firstdayagain
firstdayagain
4630
1 post
Don't wanna be here? Send us removal request.
firstdayagain · 1 year ago
Text
Notizbuch
1. Eintrag
Schrillendes klingeln. Es greift brutal in meine Ohren und reißt mich aus dem Schlaf. Meine hilflosen Finger tasten die Dunkelheit ab um das beschissene Handy gegen die Wand zu schmettern. Wie kann es nur wagen mich um meinen Traum, nein schlimmer, um meine Flucht vor der Realität zu bringen? Ich werde es dafür büßen lassen! Da ist es. Mit Zeige- und Mittelfinger meiner rechten Hand ertaste ich vage das kreischende Teil. Mit einer ruckartigen Bewegung schleudert mein Arm es über mich hinweg und ich höre wie Glass zerspringt. Stille. Ich öffne mühsam die Augen. Der Schlaf hat meine Lieder verschweißt aber mein Blinzeln bricht es auf. So dunkel wie ich dachte ist es garnicht mehr. Durch die geschlossenen Rolläden Scheint etwas Sonnenlicht. Ich befürchte es ist sehr viel später als ich gestern noch vor hatte aufzustehen. Egal. Heute gibt es eh nichts zu tun was nicht morgen auch noch erledigt werden könnte und ich schließe wieder die Augen. Während meine Gedanken darum kreisen was ich gleich frühstücken soll und ob ich überhaupt mehr als eine Scheibe Käse im Kühlschrank habe, fängt es schon wieder an ohrenbetäubend zu schellen. Das kann doch nicht sein. Ich dachte ich hätte diesem seelenlosen Ding den Rest gegeben. Jetzt muss ich aufstehen. Eigentlich wollte ich das noch mindestens ein paar Minuten verhindern aber das halten meine Nerven nicht länger, als ein paar Sekunden, aus. Das war auch der Grund, warum ich gerade den lautesten und nervigsten Ton gewählt habe um in den Tag zu starten. So leicht holt mich nämlich nichts aus dem Schlaf. Wahrscheinlich, weil ich es auch garnicht will. Allerdings hat es nicht wirklich etwas gebracht. Wach werden ist das Eine, Aufstehen was anderes.
Ich drehe mich auf den Bauch. Merke, dass er schmerzt. Hunger oder Angst? Mit beidem starte ich oft in den Tag. Was überwiegt seh ich später. Ich ziehe die Beine an und richte mich langsam auf. Das Mistding liegt neben der Wand. Hoffentlich hab ich es nicht komplett zerstört. Scheiße.. natürlich ist das ganze Display zersprungen. Doch das Klingeln hört nicht auf. Wild hämmere ich mit den Fingern auf den seitlichen Knöpfen rum. Irgendwann hört es auf. Erleichterung. Ich bin jetzt schon erschöpft.
Erst in der Küche sehe ich an der großen Uhr über der Tür, dass wir bereits 10 Uhr haben. FUCK! Mein erster Wecker ging um 6:30 Uhr. Wie gut, dass ich heute nichts zu tun hab. Obwohl…da sind noch 3 ungelesene Briefe, für die Uni müsste ich auch noch was machen, da bin ich schon 2 Wochen in Verzug und die Wohnung sieht auch aus, als hätte hier eine Woche lang ne Party stattgefunden. Egal. Erstmal nen Kaffee. Muss ja nicht alles heute sein. Wäre ich früher aufgestanden hätte ich es vielleicht noch geschafft, aber so…keine Chance. Der Geruch des Kaffees, der in meine letzte saubere Tasse tröpfelt, ist das Beste des heutigen Tages. Doch gleich darauf Ernüchterung. Keine Milch. Naja, dann halt etwas mehr Zucker rein, sonst schmeckt die Kippe gleich nicht. Der erste Zug tut gut. Der trockene Rauch lässt mich langsam im Hier und Jetzt ankommen. Mit leiser und etwas kratziger Musik aus dem Radio vor mir, schließe ich die Augen und fange an zu träumen.
0 notes