Foto: Panorama Helsinki / Finland - Dom und Parlamentsplatz (by tap5a)
“Wir tun das nur für Fergus!” ist eine kurze Outlander Fan Fiction Geschichte und mein Beitrag zur Outlander Prompt Exchange (Prompt 3. Fake Beziehung AU: Jamie Fraser möchte seinen Pflegesohn Fergus formell adoptieren, aber sein Antrag wird wahrscheinlich nicht genehmigt werden … es sei denn, er ist verheiratet und/oder in einer festen Beziehung. Fügen Sie Claire Elizabeth Beauchamp (Randall?) zu dieser Geschichte hinzu.) @outlanderpromptexchange
Kapitel 12: Das geheime Leben der Rothirsche (I)
Am Dienstag der darauffolgenden Woche kam Jamie bereits kurz nach der Mittagszeit nach Hause, um Claire ein wenig mehr Freizeit zu ermöglichen. Er setzte sich zu Fergus und half ihm bei den Hausaufgaben. Anschließend ging es in den Garten, wo die “beiden Männer” einige Runden hinter einem Fußball herjagten.
“Fußball” by derJani
Die Temperaturen waren seit Anfang Oktober deutlich gesunken, aber der Spaß, den sie beim Spiel hatten und die körperliche Aktivität glichen diesen Unterschied gut aus. Nachdem die Sonne gegen 16.00 Uhr hinter den Wolken hervorgekommen war, kamen sie sogar ein wenig ins Schwitzen. Kurze Zeit später erschien Claire auf dem Balkon des ersten Stockes und verkündete, dass der Tee fertig war. Jamie und Fergus betraten das Haus durch die Garagentür, wechselten ihre Schuhe im Keller und nahmen dann den Aufzug in den zweiten Stock. Dort wechselten sie die verschwitzte Kleidung, machten sich frisch und saßen kurz darauf im Esszimmer, wo Claire und Frau Curtius bereits den Tisch gedeckt hatten. Mit Begeisterung stellte Fergus fest, dass es jenen Mandarinen-Quark Kuchen gab, den er so sehr liebte. Claire beobachtete Fergus und hatte den Eindruck, dass die körperliche Aktivität ihm gutgetan, aber auch etwas ermüdet hatte. Er würde heute Abend sicher schnell einschlafen.
"Liest Du mir etwas vor, Papa?“ fragte Fergus nachdem er das zweite Stück Kuchen gegessen und ganz offensichtlich satt war.
Jamie lächelte ihn an.
"Ja, gern. Geh’ schon ‘mal in den Wintergarten. Ich trinke noch meinen Tee und komme dann nach.”
Kurz darauf hörten Jamie und Claire das Geräusch der elektrischen Eisenbahn. Claire sah Jamie an:
"Hast Du keine Lust, ihm vorzulesen? Ich kann …“
"Nein, nein! Ich bin durch den ungewohnten Sport nur ein wenig k.o. und möchte noch in Ruhe eine weitere Tasse Tee trinken.”
Er lächelte und Claire griff zur Teekanne, um seine Tasse neu zu füllen. Doch bevor Jamie nach seiner Tasse greifen konnte, klingelte sein Smartphone. Er schaute auf das Display und Claire sah seinen verwunderten Gesichtsausdruck.
“Tee” by fotshot
“Matthieu! Guten Tag! Wie geht es Dir?”
Jamie war offensichtlich überrascht, aber es schien ihr keine negative Überraschung zu sein.
"Freitag, sagtest Du?“ fuhr er fort, "Ja, das könnte klappen, aber ich muss das noch einmal mit Claire besprechen. Ich weiß im Moment nicht, ob für Freitag schon etwas anderes geplant ist.”
Er hörte der Stimme auf der anderen Seite der Leitung einen Moment zu, dann sagte er:
"Genau, so machen wir es. Ich rufe Dich dann gleich morgen Früh an um Dir Bescheid geben. Sicher. Bitte grüß Teresa und Deinen kleinen Kronprinzen ganz herzlich von mir!“
Noch einmal trat eine Stille auf Jamies Seite ein.
"Ja, Matthieu, ich würde mich sehr freuen. Vielen Dank für Deinen Anruf! Bis dann.”
Jamie legte auf und steckte das Smartphone ein. Dann wandte er sich Claire zu.
"So, so, Du musst erst Claire fragen,“ sagte sie mit einem Lächeln.
"Ja, zumindest muss ich es mit Dir besprechen. Matthieu und Teresa von Klarenberg sind gute Freude. Sie haben vor über einem Jahr ein Haus ganz hier in der Nähe gekauft. Es ist ein wunderschöner, großer Besitz, aber es muss aufwendig saniert werden. Teile waren verfallen und es steht unter Denkmalschutz. Matthieu wird am Freitagnachmittag auf der Baustelle sein, um sich ein Bild von dem Fortschritt der Arbeiten zu machen. Er fragte, ob er am frühen Abend zu einem kurzen Besuch vorbeikommen könnte.”
"Wer sind denn diese von Klarenberg?“
Ehe Jamie Claires Frage beantworten konnte. ertönte aus dem Wintergarten ein lautes Rufen:
"Papaaaa! Paaaapaaa! Kommst Du endlich!”
Claire und Jamie sahen sich an und rollten beide mit den Augen. Dann rief Jaimie:
"Jahaaaa, Sohooon! Ich komme.“
Auf dem Weg in Richtung des Wintergartens drehte sich Jaime noch einmal zu Claire um:
"Ich erzähle Dir von den von Klarenberg, wenn wir das kleine Quengelchen ins Bett gebracht haben.”
Drei Stunden später war es soweit. Sie hatten zu Abend gegessen. Dann hatten sie Fergus, der beim Abendessen fast eingeschlafen wäre, zu Bett gebracht. Auch diesmal brauchte Claire kaum eine Seite aus seinem aktuellen Lieblingsbuch lesen, dann war er auch schon in “das Land des Lächelns” entschwunden. Jamie und Claire verließen das Piratenzimmer auf leisen Sohlen.
"Setzen wir uns noch einen Moment ins Kaminzimmer? Ich wollte Dir ja noch von den von Klarenberg erzählen.“
“Kamin” by StockSnap
Wenige Minuten später saßen sie in den großen bequemen Sesseln vor dem brennenden Kamin, jeder mit einem Glas Whisky in der Hand.
"Matthieu von Klarenberg,” begann Jamie, “ist der Nachkomme eines Adelsgeschlecht, welches seine Wurzeln in Frankreich aber auch in Schlesien hat. Es heißt, das Gut, welches sie bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs besaßen, sei ursprünglich eine Komturei des Deutschen Ordens, der auch als Deutschritterorden bekannt ist, gewesen. Genau weiß man es nicht. Es käme auch ein anderer Orden in Betracht. Der älteste, urkundliche bekannte Vorfahre war ein Ritter, der wohl mit Heinrich VII nach Schlesien kam.
Ein Nachkomme dieses Ritters erwarb im 15. Jahrhundert das Gut. Später wurde es zu einem kleinen barocken Schloss umgebaut. Im 17. Jahrhundert wurden sie erst in den Freiherrenstand, dann im 18. Jahrhundert in den Grafenstand und schließlich in den Reichsgrafenstand erhoben. 1850 erfolgte ihre Erhebung in den +
Preußischen Fürstenstand. Geblieben ist ihnen davon jedoch nur der Grafentitel.
Verschiedene deutsche Herrscher waren während kriegerischer Auseinandersetzungen und während Manövern dort zu Gast - Friedrich der Große, Wilhelm I. und Wilhelm II. Die Familie teilte sich über die Jahrhunderte in verschiedene Zweige, dennoch gelang es ihnen, den Besitz lange Zeit zusammenzuhalten.
Doch mit dem Ende des Ersten Weltkrieges und der Teilung Oberschlesiens begann der ihr ökonomischer Niedergang. Ein Teil der Familie blieb in Schlesien, andere Familienmitglieder lebten in verschiedenen Teilen Europas. Während des Zweiten Weltkriegs wurde der Besitz von den Nationalsozialisten beschlagnahmt und in der Folge davon floh die restliche Familie nach Westen.
Nach dem Krieg sammelten sich die Familienmitglieder hier in Berlin. Sie nutzten die Gunst der Stunde und etablierten sich im Lebensmittelhandel. Über die Jahrzehnte gelang es ihnen so, wieder zu Reichtum zu gelangen. Matthieus Vater, er war noch vor dem Krieg geboren, war lange Zeit Oberhaupt der Familie. Er starb vor wenigen Jahren und heute ist Matthieu Chef des Hauses der Grafen von Klarenberg. Seine Frau, Teresa, entstammt einem italienischen Adelsgeschlecht, welches seit Jahrhunderten in der reichsten Region Italiens, der Emilia-Romagna, beheimatet ist. Sie besaßen dort ein großes Weingut. Matthieu hat sie während eines Italienaufenthaltes Im Herbst 2015 kennengelernt. Doch das ist eine Geschichte für sich. Und es ist nicht meine Aufgabe, sie zu erzählen. Aber ich bin sicher, dass Matthieu Dir die Geschichte gern erzählen wird, wenn Du ihn danach fragst.”
Jamie nippte an seinem Whisky, dann fuhr er fort:
“Im Mai 2016 haben sich Matthieu und Teresa dann verlobt und im September 2016 haben sie geheiratet.”
“Das ging aber schnell,” gab Claire zu Bedenken.
“Ja,” stimme Jamie zu, “aber ganz offensichtlich passen sie gut zusammen.”
“Haben … sie … Kinder?”
“Zwei. Ihr Sohn, Maurice Justus, wurde im August 2018 geboren …”
“Oh, dann ist er ja fast im Alter.”
“Ja. In diesem Sommer, auch
im August, kam ihre Tochter zur Welt. Sie heißt Friederike.”
“Und wie lange kennst Du die Familie bereits?”
“Oh, seit meiner Jugend. Matthieus Vater und mein Vater kannten einander, waren befreundet, machen gemeinsam Geschäfte … Matthieu ist ein Jahr jünger als ich. Wir spielten miteinander, wenn sich unsere Familien trafen, feierten zusammen …”
“Wart Ihr auch zusammen in der Schule?”
“Nein, dazu wohnten wir zu weit auseinander. Wir sahen uns aber oft in den Ferien und, wie gesagt, wenn sich unsere Familien trafen. Das war früher recht oft der Fall. Dann hat uns das Studium getrennt. Ich begann mein Studium in Berlin. Matthieu begann ein Jahr später gleich in Paris mit dem Studium. Als ich zwei Jahre später nach Paris wechselte, hatte er gerade einen Platz in Oxford bekommen Er blieb dort mehrere Jahre, während ich von Paris über Frankfurt am Main und Heidelberg wieder nach Berlin zurückkehrte. Einige Jahre vor dem Tod seines Vaters kam auch Mathieu nach Berlin zurück und trat in die Firma der Familie ein. Nach dem Tod seines Vaters bekam Matthieu ein sehr gutes Angebot von einem deutschen Lebensmittel-Konsortium, das er annahm. Er hat den Gewinn breit gestreut investiert, kann jetzt von den Erträgen leben und sich weitgehend auf seine Familie und die Dinge konzentrieren, die ihn interessieren.”
“Weiß er von uns? Ich meine … kennt er die Wahrheit oder …”
“Niemand außer uns … und … natürlich Ned Gowan … kennt die Wahrheit. Und dabei soll’ es auch bleiben.”
Erneut trank Jamie von seinem Whisky.
“Vertraust Du Matthieu nicht?” fragte Claire und erschrak zugleich über ihre Frage. Darum schob sie sogleich hinterher:
“Entschuldige, es geht nichts an.”
“Du musst Dich nicht entschuldigen und ja, doch, es geht Dich etwas an. Frag’ nur.”
“Nun, ich … ich meine, wenn er ein so guter Freund ist, warum …”
“Er ist ein guter Freund, mein bester Freund sogar. Und ja, ich vertraue ihm. Ich würde auch nicht einen Moment zögern und ihm mein Leben oder das von Fergus anzuvertrauen. Aber ich bin der Überzeugung, dass es richtig ist, so wenige Personen wie möglich einzubeziehen. Jeder kann sich mal aus Versehen verplappern. Jeder. Je weniger Menschen unser Geheimnis kennen, desto geringer ist die Wahrscheinlichkeit, dass dies passiert.”
“Ich verstehe. Und Du möchtest wirklich, … dass … ich ihn kennenlerne?”
“Ja, es würde mich freuen. Ich könnte ihn natürlich auch in irgendeinem Restaurant in der Stadt treffen, aber das würde er sicherlich sehr merkwürdig finden. Er weiß von Dir, er mit Sicherheit alle Zeitungsbericht über uns gelesen. Und wenn ich ihn nicht hierher einladen würde …”
“Dann würde er fragen, was mit uns los ist?” führte Claire den Satz fort.
“Genau. Ich könnte ihm natürlich irgendeine Geschichte erzählen, aber …”
“Das möchtest Du nicht?”
“Ja, ich möchte ihn nicht mehr als notwendig …”
Sie schwiegen und tranken beide von ihrem Whisky.
“Whisky” by Peggychoucair
“Außerdem,” fuhr Jamie nach einigen Momenten fort, “würde ich mich sehr freuen, wenn ihr Euch kennenlernen würde. Ich glaube, er wird Dir gefallen.”
“Du willst mich jetzt aber nicht verkuppeln, oder?”
“Nein,” Jamie lachte spontan auf und hielt sich dann die Hand vor den Mund. Nach einem weiteren Schluck Whisky kicherte er leise vor sich hin und schüttelte den Kopf:
“Nein, nein. Das würde mir auch gar nicht gelingen. Matthieu ist … ein außerordentlich integrer, loyaler Mensch. Er liebt seine Frau und seine Kinder über alles. Er würde sie nie betrügen. Nicht nur, weil er Teresa und die Kinder über alles liebt, sondern auch, weil er weiß, wie es sich anfühlt, betrogen zu werden.”
“Hast Du vor, ihm später die Wahrheit zu erzählen?”
“Ja, wenn alles vorüber ist, wenn Fergus mein Sohn ist, dann werde ich mit Matthieu sprechen. Ich kenne ihn gut genug. Ich bin fest davon überzeugt, dass er mich verstehen wird. Er ist ein Vater, der seine Kinder über alles liebt und der weiß, was man alles für seine Kindern tun würde.”
Claire gab einen leisen Seufzer von sich, dann fragte sie:
“Was hast Du Dir denn für Freitagabend so … vorgestellt?”
“Matthieu könnte um 19.00 Uhr hier sein. Ich würde vorschlagen, wir bitten Frau Curtius, dass sie ein leichtes Menü vorbereitet. Fergus bekommt sein Abendessen vorher, aber er kann Matthieu noch begrüßen. Danach kann Frau Curtius ihn zu Bett bringen. Ich werde ihm das schmackhaft machen.”
Jamie lächelte:
“Fergus mag Matthieu und seine Familie sehr. Maurice und er haben sich bereits ein wenig angefreundet und Fergus war begeistert, als ich ihm erzählt habe, dass sie hier in unsere Nähe ziehen. Ich glaube, er wird auf einen kleinen ‘Deal’ eingehen: Er darf Matthieu begrüßen, muss aber zustimmen, dass Frau Curtius ihn ins Bett bringt.”
Claire rollte mit den Augen und lächelte, dann nahm sie einen weiteren Schluck von ihrem Whisky.
“Nach dem Essen können wir uns dann zusammensetzen, etwas trinken und ein wenig erzählen. Matthieu hat einen Fahrer, der ihn nach Hause bringen wird.”
“Wo wohnen die von Klarenberg denn?”
“Die Familie besitzt seit Generationen ein repräsentatives Stadthaus in Berlin, es ist ein Bau aus der Gründerzeit. Ein sehr schönes, wunderbar restauriertes Haus, aber nicht unbedingt etwas für Kinder. Sie haben einige kleine Balkone und in wenig Grün im Hof des Hauses, aber das ist … ”
“Nichts im Vergleich zu einem Grundstück mit Garten und Seezugang in Potsdam?”
“Genau.”
“Tja, dann wollen wir unseren baldigen Nachbarn doch einmal bessern kennenlernen,” sagte Clair und hielt Jamie ihr leeres Whiskyglas hin. Als dieser sie fragend ansah, sagte sie lächelnd:
“Du könntest 'mal die Luft aus diesem Glas lassen.”
Jamie lächelte ebenfalls, griff nach einer Flasche schottischen Whiskys und schenkte ein:
“Du bist also einverstanden, dass ich Matthieu einlade?”
“Ja, natürlich,” antwortete Claire, schaute dabei versonnen auf den golden funkelnden Whisky, den sie in ihrem Glas leicht hin- und herschwenkte, “machen wir es.” Sie sah Jamie an und meine ganz nonchalant:
“Dieser Whisky hat mich überzeugt.”
Jamie sah erstaunt zu, wie Claire einen großen Schluck nahm.
Als sie seinen Gesichtsausdruck wahrnahm, begann sie leise zu kichern.
"Natürlich hat mich nicht der Whisky überzeugt, obwohl er sehr gut schmeckt. Wenn Fergus Matthieu und seine Familie so sehr mag, dann sollten wir diese Gelegenheit ergreifen und die Beziehungen stärken, insbesondere zu den Kindern. Fergus hat zwar inzwischen in der Schule einige Freude gefunden, aber die Familien wohnen so weit entfernt … und zu den Müttern habe ich auch keinen wirklichen Zugang gefunden. Es sind echte Helikoptermütter. Ich verstehe ja, dass sie ihre Kinder beschützen wollen, nach all’ den Entführungen von Kindern aus Industriellenfamilien. Aber Fergus braucht mehr Kontakt zu gleichaltrigen Freuden und es würde mich freuen, wenn Fergus und Maurice Zeit miteinander verbringen könnten. Wie weit ist denn das neue Haus der Familie von hier entfernt?“
"Nun, es ist kein neues Haus. Es ist eine Villa, die Anfang der 20ger Jahres des letzten Jahrhunderts von einem Industriellen erbaut worden ist. Das Grundstück gehört davor einem königlichen Hoflieferanten, dessen Firma übrigens heute noch besteht. Wenn es eine direkte Straße geben würde, würde es keine fünf Minuten zu Fuß dauern. Einfach unsere Straße hinauf und dann nach rechts abbiegen. Aber leider endet die Straße vor einem anderen Haus. Genau gesagt, vor dem Nachbargrundstück von Matthieu und teresas Haus. Und die Grundstücke sind durch eine hohe Mauer getrennt. Also müssen wir die Straße hinunter, dann nach links abbiegen und die Parallelstraße wieder hinauf. Hausnummer 8.”
Claire nickte und leerte ihr Glas.
"Na? Noch einen Schluck?“
Jamie griff zu der Whiskykaraffe, die auf dem kleinen runden Tisch, der die beiden Sessel voneinander trennte, stand.
"Oh, nein. Danke,” wehrte sie ab, “ich muss ins Bett. Fergus muss zur Schule und wenn wir am Freitagabend Besuch bekommen, muss ich das zusammen mit Frau Curtius auch ein wenig planen.”
Sie erhoben sich beide und Jamie begleitete Claire zur Wohnungstür:
"Gute Nacht Claire. Danke, dass Du mich unterstützt.“
"Wir tun das alles für Fergus,” sagte sie lächelnd und fügte dann hinzu: “Gute Nacht Jamie.”
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Schmale Häuser (2): Jockey-Club und Union-Bar in der Französischen Straße
Abb. aus: Berlin und seine Bauten 1896, Bd. III, S. 97
„Auf schmaler, beschränkter Baustelle“ (Berlin und seine Bauten 1896, Bd. 2/3, S. 98) wurde 1896 dieses – nicht erhaltene – Haus in eine Baulücke der Französischen Straße gezwängt. Das ungewöhnliche Unternehmen war wohl ein Zeichen, dass damals in der Mitte der damaligen Reichshauptstadt selbst ein so ungewöhnliches Bauwerk noch Gewinne abzuwerfen versprach. Der beauftragte Architekt, Hermann A. Krause, gab sich alle Mühe, auch auf nur 6,50 Metern Frontbreite Architektur zu schaffen. Krause hatte Erfahrung mit Geschäftshäusern im historistischen Geschmack mit reich verzierter Sandsteinfassade. Wie beispielsweise bei seinem vorangegangenen „Geschäftshaus Löwenberg“, Leipziger Str. 114, 1894/95 bediente er sich auch hier wieder einer Mischung aus floraler Spätgotik und Renaissance. Zudem hatte er sich schon vorher mit einem besonders schmalen Grundstück befasst: In der Berliner Straße 67 in Charlottenburg hatte er im Jahr zuvor das auch sehr dünne „Haus Mattschaßs“ gebaut (ebenfalls nicht erhalten). Der dort sehr aufwendige Steinmetzdekor stammte von dem Bildhauer August Vogel, der möglicherweise also an der Verzierung der Fassade in der Französischen Straße wieder mitgewirkt haben könnte.
Wie wurde nun dieses schmale Haus genutzt? Zunächst lag links vom Treppenhaus im Erdgeschoss, im 1. und im 2. Stockwerk der sogenannte „Jockey-Club“: Dabei handelte es sich um ein „Geschäft für Cravatten und entsprechende Herren-Garderobe-Gegenstände“, wie es in Band III von „Berlin und seine Bauten“ 1896 etwas umständlich formuliert hieß. Die Zusammengehörigkeit der drei Ladengeschosse wurde durch die stockwerkübergreifende große Glasfront verdeutlicht, die durch ihren Rundbogenabschluss dem Geschäftshaus zugleich das Gepräge eines Torturmes gibt. Am oberen Abschluss wurde ein Wappenschild angebracht. Das 4. und 5. Geschoss hingegen barg eine Wohnung für den Geschäftsinhaber. Im 4. Stock das Schlafzimmer zur Straße, dahinter Esszimmer und Küche. Im 5. Stock das Wohnzimmer mit schmalem Balkon.
Grundrisse (aus: Berlin und seine Bauten, 1896, Bd. III, S. 97)
Doch überstand der Jockey-Club nur wenige Jahre im Haus. 1899, also nur drei Jahre nach der Fertigstellung, berichtete die Schweizerische Bauzeitung noch einmal über das ungewöhnliche Gebäude und stellte fest: „Heute ist es ein von der internationalen Lebewelt viel besuchtes ‚Trinkhaus‘, wozu es nach seiner Lage und Gestalt, und da auch die hintern Räume als Warenhaus ungenügend erhellt sind, sich allerdings besser eignet.“
Das Trinkhaus war die „Union-Bar“, geführt von ihrem Inhaber Arthur Krayn. In einem 1903 publizierten „Führer durch das intime Berlin“ hieß es 1903 über die Union-Bar: „Zwischen 9 und 12 Uhr Abends elegante Demimondainen“. Und 1905 hieß es in dem Buch „Berlin und die Berliner“ eindeutig zweideutig über die Union-Bar: „Man schließt Unionen. Man zahlt bar.“ Der Name war wohl englisch auszusprechen, wie durch Kritik an der „Ausländerei“ offenbar wird. 1913 beschwerte sich nämlich die „Zeitschrift des Allgemeinen Deutschen Sprachvereins“ darüber, dass der „biedere Deutsche unbekümmert weiter ins Piccadilly gehe, seinen Whisky in der Union-Bar tränke und sich in den Folies Caprices und im Moulin Rouge amüsiere. Gerade in letzter Zeit wimmeln die Blätter von Mitteilungen über Ausländerei verschiedenster Art.“
Nicht nur wohlhabende Freier und Prostituierte, sondern auch berühmte Künstler wie der Norweger Edvard Munch gingen in der Union-Bar ein und aus. Der Mäzen und Sammler Gustav Schiefler notiert am 6. November 1903 in seinem Tagebuch: „Ich fahre mit Newman und Dr. Robinow nach Berlin. Wir treffen dort mit Dr. Linde und [Edvard] Munch zusammen. Wir sind zuerst im Wintergarten und sehen die Saharet, dann gehen wir in die Union Bar.“
Bereits 1902 gelang es der Union-Bar, maßgeblich an einer Ehekrise des Komponisten Richard Strauß beteiligt zu sein: In jenem Jahr öffnete seine Frau Pauline einen Brief an ihren Mann mit folgendem Inhalt: „Sehr geehrter Herr Strauß. Leider habe ich Sie gestern in der Union Bar vergebens erwartet. Ich bitte Sie deshalb so freundlich zu sein und mir zu Montag und Mittwoch dieser Woche ein paar Billets zur Verfügung stellen zu wollen. Im Voraus bestens dankend u. herzl. Gruß – Ihre Mieze Mücke, Lüneburgerstr. 5 parterre rechts.“ Strauß-Biograph Kurt Wilhelm erzählt, wie es weiterging: „Für Pauline war dies der Sumpf aller Sümpfe. Nach acht Tagen schweigenden Grolls schrieb sie den Mücke-Brief eigenhändig ab, telegrafierte dem Ehemann nach der Isle of Wight, man sei geschieden. […] Für sie war die Untreue erwiesen. Punktum.“ Richard Strauß „fiel aus allen Wolken“ und schrieb ihr am 26. Mai 1902: „Mein liebes Pauxerl! – Die Sache mit der Mücke ist saudumm! […] Also: ich war niemals in der Union Bar, weiß gar nicht, wo dieselbe ist. Ebensowenig weiß ich, wer Mücke ist. Ich kenne weder Mücke noch sonstige Weiber. […] Also entweder liegt eine Verwechslung der geschätzten Dame Mücke vor: es gibt ja noch Edmund von Strauss, Oscar Straus etc. in Berlin. Oder es hat sich jemand mit uns einen dummen und sicher recht überflüssigen Witz gemacht.“ Am Ende ging die, so Kurt Wilhelm, „harmlose Mieze-Episode“ gut aus: „Nach langem Hin und Her wurde am Ende der Haussegen wieder geradegerückt.“ Dass die Geschichte nicht erfunden ist, geht aus dem Berliner Adressbuch von 1902 hervor, wo in der Lüneburger Str. 5 tatsächlich eine „Mücke, M. Schauspielerin“ genannt war.
Auch in die pornographische Literatur der Kaiserzeit hat es die Union-Bar geschafft. Zumindest ist zu vermuten, dass Ernst Klein in seinem Werk James Grunert, oder ein Roman aus Berlin, einem nach dem Muster von Josefine Mutzenbacher gestrickten Roman, durchaus die konkrete Union-Bar meinte, als er eine Szene des Buches dorthin verlegte. In dem Buch, zuerst erschienen 1908 im Privatdruck und danach jahrzehntelang immer wieder aufgelegt, berichtet der hier erst 13-jährige Titelheld, der reiche Bankierssohn James Grunert, von seiner ersten Begegnung mit einer Prostituierten namens Meta Schmidtke: „Eines Nachmittags wollte ich das Haus verlassen, […] als mir im Hausflur eine elegante, etwas schreiend aufgedonnerte junge Dame begegnete. Wallender Federhut, üppige Federnboa, infernalischer Patschuli-Gestank – Fräulein Meta aus der Portierloge! Ich hatte sie eine Zeitlang ganz und gar aus den Augen verloren und war nun total perplex, als ich sie in dem Staat vor mir sah. […] ‚Na, Sie wundern sich, Herr Grunert‘, sprach sie etwas von oben herab, ‚wie ich mich herausgemacht habe.‘ Da ich noch immer keine Antwort fand, fuhr sie fort: ‚Na, mir geht’s gut. Wissen Sie, Herr Grunert, ich bin schon seit drei Wochen in der Union-Bar.‘ Ich hatte so eine dunkle Ahnung, was eine Bar war. ‚Was machen Sie denn da?‘ ‚Machen? Nichts, ich bin da – da Dame, verstehn Sie?‚“ Der Arbeitsort Union-Bar führt dazu, dass sie „zur besseren Sorte der Prostituierten gehörte“, wie der Leser in der Folge erfährt: „Auf die Straße geh ich nie. Das hab ich als Bardame nicht nötig.“
Die Union-Bar war weitaus langlebiger als der Jockey-Club, noch in den 1920er-Jahren existierte sie weiter. Das Ende des schmalen Hauses kam kurz vor dem 2. Weltkrieg. 1935 hieß es in der Deutschen Bauzeitung: „Neubau der Reichskreditgesellschaft. Die Reichskreditgesellschaft AG, Berlin, plant an Stelle der drei älteren Geschäftshäuser Französische Straße 50–52 die Errichtung eines neuen Erweiterungsbaues. Mit dem Entwurf und der Oberleitung ist Prof. F. A. Breuhaus, Berlin, beauftragt.“
Damit ist das Haus ein gutes Beispiel für die repräsentative Inanspruchnahme und Besetzung der Berliner Stadtmitte durch staatliche und halbstaatliche Institutionen (grundlegend erforscht von Benedikt Goebel, s. Literaturliste), die das „echte Leben“ aus der Stadt verdrängten. Diese Besetzung der Innenstadt mit Ministerien, Verbandzentralen und vielem mehr begann schon in der Kaiserzeit und führte zunächst dazu, dass eben vorzugsweise dazwischengeschobene schmale Häuser noch Funktionen wie eine Bar aufnehmen konnten, bevor dann selbst ein solcher Lückenfüller einem Erweiterungsbau zum Opfer fiel. Heute steht an der Stelle ein Neubau aus den 1990er-Jahren und die Musik spielt anderswo.
Literatur
Berlin und seine Bauten 1896, Bd. III, S. 97f.
Baurat C[arl] Junk, Charlottenburg: Neue Berliner Kauf- und Warenhäuser (Teil IV), in: Schweizerische Bauzeitung, Bd. 34, Nr. 12, 1899, S. 114
Ernst Klein: James Grunert, oder ein Roman aus Berlin, Privatdruck Berlin 1908
Zeitschrift des Allgemeinen Deutschen Sprachvereins, Bd. 28/29, 1913, S. 215
Deutsche Bauzeitung, 1935, S. 994
Kurt Wilhelm: Richard Strauss persönlich – Eine Bildbiographie, München 1984, S. 244–46
Edvard Munch / Gustav Schiefler, Briefwechsel, Bd. 1, Hamburg 1987, S. 66
Benedikt Goebel: Der Umbau Alt-Berlins zum modernen Stadtzentrum: Planungs-, Bau- und Besitzgeschichte des historischen Berliner Stadtkerns im 19. und 20. Jahrhundert, Berlin 2003
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