Tumgik
#Robbie Culley
Text
Thomas Hermanns hat uns die 90er Jahre zurückgebracht. Dabei hätte ich damals nicht einmal unter Folter zugegeben Boybands zu mögen! Nie im Leben! Das war so ziemlich das Uncoolste, was man sich damals vorstellen konnte. Nein, meine Freunde und ich, wir waren Grunge. Wir hörten Nirvana, Pearl Jam und Soundgarden und sahen immer aus, als hätte man uns direkt aus einer Mülltonne gezogen. Gelackte, gecastete Boybands? Niemals! Aber trotzdem, trotzdem, die Songs haben sich in alle Gehirnwindungen hineingewunden und wenn heutzutage auf einer Party ein bekannter Song von einer der Schönling-Bands von damals ertönt, dann kann plötzlich jeder mitsingen und rhythmisch mit den Hüften wackeln!
Denn, das muss das Rockerherz zugeben, es waren nun einmal überaus eingängige und mitsingbare Lieder, die die Jungs da trällerten. Und genau diesen unsterblichen Popsongs, denen huldigt Comedian, Moderator und Regisseur Hermanns nun mit einem Musical. Und was für ein Musical das ist! Das Theater am Potsdamer Platz kochte, das kann ich euch sagen. Es gab Kreischkonzerte wie zu NKOTBs besten Zeiten! Moderator Ole Lehmann, ein Fanboy aus tiefstem Herzen, führt durch den Abend und stellt uns die Jungs vor, die, ganz genau wie es sich für jede Boyband jemals gehörte, nach einem bestimmten Schema ausgesucht wurden: Da gibt es den Sonnyboy (Josh Randall), den, den die Mädchen alle süß finden und den auch Mama und Oma mögen, sieht er doch aus wie der perfekte Schwiegersohn. Und dann gibt es Fitboy Rik (Christopher Haul), der superfitte, gestählte Sportlertyp, für all die Fans, denen der Sonnyboy zu lieb ist. Und der 3. Boygrouptyp ist dann der zucker-zucker-zuckersüße, der rehäugige, der sanft-niedliche, der Nick Carter Typ: Sweetheart Sascha (Robbie Culley). Um all das Süße aufzuwiegen gibt es dann noch den Bad Boy, den Coolen, den Harten, den Rocker unter den lieben Jungs: Lucian (David Lei Brandt). Boyband Typ Nummer 5 ist einfach der Andere. Der eine andere Typ in der Gruppe an den sich niemand so richtig erinnern kann. Der einfach dabei ist, aber nicht wirklich eine eigene Biografie hat. Und nicht einmal einen Namen. Nummer Fünf eben. (Hector Mitchell-Turner).
Gemeinsam performt die neuerschaffene Boyband dann mitreißend die beliebtesten Songs der bekanntesten und erfolgreichsten Boybands aller Zeiten: Über die New Kids on the Block, East 17, Take That, die Backstreet Boys und Boyzone bis hin zu One Direction ist für jeden etwas dabei! Und auch alle anderen Besonderheiten, die die Boybands zu dem machten, was sie waren, gibt es natürlich live auf der Bühne: die Skandale, Skandälchen und Hahnenkämpfe in der Gruppe, die Videodrehs im strömenden Regen, die bis ins Detail choreographierten schweißtreibenden Dancemoves (Marvin A. Smith). Die fünf begabten Jungs geben wirklich alles und das Publikum geht mit Begeisterung mit. Man merkt, einige Mädels im Publikum haben das Kreischen und Ohnmächtigwerden, die ekstatischen Weinkrämpfe und die wasserglänzenden Männeröberkörper sehr vermisst. Die Songs werden mit Enthusiasmus gefeiert, es wird gejubelt und getanzt. Die fünf Sänger sind aber auch sowohl ein Augen- als auch ein Ohrenschmaus! Und Ole Lehmann macht mit seiner locker-anzüglichen Moderation ein rundes Ding aus dem Abend. Ob Grunger, Rocker oder bekennender Boyband-Fan, dieser Abend wird euch gefallen! Verpasst nicht diesen Ausflug in die Welt der gecasteten Erfolgsgaranten mit Ohrwurmgarantie! Dieses Musical ist eine fröhliche Verbeugung, eine lächelnde Hommage und ein gutgebautes Denkmal.
Kostüme: Dirk Zilken, Musikalische Leitung: Christoph Papendieck, Licht und Bühne: Vince Forster, Make Up: Pia Norberg
Boybands Forever ist jetzt auf großer Tournee durch Deutschland und kommt auch nochmal nach Berlin! Im Oktober! Also:  Augen offen halten! Weitere Infos und Karten gibt es hier.
©Nicole Haarhoff ©Bilder: Holger Fichtner und Kai Heimberg
    Theater am Potsdamer Platz: Boybands Forever – Das Musical zum Musikphänomen Thomas Hermanns hat uns die 90er Jahre zurückgebracht. Dabei hätte ich damals nicht einmal unter Folter zugegeben Boybands zu mögen!
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