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#Wissens- und Dienstleistungsgesellschaft
techcree · 1 year
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Die schlechteste Art zu Arbeiten
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Großraum oder große Gemeinschaftsbüros sind die schlechteste Art zu arbeiten. Warum es am Ende weder Geld spart noch gut für die Produktivität ist.
Wenn ich mir dieses Thema heute so anschaue, dann spiegelt es meine Meinung wieder, die ich in den vielen Jahren zu diesem Thema gemacht habe. Und es sei auch gleich vorweggenommen, dass es durchaus auch ganz bestimmte Gründe und Situationen geben mag in denen so ein Großraumbüro doch sinnvoll sein kann. Steigen wir aber einmal ein in dieses Thema. Solche Großraumbüros, die durch leichte Abtrennungen oder auch garkeine Trennungen quasi mehrere Arbeitsplätze in einem großen Raum vereinen kommen im Ursprung aus den USA.
Dort werden diese Lösungen schon seit Jahrzehnten genutzt. Dabei hat es oftmals den grund gehabt Geld zu sparen, weil Einzelbüros teuer hesrzustellen waren. Alte Räumlichkeiten, die ursprünglich Lagerflächen oder sogenannte fabrikflächen waren, standen einfach auch häufiger zur Verfügung. Im Prinzip ist es ein Relikt aus uralten Zeiten des Wandels von einer Industriegesellschaft hin zu einer Dienstleistungsgesellschaft.
Zwar hatte es sich dann auch in den darauffolgenden Jahren durchgesetzt und wurde weiter fortgesetzt, doch die Gründe diese Art der Arbeitsplätze zur Verfügung zu stellen, kommt eigentlich aus längst vergangenen Zeiten. Oft haben gerade die Chefs es genossen so ihre Mitarbeiter mit quasi einem Blick alle überschauen zu können. Selbst haben sie es aber in der Regel vorgezogen in einem abgetrennten Büro zu arbeiten. Es ist ein bisschen eine Art Kontrollwahn, auch eine Art von Schaffung einer Klassenordnung, welche sich da durchgesetzt hat. Etwas patriarisches hat es schon auch selbst wenn Chefs nicht in einem abgetrennten Bereich sitzen.
Das fadenscheinige Argument war dann eine bessere Kommunikation oder Produktivität könnte so hergestellt werden. Völliger Unsinn. Ganz im Gegenteil schränkt diese Art der gemeinschaftlichen Raum- und Büronutzung Menschen eher in ihrer Produktivität ein und gibt Spielraum für den Tratsch zwischendurch. Zudem ist Geräuschpegel und Ablenkung nachteilig. Letztlich macht das Arbeiten uns in einem solchen Großraumbüro krank. Mehr Krankheitsfälle und Abbrüche in den Projektteams durch Ausfälle kosten das Unternehmen am Ende mehr.
Kleinere parzellen und Seperate Projektteam-Einheiten die temporär nutzbar sind bringen hier deutlich größere Vorteile. Auch die IT Infrastruktur mit Effekten, dass sich jeder an jedem Rechner anmelden kann trägt letztlich nicht zu einer Produktivitätssteigerung bei. Mitarbeiter sollen damit nur das Gefühl von problemloser Austauschbarkeit vermittelt bekommen. Jeder ist an jedem Platz sofort und jederzeit ersetzbar. Das trägt zu einer Grundverunsicherung bei, die eine tiefe Identifikation mit dem Unternehmen und seinen Zielen stört.
Beleuchtung lässt sich in seltenen Fällen individuell regeln und ebenso Frischluft und Raumtemperatur. Das allein wiederspricht schon der Tatsache, das alle Menschen hier unterschiedlich sind, weil jeder einen anderen Körpereigenen Temperatruhaushalt hat oder mehr oder weniger Licht benötigt um sich zu konzentrieren. Diese Art Bürobetrieb wird heute auch von vielen als Legebatterie empfunden. Was ursprünglich im Bereich der Redaktions- und Pressearbeit sogar seine Berechtigung fand, wurde auf alle anderen Tätigkeitsbereich übertragen.
Wenn man nicht gerade, wie die NASA oder ESA einen Raumflug überwacht, dann sind solche offenen Räumlichkeiten mit maximaler offenen Kommunikation schlicht unsinn. Was von den USA zu uns nach Europa übergeschwappt ist, kommt zudem aus einer Welt einer ganz anderen Mentalität und einem ganz anderen Bewusstsein zum Job. Und das ist eigentlich im Kern Nichts was wir eigentlich haben wollen. Heute sollten wir alle wissen und verstanden haben worauf es jeweils im Einzelfall ankommt und wie ein optimales Zusammenarbeiten stattfinden kann. Zumal auch wieder der billigsten Arbgumentation das Thema Home Office immer wichtiger wird. Allein schon wenn man wirklich Umweltbewusst sein will.
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greiten · 1 year
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@jannibal_
Im Diskurs geht es um Transitländer, Rückführungsabkommen, sichere Drittstaaten, Verteilungsschlüssel, Kommunen, um ein »race to the bottom«. Es werden Migrationsforscher befragt, Quervergleiche angestellt, Statistiken zitiert. Und oft sind diese ganzen Diskussionen, so mein Eindruck, ein circle jerk von klugen Leuten, gespickt mit Fachtermini und einer Prämisse, wonach Migration stattfinden müsse, nicht gestoppt werden könne und bestmöglich zu steuern sei.
Was hingegen kaum einer ausspricht (vermutlich aus Angst, dass es »den Falschen« nützen könnte):
1) Es sind zu viele Migranten gekommen. Viel zu viele.
2) Wir haben nichts geschafft, es wurde auch nie definiert, was das bedeutet.
3) Die aktuellen Bilder aus Lampedusa machen Menschen, aus gutem Grund, Angst, und sind erst der Beginn eines Ansturms auf Europa.
4) Tagtäglich werden Kollateralschäden und »Einzelfälle« sichtbar, die im Zusammenhang mit Asyl stehen – vom kleinsten Kaff (Wiesloch, Waldtann) über die Stadt (Freiburg) bis hin zum beliebten Park in der Metropole (Görlitzer Park in Berlin).
5) Das Sicherheitsempfinden der Menschen hat massiv gelitten.
6) Viel zu viele der Migranten sind Analphabeten und/oder unterqualifiziert, sodass sie in einer hochtechnologisierten Dienstleistungsgesellschaft schwer haben werden und zur Belastung werden (siehe Bürgergeldstatistik).
7) Weder unser Asylrecht noch Schengen mit offenen Grenzen sind für diese Art von illegaler Massenmigration geschaffen. Sie gehört von Grund auf reformiert.
8) Fußgängerzonen sind überfremdet, in Schulen wird plötzlich kein Deutsch gesprochen und wenn man erfährt, dass Kriminelle nicht abgeschoben werden, fühlt man sich verarscht.
Einige dieser Probleme sind hausgemacht und das Ergebnis von Jahrzehnten verfehlter Migrations- und Integrationspolitik – und nicht erst seit 2015 passiert. In jedem Fall aber werden diese Schieflagen verstärkt, wenn man sieht, dass das nächste Jahr vorübergeht – und damit die nächsten hunderttausend Männer aus kulturfremden Regionen Teil dieses Landes werden.
Kurz: Wir sind voll. Wir haben es nicht geschafft. Wir haben keinen Platz und keine Kapazitäten mehr. Bevor hier weitere Menschen aus Bamako, Khartum und Mogadischu einreisen, sollten diejenigen, die Scheiße gebaut haben (und sich weigern zu arbeiten), abgeschoben werden. Die, die kein Aufenthaltsrecht haben, vermutlich ebenso. Und die, die legal hier sind, integriert und in den Arbeitsmarkt gebracht werden. Das ist eine Aufgabe für Jahre, vielleicht Jahrzehnte, und wir wissen nicht mal, ob das bei dieser riesigen Anzahl an Menschen klappen kann. Es darf keine Fortführung des Status Quo geben.
Solange das niemand ausspricht, wird die AfD völlig logisch von Wahlsieg zu Wahlsieg eilen. Und @jensspahn btw, man mag es kaum glauben, hat völlig Recht, wenn er fassungslos in eine Diskussionsrunde appelliert, dass niemand verstanden hat, was in diesem Land los ist und wie ernst die Lage sei. Rien ne va plus.
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rylankasz810 · 4 years
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Pult was sollte man achten bei der Anschaffung
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Der Büroeinrichtung in dieser gegenwärtigen Form belasten die Dienstleistungsgesellschaft retour, die ein funktionales Inventar am Stelle festgelegte. Frühe Schmuckmaterialien, etwa das Stahlrohrmodell von Marcel Breuer für Thonet in 1920er Jahren, arten aktuell den einseitigen Schubladenblock auf, gleichkommen aber nicht den enormen Maßen, die durch Apparate der Bürokommunikation notwendig worden sind. Aus Gründen des Arbeits- und Gesundheitsschutzes für im Arbeitsleben genutzte Schreibtische wurden viele Bedürfnissen hinsichtlich Größe, Justierbarkeit in der Höhe, Art der Erscheinung bestimmt (so z. B. pro Bildschirmarbeitsverordnung aus dem Jahr 1996). In Japan legen etwa manche Angestellte Wert auf die Tatsache, schließlich eines Schafenstages einen leer machen Sekretär zu belassen.
Der zeitgemäße Sekretär - Grunlage
Die diversen Vorstellungen an einen Sekretär wuchsen im Wandel der Periode immer intensiver. Auch auch wegen des wachsenden Gesundheitsbewusstseins der Menschen, das Käufer dazu gemacht verstärkt auf Tische zurückzugreifen, die das Rückrad und Neigung beschönigen. So existiert immer mehr mehrere Erfordernissen, die ein modischer Tisch gerechts zu werden hat. Zusätzlich zum medizinischen Kriterium sind die gelegentlich elektrisch höhenverstellbar Schreibtisch wesentlichsten Faktoren Verlässlichkeit und extra Eigenschaften. Um sich von Marktkonkurrenten sich auszahlen lassen, könnten daher immer häufiger Tische mit Regalaufsätzen, integrierten Klemmbrettern oder integriertem Leselampen produziert, womit der Konsument ein besseres Arbeitsklima erhalten soll.
Höhenverstellbare Schreibtische - was versteht man darunter
Heutzutage entstehen wegen typ Wissen während der Ergonomie vermehrt höhenverstellbare Schreibtische durchgeführt. Diese anbieten dem Mensch die Möglichkeit, die Arbeitshöhe individuell nach den individuellen Ansprüchen einzustellen. Der davon sich ergebende Haltungs- und Belastungswechsel positiv beinflusst das Herz-Kreislaufsystem und berichtigt der Blutfluss. Arbeitsmedizinische und -physiologische Tests ergaben, dass aufgrund der unterschiedlichen, chronometrisch natürlichen Temperaturen haltungsbedingte Beschwerden verringert sind, auch wird Konzentrationsschwächen und Leistungsabfällen entgegengewirkt. Ebenjener Effekt wird für gewöhnlich als Steh-Sitz-Dynamik genannt
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indiaries-blog1 · 7 years
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Unheimliches Vorspiel Berlin. 15 Jahre Rückwärts. Der Pennäler B. kassiert an der Tramhaltestelle des Potsdamer Hauptbahnhofs von Paulina Patschke eine Ansage: “Ich würde nicht solche Sprüche klopfen, wenn dabei mein halbes Gesicht hängt!” Well, auch meine fürsorglichen Eltern konnten nicht gänzlich davon ablenken, dass meine Gesichtsmuskulatur auf der rechten Hälfte etwas zu entspannt war. Am nächsten Tag (vielleicht auch eine Woche) zur Kinderärztin Erxleben, die nicht lange überlegen wollte und sofort Krankenhaus befahl. Dortiger Befund: periphere Facialisparese. Daraufhin wurde, notwendiger Behandlungsschritt, an den beschaulichen Ausläufern Berlins, im rechtecklosen Krankenhaus Havelhöhe, Haus 23, an mit eine Lumbalpunktion verübt; mit entwarnendem Ergebnis: alles renkt sich wieder ein, der Schmerz ließ nach und es wurd besser. Blieb es auch bis, bis bis 
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7. Februar 2018, letzter Mittwoch vor Abflug, 3h nach letzter Dreifachimpfung: Polio, Diphterie, Tetanus. Nach etwa 15 Jahren bin ich wieder in Havelhöhe. Wieder Haus 23, diesmal nur ein Stockwerk tiefer. Damals, wie heute, wurde im 1. Obergeschoss die Jeunesse-Malaise behandelt, also auch ich. Im Erdgeschoss versorgt man auf der Geriatrie Patienten im fortgeschrittenen Lebensstadium, Patienten wie meine Großmutter ETA, wegen der ich gekommen bin. Nach etwa 2h Besuchszeit fällt mir zum Ende eines kleinen, gemeinsamen Rundgangs auf, dass mein rechtes Auge nicht mehr zukneift, wo es doch soll, wenn die Februarsonne blendet. Aber, aber, wer wird denn besorgt sein?, nach Impfungen ist es möglich das Symptome auftreten. War Tetanus nicht Kinderlähmung?, etwas taub, was solls, was solls. Als am Freitag immer noch keine Bewegung in die Sache kommen will, alarmiert mein Vater meine Schwester Helene, ihres Zeichens angehende Medizinerin, die wiederum, mich mit ihrer Diagnose terrorisiert. Aber ich muss schnell zugeben, alle Argumente sind auf ihrer, will heißen, alle Symptome sind auf meiner Seite: periphere Facialisparese. Die neurologischen Notaufnahme der Charité, vertreten durch Dr. Doro, bestätigt und applaudiert der exzeptionellen fachmedizinischen Einschätzung meiner Schwester. Es folgt, notwendiger Behandlungsschritt, eine Lumbalpunktion; mit entwarnendem Ergebnis: alles renkt sich wieder ein, der Schmerz ließ nach und ich darf reisen. Jetzt, nach Erinnern, Wiederholen, Durcharbeiten, wird evident, nicht die Impfung, wie zunächst fälschlicherweise vermutet, sondern der Ort Havelhöhe, führten zu einer traumatischen Reaktivierung der verdrängten Nervenentzündung und also zur Gesichtslähmung, so die offizielle psychoanalytische Position. Ich würde noch weitergehen, denn mir scheint die List des Leibes, also seine natürliche Fähigkeit zur angelegten Taktik dabei zu kurz zu kommen: meinem Körper, so mein Verdacht, ist jedes Mittel recht, Indien zu verhindern, alles, sogar die geheimsten Wunden, mobilisiert er, um abzubrechen. Aber, ich habe es gesagt und ich wiederhole es, es ist, vielleicht sogar zuerst, eine Reise gegen mich selbst, gegen meine Natur und ihre Einrichtung. Ich werde nach Indien reisen!
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Entspannter Flug ins Ungewisse. 2 Minuten nach Landung in Delhi liegt eine dicke Staubschicht auf den Lucken; es ist nach und trotzdem kann man den Smog sehen. (1) Passkontrolle (2) Schweizer Franken in Rupien wechseln (3) Gepäck. Ich nehme ein Prepaid-Cab in Richtung Ghitorni, der nächstgelegenen Metrostation meiner ersten Anlaufstation: Eva, Dietrich (Kinder: Helena, Johannes). Sofort bekomme ich das unerbittliche YES der indischen Dienstleistungsgesellschaft zu spüren; grobe Richtung des Taxis ist korrekt, aber das genaue Ziel muss mehrmals eingekreist werden, bevor der Reisende sich entschließt Befehle zu erteilen. Der Reisende erhält seine Befehle wiederum von den Karten seines Smartphones und leitet sie weiter. Darüber stellt sich Erleichterung ein, denn selbst die verwegensten Gasaen Delhis sind anscheinend kartographiert. Mein Ziel führt über holprige Pisten an enger werdenden Mauern, die kurz bevor sie sich in der Flucht treffen, einen Ausfall anbieten, quelle miracle. Ankunft, Anruf, Hundegebell und das obwohl ich gerade auf die Tollwutspritze verzichtet habe. Endlich öffnet Eva mit einem der Boys die Einfahrt. Ankunft, Eintritt, im Dunkeln, aber immerhin. Ein paar Gläser folgen und dann Bett - 4am Ortszeit, 23:30 in Berlin. Langer Schlaf, somnambule Strapazenbewältigung. Ankunft, Aufwachen zwischen Fluglärm und: Vogelschall, Vogelschwall supra casam und über der ganzen Stadt, in ihrer von Klang erfüllten Luft, millionenstimmig, in babylonischen Durcheinander; den Pfau im Garten, den ich beim ersten Rundgang entdecke, lässt das unbeeindruckt: eine gute Unterkunft. Die folgende erste Expedition ins Indische gemeinsam mit Eva schlägt fehl. Ich bekomme ums Eck keine SIM-Karte. Sie muss zurück zum Haus und ich muss versuchen andernorts fündig zu werden. Aufbruch zu meinen ersten Schritten alleine durch Indien (wenn es möglich wäre, hätte der Reisende tief Luft geholt). Ziel: Airtel Handy-Store Chhattarpur. Entfernung: 2 Metrostationen. Wie in der Nacht zuvor, vertraue ich meinen digitalen Karten, die offline gespeichert sind. Ihre Ansicht auf meinem Screen ist in ein einheitliches Schema gepresst, so betrachtet sieht Delhi auch nicht anders aus als Berlin, Lecce oder Tiflis, sauber sind die Läden in den Häusern gelistet, getrennt und zugehörig. Befindet man sich in, an, auf der Straße, glaubt man keine Sekunde mehr, dass es stimmt- und doch, gleich hinter dem ersten Swastika, ein Airtel Store, wie angezeigt. Ohne Passbild will man mir dort keine Prepaid-Karte geben und mir wird empfohlen weiter zu laufen bis zum Chhattapur Market. Unter glücklichen Umständen finde ich, gleich hinter dem ersten Davidstern, ein Fotostudio. Bilder geschossen, zurück, Vertrag abgeschlossen; im Moment meiner Unterschrift erster Stromausfall. Von Hektik keine Spur, entzünden die Airtelmitarbeiter ihre elektronischen Fackeln und lassen mich unterschreiben. Beim verlassen des Geschäfts springen die Glühbirnen und Neonröhren wieder an. In 24h, heißt es, soll ich vollständig funktionsfähig im indischen Netz sein. Laisse tomber ton nervosité, laisse tomber ton nervosité. Ou un jour c'est toi qu'on laissera, oder so ähnlich sang einst France Gall.
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Unterkunft mit Familienanschluss bedeutet wohl automatisch, dass gewisse au-pair Qualitäten von mir verlangt werden. So begleite ich den Hausfahrer am nächsten Tag zur Deutschen Schule ein gutes Stück durch Delhi, um Johannes abzuholen. Aus der klimatisierten Komfortzone eines Suzukibeifahrersitzes sammel ich erste Eindrücke. Obwohl ein Feiertag ist, herrscht überall reger Betrieb. Das unaufhörliche Stop and Go auf Delhis Straßen; Spiegel des ewigen, leidvollen Wanderns im Kreislauf des Lebens - Samsara. An der Schule will Johannes nicht auftauchen, sodass ich, dem Fahrer ist der Zutritt verwehrt, nach ihm auf dem kleinen Schulhof suchen muss. Er spielt Tischtennis. Ich spiele auch eine Runde, verliere schnell und wir können gehen. Gut zu wissen, dass die behütete Welt Deutscher Schulen es auch in Delhi schafft, heil zu bleiben. Auf dem Rückweg passieren wir eine Straßenbaustelle, auf der, gut sichtbar, zwei Buschen, etwa 9-11, in Johannes Alter also, Sand schaufeln. Eben noch durch das Botschafterviertel gerast, jetzt Kinderarbeit, schamlos ausgestellt. Was Johannes denkt, traue ich mich nicht zu fragen. Mit Moral kommt man in der komplexen Welt der Kästen nicht weit. Vielleicht ist er noch zu viel Kind, um das Herum zu sehen, vermute ich. Am Abend unterhalte ich mich mit Eva und Dietrich über Kinderarbeit in Indien. Sie erzählt, Johannes habe vor ein paar Wochen im Auto gesagt, dass wenn er, wie einige indische Kinder hier, schuften müsste, lieber tot wäre - in Delhi leben in manchen Gärten Pfauen, aber eine heile Kindheit, die gibt es nicht, erbricht es dem Philister. Am Donnerstag unternehme ich mit der Yellow Line einen ersten Universitätsbesuch; 22 Stationen (Ghitorni -> Vishwavidyalaya) eingequetscht zwischen weit über 80% indischer Männer. Ich werde begutachtet, aber nicht zu penetrant. Wenn man die Blicke erwischt, weichen sie aus. Angekommen muss ich noch einen knappen Kilometer bis zur Arts Faculty laufen. Vor dem Einfang demonstrieren Studenten gegen Vergewaltigungen und andere männlich konnotierte Zumutungen. Von den widerwärtigen Orgien, die zu häufig geschehen, haben die westlichen Medien berichtet. Weniger konnte man über die zivilgesellschaftliche Reaktion lesen, gut zu wissen, dass es sie gibt - übrigens nicht nur als akademischer Diskurs, verbreitet durch universell-scheppernde Megaphone vor den Toren der Education: Während der Taxifahrt vom Flughafen fuhr vor mir eine Taxe, auf deren Rückfenster ein Schild mit folgender Aufschrift angebracht war: “treating women with respect is my duty an honor” Dass Übergriff weiterhin ein Problem sind, beweist die Einteilung der Metro. Der erste Waggon ist for women only. Endpunkt meiner Reise, und als solche kann fast jede Strecke in der Megacity verstanden werden, ist Room 36 eines zweistöckigen, klosterähnlichen Rundbaus, der die Arts und damit auch die German Studies beherbergt. Hier treffe ich Jyoti Sabharwal. (Sie ist meine Ansprechpartnerin vor Ort und hat zu Willy Haas indischer Exilerfahrung eine Promotion vorgelegt.) Höfliches plaudern bei Tee  und Rundgang durch die Räume der Fakultät. Sichtlich nagt die Zeit an dem Gebäude, in dessen Gängen, laut Sabharwal, Indiens Freiheit nach Beseitigung des britischen Kolonialapparats verhandelt wurde. Heute steht in der Mitte des Kreuzganghofs eine Büste von Louis Braille - die Räume aller Geisteswissenschaften gruppieren sich konzentrisch um den Schöpfer der Blindenschrift. Triumph des abstrakten Zeichens über sinnliche Unzulänglichkeit? Den Weg von der Uni zurück zur Bahnstation lass ich in einem Radrikscha bewältigen. Der ältere Fahrer muss strampeln, um die leichten Steigungen zu überwinden. Ich sehe mich des Vorwurfs von Sklavenhalterallüren ausgesetzt; die restliche Zeit in Indien werde ich mich, sofern möglich, mit motorisierten Tuk Tuks transportieren lassen.
Zusatz:
Geprägt von den großen Erzählungen des 20. Jahrhunderts, sind es die Farben, die den europäisch-deutschen (d.h. meinen) Blick in Indien verwirren. Der Farbenskandal der westlichen Hemisphäre wird von dem identischen Diametral Ryan Air - Lufthansa verdeutlicht. Obwohl beide eine Kombination aus Blau und Gelb gewählt haben, ist jeder Flug mit der irischen Fluggesellschaft eine grelle, schrille, nervöse Zumutung. Das lufthanseatische Königsblau im Verbund mit dem ruhigen Gelbgold kann doch eine gewisse Ruhe und Eleganz verzeichnen; Memento Mori einer Zeit in der Reisen keine reine Werbefahrt war. Der Grund, warum Ryan Air seine Flotte nicht mit angenehmeren Farben ausstattet, liegt wohl in dem zu befriedigenden Bedürfnis seiner Kundschaft, permanent  daran zu erinnern, die günstigste Wahl getroffen zu haben, 14,99€. (Der natürliche Verbündete Ryan Airs auf dem Boden ist NETTO, gelb-rote Hysterie, die nachgerade Pathologien produzieren muss.) Der östliche, will heißen (post-)sowjetische Farbenskandal ist nicht ausschließlich der sowjetische, sondern ein ganzen Stück weit der, einer allseits-beliebten Darstellung: Grau, Grau, Grau. Dass das Leben aller Sowjets immer grau gewesen sein soll, erinnert zunächst an das Muster schlechter Anti-Utopien, in denen die Bürger zum schweigen verdammt sind, keiner sich den anderen zu grüßen traut, alle scheu voneinander zurückweichen, etcpp. Ganz von der Hand zu weisen ist allerdings nicht: Die zentrale Thematik Marx’scher Theorie, Ökonomie, leitet sich etymologisch aus dem altgriechischen Wort Oikos, das Haus, her. Wirft man einen Blick auf das sozialistische Haus schlechthin, den Plattenbau, darf ich mich einer materialistischen Herleitung rühmen und muss folgendes, phänomenale Urteil fällen: Grau, Grau, Grau! In Indien hingegen, werden beide Pole hinfällig. Weder ist das omnipräsente Elend grau, noch grell. Rot, Grün, Türkis, Gelb - alle kräftig, prächtig an jedem Körper, Schild und Fahrzeug. Wenn die Armut so farbenfroh florieren kann, wer soll dann noch daran denken, sie abzuschaffen? Zumindest stellt hier niemand die Frage, ob Design die Gesellschaft verändern kann.
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evakristinstein · 7 years
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KURZMEMO: Berufsverständnisse & wirtschaftende Praktiken von Designer*innen
Was forscht Du eigentlich? Wozu? Wie ist da gerade der aktuelle Stand? Ich habe einfach mal ein Kurzmemo verfasst, damit man nachvollziehen kann, wo ich mich gerade bewege. Über Meinungen, ergänzende Beiträge und kritische Kommentare aller Art dazu freue ich mich!
Was unterscheidet einen Beruf von Arbeit? Was ist das spezifische oder auch unspezifische an Design? Dabei gliedert sich mein Forschungsinteresse prinzipiell in zwei große qualitativ-empirische Untersuchungen: Einerseits erstelle ich eine Feldanalyse des Designfeldes, ergänzt um die Theorie der «Art Moyen» (illegitim, da angewandte Künste, in der kulturellen Produktion, mit ökonomischer Verwertung). Andererseits vergleiche ich die gesammelte Empirie aus begleiteten Laborstudien von Projektgruppen, ihre Materialisierungen von Berufsausübung in «bottom-up»-Organisationspraxis, ausgerichtet auf Wissens- und Dienstleistungsgesellschaften, jenseits klassischer kollektivierender Formatierungen, wie Unternehmen, Selbständigkeit oder Agentur, um zu einer Organisationsanalyse zu gelangen, die Subjektivierungsmöglichkeiten aufzeigt.
Ändert freie Gruppenorganisation das Berufsverständnis? Was bedeutet Autorschaft im Kontext von «Biopolitiken» des eigenen, wertschöpfenden Körpers, aber auch hinsichtlich Praktiken und Strategien der «Subjektivierung» mittels inner- und interdisziplinären Gruppen (Plattformen). Was bedeutet Agentschaft und Gastgeberschaft von Plattformen für die eigene Berufsausübung und was für die gemeinsamen Unternehmungen? Warum ist «The Art of Briefing» zentraler Pfeiler und konsequent einzufordern? Jenseits von Konkurrenz ergeben sich auf diese Weise Weiterleitungen spezifischer Aufgaben? Rollen, Ämter, Zuständigkeiten müssen ebenfalls temporär und sichtbar eingenommen werden. Selbstverpflichtende, auf Selbstwirksamkeit ausgerichtete Verantwortungsübernahme ermöglicht erst in den Genuss von Freiheiten der Berufsausübung zu gelangen, die sich jedoch jenseits der referenzierenden Bezüglichkeiten zu den Gruppen egozentrisch komplett verwirken. Dahingegen wirken Bindungsqualitäten zentral beschreibend und definierend. Dies sichtbar zu gestalten, fördert die Orientierung und stetige Modellierbarkeit – bleibt indes optional, führt aber dazu, dass der Einzelne sich freier im Organisationskörper bewegen kann. Frei gruppiert, den Beruf miteinander auszuübend: ermöglicht das Sichtbarmachen des Gruppenkorpus und seiner Prozesse, den eigen Körper temporär besser daraus lösen zu können, Aufgaben rotieren zu lassen, ohne die Aktivität der Organisation zu gefährden. Persönliche Regeneration und individuelle Taktung werden so möglich. Bisherige Vorstellungen von Berufsausübung orientieren sich an Arbeitsplatz- oder Stellenbeschreibungen, takten in vorgeschriebenen Stunden und Arbeitstagen mit dem Maßstab der körperlich-geistigen Anwesenheit. Neue Konzeptionen berücksichtigen Aufgabenübernahme, Leistungsabgabe, Dokumentation, wie Protokolle zur Nachvollziehbarkeit. Solche Portionen haben eine zugewiesene Dauer und meist einen festgelegten Abgabetermin oder fachlichen Anspruch auf Expertise. Besteht bei einer Aufgabe eine zeitliche oder qualifizierte Priorität? Ist es eine quantitative oder qualitative Ausübung, in welcher Taktung bzw. Frequenz? Gibt es temporäre Spannen und ist deren Häufigkeit bekannt?
Bezüge und relational, proportionale Veränderungen zu anderen Berufsausübungen müssen hier interaktiv miteinander und verhältnismäßig zueinander betrachtet werden? Im Spiel um Anerkennung siegen Zuspruch und Bestätigung durch Andere. Eindrückliche Selbstwirksamkeit (via Feedback) tritt anstelle einer ausdrücklichen Selbstverwirklichung (via Selbstdarstellung): Nur mithilfe des Anderen kann Eigenwert erwirtschaftet werden.
Neue Zielvereinbarungen wären so organisiert, dass reibungsfreie Wissensübergaben (durch offen zugängliche Fehler- und Entscheidungsprotokolle [Open Access durch spezifisch definierte Qualifizierung]) möglich sind, frei einsehbare und zur Auslesbarkeit gestaltete Dokumentationen (ähnlich Krankenakten [Open Source, Zugang durch Qualifizierung Fach- bzw. Organisationssprache auslesen zu können]) allen Zuständigen möglich ist, der Erhalt einer transformativen Reproduktionsfähigkeit von kulturellen Produktionen, durch nachvollziehbare Organisationsarchitektur, gekennzeichnete Rollen- und Aufgabenübernahmen (editierbare Schau- und Schaltpläne von Projektarchitekturen und Positionierungen [Second Work Life, Google Drive 4.0, inkl. Trello, Dropbox, Skype, Cloud, Blockchain]) gewährleistet wird. Eine Kultur des (Weiter-) Leitens (zur Expertise bzw. Zuständigkeit) von beschriebenen Aufgaben nimmt einen zentralen Stellenwert ein. Sprechen wir nun von auslesenden Bemusterungen kollektiver Aufgabenbearbeitung, anstatt von kreativen, ausdrucksstarken egozentrierten Entwürfen? Welche Besonderheit nehmen die angewandten Künste ein, wenn es um einen Korpus zur Berufsausübung geht, in den sich der eigene, ausübende Körper einfügt? Wie möchte ich meinen produzierenden Körper in solche, kulturelle Produktionen (bzw. deren Korpen) transformativer Reproduktionsfähigkeit einbringen? Kommt nach der «Klick-per-Hour»-Mentalität einer boomenden «Kreativindustrie» ein Beruf auf Dauer und wie verhält der sich zu strategisierenden Moderationsmethoden wie «Design Thinking» oder Kosmetikstudioanwendungen wie «Nail Design»? MACHT ARBEIT FREIER?
Machen Berufe frei? Oder wird einfach zunehmend ein selbstorganisiertes Ansteuern zentral, um in einer Ära konvivialer Techniken, die mit dem Einsatz von Berufskodex agieren, beteiligt zu bleiben? Kooperative Organisationsstrukturen, mittels Weiterleiten, Abgeben, Übernehmen, rücken dann anstelle konkurrierender BIP-steigerungswütiger Markt-Wettkämpfe und fachlichen Positionseinnahmen anhand von getätigter Einstellung zur Erwerbsarbeit und orientiert an der Summe eingeworbener Budgets.
Wenn sich also im Kreativitätsdispositiv die Massen selbstverwirklichen und einige Tätigkeiten sogar an den «Wahrnehmenden» übergeben, beruht Professionalisierung (Berufe sind Professionen) – wenn auch weitestgehend undisziplinierte im Design (im Gegensatz zu Jura oder Medizin) – auf selbstwirksamer Verantwortusübernahme durch praktizierte, selbstbewusste Expertise? Was kann Design von anderen Professionen und Disziplinen lernen? Warum ist es so undiszipliniert bzw. warum morphen die Disziplinen ihrer Zeit hinterher? Warum nimmt man als deutende Profession immer neue Bewertungsbezüge zur Vergangenheit ein, koordiniert sie aber nie relational, proportional zu einer festen, stabilen Bezugsgröße, die das persönliche Urteilen im Prozess der Neuaushandlung mit Anderen verfassungskräftiger werden lassen würde? Bilden ausübendes Pflegen und Einpflegen interpretierenden Wissens eine Berufsbeschreibung für Gestaltung, jenseits von Entwerfen, Verwerfen, Überwerfen - nicht exklusiv modisch, impulsiv, überwerfend, zyklisch, rotierend, überholend, sondern inklusiv, variationsbreitenbewusst, erweiternd, spannenbetont, erwählend, aktualisierend? Wie verändern sich damit die nötigen Vermögen zur Berufsausübung? Wie organisierten sich und wie organisieren sich dort Märkte?
Wie unterscheiden sich reziproke Logiken und Organisationsanforderungen für Verbrauchsgüter (beim Essen, Trinken, Atmen) von denen für Gebrauchsgüter (Technik) oder denen von Austauschgütern (Wissen)? Welche veränderten Bedingungen sind durch Automatisierung und Digitalisierung für eine Wissens- und Dienstleistungsgesellschaft zu erwarten? Läutete Richard Floridas «Creative Class» eine Wende zu Berufen ein – jenseits entgrenzter, bürokratisierter Erwerbsarbeit nationalstaatlicher Verwaltung durch Betriebsamkeit (Max Weber)? Wie muss man Florida demzufolge kritisieren? Wer hat wie für wen oder was einfach alles klasse (großartig, hervorragend) gemacht? Arbeiten wir mit Schulklassen (spezifischen Absolventen) in Gesellschaft und relational proportional zueinander und zu Anderen in Beziehung stehend? Ist ein Wirtschaftssystem wertschöpfender, körperlich geleisteter Risikokapitaleinlagen durch körperlich-fachliche Berufsausübung denkbar, gar zeitnah konstruierbar? Wenn ja, wie? Wer lebt eigentlich wie in welchen Wirtschaftssystemen? Wie regeln diese Systeme jeweils und wie stehen sie bezüglich zueinander in Beziehung oder auch in Konkurrenz? Auf welche «Figurationen» und «Refigurationen» (Norbert Elias) von beruflicher und gesellschaftlicher Wertschöpfung, also auf welche Weltbilder bei welchem Vorurteil gegenüber der eigenen Realität spekuliert wer denn wo und wie, auf was? Wie muss man bisherige Studien zur «Werbe-» und/oder «Designwirtschaft» dahingehend perspektivierend neu auslegen, wären sie Teil eines kulturellen Produktionsfeldes?
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transfusion · 6 years
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Digitalisierung der Produktionstechnologien
„Technology is not neutral. We're inside of what we make, and it's inside of us. We're living in a world of connections — and it matters which ones get made and unmade.“ Donna Haraway
Erwartungen an Technikgeschichte, Potenziale des Digitalen und der Wert von Wissen
Das 20. Jahrhundert war das, indem große technische Erfindungen gemacht wurden. An das 21. stellt man nun hohe Ansprüche, gerade wenn es um eine Wissens- und Dienstleistungsgesellschaft gehen soll, die auch Bewusstsein aufweisen muss praktischen und bezeichnetes Wissen abzurufen.
Johann v. Gutenberg hatte mit dem Buchdruck den Zugang zu Wissen und dessen Verteilung ermöglicht: Wissen wurde tauschfähig und beständig, konnte zeitliche, persönliche,  geographische, fachliche u.a. Reichweiten überwinden und erschloss sich zunehmend immer mehr Menschen der Zugänglichkeit. Dieses Wissen war aber entweder Ergebnis einer Bezeichnung in begrifflichen Systemen oder Produkt einer Kunstform, wie Literatur, Poesie.
Mit der binären Speichertechnologie wurde es nach und nach möglich diverse Medienwiedergabegeräte, -aufnahmegeräte und Bearbeitungswerkzeuge zu inkludieren. Derzeit ist diese Technik fähig audio-visuelle sowie semantische Mischformen sowie binäre Arbeitsaufforderungen (Code) zu formulieren.
Mit den Social Media ab etwa 2008, werden verschiedene Austauschformate auch für Endnutzer*innen editierbar. Plattformen für den Austausch individueller Inhalte werden möglich. Im Hype dieser Zeit1 wurde Produktionsmittelaneignung als Konsumgut zur häuslichen Angelegenheit erklärt. Ein bisschen so, wie man in der feministischen Entwicklung auch versucht hat, Frauen den Eindruck zu vermitteln, das sie industriell beteiligt sind und nicht umsonst 80% aller Kaufentscheidungen treffen. Diese Befreiungsformel wird diesmal genau entgegengesetzt gesponnen, wie zuvor: die häuslichen Themen gehen per Social Media in einen weltweiten Austausch und die Produktionstechnik kommt nach Hause (3D-Drucker): vice versa. So ging ja Fortschritt, so entstanden Einbauküchen, aber so entstand auch mehr Konsum von Dingen, mehr Singularitäten2 und mehr Gefühl der selbstbestimmten Teilhabe am System. Die nun genderfreie Chimäre: Handlungsfreiheit wäre auch eine Aushandlungsfreiheit oder eine für sich ausgehandelte Freiheit, verlockt dabei vor allem als binär gebaute Freiheit im Netz und sie verheddert sich im mehrdimensionalen des Alltags, indem sie davon ausgeht, dass jeder zu Hause seine Produktion wieder selbst in die Hand nehmen kann. Der 3D-Drucker gebärt die Gebrauchsgüter des täglichen Bedarfs unter der eigenen Aufsicht gleich neben der Spülmaschine. Produktionsbedingungen unter Kontrolle.3 Mit diesem Bindfaden erneuert sich der Kapitalismus immer wieder stetig selbst: Bauschaumlemminge sind also Kontrollsicherheitslemminge: kapitalistische Berechnung hätte man nie angenommen, ist aber systemlogisch, läuft wie am Schnürchen und steigert seine Akkumulationsbilanz negativ wertstetig: also einwertig, während sein Wert steigt und Wert zunehmend verwertet wird. Unspezifische Felder des Gebrauchs wurden zum spezifischen Feld der Machtübernahme, durch Produktionsverantwortung, so produziert man Technik, Produktionsstandards, Normen, Auflagen, Ingenieursabschlüsse, Betriebswirtschaftsabschlüsse, staatlich legitimierte Zuständigkeiten und damit spezifische Zugänge zu dieser Verantwortung, die Sicherheit verkaufen, während sie Systemregeln sichern. Dies erklärt auch die stetige Ausdifferenzierung von Berufsbeschreibungen für Erwerbstätige. Sie ist aber nur binäre Bezeichnungsvielfalt, die den Einfluss jedes Einzelnen auf das Ganze stetig schrumpfen lässt. Was einst durch Zulauf von Arbeitskräften eingeführt wurde, verstetigt sich durch die Spezifizierung seiner legitimierten Zugänge.
Die Zugänge zu den „sozialen“ Plattformen sind frei zugänglich, also offen für die Alltagswelt: meine Meinung, meine Fotos, meine Beiträge, meine DIY-Anleitungen, meine selbstproduzierten Produkte, meine Inszenierung: ich bin kreativ.4 Hier findet das statt, was Victor Papanek als Design it Yourself ausgesprochen hatte, was das D.D.I.Y. in Auerbach erweckt hat und was Platz für Experimente von Designer*innen zwischen Alltagskultur und Beruf ermöglicht. Berufe der arts moyens sind nach unten offen und zur Anerkennung auf Zuspruch angewiesen. Damit sind sie diejenigen, die diese Plattformen für ihre Berufsauslegung nutzen können: mittels Selbstpräsentation können sie eine ästhetische Kollektivierung vorantreiben, indem sie Aufmerksamkeitsökonomie betreiben und leitbildend dominieren.5 Auf binärer Basis gebaut, schillert hier schon wieder die Axt durch, mit der ich diesen Selbstermächtigungs-code-tree leider fällen muss. Hier wird gehandelt und nicht ausgehandelt: Die Masse wurde zum Konsumenten erzogen, sie verhunzt zu Hause die Anleitungen und das produziert wieder amüsante Unterhaltung von how-I-fucked-up-Artikeln: Information und Unterhaltung sowie die gleichwertige Beteiligungsmöglichkeit produzieren kypernetisch gesprochen: Das Rauschen der Information. Hier herrscht Enthropie: das Chaos nimmt also zu. Es funktioniert also in der kapitalistischen Logik: 1:0. „L'enfer, c'est les autres.“6 darauf, verweisen doch immer alle in ihren Kommentaren! Hölle, Hölle, Hölle! Alice? Bild-Zeitung? Kein feministisches Prinzip!
Nächster Anlauf per Sehnsuchtsdeutung und qualifizierter Aushandlung. „Die Zukunft wird nicht 3D gedruckt“7 war die präziseste Aussage auf dem dgtf-Kongress Die Politik der Maker, 20138 in Hamburg, die mit einer gut misszuverstehenden Abendveranstaltung abschloss, um sich am kommenden Tag nur noch zu verhaspeln. Es ist ja auch  immer wieder höllisch heiß, wenn so viele Menschen zusammenkommen. Designtheorie ist theoretisch ja auch nicht leistbar, wissenschaftlich nicht legitimiert, als Kulturforschung von unten nur ein Teil und gerne von allen beschimpft und Keim des Anstoßes: verdichtend, also poetisch ordnend, de facto ästhetisch.
Ich deute das als diesen unausgesprochenen Pakt der Disziplin mit dem Alltag und all seinen Legitimationspartnern: Figurierungsstarre im Status des Scheintoten. 3D-Druck ist da einfacher zu deuten, denn er verweist auf eine zunehmende, technische Umstellung zu einer Digitalen Fabrikation.9 Verwechslungen zwischen professioneller und heimischer Anwendung kamen ab 2006 durch die mediale Aufmerksamkeitsökonomie des Maker Movements auf. Markus Köck untersucht Schnittmengen und Differenzen mit Designer*innen.10 Er kommt zu dem Schluss, dass Design eine Wirtschaftsform sei. Mit kulturellen Bewegung, wie etwa Commons, hätten sie auch wenig gemein. Er beurteilt sie als Formatierung männlich-technologischer Maschinenbastelei, in der jeder vorrangig seine eigenwillige Ideenentwicklung maschinell zu verwirklichen suche und nicht selten im Anschluss damit ein Start-Up gründe.
Ich würde daraus aber nicht gleich DIE Industrie 4.0 machen, sondern ernüchtern: Es ist eine fortschreitende Automatisierung die hier stattfindet und bisherige, um stetig neue Produktionsmöglichkeiten erweitert, die Digitaldaten einlesen. Diese Entwicklung beginnt etwa ab den 1960ern bei den Maschinen der industriellen (Handwerks-) Produktion. Ab den 1980ern werden sie 2D-angesteuert zunehmend zum Standard macht und das 3D-angesteuerte nach sich zieht. Mit dem 21. Jahrhundert verbreiten sich die Rapid-Technologien (Prototyping,  Tooling, Manufacturing) und die Verwendung zugänglicher: mehr Maschinen, dichter gestreut, kleinere Auflagen. Das verspricht Differenzierungsmöglichkeiten, differenziert aber auch die Maschinen zunehmend aus. Das führt dazu, das sich spezifische Fachkenntnisse von händischer und bearbeitender zu konstruktiver und ansteuernder Kompetenz verschiebt. Jenseits ökonomischer Wertschöpfung regelt sich rechtlich bislang sehr wenig. Komplexe Datensätze sind unternehmerisches Kapital. Kostenlos frei verfügbare Datensätze sind meist niederkomplex und beruhen vielfach auf Ersatzteilproduktion oder sind wie die Philips-Tochter Shapeways, als on-demand-Plattform organisiert, bei dem die Datenproduzent*innen Tantiemen aus jedem Produktionsabruf erhalten.11 Die diesbezüglich geführte Debatte um Wissensbestand orientiert sich dabei bislang an den bibliothekarisch geläufigen Praxis des Bücheransammelns. Und machen im Zuge zunehmender Digitalisierung zwecks Zugänglichkeit auch gleichzeitig deutlich, dass die Originale damit nicht gesichert sind. Schon einmal einen Datenverlust erlitten?
Ich würde weiter gehen, es gibt auch Datenschwund, Austauschformate, variierende Produktionsanforderungen und Ausgabequalitäten. Der kleine Datensatz ist flink übertragbar und standardisiert sich an der Ausgabengröße auf dem Massenmarkt: also das Bild beispielsweise am Monitor. Früher musste man das noch ziemlich genau im Auge behalten, heute übernehmen das Plattformen und größere Übertragungsraten. Versucht man aber ein gefundenes Bild aus dem Netz auszudrucken, fällt mitunter auf, dass es ja nur aus farbigen Quadraten besteht: Pixel. Datengröße oder -aufbereitung (Vektordaten) ist also nicht angepasst an das Ausgabeverfahren. Farbunterschiede sind zudem möglich, denn der Bildschirm beruht auf RGB (additives, bestimmtes Lichtfarbraumsystem), der heimische Drucker auf CMYK (subtrahierendes, bestimmtes Farbauftragsystem). Ausgabeverfahren sind entweder additiv12 oder subtrahierend13 Verfahren und haben bestimmbare Qualitäten oder sind Systeme aus Bestimmtem.
Die Datenaustauschformate digitaler Medien stabilisierten sich zwar zunehmend, stehen aber immer zur Aushandlung. Der Bildschirm überwältigt dazu formatierende Austauschverhältnisse zu übersehen und vernutzt formale Absprachen. Erfüllt man technische Anforderungen, beinhaltet das noch keine ästhetischen Qualitäten. Unter binärer Einheit versammelt sich traditionelle Vielfalt – binär technisch vermittelt erscheint diese Bezugslosigkeit irgendwie natürlich: herrlich, dämlich.
Produktionsgebundene Datensatzdigitalisierung hat Qualitäten und ihnen muss cuntability eingeschrieben werden. Das Produktionsergebnis muss beschrieben werden in Form, Material, Produktionsmethode und Ausgabequalität sowie duldbare Qualitätsschwankungen. Die Produktion ist ein Aushandlungsverfahren. Ausgabegeräte haben Qualitäten, Bedingungen und Eigenheiten. Wer darauf eine Produktion ansteuert, sollte diese Materialisierungsspezifika kennen und beherrschen. Daraus folgt entweder viele angepasste Datensätze oder hoch komplex, generativ, algorithmisch angelegte Datensätze mit Parametereingabefeldern.14 Die Formulierung von Übersetzungsanforderungen nach produktionsspezifischen Eigenheiten steht in Abhängigkeit zur Konfigurierbarkeit der Daten zum Abschöpfen der vollen Ausgabenqualität.
Prinzipiell hat sich durch diese Entwicklungen aber die Möglichkeit ergeben – jenseits großer Industriekonzerne – auch kleinen Entwicklerteams Prototyping, Kleinserien, Reparaturteile zu ermöglichen und auch die Diskussion um Raumbildung zu differenzieren und eine Dezentralisierung von individualisierter Produktionstechnik in Gang zu setzten.15 Innovationstreiber ist neben technisch-militärischen Anwendungen aber im Besonderen die Medizintechnik, die zudem auch einen Qualitätsanspruch an die performative Leistung der ersten Prothese formuliert, die sich auch an sinnlichen Resonanzüberbrückungen von Körpereinschreibungen messen lassen muss.
Für Selbstentfaltung haben sich offene Werkstätten mit digitalen Produktionsmaschinen, z.B.  FabLabs,16 durchgesetzt, die 3D das machen, was 2D ein CopyShop bietet. Designer*innen können dort preisgünstig erste Prototypen materialisieren. Seit 2008 gibt es die Stiftungsgemeinschaft anstiftung (seit1973) & ertomis (seit 1982) und damit eine Institution, die das Thema DIY, urbanes Gärtnern und Reparatur zivilgesellschaftlich politisierend vorantreibt.
„Viele heute alltägliche Dinge gab es damals nicht: YouTube, Facebook, Twitter. Wir hatten damals noch nicht die Werkzeuge für Selbstorganisation in einem vernetzten Ausmaß. Die größte Veränderung war es, zu einem sozialen Netzwerk zu werden. […] Viele Leute denken, dass freie und offene Produkte nichts wert oder qualitativ minderwertig sind. Die größte Sorge ist immer noch: »Wie kann ich damit Geld verdienen? […] Bezüglich Produktion und Konsumption im Design hat es komplett andere Standpunkte. Open Design reagiert auf Fragen bezüglich sozialer und ökonomischer Aspekte, Herstellung, Distribution und geistigem Eigentum. Junge Leute verstehen, dass sich die Welt verändert hat – nicht nur aufgrund der Krise, sondern auch, weil sie wissen, dass Selbstorganisation über das Internet möglich geworden ist. Sie können selbst maßgeblich sein, Entscheidungen treffen und Gesetze ändern. Transparenz und Inklusion sind grundlegend für alle Bewegungen, die auf dieser Art von Netzwerk aufbauen.“17
1Qualitative Unterschiede, Professionalisierung, Anpassung der Berufsausübungen sowie Neuaufstellung von Institutionen und Organen folgten, besonders im Journalismus und der gesamten Medienbranche.
2Vgl. Andreas Reckwitz: Die Transformation der Sichtbarkeitsordnungen, auf: soziopolis 2015: bit.ly/1QI4dzE
3Am Beispiel von Essen zwischen Kulinarik und Ernährungswirtschaft habe ich das versucht 2013 in meinem Vortrag Essen – Form, Format, Gestaltung auf dem DGV-Kongress in Mainz aufzuzeigen.
4Vgl. hierzu auch das Kreativitätsdispositiv von Andreas Reckwitz:
5Plattformen wie Etsy oder DaWanda bieten überregionale Marktplätze für Waren aus Produktionspraktiken des Selbermachens. Zwar sind Shops schnell editiert, damit aber auch für jede*n leicht zugänglich und damit hoher Konkurrenz ausgesetzt. Die Produktionsweise bewegt sich zwischen Basteln, Heimarbeit, Kunst- oder Designhandwerk sowie kleinauflagigen Designeditionen. Die Produktästhetik resultiert aus persönlichen Fertigkeiten, finanziellen Investitionskapazitäten, materiellen Zugängen und der persönlichen Haltung zu Produkt und Produktionsweise. Eigene Blogs erhöhen die Sichtbarkeit und Selbstinszenierung. Die Produktästhetik kann dort um die Produktionsästhetik des Selbermachens erweitert und das Selbstbild mittels Lifestyle repräsentiert werden. Bildinszenierungen von Selbergemachtem werden zudem auf Portalen wie Pinterest oder Instagram oder tumblr selbst verschlagwortet und danach thematisch im System gebündelt und damit ästhetisch vergleichbar. Persönliche Kreativität und erlesenen Lifestyle in den Diskurs zu inszenieren, ist hier vorderstes Ziel. Geteilte Anerkennung wird an den Bildbewertungen ablesbar. Auf Plattformen verschwimmen berufliche, ökonomische, selbst-inszenierende, prekäre, bestätigende, aber auch zeitvertreibende oder tätigkeitsliebende Intentionen. In dieser Unschärfe tummeln sich auch Designer*innen mit unterschiedlichsten privaten oder beruflichen Absichten.
6Jean-Paul Sartre: Huis Clos.
7Siehe u.a. Florian Alexander Schmidt: Die Revolution wird nicht 3D gedruckt, 2012: bit.ly/1Wr6aEz
8Mehr dazu: dgtf.de/tagungen/tagung2013
9Empfehlenswert ist die Themenreihe 'digital fabrication' des Designmagazins Stylepark: bit.ly/20aYvLC
10designkritik.dk/last-exit-to-makerville
11shapeways.com
12Ein aktueller Überblick über additive Technologien: bit.ly/1Q5RRqB
13Hierzu zählen z.B. Schnittplotter, Laserschnitt, CNC-Fräsen, Wasserstrahlschneiden, CNC-Stanzen.
14Das Grasshopper-Plug-in für das, in Design und Architektur seit etwa zehn Jahren verbreitetste, kurvenbasierte Konstruktionsprogramm Rhino 3D. Mesh-basierte 3D-Konstruktionen wie Cinema 4D oder 3D-StudioMax hingegen sind punktbasiert, daher nicht skalierbar und für Visualisierungen und Animationen optimiert.
15„Eine Trennung in Entwurf, Datenspeicher, generative Anpassung und Produktionsstätten ist damit möglich. Was es mit geteilten Produktionsräumen auf sich hat, fasst die Einleitung zur 5. Ausgabe der Peerproduction in Kürze zusammen: Offene Werkstätten sind nicht neu. In Fab Labs geht es nicht im Technologien. Sharing passiert nicht. Hackerspaces sind nicht offen. Technologie ist nicht neutral. Hackerspaces lösen keine Probleme. Fab Labs sind nicht der Boden für Innovationen.“ Mit Repaircafés ergänze ich diese Aufzählung. Sie sind Anlaufstellen, um einer Konsumtaktung zu entkommen. In: The Journal of Peer Production, #5, 2014: bit.ly/1X4TTXu
16Der Hype um die 3D-Revolution begann 2004 mit dem Open-Source-Projekt RepRep, dass 2009 zu Makerbot firmiert wurde. Begleitend entstand die Plattform für Druckdatensätze: thingiverse.com. Seine günstigen Anschaffungskosten, mit Modellen unter 1000 Dollar, machten ihn als Einstiegsmodell so beliebt, wobei die verwendete Extrusionstechnologie eine verhältnismäßig große und materialstarke Qualität bietet. Vorstellen kann man sich, wie wenn eine auf zwei Achsen laufende Heißklebepistole Plastik in modellform wie am Schnürchen emporkackt und erfreut Fehldrucksammlungen – zumindest in den Anfangsjahren, ergiebig: twistedsifter.com/2013/08/when-3d-printing-goes-wrong
17In: Magdalena Reiter: Open Design — Wirtschaften mit freien Produkten, 2013, unter: bit.ly/1JEDreA [25.01.2016]
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wasichnochnie · 8 years
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In ihrem Video beantwortet Mirella, die selber Wirtschaftswissenschaften studiert hat, Fragen wie “Muss es Abitur?” sein oder “Bachelor oder Master?”.
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