<a href="https://www.facebook.com/photo/?fbid=5758834984199967&set=gm.6054500301240193&idorvanity=362753733748240" target="_blank" title="Facebook">Kathleen Adams Weiner, 14. Dezember 2022</a>: "Bessie Love, in a masterfully lit portrait by Albert Witzel. A prime example of a black-and-white portrait that simply cannot be improved. The first Witzel in my collection from 40 years ago and I still am amazed at the lighting of her hair and young face."
Band Eins der Bildfäden ist erschienen: Frank Witzel, Kunst als Indiz.
Das ist ein kleiner Bildband, ein Bildkommentar, ein Text und - Hurra! - ein Klappobjekt, Faltobjekt oder Polobjekt. Frank Witzel schreibt in diesem Buch über ein Bild-im-Bild, nämlich über Rudolf Hausners 'Forum der einwärtsgewendeten Optik' und die sechste Episode der ersten Staffel der Fernsehserie Derrick von 1975 ('Nur Aufregungen für Rohn'). Das eine Bild, die Malerei, taucht in Fernsehbildern, in Szenen der Serie auf. Wenn man ein Bild in ein anderes Bild einsetzt und in einem anderen Bild einsetzt, dann ist das einer Ekphrasis vergleichbar, also wie die Übertragung eines Mediums in ein anderes Medium, wie die Übersetzung von Malerei in Lyrik, Prosa oder Epos zum Beispiel, vergleichbar Homers Beschreibung des bemalten Schild des Achilles oder wie Botticellis Malerei und die darin liegende Übersetzung aus der Literatur. Das Selbe ist dem Anderen verschlungen. Man hat es dazu noch mit einer Laokoonkonstellation zu tun, mit der Frage nach den Grenzen und Differenzierungen zwischen Medien. Witzel setzt fort, was in der Serie angelegt ist: er setzt mehrfach über.
Im Zimmer des Mörders, über seinem Bett, hängt das Bild des Wiener Surrealisten und phantastischen Realisten. Dazu gibt es mehr als eine Geschichte. Das ist eine Geschichte Witzels, der um 1975 gerade sein Elternhaus verlassen hat und - wie viele - die Bilder seines Kinder- oder Jugendzimmers wie ein inneres Schema mitgenommen hat, auch wenn er eine zeitlang glaubt, sie vergessen zu haben. Das ist eine Geschichte der plumpen Ermittlungsarbeit Derricks, die in einer Kombination aus bedrängendem Auftauchen, Einfühlungsinquisition und den auf damals noch nicht großen Tränensäcken aufruhenden Augen bestand . Das ist eine Geschichte Albert Paris Güterslohs, Hans Sedlmayers, Herbert Reineckers und der Ungleichzeitigkeiten, die die Mitte der Siebziger Jahre in der BRD auszeichneten.
Das ist eine tolle Eröffnung für die Buchreihe, die Friedrich Haufe, Vincent Sauer, Gregor Schliep und Friedrich Weber-Steinhaus herausgeben. Band 2 ist wohl auch schon fertig. Sobald ich das Buch von Harry Walter in der Hand habe, poste ich was dazu. Für diese Reihe schreibe ich den Text über Warburgs Staatstafeln. Jetzt freue ich mich sehr, schon einen Eindruck von der Reihe zu bekommen. Sieht klasse aus, liegt super in der Hand, der Text saugt den Leser und die Bilder sehen gut aus: kaufen, kaufen, kaufen!
Witzels Text ist für die Reihe programmatisch, die Bildern und ihrer Involvierung, ihrem Einsatz, ihrer Investition, ihrer Verhäkelung, ihrer Verschachtelung, den Fäden gewidmet ist, die durch Bilder laufen und die Bilder mit allem dem assoziieren können, was es daneben noch so gibt. Leute erkennt man daran, dass an ihnen irgendwo ein Faden, vielleicht auch mehr, absteht (manchmal sind diese Fäden auch Haare, die mit einem Wirbel dem sorgfältigen Kämmen trotzen). Das unterscheidet die Leute von Personen und Menschen, bei denen das nicht unbedingt der Fall ist, die im übrigen aber wohl auch alles das sind, was Leute auch sind. Insofern ist die Reihe Bildfäden eine Reihe über die Leute unter den Bildern. Vielleicht ist das einer der Gründe, warum ich so gerne für diese Reihe das Buch schreibe.