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#Reise in das innere Nordamerika
wakusasse · 4 years
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Snake Creek State Recreation Area, South Dakota – Kadoka, South Dakota, Sonntag, 17. Mai 2009
Kapitel 12: Reise vom Running Water River bis Fort Pierre am Teton River (Little Missouri) und Aufenthalt daselbst vom 13. Mai bis zum 4. Juni 1833
Wied: Am 17. Mai früh sah man die ersten Antilopen, ein Rudel von sechs Stück über die Hügel entfliehen, leider waren sie zu fern, um sie deutlich unterscheiden zu können; allein später ward uns diese Freude, indem ein solches Thier an den Uferhöhen so lange stehen zu bleiben so gefällig war, bis wir dasselbe recht deutlich und nahe betrachtet hatten. Da man bei der Sondirung des Fahrwassers nur vier Fuss Tiefe gefunden hatte, so wurde das Dampfschiff an dem Weidenufer befestigt, und wir griffen zu den Jagdgewehren. Man arbeitete sich durch die dichten Ufergebüsche von Pappeln und Weiden hindurch, wo man die grossen Fährten der Elke, so wie der virginischen Hirsche kreuz und quer im weichen Boden abgedrückt fand, und trat in die Prairie, die sich vollkommen eben 300-400 Schritt weit bis zu den Hügeln ausdehnte. Der Abend war sternhell und kühl. Am 18. Mai erblickten wir die ersten Bisonsthiere, die uns auf dieser Reise vorgekommen. Mehre Jäger wurden sogleich an’s Land gesetzt, um sie zu verfolgen. Sie stiegen in einer Schlucht hinauf und verschwanden hinter den Höhen. Auch wir begaben uns an’s Land bei einer Temperatur von 68° am Mittage. Mit uns übrigen kehrten auch die Bisonjäger auf das Schiff zurück. Sie hatten zwar ihren eigentlichen Endzweck verfehlt, dagegen aber einen starken Cabri-Bock erlegt, so wie einen ganzen Haufen von Prairie-Dogs, deren Köpfe sämmtlich von der Büchsenkugel zerstört waren. Da sich diese kleinen Thiere bei Annäherung eines fremdartigen Gegenstandes in ihre Höhlen zurück ziehen, und alsdann nur mit dem Kopfe hervor blicken, so schiessen sie die Americaner mit ihren langen Büchsen meistens gerade auf diesen Theil. Sie essen sie übrigens sehr gern. Von der Antilope, welche sie auf der Stelle zerlegt hatten, brachten sie die Haut und den Kopf, sowie das Fleisch zurück. Sie lieferten ausserdem einen schönen grossen Adler und eine Natter ab. Da das Wasser des Flusses so seicht war, so konnten wir am nächstfolgenden Tage (19. Mai) unsere Stelle nicht verlassen, und unsere Excursionen wurden fortgesetzt. Des Wassermangels wegen blieben wir mehre Tage hier liegen und hatten einige heftige Gewitterstürme auszuhalten. Am 21. Mai war es so kühl, dass man im Schiffe Kaminfeuer anzündete. Der Fluss war etwas gewachsen und man versuchte fort zu schiffen.
Wir stehen hier also auf einem amerikanischen Campingplatz, umringt von Riesenwohnwagen und ihren weißen amerikanischen Besitzern. Warum ich das erwähne? Ganz einfach. Auf den Campingplätzen haben wir bisher nur weiße US-Amerikaner gesehen, keine Asiaten, keine Latinos, keine Schwarzen und erst recht keine Roten. Das Wetter ist okay, die Temperatur angenehm, der Himmel blau bis auf ein paar Cirrostratus. Die Nacht unter der neuen Zudecke war angenehm, obwohl es immer noch ziemlich kalt war. Zwar nicht so wie die Nacht davor, aber immer noch kalt genug, um sich den Arsch abzufrieren. Meine Aufmerksamkeit erregt ein Elektroroller für Kinder. Das Kind muss nicht mehr Anschwung geben, sondern braust mit Batterieantrieb durch die Gegend. Meine Reisebegleiterin klärt mich auf: Diese E-Technik kommt auch bald nach Deutschland. Wahrscheinlich liegt sie damit sogar richtig. Auf unserem iPhone läuft gerade in Bob Dylan’s “Theme Time Radio Show”: „Enjoy yourself, it’s later than you think“ von Guy Lombardo.
10.15 Uhr. Da die Yellowstone mit Wieds Reisegruppe an Bord in den nächsten Tagen nicht von der Stelle kam, bleibt uns Zeit für Exkursionen in die Rosebud Indian Reservation, in die Black Hills sowie in die Pine Ridge Indian Reservation. Let’s go to the West. Nach einem letzten Blick auf die niedliche Wayside Chapel, einer kleinen Holzkirche am Ufer des Lake Francis Case und auf die wenigen auf dem Wasser rumschippernden Boote, überqueren wir den Missouri River auf dem South Dakota Highway 44 über die Platte-Winner Bridge. Tschüss, in einer Woche sind wir wieder da.
Die Hügellandschaft bis zur Höhe ist sanft ansteigend und teilweise dicht bewaldet. Der Blick in die Weiten des Westens ist imposant. In weiter Ferne sehen wir nördlich des Highway 44 immense Tafelberge einer mächtigen Hügelkette. Im Tal tauchen die ersten Felder auf, auch die Farmen werden von Meile zu Meile immer größer. Bald darauf fahren wir durch eine grüne friedvolle Prärielandschaft, hübsch anzusehen. Der Straßenbelag ist leicht rötlich, die Straße wenig befahren. Eine Zeitlang fährt ein Auto hinter uns her, überholt uns irgendwann. Außerdem kommen uns noch zwei Wohnwagen entgegen, ansonsten ist hier null Verkehr. Noch 21 Meilen bis Winner, South Dakota. In Richtung Westen fährt auf dem schnurgeraden Highway kein Mensch. Für die Landschaft fällt mir nur eine etwas platte Beschreibung ein: Weite. Weite. Weite.
Winner ist eine Kleinstadt im Tripp County im Süden des US-Bundesstaates South Dakota. Das Tripp County ist wiederum der größte Viehproduzent in South Dakota. Mit um die 3000 Einwohnern ist Winner die größte Stadt in dieser überwiegend landwirtschaftlich geprägten Region und daher auch als Einkaufs- und Schulstadt von Bedeutung. Winner ist nicht nur wegen der Fasanenjagd bekannt, auch Hirsche, Truthähne, Präriehunde, Moorhühner, Präriehühner, Tauben und Kojoten werden in diesem Gebiet gejagt. Etwa zwei Kilometer nordöstlich des Zentrums lieg der Winner Regional Airport. Die bekanntesten Sehenswürdigkeiten von Winner sind das Baseball Leahy Bowl und das Winner Drive-In Theatre. In Winner decken wir uns erst einmal für die weitere Fahrt ein: Benzin, Kaffee, Gebäck. Interessanterweise gibt es hier eine Solarbahn und ein Holiday Inn Express. Zwei Indianer schlendern die Hauptstraße entlang.  
Nun geht’s durch Marlboro Country. Pferde, Rinder und Kühe grasen auf sattgrünen Wiesen und erfreuen sich noch ihres Lebens. Die Bullen strotzen vor Kraft. Bäume und Sträucher sind verschwunden, wir fahren durch Weideland und Getreidefelder. Entlang des Highways sind erstaunlich viele Autoschrottplätze. Zur Rechten passieren wir leicht hügelige Erhebungen, die  teilweise abgeflacht sind wie ein Tafelberg.  
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Foto: Marlboro Country
Carter, South Dakota ist ein kleines Nest im Tripp County und liegt direkt an der US-Route 18 westlich von Winner. Die Ansiedlung wurde 1909 gegründet und wahrscheinlich nach einem Landagenten benannt.
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Die Rosebud Indian Reservation (Lakota Sicangu Oyate) ist ein Indianerreservat im US-Bundesstaat South Dakota. Ursprünglich Teil der Great Sioux Reservation, wurde es 1889 vom US-Kongress aus diesem herausgelöst und vom Bureau of Indian Affairs als eigenes Reservat geführt. Es umfasst die gesamte Fläche vom Todd County. Das Reservat wird von Brulé-Lakota-Indianern bewohnt. Die Fläche des Reservats einschließlich der angeschlossenen Gebiete beträgt 5103 km² und grenzt im Süden an den Bundesstaat Nebraska und im Westen an die Pine Ridge Reservation. Der Verwaltungssitz des Reservats befindet sich in der gleichnamigen Siedlung Rosebud, dort befinden sich auch Stützpunkte des Indian Health Service, des Bureau of Indian Affairs, der Tribal BIA Police und des BIA Fire Managements. Der Name Rosebud kommt von den wilden Rosen, die in der Gegend wachsen. Die größte Gemeinde des Reservats ist Mission. Auf dem Reservats-Gebiet befindet sich an der Grenze zu Nebraska auch das Rosebud Casino, das eines der größten Arbeitgeber des Reservats ist. Die Situation im Reservat kann nur als hoffnungslos bezeichnet werden: 80% der arbeitsfähigen Bevölkerung sind arbeitslos, die durchschnittliche Lebenserwartung für männliche Bewohner beträgt nur lausige 47 Jahre und die Selbstmordrate im Reservat liegt 400 % über dem Landesdurchschnitt. Etwa die Hälfte der Bevölkerung über 40 Jahre leidet an Diabetes, die Rate der an Tuberkulose Erkrankten ist 8 Mal höher als im Landesdurchschnitt und die Anzahl der Bevölkerung mit Alkohol- und Drogenproblemen wird auf fast 70 % geschätzt. Nur 10 % der Schüler der Todd County Highschool schaffen einen Abschluss.  
Im Jahr 1868 entstand durch den zweiten Vertrag von Fort Laramie das Great Sioux Reservat. Dieser Vertrag legte das Gebiet des gesamten heutigen US-Bundesstaates South Dakota westlich des Missouri, einschließlich der Black Hills (von der Nordgrenze in Nebraska bis zum 46. Breitengrad und vom Missouri im Osten bis zum 104. Meridian im Westen) als Indianer-Land zur uneingeschränkten und unbehelligten Nutzung und Besiedlung durch die Great Sioux Nation fest. Dem Vertrag vorausgegangen war der Red-Cloud-Krieg (1866–1868), ein Krieg, der einen vollständigen Sieg der Lakota bedeutete. Deswegen waren die Sioux-Indianer in einer guten Verhandlungsposition und konnten ein großes Gebiet im heutigen South Dakota für sich beanspruchen. Da das Gebiet von mehreren Indianerstämmen besiedelt wurde, errichtete man mehrere Stützpunkte des Bureau of Indian Affairs (BIA) im Reservatsgebiet.
Das heutige Reservat hat seine Ursprünge in der Whetstone Indian Agency, einem Stützpunkt des BIA, der für die Brulé-, Oglala- und Miniconjou-Sioux zuständig war. Gegründet 1869, zog die Agentur mehrmals um, 1871 an den Big White Clay Creek und 1875 an den White River im Grenzgebiet zwischen dem Nebraska und dem Dakota-Territorium. 1978 wurde die Spotted Tail Indian Agency aus der Whetstone Indian Agency herausgelöst und als eigene Agentur geführt, die später an den Rosebud Creek in South Dakota umzog. Im gleichen Jahre wurde die Agentur in Rosebud Agency umbenannt. Zur gleichen Zeit erhielten die Oglala-Sioux auch ihre eigene Agentur, die Red Cloud Agency, dem heutigen Pine Ridge.
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Die Black Hills gelten den Lakota-Sioux als heilige Berge. Zudem stellen sie den Gegenstand zahlreicher Mythen der Lakota dar. Noch heute besuchen einige Stammesangehörige die spirituellen Orte in den Bergen, um ihre Religion auszuüben. Ursprünglich waren sie Teil der Great Sioux Reservation. Eine nach dem Vertrag illegale Expedition unter George Armstrong Custer erkundete 1874 die Black Hills und fand in den Bergen Gold. Nach den Goldfunden versuchte die Regierung, die Lakota zu einer Abtretung der Bergkette zu bewegen, allerdings ohne Erfolg. Goldsucher drangen rechtswidrig in das Gebiet ein, der Goldrausch kannte keine Grenzen mehr. Konflikte im Winter 1875/76 führten zum erneuten Einsatz Custers und des 7. Kavallerie-Regiments und der Schlacht am Little Bighorn im Juni 1876. Nach der endgültigen Niederlage der Indianer im Herbst desselben Jahres wurden 1877 die Black Hills den Sioux entzogen. Dieses Gesetz der Bundesregierung wird von der Rosebud Reservation bis heute nicht anerkannt, da die erforderlichen 3/4 der männlichen Bewohner dem Vertrag nicht zugestimmt haben. Dies war aber nach dem Vertrag von Fort Laramie 1868 vorgeschrieben.
Ursprünglich war das Reservat Teil der Great Sioux Reservation, bevor es am 2. März 1889 in kleinere Reservate aufgeteilt wurde und aus der Agentur ein eigenständiges Reservat entstand. Dabei gingen den Indianern 36000 Quadratkilometer verloren. Rosebud war aber davon nicht direkt betroffen und umfasste weiterhin die Gebiete der heutigen Todd, Tripp, Lyman, Mellette und Gregory Counties.
In den Jahren zwischen 1904 und 1910 beschloss der US-Kongress, das Gebiet der heutigen Jackson, Tripp, Lyman, Mellette und Gregory County für die Besiedlung durch weiße Siedler zu öffnen. Der US-Kongress verkleinerte dadurch die Fläche der Rosebud Reservation, da man der Meinung war, dass die Indianer viel zu viel Land beanspruchten. Die Maßnahme verfolgte hauptsächlich zwei Ziele: Zum einen sollte so das Gemeinschaftsgefüge der Indianer gebrochen und die Indianer so in die amerikanische Gesellschaft integriert werden und die Indianer sollten Farmer werden. Als solche, so die damalige gängige Meinung Meinung, würden sie viel weniger Land brauchen, als sie für ihre traditionelle nicht sesshafte Lebensweise als Jäger und Sammler beanspruchten. Im selben Jahr wurde das Gebiet in Parzellen geteilt. Da die Maßnahme rechtlich als Enteignung galt, die nach der Verfassung verboten war, erhielten Indianer 320 Acres und Kinder 160 Acres. Der Rest der Fläche wurde im Rahmen des Homestead Act an weiße Siedler verlost. Diese Landübergabe war jedoch an Bedingungen geknüpft. Die Parzellen wurden erst nach 25 Jahren Eigentum der Indianer. Die US-Regierung fungierte als Treuhänder. Das Land musste von den Besitzern bewirtschaftet werden, um in ihr Eigentum überzugehen. Aus verschiedenen Gründen bewirtschafteten die Indianer oftmals ihre Grundstücke aber nicht. Die Indianer selbst wehrten sich meist gegen ein Leben als Farmer. Sie sahen die Farmarbeit als unwürdig und einschränkend an. Auch waren die Flächen oft landwirtschaftlich gesehen wertlos und brachten keine Erträge. Auch entsprach dies nicht der Rechtsauffassung und der Kultur der Sioux-Indianer, die kein Grundeigentum kannten. Die Sioux zogen als Nomaden durch das Gebiet und kannten keine festen Siedlungen.
Die Grundstücke verblieben also im Eigentum des BIA, das diese Flächen aber nur treuhänderisch für den Stamm verwaltete. Besitzer der Flächen sind damit oftmals noch der Rosebud Sioux Tribe, oder sie sind im Besitz von Mitgliedern des Stammes, aber nicht Teil der Rosebud Reservation, deswegen werden diese Gebiete Off-reservation trust land genannt.
Nach Rodung des Präriegrases bauten die weißen Siedler primär Weizen an. Das hatte fatale Folgen und durch die Urbarmachung traten massive Dürren auf. Die tiefen Wurzeln des Präriegrases hatten die oberen Bodenschichten vor Erosion bewahrt, die nun massiv einsetzte. Durch Trockenheit und Staubstürme wurden die Ernten vernichtet und die Menschen in ihren Häusern regelrecht zugeweht. Daraufhin mussten viele Farmer ihr Land verlassen, als ihre finanziellen Ressourcen aufgebraucht waren. Sie suchten oft in anderen Regionen der USA nach Arbeit, vor allem in Kalifornien. Hier traten sie in Konkurrenz zu anderen Wanderarbeitern. Die USA waren damals von der Weltwirtschaftskrise wirtschaftlich stark angeschlagen und verzeichneten eine enorm hohe Arbeitslosigkeit.
Erst 1934 änderte sich die Politik der Bundesregierung gegenüber der Rosebud Reservation. Mit dem Indian Reorganization Act (IRA) gestand die Bundesregierung der Reservation mehr Selbstverwaltung zu. Am 23. November 1935 erhielt das Reservat eine eigene Verfassung und Regierung, nachdem der Stamm dem IRA zugestimmt hatte.
1942 gründete der Stamm die Gesellschaft Tribal Land Enterprise Rosebud Sioux Tribe, um die Verwaltung seiner Ländereien selber zu organisieren. Ein Ziel der Gesellschaft ist es auch, Land von weißen Siedlern zurückzukaufen, um die Off-reservation trust land miteinander zu verbinden. Seitdem kaufte die Gesellschaft jährlich Land im Wert von zirka 500.000 Dollar zurück. Die Gesellschaft verpachtet Stammesgebiete an Mitglieder und Außenstehende zu verschiedenen Konditionen.
1977 entschied der Oberste Gerichtshof im Rosebud-Sioux-Tribe-vs.-Kneip-Verfahren, dass das offizielle Reservats-Gebiet nur noch Todd County umfasst. Damit lebten 2000 Stammesangehörige und sieben anerkannte Gemeinden außerhalb des Reservats. Seitdem weigert sich South Dakota, die Off-reservation trust land in seinen offiziellen Karten als solche zu markieren, obwohl sie weiterhin nicht dem Bundesstaat, sondern dem Rosebud-Sioux-Stamm unterstehen und von diesem verwaltet werden.
1980 entschied der oberste Gerichtshof im United-States-v.-Sioux-Nation-of-Indians-Verfahren, dass dem Rosebud-Stamm eine Entschädigung für den Verlust der Black Hills zusteht. Bis heute weigert sich der Stamm, das zugesprochene Geld im Wert von über 1 Milliarde Dollar anzunehmen. Sie bestehen auf die Rückgabe der für sie heiligen Berge.
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Direkt hinter Carter werden wir von einem Schild freundlich begrüßt: „Welcome to the Rosebud Indian Reservation“. Kurz darauf geht’s an einer Müllkippe vorbei. Der Highway West 18 ist in einem Top-Zustand. Wer es gern einsam mag, ist in diesem Reservat goldrichtig. Wir scheinen allein auf der Welt zu sein. Okreek, South Dakota, durchfahren wir zügig. Zwei Hunde laufen über die Straße. Bei starkem Verkehr wäre es ein lebensgefährliches Spiel mit dem Leben, bei dem geringen Verkehrsaufkommen ist es allerdings ein Paradies für die Tiere. Nach und nach wird es wieder hügeliger, interessante Gesteinsformationen nehmen zu. Aber die Natur hatte seinerzeit andere Pläne, denn es wird wieder flacher.
Erste Häuser und Trailer Homes deuten darauf hin, dass wir uns Mission, South Dakota, nähern. Die Vororte White Horse und Antelope sind schnell durchfahren. „Welcome to Mission“. Ein Schild fordert: „Support our troops“, ein anderes weist den Weg zur Sinte Gleska University, einer indianischen Universität. Mission ist ein schlichter Ort mit knapp 1000 Einwohnern im Todd County und die größte Gemeinde in der Rosebud Indian Reservation. Der Ort wurde nach Missionaren benannt, die sich zum Ende des 19. Jahrhunderts um die Sicangu-Lakota-Sioux „kümmerten“. Rund 85% der Einwohner sind Angehörige des Indianerstammes. Das Durchschnittsalter der Bevölkerung beträgt circa 23 Jahre, etwa 40 % davon sind unter 18 Jahre alt. Das Pro-Kopf-Einkommen ist mit etwas mehr als 11.000 Dollar im Jahr eines der niedrigsten Einkommen in den Vereinigten Staaten. So ist es kein Wunder, dass circa 30% der Bevölkerung unterhalb der Armutsgrenze leben und die Arbeitslosenquote über 80% beträgt. Mission ist der Sitz der Sinte Gleska University, der Stammes-Universität der Rosebud Reservation. Das Motto der Universität lautet: Wahope unglawa sakapi hecel oyate ki Wolakota gluha tokatakiya unya pi kte, was so viel heißt wie „Stärkung unserer Stiftung für die Menschen, damit sie auf dem Lakota-Weg vorwärts gehen können“. Die 1970 gegründete Sinte-Gleska-Universität (SGU) ist ein privates College für Indianerstämme im Rosebud Indianerreservat. Die SGU hat etwas mehr als 800 Studenten. Stammeshochschulen dienen indianischen Bevölkerungsgruppen, die keine andere Möglichkeit haben, Zugang zu höherer Bildung zu erhalten; sie sind auch ein Mittel für die Stämme, Fächer aus der Perspektive ihrer Kulturen zu unterrichten. In Mission befindet sich neben der Universität auch die High School vom Todd County.
Auf dem Weg nach Rosebud in South Dakota in der Rosebud Indian Reservation tauchen immer wieder Schilder am Straßenrand auf, die an die Verkehrstoten erinnern: „Why die?“ 10 Meilen bis Rosebud. Wir verlassen den Highway 18 und halten uns links auf den BIA Highway 1 und erreichen bald darauf die Hauptstadt der Reservation.
Rosebud ist eine indianische Siedlung im Todd County mit etwa 1500 Einwohnern. Sie ist die größte Siedlung im Reservat und Verwaltungssitz der Rosebud Indianer Reservation. Rosebud ist keine Gemeinde im Sinne des amerikanischen Rechts, sondern ein Census-designated place, ein 'Zu Statistikzwecken definiertes Siedlungsgebiet'. Fast 94 % der Einwohner sind Mitglieder des gleichnamigen Sioux Stammes.
Rosebud begrüßt die Besucher mit: „Welcome to the Land of the Sicangu Lakota Oyate“. Der Ort wird von standardisierten blassblau-grauen Holzhäusern geprägt. In der Nähe des Stadions befindet sich ein kleiner Markt, daneben dreht sich ein kleines Plastikriesenrad für Kinder. Die Toiletten der Tankstelle an der Hauptstraße sind wegen Vandalismus geschlossen. Die Indianer vor dem Tankstellenshop geben ein trauriges Bild ab, stehen dort wie ein Symbol des amerikanischen Albtraums.
Wir erreichen die Vororte von St. Francis, South Dakota, begrüßt von einem Wasserturm, eigentlich ein Symbol für Ansiedlungen der weißen US-Amerikaner. Hier ist alles ein wenig anders – auch die amerikanische Flagge flattert im Wind. Das eine oder andere Haus ist zugemüllt oder machen einen heruntergekommenen Eindruck. St. Francis ist eine Gemeinde mit etwa 700 Einwohnern im Todd County und gehört wie Rosebud ebenfalls zur Rosebud Indian Reservation. Zudem ist die Gemeinde Sitz der St. Francis Mission. St. Francis stellt einen Repräsentanten für das 'Rosebud Tribal Council', die Regierung der Reservation. Gegründet wurde St. Francis 1886 von katholischen Jesuiten, die im Reservat eine Schule errichteten. Die Gemeinde ist nach Franz von Assisi benannt. Über 90 % der Bevölkerung sind Angehörige der Indianerstämme. Das Durchschnittsalter beträgt 24 Jahre. In der unmittelbaren Umgebung von St. Francis wohnten um die 2.200 Personen. Fast 60 % der Bevölkerung leben in Armut. Ein Gebäudeblock erinnert an sozialen Wohnungsbau. Überall Verbotsschilder, vor allem Alkohol ist untersagt. Vorbei geht’s an der örtlichen Tankstelle und der Poststation. Rechts der Straße mähen Indianer Rasenflächen vor ihren schlichten Häusern. 
Die St. Francis Mission und das Buechel Museum sind nicht zu verfehlen. Das Buechel Memorial Lakota Museum ist leider geschlossen, dafür hat die St. Charles Borromeo Catholic Kirche geöffnet. Schade, wir hätten uns im Museum gern die Sammlung mit über 2000 Artefakten über die Tradition, Kultur und Geschichte der Lakota angesehen. Wir erfahren, dass das Museum von Freiwilligen betreut wird, die Führungen durch das Museum und die historischen Kirchen der St.-Franziskus-Mission anbieten. Die St. Francis Mission ist eine 1886 gegründete gemeinnützige Organisation von Jesuiten, die immer noch das Ziel hat, die im Reservat lebenden Lakota (Sioux) zu evangelisieren. Damit ist die St. Francis Mission auch die größte gemeinnützige Organisation im Rosebud Reservat, die kein von der Regierung kontrolliertes oder finanziertes Programm durchführt. Die Charles Borromeo Catholic Church der St. Francis Mission ist insofern interessant, als sie von außen in grellem Hell-Lila gestrichen ist. Der unfreundliche Priester weist gerade zwei Indianerjungen als Messdiener ein, die völlig konsterniert dreinblicken. 
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Photo: Charles Borromeo Catholic Church
Wir kaufen einem Indianer einen kleinen 50×60 cm großen Teppich ab, der angeblich von seiner Großmutter gewebt wurde. Er hätte da auch noch … matt winken wir ab. Der Indianer wirkt verwahrlost und sieht völlig erschöpft aus. 
St. Francis ist trotz der einiger baufälliger Häuser und zugemüllter Grundstücke ein recht idyllischer Ort mit jeder Menge grün blühender Bäume. Damit kein falscher Eindruck entsteht, wir wissen schon, dass wir das mit den Augen weißer Europäer betrachten und das man eine objektive Beschreibung der Zustände erst abgeben kann, wenn man hier leben würde.  
Auf dem BIA Highway 501 verlassen wir St. Francis. Es geht noch einige Zeit an den Holz- oder Aluminiumhäusern der Indianer vorbei. Interessanterweise sind die Gebäude hier nicht so heruntergekommen wie in den Ansiedlungen zuvor. So scheint es jedenfalls aus der Ferne. Nochmal: Es sind unsere Synonyme „heruntergekommen, schön, nett, sauber“ und so weiter.
Braun-weiß gescheckte Indianerpferde grasen auf Weiden, Farmland sehen wir nicht. Mitten in den Great Plains fahren wir nun in eine bewaldete, sacht ansteigende Hügellandschaft. Dazwischen wird das Land teilweise landwirtschaftlich genutzt. Nach einiger Zeit erreichen wir auf dem BIA Highway 5 die Höhe eines Plateaus in etwa 1000 Metern Höhe über N/N und durchfahren bald darauf den wilden, einsamen Crazy Horse Canyon, offensichtlich ein beliebter Freizeitort. Der Little White River windet sich mit uns durch das Tal. Wir schauen von der Höhe runter in die eindrucksvollen grünen Täler mit kleinen Flüsschen. Obwohl die Natur hier oben weit zurück ist, zeigen sich an den Bäume gerade die ersten Knospen. Auf einem Grundstück stehen Unmengen von Waschmaschinen, ein surrealistisches Bild in dieser Bilderbuchlandschaft. Kaum zu glauben, aber auf einmal steht da ein Lama auf einer Wiese. Ein Pow-Wow-Platz liegt romantisch auf einer Waldlichtung, links leuchtet ein Tipi im Sonnenlicht. Auf dem BIA Highway 7 überqueren wir den Little White River über die Lampert Bridge, witzigerweise hat jemand die spanische Flagge gehisst.
Parmelee ist ein Ort mit etwa 650 überwiegend indianischen Einwohnern im Todd County in South Dakota, der noch innerhalb des Rosebud-Indianerreservats liegt. Die Ansiedlung wurde 1916 als Cut Meat gegründet und 1921 in Parmelee umbenannt. Fast 78% der Bevölkerung leben unterhalb der Armutsgrenze, darunter erschreckenderweise fast 85% der unter 18-Jährigen. An der Hauptstraße in Parmelee finden wir endlich eine Tankstelle. Die Bewohner des Ortes machen einen freundlichen Eindruck, viele junge Menschen sind auf den Beinen. Der Besitzer der Gas Station ist ein Weißer, die Indianer im Shop sind gut gelaunt. Ein Schild an der Kirche fordert: „Have Respect“. Hinter Parmelee liegen in karger Landschaft Felder brach, vereinzelt sehen wir Farmen, wie zum Beispiel die Emanuel Farm, die Rinderzucht betreibt. Kurz darauf verlassen wir die Reservation.
Norris ist eine lütte Gemeinde im Mellette County, South Dakota, die von knapp 150 Menschen bewohnt wird. Die Ansiedlung wurde 1910 gegründet. Ein Schild erinnert daran, dass man in den USA unterwegs ist: „United we stand. One Nation under God”. Die Sacred Heart Kirche mit einem grünen Dach steht einsam in der dürren Landschaft. In dem Örtchen wohnen nicht mehr als zwanzig Menschen, überwiegend Indianer. Am Straßenrand des South Dakota Highways 63 wartet ein Indianer, aha, und da stehen schon die hellblauen oder hellgrauen Häuser der Natives.
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Die Weite der Felder ist in ihrer Monotonie bemerkenswert. Vereinzelt sehen wir Indianer, obwohl wir uns außerhalb der Reservate bewegen. Nach 11 Kilometern ist der Highway 63 nicht mehr asphaltiert, sondern eine Schotterstraße. Von Norris bis Belvidere stoppe ich alle hundert Meter unseren Bus, um die ungewöhnlichen Gesteinsformationen der Cedar Buttes zu bestaunen. Die Straße führt durch eine Landschaft mit wie von Außerirdischen geschaffenen Sandsteinformationen. Wir sehen bizarre Formationen, die wie aufgeschüttete Kaliberge wirken. Die halbtrockenen, sanften Hügel werden von groben Schluchten durchschnitten. Der Blick auf die grauen, zerklüfteten und skurrilen Formationen ist teilweise atemberaubend. Trockene Bäche schlängeln sich seitwärts durch die niedriger gelegenen und grün bedeckten Hügel. Die Felsen erinnern an riesige Haifischzähne, die glatten Sedimentpfeiler sind mit gelben Kaktusfeigen bedeckt. Mutterseelenallein fahren wir auf dem endlos braungrauen Band der 63, zwischen den Formationen weiden Tausende von Rindern. Rechts des Highways fließt der Black Pipe Creek. Ich muss an einen Artikel über den indianischen Ranger Richard Sherman, einem Mitglied des Oglala-Sioux-Stammes, denken, in dem Sherman von seinen Erfahrungen in Cedar Butte berichtet. Er beschreibt die psychischen Auswirkungen durch die Einsamkeit der Badlands, von den magischen Orten, vom Frieden und der Inspiration, die man in dieser Naturlandschaft findet. Der Ranger berichtet von seinen Wanderungen durch die Flora der Badlands und erwähnt die traditionelle Nutzung der Ess- und Heilpflanzen durch die Indianer. Eindrucksvoll beschreibt er die Stille der Landschaft, nur unterbrochen vom Wind, vom Geheul eines Kojoten oder von einem kreischenden Rotschwanzfalken. Sherman berichtet auch, dass Cedar Butte wahrscheinlich das wichtigste Zuchtgebiet für Dickhornschafe ist, die hier in den 1960er Jahren angesiedelt wurden und selbstverständlich erwähnt er auch, dass dieser Ort für die Indianer heilig war und immer noch ist. Für die Lakota ist alles heilig – das Land, der Tag, das Leben. Tja – besser kann man es nicht ausdrücken. Langsam verlassen wir Cedar Butte und Weideland mit Tausenden von Rindern dominiert nun das Terrain. Elke: Was für ein tolles Land. Wie recht sie hat.  
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Photos: Impressionen on the State Route 63
Vor uns fließt der White River. Als wir einen Blick auf den Fluss werfen, kommen Hunderte von Schwalben angeflogen, piepen aufgeregt und umfliegen uns hektisch, um uns von ihren Nestern zu vertreiben, die sich unter der Flussbrücke befinden.
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Foto: White River
Bei Belvidere, South Dakota, einem kleinen Nest mit etwa 60 Einwohnern, fahren wir auf der Nebenstrecker der Interstate 90 entspannt nach Kadoka, South Dakota, wo wir gegen 16 Uhr eintreffen. Die flache Gegend hier ist landschaftlich etwas langweilig. Weideflächen wohin man schaut. 1 Meile bis Süd-Kadoka. Aus der Ferne grüßt, in warmem Blau gehalten, der Wasserturm von Kadoka. Links steht die Rodeo Arena. Das Ortsschild Kadoka zeigt an, dass hier 736 Menschen leben. Für amerikanische Verhältnisse reicht das allemal aus, als Stadt bezeichnet zu werden. Natürlich fehlen auch nicht der obligatorische Gebrauchtwagenhändler und ein Schrottplatz. Links geht es zum Airport. Quartier beziehen wir im Budget Host Inn für 66 Dollar die Nacht. Ein netter Typ im Office erledigt den Check-In. Verblüfft starre ich ihn, denn er sieht original so aus wie der Musiker Sting. Kadoka liegt am östlichen Eingang des Buffalo Gap National Grassland und ist gleichzeitig die Eingangspforte zu den Badlands.
Nach einer kurzen Ruhepause besuchen wir ein kleines Restaurant, in dem wir den leckersten Hamburger unseres Lebens serviert bekommen. Den Abend lassen wir auf der Terrasse unseres Hotels ausklingen. Das Wetter in Kadoka ist anders als am Missouri River. Der Wetterbericht meldet für Morgen Temperaturen von bis zu 34 Grad Celsius. 
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wakusasse · 6 years
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wakusasse · 6 years
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Dead End ist dabei....
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wakusasse · 7 years
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wakusasse · 4 years
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Lewis and Clark State Park, Iowa - Mittwoch, 6. Mai 2009
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Wied: (6. Mai) Auf den Sandbänken des Flusses zeigten sich grosse Ablagerungen von Treibholz, am Ufer häufig niedrige Weidengebüsche, dahinter hohe Pappeln mit der schmalblättrigen Weide gemischt; wilde Gänse und Enten belebten den Fluss. Etwas weiter hin in einem schönen hohen Uferwalde hatte die Mannschaft der voran geschifften Assiniboin eine Menge von Brennholz geschlagen, dessen wir uns bedienten, alsdann aber nicht mehr weit vorrückten.
In der Nacht fegt ein heftiger Sturm über den Lewis & Clark State Park hinweg. Es blitzt und donnert, Regen peitscht gegen die Autoscheiben und trommelt aufs Autodach. Ein wildes  Spektakel. Heute früh ist es frisch, ich schätze so um die 10 Grad Celsius. Allmählich kommt die Sonne durch, schon wird es merklich wärmer. Die Morgentoilette, vor allem das Duschen, ist für mich auch auf diesem Campground gewöhnungsbedürftig. 
13.30 Uhr. Nachdem Elke den VW-Bus reisefertig gemacht und ein schmackhaftes Mittagessen zubereitet hat, beende auch ich meine Arbeiten am Reiseblog, damit wir uns langsam auf den Weg ins Casino Omaha und in die Loess Hills machen können. Die Indianerreservate auf der westlichen Seite des Missouri Rivers werden wir morgen aufsuchen. Das ist auch der Grund, warum wir unseren Stellplatz für drei Nächte gebucht haben und erst am Freitag nach Sioux City weiterfahren.
Es ist wärmer geworden, wir haben nun um die 20 Grad Celsius, obwohl der Himmel immer noch bewölkt ist. Die Wettervorhersage sagt für die nächsten zwei bis drei Tage Regen voraus. Am Horizont tauchen auch schon erste dunkle Wolken auf. Wie auch immer, wir sind gewappnet. Der Kühlschrank funktioniert, der Gaskocher auch, Strom ist da und auch genügend Gas.
14.15 Uhr. Elke zeigt mir ihren Lieblingsplatz auf dem Campground des Lewis & Clark State Parks. Ein einsamer Platz am äußersten Seeufer, aber leider nicht als Stellplatz ausgewiesen. Vorbei geht’s an den Nachbauten der Boote, mit denen Lewis & Clark damals unterwegs waren. Auf dem Blue Lake schaukeln mindestens 20 Pelikane sanft auf dem Wasser, ein grandioser Anblick.
Es beginnt zu regnen. Ich muss immer wieder die Seitenscheibe hochkurbeln, damit es nicht ins Auto regnet. Auf der Dogwood Avenue geht’s am Onawa / Blue Lake KOA – Campingplatz und am Nebowa Christian Camp vorbei, auf der K42 in 4 Miles in die Omaha Indian Reservation bis zum Casino Omaha. Nur noch mal zur Erinnerung, der State Park befindet sich ebenso in Iowa wie das Casino Omaha. Ursprünglich lag die Omaha Indian Reservation vollständig in Nebraska, aber bedingt durch den im Laufe der Jahrzehnte veränderten Flussverlauf des Missouri Rivers gehören nun Teile des Reservats zu Iowa.    
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Foto: Casino Omaha, Omaha Indian Reservation
Es besteht ein großer Unterschied zu den Casinos, die wir bisher in den Reservaten besucht haben. Das Personal besteht fast ausschließlich aus Indianern. Das Sicherheitspersonal agiert unauffällig. Auch die Tankstelle, die Reparaturwerkstatt und die Speed-Race-Bahn neben dem Casino sind in indianischer Hand. Ob die Mitarbeiter im Casino Omahas sind, weiß ich natürlich nicht, dennoch faszinieren sie mich durch ihre stolze Ausstrahlung (oder will ich das so sehen?). Vordergründig verhalten sie sich allerdings nicht anders als die Weißen, fahren die gleichen Autos und sprechen die gleiche Sprache. Die älteren männlichen Indianer haben ihre langen schwarzen Haare zu einem Zopf gebunden und sind in der Regel etwas stämmig, die Jüngeren tragen die Haare schon mal stoppelkurz. Die meisten Indianerinnen haben ihre Haare ebenfalls zum Zopf gebunden, ihre Physiognomie hat etwas Asiatisches. Das Casino ist etwas kleiner als das der Kickapoos, es blinkt und klingelt aber auch hier ohne Unterlass. 99% der Spieler und Spielerinnen sind ältere weiße Damen und Herren.
Vom  Casino Omaha machen wir einen Ausflug in die Loess Hills, eine reizende und nett anzusehende, bewaldete Hügellandschaft, die, wie der Name schon sagt, überwiegend aus Löss Mineralien besteht, und die das Flusstal des Missouri Rivers auf der östlichen Seite begrenzt. Kurz vor Onawa sprießt der erste Mais als kleine, grüne Pflanze aus dem Boden. Onawa ist auf den ersten Blick ein recht angenehmer Ort. Da die Peripherie nicht mit Einkaufsmalls zugeballert ist, haben sogar noch einige Geschäfte an der Hauptstraße geöffnet. Über den guten alten Little Sioux River führt der Iowa Highway 175 bis nach Turin, Iowa. Welcome to Turin. Heart of the Loess Hills. Im Tal werden die Felder bestellt und auch in den sanft ansteigenden Hügeln sieht man Farmer auf den  Feldern arbeiten.  
Die Loess Hills sind eine Formation von windabgelagertem Lößboden in den westlichsten Teilen von Iowa und Missouri sowie in den östlichsten Teilen von Nebraska und Kansas entlang des Missouri River. Die Hügel verlaufen teilweise bis zu 15 Meilen östlich des Flusses. Die Lösshügel erheben sich 60 Meter über das Flachland des Flusstals und bilden ein schmales Band, das sich in Nord-Süd-Richtung über 320 Kilometer entlang des Missouri Rivers erstreckt. Während der letzten Eiszeit drangen Gletscher bis in die Mitte Nordamerikas vor und mahlten das darunter liegende Gestein zu staubartigem Gletschermehl. Als sich die Temperaturen erwärmten und sich die Gletscher wieder zurückzogen, überfluteten riesige Mengen an Schmelzwasser und Sediment das Missouri River Valley. Das Sediment lagerte sich auf der Überschwemmungsebene ab und bildete riesige Wattflächen.  Als sich auch das Schmelzwasser zurückzog, wurden diese Flächen freigelegt. Während sie trockneten, wurde der feinkörnige Schlamm von starken Westwinden aufgenommen und riesige Staubwolken wurden über weite Gebiete abgelagert. Der schwerere, gröbere Schlamm verblieb in der Nähe der Überschwemmungsebene des Missouri Rivers und bildete riesige Dünenfelder. Die Driftschicht der Lösshügel von Iowa ist oft mehr als 27 Meter tief.  
Zur gemeinsamen Fauna der modernen Lösshügel gehören Weißwedelhirsche, Kojoten, wilde Truthähne, Dachse, Luchse, Rot- und Graufüchse, Ringfasane, Bobwhite und Rotschwanzbussarde, von denen einige von euro-amerikanischen Siedlern eingeführt wurden. Die für die Lösshügel vor der Besiedlung typischere Fauna, wie die Prärie-Klapperschlange, die Prärie-Rasselschlange, die Prärie-Taschenmaus, die Buchs-Schildkröte und die Spatenfußkröte, sind sogar gefährdet, da der Lebensraum durch die zunehmende Besiedlung und Landschaftskultvierung immer mehr eingeschränkt wird. Arten wie der Rotluchs haben sich wieder erholt, im letzten Jahrzehnt wurden auch wieder Berglöwen in Südwest-Iowa registriert. Das Tal des Missouri war in der Vergangenheit ein wichtiger Migrationskorridor für Vögel, doch die Kanalisierung des Flusses und die Zerstörung von Feuchtgebieten hat zu einem deutlichen Rückgang geführt. Zu den typischen Arten, die in den Monaten September bis Dezember beobachtet werden können, gehören der Rotschwanzbussard, der Spitzschwanzbussard, der Wanderfalke, der Eisenbussard, der Swainson-Bussard, der Cooper-Bussard, der Fischadler, die Kornweihe, der Amerikanische Turmfalke und der Weißkopfseeadler.
Auf der östlichen Seite der Loess Hills Links führt der Highway 175 nach Castana, Iowa. Wir genießen die Schönheit der Hügellandschaft. Die landwirtschaftlichen Flächen in der Hügellandschaft machen einen fruchtbaren Eindruck. Castana. Die Wassertanks in den Ortschaften, auf denen meistens der Ortsname steht, sind uramerikanische Unikate. Die neuen Betontanks sehen dagegen öde und langweilig aus. Was sehe ich sonst noch: Einen Schuppen für landwirtschaftliche Geräte, mehrere Silos und an den Hängen ein paar Häuschen. Ich sehe aber auch, dass wir schon an der Ortsausfahrt sind und uns von den Loess Hills entfernen. Das ist nicht in unserem Sinn, daher fahren wir zurück in die Loess Hills und bald darauf auf der westlichen Seite der Hügel auf dem Schotterweg der Larpenteur Memorial Road. Auf der einen Seite der Straße die Loess Hills, auf der anderen die Ebene des Missouri Rivers – wir sind begeistert vom satten Grün der Landschaft auf beiden Seiten. Das hatten wir ja monatelang nicht, sondern das Gegenteil, kahle Bäume und Sträucher, braune, graue Felder und Wiesen. Die kleinen Farmen liegen idyllisch an den sacht ansteigenden Hügeln oder in der Flussebene. Teilweise wird auch Viehzucht betrieben. Plötzlich riecht es verbrannt, so wie in meiner Kindheit, als die Bauern das Gras der Gräben und Bäche abbrannten. Ein herrlicher Geruch, mir wird ganz wehmütig zumute. Ein Schild: „Prescribe burn ahead“. Ein ganzer Hang wird abgefackelt. Wir sehen eine Menge wilder Truthähne, Hasen und Waschbären, die sich eilig in Sicherheit bringen.  
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Photo: Farm in den Loess Hills
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Fotos: Impressionen Loess Hills
Es geht zum Arcola Creek. Interessant zu sehen, das auf einmal statt Felsgestein Sandstein die Hänge dominiert. Im Tal sind die Farmen größer und wirken dadurch wohlhabender als die Farmen in den Hügeln. Wir queren erneut den Little Sioux River, der an dieser Stelle einige wilde Bögen schlägt. Die Böden der Äcker sind tiefschwarz und machen einen extrem fruchtbaren Eindruck. Auch im Flusstal wurde das Gras vieler Gräben und Bäche abgefackelt.
Nach kurzer Besichtigung der „Widest Main Street in USA“ in Onawa sind wir kurz nach fünf Uhr zurück in unserem Camp im Lewis and Clark State Park. Abends sitzen wir in milder Abendatmosphäre am Lagerfeuer, genießen den Blick auf den ruhig vor sich hinplätschernden See und bestaunen die mindestens 50 in eleganter Formation fliegenden Pelikane, die im hinteren Teil des Sees ihre Nistplätze haben. Warum muss ich beim Blick auf die Pelikane an das Pelikan-Viertel in Hannover denken? Der Gedanke verflüchtigt sich aber schnell, als wir über unseren heutigen Ausflug und über unsere USA-Reise im Besonderen philosophieren. Wir sitzen in einem herrlichen Naturpark im ehemaligen Flusslauf des Missouri River und eigentlich ist alles ein wenig so wie zu Wieds Zeiten. Aber nach und nach setzt sich ein Dauergeräusch durch. Sobald man sich darauf konzentriert, wird dieses Summen und Surren lauter und lauter. Wir hören den Autoverkehr von der Interstate 29. Wäre diese Dauergeräuschkulisse nicht, würden wir die Geräusche der Natur hören, die Frösche, die Insekten, die Vögel, den Wind, das Rascheln der Bäume, das sanfte Plätschern des Sees. Dagegen ist doch der durch Menschen gemachte Lärm eine einzige Belästigung für Seele und Geist. Oder? Ich frage für einen Freund. Es ist fast Vollmond. Ab und an springt ein Fisch aus dem Wasser und schnappt sich ein Insekt.
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Smith Haven oder auf den Spuren der Schreckengasts
Bethlehem/Smith Haven, Samstag, 13. September 2008
Wied: Unsere Zeit wurde zu Bethlehem gänzlich zu Excursionen in die Umgebung benutzt. Alle jene interessanten Excursionen verschafften unseren Sammlungen reichen Zuwachs.
Nach dem Frühstück verabschieden wir uns von Virginia und Timothy, den Inhabern des Morningstar Inn, und machen uns auf den Weg nach Smith Haven, also auf gut deutsch auf den Weg zu Schmidts Oase. Smith Haven ist eine Waldhütte im Moshannon State Forest, wo wir mit Kay und Gary Smith verabredet sind. Der  Himmel ist klar, aber am Horizont ziehen dunkle Wolken auf. Hurricane Ike schickt seine Vorboten nach Pennsylvania.
Elke ist eingefallen, dass wir Kay und Gary nicht ohne ein Gastgeschenk besuchen können. Während ich zum xten mal um den Block fahre, streiten  wir darüber, was es denn für ein Geschenk sein soll, bis wir uns auf eine Flasche Wein einigen. Ich bin etwas ungehalten, da es schon viertel vor elf ist und wir mit den Smith um drei Uhr verabredet sind, wobei wir noch eine vierstündige Fahrt vor uns haben. Elke eilt in einen Supermarkt und ich bin fest davon überzeugt, dass sie sich nicht für einen Wein, sondern für ein anderes Mitbringsel entscheiden wird. 
Aber genug davon, denn bald darauf steuere ich unseren Mietwagen auf die Pennsylvania 378 Nord, wechsle bald darauf auf die U.S. Route 22 West, um dann hinter Allentown auf die Interstate 476, die auch als Pennsylvania Turnpike Northeast Toll Road ausgeschildert ist, zu fahren. Nachdem wir das erste Mal während unserer Reise eine Maut-Station passiert haben, fahren wir kurz darauf durch einen Tunnel, der unter der ersten Gebirgskette der Blue Mountains gebaut wurde. Der Pennsylvania Turnpike führt bald darauf durch den dicht bewaldeten Hickory Run State Park, den wir nach knapp 40 Meilen verlassen, um auf die  Interstate 80 zu wechseln. Nun geht es 170 Meilen Richtung Westen. 
Ich bin beeindruckt wie waldreich es hier ist. Auf unserer Straßenkarte sehen wir, dass ein Naturpark auf den anderen folgt. Kein Wunder, denn Pennsylvania bedeutet wörtlich: Waldland von Penn. Nachdem wir den riesigen Nescopeck State Park passiert haben, queren wir zweimal den Susquehanna River. Nach und nach verschwinden nun die Waldungen und Ortschaften, Einkaufszentren, Gewerbebetriebe und Felder und Wiesen dominieren das Landschaftsbild. 
Ein Schild weist darauf hin, dass wir den Highest Point on Interstate 80 East of the Mississippi erreicht haben, und zwar, um ganz genau zu sein, 2258 Fuß hoch, also circa 690 Meter. Ein Schild fordert uns auf nur 70 Miles/h zu fahren, ein anderes: Be prepared to stop. Obwohl es in Strömen regnet zeigt die Temperaturanzeige im Auto 72 Grad Fahrenheit an, also 22 Grad Celsius. Der Gedanke, bei diesem Wetter in einem Waldhäuschen zu übernachten, muntert uns nicht gerade auf. 
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Foto: Moshannon State Forest
Gegen halb drei verlassen wir die Interstate 80, fahren rechts auf die Route 153. Wir haben den Moshannon State Forest erreicht. Dieser Staatsforst umfasst etwa 187.000 Hektar Land und bietet eine breite Palette an Freizeitaktivitäten, wie Camping, Angeln, Jagen, Mountainbiken, Ski-Langlauf oder Schlittenfahren. Ein Schild: Restroom. Next right. Ich eile durch den Regen zur Toilettenanlage, erledige, was zu erledigen ist in einer Art Plumpsklo.
Die Temperatur ist inzwischen auf 60 Grad Fahrenheit gefallen. Das Wetter macht uns immer mehr Sorgen, denn die herrliche Naturlandschaft sieht mittlerweile auch nicht mehr romantisch aus, sondern eher abweisend und unwirtlich. Inzwischen begegnen wir nur noch Trucks. Penfield. Tankstelle. Der Ort besteht nur aus wenigen Häusern, ist schnell durchfahren.  
Bald darauf: Es ist immer noch am regnen, der Himmel wolkenverhangen. Vor den Häusern stehen jede Menge Obama-Wahlschilder. Apropos Obama: Heute Morgen sah ich im Morningstar in einer Zeitschrift einen Cartoon über Sarah Palin: Zwei Mädchen halten ihre Puppen im Arm. Die eine sagt zu der anderen: Ich kann mich gar nicht entscheiden, ob ich sie als Hockey Mom oder Pittbull anziehe. Der Witz dahinter ist der, das sich Sarah Palin, ehemalige Gouverneurin von Alaska und US-amerikanische Vizepräsidentschaftskandidatin 2008, bereits 2006 im Wahlkampf um den Gouverneursposten als Hockey Mom bezeichnete. Das sind die Frauen, die ihre Kinden immer zum Hockey oder anderen Sportarten fahren. In ihrer Rede bei der National Convention der Republikaner im Jahr 2008 und in Reden danach witzelte sie, der einzige Unterschied zwischen einer Hockey Mom und einem Pit Bull sei der Lippenstift. Damit wollte sie zum Ausdruck bringen, dass Hockey Moms tough seien.
In Weedville geht es rechts auf der Route 555 East nach Medix Run. Wir fahren durch dichten Wald, der Scheibenwischer schlägt hektisch hin und her. Ein erstes Hinweisschild auf Elche lässt mich den Fuß vom Gaspedal nehmen. Nachdem wir eine kleine Holzhaus-Ansiedlung mit dem schönen Namen Wapiti Woods, mit einem Riesenhirsch auf dem Eingangsschild, passiert haben, erreichen wir Medix Run. Ich stoppe vor dem Medix Hotel, um zu schauen ob Gary irgendwo auf uns wartet.
Da ist aber kein Gary weit und breit zu sehen, so dass Elke eine Karte rausholt, auf der Gary den Weg nach Smith Haven handschriftlich beschrieben und eingezeichnet hat. Erstmal lotst mich Elke auf den Quehanna Highway, der auch gleichzeitig als Route 2004 und Medix Run Road ausgewiesen ist. Wir queren den Bennett Branch Sinnemahoning Creek, fahren noch einige Meilen auf der Route 2004, bis wir auf die ungepflasterte Medix Run Road abbiegen. Nun geht es die ganze Zeit am Medix Run Creek entlang. Die Fahrt durch den Staatsforst auf dem ungepflasterten Weg ist ebenso abenteuerlich wie beunruhigend.
Oha, ein Auto kommt uns entgegen. Ein Honda. Gary. Beunruhigt. Wir sind 20 Minuten über die vereinbarte Zeit. Sein ausgestrecktem Zeigefinger signalisiert uns Yes, you are right. Die Straße führt höher und höher in die Berglandschaft des Moshannon State Forest hinein. Im Rückspiegel sehe ich in Garys begeistertes Gesicht, dass uns seine Karte zu seiner Hütte führt. Dann Smith Haven. Mitten im Wald, einsam gelegen. Gott sei Dank eine überdachte Terrasse, denn es regnet ohne Unterlass. 
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Foto: Smith Haven
Nachdem wir uns das Grundstück und die Hütte angesehen haben, wird auf der Terrasse Kaffee, Gebäck und Rotwein aufgetischt. Wir erfahren, dass Garys Großvater diese Waldhütte 1926 gebaut hat und dass es hier Bären und Klapperschlangen gibt. Eine Information, die mir nicht besonders gut gefällt. 
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Fotos: Little Medix Run Creek - gegenüber Smith Haven: Elke+Kay
Am späten Nachmittag machen wir mit unseren Gastgebern einen Ausflug durch den Moshannon State Forest, sehen Elche, die friedlich zwischen den Hütten eines Camps grasen.  
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Fotos: Elks
Plötzlich fallen unheilvolle Worte wie Radioactive, Nuclear Power und Nuclear Tests. Später lese ich im Internet, dass die  Quehanna Wild Area ein Naturschutzgebiet im US-Bundesstaat Pennsylvania ist. Mit einer Gesamtfläche von 195 km² umfasst sie Teile des Elk- und Moshannon State Forests. Quehanna wurde in den fünfziger Jahren als Kernforschungszentrum gegründet und hinterließ starke Verunreinigungen durch radioaktive und toxische Abfälle. 1955 kaufte die Curtiss-Wright Corporation einen Teil des Staatswalds, um sich auf die Entwicklung von Atom-Triebwerken zu konzentrieren. 1960 verließ Curtiss-Wright Quehanna, aber die Nachfolge-Firma der Kernreaktoranlage verschmutzte weiterhin die Natur mit radioaktiven Isotopen, darunter Strontium-90 und Cobalt-60. In den sechziger Jahren erwarb der Staat Pennsylvania das Land und erklärte Quehanna zum Naturschutzgebiet, wenn auch mit einer Atomanlage und einem Industriekomplex mittendrin. Der Abbau des Reaktors dauerte über acht Jahre und kostete 30 Millionen Dollar. Seit 1992 befindet sich in dem Industriekomplex das Quehanna Motivational Boot Camps ein Gefängnis.
In der Nähe von Medix Run essen wir in einem rustikalen Restaurant zu Abend. Bei einem deftigen Dinner unterhalten wir uns über die aktuelle amerikanische Politik, wobei wir uns lautstark über die Republikaner im Allgemeinen und John McCain und Sarah Palin im Besonderen auslassen. Am Nachbartisch ist man ganz und gar nicht unserer Meinung. Wir spüren, wie der Unmut wächst. Böse, aggressive Blicke und Getuschel lassen uns nach und nach etwas leiser werden.  
Zurück in Smith Haven sprechen wir hauptsächlich über Garys Vorfahren, den Schreckengasts, sehen uns seine DVD über seinen Besuch in Wingeshausen an und trinken dabei wir noch einige Gläser Rotwein.  
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Foto: Restaurant der bösen Blicke
Eine Waldhütte ist nicht jedermanns Sache. Wie befürchtet ist die Nacht kurz und kein wirklich prickelndes Erlebnis. Bei diesem regnerischen Wetter riecht alles etwas muffig. Feuchtigkeit ist in die Hütte eingedrungen und macht alles klamm und ungemütlich. Elke ist ziemlich angeödet. Wir schlafen in einem Etagenbett unter dünnen Sommerdecken. Neidisch sehen wir, wie sich Kay und Gary in dicke Schlafsäcke mummeln. Kein Wunder, dass Gary dieses Ferienhaus so liebt, er hat es gern wohlig und gemütlich. Außerdem ist er schon als Kind in dieser Hütte abgehärtet worden für seine berufliche Tätigkeit als Insolvenzverwalter. Mitten in der Nacht muss ich raus zum Pinkeln. Ängstlich, auf jedes Geräusch achtend, ist mein Aufenthalt in der Natur nur von kurzer Dauer.
Smith Haven/ Brookville, Sonntag, 14. September 2008
Kay steht früh auf, weckt uns natürlich mit ihren Aktivitäten. Sie schaut immer ein wenig angewidert. Ich vermute, dass sie die Aktivitäten Garys mehr oder weniger notgedrungen mitmacht und ihr außerdem diese ganzen Schreckengast-Geschichten auf die Nerven gehen. Davon aber mal abgesehen verstehen wir uns ganz gut.
Nach dieser unruhigen Nacht trinken wir schlaftrunken mit unseren Gastgebern einen Morgenkaffee, futtern dazu einen Müsliriegel. Dann heißt es Adieu Smith Haven.
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Foto: Kay und Elke
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Foto: Blick von Smith Haven in die Waldlandschaft
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Foto: Ulli vor Smith Haven
Nachdem Kay und Gary ihre Cabin verrammelt haben, fahren wir über Brookville nach Putneyville in Pennsylvania, um die 70 Meilen von Smith Haven entfernt und idyllisch am Allegheney River gelegen.
In Brooksville machen wir einen Zwischenstopp und buchen in einem Super 8 Motel ein Zimmer für die Nacht. Auf dem Hotelparkplatz lassen wir unseren Mietwagen zurück und fahren mit Garys Honda weiter nach Putneyville am Mahoning Creek.
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Foto: Mahoning Creek bei Putneyville
Gary ist in Putneyville geboren. In diesem Dörfchen befindet sich die Wiege der Schreckengasts in Pennsylvania, hier siedelten sich die ausgewanderten Wittgensteiner an, hier lebten Garys Eltern und Großeltern. Eigentlich wollte Gary in der Kirche seine DVD über die Schreckengasts präsentiere, aber aus einem mir unerklärlichen Grund traut er sich nicht in die Kirche zu gehen. Wir fahren durch Putneyville, Gary zeigt uns das Haus, in dem er aufgewachsen ist und den Friedhof, wo tatsächlich ein Schreckengast neben dem anderen begraben ist. 
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Fotos: Gary auf dem Shreckengost-Friedhof
Danach fährt Gary mit uns zur Old Putneyville School, spricht davor eine Frau an, wie er eigentlich jeden Bewohner Putneyvilles anspricht, um zu fragen, ob er oder sie einen Schreckengast kennt. Diesmal hat er Glück, die junge Frau hört ihm aufmerksam zu. Der Knüller ist, sie ist eine geborene Schreckengast, oder, wie man hier sagt, Schreckengost. Sie lädt uns in ihr Haus ein und zeigt uns Fotos und Handwerksarbeiten ihrer handwerklich begabten Vorfahren. Dafür zeigen wir ihr und ihrem Sohn auf meinem Notebook Garys DVD über seinen Aufenthalt in Wingeshausen.
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Foto: Old Putneyville School
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Foto: Pam, ihr Sohn und Gary
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Foto: Schreckengasts
Nachdem wir uns von Pam und ihrem Sohn verabschiedet haben fahren wir zurück zur Kirche, die nun aber geschlossen ist, kein Mensch ist mehr zu sehen. Auf der weiteren Tour ist mir wegen der extremen Schwüle etwas schwindelig, so dass wir erstmal in einem rustikalen Restaurant ein schlichtes Mittagessen zu uns nehmen. Auf einer Papiertischdecke sieht Gary die Werbung für das Peanut Butter Festival in New Bethlehem und ist sofort Feuer und Flamme. Er duldet keinen Widerspruch, wir müssen dorthin. Das Erdnussbutter-Festival ist allerdings provinziell, langweilig und etwas deprimierend, so dass wir uns nach einem Gang über das Festivalgelände sofort wieder auf den Weg machen. Diesmal führt uns Gary zu einem Friedhof, auf dem jede Menge seiner väterlichen Vorfahren begraben sind. Irgendein Vorfahre war auch Mitbegründer der Waffenschmiede Smith & Wesson. Inzwischen ist allerdings die Luft aus der Schreckengast-Smith-Geschichte raus. Erschöpfung macht sich breit, wir haben genug Erklärungen gehört, genug Friedhöfe gesehen. 
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Foto: Smith Grabstein: Gary, Elke
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Foto: Grabstein George Smith
Auf der Fahrt nach Brookville geht's durch eine waldreiche Mittelgebirgslandschaft, bevor wir im heute morgen gebuchten Super 8 Motel am Alleghany Blvd. einchecken. Zum Dinner fahren wir in eine drittklassige Bar in der Nähe des Motels. So drittklassig die Bar ist, so interessant ist die Wirtin. Wir erfahren, dass sie in Deutschland geboren und ihre Mutter Russin und der Vater Deutscher ist. Dazu gibt sie ein paar interessante Anekdoten zum Besten.
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Foto: Fahrt nach Brookville
Zurück im Super 8 Motel wollen wir uns gemeinsam mit Kay und Gary das Footballspiel zwischen den Pittsburg Steelers und den Cleveland Browns ansehen. Die beiden sind Fans der Steelers. Während der ersten Spielminuten erklärt uns Gary enthusastisch die Regeln. Ich bin kurz davor die Nerven zu verlieren, da ich kaum was kapiere. Aber ich habe Glück, draußen wütet wild ein Ausläufer des Hurrikans Ike so dass nach 10 Minuten im Hotel der Fernsehempfang vollständig ausfällt. Gott sei Dank, damit ist für heute Schluß mit Football und seinen unverständlichen Regeln. 
Auf Elkes Wunsch hin lade ich notgedrungen Gary noch zu uns ins Zimmer ein, um mit ihm die Details der nächsten Unternehmungen zu besprechen. Während wir da zusammensitzen fällt mir siedendheiß ein, daß meine Reisetermine mit seinen Terminen nicht wirklich kompatibel sind. Aber ich habe inzwischen eine gewisse Leck-mich-am-Arsch-Stimmung und beschließe, dass alles auf mich zukommen zu lassen. Es sind ja noch zwei Wochen bis dahin. 
Das war es dann für diesen Sonntag. Inzwischen sind wir von Kay und Gary ziemlich genervt, vor allem von Gary, und heilfroh, dass wir uns morgen verabschieden können.
Brookville/Allentown, Montag, 15. September 2008
Wied: Auf einer Spazierfahrt nach Allentown, dem Hauptorte von Lehigh-County, einem Städtchen von 1700 Einwohnern, 3 Kirchen und einem Courthouse, 6 Meilen von Bethlehem, fanden wir im Lecha-Tal (heute Lehigh-Tal) mehrere Flüge von Vögeln zum Abzug gerüstet.
Ich schlafe sehr gut, keine Wunder nach der letzten Nacht in der Cabin, und  gehe erst mal allein in den Frühstücksraum des Super 8 Motels. Dafür werde ich später von Gary heftig gemaßregelt. Er hat kein Verständnis dafür, dass ich schon mit dem Frühstück begonnen habe und beruhigt sich erst, als wir alle gemeinsam am Frühstückstisch sitzen. Es gibt natürlich das klassische amerikanische Frühstück, Ei, Weißbrot, Kartoffeln und so weiter.
Nach einer kurzen Abschiedszeremonie geht es auf die Interstate 80 East Richtung Allentown. Wied setzte am 17. September seine Reise von dort fort und damit auch wir, versteht sich. Ich freue mich total auf die nächsten Wochen, endlich  kommt wieder ein bißchen Tempo in unsere Reise. Auch Elke ist gut gelaunt, freut sich ebenfalls, dass sich der Aufenthalt in Bethlehem dem Ende nähert. Die Zeitungen machen heute mit Riesenschlagzeilen wegen der Bankenkrise auf, offenbar sind einige Banken pleite gegangen. Ich bin etwas beunruhigt, muss ich sagen.
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Fotos: Impressionen Rückfahrt nach Allentown, PA
Die Tour nach Allentown ziehst sich zäh hin. Ich bin heilfroh, als wir die Toll Road verlassen. Auf der U.S. Route 22 geht’s dann bis Allentown, bald darauf fahren wir in die Garage des Holiday Inn Hotels an der 904 Hamilton Street. Nach dem Einchecken beziehen wir unser Zimmer 717 im 7. Stock. Es folgt das übliche: Auspacken, Einsortieren, Bett testen, Fernseher anschalten und interessante Kanäle suchen, vor allem natürlich den Weather Channel, dem Lieblingssender von Elke. Ich versuche vergebens ins Internet zu kommen.
Nach unserer Mittagspause besuchen wir quasi aus alter Gewohnheit Bethlehem, fahren dort durch einen Stadtteil, in dem wir noch nicht gewesen sind. Hier leben offensichtlich die Vermögenderen Einwohner Bethlehems. Kein Wunder also, dass dort mehr McCain als Obama-Schilder in den Vorgärten stehen. 
Das Wetter ist ungewöhnlich warm, das Thermometer zeigt 82 Grad Fahrenheit, also fast 28 Grad Celsius an. Der Wetterbericht hat für die nächsten vier bis fünf Tage weiterhin Temperaturen um die 80 Grad Fahrenheit prognostiziert. Man könnte meinen der Sommer kehrt zurück.  
Zurück in Alltentown gehen wir bei einem Italiener um die Ecke des Hotels etwas essen. Leider haben wir danach einen heftigen Streit, natürlich um nichts. Kann gut sein, dass ich der Schuldige an der Auseinandersetzung bin. Danach machen wir noch einen Spaziergang die Hamilton Street rauf und runter, finden aber keine Bar oder ähnliches, die am Montag geöffnet hat. Außerdem ist das hier auch nicht wirklich eine Gegend, wo man sich so richtig gut fühlt. 
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Fotos: Allentown
Im Hotel Holiday Inn geht's mit dem Elevator rauf in den 7. Stock. Das Interieur ist schon etwas angegammelt. Wir halten uns links, dann nochmal links und da ist es dann auch schon, unser Zimmer No. 717.
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Prinzenstraße, Göttingen
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Wikipedia: Maximilian zu Wied-Neuwied diente ab 1802 in der preußischen Armee. Während der Napoleonischen Kriege nahm er unter anderem an der Schlacht bei Jena und Auerstedt teil. Am 28. Oktober 1806 geriet er bei Prenzlau in der Uckermark in französische Gefangenschaft, aus der er aber nach wenigen Tagen entlassen wurde. Anschließend widmete er sich zu Hause dem Selbststudium der Geographie, Naturgeschichte und Völkerkunde. Außerdem führte er Briefwechsel mit Alexander von Humboldt und anderen Naturwissenschaftlern sowie mit gelehrten Gesellschaften und Institutionen. Er war im Wintersemester 1811/12 an der Georg-August-Universität Göttingen immatrikuliert, wohnte bei Dietrich in der Prinzenstraße und hörte Vorlesungen von Johann Friedrich Blumenbach. 
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23. September 2017 WDR ZeitZeichen: Geburtstag von Maximilian zu Wied
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