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#Hardegg
schottisreisetagebuch · 9 months
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Knopfkönig
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So begann es ...
Perlmutt Manufaktur, Felling 37, 2092 Felling
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Hardegg, die kleinste Stadt Österreichs
Unweit von Hardegg, der kleinsten aller nur denkbaren Städte, rollere ich hügelauf, hügelab, vorbei an Feldern und Wäldern in die, hinter sieben Hügeln verborgene Katastralgemeinde Felling. Für Reisende birgt ein Ritt, vorbei an Steckrüben, Erdäpfelkeimlingen und Kukuruzstengeln so manch Entdeckenswertes. Im Niemandsland des östlichen Wald- und westlichen Weinviertels und versteckt sich ein Handwerksbetrieb, der seinesgleichen sucht - einfach weil es Ähnliches europaweit kaum noch gibt. Die Familie Mattejka verarbeitet ein ebenso seltenes, wie kapriziöses Rohmaterial: Die Innenfläche von Molluskenschalen, im speziellen Fall jene von Perlmuscheln, Kreiselschnecken, Turban- oder Rundmundschnecken, sowie Seeohren. Wie kommt das, fragt der Neugierige und der Connaisseur schürzt die Lippe, denn die Antwort ist simpel: Wie wir wissen, besteht der fleischige Körper dieser Weichtiere, die mit ihren über hundertdreißigtausend verschiedenen Arten die zweitgrößte zoologische Tiergruppe darstellt, aus vier Abschnitten: Kopf, breiter Fuß, Eingeweidesack und Atemhöhle, jener Raum der zwischen der weichen, drüsenreichen Körperoberfläche und dem als Schutz dienenden Außenpanzer liegt. Dieser „Schutzmantel“ besteht aus Calciumcarbonat, die Innenseite ziert ein irisierendes Verbundmaterial, dessen Form und Farbe sich nach Spezies und geographischer Herkunft der Trägerin richtet und das seit über hundert Jahren den Lebensmittelpunkt der Familie Mattejka darstellt: Perlmutt. 
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Ritterburg Hardegg
Der Herr über jährlich eineinhalb Millionen eigenhändig fabrizierter Perlmutthemdknöpfe repräsentiert die fünfte Generation des Hauses. Der Mann steht in der Türe. Der Zeitpunkt meines Besuches ist gut gewählt: Gerade eben gibt‘s Betriebsferien, die Maschinen stehen still und die Manufaktur liegt im Dornröschenschlaf. 
In letzter Zeit wurde hier viel renoviert. Über den Außenbereich mit Besucher-Lounge und Kinderspielplatz wacht der größte Knopf der Weinviertels, falsch, der Welt. „Wo sieht man das sonst noch?“ Die Frage ist rhetorisch gemeint, dennoch sieht mich der Chef des Hauses verwundert an, ich antworte mir vorsichtshalber selbst:  „Nirgends.“ Jetzt erst reicht er mir die Hand, lacht und bittet mich ins Allerheiligste. Aufnahmeprüfung bestanden. 
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Thaya bei Hardegg
„Wir sind die Überlebenden einer langen Reihe von gleichartigen Betrieben“, sagt Herr Mattejka, “Vierhundert Menschen haben hier früher vom Knopfmachen gelebt. Heute sind wir die letzten.“ Ich sehe mich in der formidablen Schmuckboutique um. „Alles selbst gefertigt…“, sagt der Herr Chef „Den Schmuck macht in der Hauptsache meine Frau. Wir sind ein Familienbetrieb.“ 
Ich blicke mich um. Die Vitrinen sind vollgepackt mit Colliers und Clips, Broschen und Buttons. „Hier machen wir unsere Besucher glücklich. Dort drüben bereiten wir sie darauf vor.“ Er deutet hinüber zum Kinosaal, in dem man zu Beginn einer Betriebsführung alles über den edlen Rohstoff Perlmutt und dessen Verarbeitung erfährt. Die nebenan liegende Werkhalle dient sowohl als Ausstellung (eine zweihundertfünfzig Kilo schwere „Mördermuschel“ aus fernen Tiefseegewässern ist hier ebenso zu bewundern wie historische Stanzmaschinen und High-Tech-Maschinen), wie auch als Produktionsstätte. Hier kann man den Manufakteuren bei ihrer Arbeit über die Schulter schauen. Die Perlmuttwelt lebt. 
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Ausgangsmaterial
„Woher kommt das Material?“, frage ich und Herr Mattejka blickt mir tief in die Augen - ich scheine die Gretchenfrage gestellt zu haben. „Damals oder heute?“ „Ich sage: “Macht das einen Unterschied?“ Die Riesenmuschel öffnet ihr gewelltes Maul und droht mich zu verschlingen. Ich sitze in der Wissensfalle. Darauf scheint mein Perlmuttbeauftragter nur gewartet zu haben. „Als mein Urururgroßvater die Firma gegründet hat, waren die Thaya und die March bis zum Rand voll mit Süßwassermuscheln. Die Kinder haben sie gebrockt, und die Erwachsenen in die Fabriken geschleppt. Bis zu acht Tonnen Material pro Jahr wurde aus dem klaren Wasser gefischt. An der Innenseite der Schalen: pures Perlmutt! Hardegg boomte. In jeder Beziehung. Besonders in der heißen Jahreszeit boten Flüsse und Bäche des heutigen Nationalparks Thayatal Erholung „comme il faut“. Sommerfrischler reisten an, und die Hotels und Strandbäder platzten aus allen Nähten. Die Landlust der Städter wurde hier mehr als nur befriedigt. Siebenundzwanzigtausend Übernachtungen pro Saison sprechen eine deutliche Sprache. 
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Maschinen, einst wie früher
Wir haben inzwischen in der Küche Platz genommen, Herr Mattejka serviert heißen Kaffee. „Heute sind die Gewässer leer.“ „Leer gefischt?“, frage ich. Er schüttelt den Kopf: „Jenseits der Grenze, in Vranov, im heutigen Tschechien, haben sie in den 1930ern ein Kraftwerk gebaut, nebst Stausee. Die Folge war, dass sich das Wasser in der Thaya verändert hat, es wurde kalt und immer kälter. Das vertrieb erstmal die Muscheln, später die Urlauber. Wer will schon im Eiswasser schwimmen? Beide kamen nie mehr wieder. Bis heute nicht.“ „Wo finden sie die Muscheln heute?“, frage ich. „In Indonesien, Australien und Neuseeland.“ „Teuer“, sage ich. „Teuer“, sagt er, „… aber was sollen wir machen? Die Mollusken brauchen mindestens dreizehn Jahre bis die Schalendicke stimmt. Wir stanzen ja mit zwei Millimeter, im Unterschied zu den Chinesen, die machen’s nur halb so dick. Folge: Die Knöpfe brechen leichter. Unsere Qualität ist unsere Chance.“ „Und wie kommen die Muscheln hierher?“, frage ich. „Gar nicht. Es kommen nur die Schalen. Das ist von der Artenschutzbehörde so festgelegt. Die Rohlinge sind bereits vorbereitet für den letzten Arbeitsgang, den Schliff der Rondelle und deren Durchbohrung.“ 
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In der Manufaktur
Heutzutage regiert der Plastikknopf. Was aber eine Manufaktur wie jene aus Felling ausmacht, ist Nachhaltigkeit und Qualität. Das spricht sich herum, und es macht sich bezahlt. Die Knöpfe werden weltweit exportiert. Herr Mattejka ist mitten im Thema. „Als ich drei Jahre alt war, ist meine Familie nach Wien übersiedelt, nach dem Bundesheer bin ich zurückgekommen. Mein Berufswunsch war Uhrmacher und während der Opa immer noch das Perlmutt von der Schale schnitt, um es zu verarbeiten, habe ich mich in der Uhren- und Schmuckbranche umgetan. Letztlich aber bin ich doch wieder beim Standbein gelandet. Der Knopf ist der Kopf, der Schmuck die Seele.“ 
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Knopfwelt
A propos. Perlmutt ist definitiv mehr als bloß ein schöner Rohstoff. Glaubt man Esoterikern, besitzt er heilende Wirkung auf Körper und Seele. Auf der Haut getragen löst er Konflikte, stärkt Selbstwertgefühl, verleiht Leichtigkeit und Gelassenheit, wirkt „anti-stressuell“ und - Perlmutt regeneriert Mundflora und Zahnfleisch, stützt den Knochenbau, kümmert sich um Verschleißerscheinungen, wie  Muskelverhärtungen, Rheuma oder Kiefergelenksentzündungen, er hilft beim Abtransport von Stoffwechselrückständen, lindert Kreuzschmerzen, wirkt sich positiv für Bandscheiben und Knorpel aus und bekämpft Ödeme in Beinen und Füßen. Wer bitte kann das von sich behaupten?
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Der Schmuck der Seele
Und nachdem ich eigentlich schon nicht mehr weiß, wie ich ohne das schillernde Wunderding bisher (über-) leben konnte, kommen wir zum Wesentlichen. Fotos liegen auf dem Tisch, worauf Grandioses zu sehen ist: Möbelintarsien, Armaturen, gefertigt für Yachten und Jets, dazu Schatullen, Orden, Münzen und Medaillons, ziseliert, geprägt und gefertigt aus - woraus schon - Perlmutt! Niemand anders als er selbst, Meister Mattejka hat dies alles in seiner Manufaktur geschaffen und das, liebe Freunde, das geht weit über das Stanzen und Aufbohren von Hemdknöpfen hinaus und ich wähne mich zurückversetzt um Jahrtausende, an den Hof des Ming-Kaisers und  Himmelssohnes Hong Wu, der mir die wertvollsten Stücke seiner Schatztruhe vorlegt, Schmuck und Zierrat, das kein Menschenauge je zu Gesicht bekam. Und ehe ich mich versehe, präsentiert mir der Knopfweltmeister auch noch eine fingernagelgroße Medaille, auf der zwei Kraniche unter Bäumen einen „Tanz im Mondlicht“ vollführen, eine Arbeit, die so aufregend schön ist, dass ich mich kaum getraue, sie zu betrachten. Ich geniere mich nicht zu sagen, dass mich die außergewöhnliche Fähigkeit meines Gastgebers tief berührt. 
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Perlmutterunterwasserwelt
Schönheit und Können gegenüber hat man sich als würdig zu erweisen. Ich war es zu Beginn meines Besuches nicht und in der Rückschau kann ich nur sagen, dass meine Anwesenheit im Perlmuttreich meine Hochachtung für die Vollkommenheit alten Handwerks einmal mehr bestätigt hat.
Draußen besteige ich den Roller. Der Perlmuttkünstler winkt. „Danke“, rufe ich. Ich weiß nicht, wie ich meinen Respekt anders ausdrücken soll und bevor ich Ungelenkes sage, beschränke ich mich aufs Wesentliche. Ich verabschiede mich und ziehe weiter, immer auf der Suche nach dem Ungewöhnlichen. 
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Muschelkunst
Heute, unweit von Hardegg, der kleinsten aller nur denkbaren Städte, hinter sieben Hügeln, verborgen zwischen Steckrüben, Erdäpfelkeimlingen und Kukuruzstengeln, im Niemandsland des östlichen Wald- und westlichen Weinviertels durfte ich es entdecken.                            
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JAFFA / PALESTINE, now ISRAEL / IZRAEL
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howamidrivinginlimbo · 10 months
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The view from the town of Hardegg over its castle, in Lower Austria
The castle was at least built before 1145. It was probably used as a border fortification, to protect this side of the river Dyje against the Moravians.
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deinausflug · 1 month
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Nationalpark Thayatal
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Nationalpark Thayatal
Nationalpark Thayatal: Ein Paradies für NaturliebhaberIm Herzen des Waldviertels, an der Grenze zu Tschechien, liegt der Nationalpark Thayatal. Mit seinen steilen Hangwäldern, bizarren Felsformationen und dem kristallklaren Fluss Thaya zählt er zu den schönsten Durchbruchstälern Österreichs.Einzigartige NaturlandschaftAuf 13,3 Quadratkilometern erstreckt sich ein Paradies für Naturliebhaber. Wanderer und Radfahrer erkunden die vielfältigen Wanderwege, die durch dichte Wälder, entlang idyllischer Wiesen und vorbei an beeindruckenden Felsformationen führen.Tier- und PflanzenweltDer Nationalpark Thayatal beherbergt eine beeindruckende Vielfalt an Pflanzen und Tieren. Fast die Hälfte aller in Österreich vorkommenden Pflanzenarten finden hier ein Zuhause. In den Wäldern streifen scheue Wildkatzen umher, und am Flussufer können mit etwas Glück Eisvögel beobachtet werden. Highlights des NationalparksBurg Hardegg: Die imposante Burg thront hoch über dem Thayatal und bietet eine atemberaubende Aussicht. Ruine Kaja: Die Ruine einer mittelalterlichen Burg lädt zu einer mystischen Zeitreise ein. Thayatalweg: Der Fernwanderweg führt durch die schönsten Abschnitte des Nationalparks. Nationalparkzentrum: Im Nationalparkzentrum erfahren Besucher Wissenswertes über die einzigartige Naturlandschaft.Nachhaltiger TourismusDer Nationalpark Thayatal ist dem Schutz der Natur verpflichtet. Besucher werden daher gebeten, auf den ausgewiesenen Wegen zu bleiben und die Natur zu respektieren.Ein unvergessliches ErlebnisDer Nationalpark Thayatal ist ein ideales Ziel für alle, die die Schönheit der Natur erleben und die Seele baumeln lassen möchten. Wanderer, Radfahrer, Naturliebhaber und Familien finden hier ein abwechslungsreiches Angebot an Aktivitäten und Erholungsmöglichkeiten.
Lageplan
Benutze bitte den direkten Link oben "Routenplaner" um Infos für die Erreichbarkeit usw. zu erhalten.
Weitere Infos
- Weitere Nationalparks in Österreich - Offizielle Homepage - Adresse:Nationalpark ThayatalMerkersdorf 90, 2082 HardeggOder suche hier weitere Vorschläge für dich Wetter Hardegg Über einen Kommentar würden wir uns sehr freuen. Erzähl uns wie es dir dort gefallen hat, oder ob es vielleicht ein Reinfall war. Read the full article
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Margarethe Faas-Hardegger (Vida y obra)
Tal día como el 20 de febrero de hace 142 años nació Margarethe Faas-Hardegger el 20 de febrero de 1882 en Berna (Suiza) y falleció el 23 de septiembre de 1963 en Minusio, Locarno, Ticino, (Suiza) a la edad de 81 años. Fue una activista suiza, anarquista, sindicalista, pacifista, feminista y por la libertad sexual .
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gasthausnostalgie · 3 months
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Old Vienna
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Am Hof
Innere Stadt im Mittelalter entstandener Platz innerhalb der römischen Lagermauern. Als Heinrich II. Jasomirgott seine Residenz von Regensburg, wo er bis 1154 seinen Sitz als Herzog von Bayern hatte, nach Wien verlegte (Babenberger, Privilegium minus), errichtete er für sich und seine Gattin Theodora eine Pfalz (vgl. Babenbergerpfalz, heute Am Hof). Die Pfalz bestand aus mehreren Gebäuden, die sich um einen freien Platz gruppierten. Im Nordwesten und Südwesten grenzte die Befestigung des römischen Legionslagers das Pfalzareal ein.
Bis spätestens 1280 blieb der "Hof" Residenz, danach fand er anderweitig Verwendung. Er wurde der landesfürstlichen Münze übergeben, die sich bis dahin im Bereich Kammerhof-Münzerstraße (1, Wildpretmarkt-Bauernmarkt) befunden haben dürfte, sie verblieb Am Hof bis Albrecht III. um 1365 die Beschuhten Karmeliter (deren erst 1360 in der ehemaligen "Augustiner-Hofstatt" vor dem Werdertor eingerichtetes Kloster 1364 durch einen Brand zerstört worden war) hierher berief; die "Weißen Brüder zu St. Johann" errichteten anstelle der Johanneskapelle des Münzhofs 1386-1403 eine Kirche, heute Kirche 1, Am Hof bei 13, "Zu den neun Chören der Engel".
Gewerbe und Märkte Am Hof
Der Platz "Am Hof" begann sich um etwa 1280 als Marktplatz zu entwickeln. Davor hatte sich ehemalige Babenberger-Residenz an dieser Stelle befunden, die von den Habsburgern provisorisch genutzt wurde. Nachdem diese ihren neu errichteten Sitz im Bereich der Hofburg bezogen hatten, konnten "Am Hof" Märkte abgehalten werden. Im 14. Jahrhundert gab es Waffengewerbe Am Hof, wie Kurdeweaner und Pergamenter. Als 1386 der Münzhof aufgelassen wurde, wurde der Platz für den allgemeinen Verkehr frei. Ab 1340 (Stadtrecht) wird der Hof als Marktplatz (für Bekleidung) erwähnt, ab 1358 als Weinmarkt, Ende 14. Jahrhundert wird er Sitz des Kleidergewerbes und des Kleiderhandels, ab 1404 sind Haubner (Haubenmacher) nachweisbar, ab 1419 Gewandhütten, auch sogenannte Käufel, Joppner und Mäntler kam hinzu, 1418 die Gewändler. Daneben wurden Fische und Krebse verkauft (Krebsenrichter als Kontrollorgane, Schilderung bei Wolfgang Schmeltzl, 1547). Andere Lebensmittel wie Obst und Gemüse oder Backwaren wurden "Am Hof" ebenfalls angeboten. Im 15. und 16. Jahrhundert diente der Hof als Richtplatz: Am 15. April 1463 wurde hier Bürgermeister Wolfgang Holzer samt einigen seiner Anhänger auf Befehl Albrechts VI. hingerichtet, am 16. Juni 1595 Ferdinand Graf von Hardegg, dem man vorwarf, den Türken "ohne höchste Not" die Festung Raab übergeben zu haben, am 21. Oktober 1597 folgten einige Bauernführer und so weiter.
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blog-aventin-de · 5 months
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Budweiser Judenurteil
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Budweiser Judenurteil ⋆ Verfolgung und Antisemitismus
Schon die Assyrer und Babylonier nahmen Zins auf Geld und Ware. Davon wussten auch ihre Nachbarn, die Hebräer. Für sie galt es jedoch als unmoralisch, ohne Arbeit Geld zu verdienen. Wenn es notwendig war, gewährten sie sich untereinander aber zinslose Darlehen. In der Bibel heißt es: ‚Du darfst von Deinem Bruder keine Zinsen nehmen.‘ Aber auch: ‚Von einem Ausländer darfst Du Zinsen nehmen.‘ Die fortschreitende Entwicklung der Geldwirtschaft höhlte das Gesetz immer mehr aus. Das Geldverleihen an die ärmere Bevölkerung zu hohen Zinsen nahm so überhand, dass spätere Herren und Propheten scharf dagegen Stellung bezogen. Aber es fanden sich viele Wege, das Gesetz zu umgehen. Da die Juden im Mittelalter für die Christen ‚Ausländer‘, also Fremde waren und auch umgekehrt, bezog sich das Zinsverbot nicht auf sie. Das Privileg des Geldverleihens bildete somit im späten Mittelalter die Hauptgrundlage der wirtschaftlichen Existenz der Juden, da sie ja auch keinen Zugang zu den Berufsständen hatten, und war auch eine der großen Ursachen ihres Leidens, das neben religiösen und fremdenfeindlichen Hintergründen in schrecklichen Judenprogromen endete. Da die Juden in Europa schon immer hohe Abgaben leisten mussten, boten ihnen die jeweiligen Herrscher, die stets auch in Geldnöten waren, ihren Schutz an. Dieser Schutz war jedoch wertlos, wenn es christlichen Schuldnern gelang, Juden strafbare Handlungen nachzuweisen, möglichst Mord oder Hostienschändung, wie ein Beispiel aus Budweis es belegt. Die böhmischen Könige hatten Juden den deutschen Bürgern gleichgestellt und widerstanden zunächst auch allen Einreden, ihnen ihre schützende Hand zu entziehen. Aber da bot sich im Jahr 1505 in Budweis eine günstige Gelegenheit. Der Hauptmann der mährischen Grafschaft Hardegg, Johann Sokolik von Dube, teilte dem Rat der Stadt Budweis mit, dass bei ihnen ein Mörder auf der Folter die Budweiser Juden schwer belastet habe. Der Häftling, ein Hirte namens Steffl aus Pleißing bei Retz, habe ausgesagt, in seiner Wohnung in Retz sei ein Budweiser Jude erschienen, der ihm 32 Gulden für einen Christenknaben geboten habe. Er sei auf den Handel eingegangen, gemeinsam habe man den Knaben getötet und sein Herzblut in eine Flasche abgefüllt. 12 Gulden habe er gleich bekommen, der Rest sollte bei der Übergabe eines zweiten Knaben an den Budweiser Rabbiner fällig sein. Die Budweiser schickten sogleich das Ratsmitglied Vinzenz Höritzer nach Hardegg, um Genaueres in Erfahrung zu bringen. Inzwischen war aber der Hirte nach einem weiteren hochnotpeinlichen Verhör hingerichtet worden, seine Frau ebenso. Die Hardegger gaben dem Budweiser Ratsmitglied aber eine schriftliche und mit Unterschrift und Siegel beglaubigte Abschrift der Anschuldigung mit auf den Heimweg. Jetzt hatte man endlich einen Grund, die Juden auszuweisen, womit viele Bürger ihrer Schulden ledig werden konnten. Aber so einfach wie die Budweiser zunächst dachten, war es nicht. Ohne die Erlaubnis des Königs ging nichts. Als endlich der Stadtschreiber Martin und das Ratsmitglied Reichensteiner am 17. November 1505 die Angelegenheit dem König, der gerade in Ofen (Ungarn) weilte, vortrugen, war dieser zwar von ihrem Vorhaben nicht begeistert, überließ aber die Angelegenheit seinem Sekretär, dem Probst von Olmütz, Dr. Augustin Käsenbrod, eine Lösung für das Problem zu finden. Nach dreitägigem Studium der Anklage gab dieser schließlich die Erlaubnis, die am Verbrechen beteiligten Juden zu verbrennen. Überdies erhielten die Budweiser die Genehmigung, alle anderen Juden der Stadt zu verweisen. Das vom Budweiser Rat sichergestellte Geld aber und der Schmuck der Juden sollte dem König gehören. Nach Rückkehr der Abgesandten vom König begann nun die große Judenhatz. Unter der Folter gestanden die Juden alles, was man ihnen vorsagte, weitere Morde und natürlich auch Hostienfrevel. Nach einem öffentlichen Schauprozess wurden zehn Juden vor dem Strodenitzer Tor verbrannt. Der Henker erhielt für seine Arbeit und das Holz 40 Schock, 10 Groschen und drei Denare aus der Staatskasse. Nach vier Wochen wurden weitere 14 Juden, die geflohen, aber andernorts eingefangen worden waren, am Richtplatz verbrannt. Bezeichnend für die Denkweise der damaligen Christenmenschen ist, dass man zwei Männer, vier Jungfrauen und 19 Kinder vor ihrem Tod noch zu Christen gemacht hat. Die Erwachsenen wurden verbrannt und die Kinder unmittelbar nach der Taufe in der am Richtplatz vorbeifließenden Maltsch ertränkt. Alles das geschah im Namen der Christen und der Kirche der damaligen Zeit. Budweiser Judenurteil ⋆ Verfolgung und Antisemitismus Read the full article
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go360photo · 9 months
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Dürfen wir vorstellen? Thomas Hardegger spielt in BiKiNi Skandal den Herrn Büslimann. Die Büslimanns wollen mit ihrem Busreiseunternehmen Büslimann-Reisen-International aus Bern das Dörfchen Kleinwildgstadthausen bekannt machen. Aber im Musical ist es eben wie im Leben....
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marty-man · 11 months
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STEZKA ČESKEM - Den 20 - 33km
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Tak na dnešek ráno se těším. Hned jdu totiž na Hardeggskou vyhlídku a 5km okruh, který se vrací opět Na Keply. Když tam dojdu, tak si trochu zanadávám. Kdybych totiž šel o kilák a půl včera dál, tak jsem mohl spát tady na vyhlídce, to by byl zážitek. Škoda, nestalo se, ale s velkým nadšením se koukám na tohle rakouské městečko, nad kterým se tyčí krásný hrad. Nějaký čas tu pobudu, nasnídám se, pouštím si písničku Hardegg od Romana Horkého z Kamelotů a nasávám atmošku místa, “které nemůžu splést, když jsem sám.”
Pak scházím dolů k vodě, kde jdu podél a mám ten obrázek zase z podhledu. A hrabu se zpět nahoru. 
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Na rozcestí, kde jsem spal, pokračuji po červené k Ledovým slujím. Přes pár úzkých uliček na skalách je to trochu dobrodružné, ale s elegancí sobě vlastní tam protančím jak nic. Do ledových slují se nedá dostat je tu jen obrovský památník pro nějakou hraběnku. Mno nic, jdeme do Vranova. 
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Stezky lesem mě tu baví a tady je další z nich. Dole se napojuje na asfaltku na předměstí, která vede až k mostu kde se již nabízí krásný pohled na zámek Vranova nad Dyjí a kostel Nejsvětější trojice, které se majestátně tyčí nad městem. Zajdu tady do infocentra, kde si koupím nálepku, dám razítka a jdu na oběd do nedalekého saloonu. Gulášovka, pivko a jde se dál. Za městem cesta vede přes hráz Vranovské přehrady a je to obrovský. Dále pak kolem zátoky ve švýcarském údolí, která je plná odpočinkových chat a já si krátím cestu tím, že je hodnotím a zkouším odhadovat, jestli bych si dokázal představit v nich pobývat, či ne. 
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Cesta pak vede oklikou nahoru do lesa a já vím, že tohle je prostě špatně. Po cestě 5km nic zajímavého nebude a začínám propadat depresi. Jsem naštvaný, že chodím od rána do večera jako blbej, myslím jenom na to, kdy už tam budu a na bolest kterou zažívám. To není dobrý přístup. Prostě je asi na čase si přiznat, že na ty každodenní 30+ km výšlapy nemám. Chtěl jsem po cestě něco vymyslet, nad věcma se zamyslet, něco si přečíst, víc kempovat a užívat si to a naproti tomu počítám každý kilometr do konce a když tam dojdu, tak padnu a další den to samé. Takže si v nasranosti prodlužuji ještě cestu přes Petrovy skály, kde má být vyhlídka, ať alespoň něco vidím z tohohle hluchého úseku.
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Na tu správnou vyhlídku jsem ale nedošel, je to tu všechno zarostlé a přístupovou cestu prostě nevidím. Dostanu se alespoň na nějakou vyhlídku kousek vedle, ale je vidět tak polovina toho co by mohlo, tak žehrám nad zbytečnou cestou a jdu dál. Lesem se dostanu pod Chvalatice do místní zátoky, kde je pár chat a je tu božský klídeček. Na chvilku spočinu a pak se vydrápu nahoru do vesnice. Tady dávám větší break a do kempu kam jdu, jsou to už jen 4km. 
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Po 2km lesem se vyškrábu na kopec, rozhrnu křoví a ocitnu se uprostřed Bítova na náměstí. Jdu kolem hasičského pivovaru Tesák, což mě zaujme, tak jedno zkusím. Brzký příchod do kempu už se mi stejně nepodaří, tak je to jedno. Pivečko je chutné, tak když tu budete, tak se stavte. Silnější, ale dávám palec hore.
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Při něm napíšu pohledy domů a hodím je do schránky co je vedle. Balím to a sestupuji do údolí, kde je kemp Bítov. Docela rozsáhlý a vybavený a myslím, že i známý. Získal nějaké ceny. 
Tady postavím tarp a motorkáři Zdeňkovi, co má stan vedle, řikám, jestli jdeme na pivo? Tak jo. 
Jediné jídlo co tu mají je kebab, tak po něm sáhnu a dáváme si pivko. Klábosíme do tmy a pak jdem spát. Byl to náročný den. 
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Margarethe Faas-Hardegger (Vida y obra)
Tal día como el 20 de febrero de hace 141 años nació Margarethe Faas-Hardegger. Nació el 20-2-1882 en Berna (Suiza) y falleció el 23-9-1963 en Minusio, Locarno, Ticino, (Suiza) a la edad de 81 años. Fue una activista suiza, anarquista, sindicalista, pacifista, feminista y por la libertad sexual.
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100yearoldcomics · 2 years
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July 8, 1922 Thimble Theater by E.C. Segar: "Warned Too Late."
[ID: Harold Hamgravy struts around town with a big club. /end] Hamgravy: I've got a great scheme to get even with Harry Hardegg for flirting with Olive Oyl.
[ID: Hamgravy walks up cheerfully to Harry, hiding the club behind his back. /end] Hamgravy: Say, Hardegg. There's a bee on your head. Stoop over and I'll knock it off.
[ID: Harry Hardegg bends over forwards at the waist as Hamgravy takes aim with the club. /end] Hamgravy: Hold still.
[ID: Hamgravy brings the club down on Hardegg's head, landing with a loud SOCK. /end]
[ID: They both stand up straight. Hamgravy looks on in shocked confusion as Hardegg angrily rubs his sore head. /end] Hamgravy: !? Hardegg: !!
Hardegg: That darn bee stung me. [ID: Hamgravy faints over backwards. /end]
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JAFFA - ISRAEL - Hardegg hotel
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A large, modern agricultural farm and intact nature are no opposites – and Gut Hardegg located in the Weinviertel in Austria is an impressive proof of this statement. terraHORSCH took a look around the estate.
Read online here https://terra.horsch.com/en/issue-24-2022
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tasoeurlamilitante · 2 months
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Anarchiste, syndicaliste et féministe suisse : FAAS-HARDEGGER Margarethe née en 1882 à Berne (Suisse), elle commença à travailler comme télégraphiste puis entreprenne des études de droit.
En 1903, à l'âge de 23 ans, elle participe à la fondation de la fédération suisse des ouvriers et ouvrières du textile. 2 ans après elle devient la 1ere femme a être nommée secrétaire de l'Union syndicale suisse, publie en allemand Die Vorkämpferin et en français L’Exploitée (1907-1908, 18 numéros).
Elle préférait être aux côtés des femmes en lutte plutôt que de rester dans son bureau, dans ses discours, elle dénonce les inégalités sociales et l'exploitation, dont étaient surtout victimes les femmes ouvrières. Plus proche des anarchistes que du syndicalisme réformiste les idées qu'elle défend à cette époque sont jugés scandaleuses : éducation sexuelle, généralisation des moyens de contraception et le droit à l'avortement, une assurance maternité, le suffrage féminin, l'amour libre contre le mariage ou encore la suppression de l'armée. Cela lui valut plusieurs procès et quelques peines d’emprisonnement.
En1909, elle démissionne de son poste au syndicat, dégoûtée de la bureaucratie et des lourdeurs de l’appareil et milite au #SozalistischerBund, orga qui incitait à fonder des colonies communistes anarchistes.
En 1913 on l'a releva de toutes ses fonctions dans l'Alliance socialiste, le prétexte fut sa condamnation, en 1913, pour faux témoignage en faveur de l'anarchiste Ernst Frick. En 1915, elle fut condamnée à un an de prison pour avoir aidé à un avortement
En 1919, elle fonda une première communauté agricole à Herrliberg et en 1920 la colonie Villino Graziella à Minusio. La pauvreté des colons et des dissensions internes firent échouer ces projets.
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eminenz · 3 years
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Thaya #nationalpark #latergram #thayatal #thaya #border #grenze #tschechien #hardegg #nationalparkthayatal #npthayatal #nature #naturelovers #fluss #grenzfluss #igeraviennaontour #wanderlust #wonderlust #niederösterreich #visitniederösterreich #waldviertel (hier: Nationalpark Thayatal) https://www.instagram.com/p/CS9JKk2MNCN/?utm_medium=tumblr
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Exploring one of the cutest towns in Austria. Also found some crystals and it was so magical cause it was snowing 🥺
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