf im Dom. Schön ist das Land. Mit seinen Baumgärten, Äckern, Hängen und Halden, die wie Tücher über sanft geneigte Flurterrassen herabfliessen, mit seinen Heiden und Weiden und den vielen feinen Übergängen und flachen Mulden und niedrigen Hübeln und Durchblicken auf nahe und ferne Gebirge, eine selige Vorflur des Himmels. Der Berg gehört ihm so gut wie der Wald und nicht minder als der Wald der Wein, der, wo immer er wächst, eine Gegend heiter und fröhlich macht. Auf Kämmen und Hügeln ringsum Mittelalter um Burg und verstürztes Gemäuer, darunter greifbar nahe die alte Ruine ob der Eremitage, bald mehr ein Bauwerk der Natur als eines aus Menschenhand. Und nur wenig ins Gebirge hinein und die Natur erinnert mit der grossartigen Szenerie ihrer Grotten, Höhlen, Felsentreppen, Weihern und Quellen an keltische Vorzeit wie an japanische Landschaft. Ja, um Stelen, kleine Obeliske, klassizierende Embleme und Inschriften ruht eine Stimmung von neu entstandener Antike wie über Salomon Gessners Idyllen, an die ja auch die Medaillons an der Orgelempore des Domes erinnern. Und wieder zurück, dem Dorfbach entlang, an uraltem Gebäu und stehengebliebenen Mühlen vorbei, so verwunschen und verloren, als hätte hier Eichendorff das Waldlied der Romantik und der Vergänglichkeit gedichtet. Aber vor uns, nach Norden und Westen, geht das Tor des Erdkreises wundersam auf: immenses Kreisrund, unermesslich hingedehnte offene Welt in das Luftreich über dem Rheingraben hinaus zu den rötlich-blauen Massen der Vorberge des Schwarzwaldes, ins elsässische Sundgau hinüber bis zu den hauchhaft hinstreichenden Zügen der Vogesen, die zu Zeiten festlicher Sonnenuntergänge sich auseinanderfalten in Golfen, Scheingebirgen und Traumlandschaften aus lauter Sonnenrauch und Rosa bis zu den äussersten Fernen mit Wolkeninseln, hinschwimmend wie goldene Eiländer auf den Sonnenfluten phantastischer Ozeane. Aber im Süden ist alles wieder näher und aufgefangen durch die wonnigen Triften und Tafeln und Kämme des Jura.
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dom-arlesheim-texte · 7 years
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Prozessionen in Arlesheim
Die ganze Pfarrei freute sich, und bereitete sich auf das Fest vor. Die Ordensschwestern und Frauen sammelten bei vielen Familien Blumen zum Schmücken der Altäre. Die Männer stellten die vier Altäre auf. Am Festtag versammelte man sich im Dom. Nach dem Ende des Gottesdienstes verliess die Gemeinde die Kirche und formierte sich zur Prozession, in folgender Ordnung:
 1.     Männer und Burschen, Kreuz und Fahne tragend
2.     die Schulkinder und Erstkommunionkinder in Begleitung der Lehrer
3.     die blümchenstreuenden Kindergartenkinder mit ihren Blumenkörbchen, begleitet von den ehrw. Schwestern
4.     die Ministranten mit Weihrauchgefäss und Kerzen
5.     der Priester im festlichen Ornat mit der Hl. Monstranz, unter dem sogenannten „Himmel“ (Baldachin)
6.     der Kirchenrat, gefolgt vom Kirchenchor
7.     die Jungwacht und die Jungmannschaft mit Wimpeln und Vereinsfahne
8.     der Blauring und die marianische Kongregation, ebenfalls mit Fahne
9.     die Männer und dann die Frauen
 In der Mitte schritt der Musikverein, der mit seinen frommen Weisen für feierliche Stimmung, aber auch für das Marschtempo sorgte.
Altäre
Der 1. Altar stand auf dem Vorplatz des Odilienheims, Liegenschaft Josef Leuthardt-Jeger, Kirchenrat. Dieser Altar war vom Besitzer schön bemalt worden. Die Familie Leuthardt sorgte auch für den Blumenschmuck.
 Der 2. Altar befand sich vor dem Friedhof, beim heutigen Trotteplatz. Für diesen Altar waren die ehrwürdigen Schwestern besorgt. Manchmal, z.B. wenn Bauarbeiten im Gange waren, wurde der Altar auf den Platz vor dem Haus des Malermeisters Leuthardt verlegt. Damals war die Liegenschaft Langenbach noch nicht erbaut. Dort stand ein schöner Baum und ein Brunnen.
 Der 3. Altar befand sich an der Ecke/Kreuzung Domstrasse-Hauptstrasse, beim ehemaligen Pfarrhaus. Er wurde betreut von der Familie Oskar Heller, und geschmückt von Sophie und Marie Heller. Mit zunehmendem Verkehr wurde der Altar verlegt, zuerst zum Wegkreuz am noch wenig verbauten Bruggweg, später auf die Nordwestseite des Schulhauses (gegenüber Ehingergut). Er wurde von der katholischen Lehrerschaft betreut.
 Der 4. Altar stand auf dem Domplatz oder in der Kirche.
Während der Prozession wurde gebetet und gesungen. Die Häuser waren von ihren Besitzern mit Blumen und Bildern geschmückt worden. Bei jeder Station sprach der Pfarrer ein Gebet, erteilte mit der Monstranz den Segen, und alle Teilnehmenden knieten nieder. Der Kirchenchor sang ein passendes Lied. Die Zeremonien wurden andächtig und still begangen. Während der Segnung streuten die Kinder Blumen, und der Domplatz war mit Blütenblättern und Blumen bedeckt.
 Nach der 4. Station auf dem Domplatz zog man in die Kirche, die mit jungen Buchen entlang des Mittelgangs geschmückt war. Während der gesamten Oktav blieben die schönen Bäume stehen.
 Die ganze Pfarrei nahm mit Freude am Fest teil, und man gab sich alle Mühe, es schön und würdig zu gestalten. Es entstand so ein Gefühl der Zusammengehörigkeit, das heute oft fehlt. Als der Verkehr zunahm, und sich die Bevölkerung konfessionell immer mehr durchmischte, wurde die Prozession aufgehoben. Die Fahnen und der „Himmel“ dürften noch vorhanden sein.
Prozession Christi Himmelfahrt
Die Gemeinde zog vereint aus der Kirche, und formierte sich zur Prozession. Sie zog durch die Obere Gasse, am Andlauerhof vorbei, durch die Rebgasse.
 Bei der 1. Station (Villa Brodbeck) wurde Halt gemacht. Der Kirchenchor sang ein Lied. Der Priester las das passende Evangelium, und erteilte mit dem Wetterkreuz den Segen. Alle knieten nieder. Die Prozession zog dann weiter durch die Waldstrasse, am Waldrand entlang, zum Rüttiweg. Später zog man durch die neu gebaute Hangstrasse; so wurde der Weg kürzer, was bei dem oft heissen Wetter eine Wohltat war. Die 2. Station war beim Bildstöckli, das noch nicht überbaut war. Dieselbe Reihenfolge: Gesang, Gebet, Evangelium und Segen. Die 3. Station befand sich beim Wegkreuz am Bruggweg, wo nur Wiesen und Felder waren. Die 4. Station schliesslich war auf dem Domplatz oder im Dom. Während der Prozession wude gebetet oder gesungen, unterbrochen von Pausen der Stille.
 Nach dem Konzil fanden keine Prozessionen mehr statt. Hinzu kam, dass der Strassenverkehr zu gross geworden war. Aber ganz verzichten auf die Tradition wollte man nicht. So ging die Prozession zum Wegkreuz am Mühlebodenweg, die einzige im Freien verbliebene Station. Dort wurde die Hl. Messe gehalten, und anschliessend wurden die Felder, Wälder und Gärten mit dem Wetterkreuz gesegnet.
 In den letzten Jahren wurde auf dem Dorfplatz ein ökumenischer Gottesdienst gehalten, bei schlechtem Wetter im Dom. So ändern sich die Zeiten und Bräuche.
  Eleonora Hänggi, 2002
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