Text
Warum fasten?
Eigentlich wollte ich diesen Blog bei Tumblr bereits vor vielen, vielen Wochen so richtig starten. Warum? Ich habe das Gefühl, dass immer mehr Menschen sich mit Themen wie Abnehmen, richtige Ernährung, Sport und Diät beschäftigen, ja wenn sogar richtig geißeln.
Die Hintergrundgeschichte
All das ist auch in meinem Leben ein Thema. Seitdem im Jahr 2013 mein Vater gestorben ist und ich beinahe ein Jahr „harte“ Prüfungszeit hatte (fiel leider halt zeitgleich zusammen), in der ich meine Magisterarbeit schreiben und für die mündlichen und schriftlichen Abschlussprüfungen lernen musste, habe ich gut 20 Kilo zugenommen.
Ja - das ist eine Hausnummer. Und nein, ich habe das nicht gemerkt. Viele von euch werden das nicht verstehen oder nachvollziehen können, aber ich bin ehrlich und sage die Wahrheit, wenn ich euch sage: Ich habe nicht gemerkt, dass sich diese Kilos auf einmal an meinem Körper festklammerten wie beste Freunde.
Stress und Trauer waren bei mir die Auslöser. Gemerkt habe ich es tatsächlich erst, als ich mich beim Frauenarzt auf die Waage stellen musste und eine große Differenz zwischen meinem damals mit 21 Jahren angegebenem Gewicht und meinem jetzigen (im Jahr 2014) auf der Waage ersichtlichen Gewicht zu erkennen war.
Daraufhin versuchte ich alles. Diät. Mehr Sport. Disziplin. Andere Diäten. Verzichten. Noch mehr Sport. Doch es war zum Verzweifeln.
Bisher habe ich gut 7-10 Kilo von meinem „Maximalgewicht“ abgenommen / runtertrainiert, wie auch immer man es nennen möchte, bin aber trotzdem immer noch nicht zufrieden mit dem Ergebnis.
Viele werden jetzt sagen: „Ach, du bist gut so wie du bist. Das passt schon. Lass dich nicht von den Schönheitsidealen anderer, vor allem nicht die der Medien stressen.“
Ja - eure Haltung ist richtig. Nein - ich lasse mich nicht dadurch stressen. Aber: Ich fühle mich in der momentanen Situation noch nicht wohl. Ich fühle mich nicht mit meinem unkontrollierten, alltäglichen Essensgewohnheiten wohl, ich fühle mich nicht in meinem Körper wohl und erst recht fühle ich mich nicht in den Klamotten, die ich anhabe, wohl. Viele der Klamotten, die ich vor 2013 getragen habe, liegen noch griffbereit in meinem Schrank. Viel fehlt nicht mehr, eine Kleidergröße, teilweise vielleicht zwei noch. Ich möchte mir nicht zum Ziel setzen, in diese Klamotten wieder reinzupassen ... Das nicht. Aber ich möchte mir zum Ziel setzen, mich wieder besser zu fühlen und kann das sehr gut an den Klamotten messen.
Diäten sind nichts für mich. Wer jetzt auf die Idee kommt, mir Weight Watchers oder was weiß ich nicht was vorzuschlagen: Nein ... Ich möchte langfristig mein Leben verändern. Zudem kommt folgender Aspekt: Ich leide unter einem Reizmagen und einem Reizdarm. Das bedeutet: Habe ich in meinem Alltag Stress, vertrage ich bestimmte Lebensmittel wie beispielsweise Weizenmehl oder Fette nicht.
Es gibt also zwei Wege: Stress abbauen und durch stressbefreiende Trainings und Coachings die Situation so in den Griff kriegen ... Da bin ich dran und feiere momentan die ersten Erfolge. Der andere Weg ist, dem Magen und Darm so wenig Angriffsfläche wie möglich bieten, um in stressigen Situationen nicht gleich wieder in die Falle zu tappen und mit Schmerzen im Bett zu liegen. Die Lösung, die mir hier bisher am besten geholfen hat: Fasten. Und mit diesem Fasten schlage ich gleich zwei Fliegen mit einer Klappe: ich faste, um meinem Magen und meinem Darm Ruhepausen zu gönnen und ich faste, um meinem Körper geregelter Nahrung zuzuführen und somit abzunehmen.
Mein Fastenplan
Als ich das erste Mal etwas über das „intermittierende Fasten“ hörte und mir erklären ließ, wie das funktionieren soll, war ich mir sicher, dass das nichts für mich ist. Nichts essen und das über einen relativ langen Zeitraum hinweg? Undenkbar! Vor allem, da ich gerne esse und leider oft etwas zu viel. Ich beschäftigte mich nicht weiter damit, las nebenbei ein bisschen was darüber - es interessiert mich ja rein theoretisch schon, was es auf dieser Welt für Ernährungsideen gibt. Dann ging es mir mit meinem Reizmagen und Reizdarm für über eine Woche richtig, richtig übel und das einzige, was mir einfiel, um irgendwie „da raus“ zu kommen war: Fasten. Ich aß fast drei Tage nichts, trank nur sehr viel Wasser und Tee und fühlte mich schnell sehr viel besser.
Und weil das Fasten sich für mich - wenn man denn mal den „Knoten“ durchbrochen hat und weiß, dass Nichtessen kein Weltuntergang ist - als äußerst praktikabel erwiesen hat, habe ich recht spontan entschieden, weiterzumachen.
Keine Sorge, ich faste nicht 24/7 und auch nicht die ganze Woche. Wir - mein Mann macht so gut er kann mit - haben uns auf einen 16/8 bis vielleicht 20/4-Plan mit einem Cheatday in der Woche entschieden.
Was bedeutet das?
Grundsätzlich faste ich jeden Tag außer Sonntags. An diesem Tag esse ich was und wann ich will.
Für Montag bis Samstag gilt: Mindestens 16 Stunden am Tag esse ich nichts. Ich esse höchstens an 8 Stunden am Tag kleinere Mahlzeiten und achte auch hier auf die Menge und Art der Nahrungsmittel.
Bei mir sieht es so aus, dass ich meine erste Mahlzeit (bei 16 Stunden fasten) um 12:30 zu mir nehme und das Essen gegen 20:30 einstelle. Faste ich länger als 16 Stunden, höre ich vor allem früher mit dem Essen auf. Das Mittagessen mit meinen Kollegen und Kolleginnen auf der Arbeit gegen 12:30 ist eine schöne Traidition und ein bisschen Energie braucht es für die zweite Hälfte des Arbeitstages auch.
Jetzt fragt ihr euch sicher, was dieses „Nichts essen“ genau meint. Rein theoretisch bedeutet es, dass ich gar keine Kalorien in dieser Zeit zu mir nehme. Es gibt allerdings Tage, da ist der Stress so hoch oder ich fühle mich „schwach“ auf den Beinen, dass ich mir einen Kaffee mit Milch in meiner Fastenzeit gönne. Das bricht die Theorie des Nichtessens, für mich bedeutet das aber, zu erkennen, wann ich meine persönliche Grenze erreicht habe und wann nicht. Ich trinke diesen Kaffee mit Milch dann sehr bewusst und sehr gerne.
Weiterhin kann es sein, dass ich mehr Cheatdays pro Woche einbaue, wenn beispielsweise wichtige Termine anstehen, die ein anstrengendes Nachdenken erfordern. Hier wäre bis zur Mittagszeit Fasten wohl kein gutes Setup.
Was mache ich gegen das Hungergefühl?
Wenn das Hungergefühl wirklich mal kommt - und wenn man erst 2-3 Tage hinter sich hat, kommt es immer weniger - dann trinke ich viel. Ich habe auf der Arbeit und Zuhause jeweils eine Kanne, in der ich immer Tee parat habe. 2-3 Liter sind, seitdem ich Faste, überhaupt gar kein Problem mehr. Der Bauch ist gefüllt und das Hungergefühl kommt gar nicht auf.
Wenn auch trinken nicht mehr hilft, ist Ablenkung ein guter Ratgeber. Oder eben darüber reden. Man merkt gar nicht, wie schnell dann die Zeit verfliegt, bis man wieder essen „darf“.
Welche Erfolge konnte ich bisher feiern?
In den ersten drei Wochen des Fastens sind wirklich 2-3 Kilo verschwunden. Leider (oder zum Glück?) sind wir dann nach Schottland gefahren und waren sehr viel unterwegs. Bei Strecken mit mindestens 15-20km pro Tag haben wir uns entschieden, morgens zu frühstücken und zwischendurch einen Snack zu uns zu nehmen. In diesen anderthalb Wochen haben wir unsere Fastenzeit also eigentlich immer gebrochen und es sind 1-2 Kilo wieder draufgehuscht. Ich bin aber der Überzeugung, dass dies nicht am Fastenbrechen sondern vielmehr an der Art der Ernährung lag. Schottland war mit seinen Pies und seinen Ales doch sehr verführerisch.
Gerade sind wir für fünf Tage an der Algarve und haben uns hier - trotz Wanderungen - vorgenommen, das Fasten durchzuziehen. Aber ich vermute, dass wir auch hier ein Plus an Kilos verbuchen werden, weil die ganzen süßen Stückchen und der Käse ... Aber genau das ist der Punkt: Im Urlaub muss es erlaubt sein dürfen. Zuhause geht‘s dann mit Suppen, Salat und hochgesunder Kost weiter.
0 notes