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16. Mai 2025 Berlin, Mitte

Ich besuche ein enges, muffiges Kellergewölbe, das in rötliches Licht getaucht und bis in die kleinste Ecke mit Menschen vollgestopft ist, um einem Punkkonzert beizuwohnen. Ich bin gerührt von dem Ambiente und fühle mich in meine Teenagertage zurückversetzt. Und doch ist alles anders: Der Eintritt kostest 12€, es gibt alkoholfreie Getränke, eine meiner besten Freundinnen ist die Sängerin der Band, die gerade spielt und - was sehe ich da noch? Fast alle tragen Ohrstöpsel. Erleichtert klaube ich meine eigenen aus der Hosentasche und freue mich über diese Vernunft, die hier herrscht.

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15. Mai 2025 Treuchtlingen / Siebeneichhöfe, Bayern

Es ist ein feuchtwarmer Frühlingsabend. Ich fahre mit Herrn R. (70) in eine abgelegene Ortschaft im Altmühltal. Als wir aus dem Auto steigen hören wir den Ruf eines Pfaus. Wir gehen an einem Pferdehof, einem verlassenen Stall und drei Wohnhäusern vorbei, die schon mal bessere Zeiten gesehen haben. In einem steht eine alte, rundliche Dame am Fenster. Hinter ihr nehme ich die schmale Silhouette eines jungen Mannes war. Vor dem Haus spielen ungefähr 20 rotgetigerte Kätzchen im Gras, überall stehen schmutzige Teller und Töpfe mit Futterresten. Die Dame begrüßt uns freundlich, dabei offenbart sich ihr zahnloses Gebiss. Sie erzählt Herrn R., dass der Tierschutz da gewesen sei, wegen der vielen Katzen, dabei seien das doch gar nicht ihre. Der junge Mann trägt eine Brille mit dicken Gläsern, die seine Augen größer erscheinen lassen. Er nickt nur, wenn die Alte was sagt. Im Hintergrund sehe ich ein Feuer im Ofen und - wie es scheint - schwarzen Schimmel an den Wänden. Wir sagen ihr, dass wir hoch auf den Berg wollen, zur alten Kapelle. Da sollen wir aber Acht geben, da passieren so Dinge, sagt sie und zieht dabei die Augenbrauen hoch.

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14. Mai 2025 Nürnberg, Bayern

Es ist ein warmer Frühlingsabend. Auf dem Tiergärtnerplatz in der Altstadt unterhalb der Kaiserburg sitzen junge Menschen auf dem dem Pflaster, essen Pizza aus Kartons und trinken Aperol Spritz aus den typischen Gläsern. Ihre körperliche Präsenz auf dem Platz ist so stark, sie erinnert an einen Sitzstreik.

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13. Mai 2025 Merseburg, Sachsen-Anhalt

Hier bin ich mit einem Museologen verabredet, der mir Details zu einer regionalen Sage erzählen soll. Wir haben uns - ohne Handynummer getauscht zu haben - an der Treppe von Gleis 2 am Merseburger Bahnhof verabredet. Wir erkennen uns sofort, woran bleibt unklar. Ohne Umschweife begeben wir uns auf die Spuren der Sage, aber noch im Bahnhofsgebäude interessieren mich plötzlich ganz andere Fragen. Warum ist es so weitläufig, gerade zu prächtig mit seiner großen, zur Stadt ausgerichteten Fensterfront, obwohl so wenig Menschen hier um 9 Uhr morgens unterwegs sind. Der Museologe erklärt mir, dass der Bahnhof im 2. Weltkrieg zerstört und in den 1950 Jahren im Stil des sozialistischen Klassizismus wiederaufgebaut wurde. Notwendig machten dies die in unmittelbarer Nähe gelegenen Chemiewerke Leuna und Buna, in denen mehrere 10.000 Arbeiter:innen und Angestellte beschäftigt waren. Bombardiert wurden im Krieg nicht nur der Bahnhof und die halbe Stadt Merseburg sondern auch ebendiese Chemiewerke. So lerne ich, dass die berühmten Leuna- und Bunawerke keine Errungenschaft des Sozialismus, sondern teilweise schon zu Zeiten des Kaiserreichs entstanden sind. Es ist erstaunlich, wie lange und auf welch verschlungenen Wegen sich Propaganda auch in die Nachgeborenen hineinfrisst.

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12. Mai 2025 Berlin Gesundbrunnen

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11. Mai 2025 Berlin Gesundbrunnen

Zwei Freundinnen mit einem dreimonatigen alten Baby sind zu Besuch. Das Baby schläft erstaunlich oft und lange, viel mehr als L. (2) in dem Alter. Deshalb sage ich oft zu ihr „Pscht, das Baby schläft!“. Dann weiten sich ihre Augen und sie hält sich einen Zeigefinger vor den Mund.

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10. Mai 2025 Berlin Wedding

Beim Kinderturnen mit dem über 80-jährigen Gruppenleiter, den ich insgeheim „Turnvater“ nenne, erfindet L. (2) einen eigenen Namen für den singenden und krabbelnden Herrn im neonfarbenen Sportdress: Opa Morgenkreis.

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09. Mai 2025 Berlin Weißensee

Ich fahre mit dem Fahrrad von Gesundbrunnen über Prenzlauer Berg nach Weißensee und spüre beim Betrachten der ehemaligen Ostberliner Stadtteile eine bekannte Nostalgie aufkommen. Einige Plätze, Ecken, Hauseingänge erinnern mich sehr an meine Kindheit, obwohl ich überhaupt nicht in Ostberlin aufgewachsen bin.

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08. Mai 2025 Neustadt / Dosse

Ich fahre in die Ostprignitz - wo kein Feiertag ist - und treffe Frau G. (Ende 50) zum Interview wegen des regionalen Highlights: Der 300 Jahre alten Mumie eines brandenburgischen Gutsherren. Wir sprechen drei Stunden lang, in der Pause gibt sie mir ein Duplo - „zur Stärkung“.

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07. Mai 2025 Berlin Wedding

Absolut einverstanden (trotz Orthographiefehlers)

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06. Mai 2025 Berlin Gesundbrunnen

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05. Mai 2025 Berlin Gesundbrunnen

In der Bibliothek: Im Regal für vorbestellte Bücher finden sich fast ausschließlich Ratgeber. Die Themen, für die sich die Leser:innen interessieren sind vorrangig Erziehung und Liebe, einige wollen etwas über Pflanzen lernen.

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04. Mai 2025 Berlin Jungfernheide

Im Park schlendern wir an einem Café vorbei. L. (2) läuft auf einen freien Tisch zu, klettert auf den dazugehörigen Stuhl und schaut erwartungsvoll in Richtung Tresen.

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03. Mai 2025 Berlin Wedding

Die Turngruppe für Kleinkinder wird von einem über Achtzigjährigen geleitet. Zur Begrüßung und zum Abschied, turnt er mit den Kindern auf dem Fußboden herum und singt ein Lied. Die Kinder klatschen und stampfen und singen begeistert mit. Nur L. (2) sitzt wie angewurzelt da und betrachtet das Szenario aus sicherer Entfernung.

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02. Mai 2025 Berlin Gesundbrunnen

Im Interview gibt A. (Mitte 20) an, dass sie zwei Jahre lang mit einem selbst gefälschten Ticket in Berlin schwarzgefahren sei. Sie habe dies aus Geldmangel getan, da sie nach ihrem Studium als Grafikdesignerin keine Stelle fand und sie sich mit Gelegenheitsjobs (u. a. als Eventkellnerin, Putzfrau und Empfangsdame) finanzierte, die überall in der Stadt verteilt waren.

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01. Mai 2025 Berlin Gesundbrunnen

Beobachtungen in der Mittagspause: Grillparty vor dem Ladenlokal der Freien Arbeiter:innen Union, kiffende Jugendliche im Park und einer, der mit Sonnenhut auf ner Bank liegt und den Wikipedia-Artikel zum 1. Mai studiert. Und mein schlechtes Gewissen, dass ich - wie jedes Jahr - an diesem Tag arbeite, anstatt zu demonstrieren.

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30. April 2025 Berlin Gesundbrunnen

Ulmenblüten

rascheln wie

Perlmuttscheibchen über den

Asphalt und in Ls'

Haar.