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Felix Blog
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felixstr · 8 years ago
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Neulich auf der Autobahn...
von Felix Stroppel
 Viele Menschen verbringen eine Menge Zeit auf der Autobahn. Wenn sie es nicht müssten würden sie es nicht tun. Schon alleine weil dort so viele Arschlöcher abhängen. Aber das ist eine andere Geschichte.
Wenn man an Orten ist an denen man lieber nicht wäre, versucht man sich abzulenken. Da dummerweise auf der Autobahn eine gewisse Grundaufmerksamkeit vorhanden sein muss, damit man nicht dem permanent auf der linken Spur fahrenden Opa auf Sonntagsausflug, die Stoßstange in den Hinterkopf rammt, sind die Ablenkungsmöglichkeiten begrenzt. Mobiles Fernsehen - eher schlecht, E-Mails beantworten - kritisch, Schlafen - fatal. Dem Straßenverkehrsordnungstreuen bleibt also nur akustische Ablenkung von der grauen Eintönigkeit der damals von Hitler erbauten Straßenbahnen. (Es war nicht alles schlimm).
Also: Musik hören oder Radio? Ich trenne die beiden Beschäftigungen bewusst voneinander, denn oft hat das eine mit dem anderen ja nichtmehr viel zu tun. Nervtötende Radiomoderatorinen mit schrillen Stimmen spielen die besten Hits von heute. Und ich kotze in den Fußraum. Manchmal bleibt einem aber trotzdem nichts anders übrig. Die Karre ist geliehen, zu alt für MP3-Player und der Kumpel hat nur ne ranzige alte Genesis Platte im Handschuhfach rumfahren. Da denkt man sich doch, eine Chance verdienst du noch Radio.
 14:17 Ich schalte HR1 ein. Eigentlich ist die Zielgruppe eher ab 40. Ich bin 23 aber musikalisch anscheindend im falschen Jahrzehnt geboren. Wenn ich BigFM oder HitRadio Energy höre ist mir die Gefahr zu groß, dass ich den nächsten Baum für eine Ausfahrt aus deieser Hölle halte.
 14:18 Es beginnt ganz gut. Nach den ersten Jingels startet "My Girl" von den Temptations. Die Version von Otis Redding ist besser aber okay. Guter Song. Leider von der Werbeindustrie hart und unbahrmherzig mit Schokoriegeln penetriert. Man sieht jetzt im inneren Auge immer, wie Milchglas und Schokoriegel wild miteinander rummachen. Aber so zum mitsummen um die Strecke zwischen Heilbronn und Mainz auf der A5 Richtung Heidelberg zu überbrücken gehts es.
 14:21 Nächster Song Bruno Mars "You can count on me". Ein Gitarren-Zupf-Kitsch-Freundschafts-Song aus jungen Jahren, den Bruno selbst wahrscheinlich verdrängen möchte. Zumindest findet man ihn nicht auf seinem Spotify Profil. Allerdings nicht so nervtötend dass mein Finger zum Ausknopf zuckt.
 14:23 Werbung. Würstchen. Ich bin kurz vorm wegschalten. Möbelhaus. Wenn noch eine kommt bin ich raus.
 14:24 Wow geschafft! Jetzt noch drei Songs OHNE UNTERBRECHUNG bis zu den Nachrichten! Ich bin richtig aus dem Häuschen!
 14:32 Oh jetzt kommen die Radioschlager Foreinger mit "Urgent". Schwer zu ertragen aber ich stehs durch. Besser als die Werbung.
 14:36 Es geht stetig bergab. "Video killed the Radio Star" von den Buggles. Ich stelle mir vor wie in allen Radioredaktionen der Welt die DJ´s grenzdebil grinsen und sich freuen "He He stimmt ja garnicht. Video hat uns ja garnicht umgebracht. Wir haben überlebt." Seid ihr da sicher? Ist das noch leben? Oder nur Koma mit künstlicher Beatmung? Das alte Burggespenst vor dem sich alle gruseln wenn es durch die alten Ruinen der Medienwelt geistert.
 14:41 Letzter Song vor den Nachrichten: Billy Idol "Flesh for Fantasie" vom Album "Rebell Yell" aus den 80ern. Ganz lässig eigentlich.  
14:45 Die drei Songs sind rum. Es war auszuhalten. Nun Nachrichten. Amokläufer von Berlin hatte 14 Identitäten. Terror in der Türkei. Herr de Maiziare legt neues Konzept für innere Sicherheit vor. Mehr Viedeoüberwachung. In Usedom war das Hochwasser stärker als erwartet. Jingel nach dem Motto "Alle lieben HR1" Träärää und weiter gehts.
 14:55 Noch ein guter Song! Tom Petty und die Heartbreakers mit "Into The Great Wide Open"! Da kommt fast Euporie auf. Ein bisschen singe ich sogar mit.
 14:59 Rapider Niveauabfall. Die HR1 Redaktion hat sich zum Jahreswechsel etwas ganz Besonderes ausgedacht. Ein Quiz!! Und zwar hat ein HR-Redakteur mal im Archiv gewühlt und gemerkt: "Wow wir haben das Jahr über ja ganz schön viele Interviews mit mehr oder weniger prominenten Leuten geführt! Wer hätte das gedacht? Ganze 164 (Zahl ungefähr geschätzt)" Unter enormer Anstrengung hat er sich dann die Idee aus dem Hirn gepresst, man könne doch Ausschnitte aus den Interviews nehmen und die Zuhörer raten lassen wer das wohl gewesen sein mag. Großer Beifall in der Redaktionskonferenz. Wird gemacht.
 15:00 Nach sinnfreiem Geplapper des Moderators hört man eine Frauenstimme. O-Ton: "Ja also wir konnten Ja schon Text- und Konzeptvorschläge machen. Das wurde auch immer gerne gehört. Aber an sich war ja alles schon fest vorgeschrieben." Moderator: "Hm... Na weeer könnte das wohl gewesen sein, liebe Zuhörer? Glauben sie es war A) Karin soundso - die ehemalige Lotto Fee, B) Frau XYZ - ehemalige Tageschausprecherin oder war es C) unsere liebe Simone Tomalla die über ihre Rolle beim Tatort spricht.
Allein für die Vorstellung wünschte ich mir, dass es C) ist.
15:05 Es geht weiter mit Musik. Ich will was härteres. Ich wünsch mir meine "Exile On Main Street" Platte her. Statdessen dudelt Peter Gabriel mit "Slegehammer" aus den Boxen. Hoffentlich bin ich bald da.
 15:10 Ein Song den ich nicht kenne Lions Head mit " When I wake up". Ziemlich weichgespühlter Pop Müll. Aber ich will ja die Auflösung vom Quiz nicht verpassen.
 15:14 Moderator: "Soo und wir kommen wieder zu unserem großen Interview Quiz! Wer wird heute glücklicher Besitzer eines HR1 Regenschirms und einer HR1 Kaffetasse?"
Die Spannung ist am Siedepunkt.
Moderator: "Und wen hab ich da in der Leitung?"
Hörer: *mit tiefer nuscheliger Stimme* "Joa also hier ist der Reiner."
Moderator: "Hallo Reiner! Ja so ein Glück für dich, dass du durchgekommen bist! Wie gehts dir den so? Was hast du denn vor am langen Wochenende? Wo kommst du her? Wie ist das Wetter so dort?
Reiner: "Joa also... ich komm aus Mittel-Hessen und joa also... ist ja auch immer viel zu schaffen zu Hause nicht?"
Moderator: "Ja stimmt Reiner. Da hast du Recht! Die Weihnachtsdeko muss ja auch noch runter nicht wahr?"
Reiner: "Joa also... ja die muss auch runter ja."
 Gotterdammt Leute!! Macht es doch nicht so spannend!
 Moderator: "Also Reiner aus Mittel-Hessen, du weißt die Antwort auf unsere Frage? Dann mal raus damit.
Reiner: "Joa also... das ist A)"
Moderator: "Ja Mensch Reiner! Klasse das ist richtig!"
 Wow! Reife Leistung Rainer! Niemals hätte ich so einen verdammten Z-Promi an der Stimme erkannt! Jetzt hat er sich aber seinen Regenschirm und den Kaffepott verdient.
 Moderator: "Oh Moment Rainer jetzt haben wir noch eine Frage für dich..."
Was? Was ist hier los? so haben wir nicht gewettet! Nie war die Rede von zwei Fragen! Gib ihm den verdammten Preis du geizige Radiofresse! Rainer beschwere dich! Begehre auf!!
Rainer: "Joa also... Okay."
Verdammt Reiner! Was machst du?? Entweder ist er ein saucooler Motherfucker oder einfach ein bisschen doof.
 Moderator: "Also was sagt Karin soundso im weiteren Verlauf des Interviews? A) Sie tippt seit 25 Jahren die gleichen Lottozahlen und hat noch nie gewonnen? B) Ihre Glückszahl ist die 13 oder C) Sie glaubt Amulette können das Glück steigern?"
 Das ist unverschähmt! So eine bescheuerte Frage! Woher soll er das denn wissen?!? Er kann doch nicht das ganze verdammte Interview auswendig kennen? Rainer wehr dich doch! Du wirst da gerade verarscht! Merkst du das denn nicht?!
Reiner: "Joa also... A)??"
Man Reiner, dir kann man echt nichtmehr helfen oder?
 Moderator: "Ahhh Reiner, das ist leider falsch... Sie tippt leider nicht seit 25 Jahren die gleichen Zahlen... Ihre Glückszahl ist die 13.
*Interview Ausschnitt als Beweis*
Moderator: "Hm das tut mir jetzt aber Leid... Da muss ich dich leider verlieren lassen."
Du hinterlistige Ratte!!! Du Penner!! Du Arschloch! Gib Reiner den blöden Regenschirm! Das ist das Mindeste! - Ich bin kurz vor der Weißglut. - Reiner was ist los mit dir?? Merkst du nicht wie der Typ dich abzieht? Schrei ihn an!! Schrei ihn endlich an!!
 Reiner: "Joa also... Das ist Schade."
Moderator: "Naja Reiner, dann vielleicht beim nächsten Mal. Aber Danke für deinen Anruf."
Reiner: "Joa also... Danke. Tschüüüs."
 Was habe ich hier grade erlebt? Ich bin sprachlos. Es geht zwar nicht um Millionen aber es geht ums Prinzip! Reiner wurde betrogen und ich weiß nicht obs ihm einfach egal ist oder er zu blöd ist um es zu checken? Nichtmal einen verfickten Gruß durfte er ausrichten! Dieser Moderatorenbastart hat ihn live im Radio übers Ohr gehauen und niemand interessierts.
 Entsetzt schalte ich das Radio ab. Warum rege ich mich so auf? Selbst Schuld wenn er so blöd ist. Auf eine gewisse Weise war das ja auch Entertainment. Ich bin fast da. Ausfahrt vor ihnen.
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felixstr · 8 years ago
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Dabei sein ist nicht alles
von Felix Stroppel
„In einem Land, in dem…“. Selten sind es wohl überlegte Sätze die so anfangen. Meistens sind sie nicht zu Ende gedacht und versuchen einen Sachverhalt der nicht so einfach darzustellen ist in einen polarisierenden Zusammenhang zu bringen. So auch bei Markus Deibler, ehemaliger deutscher Weltklasse Schwimmer. Bei ihm ging der Satz so weiter. „…ein Olympiasieger 20.000€ Prämie bekommt und ein Dschungelkönig 150.000€ sollte sich niemand über fehlende Medaillen wundern.“
Klingt erstmal plausibel. Man denkt sich „Verdammt noch mal! Das kann ja wohl nicht wahr sein! Die einen essen Känguru-Hoden im Dschungel und beleidigen sich gegenseitig vor laufender Kamera und die anderen machen Hochleistungssport! Das ist doch nicht fair! Die sollten mehr Geld bekommen. Oder die Insektenfresser aus dem Dschungelcamp weniger! Das ist der erste Gedanke, wenn man so etwas liest. Ganz normal. Aber es empfiehlt sich einmal kurz Inne zu halten und nachzudenken, bevor man die Facebook-Kommentarspalte glühen lässt.
Zu allererst handelt es sich um zwei grundverschiedene Arten von Vergütungen. Einerseits haben wir eine Prämie des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB), die auf freiwilliger Basis an den Sportler bezahlt wird. Zum Beispiel bekommen die britischen Sportler für eine Goldmedaille eine Widmung auf einer Briefmarke. Was ja schön und gut ist. Aber kaufen kann man sich dafür natürlich nichts.
Auf der anderen Seite haben wir eine Gage, die als eine Aufwandsentschädigung für eine zu erbringenden Gegen- bzw. Arbeitsleistung zu bewerten ist. Schon allein deshalb kann man eine Prämie für einen Olympiasieg nicht mit der Gage für die Teilnahme an einer Reality-TV-Show vergleichen. Ob man sie nun liebt oder hasst Gina-Lisa Lohfink hat durch ihre Popularität einen gewissen Marktwert, der hohe Einschaltquoten generiert und somit der RTL Group Werbeeinnahmen beschert.
Über solche Dinge hat Markus Deibler aber nicht nachgedacht als er den Vergleich aufstellte. Er wollte auch nicht, dass einer seiner Leser das Problem der unterbezahlten Randsportler reflektiert betrachtet können. Er wollte schockierende Zahlen um die Unfairness dieser Welt anzuprangern. Und wer will es ihm verübeln?
Die Welt ist verdammt unfair. Fußballer bekommen für einen EM-Titel 300.000 Euro Prämie. Das ist auch nicht fair. Das liegt an der öffentlichen Aufmerksamkeit die Fußball erfährt. Die Einschaltquoten sind selbst für das Supercup-Spiel der Bayern gegen Dortmund, in dem es praktisch um nichts geht, um ein Vielfaches höher als bei Olympiawettbewerben in denen Weltklassesportler um Gold kämpfen.
Wer mit dem Ziel reich zu werden mit Leichtathletik anfängt hat vielleicht eine falsche Vorstellung. Und ist es nicht ein wenig heuchlerisch, in einem Wettbewerb, dem das Motto „Dabei sein ist alles“ zugeschrieben wird nach hohen Siegesprämien zu verlangen? Quasi Gold nur gegen Geld. Geht es nicht um Sportleidenschaft und Völkerverständigung? Sollte es nicht eine Ehre für jeden Teilnehmer sein, das eigene Land bei einem sportlichen Wettkampf zur Völkerverständigung zu repräsentieren? Anscheinend sucht man den Olympischen Gedanken bei den heutigen aufgeblasenen Großsportereignissen vergeblich.
Das soll nicht heißen, dass es toll ist, dass Dschungelcamper absahnen und Olympioniken mit „nur“ 20.000 Euro Goldprämie auskommen müssen. Man muss nur bedenken, dass eine solche Aussage Jammern auf hohem Niveau ist. Dabei sein scheint eben doch nicht alles zu sein.  
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felixstr · 8 years ago
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Jobwechsel: Schock oder neue Chance?
von Felix Stroppel
 Schatz, Ich habe gekündigt. Boom! Was nun? Ein Einschnitt in das sichere Leben? Aber heute wechseln mache doch ihren Job wie die Unterhosen, arbeiten mal hier an einem Projekt mal da. Doch ist das nicht ein Leben im Ungewissen oder bleibt man so flexibel um neue Chancen zu ergreifen?
 Wiedermal ein erster Arbeitstag. Ich laufe durch den Eingangsberich des riesigen Hochhauses und grüße die Dame an der Pforte. Sie nickt mir zu. Ich gehe weiter und steige in den Aufzug. In welchen Stock muss ich nochmal? Ich krame hastig meine Notizen heraus und schaue nach.
 Ich bin dualer Student und wechsele jedes Semester die Abteilung in meinem Ausbildungsbetrieb. Jedes mal warten neue Leute und neue Aufgabenbereiche auf mich. Im weitesten Sinne kann man das als ständigen Jobwechsel sehen.  
 Nach der Schule, Ausbildung oder Studium, danach einen Job finden oder in der Firma übernommen werden. Und dann? 20 bis 30 Jahre immer schön die Karriereleiter raufklettern. Bis man an der Spitze ist oder eben so weit wie geht?
 So sah früher oft ein normaler Karriereweg aus. 20 Jahre im gleichen Unternehmen, heute unvorstellbar. Leiharbeiter, befristete Arbeitsverhältnisse und Kurzarbeit. Viel unbeständiger sind die heutigen Arbeitsverhältnisse geworden. Sollte man meinen. Aber die durchschnittliche Dauer von Beschäftigungsverhältnissen in Deutschland liegt immer noch bei zehn Jahren. Also alles ein Irrglaube?
 Nein, denn in der Altersgruppe der jungen Leute findet tatsächlich ein Wandel statt. Für die Gruppe der ab 1977 geborenen, also bis zu den bald 40 Jährigen, liegt die durchschnittliche Beschäftigungsdauer nur noch bei 600 Tagen.
 Also doch. Die junge Generation hat immer mehr mit häufigen Jobwechseln oder befristeten Arbeitsverhältnissen zu kämpfen. Aber ist es den wirklich ein Kampf? Oder sind häufige Jobwechsel auch als zweite, dritte und vierte Chance zu sehen?
 Ich bin mittlerweile in meiner Abteilung angekommen, habe mich vorgestellt und meine neuen Kollegen haben mir gezeigt was meine Aufgaben sind. Ich muss mich noch eingewöhnen aber erfahrungsgemäß kann ich nach 1-2 Wochen schon das meiste selbständig erledigen. Ich denke darüber nach was mir die ständige Veränderung bringt. Aus meiner Sicht ist es ein Vorteil. Ich lerne ständig neue Bereiche kennen und sammele schon in meiner Ausbildung einen großen Erfahrungsschatz in vielen unterschiedlichen Arbeitsfeldern.
 Natürlich sehnt sich jeder Mensch nach einem gewissen Maß an Sicherheit. Für jeden der eine Familie zu ernähren hat ist es ein Horrorszenario, wenn plötzlich der Job weg ist und man sich einen neuen suchen muss. Ein Jobwechsel kann ganz nach Lebenssituation etwas Positives oder Negatives sein. Gerade für junge Leute kann es auch von Vorteil sein in vielen verschiedenen Unternehmen gearbeitet zu haben. In jedem Unternehmen gibt es andere Prozesse und Abläufe. Je mehr Unternehmen man kennt desto mehr Erfahrungen hat man gesammelt. Eine sogenannte "Pachtwork-Biografie" zeugt von ausgeprägten Erfahrungen und der Fähigkeit schnell mit neuen Situationen umgehen zu können.
 Also gerade wenn ihr jung seid: Lasst euch nicht durch Horrorvisionen von Arbeitslosigkeit abschrecken. Wenn ihr für euch zu dem Schluss kommt, ihr seid bereit für etwas Neues, dann legt euch ins Zeug. Ein neuer Job kann eine neue Richtung bedeuten und bietet oft auch enormes Entwicklungspotential. Nur der Jobsichherheit wegen bei einem Arbeitgeber zu bleiben bei dem man das Gefühl hat, beruflich nicht weiter zu kommen oder sich einfach nicht wohl fühlt, ist sicher nicht der richtige Weg. Früher war das vielleicht mal so. Ein Arbeitgeber bis zur Rente, aber diese Zeiten sind lange vorbei.
 Ich komme für mich zu dem Schluss, meine Situation ist nicht ganz die selbe. Ich wechsele nur die Abteilung, nicht das Unternehmen. Trotzdem habe ich immer andere Aufgaben und das ist ja schließlich auch ständige Veränderung. Es kann nicht schaden wenn man von einem selbst weiß, dass man schon viel gemacht hat. Das bringt Vorteile in Bewerbungsgesprächen und ein ganz anderes Selbstbewusstsein.
 Jungen Leute müssen sich darüber klar werden, dass sie als Bewerber nicht nur Bittsteller beim Unternehmen sind. Es ist wichtig die eigenen Kompetenzen zu kennen und den Wert, den man als junger Mensch mit einer gewissen Ausbildung für ein Unternehmen darstellt, zu  erkennen. Wenn diese Voraussetzungen vorhanden sind und man sich sicher ist was man möchte und wie man es erreicht, kann auch bei häufigen Wechsel des Arbeitgebers nicht viel schief gehen.
 In diesem Fall bietet ein Jobwechsel eine wunderbare neue Chance für Erfahrungen, neue Leute und neue Perspektiven. Also wechselt so oft ihr wollt und könnt oder bis ihr euren perfekten Traumjob gefunden habt. Veränderung ist nicht immer schlecht. Nutzt eure Chancen.
 Felix Stroppel
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felixstr · 8 years ago
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Verrückt spielen
von Felix Stroppel
 "Meine Damen und Herren, heute präsentieren wir ihnen unser Stück mit dem Namen "Das komische Ballett" mit Musik von Vivaldi und wir werden alle unglaublich synchron tanzen."
 Charlotte, elf Jahre alt, verneigt sich tief, geht einen Schritt zurück und verfällt in einen bizarr wirkenden Drehtanz. Als wäre ihr schwindelig, taumelt sie durch den Raum. Die anderen Kinder in ihrem Rücken verhalten sich nicht weniger sonderbar. Ein kleiner blonder Junge tanzt lässig zu einem nicht hörbaren Hip-Hop-Groove. Ein anderer setzt sich einfach auf den Boden und wippt hin und her. Ein kleines Mädchen dreht in der Ecke des Raumes langsam Pirouetten vor sich hin. Sie lassen ihrer Kreativität freien Lauf. Das wilde Rumgehampel in alle Richtungen ist zum Schreien. Sarah Kleinert beobachtet die Szene und kann nicht anders, sie lacht laut los.
Die studierte Germanistin, frühere Lehrerin und jetzige freischaffende Theaterpädagogin, ist begeistert. Aus dem nichts ist hier gerade ein Improvisationstheater entstanden, das ihr ein breites Lächeln auf die Lippen gezaubert und nicht nur einen lauten Lacher abgerungen hat. Eine halbe Minute hatten die Kinder Zeit sich etwas zu ihrem Stücktitel zu überlegen. Jeden Mittwoch ab halb drei trifft sich die Gruppe der zwölf Kinder im Alter von acht bis dreizehn Jahren, um zusammen Theater zu proben.
 Weg vom Fernseher, rauf auf die Bühne. Kreativität kann man nicht lernen aber hier wird sie auf jeden Fall angeregt. Alex Niess kümmert sich um die älteren Schauspielnewcomer. Seit über vier Jahren gibt Alex Niess seinen 14-18 Jährigen Schülern Theaterunterricht. Was nehmen seine Schüler mit? "Teamkompetenz, Sprachkompetenz und Sozialkompetenz." sagt Alex Niess. "Wir bekommen viele Anfragen von Schulen denn es gibt kaum eine bessere Sprachförderung als Theaterspielen."
 Aufwärmübungen. Im Theater nicht etwa Kniebeugen sondern Geschichten. Die Gruppe der jungen Schauspieler und Regisseure versammelt sich zu einem Kreis auf ihrer Bühne. Alex Niess beginnt mit dem Anfang der Geschichte. "Wir brauchen immer jemanden mit einem Problem. Dieses Problem will er schnellstmöglich lösen. In unserer Geschichte geht es um Otto. Otto will die weite Welt sehen, aber seine Eltern lassen ihn nicht."
 Alex Niess schlendert durch den Kreis und schnippt seine Schüler in unbestimmter Reihenfolge an. Jeder spinnt die Geschichte weiter. Wer sich wiederholt, ist raus. Wer zu lange braucht, ist raus. Die Spiele werden härter aber über allem schwingt ein Ton der Wertschätzung und des Respekts gegenüber dem anderen mit. Niemand ärgert sich oder ist traurig wenn er rausfliegt. Die Geschichte wird weiter erzählt und nimmt fantastische Wendungen, bis sie sich in Sackgassen verrennt und um sich selbst dreht. Alex Niess bricht die Geschichte ab. "Leute, was ist passiert? Wir haben uns nicht getraut das Problem anzugehen. Das ist menschlich! Das passiert sogar bei Profi-Schauspielern."
 Einige Geschichten später sind alle heiß, ein paar Szenen zu spielen. In Dreier-Gruppen erarbeiten sich die Jungschaupieler kurze Auftritte zu bestimmten Themen. Manche Szenen sind aus einem Stück namens "Typisch deutsch". Das Ziel ist es das Stück so zu adaptieren, das man es vor Flüchtlingen vorführen kann, die unsere Sprache nicht verstehen. Eine große Herausforderung. Aber durch die Körperbetonung und die grenzenlose Übertreibung versteht man die Szene auch ohne Sprache - kulturübergreifendes Theater.
 "Theater lebt von der Behauptung", sagt Sahra Kleinert und hebt ihre Hände vor sich zu einem Kokon geformt als würde sie behutsam einen kleinen Vogel hochhalten. Sie sitzt im Kreis zusammen mit ihren Kinderschauspielern. "Ich gebe jetzt einen Gegenstand herum. Dieser Gegenstand verändert sich jedes Mal sobald man ihn abgibt." Sie reicht den Gegenstand weiter und behält Recht. In den Kinderhänden verändert sich der Gegenstand sofort. Er wird riesengroß und schwer. Mit Mühe und Not wird der Gegenstand weitergereicht und ist plötzlich unglaublich klebrig und flüssig. Angeekelt wird die Masse in die nächsten Hände abgewischt und verwandelt sich in ein sprunghaften Flummi der durch den Raum springt und erst wieder eingefangen werden muss. So geht das weiter im Kreis bis Sarah ihren Gegenstand wieder in den Händen hält, ihn zum Mund führt und einfach verschluckt. Ob er wohl geschmeckt hat?
 Mit Spiel und Spaß lockern sich die Kinder auf und gehen immer mehr aus sich heraus. "Ich habe schon einen festen Plan für jede Stunde. Aber wenn ich merke etwas klappt heute besonders gut, dann gehe ich auf diese Impulse ein." erklärt Sarah ihre Art zu unterrichten. Heute war das sicherlich ein Schwerpunkt auf der Körperlichkeit. Immer wieder stoppende Bewegungen und feste Posen. Also Bewegungstheater. Die Kinder lernen über ihren eigenen Körper. "Wir versuchen natürlich erstmal Sicherheit herzustellen" sagt Sarah. Hier wird niemand für eine komische Bewegung oder einen komischen Satz ausgelacht. "Hier beim Theater ist das was scheinbar scheitert, das Spannende."
 Haben Theatereinrichtungen also nicht nur einen kulturellen Auftrag sondern auch einen pädagogischen? Welche Fähigkeiten lernen junge Menschen durch das Theaterspielen? Sarah Kleinert ist sich sicher. Durch die vielen verschiedenen Übungen bauen die Kinder schon früh Hemmschwellen ab und lernen ihren eigenen Horizont zu erweitern. Sie lernen sich selbst Wert zu schätzen und lassen sich nicht so schnell einschüchtern.
 Angelika, genannt Geli, ist 17 Jahre alt und hat schon bevor sie zu Alex Niess kam Theater gespielt. Auf die Frage hin wie sie das Theaterspielen verändert hat kann sie eine klare Antwort geben: "Ich bin selbstbewusster geworden. Nicht nur durch das spielen sondern auch durch die Leute die ich hier treffe. Jeder hier prägt auch den Charakter des anderen." Ihr macht die Freiheit sich auszuleben am meisten Spaß am Theater. "Man macht hier Sachen die nicht so ganz normal sind." Aber wer will schon immer normal sein? Die Möglichkeit sich auszuleben und ein bisschen verrückt zu spielen zieht die Jugendlichen zu Alex Niess.
 "Können wir zum Abschluss noch Parkbank spielen?" "Biiiitteee!" tönt es aus zwölf Kindermündern. Und schon entsteht aus zwei Hocker eine Parkbank auf der Bühne. Ein kleiner  Junge verwandelt sich in einen alten taubstummen Mann der auf der Parkbank sitzt. Die nächste Szene beginnt: Vorhang auf und Bitte.
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