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kunsthallebremen · 6 years
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Paula Becker & Otto Modersohn: Eine Künstlerbeziehung
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Nicht nur die Kunsthalle fragt sich derzeit What is Love?. Auch die Museen Böttcherstrasse widmen sich derzeit in einer Ausstellung anhand der Liebesbeziehung von Otto und Paula dieser Frage. Dabei geht es um ihre sehr moderne Ehe und die wechselseitige Beeinflussung der Künstler. Der Direktor der Museen Böttcherstrasse stellt die Beziehung im Folgenden kurz vor.
Ihr erstes Kennenlernen findet weder digital noch analog statt. Am Anfang steht ein Ausstellungsbesuch. In der Kunsthalle Bremen sieht die junge Paula Becker 1895 Werke von Otto Modersohn. Die Bilder interessieren sie „riesig“. Doch erst zwei Jahre später wird sie den Künstler in Worpswede, wenn auch zunächst nur flüchtig, persönlich kennenlernen. In ihrem Tagebuch erinnert sie sich an „etwas Langes in braunem Anzuge mit rötlichem Bart. Er hatte so etwas Weiches, Sympathisches in den Augen“ (Paula Modersohn-Becker, 24.07.1897). Ein reger Austausch beginnt. Nur ein Jahr nach dem Tod von Modersohn erster Frau heiratet Paula Becker den elf Jahre älteren, bereits erfolgreichen Otto Modersohn. Ein intensiver Briefwechsel und Tagebucheinträge dokumentieren das Glück der beiden, einen Partner gefunden zu haben, mit dem man sich auf einer Wellenlänge befindet, vor allem in künstlerischen Ansichten.
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Beide schreiben viel davon, wie ihre Liebe auch ihre Kunst beflügelt. Unter einen Stein in der Nähe von Paulas Atelier, der während der Verlobungszeit als geheimer Briefkasten dient, legt Otto im September des Jahres 1900 folgenden Brief an „An die Eine“ ab: „Kunst u. Liebe, das holdeste Geschwisterpaar in dieser Welt erleuchten mich, und ich hoffe, auch Dich, Liebste“. Darauf antwortet die angesprochene: „Wir haben uns ja die Hände gereicht, um nun mit vereinten Kräften feiner zu werden, denn wir sind ja noch lange nicht auf unserem Höhepunkt, ich noch laaange nicht und Du auch nicht, Lieber, Gott sei Dank. Denn wachsen ist ja das allerschönste auf dieser Erde“. Doch die Kunst ist nicht alles: „[…] Nun bitte ich Dich […] schreib mir mal einen wirklichen, rechten, echten Liebesbrief, hörst Du, Paula, ich sehne mich danach. Immer malen das hält man auch nicht aus. Und nun laß Dich umarmen Du liebstes Wesen und Dich mit heißen Küssen bedecken von Deinem Manne.“ (Brief Otto Modersohns an Paula Becker am 1.2.1901).
Es ist eine für die damalige Zeit moderne Ehe. Anstatt sich ausschließlich um den Haushalt oder Modersohns Tochter Elsbeth zu kümmern, kann die Malerin weiterhin ihrer Kunst nachgehen im, auch das eine Seltenheit, eigenen Atelier. Für jeweils mehrere Monate fährt sie allein nach Paris, um sich an Akademien weiterzubilden und in Museen und Galerien die moderne französische Malerei kennen zu lernen. Und auch wenn die Beziehung durch Höhen und Tiefen geht und sie sich zeitweilig von ihrem Mann trennen will, bleibt es doch eine außergewöhnliche Ehe auf Augenhöhe. „In der Grundanschauung verwandt – in den Äußerungen verschieden“, so bringt Otto Modersohn rückblickend diese für beide inspirierende Ehe, Liebes- und Künstlergeschichte auf den Punkt.
Vom 25. August 2018 bis zum 6. Januar 2018 zeigen die Sonderausstellung »Paula Becker & Otto Modersohn. Kunst und Leben« im Paula Modersohn-Becker Museum wie diese Beziehung ihr Leben und ihre Kunst beeinflusst hat.
PS: „Herbst im Moor“ war eines der 1895 in der Kunsthalle ausgestellten Bilder von Otto Modersohn, die Paula so „riesig“ gefielen… Das Werk ist als Leihgabe in der Ausstellung in den Museen Böttcherstrasse zu sehen.
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Abbildungen:
1) Otto und Paula Modersohn im Garten auf der Bank sitzend, um 1904, Foto: © Paula-Modersohn-Becker-Stiftung
2) Otto Modersohn: Herbst im Moor, 1895, Kunsthalle Bremen - Der Kunstverein in Bremen, Foto: Lars Lohrisch
3) Otto Modersohn: Paula Modersohn-Becker, im Garten malend, 1901, Foto: © Paula-Modersohn-Becker-Stiftung
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