𝙲𝙰𝚁𝚅𝙴𝙳 𝙵𝚁𝙾𝙼 𝙳𝚄𝚂𝚃 𝙰𝙽𝙳 𝙱𝙰𝙳 𝙳𝙴𝙲𝙸𝚂𝙸𝙾𝙽𝚂.
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midnightrodeos · 29 days ago
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So sehr Jules auch die hohen Sommertemperaturen in Tennessee gewöhnt war, waren diese nichts im Vergleich zur texanischen Hitze. Bisher hatte sie nur von den saisonalen Arbeitern auf der Ranch gehört wie verdammt heiß es in Texas werden konnte, aber dort nur mit einem Ohr hingehört und abgewunken. Warum sollte sie sich jemals in den Süden verirren? Schließlich war sie bisher noch nie außerhalb Tennessees gewesen… Ein Anruf von der Polizeistation aus „Sable Creek“ hatte jedoch ausgereicht, um ihren Hintern in ihren alten dunkelroten Ford Pick-Up-Truck zu verfrachten.
Genervt ließ die Brünette die Luft aus ihren Lungen entweichen. Nichts als endlos lange, gleiche Aussichten seit einigen Stunden. Eine einzige Straße, die sich mitten durch wildes, aber menschenleeres Terrain bahnte. Wie zum Teufel war Zach, ihr fünf Jahre älterer Bruder, HIER gelandet? Über die Jahre hinweg hatte sie stets sporadischen Kontakt zu ihm gehalten und hatte sich meist lediglich vergewissert, dass er lebendig war und sich nicht ins nächste Leben katapultiert hatte. Als Junkie blieb er eigentlich meist zumindest im selben Staat. Eigentlich. Der Polizist hatte ihr mit einem starken texanischen Akzent eingetrichtert, dass jemand für den Schaden, den Zach fabriziert hatte, aufkommen musste. Ihren Vater hatten sie noch nicht einmal versucht zu erreichen, sondern sich direkt an Jules gewandt. Irgendwie wollte sie ja doch nicht, dass ihr Bruder in einer Zelle seine Zeit absitzen müsste. Selbst wenn ein kleiner Teil von ihr flüsterte, dass er es verdient hätte.
In einem Versuch ihre Haare aus dem Gesicht zu bekommen, hatte sie diese in einen lausigen hohen Zopf gebunden. Einige wilde Strähnen hatten sich bereits gelöst und klebten an ihren Schläfen. Gott, sie brauchte eine gottverdammte Dusche. „Fick dich, Zach und fick dich, Texas.“, brummte sie zu niemand anderem als sich selbst. Die Klimaanlage ihres Trucks funktionierte seit Jahren nicht mehr, doch hatte sie es nicht als nötig erachtet sie je zu reparieren. Wozu auch? Schließlich konnte man den Fahrtwind nutzen. Nur war der Fahrtwind hier ein heißer Föhn. Endlich kam eine verlassene Tankstelle in Sicht, die sie bitter nötig hatte. Kaum war der Motor ausgestellt, hatte sie ‚Jess‘, wie sie ihren geliebten Truck nannte, begonnen zu tanken und sich selbst aus ihrem Top zu schälen. Einige Feuchttücher wurden nun ausschließlich dazu genutzt sich zu erfrischen, denn nicht einmal ein Badezimmer war auch nur ansatzweise in der Nähe, wie sie mit wachsendem Frust festgestellt hatte. Zügig zog sie sich ein weißes Bandshirt über den Kopf, welches zumindest luftig genug war und knapp über ihrem Bauchnabel endete. Die Stille war beinahe erdrückend, bis das Rumpeln eines nahenden Fahrzeuges ihr ankündigte, dass sie bald Gesellschaft bekommen würde. Jules selbst saß mittlerweile auf dem Beifahrersitz und drehte sich geübt einen Joint, den sie ihrer Meinung nach redlich verdient hatte.
 Als sie gerade das Paper anleckte, kam ein Truck zu ihrer Seite zum Stillstand. Neugierig wandte Jules ihr dunkelbraunes Augenpaar zum jungen Mann, dessen Form sie undeutlich ausmachen konnte. Er schien ein Gleichgesinnter zu sein oder aber es war das Ding von Texanern einen Cowboyhut zu tragen. Sie stockte kurz und steckte sich den fertigen Joint hinter ihr Ohr. Als das Klicken der Zapfsäule ankündigte, dass ihr Auto vollgetankt war, sprang sie aus dem Truck und verfrachtete alles wieder an Ort und Stelle, ehe sie die Motorhaube umrundete und sich auf den Fahrersitz bequemen wollte.
„Du bist nicht von hier.“, durchbrach die Stimme des jungen Mannes die Stille. Jules drehte ihren Kopf zu ihm und hob fragend eine Augenbraue. Sie kam nicht aus einer Großstadt, sie dachte tatsächlich sie könnte nicht auffallen. Oder aber jeder in dieser verdammten Pampa kannte jeden. Sie legte ihren Kopf schief, als ein leichtes Schmunzeln ihre Lippen umspielte. „Was hat mich verraten?“, erwiderte sie auf seine Feststellung mit ehrlicher Neugier. Entspannt trat sie ihm Stück für Stück näher und ließ ihren Blick über seine Gestalt wandern. Er war etwas größer als sie und für einen Moment fragte sie sich, ob er nicht in diesem Flanellhemd schwitzte, oder aber er war die Hitze komplett gewohnt. Als er ihr schlussendlich sein Feuerzeug anbot, nahm sie es dankend an und berührte mit ihren Fingerspitzen unbeabsichtigt seine. Sie ließ sich nicht anmerken, dass der kurze Kontakt sie kurz innehalten ließ, jedoch schüttelte sie ihren Kopf über sich selbst als er zur Zapfsäule trat. Jules holte den Joint hinter ihrem Ohr hervor und klemmte sich ihn zwischen ihre Lippen, ehe sie ihn fachmännisch anzündete und einen tiefen Zug nahm. So schnell wurde sie nicht mehr high, aber nichtsdestotrotz hatte Marihuana eine beruhigende Wirkung auf sie. Sie ließ den Rauch durch ihre Lippen zur Seite entweichen und nahm dann die Präsenz des Fremden vor sich wahr. Sie folgte seinem Blick zu ihrem Wagen und zuckte mit den Schultern. „Nee, ist nicht mir. Wollte nachsehen, ob man daraus was abziehen kann.“, antwortete sie ihm mit einem sarkastischen Unterton, während sie einen Arm vor ihrer Brust verschränkte. Mit der anderen Hand schnippte sie die Asche zu Boden, ehe sich ihre Lippen zu einem Grinsen weiteten. „Bin hier nicht zu Fuß in die Pampa gelaufen, also ja, ist meine Karre.“, klärte sie ihn dann doch auf. Ihr war bewusst, dass ihr Sarkasmus vielleicht nicht direkt auf Wohlwollen stoßen würde, aber er war die erste Menschenseele seit mehr als 24 Stunden mit der sie sprach. Aus irgendeinem Grund war sie neugierig auf ihn geworden und wären sie vielmehr in einer Bar mit Alkohol im Blut als an einer vereinsamten Tankstelle, wäre ihr erstes Aufeinandertreffen sicherlich anderweitig verlaufen. „Bin auf’m Weg nach Sable Creek, du kommst nicht zufällig von dort, oder?“
 Ihre Augen funkelten verschmitzt, als sie einen weiteren Zug des Joints nahm, die Asche einmal ab schnippte und ihm dann anbot. „Willste auch nen Zug?“
Ob er annahm oder nicht, würde ihr bereits einen ersten Eindruck vermitteln. Insgeheim hoffte sie auf Ersteres.
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midnightrodeos · 29 days ago
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Die Sonne stand tief, rot wie ein frisch geschlachtetes Kalb. Auf dem Asphalt flimmerte die Hitze, drohte die Reifen des Pickups zu schmelzen, während Rusty zum wiederholten Mal gegen die Armatur schlug, in der Hoffnung die verreckte Klimaanlage wieder zu beleben. Ein Ziel hatte er nicht – für eine Weile wollte er einfach nur die Farm hinter sich lassen. Röchelnd, wie ein durstiger Hund, schleppte sich sein 90er Ford Ranger bis zur nächsten Tanke, wo der Cowboy sein Gefährt verschnaufen ließ. Mitten im nirgendwo, weit und breit nur Prärie, stand diese Bruchbude mit alter Zapfsäule, rostigem Cola-Automat und dem schweren Geruch von Benzin in der Luft. Während der Zündschlüssel in der Hosentasche verschwand, holte er aus eben dieser eine zerdrückte Schachtel Lucky Strike. An die Motorhaube gelehnt, steckte er sich die Kippe an, hob den Cowboyhut, um sich die Haare zurück zu streichen, als er eine junge Frau im Augenwinkel vernahm. Staubige Stiefel, weites Shirt, und eine Ausstrahlung die Ärger versprach. Rustys Mundwinkel zuckte. „Du bist nicht von hier“, stellte er fest, zog an der Zigarette und ließ den Rauch, wie ein wilder Mustang, durch die Nase entweichen. Rusty neigte neugierig den Kopf, ohne sich sein Interesse anmerken zu lassen. Frauen wie sie kamen nicht zufällig hierher – nicht an eine einsame Tankstelle, zwischen Sable Creek und dem gottverdammten Ende der Welt. Er drückte die Zigarette am Metall der Gürtelschnalle aus und schnipste den Stummel in den Sand. "Brauchst du Feuer?" Mit einem nicken deutete er auf den Joint, der hinter ihrem Ohr klemmte, und bot ihr das Zippo aus der Brusttasche seines Flanellhemds an, das locker über sein staubiges Unterhemd fiel. Ohne ein weiteres Mal zu ihr zu sehen, ging er zur Tanksäule, um zu checken, ob das Ding überhaupt noch lief. Obwohl der Lack des Gehäuses abblätterte, sprangen die Zahlen auf Null. Sobald Rusty den Tankdeckel geöffnet hatte, steckte er die Zapfpistole hinein, und ließ das Benzin in den Schlund seines motorisierten Gefährts sickern. "Deiner?" Er spielte auf den Wagen an, der neben seinem stand. Er musste sie nicht ansehen, damit sie verstand, dass er mit ihr sprach, denn es schien als waren sie hier draußen ganz allein.
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